Wurmb [Wurm, Worm], Georg Ernst

Wurmb [Wurm, Worm], Georg Ernst; Obrist [24.08.1590 Nordhausen – 13.12.1645 Osrerode] Wurm, Erbgesessener auf Wolkramshausen,[1] war braunschweig-lüneburgischer Obristleutnant, Obrist und Statthalter des Stiftes Hildesheim.[2]

Von 1612 bis 1619 diente er als Fahnenjunker, dann als Korporal in der schwedischen Leibgarde, in der zeitgleich Johan Banér als Kornett diente. Er nahm an militärischen Einsätzen im Baltikum und in Russland teil und wechselte dann in ligistische Dienste und stand 1619 Fähnrich im Infanterieregiment des Jacob Baur von Eiseneck (Regiment des Fränkischen Kreises) unter Hauptmann Maximilian von Nebra. Von 1621 bis zum April 1623 war er Hauptmann im Regiment Georg Peter von Hirschberg (Regiment des Fürstbischofs von Bamberg und Würzburg, Johann Gottfried I. von Aschhausen, eines von zwei würzburgischen Regimentern), von 1626 bis 1627 Hauptmann einer Kompanie des Infanterieregiments von Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg und Obrist-Quartiermeister, von 1627 bis 1629 Rittmeister im Kürassierregiment des Herzogs Georg und von 1631bis 1634 Obristleutnant des Leibregiments zu Fuß des Herzogs Georg.

In einer zeitgenössischen Schrift heißt es: „So seynd S. HochEdl. Gestr. auß einem vhralten löblichen Adelichem Geschlechte entsprossen / vnd im Iahr Christi 1590. den 24. Augusti vff S. BartholomaeiTag / in der Keyserl. Freyen ReichßStadt Northausen[3] in diese Welt geboren worden. Der Vater ist gewesen der WolEdle / Gestrenge vnd Veste / Hanß Georg Wurmb / damals in gedachter Stadt Northausen wohnhafft. Die Mutter ist gewesen Fraw Barbara / geborne Wurmin von Rosenburgk[4] in der Graffschafft Barby. […] biß er nun besser zu mannbahren Iahren kommen / vnd in dem Kriegswesen für einen Mann zu bestehen / ihme getrawet / da er dann auß freyen Willen fur sich selbsten in das Königreich Schweden gereiset / vnd einen Anfang zur militz daselbsten gemacht / erstlich mit zweyen Pferden vnter Ihr. Königl. Mayest. Gustavi Adolphi glorwürdigsten Andenckens / [et]c. LeibGuardi / als eben dero Zeit der gewesene FeldMarschall / Herr Iohan Baner Ihr Mayest. Leib Cornet / vnd dieser seliger Herr Obrister FahnenIunker gewesen / geritten / biß nach Verfliessung dreyer Iahren er die Corporalschafft erlanget / vnd in Zeit solcher Bedienung aller Orten / wo sich der Schwedische Krieg domals hingestrecket / In Ruß / Finn- Lieff- vnd Lapland / auch in der Moscaw bey gedachter Königl. LeibGuardi biß in die 7. Iahr verblieben. Worbey ihme dann in vorgangenen occasionen mancher rauher Wind vnter die Augen gewehet / weil er sich allemal wie ein Cavallier (wie er dann dessen gut Zeugnüß vnd Nachruhm hat/) redlich praesentiret, vnd in solchen ProbIahren wol etwas erfahren / auch solcher Länder Beschaffenheit / vnd der Einwohner Sitten dermassen zu Gedechtnuß gefasset / daß bey fürfallenden discursen man sich darüber zu verwundern gehabt. Als er aber domals seiner Gelegenheit nach nicht länger in Schweden verbleiben mögen / vnd allergnädigst erlassen worden / ist er wiederumb glücklich herauß kommen. Er hat sich aber zu Hause nicht lange auffhalten / sondern vielmehr / weilen fast das gantze Römische Reich domals allbereit in vollem Kriege bestunde / sich anderweit vmbsehen / vnd welcher gestalt ihme das Glück favorisiren möchte / erfahren wollen. Ist derowegen im Iahr 1619. bey des hochlöblichen Franckischen Kraises wolbestalten Obrist. Herrn Iacob Bawers von Eyseneck [et]c. Regiment für einen Fendrich zu Fuß bestellet / vnd angenom[m]en worden / welche charge er vnter Herrn Hauptmann Maximilian von Nebra[5] zu Niedergebern[6] [et]c. vnterhabenden Compagnie bey zwantzig Monaten rühmlich vertreten / vnd ihme dadurch ein solche Renommé vnd Nahmen gemacht / daß / als die Stiffter Bamberg[7] vnd Würtzburg[8] eine anderweit Werbung angestellet / vnd nebst einem Regiment zu Roß / auch das Hirschbergische [Georg Peter von Hirschberg; BW] Regiment zu Fuß Anno 1621. gerichtet / der domals erwöhlete vnd regierende Bischoff zu Bamberg / Würtzburg vnd Hertzog zu Francken Herr Iohan Gottfried [et]c. von Aschhausen / eine solche affection auff ihn geworffen / daß (wie wol viel andere Hauptleute vorhanden vnd zur stelle gewesen / so vmb Compagnien angehalten) ihme doch eine Compagnie auffgetragen vnd anvertrawet worden. Welche er dann mit solchen tapffern vnd tüchtigen wolversuchten Soldaten gerichtet / vnd auff die Beine gebracht / daß dieselbe vor allen andern geliebet / gelobet / vnd an die vornembste Oerter / Pässe vnd Plätze gelegt worden. Nach deme dieses besagte löbliche Hischbergische Regiment in die 22. Monat bestanden / in wehrender solcher Zeit zimblich wol / vnd in vielen occasionen gebraucht / worbey dann der Hauptmann Wurmb iedesmals / weiln der Herr Obrister Hirschberg ihn sonderlich gerne neben vnd vmb sich leiden mögen sein devoir auch rühmlich spüren lassen / ist ihm endlich im Iahr Christi 1623. im Monat Aprili abgedancket / vnd die gesambte Soldatesque nebst ihren Paßborten / gebühr- vnd ehrlich contentiret worden.

