Weyden, N

Weyden, N; Rittmeister [ – ] Weyden stand 1642 als Rittmeister in kursächsischen Diensten und war bei der Verteidigung Leipzigs[1] eingesetzt.

Nach der Schlacht bei Breitenfeld[2] zogen die Schweden wieder auf das kaiserlich besetzte Leipzig. „Eine besondere Geschichte weiß eine Flugschrift zu erzählen: ‚bey begebene Scharmützel hätten sich / wie vnterschiedliche Officirer berichten / viel Burger vnd Studenten auß Leiptzig / dem Spiel zuzusehen / gelüsten lassen / vnnd sich an die Keyserl. Patagle begeben / als aber die Keys, gewichen / solches meistens im stich blieben / vnd nidergemacht worden / darunter manchen reichen Manns Kind gewesen / vnd theils hätten etliche tausend Gulden für jhr Leben zu geben gebotten / aber nicht erhalten / sondern zur Antwort bekomen / warumb sie nicht zu Hause geblieben / vnd jhrer Handthierung abgewartet ?’

Ob sich der Vorfall wirklich, und wenn schon, ob er sich dann so blutig abgespielt hat, ist nicht erwiesen. Bei der ausgeprägten Neugierde der Leipziger wäre es allerdings nicht ausgeschlossen, daß sie, um ‚dabei zu sein’ dies Schildbürgerstückchen verübt hätten. In der Stadt herrschte übrigens am 23. morgens großer Jubel. Früh wurde sogar ein Tedeum in St. Thomas gesungen, ‚allein diese Freude wurde uns gar bald gestöhret / denn da wir frühe aus der Kirchen kahmen / wurden wir viele bleßirte Keyserliche Soldaten gewahr / die uns traurige Botschafft brachten / daß bey Breitenfeld eine blutige Schlacht angegangen / darinnen die vnsrigen den kurtzen gezogen’.

Im ganzen flüchteten sich 340 Kaiserliche in die Stadt, die in zwei Abteilungen beim Verteidigungsdienste mithelfen sollten, nämlich unter Rittmeister Weyden und 200 Fußknechte unter Hauptmann Kilian Burgkhardt. ‚Wan aber sich ein wenig gefahr ereignete, vnd in sonderheit wenn Sie vff dem Schloße wachen musten, verliessen Sie die Posten, vnd versteckten sich hin- und wieder, Inmaßen der Obriste Leutenant Drandorff [Christoph v. Trandorf; BW] selbsten erfahren, mein Obrister Wachtmeister auch die Außreißer vielmahls mit dem  Degen wieder zusammen treiben müßen, In Ihren Quartieren vnd sonsten in gemein, haben Sie vorgeben, das Sie bey angehenden Sturm nicht die Letzten seyn wollten, in der Stadt plündern zu helffen’.

Eine sehr wirksame Unterstützung war das also nicht. Leipzig hielt sich trotz schwerer Beschießung noch bis zum 26. November. Dann schlossen die beiden Befehlshaber – von Schleinitz für die Stadtbesatzung, Christoph von Drandorff für die Burg – Akkorde auf freien Abzug und überließen die Stadt samt den kaiserlichen Soldaten den Schweden. Die sehr eigentümlichen Akkordverhandlungen zu behandeln, ist hier nicht der Ort. Soviel sei vom Ergebnisse einer anderen auf Aktenforschung beruhenden Arbeit mitgeteilt: nicht die beiden Befehlshaber waren Verräter, sondern wiederum war der Rat der schuldige Teil, der die militärischen Führer solange verärgerte, daß sie endlich des Spieles müde wurden und dann allerdings pflichtwidrig handelten. Beide starben in Haft, ehe ihr Fall zu Ende verhandelt worden war.

