Seibelsdorf [Seibelsdorff, Siebelstorff, Seiboldsdorff, Seyboldsdorff], Viktor Adam Ritter von und zu; Hofoberrichter; Hauptmann [ – August 1658] Seibelsdorf studierte 1616 in Ingolstadt[1] und wurde am 8.12.1621 als Hofrat vereidigt. Im September 1623 wurde er ermahnt, den Hofrat fleißiger zu besuchen oder ganz daraus zu bleiben. Ab dem 16.6.1628 war er Mundschenk, ab dem 23.2. 1629 (bis 1630 und wieder 1633/34 und vom 20.5.1648 bis 1649) Kämmerer. Seit 1630/31 war er auch Stadtpfleger in Donauwörth[2] (vom 1.9.1630 bis 7.4.1649[3]) und mit militärischen Aufgaben (?) in Braunau[4] tätig. Am 30.12.1632 wurde er zum Hofoberrichter ernannt mit der jährlichen Besoldung von 1.000 fl.
1633 wird er anlässlich der Weigerung des Hans Wolf von Salis erwähnt, als Kommandant nach Ingolstadt zu gehen. „Unter demselben Datum (8. Juni) [1633; BW] bestätigen Herr von Seiboldsdorff und die übrigen Hofkammer-Räte zu München dem Kurfürsten die Richtigkeit von Salis‘ Angaben. Sie hätten zwar von dessen inkriminiertem Schreiben keine Kenntniß gehabt, wüßten aber, daß er ‚ein Zeithero ein Badt Cur gebraucht, und doch nichts desto weniger nach ankhonnfft seines Successoris Obristen Umbgelters [Umgelter; BW] auf vorgelegte Ordinanz die vornembsten posti bey alhiesiger Statt vorgewiesen und darbey auch andere guete information‘ gegeben habe, auch ‚genzlich Vorhabens‘ gewesen sei, am Samstag darauf, den 4. Juni oder ‚lengstens Sonntag seine Raiß nacher Ingolstatt zu werkh zu stellen, welches dann auch unfehlbar beschehen were, wann er nit selbigen Tag, nachdem er – unseres vernemmens von den Patribus Societatis (Jesu) – alhie wiederumben in sein Quartier khommen, gleich auf der Stiegen solcher gestalt mit einer ohnmacht und Laibsabkhrafft ergriffen worden, daß er schiert die Stiegen abgefallen were, und hernach deßwegen zwei Tag lang notwendig zu pöth sich (hat) halten müssen; als er nun aber wider ein verbösserung (Besserung) empfunden, hat er auf heut seine vorgehabte Raiß nacher Ingolstadt angestellt; entwischen (ist) Ihme aber der von E: Churfürstl. Dhlt. an Ihme außgangne Befelch, crafft dessen er von seinem Regiment und allem Commando suspendiert worden, zuekhommen, darüber er obgedachtem Obristen Wachtmeister Umbgelter das alhie gehabte Commando cediert und abgetretten‘ hat. Salis hatte sich Seiboldsdorff und dem Hofkanzler gegenüber geäußert, er werde noch am selben Tag (8. Juni) ‚auf seine negst Regenspurg[5] habende Güetter‘ verreisen und wolle sich bei Sr. Kurfürstl. Dhlt. ‚unterthenigst purgiren‘. Nun aber erhebe sich eine andere ‚difficultet, welche bißhero durch (die) anwesenheit des Obristen Salis abgeschnitten‘ gewesen, in dem es dem Obersten [Theodor de; BW] Comargo und dessen Oberst-Leutnant ’schwer fallen wolle‘, sich dem Kommando eines subalternen Offiziers, des Obrist-Wachtmeisters Umgelter, zu unterwerfen“.[6]
Am 19.6.1634 wurde Seibelsdorf wegen seines geringen Fleißes 1/3 der Besoldung als Hofoberrichter gekürzt. Am 14.8.1634 wurde er von Maximilian I. angewiesen, die Hofoberrichterstelle wieder ordentlich zu versehen. Länger als bis 1635 scheint Seibelsdorf dieses Amt aber nicht „ausgeübt“ zu haben. Aus einer Bemerkung des Hofratskanzlers Abegg[7] kann im Übrigen geschlossen werden, dass Seibelsdorf sein Amt niemals richtig versehen hat.
„Am 5. März [1642; BW] trafen 124 Rekruten des Rgt. [Johann Heinrich v.; BW] Haslang unter Hauptmann von Seyboldsdorff in Amberg[8] ein, von denen 76 nach Weiden[9] verlegt wurden, wohin am 12. März 40 Rekruten des Rgt. Wahl kamen. Am 13. März marschierte Oberstleutnant Geyer mit 200 Mann des Rgt. Haslang von Amberg nach Kempten[10] ab. Wegen des Einmarsches Königsmarks in Thüringen kamen am 16. September 178 Rekruten aus Bayern nach Amberg, von wo die Rekruten des Rgt. Haslang auf die Bergschlösser verlegt wurden“.[11]
Am 15.1.1644 wurde er durch kaiserliche Verleihung (die kurfürstliche Bewilligung erfolgte am 14.2.) in den Freiherrnstand erhoben.
Vom 30.9.1648 bis 1657 war Seibelsdorf Hauptmann in Burghausen,[12] zudem Pfleger zu Mitterfels[13] vom 15.6.1655 bis zu seinem Tod im August 1658.[14]
[1] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[2] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[3] FERCHL, Bayerische Behörden Teil 1, S. 182.
[4] Braunau a. Inn; HHSÖ I, 24ff.
[5] Regensburg; HHSD VII, 605ff.
[6] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 42f.
[7] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Hofrat 407.
[8] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[9] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[10] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[11] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 214.
[12] FERCHL, Bayerische Behörden Teil 1, S. 72; Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.
[13] Mitterfels [LK Straubing-Bogen]; HHSD VII, S. 453.
[14] FERCHL, Bayerische Behörden Teil 1, S. 635, HEYDENREUTER, Hofrat, S. 355f.