Stratius [Strate], Antonius SJ

Stratius [Strate], Antonius SJ; Prokurator [1592-1636] Stratius[1] war Prokurator der Societas Jesu in Paderborn[2] und vertrat sie bei Kurfürst Ferdinand von Köln.

Schon 1626 hatten die Paderborner Jesuiten durch Stratius Ferdinand II. ersucht, als Entschädigung für die durch Christian von Braunschweig verursachten Schäden und Verluste Tilly oder Wallenstein zu befehlen, dass einer von beiden „nach gebürenden erlittnen schadens aestimation auß gemelte stifft- und länder reditibus, oder etwa mit etlicher confiscirten, oder geistlicher guetter einraumung, oder sonsten am besten sein wirdt, gemelten schadens erstattung sobaldt müglich auffs förderlichsts verschaffen wölle“.[3]

„Im Jahre 1630 durchstreiften staatische Truppen das Land, und da sie dabei wohl besonders Falkenhagen[4] heimgesucht hatten, scheinen die Jesuiten den lippischen Bauern und der Landesherrschaft die Schuld daran gegeben zu haben. Als nämlich Oberamtmann May [Mey; BW] gewisser Verhandlungen wegen zum kaiserlichen Generalkommissär v. Lerchenfeld geschickt wurde, traf er bei diesem vier Jesuiten, darunter den Pater Stratius aus Falkenhagen. Lerchenfeld deutete dem Oberamtmann an, daß das jüngst durchgezogene staatische Volk in der Gegend wohl Bescheid gewußt hätte, während den kaiserlichen Truppen bei ihren Märschen von den lippischen Bauern nicht die gewünschte Auskunft gegeben würde. ‚Man habe zum Kaiser kein gut Herz; man müßte etzliche kleine Fürsten und Grafen weisen, daß sie weder kalt noch warm wären, und sie also nötigen, daß sie dem Kaiser gehorchen müßten‘. … Pater Stratius ließ sich auch verlauten, daß ihnen ‚alles zumal, nichts ausbescheiden, zu Falkenhagen und im Kirchspiel zukomme, und bat, man möchte doch mit ihnen fein einig sein, versichernd, daß doch zwischen diesem und einem halben Jahr unzweifelig Einigkeit werden würde‘. Aus solchen Andeutungen läßt sich leicht erraten, welche Pläne und Hoffnungen die Jesuiten für die Zukunft hegten“.[5]

„Zunächst mußte Graf [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld, der, wie wir wissen, gegen Lippe sehr aufgebracht war, versöhnt werden. Beim Kurfürsten von Köln scheint besonders der Paderborner Domdechant Dietrich v. d. Recke gegen Lippe tätig gewesen zu sein, um bei dieser Gelegenheit für sein Stift etwas zu gewinnen. Man erfuhr durch einen kölnischen Rat v. Böninghausen,[6] der im geheimen für Lippe wirkte, daß einstmals ‚etliche fürnehme Herren in seiner Gegenwart die Landkarte für sich gehabt und unter einander discurriert, wie man das Stift Paderborn erweitern könne, darunter ein gut Teil der Grafschaft mit begriffen gewesen‘. Trotz dieser Intriguen nahm der Kurfürst schließlich die Mitteilung des Grafen Simon Ludwig, daß er den Frieden angenommen und und im Lande habe publizieren lassen, nicht nur ohne Widerspruch entgegen, sondern versprach auch, die Sache beim Kaiser zu befördern.

Dieser wurde von seinem Beichtvater, dem berühmten Jesuitenpater Lamormain, eifrig bearbeitet, daß die Falkenhagener Jesuiten, die von den Schweden und Hessen verjagt und von den lippischen Bauern ausgeplündert waren, wieder in den Besitz des ganzen Klosters eingesetzt und für ihre Verluste entschädigt werden sollten. Der schon früher erwähnte Pater Stratius, der die Jesuiten in Köln vertrat, zeigte dem Rat v. Böninghausen eine Schadenrechnung, nach welcher sich ihre Ansprüche auf 4 Tonnen Goldes beliefen. Wenn sie nun auch diese übertriebenen Forderungen nicht durchsetzten, so mußte ihnen doch wenigstens das ganze Kloster wieder eingeräumt werden“. [7]

[1] Vgl. SOMMERVOGEL, Bibliothèque Bd. 7, S. 1626f.

[2] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[3] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 455.

[4] Falkenhagen [LK Detmold]; HHSD III, S. 224f.

[5] STEGMANN, Lippe, S. 65f.

[6] Von 1629 bis 1644 war Moritz v. Büren katholischer Präsident des Reichskammergerichts. Das Amt, das eigentlich dem hohen Adel vorbehalten war, erlangte er durch Vorlage einer von seinem Vertrauten Balthasar v. Bönninghausen manipulierten Ahnentafel.

[7] STEGMANN, Lippe, S. 104.

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