Im folgenden 1624. Iare hat der Herr Obrister Hirschberg wiederumb auff Käyserliche Bestalltung vnd empfangene Patenta ein ander Regiment zu Fuß richten sollen / worzu er dann abermals den Hauptmann Wurmb zu sich nach Nürnberg[9] beschrieben / vnd ihme die charge eines Obristen Wachtmeisters vffgetragen / es seynd aber solche Werbungen zu keinem rechten effect kommen.

Anno 1626. hat der Durchläuchtige / Hochgeborne Fürst vnd Herr / Herr Georg / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg [et]c. Hochseliger vnd Christmilter Gedächtnüß / vnser gewesener gnädiger Fürst vn[d] Herr [et]c. zwey Regimenter / als eins zu Roß / vnd eins zu Fuß / in Ihr Käyserl. Mayest. devotion werben vnd richten lassen / da ist bey dem Regiment zu Fuß dieser vnser in Gott ruhender Herr Landdrost für einen Obristen Quartiermeister bestellet / vnd ihme daneben eine Compagnie zu Fuß vntergeben worden / welche er biß Anno 1627. commandiret, aber vff Hochged. S. F. G. gnädiges Begehren die Compagnie zu Fuß quitiret, vnd unter I. F. G. Regiment Kurassirer die Rittmeisterschafft nachgehends acceptiret, vnd derselben charge biß Annno 1629. obgelegen / da vmb Michaelis das Regiment neben andern mehrern von Käyserl. Mayest. in der VnterPfaltz abgedancket worden / worauff er sich wieder nach seinen Gütern begeben / allda aber wenige Zeit verblieben / sondern mehrentheils Hochged. S. F. G. zum Hertzberge[10] vnterthänig auffgewartet / weil er daselbst mit sonderlichen Gnaden iederzeit wol vnd gerne gelitten worden.

