Schneidewind [Schneidewein], Johann

Schneidewind [Schneidewein], Johann; Generalmajor [ – ] Schneidewind war zunächst in kursächsischen Diensten Magdeburger[1] Stadthauptmann gewesen.[2] In dem Bericht des Ratsherrn Otto von Guericke heißt es: „Zwei Bürger, Oswald Matthias und Konrad Gerold, waren in Geschäften der Stadt nach Bremen[3] und Hamburg[4] gesandt worden. In Hamburg hielt sich damals der Administrator des Erzstifts Magdeburg auf, der Markgraf Christian Wilhelm zu Brandenburg, der vor den Kaiserlichen aus Magdeburg hatte weichen müssen. Mit ihm ließen sich Matthias und Gerold eigenmächtig in heimliche Verhandlungen ein und kehrten dann in Begleitung eines früheren Magdeburger Bürgers, des jetzt im Dienste des Administrators stehenden Heinrich Pöpping, nach Magdeburg zurück. Pöpping hatte zwei Schreiben an den Rat bei sich, das eine vom König Gustav Adolf von Schweden, das andere vom Administrator. Er gab aber die Schreiben nicht sofort ab, sondern erkundete zunächst drei Wochen lang die Stimmung der Stadt, im Stillen für den Administrator und die Schweden werbend. Dabei konnte er sich auf den ehemaligen Oberhauptmann der Stadt, Johann Schneidewein, stützen. Die-ser war seit dem Jahre 1626 vom Rat seiner Stelle entsetzt, unter Anklage gestellt und anfänglich in strenger Haft gehalten worden, hatte später die Erlaubnis erhalten, in der Weinschenke »Zur goldenen Krone« zu wohnen. Diese größere Freiheit benutzte er, sich als unschuldig Gefangenen, vom Rate wegen seiner dänischen Gesinnung Verfolgten aufzuspielen, und fand bei den Gegnern des Rats starken Rückhalt. Der Administrator soll Schneidewein sogar für seine Parteinahme freie adlige Lehngüter im Werte von 50 000 Talern versprochen haben“.[5]

„Bereits Anfang August 1630 hatte der auf Aufforderung Gustav Adolfs nach Magdeburg zurückgekehrte schwedenfreundliche Administrator Christian Wilhelm von Brandenburg im Verein mit dem schwedischen Ambassadeur Stallmann die Bürgerschaft aufgewiegelt und mit verblüffender Dreistigkeit das Signal zum Aufstand gegeben. Unter Hinweis auf den Volkswillen hatte er dem unwilligen Rate die Hälfte der städtischen Besatzung abgefordert und mit ihr sowie zugelaufenen Söldnern Angriffe auf die Kaiserlichen begonnen. Am 19. Oktober[6] gelangte in Verkleidung der schwedische Hofmarschall und Obrist Dietrich von Falkenberg in die Stadt, wurde zum Kommandanten ausgerufen und die Seele des Widerstandes in dem nun beginnenden achtmonatigen Kampf um die Elbfestung, die auf Entsatz durch den Schwedenkönig rechnete, dem sie sich förmlich anschloß. Für die Kaiserlichen entstand eine äußerst schwierige Lage. Überraschend marschierte der Obrist Schneidewind, der ehemalige Magdeburger Stadthauptmann, mit 500 Mann zu Fuß, 150 Reitern und 2 Kanonen zwischen den Quartieren der Regimenter Bönninghausen und Holstein hindurch und nahm die Stadt Neuhaldensleben,[7] wo eine Truppe des Obristen Wangler als Einquartierung lag (30. November). Tilly, der in Hameln[8] sein Hauptquartier genommen hatte, beauftragte unverzüglich Pappenheim mit der Rückeroberung dieses Platzes, dem man große strategische Bedeutung beimaß. Dieser sammelte 2000 Mann zu Fuß und etliche hundert Pferde und belagerte den Ort vier Tage lang, bis sich die Besatzung am 15. Dezember ergab. Die Offiziere mußten schwören, nicht mehr gegen den Kaiser zu dienen. Falkenberg ließ Schneidewind dafür in absentia als Verräter öffentlich brandmarken“.[9]

1632 wurde er unter dem Beinamen „der Wegräumende“ Mitglied Nr. 218 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“.

