Uslar, Friedrich Moritz von

Uslar, Friedrich Moritz von; Obristleutnant, Obrist  [11.8.1598–13. oder 18.2.1632] Uslar, der Bruder des Thilo Albrecht und des Georg von Uslar, hatte als einfacher Reiter Kriegsdienste genommen. Er stand 1626 noch als „wolfenbüttelscher“ Rittmeister in dänischen Diensten und war in Göttingen bis zur Übergabe der Stadt an Tilly stationiert. Später stand er als Obrist in schwedischen Diensten.

Sein Biograph Specht schreibt 1636: „DEr dritte hinterlassene Sohn / Herren Obristen Hans Ernst von Vßlar / hat geheissen Friederich Moritz von Ußlar. Derselbe ist im Jahr Christi 1598. am 11. Tage Augusti gebohren worden. Von seinen Eltern ist er zugleich den andern Brüdern / in seiner Jugendt wolerzogen / auch angehalten von den Praeceptoribus etwas zu lernen: Er hat auch damit einen guten Anfang gemacht. Weilln er aber alßbald in der blüenden Jugendt sich herauß gelassen hat / daß er mehr zu allerhandt Adelichen Ritterspielen vnd Waffen / den[n] zu den Büchern vnd der strengen Schull disciplin, Lust hatte / hat sein Herr Vater der Obrister ihn zu sich auß der Schule genommen / vnd in fürfallenden Occasionen seinem alter gemäß gebrauchet / auch in weniger Zeit ihn so weit gebracht / daß man gute Hoffnung von ihm geschöpffet / er würde gewiß kein geringer Mann werden / welches denn auch gewiß war worden / vnd noch mehr hette war werden können / wenn Er nur das [Ende S. 169] Leben noch etliche wenige Zeit hette behalten mögen.

Anno 1618. im 20. Jahr seines alters / als der Obern Cräyß Fürsten vnd Stände / ihrer gemachten Vnion nach / in eine Kriegsverfassung sich begaben / hat er vnter Friderich Wilhelm von Vietzthumb sich zum erstenmahl in öffentliche KriegsBestallung begeben / vnd anfangs zwar für einen blossen Reuter sich vnterhalten lassen:

Aber bald darauff / wie man sein frewdig vnd vnverzagtes Gemüth vermercket / ist er für einen Corporal bestellet worden.

Anno 1620. Ist er von Hertzog Wilhelms zu Sachsen Weymar / Fürstlicher Gnaden / als dieselbe auff dem Königlichem Schlosse Prage / sich eine Zeitlang auffgehalten / für einen Auffwarter angenommen / da er den[n] Ihrer Fürstlich. Gnaden also getrewlich gedienet / das folgende 1621. Jahr / Ihr Fürstl. Gnaden / Hochgedacht / ihn für ihr Leib Compagnie zum Capitain Lieutenant vorgestellet / vnd geordnet haben / welchem Officio Er ein Jahrlang also obgelegen / vnd mit solchem fleiß es bedienet / das Ihr Fürstl. Gnaden / vnd alle die ihn sonst gekennet / hieran ein sonderbahren gefallen getragen haben. Darumb auch zu mehren seinen Ehren / im folgenden 1622. Jahr / Ihr Fürstlichen Gnaden Ihm eine [Ende S. 170] eygene Compagnie zu Werben gnädig befohlen / vnd ihn darüber zum Rittmeister bestellet haben.

Als er sich nun am allerbesten befliesse / seine Compagnie eyligst auff die Beine zu bringen / hat ein sonderbahr Vnglück ihn hiervon wieder seinen Willen mercklich verhindert / den[n] bey wehrender Werbung vnd dazu gehörigem herumb ziehen / ist er zu Natzungen[1] im Stifft Paderborn von Crabaten gefangen / vnd also seine Werbung mercklich verhindert worden.

In solchem seinem Gefängnis / ist er lange Zeit geblieben / biß endlich Herrn Hertzog Christians zu Braunschweig vnd Lüneburg Fürstli. Gnaden / auß sonderbahrer gegen ihm gefaster gnädiger affection ihn darauß rantioniret.