Hernechts als in An. 1631. der glorwürdigster König in Schweden vff den deutschen Boden / vnd ins Röm. Reich mit Sr. May. Armee gelandet / hat sich vnser sel. Herr Landdrost zu Sr. May. naher Erffurt[11] verfüget / deroselben vnterthänigst vffgewartet / welche ihn denn alßbald erkennet / vnd auß gnädigster Affection mit biß nach Würtzburg in Francken genommen / woselbst Ihre May. ihm / dem Herrn Obristen / das Stadthalter Ampt in gantz Francken praesentiret, welches aber er vnterthänigst recusiret, vn[d] sich dahin resolviret, den Krieg zu prosequiren vnd Ihr May. vnd seinem gnädigen Herrn darinnen zu folgen / der Hoffnung / Er I. May. darbey mehr Dienste / durch Gottes Gnade / als bey solchem Stadthalter Ampte praesentiren vnd leisten kön[n]te. Als aber hochged. I. F. Gn. Hertzog Georg zu Braunsch. vnd Lün. das Generalat über den hochlöblichen Niedersächsischen Kräiß vff sich nehmen / vnd dero behueff etliche Regimenter zu Roß vnd Fuß werben müssen / ist vnser in Gott ruhender seliger Herr Landdrost von mehr hochermeldter Sr. F. Gn. wieder mit zu rück / vnd in Ihre Dienste vnter dem LeibRegiment zu Fuß zum Obristen Leutenand genommen / vnd folgends drauff Anno 1634. zum Obristen über Sr. F. Gn. LeibRegiment zu Roß declariret, vnd vorgestellet worden / welches er biß Anno 1636. behalten / Aber im Außgang dieses Jahrs mit gnädiger Verwilligung Ihrer F. Gn. quitiret vnd verlassen / doch ist von Sr. F. Gn. er anderweit in Kriegs: Cammer: vnd andern geheimbten Sachen für einen Rath bestellet / Ihm auch hernacher das Cammerdirectorium gnädig vffgetragen worden / welches er zwar nicht gerne vff sich genommen / Iedoch aber endlich seinen Willen darein gegeben / vnd solche schwere / müheselige Expedition antretten müssen“.[12]

Der Osteroder[13] Chronist Wendt berichtet zu 1631: „Umb diese Zeit blocqvierte der General Banir [Banér; BW] die Stadt Magdeburg,[14] dieselbe Zu entsetzen, kam der Graff von Papenheimb mit etzlichen Compagn[yn] Reutern von Cöln,[15] samlete hin vnd wieder auß den guarnisonen in 7.000 Man, kam damit in den H[eiligen] Weihenachten bey Einbeck[16] an. Sein Vorhaben war nach Zur Zeit Verborgen und meinten die von Einbeck, es würde Jhnen gelten, hielten sich demnach in steter Bereitschafft Und schafften in der Christnacht wie auch an ChristTage bey die Hand, Was Zu Abschlagung eines Sturms nötig. Es hatte die Stadt Einbeck kurtz dabeVor sich verwiegert, von Ser[enissi]mo H[ertzog] Georgio Zu Br[aunschweig] vnd Lüneb[urg] den Obr[ist] Leutnant Wurmb Und Capitain Dieterich von Ehlen einZunehmen, darumb dan dieselbe das Qvartier in Osteroda genommen. Diese, nachdem das Geschrey nach Osteroda kommen, ob solten Reuter und FußVolck aus Göttingen[17] ankommen sein, Haben Sie an dem H[eiligen] ChristTage an den Rath Zu Osteroda begehret, sich Zu resolvieren, Ob Sie bleiben oder weichen solten. Und auff den Fall der Rath begehret, daß Sie bleiben solten, Ob alßdan auch die Bürgerschafft bey sie stehen und fechten wolten. Alß aber der Rath sich darauff resolviret, daß so viel die erste Frage betreffen thäte, Sie keine Macht hetten, Jhnen uff einem oder andern Fall ordre Zuertheilen, So wehre auch die Stadt Osteroda also nicht beschaffen, daß man sich vor eine Ziemliche Macht drauß wehren könte. Könten auch wegen der Bürgerschafft Sie des Begehreten nicht versichern, demnach seind Sie des Dienstages in den H[eiligen] Weihenachten außgeZogen“.[18]

