Sachsen-Lauenburg, Franz Heinrich von

Sachsen-Lauenburg, Franz Heinrich von; Obrist [9.4.1604-26.11.1658] Franz Heinrich war der neunte und jüngste Sohn des Herzogs Franz II. von Sachsen-Lauenburg [1547 – 1619] aus dessen zweiter Ehe mit Maria (1566–1626), Tochter des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel. Pate des Prinzen war Heinrich IV. von Frankreich. Im Erbvertrag mit seinen Brüdern hatte er 1619 die Herrschaft seines älteren Bruders August anerkannt und erhielt dafür jährlich 2.500 Reichstaler. Verheiratet war er seit 1637 mit Marie Juliane von Nassau-Siegen [14.8.1612 – 21.1.1665]. Als „der Scharfe“ war er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“.

Nach der Landung Gustavs II. Adolf in Deutschland 1630 trat er als Obrist in schwedische Dienste und war einer jener Titularbefehlshaber, die ihr Regiment selten aufsuchten.[1] Von diesem erhielt Franz Heinrich das Kloster Marienfließ[2] als Donation.

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“ an dessen 1. Einquartierung: „Den 6. [16.; BW] Oktober Hertzog Frantz Heinrich von Sachsen Lauwenburg zu Greußen[3] gantz unversehens mit einem gantzen Regiment schwedischen Reutern, von 800 Mann starck, ankommen. Haben sich alle in die Stadt geleget. Entlichen aber, nachdem der Rath 150 rh etzlichen Officiren spendiret, sind sie aufgebrochen und nach Frankenhausen[4] marchiret. In diesem Trippel[5] sind etzliche Häuser in den Vorstetten spoliret worden“.[6] „Eodem [die], den 27. [10./6.11.; BW] ist durch der sachsen-lauenburgischen Reutern einem aus Unachtsamkeit zu Frankenhausen ein Feuer auskommen und sind vier Häuser abgebrunnen“.[7] „In Frankenhausen liegt Hertzog Frantz Heinrich von Sachsen Lauenburg mit einem gantzen Regiment Banierischer Reuter, ist also allenthalben sehr große Noth, unaussprechlicher Jammer, Elendt und Nothpressen“.[8]

„Im Südwesten [Mecklenburgs; BW] ließen sich Truppen der zu Baners Armee gehörenden Abteilung des Herzogs Franz Heinrich von Sachsen-Lauenburg [im Frühjahr 1635; BW] manche Übergriffe zu Schulden kommen“.[9]

Nach dem Tod seiner Mutter erhielt Franz Heinrich 1635 in einem mit seinen Brüdern abgeschlossenen Vergleich Franzhagen[10] und nach dem Tod seines Bruders August kamen noch Wangelau[11] und Rothenbeck[12] hinzu. Gegen die Nachfolge seines Bruders Julius Heinrich als regierender Herzog erhob Franz Heinrich gemeinsam mit seinem Bruder Franz Karl Einspruch. Die Streitigkeiten der Brüder wurden letztlich erst 1656 beigelegt.

Happe erinnert sich an die 2. Einquartierung 1636: „Den 8. [18.; BW] Februar ist ein schwedischer Lieutenant von Hertzog Frantz Heinrichen zu Sachen Regiment mit 80 Pferden in die Stadt Frankenhausen kommen, begehret vor selbiges Regiment Quartier. Eodem die, den 8. Februar, hat dieser Lieutenant an den Rath zu Greußen geschrieben, dass er von dem Herrn General Banner befehlicht were, eine Summe Geldes zu Recroutirunge des Regiments aufzubringen, sollen sie derowegen jemanden zu ihme schicken, der mit ihme tractirte. […] Den 9. [19.; BW] haben die Frankenhäuser mit dem sachsen-lauwenburgischen Lieutenant accordiret und ihme 4000 rh verwilligen müssen“.[13] „Den 10. [20.; BW] Februar hat der sachsen-lauenburgische Lieutenant abermahl gar vertraulichen an die Stadt Greußen geschrieben. Als aber die Noth und Gefahr am größten, ist Post kommen, dass die churfürstlich sächsische Armee die Schweden wieder aus der Naumburg[14] geschlagen und dieselben sich nach Magdeburg[15] reteriret, dadurch uns dann Gott ex praesentissimo periculo erlöset“.[16] „In der Stadt Frankenhausen hat des Hertzogen Frantz Heinrichen von Sachsen Lauenburg Volck gelegen, haben übel hausiret und hat die Stadt ihnen noch eintausend Thaler geben müssen“.[17]