Auff erlangete Erledigung / hat nun Herr Rittmeister sich wie einm Cavallier gebühret / allemahl frisch vnd tapffer erwiesen / daß jederman seine lust daran gesehen.

Als vorgedachten Herrn Hertzogen Christians zu Braunschweig vnd Lüneburg / Fürstlicher Gnaden / mit den Ligistischen bey Höchst am Meyn[2] / im selbigen Jahre ein hartes Treffen thate / ist Herr Rittmeister damahl mit dabey gewesen / hat auch allen fleiß anwenden helffen / wie dem Edlen Printzen seine für ihn außgelegte rencon [Ende S. 171] erstattet werden möchte. Aber das Vnglück hat für das mahl das fürnehmen vberwunden. Doch ist Herr Rittmeister Friederich Moritz von Vßlar / durch Gottes Gnade lebendig vnd vnversehret auß solcher Gefahr errettet worden / hat auch wenige Zeit hernach seinen Ehrlichen Abschiedt / wie noch in Originali zuersehen / bekommen.

Anno 1624. am 31. Tage Augusti seines alters im 26. Jahr / hat er sich in den heiligen Ehestandt begeben / vnd sich verheyratet mit Jungfrawen Anna Cordula von Hardenberg / vnd mit derselben bey 7. Jahren eine Christliche wolgerahtene Ehe gepflogen / vnd sich sehr wol mit seiner Haußfrawen vertragen.

Es hat auch GOTT der Allmächtige solche Ehe / mit Kindern in kurtzer zeit wol vnd reichlich gesegnet / In dem er innerhalb 7. Jahren / auch 7. Kinder / nemblich 6. Töchter vnd einen Sohn ihnen bescheret hat.

Von den Töchtern sein fünff früezeitig in der Kindheit verstorben / vnd ist nur vbrig eine Tochter vnd ein Sohn / von welchem am ende des Capittels gesaget wird.

Es hat aber der Allmächtige GOtt solche Ehe in kurtzer Zeit hinwieder zurissen / vnd am 18. Tage Maij, des 1631. Jahres / die Frawen nach [Ende S. 172] kurtz vorher gangenen Geburt ihres einigen vnd noch lebenden Söhnleins / zu Alten Stättin[3] in Pommern / durch ein hitziges Fieber sanfft vnd selig auß dieser Welt zu sich in sein Reich abgefordert hat.

Anno 1626. Als vor Hochgedachten Herrn Hertzogs Christians Fürstlicher Gnaden / zu behueff der Königlichen Dänischen Armèe etliche Regimenter Werben liessen / ist vnter dem löbli[chen] Rheingräfflichen Regiment, Friederich Moritz von Vßlar aber eins zum Rittmeister bestellet worden.

Auch hat er in weniger zeit 2. gantze Compagnien geworben / den[n] die Soldaten ihn häuffig zugelauffen / vnd viel von ihm gehalten. Mit solchen seinen Völckern hat er auch seine Dienste offtmals so gethan / daß niemandt leichtlich sagen wird / es habe ihm für den Augen geschimmert.

Absonderlich als im selbigem Jahr / die Stadt Göttingen[4] von der ganzen Tillischen Armèe 2. Monatlang hart Belagert wurde / hat Herr Rittmeister Friederich Moritz von Vßlar / mit seiner darein liegenden einer Compagnie sich so Rittermässig vndt tapffer gehalten[5] / daß Er mit vielem außfallen vnd beschedigung der Feinde so viel außgerichtet / gleich als ob vnterschiedene viel Compagnien zu Pferdt darinnen wehren gewesen. [Ende S. 173]

Als am 17. Augusti desselben Jahres das Feldtreffen zwischen Königlicher Majestätt zu Dennemarck vnd General Lieutenant Tylli nahe bey dem Ampthause vnd Dorff Lutter[6] vorgienge / ist Friederich Moritz von Vßlar / sampt seiner Compagnien auch dabey gewesen / hat auch dem allgemeinen Zeugniß nach / Ritterlich gefochten / aber daß Glück war aber eins Contrarij, vnd musten die Dänischen das Feldt quitiren.