Der Hildesheimer[19] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 6./16.3.1632: „Herzog Jörgen von Lüneburg angehende Armee unter Obrist H. Christoff von Wetberg und über die Cavallerie, und Obrist Friedrich von Merrettig und Obristleutnand Ernst Wurms, Obrist Wachtmeister Peter Weeber über Infanterie kom̃en und brennen das Haus Stewrwald[20] umb Nachmittag“.[21]

Die Hannover’sche[22] Chronik hält fest: „Den 18. [28.; BW] Martii [1632; BW] ist des Obristen Worms Lüneb. Regimente bey Burgtorf[23] geschlagen von den Papenheimischen Reutern, so beym Steuerwalde ungehindert übergesetzet.[24] Von 1634 bis 1636 war er Obrist des Leibregiments zu Roß von Herzog Georg zu Braunschweig u. Lüneburg

Dr. Jordan notiert am 6./16.6.1635: „Kurz vor dieser Zeit wird der Obrist Georg Ernst Wurmb hiesiges Stifts Statthalter anstatt Heinrichs von Dannenbergk, welcher resignirt“.[25]

Am 14.10.1638 heiratete er die Witwe Agnes Clammer, geb. von der Schulenberg. Die Ehe blieb kinderlos.

1641 war er Hauptmann von Burgdorf und übernahm 1645 das Amt als Rat und Landdrost von Grubenhagen.[26]

Ein der Leichenpredigt beigegebenes Gedicht bilanziert:

„Krieg ist kein Kartenspiel: Krieg ist kein Hasen jagen:

Wurm hat in seinem Krieg gar manche liebe Nacht

Mit sorgen oh[n]e Ruh’ im Felde zugebracht.

Was ist doch ein Soldat? Bald muß er Wasser trincken:

Wie kan[n] er denn im Sturm den Degen lassen blincken?

Das Wasser auß dem Brunn gibt Wasserreiches Blut;

Der süsse RebenSafft macht einen HeldenMuth.

Bald muß er auff der Erd im nassen Sande sitzen:

Jetzt wird der Himmel schwartz / vnd fähet an zu blitzen /

Vnd donnert auff ihn zu: Bald hagelt noch dabey

Der Feind von seinem Wall mit Steinen vnd mit Bley.

Er muß hinauß ins Feld solt’ es Spitzbarten schneyen:

Vnd solt’ auch gleich die Lufft nur lauter Steine speyen /

So muß er dennoch fort: der Todt li[e]gt alle Nacht

An seiner Seiten her / vnd helt mit ihm die Wacht.

Ein offtgeflickter Arm: ein Pflaster auff der Nasen:

Ein vngesunder Leib vom Wasser auffgeblasen:

Das ist der KriegerLohn: vnd dann ein höltzern Bein /

Darzu gehöret noch das Podagra / der Stein:

Diß Joch must vnser Wurmb an seinem Halse tragen:

Er muste sich darmit biß in die Grube plagen.“[27]

[1] Wolkramshausen [LK Nordhausen].

[2] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[3] Nordhausen [Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 305ff.

[4] Groß Rosenburg und Klein Rosenburg, heute Ortsteile von Barby [Salzlandkreis].

[5] Nebra [Burgenlandkreis].

[6] Niedergebra [LK Nordhausen].

[7] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[8] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[9] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[10] Herzberg [Kr. Osterode]; HHSD II, S. 225f.

[11] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[12] BERGIUS, Verorum Christianorum Gloria. Den Hinweis auf diese Schrift und die biographischen Details verdanke ich Herrn Uwe Volz.

[13] Osterode; HHSD II, S. 370ff.

[14] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[15] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[16] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.

[17] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[18] WENDT, Geschichte, S. 417f. (a. St.).

[19] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[20] Steuerwald [Kr. Hildesheim]; HHSD II, S. 443.

[21] SCHLOTTER, Acta, S. 40.

[22] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[23] Burgdorf; HHSD II, S. 85f.

[24] JÜRGENS, Chronik, S. 499.

[25] SCHLOTTER, Acta, S. 219.

[26] Grubenhagen [b. Rotenkirchen, Kr. Einbeck]; HHSD II, S. 188f.

[27] BERGIUS, Verorum Christianorum Gloria.

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