„Den 9. [19.; BW] März ist eine churfürstlich sächsische Compagnie Reuter unter dem Rittmeister Reifenstein in die Stadt Frankenhausen ankommen. Als die darinnen liegenden schwedischen Reuter, Hertzog Frantz Heinrichen von Sachsen zustendig, dieses innen worden, sind sie ausgerissen und alles im Stich gelassen. Es hat aber gleichwohl der Churfürstliche Rittmeister Reifenstein ihrer noch 18 erdappet, davon er einen niederschießen und die andren gefangen genommen“.[18]

Franz Heinrich von Sachsen-Lauenburg nahm an der Schlacht bei Wittstock[19] am 24.9./4.10.1636 teil.

„Am 12. September [a. St.; BW] trifft Generalleutnant [Johann; BW] von Vitzthum im schwedischen Lager bei Parchim[20] mit etwa 2000 Mann ein. Nun beläuft die schwedische Armee sich auf ungefähr 16 000 Mann, und Baner fühlt sich stark genug, den Feind anzugreifen.

Während der folgenden elf Tage entrollt sich ein spannendes strategisches Spiel. Baner sucht unter ständigem Hin- und Hermarschieren einen günstigen Ausgangspunkt für eine Schlacht zu finden, während die Gegner seine Operationen parieren und ihn sich vom Leibe zu halten versuchen. In einem Augenblick hängt Baner wie eine Bulldogge am Feinde fest und sucht Händel mit ihm, im anderen Augenblick weicht er aus und verführt den Feind zu einer Unvorsichtigkeit. Aber das hilft alles nichts. Die Verbündeten – die Kaiserlichen und die Sachsen – entziehen sich stets und lassen sich auf keinen Kampf ein. Baner wird kühner, auf herausfordernde Weise führt er direkt vor der Nase des Gegners Scheinbewegungen aus; er bringt den Feind in stille Wut, aber trotzdem stellt dieser sich so, als merke er nichts. Trotz ihrer Überlegenheit fühlen sich die Verbündeten sich diesem Draufgänger gegenüber unsicher. Er scheint unternehmender Stimmung zu sein, und sie wissen, daß er in seiner Unberechenbarkeit stets gefährlich ist. Sie weichen aus und suchen Fühlung mit ihren in der Nähe operierenden Hilfskorps. Aber Baner ist auf seiner Hut und manövriert die ganze Zeit so, daß er den feindlichen Verstärkungen den Weg versperrt. Bei diesem hetzenden Hin und Her ist er außerordentlich geschickt, in langen Märschen holt er aus seinen Truppen das Äußerste heraus, sein Stabspersonal ist fieberhaft tätig. Die Quellen berichten nichts von den Gedanken und Gefühlen, die Baner in diesen Tagen beherrschen; aber man kann sich vorstellen, daß ihm Hoffnungen und Enttäuschungen durch den Sinn jagen, daß Pläne wachsen und sterben und daß er auf jede Weise sein Bestes hergibt.

Am 19. September steht Baner bei Werben.[21] Hier bekommt er die beunruhigende Meldung, daß die Verbündeten durch Einkreisungsbewegungen nach Osten zu Fühlung mit ihren im Süden operierenden Kräften zu erhalten suchen. Baner bricht unmittelbar auf, treibt seine Soldaten noch einmal zu einem Gewaltmarsch an, wirft sich zwischen die feindlichen Streitkräfte und zwingt die Verbündeten, ihr Manöver einzustellen. Dann weicht er schnell nach Norden ab und macht einen Sprung gegen die Hauptnacht der Verbündeten, die unschlüssig eine befestigte Stellung bei Wittstock bezieht. Die Verbündeten vermeiden auch weiterhin einen Zusammenstoß; aber sie denken nicht daran, daß mit dem, der im Krieg immer Schleichwege gehen will, eines Tages vom unbarmherzigen Kriegsgott doch kurzer Prozeß gemacht wird. Baner, in Unruhe, daß der Feind ihm noch einmal entkommen könnte, rückt in beschleunigtem Tempo weiter vor und erreicht  nach einem anstrengenden Nachtmarsch am Sonnabend, den 24. September, morgens das Dorf Fretzdorf,[22] sieben Kilometer südöstlich der feindlichen Stellung. Die Armee ist in den letzten vierundzwanzig Stunden beinahe unterbrochen in Bewegung gewesen und hat kaum Zeit zur Ruhe gefunden.

