Tott [Todt, Tod, Ackentodt], Åke Henriksson [Achatius]

Tott [Todt, Tod, Ackentodt], Åke Henriksson [Achatius]; Oberfehlshaber [4.6.1598 Gerknäs im Kirchspiel Lojo (Finnland)-15.7.1640 Lavila beim heutigen Turku]

Tott, der Sohn von Henrik Klasson Tott und Sigrid Eriksdotter Vasa, einer Tochter Eriks XIV., diente 1613 als Freiwilliger im Krieg Schwedens gegen Russland. 1617 nach dem Friedensschluss begann er eine fünfjährigen Bildungsreise ins Ausland. 1623 wurde er Kammerherr bei Gustav II. Adolf. Er wurde Obristleutnant der finnischen Reiterei. Der Schweriner[1] Dompropst und Ratzeburger[2] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium unter 1627: „18. Julii hatt der König zue Sweden die Danzker Schanze[3] in Wenden[4] einbekommen vnd sindt darin 18 eiserne, 4 metallene Stücke, sampt 30 Tonnen Pulvers vnd 60 000 Musketen Kugeln erobert vnd hatt der Obriste Ako Tott, Finnus, mit 2 Cornet Pferden den obristen Befehl, den polnischen Feldherrn König Polzky,[5] welcher 13 Cornet Kosacken, 2 Cornet Husaren vnd ein Cornet Dragoner bei sich gehabt, geschlagen vnd 4 Cornet bekommen. Ueber 150 Polen geblieben, dahero der Ako Tott zum Ritter geschlagen“.[6]

1630 wurde er Generalmajor, Reichsrat und im Laufe des Jahres auch Feldmarschall. Als Regimentskommandeur nahm er an der Schlacht bei Breitenfeld[7] am 17. 9.1631 teil. Ab dem Spätherbst 1631 war er Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Niedersächsischen Reichskreis.

Gefördert als Enkel des 1568 abgesetzten Eriks XIV. von Schweden erfüllte Tott nicht die Erwartungen Gustav II. Adolfs und des Reichsrates. Ausgerechnet der schwache, unfähige Tott opponierte wegen des Rückzug vor Magdeburg[8] gegen den erfolgreicheren Heerführer Banér und warf ihm Versagen vor. Während er selbst jedem Zusammentreffen mit Pappenheim[9] entzog und später wegen Unfähigkeit Ende 1632 nach Schweden zurückgerufen wurde, rehabilitierte sich der geschmähte Báner glänzend.

In der „6. Newen Vnpartheyischen Zeitung“ von 1632 heißt es: „Auß Pfort[10] vom 27. [1.; a. St.; BW] dito. […] Von Braunschweig[11] hat man / daß der Papenheimer Wolfenbüttel[12] mit 600. zu Fuß / vnd 100. Pferdt besetzt / vnd nach der Weeser gezogen / auch die Statt Hanouer[13] berendt / vnd an Braunschweig Proviandt begehrt / so ihme aber abgeschlagen worden / vnnd obwolen der Hertzog von Lüneburg ihm solche zukommen lassen / haben sie doch etliche Stättlein vnd Dörfer außgeplündert / deßwegen der Obrist Panier (so 3. Compagnien in Magdeburg gelegt) Hertzog [Wilhelm IV.; BW] von [Sachsen-; BW] Weymar / Obrist Todt  / vnd [Johann Friedrich v. Holstein-Gottorp; BW] Bischoff von Bremen / mit ihrem volck in 20000. starck zusammen gestossen / dem Papenheimer nach zufolgen“.[14] Die „7. Newe Vnpartheyische Zeitung“ von 1632 berichtet weiter: „Auß Hamburg[15] vom 6. dito [6.2. a. St.; BW]. Den Obristen Todt hat Boxdehude[16] vnnd Staade[17] / vnnd der Herzog von Lünenburg / Nienburg[18] / so alle feste orth vnnd dem Bischoff zu Bremen [Johann Friedrich v. Holstein-Gottorp; BW] gehorig berennen lassen / so hat General Panier das Stättlein Peine[19] 2. Meil von Brunschweig eingenommen / setzt dem Schloß hart zu / Hertzog von Weimar aber hat Hildesheimb[20] / Hanouer[21] / vnnd andere orth daselbst herumb / vnnd der Bischoff von Bremen [Johann Friedrich v. Holstein-Gottorp; BW] das veste hauß Langenwedel[22] eingethan / der Obriste Reinacher [Hans Heinrich v. Reinach; BW] aber hat von Bremen[23] vnnd Verden[24] den Leuthen alle pferdt außspannen vnnd Tragoner darauß gemacht / gemeldts Hauß zu entsetzen / welche aber meisten theil zum Bischoff von Bremen gefallen / vnnd in Verden gelegt worden“.[25]

