Seidewitz [Seydewiz], N von; Rittmeister [ – ] Seidewitz stand als Rittmeister in kursächsischen Diensten.
Ab dem 18.10.1639 lagen kursächsische Soldaten in Naumburg:[1] „Die Offiziere verprügelten die Bürgerwachen an den Toren, zogen den Quartierwirten das letzte Geld aus den Taschen, um sich Sattel, Zaum, Bügel, Halfter, Pistolen, Feder, Schärpen, Hüte, Mäntel, Röcke und Stiefel schaffen zu lassen; sie hielten Bankette und Gastereien, soffen Rhein- und Frankenweine, schimpften die Naumburger Bürger Diebe, Schelme, Rebellen und drohten, sie in Krautstücke zu hauen und krumm und lahm zu prügeln. Die Notklage an den Kurfürsten, um Gottes und um der hochheiligsten Blutstropfen Jesu Christi willen, wies der Obergeneral von Schleinitz zurück. ‚Die Bürger sind aufrührerisch’, lautete sein Bescheid, ‚sie sollen verwarnt werden’. Und er drohte mit einer Erhöhung der Einquartierung. Es war schon so, dass die Soldaten von ihrem Kriegsherrn in guter Stimmung gehalten werden mussten“.[2] Bei dem Naumburger Advokaten Maul heißt es dazu: „Wie dann immer ein Unglück dem andern in Naumburg Platz machte, so geschahe es auch, dass es Gott zuliess: dass da der Churf[ürstlich] Sächsische General v[on] Schleiniz mit 4 Regimentern aus Bohmen den 18. Ocr[ober] hierher kam, der Stadt-Rath den General beleidigte, welcher denn alle 4 Regimenter zur Strafe herein legte, da ich denn den Obrist Wacht Meister v[on] Schierstet nebst 8 M[ann] ins Quartier bekam, diese kosten:
8 f – g von 18. bis 26. 8ctr. [= Oktober] Speisung
1 f – g den erstern Abend vor Bier
– f 6 g früh zu Brandwein
6 f – g alle Tage 6 Wasser Kannen Bier
3 f – g Wein, den Tag 6 Kannen
1 f – g die Tage vor Brandwein
– f 14 g 4 Bannen Butter
1 f 8 g Käse
8 f – g 8 Schef[fel] Korn, so sie genommen
6 f – g 12 Schef[fel] Hafer gefüttert
3 f 12 g zu ein paar Stiefeln dem Corporal Klizssen [?], welcher mich erschiessen wollte, er wurde aber denselben Tag auf dem Holtz Marckte erstochen.
Als ich nun diese Lands Leute endlos los war, bin ich dem Herrn Obristen Heinrichen von Schleiniz zur Beyhülfe gegeben worden, dessen Hof-Meister ich entrichten müssen, laut seiner Quittung
20 f – g
Den 31. Octob[er] hierauf schickte mir der H[err] D[oktor] Lange durch 2 Soldaten ein Billet, welcher verlangte,
dass ich ihm etwas Zubusse geben müsse, ich gieng also des andern Tages in die Raths-Stube und verglich
mich mit ihm Semel pro Semper[3] auf
15 f – g an 6 Klafftern Holtz a 2 ½ f, so er aber durch 6 bis 8 in das Hauss zu mir schickte und durch diese Soldaten
das Holtz täglich abhohlen lassen wollte. Wodurch er mich dermassen ängstigen und quälen liess, dass es
nicht zu beschreiben, und dieß dauerte bis den 10ten Dec[em]b[e]r.
Hierauf wurde ich dem Rittmeister v[on] Rambsdorf angewiesen, welcher mir viel Verdries angethan und mir
54 f – g laut seiner Quittung d[en] 11. Dec[em]b[e]r
11 f 12 g vor 23 Schef[fel] Hafer und
9 f – g an baaren Gelde d[en] 15. Dec[em]b[e]r
3 f 12 g vor 7 Schef[fel] d[en] 16. d[ito] gekostet.
Heute, den 16. Dec[em]e[r] wurden diese 4 Regimenter sächs[ische] Reuter auf die Vogel-Stange geführet, reformieret durch den General v[on] Schleinitz, und der gottlose Bösewicht, der General v[on] Tautsch [Trauditsch; BW], völlig abgedanket. Als dann wurden sie herein geführet, und ich wurde das Hülfs-Quartier des Rittmeisters v[on] Seydewiz, welcher bei der Frau Siederin lag. Dem ich alsobald ein Fass Bier geben muste vor 6 f – g
839 f 11 g Was dieses vor ein hartes und betäubtes Jahr vor uns arme Leute gewesen, ist Gott bekannt, die nachwelt wird es kaum glauben, Gott erbarme sich !“[4]
[1] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.
[2] BORKOWSKY, Schweden, S. 86f.
[3] Ein für alle Mal.
[4] WAGNER, WÜNSCH, Staffel, S. 125f.