Baner ist entschlossen, es an diesem Tage zur Schlacht kommen zu lassen, er trifft alle Maßnahmen, die in dieser ernsten Stunde erforderlich sind. Der Spähdienst für die nächste Umgebung wird sorgfältig organisiert und der Plan für den Marsch auf das Schlachtfeld ausgearbeitet, die Truppenverbände werden aufgestellt und die Soldaten ermuntert. Vom Feldmarschall bis zum gemeinen Mann bereiten sich alle auf den Kampf vor; die Waffen werden nachgesehen, die Musketen geladen, ein letztes Mahl wird eingenommen, und die Pferde bekommen ihre Extraration Futter. ‚Gott mit uns’, ist der hoffnungsvolle Feldruf, der sie schon so manchesmal vorher zum Siege geführt hat. Bevor das Heer zum Vormarsch antritt, wird vor den gesammelten Schlachtlinien ein Feldgottesdienst abgehalten. Der Feldprediger mahnt die Soldaten zur Tapferkeit, und ein Kirchenlied steigt zum Himmel auf.

Während all dies geschieht, laufen von den vorgeschobenen Spähtrupps schnell aufeinanderfolgende Meldungen über die Gruppierung der feindlichen Streitkräfte und die Beschaffenheit des Geländes ein. Die Verbündeten haben auf dem sogenannten Scharfenberg, einer Höhe, die südwestlich von Wittstock die Gegend beherrscht, Stellung genommen. Der langgestreckte Höhenzug besteht aus fünf Hügeln, von denen die am weitesten nach Süden liegenden mit Wald bewachsen sind. Am westlichen Teil der Front ist man mit Feldbefestigungsarbeiten beschäftigt, zwischen den hakenförmigen Schanzen werden Troßwagen zu einer zusammenhängenden Wagenburg mit Öffnungen für die Artillerie aneinandergekoppelt. Der Feind hat zweifellos eine starke Verteidigungsstellung vorbereitet.

Um zwölf Uhr mittags setzt Baners Armee sich in Marsch, die Reserve bleibt unter dem Befehl von Vitzthums bis auf weiteres in Fretzdorf zurück. Nach einer halben Stunde Marschierens, das im Schutz des Waldes vor sich geht, macht Baner auf einem offenen Felde, zwei Kilometer südlich der feindlichen Stellung, halt. Von hier aus kann er den Gegner beobachten. Er kundschaftet selbst die Gruppierung des Feindes aus und stellt fest, daß die eingegangenen Rapporte über Gelände und Lage recht berichtet haben. Zur Rechten fließt die Dosse, von sumpfigen Ufern und Wiesen umgeben. Zur Linken, in Richtung des Papenbruchs, liegt ein großes, schwer zu überschreitendes Moor. Der ganze im Vordergrunde liegende Höhenzug wie die Ebene nördlich des Moores sind mit Truppen besetzt und mit blinkenden Kanonenmündungen gespickt, an den Flügeln stehen die aufgesessenen Schwadronen, in der Mitte sind die dichten Massen der Infanterie sichtbar. An der Front entlang flattert eine fast unübersehbare Menge von Fahnen und Standarten, Symbole der bedeutenden hier aufgestellten Streitkräfte.

