Janßen von Utrecht [Uttert, Vittert], Jelis [Zelis]

Janßen von Utrecht [Uttert, Vittert], Jelis [Zelis]; Hauptmann [ – ] Jamßen von Utrecht stand 1635/36 als Hauptmann in den Diensten Alexanders II. von Velen und war Kommandant von Neuenhaus.[1]

„In einem Schreiben vom 22. August 1635 berichtete der Lizentmeister Jan Harmens Swarte aus Rheine[2] an die Heimgelassenen Räte in Münster,[3] der Obristleutnant de La Rivière habe Engelbert Lethmate als Lizentmeister ‚zum Nienhauß in der Graffschafft Bentheimb bei jungster Eroberungh‚ eingesetzt, zum Nachteil des Lizentkontors in Rheine. Dadurch komme es vor, daß der Lizent von den Kaufleuten doppelt erhoben werde. Mit Schreiben vom 17. September teilte Alexander von Velen mit, daß der Lizent weiterhin in Neuenhaus erhoben und zum Besten des Fürstbistums Münster entweder an den Lizentmeister in Rheine oder aber an die Pfennigkammer in Münster abgeführt werden solle. Mit dem Hinweis darauf, daß von Rheine aus der Lizent nur in einem Umkreis von 5 bis 6 Meilen erhoben werden könne, bat der Lizentmeister am 8. Oktober 1635 die Heimgelassenen Räte in Münster, das Lizentkontor in Neuenhaus zu belassen, damit der Lizent nicht verlorengehe, zumal ein reger Warenverkehr durch die Grafschaft stattfinde. Holz, Steine und andere Waren würden auf der Vechte transportiert, ebenso Güter auf den Straßen nach Lingen[4] und Osnabrück.[5] Wie es scheint, hatte seine Eingabe Erfolg. In einem Schreiben des Neuenhauser Kommandanten Jelis Janßen von Utrecht an den Drosten des Amtes von Bevergern[6] vom 8./18. Februar 1636 wird betont, durch das Lizentkontor in Neuenhaus entstehe jenem in Rheine kein Schade, da es nur die Paßzettel nach Zwolle[7] ausstelle.

Wann genau die Stadt Neuenhaus nun von den Kaiserlichen eingenommen wurde, ließ sich nicht feststellen. Da jedoch der kaiserliche Obristleutnant André de La Rivière aus Rheine an den Grafen vom 24.Mai 1635 für das in Rheine einquartierte Regiment innerhalb von zwei Tagen die Lieferung von ‚vorerst‘ 21 Fudern Heu und einem Wagen Hafer verlangte, steht zu vermuten, daß die Einnahme vor jenem Datum erfolgt sein dürfte. Am 5. Juli 1635 hatte sich einer der Bürgermeister der Stadt Neuenhaus in Begleitung des Amtmannes von Lage[8] nach Burgsteinfurt[9] begeben, um mit dem kaiserlichen Obristen von Westerholt wegen Erleichterung der Kontributionszahlungen zu verhandeln“.[10]

„Da die Grafschaft Bentheim bei den Kaiserlichen im Rückstand war, fand am 19. Juli 1636 in Burgsteinfurt eine ‚Liquidation‘ vor dem Obristen Freiherr von Ketteler, dem Velenschen Regimentsrezeptor Philipp Keekern und dem Regimentsquartiermeister Martin Eißner statt. Gefordert wurden im einzelnen:

für den Stab des Generalwachtmeisters Freiherr von Velen     1.424 Rtlr.

für die Kompanie des Rittmeisters Gottschalk                              698 Rtlr.

für die Kompanie des Rittmeisters Entrup                                    648 Rtlr.

für die Kompanie des Hauptmanns Jelis Janßen von Utrecht      548 Rtlr.

für die Kompanie des Hauptmanns Wendel                                 484 Rtlr.

für Warburg jetzt Bertremolli                                                         535 1/2 Rtlr.

Insgesamt                                                                                  4.337 1/2 Rtlr.

Der Hauptmann Jelis Janßen von Utrecht vom kaiserlichen Regiment von Velen war übrigens mit seiner Kompanie in Neuenhaus einquartiert und Kommandant der Stadt. Nach Auskunft des Neuenhauser Bürgerbuches hatte er sogar zusammen mit seiner Ehefrau und seinen Kindern im Jahre 1636 das Bürgerrecht erhalten. Dieses wurde auch dem in seiner Kompanie dienenden Leutnant Johann Wolters von Haltern[11] und dessen Ehefrau zuteil.

Durch einen Zufall ist sogar die Kompanieliste jenes Hauptmanns Jelis Janßen erhalten, die dieser eigenhändig unterschrieben und besiegelt an Alexander von Velen eingeschickt hatte.[12] Danch waren in Neuenhaus einquartiert:

1 Hauptmann (Jelis Janßen von Utrecht)

1 Leutnant (Johann Wolters von Haltern)

1 Fähnrich

1 Feldwebel

1 Capitain des armes (= Waffenmeister)

1 Gefreitenkorporal

3 Korporale

2 Tambours

2 Leibschützen

12 Gefreite

54 gemeine Knechte, d. h. einfache Soldaten

insgesamt also 79 Mann.

Zur Kompanie gehörten noch 1 Gefreiter und 8 Soldaten, die sich in Cloppenburg[13] aufhielten, sowie 5 Soldaten in Olfen[14] und 3 Kranke. Folglich umfaßte die gesamte Kompanie 96 Mann. Wie hoch die Zahl weiterer Personen – z. B. Frauen und Kinder gewesen sein mag, die mehr oder minder zum Gefolge der Kompanie gehörten, wird nicht erwähnt“.[15]

[1] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340; WOLF, Landsberg-Velen, S. 131, 152, 153.

[2] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.

[3] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[4] Lingen; HHSD II, S. 299f.

[5] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[6] Bevergern [LK Tecklenburg]; HHSD III, S. 71f.

[7] Zwolle [Prov. Oberijssel, Niederlande].

[8] Lage [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHS II, S. 278.

[9] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.

[10] STEINWASCHER, Krieg, S. 74.

[11] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.

[12] WOLF, Landsberg-Velen, S. 131, ferner S. 152, 153.

[13] Cloppenburg [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 100f.

[14] Olfen [Kr. Lüdinghausen]; HHSD III, S. 592f.

[15] STEINWASCHER, Krieg, S. 82f.

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