Nach verlorner Schlacht ist Ihr Königliche Majestätt er doch immerfort getrewe geblieben / vnd gefolget / wo ihre Majestätt sich hin begeben haben.

Darumb auch Anno 1627. Er zum OberWachtmeister vor Wolgedachtem Regiments, ist bestellet worden.

Als aber hernach zwichen dem Röm: Käyser vnd Königl. Majestätt auß Dennemarck der Friede beliebet / angenommen vnd bestättiget wurde / hat Herr Obrister Wachtmeister Friederich Moritz von Vßlar / sich in Schweden begeben / zu Dienst dem Weyland / Durchleuchtigsten vnd Großmächtigsten Fürsten vnd Herrn / Herrn Gustapho Adolpho, der Schweden / Gothen vnd Wenden König [etc.] Vnd ist von Ihr Maj. er wol empfangen / auch die gantze Lebenszeit in [Ende S. 174] hohem wert gehalten worden. Anfangs ist von Ihr Königl. Majestätt er zum Obristen Lieutenant vber I. Majest. Leib Regiment zu Pferdt / so damals Herr Graff von Tort[7] geführet / angenommen / hat auch bey solchem Officio sich dermassen erwiesen / das er Ehre davon gehabt vnd behalten hat.

Absonderlich als im gedachten Jahr / Ihr Königl. Majest. zu Schweden bey Marienburg[8] / gegen die Polonische Armèe vnd dero vom Obristen Arnheimb [Arnim; BW] zugeführete Regimenter, zu Felde lage / vnd es an treffen gienge / in welchem wegen mangel des Volcks / die Schwedischen sich zu rück begeben musten / hat Herr Obr. Friederich Moritz von Vßlar / mit offtmaligem ansetzen seines Regiments, die Furie der Feinde so lange helffen auffhalten / daß dermals sehr geängstigter König sampt den seinigen sich ohne sonderbaren Schaden salviren können.

Sonst auch in dem gantzen Schwedischen Kriege gegen die Cron Polen / hat er biß zum ende vnd gemachten Stillstand / sich allemal tapffer vnd vnverzagt gehalten / wie einem solchem Cavallier das eygnet vnd geziemet.

Anno 1630. Als nach beygelegtem Polonischem Kriege Ihr Königl. Majestätt von Schweden sich auff den Teutschen Reichsbode[n] begaben / [Ende S. 175] ihre revange gegen den Röm. Käyser / wegen des / daß er den Polen Volck zugeschicket hatte / zu suchen vnd den Hochbedrengten Evangelischen Teutschen Fürsten vnd Landen bey zu springen / ist Friederich Moritz von Vßlar / zu gleich mit herbey kommen / vnd in allen fürfallenden Occasionen als bey einem / der Insulen Rüge[9] / Vsedom[10] / der festen oder Pässe Gartz[11] / Greiffenhagen[12] / Franckfurt[13] / vnd ander dergleichen örter / auch vertreibung der Feinde auß Pommern / Mechelburg / MarckBrandenburg / vnd derselben Nachbarschafft sich allemal tapffer vnd zuforderst mit finden vnd gebrauchen lassen. Insonderheit als am 7. Septemb. des 1631. Jahrs / die Schwedische mit den Ligist. bey Leiptzig[14] ein ansehentlich angelegenes Feldtreffen thaten / hat Friederich Moritz von Vßlar / mit seinen ihm anbefohlenen Trouppen / dem Feinde grossen Abbruch gethan / vnterschiedene Standar[t; BW]en eröbert / vnd sich / kürtzlich zu sagen / also verhalten / das alßbald darauff vor Halle[15] in Sachsen / im offenen Feld / von Ihr Königl. Maj. Er für einen Obristen erkläret / fürgestellet / vnd bestetiget ist / welches ihm den[n] in seinem noch zimblichen jungen alter eine grosse Ehre gegeben hat.