Baner steht vor einer äußerst schweren Aufgabe. Angestrengt nachdenkend, sucht er eine Lösung des Problems zu finden. Nach der allgemein üblichen Auffassung müßte er zu einem Frontalangriff auf die ganze feindliche Linie vorgehen und versuchen, den Gegner zu zerschmettern. Aber er ist sich klar, daß dafür seine Kräfte nicht ausreichen und daß sich auch das Gelände nicht eignet. Er muß ein anderes Mittel finden, um den Gegner zu bezwingen. Die militärischen Theorien preisgebend, baut er seinen eigenen Schlachtplan auf. Er beschließt, die Armee in zwei selbständige Kampfgruppen aufzuteilen, von denen die eine zur rechten Hand vorgehen und die Hauptstreitkräfte des Feindes binden soll, während die andere durch eine einkreisende Operation zur Linken den rechten Flügel des Gegners überraschend umfassen und die ganze feindliche Front aufrollen soll. Von der taktischen Lage und den technischen Hilfsmitteln aus beurteilt, ist der Plan genial, aber unerhört kühn. Die damaligen Schlachten waren nämlich hauptsächlich Reitergefechte, die im Laufe von drei oder vier Stunden abgemacht wurden. Das detachierte Korps mußte innerhalb dieses kurzen Zeitraumes auf dem Schlachtfeld eintreffen, sonst war das Gefecht verloren. Das Wagnis war so groß, daß andere Heerführer des sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderts derartige Einkreisungsbewegungen nicht vornahmen. Baner war eine Ausnahme. Sein Plan kann zur totalen Niederlage des Feindes führen, aber er kann auch der schwedischen Hauptarmee, die in Gefahr steht, in die Dosse geworfen zu werden, eine tödliche Falle stellen. Der Plan setzt voraus, daß die beiden Gruppen zur rechten Zeit und am rechten Ort zusammenarbeiten. Aber wie soll das ermöglicht werden, da sie weit voneinander entfernt sind und die Verständigung nur durch reitende Ordonnanzen geschehen kann ? Welche Garantie hat Baner, daß seine Unterbefehlshaber einmal selbständig und im Sinne der Führung handeln werden ?

Baner kennt die Gefahren, aber er nimmt sie auf sich. ‚Vincere aut mori’ (Siegen oder Sterben) steht als Devise auf einer der Fahnen seines Leibregiments, und er folgt dieser Parole. Er hat ein großes Ziel in Sicht, und er hofft, daß das Glück ihm beistehen wird und daß auch seine Soldaten ihn nicht enttäuschen werden. Die schwedische Armee beläuft sich auf ungefähr 15 000 Mann, von denen etwa ein Drittel Schweden und Finnen und die übrigen Deutsche, Schotten und Engländer sind. Baner ist seinem Gegner durchaus unterlegen. Die Verbündeten verfügen über etwa 20 000 Mann und sind außerdem durch eine starke Stellung begünstigt. Aber Baner weiß, daß die Mehrheit nicht immer entscheidend ist und daß manchmal auch frisch zugreifende Entschlußkraft und schöpferischer Geist die Stärkeren sein können. Es ist eine Besonderheit großer Feldherren, die gewohnten Formen zu durchbrechen und mit etwas überraschend Neuem zu kommen, um so den Gegner zu verwirren und ihn aus der Fassung zu bringen. So handelten Alexander, Hannibal, Gustaf II. Adolf, Karl XII., Friedrich der Große und Napoleon. So geht auch Johan Baner vor. Neuschöpfungen dieser Art setzen eigentlich immer eine bestimmte Situation vor, nämlich die, daß ein stärkerer, mit gewohnter Routine operierender Feind von einer schwächeren Streitmacht besiegt werden muß. Auch hier ist die Not die Mutter der Erfindung.

Der Chef des schwedischen linken Flügels, Generalleutnant King, erhält nun Befehl, im Schutz des Waldes weit nach links vorzugehen, um den Feind über Karstädterkrug,[23] Natte Heide[24] und Papenbruch[25] von Westen her überraschend anzugreifen. Mit Generalmajor Torsten Staalhandske an der Spitze, setzt diese Kampfgruppe sich in Marsch und ist bald im Dunkel des Waldes verschwunden. Darauf wird der rechte Flügel zum Angriff aufgestellt. Er besteht zum größten Teil aus Kavallerie; Baner selbst übernimmt die Führung, Lennart Torstensson ist sein Stellvertreter. Hier hat Baner seine besten Regimenter eingesetzt, denn dieser Flügel wird die schwerste Last tragen. Er soll den linken Flügel des Feindes und das Zentrum angreifen und so den Feind zwingen, seine Front umzukehren und für Kings Angriff seine Flanke bloßzustellen. Das schwedische Zentrum unter  soll einstweilen auf dem Aufmarschplatz bleiben, und Vitzthum erhält Befehl, die Reserve heranzuführen. Es ist jetzt ungefähr zwei Uhr nachmittags.