„Unmittelbar nach dem Zusammenschluß brach das vereinigte Heer Horns und Bernhards am 12. Juli 1634 von Augsburg, wo man sich gesammelt hatte, auf und nahm seinen Weg über Freising,[10] welches am 16.7. eingenommen wurde, nach Moosburg,[11] wo man die Brücke reparierte und an das rechte Ufer der Isar übersetzte. Im Augsburg[12] ließ Horn das Regiment der Obersten (Thomas Sigmund von) Schlammersdorff und die neuangekommenen ‚Finnischen Knechte‘ (8 Kompanien des Savolax-Regimentes unter Oberst Caspar Ermes und Major Jörg Paykull) zurück, nahm jedoch im Gegenzug die Regimenter der Obersten Forbus (Arvid Forbes) und Schneidewin mit. (Chemnitz II, S. 475, 479)„.[13]

Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ meldet unter dem 11./21.6. aus Schwaben: „Sontags ist Herrn Feldmarschalcks Horns Excellenz zu Augspurg angelangt / vnd marschirt die ganze Armee jetzo über die Lechhäuser[14] Brücken in Bayern / seynd in 14.000 Mann starck zu Roß vnd Fuß / außerlesenes Volck / die haben deß Obristen Forbuß [Arvid Forbes; BW] vnd Schneideweins Regimenter auß Augspurg mitgenommen / vnd das Schlammersdorffische wider hinein gelegt / sie haben bereits Aicha[15] beschossen / so sich aber dapffer wehret: Man vermeynet / der Marsch möchte ferner gegen München gehen. Der liebe Gott wölle ihnen glücklichen Succeß verleyhen.[16]

In der Schlacht bei Nördlingen[17] geriet er am 6.9.1634 in Gefangenschaft.[18]

1637[19] bzw. 1638 soll Alexander Leslie nach Schottland zurückgekehrt sein und die schottische Armee kommandiert haben. Allerdings heißt es noch in einem Schreiben des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg an Gallas aus Hildesheim[20] vom 22.9.1638: Der schwedische Feldmarschall Leslie rüste sich gegen Bremen,[21] General King sorge für das Vorfeld. Generalmajor Schneidewind solle für englisches Geld 10 Regimenter anwerben.[22] Das wurde auch im November dieses Jahres Melchior von Hatzfeldt mitgeteilt, dass Schneidewind in der Grafschaft Hoya[23] werbe.[24] Der Deutschmeister Stadion hatte Hatzfeldt von einem Überfall des kaiserlichen Obristen Westerholt auf Schneidewind in der Grafschaft Hoya berichtet.[25] Westerholt fiel am 18.11.1638 vor Vechta.[26]

[1] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[2] Vgl. NEUBAUER, Schneidewind, S. 257ff.; JANICKE, Schneidewind, S. 153-154.

[3] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[4] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[5] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 256.

[6] Nach LUPKE-NIEDERICH, Der erfolglose Kampf, S. 49, im November.

[7] Haldensleben [Kr. Haldensleben]; HHSD XI, S. 174ff.

[8] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[9] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 251f.

[10] Freising; HHSD VII, S. 209ff.

[11] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.

[12] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[13] ENGERISSER, Von Kronach, S. 291; die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[14] Lechhausen; heute Stadtteil von Augsburg.

[15] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[16] Archives Municapels Strasbourg.

[17] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[18] Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen.

[19] Nach PLEISS, Kriegstagebuch, S. 139, Anm. 15, Sommer 1638.

[20] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[21] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[22] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 687.

[23] Hoya; HHSD II, S. 245f.

[24] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 63.

[25] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 157.

[26] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.

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