Den eigentlichen Grund für Leipzigs Fall nennt aber sehr richtig die Flugschrift 1642: ‚vnd ist die verlohrene Schlacht recht vrsach gewesen / daß Leiptzig vbergeben müssen / dann die Schwedischen solche mit vielfältigen schiessen bekommen / vnnd vor der Schlacht gar wenig grobe Stücke gehabt / vnd die andern wormit er Leipzig bezwungen / von den Keyserlichen erobert’“.[3]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Nach dieser herrlichen erhalten blutigen Victori haben die Schweden der Stadt / weil sie sich nunmehr keines fernern Entsatzes zugetrösten / mit allem Ernst / mit Canoniren vnnd anderen Hostilitäten zugesetzet / vnd weil die Belägerten den Schweden zuvor nichts als Kraut und Loth zu willlen gewesen / haben sie / nach dem sie den Ernst / als canoniren / miniren vnd Fewer einwerffen / mit ihrem Schaden verspüret / sich eines andern bedacht / ihre zuvor gehabte Meynung in etwas sincken lassen / etliche von der Vniversität vnd Rath zu den Schwedischen hinauß gesandt / sich mit denselbigen in leidliche vnd gütliche Handlungen einzulassen / welches aber ohne Frucht abgangen / vnd vnverrichter sachen sich wiederumb zurück begeben müssen.

Da nun aber gar die extrema vorhanden / (ob wohl Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit dero sie alles vnd den Zustand der Stadt in Vnterthänigkeit kund gethan / zur Standhafftigkeit / ihren Eyd zu bedencken / vnd sich biß auff den letzten Mann zu wehren / ernstlich ermahnet worden / die Schweden Minen springen lassen / vnd dem Schloß vnd Stadt mit vnauffhörlichem Canoniren / vnd Fewer einwerffen mit allem Ernst zugesetzt / daß die beyde Herrn Commendanten / [Joachim v.; BW] Schleinitz vnd Trandorff sich nicht länger halten können / nach dem über die 20000. schüß in die Stadt / vnnd 88. mit vierzehen halben Carthaunen in das Schloß geschehen / haben sie nothtrünglich mit den Schwedischen accordiren / vnd den acht vnd zwantzigsten Novemb. Schloß vnd Stadt übergeben / vnd verlassen müssen.

Solcher Accord / übergebung des Schlosses / der Stadt / vnd abziehung / welches alles ohne Vorwissen des Raths vnd Bürgerschafft geschehen / hat beym Rath vnnd Bürgerschafft wegen der Plünderung / weiln auch den andern Tag nach übergebung sechszehen Fähnlein Volcks in die Stadt kommen / überauß grossen Schrecken verursacht / deßwegen der Rath wegen der Stadt vnnd Bürgerschafft mit dem Herrn General accordiren / vnnd (wie man schreibt) eine Tonnen Goldes / dreissig tausend Thaler / vnd eine zimliche Vielheit an Tuch erlegen müssen: Ist also die schöne berühmte Statt Leipzig nach grosser außgestandener Belägerung / ängstigung / vnnd jämmerlicher verderbung / vnd nach gethanem tapfferem Wiederstand / nach dem sie zum offtermahl so wol von Keyserischen / Schwedischen als Sächsischen erobert worden / abermals in der Schweden gewalt kommen.[4]

Vmb diese zeit seynd beyde gewesene Befehlshaber in der Vestung Pleussenburg vnnd Stadt Leipzig / nemlich General Commissarius Joachimus Schleinitz / vnd der von Trandorff sampt ihrer Bagage / drei Compagny zu Fuß vnd 1. zu Pferde bey der Stadt Dreßden[5] angelanget / denen Ihre Churf. Durchl. entgegen geritten / vnd sie / bevorab den General Schleinitz / welcher auch im einzug in Dreßden von der Bürgerschafft viel höhnischer Nachreden einnehmen müssen / mit harten Wortten vnd verweiß empfangen“.[6]

W. E. von Lobkowitz berichtete am 17.12.1643 aus Prag dem Reichshofrat Dr. Justus von Gebhardt und entschuldigte sich für die schlechten Informationen, die er ihm über Leipzig erteilt habe, Colloredo habe ihn dazu verführt. Verhängnisvoll habe sich der von Schleinitz und Trandorf schlecht abgeschlossene Akkord ausgewirkt, beide seien beim Kurfürsten in Ungnade gefallen und angeblich im Gefängnis.[7]

[1] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[2] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[3] RUDERT, Kämpfe, S. 152.

[4] WASSENBERG, Florus, S. 499f.

[5] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[6] WASSENBERG, Florus, S. 502f.

[7] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1370.

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