Während Baner seine letzten Vorbereitungen trifft, läßt er durch seine Artillerie eine größere Abteilung kaiserliche Kürassiere beschießen, die sich vor der feindlichen Front aufhalten und Baners Vormarsch bedrohen. Die Artilleriebeschießung hat offenbar einen doppelten Zweck, sie soll die Bedrohung der Flanke ausschließen und gleichzeitig den Feind über die Richtung des Angriffsstoßes täuschen. ‚Die Schweden machen meistens den größten Radau dort, wo sie nicht angreifen wollen’, äußerte Hatzfeldt einige Zeit später mit Bitterkeit. Nachdem die Artillerie eine Weile gefeuert hat, hält Baner den Augenblick des Handelns für gekommen. Ein Trompetensignal ertönt, und die Schlacht bei Wittstock nimmt ihren Anfang.

Der rechte Flügel geht unter Baners persönlicher Führung zum Angriff vor. Siebzehn schwedische Schwadronen und fünfhundert Musketiere brechen aus dem Walde hervor und rücken in langer Reihe gegen den linken Flügel des Feindes vor, wo die Sachsen stehen. Die Schwadronen folgen einander in kurzem Abstand. Jeder Schwadron voraus reiten junge Kornetts mit wehenden Standarten, dicht hinter ihnen schaukeln die Reiter heran, Seite an Seite, Knie an Knie. Es ist ein grimmig imponierendes Bild, wie die lange Reiterkolonne so über das offene Sumpfgelände dahintrabt und dann auf die feindlichen Linien zuschwenkt. Jetzt sieht Baner, daß die sächsische Reiterei sich zum Gegenangriff zu ordnen beginnt. Er läßt vier Schwadronen auf die Weinbergshöhe zu, die eine Schlüsselstellung in der Front der Verbündeten bildet, zur Attacke vorgehen. Jetzt hat Baner den Feind an der Kehle gepackt.

Die verbündeten Armeen unter dem Befehl Johann Georgs, Hatzfelds und Marazinis [Morzin; BW] halten sich zum Kampf bereit. Am liebsten wären sie ausgewichen; aber vor den Augen des Gegners, der sich um jeden Preis schlagen will, wagen sie keinen Rückzug. Übrigens fühlen sie sich in ihrer starken Stellung auch ziemlich sicher. Da sie selber nicht zum Sturm auf ein befestigtes Lager vorgehen würden, trauen sie auch Baner eine solche Absicht nicht zu. Sollte es jedoch zum Kampf kommen, so stehen sie bereit, es hart auf hart gehen zu lassen. ‚Ob Gott will’, lautet der Feldruf der Verbündeten, der gleichsam die Unschlüssigkeit und Verzagtheit offenbart, die trotz allem bei ihnen herrschen. Es fehlt der Optimismus und der unbeugsame Vorwärtsdrang, der bei der schwedischen Führung zu spüren ist.

Auf seiten der Verbündeten führt Johann Georg den Befehl über den linken Flügel, Marazini über das Zentrum und Hatzfeldt über den rechten Flügel. Einen gemeinsamen Oberbefehlshaber gibt es nicht, da die kaiserlichen Generale sich dem militärisch unkundigen Johann Georg nicht unterordnen wollen und dieser seinerseits sich keinem General unterstellen will. Die Leitung ist also zersplittert, was im Gang der Schlacht fortwährend Anlaß zu Unternehmungen gibt, die aus dem Augenblick entstehen und denen es deshalb an Konsequenz und Einheitlichkeit fehlt. Nach und nach tritt jedoch Hatzfeld in der Leistung immer mehr hervor, während Johann Georg eine passive Rolle im verborgenen spielt.

