Thurn-Valsassina, Franz Bernhard Graf von; Generalmajor [26.7.1595 Prag- 14.10.1628 Strasburg an der Dewenz] Graf Franz Bernhard von Thurn, verheiratet seit 1619 mit Maria Magdalena von Hardegg, war der Sohn des Grafen Heinrich Matthias von Thurn, des Oberhauptes der so genannten böhmischen Aufständischen, die durch den „Prager Fenstersturz“ das Signal zum Staatsstreich gegen das Haus Habsburg gaben und damit aus historischer Sicht den Anlass zum 30jährigen Krieg lieferten. Franz Bernhard kämpfte zunächst aktiv für die Interessen der böhmischen Stände und die seines neu gewählten Königs Friedrich V. von der Pfalz. Als am 8.11.1620 in der Schlacht am Weißen Berg das böhmische Heer von den kaiserlichen Truppen unter Tilly[1] vernichtend geschlagen wurde und er am 12.9.1620 geächtet wurde, schloss sich Franz Bernhard mit 3.000 Mann Christian von Braunschweig an. Ab Februar 1622 war er in Glatz[2] eingelagert, musste im Oktober vor kaiserlichen Truppen kapitulieren und zog in die Mark Brandenburg ab.[3] In der Schlacht bei Stadtlohn[4] (6.8.1623) wurde er schwer verwundet. 1623 wurde er der erste schwedische Generalmajor und führte der Krone Schweden ein neu geworbenes Regiment aus den Niederlanden zu. 1626 stand er im Kampf gegen Polen.[5] 1627 wurde er bei Dirschau[6] durch einen Schuss in den rechten Arm verwundet. 1627 wurden ihm verschiedene Güter unter der Grafschaft Pernau[7] (Baltikum) von Gustav II. Adolf doniert. Am 14.10.1628 starb er in Strasburg[8] am Fleckfieber.[9]
[1] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[2] Glatz [Kłodzko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[3] WEDEKIND, Geschichte, S. 356ff.; MÜLLER, Vaterländische Bilder, S. 97f.
[4] 6.8.1623: Niederlage Christians von Braunschweig-Wolfenbüttel gegen Tilly. Zwei Drittel von den 15.000 Mann Christians fielen oder gerieten in Gefangenschaft. HAPPES Zahlen [I 42 r: 8.000 Tote; mdsz.thulb.uni-jena.de] sind zu hoch. Im weitverbreiteten Kupferstich „Warhafft vnd eigentlicher Bericht / was massen Hertzog Christian von Braunschweig Armada den 6. Augusti 1623. im Stifft Münster auffs Häupt erlegt“ (1623) [Germanisches Nationalmuseum Nürnberg HB 1780], ist allerdings von etlichen 1000 Toten und über 9.000 die Rede. Nach Tillys Bericht jedoch fielen an die 6.000 Mann oder waren geflohen, viele wurden aus Rache von den Kroaten abgeschlachtet: „300 [Dragoner] von der Art hat, wie ich glaube, unsere Truppe bei Stadtlohn wie Schweine abgeschlachtet, denn sie brauchen nicht so sehr geschont zu werden“, hieß es in Tillys Protokoll über die Schlacht bei Altenoythe. 4.000 wurden gefangen genommen, darunter fünfzig höhere Offiziere Christians und sein Verbündeter, Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, dessen Allianz der Patrioten aller Stände die „deutsche Libertät“ vor dem Dominat des Hauses Habsburg hatte retten sollen. Der kaiserliche Obristleutnant Ilow hatte Wilhelm einem Leutnant abgekauft und dem Kaiser übergeben lassen, die kaiserliche Belohnung betrug 1.200 Rt. Militärhistorisch muss der Hauptanteil am Sieg Gallas zugeschrieben werden. Die ligistischen Truppen hatten etwa 1.700 Mann verloren, während sechzehn Kanonen, darunter neue, von Moritz von Oranien entwickelte Modelle, und fast alle Munitionsvorräte, 85 Fahnen und zwei Silberwagen erbeutet werden konnten. Während der Flucht der Braunschweigischen war zudem einer der Pulverwagen explodiert, was das allgemeine Durcheinander nur noch verstärkt hatte. FLIEGER, Schlacht bei Stadtlohn; OER, Schlacht bei Stadtlohn.
[5] STRAMBERG, Antiquarius, 3. Abt., 18. Bd., S. 714ff.
[6] Dirschau [Tczew, Kr. Dirschau]; HHSPr, S. 39f.
[7] Pernau [Pärnu; Estland].
[8] Strasburg [Brodnica, Kr. Strasburg]; HHSPr, S. 215f.
[9] KREBS, Schlacht, S. 86, Anm. 2.