Anlässlich der Einnahme Brilons[26] im Mai 1632 schrieb Wilhelm V. von Hessen-Kassel an Christina von Schweden: „Euer königlichen wurden geben wir hiermit f(reundlich) zu vernehmen, das wir uf guttbefinden herren feldtmarschalken Tottens und general-commissarii Andersohns [Trana; BW] den feindt zu divertiren, uns mit etzlichem unserm volk zue roß und fueß in das stift Cöllen begeben und die statt Brielen,[27] uf erdreiste ihre halsstarrige widdersetzlicheit und als sie uns nicht gutwillig einlassen wöllen, mit gewalt attacquiret und damit so viel furwegen gebracht, das Papenheimb [Pappenheim; BW] an die 18 compagnien reuter wider zuruck uber die Weser nacher gemelten stift Cöllen und gedachte statt Brielen zu endtsetzen, commendiret. Es ist aber solcher endtsatz zue spat, und als die statt allbereits einen tag in unser gewalt gewesen, ankommen und [gestrichen: ob wir wohl drey compagnien geworbenen volks darinnen gelegen und] ob wir wohl verhofft gehabt, bessere leute zu bekommen, da sintemalen 3 compagnien volks darinnen gelegen, so haben wir doch nur ein fändlein zue handen pracht, nicht wissendt, ob und wie sie die andern beybracht oder verpartiret haben mögen. Wie deme aber, so haben wir unsere schuldikeit zu sein erachtet, euer königlichen wurden gemeltes fändlein zu praesentiren, gestalt dan deroselben wir solches hiermit uberschicken, mit dem gehorsamen erpieten, da der liebe Gott inskunftig weiter gluck verleyhen und etwas mehres und bessers bescheren wurdet, das solches ebenmesig zue euer königlichen wurden diensten stehen und deroselben gehörig offeriret werden soll“.[28]

Gustav II. Adolf ließ Tott und Helm Wrangel ins Gefängnis werfen, weil sie einen Streit durch ein Duell entscheiden wollten.[29]

Tott galt als äußerst entschlussarm und ohne tiefere strategische Einsichten wich er selbst zahlenmäßig unterlegenen Gegnern, so dass er auf Drängen Axel Oxenstiernas[30] nach Schweden zurückkehren musste. Offenbar als Belohnung für seine Kriegsdienste erhielt Tott zunächst das der Familie Moltke wegen ihrer Dienste für Wallenstein[31] 1631 entzogene Gut Polchow,[32] das dann an Sir Jacob Ramsay fiel.

Sein Grabmal [Abb. links: Hajotthu] steht in der Kathedrale von Turku [Finnland].

[1] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[2] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[3] Gemeint ist das „Danziger Haupt”.

[4] Woiwodschaft Wenden (polnisch: województwo wendeńskie): schwedische Verwaltungseinheit ab 1620 im polnisch-litauischen Herzogtum Livland. ?

[5] Koniecpolski, Alexander. Vgl. auch JUNKELMANN, Gustav Adolf, S. 270f.

[6] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 2, S. 7f.

[7] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f. Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[8] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[9] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[10] Pfort: nicht identifiziert.

[11] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[12] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[13] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[14] ADRIANS, Journalismus, S. 131.

[15] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[16] Buxtehude [Kr. Stade]; HHSD II, S. 90f.

[17] Stade; HHSD II, S. 432ff.

[18] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[19] Peine; HHSD II, S. 377ff.

[20] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[21] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[22] Langwedel [Kr. Verden]; HHSD II, S. 282f.

[23] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[24] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[25] ADRIANS, Journalismus, S. 144.

[26] Brilon; HHSD III, S. 119f.

[27] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.

[28] BRUNS, Brilon, S. 94 : Wilhelm V. an Königin v. Schweden; Kassel, 1632 V 10/20; Staatsarchiv Marburg 4 h Nr. 1023.

[29] HEILMANN, Kriegswesen, S. 266.

[30] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[31] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[32] Polchow, heute Ortsteil von Wardow [LK Güstrow].

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