Vom frühen Morgen an haben die Verbündeten ihre Stellungen befestigt und nach Süden hin Wache gehalten, weil von dorther Baners Angriff zu erwarten steht. Stunde um Stunde vorgeht, ohne daß etwas geschieht. Wohl berichten die Späher, daß Baner sich in dem vorgelagerten Waldgebiet aufhalte; aber die Bäume machen es unmöglich, etwas von den Absichten der Schweden zu erraten. Plötzlich erscheint eine schwedische Reiterkolonne, sie kommt aus dem Waldesdickicht hervor und schwenkt auf den linken Flügel zu. Das müssen die Minuten vor dem Sturm sein. Die kaiserlichen und sächsischen Soldaten fassen ihre Degen, Musketen und Piken fester, mit wachsamen Augen folgen sie der schwedischen Schar und erwarten den Befehl ihrer Leitung. Immer näher kommen die Schweden, bald sind sie nur noch hundert Meter vom linken Flügel entfernt, wo die Sachsen wie gelähmt vor der heranrollenden Lawine stehen.

Johann Georg, Hatzfeld und Marazini sind zuerst sehr erstaunt über den schwedischen Vormarsch. Sie haben nicht erwartet, daß Baner ‚wider alles Vermuten und Meinen der Kriegserfahrenen’ von dieser Seite, wo das Gelände beschwerlich ist und viele Gefahren dem Angreifer drohen, attackieren werde. Man hatte damit gerechnet, daß er gegen den rechten Flügel der Verbündeten, aber nicht gehen den linken vorgehen werde. Und nun hat er genau das Gegenteil getan. Aber Baners Absicht ist immerhin deutlich genug. Er will den linken Flügel aus dem Felde schlagen und dann die Linien der Verbündeten aufrollen. Von Kings Umfassungsmanöver ahnen die Verbündeten nichts. Hatzfeld ist der erste, der die Situation erfaßt. Ihm ist sofort klar, daß der den nachgiebigen Sachsen helfen muß, wenn sie nicht zurückgehen und die Flucht ergreifen sollen. Die Schwadronen des rechten Flügels erhalten Order, schleunigst nach links abzuschwenken und in Richtung des Zentrums zu marschieren. Hatzfeld selbst gibt seinem Pferde die Sporen und reitet vorweg, um sich über die Lage zu orientieren.

Gerade als Hatzfeld die Weinbergshöhe erreicht, beginnt der Kampf. Die vier schwedischen Schwadronen feuern zuerst eine Salve ab und werfen sich dann auf die zunächst stehenden sächsischen Verbände, die dem schwedischen Stoß nachgeben und die Flucht ergreifen. Dadurch erschreckt, springen die Artilleristen bei den in der Nähe aufgestellten Kanonen von den Geschützen fort und fliehen auf den Vorspannpferden. Aber nun greift Hatzfeld mit ein paar Schwadronen, die er hat sammeln können, ein und geht zum Gegenangriff über. Ein heftiges Ringen entsteht, und die Schweden kommen nicht weiter. Da wirft Baner ein paar frische Schwadronen in den Kampf, sie reiten die Kavallerie des Gegners über den Haufen und nehmen die Weinbergshöhe in Besitz; zum Glück ist der Südabhang nicht so steil. Gleichzeitig breitet der schwedische Angriff sich nach rechts aus. Es ist inzwischen etwa drei Uhr geworden. Baner hat einen deutlich erkennbaren Erfolg zu verzeichnen. Er hat einen Keil in die feindliche Front geschoben und Hatzfeld gezwungen, mitten im heißesten Kampf seine Truppen umzugruppieren und in einem anderen Gelände als dem beabsichtigten zu fechten. Auf der Seite der Kaiserlichen herrscht Verwirrung und Unordnung. Hatzfeld hat den Zusammenhang mit seinem Flügel verloren und befindet sich nun mitten im Schlachtgetümmel, bei der Umgruppierung im waldigen Gelände verlieren die Führer die Übersicht über ihre Verbände, und die Streitkräfte zersplittern sich. Die Schwadronen des kaiserlichen rechten Flügels kommen tropfenweise auf dem Kampfplatz an und werden aufs Geratewohl eingesetzt. Baner dagegen hält seine Verbände fest in der Hand und dirigiert sie methodisch an die gewünschten Stellen. Mit Befriedigung stellt er fest, daß die Schlacht sich planmäßig entwickelt und daß der Feind seine rechte Flanke immer mehr entblößt. Noch hat Baner die Initiative in der Hand; Es gilt nun, die gewonnene Stellung zu halten, bis Kings Streitkräfte eingreifen können. Die erste Phase der Schlacht ist zu Ende, eine neue steht bevor.