Daß er auch solche Charge nicht vnwürdig bedienete / hat er hernach in Eröberung des Fran[Ende S. 176]ckenlandes / vnd dero darein gelegenen fästen örter / auch einnehmung der Rheinpässe / absonderlich der Ertzbischöfflichen Stadt vnd Vestung Mäintz[16] / wobey er seinen fleiß nicht gesparet / gnugsam vnd Sonnenklar erwiesen. Darumb auch I. Königl. Majestätt ihn sonderlich Lieb gewonnen / ihm vor andern viel anvertrawet / welches er den[n] allemal glücklich vnd wolverrichtet. Als auch Ihr Majestätt hernach von seinem früezeitigem Tode sein berichtet worden / sollen sie denselben hochbeklaget / vnd wie warhafftiglich berichtet wird / mit Thränen beweinet haben.

Im anfang des 1632. Jahres / nach Eroberung der Stad Mäintz / hat von Königl. Majest. zu Schweden / Herr Obriester Friederich Moritz von Vßlar / vrlaub gebeten / ihm zu vergünnen / daß er seine S. verstorbene Hertzlichste Haußfrawen zu Stettin möchte begraben lassen / wozu wiewol sehr schwerlich Ihr Majest. hochgedacht / ihm 6. Wochen gnädigst erlaubet. Zu solchem behueff hat er sich nach Stettin verfüget / vnd in selbiger Stadt Kirchen einen eigen Ort zum Begräbniß seiner S. Haußfrawen erkauffet / vnd sie daselbst Ehrlich vnd Adelich zur Erden bestatten lassen. Nach vollendeter Begräbniß hat er hinwieder zu rücke nach der Königl. Armèe vnd seinem Regiment geeylet / auff daß er seine / dem [Ende S. 177] tapffern Könige gethane Zusage redlich halten / vnd innerhalb berürten 6. Wochen / wieder seinen platz vertreten köndte. Es Ist ihm aber vnterwege[s] ohnlängst von der Stadt Braunschweig[17] ein hitziges Fleckfieber[18] angestossen / also daß er sich in jetz benante Stadt begeben / vnd der Cur abwarten müssen. Es hat aber vnangesehen allen angewanten fleiß vnd vngesparten kosten / die Kranckheit also vberhandt genommen / daß er folgenden 13. Februarij[19] morgens vmb 4. Vhr Gotte seinen Geist sanfft vnd selig aufgeopffert vnd diese Welt gesegnet hat / Seines alters von 35. Jahren vnd 26. Wochen / vnd also im 36. Jahr / welches annus Climactericus novenarius,[20] vnd dahero auch fast gefehrlich ist“.[21]

Sein Infanterie-Regiment wurde nach seinem Tod von Christoph von Baden-Durlach [6.3.1603-30.4.1632 vor Ingolstadt gefallen] kommandiert.

[1] Natzungen, heute Stadtteil von Borgentreich [LK Höxter].

[2] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.

[3] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[4] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[5] Vgl. LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 114; BILLERBECK, Geschichte, S. 304.

[6] Lutter am Barenberge [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 315f.

[7] Tott, Åke Henriksson [1598-1640].

[8] Marienburg [Malbork, Kr. Marienburg]; HHSPr, S. 128ff.

[9] Rügen [Meclenburg-Vorpommern].

[10] Usedom [Kr. Usedom-Wollin]; HHSD XII, S. 309f.

[11] Garz [Kr. Usedom-Wollin]; HHSD XII, S. 188.

[12] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD XII, S. 193f.

[13] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[14] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[15] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[16] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[17] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[18] Fleckfieber: auch „Läusefieber“, „Läusefleckfieber“, oder „Faulfieber“ genannt, ist eine Infektion mit Mikroorganismen der Gattung Rickettsien (Rickettsia prowazekii), die durch Läuse, Milben, Zecken oder Flöhe übertragen wird. [wikipedia]

[19] Bei POTEN, Friedrich Moritz v. Uslar, S. 381, am 18.2.

[20] müsste eigentlich heißen: annus climacterius numerus; vgl. EICHHORN,Medicinisches Correspondenz-Blatt Nr. 1, S. 13.

 

[21] SPECHT, Stambuch, S. 169ff. Der Hinweis auf diese Publikation ist Herrn Uwe Volz zu verdanken.

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