Schwantzhanß, N, genannt Grönebaum

Schwantzhanß, N, genannt Grönebaum; Korporal [ – ] Schwantzhanß stand 1627 als Korporal unter dem Befehl des Rittmeisters Vincent von Isselstein.

„Von holländischer Seite hörten auch nach der Einnahme Groenlos[1] die Überfälle im Münsterland nicht auf, dafür sorgte ein gewisser Schwantzhanß[2] von Münster,[3] auch Grönebaum genannt. Er stand als Korporal unter dem Kommando des Rittmeisters Vincent von Isselstein und trieb von Groenlo aus im Münsterland sein Unwesen. Damit setzte er das fort, was niederländische Söldner bereits während der Belagerung Groenlos vorexerziert hatten. So geht aus einem Schreiben der Räte vom 29. Juli 1627 an den Ku[r]fürsten[4] hervor, daß am 23. des Monats der Rittmeister von Isselstein mit 150 Reitern aus verschiedenen Kompanien, die vor Groenlo lagen, die Orte Haltern,[5] Dülmen,[6] Buldern,[7] Appelhülsen,[8] Bösensell,[9] Roxel[10] mit Geldschätzen, Rauben, Ranz[i]onieren und Plündern heimgesucht habe. Am 27. Juli sei schließlich eine große Anzahl niederländisches Kriegsvolk, etwa 1000 Mann stark, in Altenberge[11] eingefallen, habe das Dorf, damit niemand entfliehen konnte, besetzt, dann alle Häuser und auch die Kirche völlig ausgeplündert. Dabei hätten sie auch die Monstranz, die konsekrierten Hostien, die Kelche und andere ‚Ornamente’’[12] nicht verschont. Endlich das ‚schöne Dorpff ahn vier Orteren, die Kirche aber, unverachtet  der Pastor ihnen zu deren Beschonung 1.000 Rt. noch selbigen Tagß zu liefferen anerboten, absonderlich angezündet und so lange ringsumb gehalten, biß darahn alles in die Asch gefallen und umb drey Uhren nachmittags ungefehr der herrliche weitsichtiger Turm herunder gefallen unnd alle Glocken zerschmoltzen. Nachgehendts sich nacher Lahr,[13] Lehr[14] unnd Metelen[15] begeben, daselbst […] gleichmäßig gantz ubell gehaußen’.

Um diesen Streifereien ein Ende zu bereiten, teilten die münsterischen Räte am 23.12.1627 dem Kurfürsten den Beschluß mit, den Drosten von Ahaus[16] und Horstmar,[17]  Heidenreich Droste, nach den Niederlanden zu entsenden und dort den entsprechenden Herren eine Verehrung von 1.500 Rt. auszuteilen, worauf Kurfürst Ferdinand am 3. Januar 1628 von Bonn[18]  aus seine Zustimmung erteilte. Dennoch häuften sich im Jahre 1629 Klagen über das Treiben des Schwantzhanß alias Grönebaum in Schöppingen,[19] Holtwick,[20] Osterwick,[21] Heek,[22] Legden,[23] wo er selbst seine ‚Verehrungen’ in Geld und Schinken eintrieb“.[24]

[1] Groenlo oder Groll, Stadt nw. von Winterswijk [Prov. Gelderland].

[2] Übername: Söldner legten sich oft besondere Übernamen zu, die eine besondere Eigenschaft hervorheben sollten. Zugleich sollte damit die wahre Identität verschleiert werden. Teilweise stammten diese Namen auch von der drangsalierten Bevölkerung.

[3] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[4] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[5] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.

[6] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.

[7] Buldern, heute Ortsteil von Dülmen [LK Coesfeld].

[8] Appelhülsen, heute Ortsteil von Nottuln [LK Coesfeld].

[9] Bösensell, heute Ortsteil von Senden [LK Coesfeld].

[10] Roxel, heute Stadtteil von Münster.

[11] Altenberge [Kr. Steinfurt].

[12] Kirchenschmuck, Kirchengewänder.

[13] Lahr [Eifelkreis Bitburg-Prüm].

[14] Leer, heute Stadtteil von Horstmar [LK Steinfurt].

[15] Metelen [LK Steinfurt].

[16] Ahaus [LK Ahaus]; HHSD III, S. 9f.

[17] Horstmar [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 343f.

[18] Bonn; HHSD III, S. 94ff.

[19] Schöppingen [LK Borken].

[20] Holtwick, heute Ortsteil von Bocholt [LK Borken].

[21] Osterwick, heute Ortsteil von Rosendahl [LK Coesfeld].

[22] Heek [LK Borken].

[23] Legden [LK Borken].

[24] TERHALLE, Der Achtzigjährige Krieg, S. 203f.

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