Scheibeler, Laurenz

Scheibeler, Laurenz; Reiter [ – ] Scheibeler gehörte 1623 zu den berüchtigten Kroaten der Leibgarde des ligistischen Generalfeldmarschalls Anholt.

„In dieser spannungsreichen Zeit kommt es zum Übergriff auf sechs berittene ‚Crabaten‘ der Leibgarde Anholts, die am ‚Osterabend‘, dem 15. April 1623, von Bürgern und Stadtsoldaten überfallen und verprügelt werden, weil man ihnen zur Last legt, Bauernpferde ausgespannt und entführt zu haben. Nach den Ermittlungen des Rates hatten drei Eigenhörige des Grafen von Bentheim-Steinfurt, Bauern aus dem Kirchspiel Schapdetten,[1] ihre entführten Pferde wiedererkannt, die ihnen am Sentruper[2] Baum durch Reiter vom Wagen abgespannt worden waren. Am Fischmarkt kam es zum Tumult. Die aufgebrachte Menge rief: ‚Schlagt die Schelme tot !‘ und nahm den Kroaten die Pferde ab, wobei ihnen auch ihre Pistolen entrissen wurden. Der Reiter Laurenz Scheibeler wurde dabei am Kopf verwundet. Aus seinem Quartier Ahlen erläßt am 28. April Graf Anholt, ‚Generalfeldmarschall der Katholischen Liga‘, ein scharfes Protestschreiben an Münster.[3] Eine Stadt, die sich ‚guter Policey rühme‘, hätte solches nicht dulden dürfen. Er begehre Satisfaktion und Bestrafung der Täter. Der Rat lenkt ein. Er verhört bereits am 20. April mehrere Bürger und nimmt den Schornsteinfeger Bernd Angsel in Haft, entläßt ihn aber aber auf Bürgschaft. Offenbar sei damals ein Mißverständnis vorgefallen. Ie beteiligten Stadtsoldaten seien von Hauptmann arretiert, die den Kroaten abgenommenen Gegenstände würden ihnen restituiert. Jene hätten jedoch ihren guten Willen, die Pferde abzuliefern, nicht geäußert. Bürgermeister und Rat seien ‚gerad uff den Abend‘ in den Kirchen zur Andacht gewesen, das Osterfest habe dann eine sofortige Untersuchung verhindert. Gleichzeitig führt der Rat Klage über die Exzesse des berittenen Kriegsvolks, das die münsterschen Söldner ‚Hahnefedern, Schelme und Diebe‘ gescholten habe. Am 12. Mai erscheinen die Kroaten mit ihrem Regimentsschultheiß Johann Itten, nämlich der Korporal mit drei anderen, von denen zwei verwundet waren, vor dem Rat und werden mit 92 Reichstalern entschädigt. Unmutsäußerungen einzelner Bürger, so des Hieronymus Steveninck, die ihren Befehlshabern der Bürgerfahnen eine zu nachgiebige Haltung gegenüber Anholts Truppen zum Vorwurf machen, werden am 3. Juni im Rate gerügt. Graf Anholt erläßt am 25. Juni 1623 – nach der Beilegung der Auseinandersetzungen – eine ‚Salvaguardia‘ für das Stift Münster und nimmt demonstrativ am 10. Juli 1623 in Münster an der ‚Großen Prozession‘ teil“.[4]

[1] Schapdetten, heute Ortsteil von Nottuln [LK Coesfeld].

[2] Sentrup, heute Stadtteil von Münster.

[3] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[4] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 36.

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