Baner hält zu Pferde auf der Weinbergshöhe. Hier kann er das ganze Gelände übersehen und alles beobachten, was geschieht. Er sieht, wie der Feind neue Kräfte in den Kampf führt und sich von rechts und links auf die schwedischen Abteilungen wirft, die die Weinbergshöhe und das Gelände östlich davon halten. Der Kampf wird heftiger. Hatzfeld ist sich im klaren, daß die Weinbergshöhe um jeden Preis wiedergewonnen werden muß, weil die Schweden sonst die Front der Verbündeten sprengen werden. Und nun entspinnt sich eins der schärfsten und langwierigsten Reitergefechte des Dreißigjährigen Krieges überhaupt. Der Kampf wogt hin und her, auf beiden Seiten wird mit großer Tapferkeit gefochten, einmal hat der eine, dann der andere Teil die Oberhand. Die Schweden versuchen, weiter vorzudringen und die feindliche Linie zu durchbrechen, während Hatzfeld rasende Gegenangriffe macht, um das verlorene Gelände wiederzugewinnen. Baner steht im Brennpunkt der Schlacht, im Mittelpunkt des Kampfplatzes, wo der Druck am stärksten ist und wo auch die Entscheidung liegt. Weit drüben am rechten Flügel führt Torstensson den Befehl. Es ist ihm gelungen, die Dosse als Stütze zu benutzen, seine äußersten Schwadronen stehen etwas zurückgewandt wie eine stark beanspruchte Bogenspitze.

Auf der ganzen anderthalb Kilometer langen Front tobt ein heftiger Nahkampf. Linien werden durchbrochen, Kampfgruppen gebildet, Mann kämpft gegen Mann. Pistolen knallen, Schwerter zwischen, und Reiter fallen aus den Sätteln. Unaufhörlich ruft Hatzfeld neue Verstärkungen herzu; endlich verfügt er über eine Streitmacht von nicht weniger als fünfzig Schwadronen, die mit gewaltsamer Kraft gegen die siebzehn schwedischen Schwadronen gepreßt werden. Der Boden zittert unter den Hufen von 14 000 Pferden. Zum Glück für Baner ist der Raum auf der Weinbergshöhe so begrenzt und der Nordabhang so steil, daß der Feind auf diesem Kampfabschnitt nicht seine volle Kraft entfalten kann. Aber es ist doch furchtbar, sich gegen eine solche Übermacht zu schlagen.

Der Kampf nimmt an Heftigkeit zu, die Verluste werden immer größer. Die schwedischen Reiter werden von allen Seiten mit eisernem Griff umspannt; aber von Baner und Torstensson ermuntert, gehen sie unablässig zum Angriff über, um den Ring zu erweitern und den Druck aufzuheben. Die Feinde antworten mit Gegenangriffen, sie rücken den Schweden immer mehr auf den Leib und können ihnen keine Atempause. Die schwedischen Schwadronen schmelzen in dem mörderischen Nahkampf zusammen und halten ihre Stellung nur mit größter Mühe. Baner äußerte später, daß er einen grimmigeren Kampf nicht erlebt hätte. Je Schwadron hat ihre Geschichte zu erzählen. Kaspar Gadows Uppländer, Gustav Klingsors Ostgötländer, Herzog Frans Hendriks [Franz Heinrich v. Sachsen-Lauenburg; BW] Deutsche, sie alle kämpfen und fallen mit unvergleichlichem Heldenmut. Die angeworbenen Soldaten, die eben noch aufsässig den schwedischen Kriegsdienst zu verlassen drohten, zeigen dieselbe Tapferkeit und Pflichttreue wie in Gustav Adolfs Tagen und erledigen ihre Gegner mit berufsmäßiger Tüchtigkeit.

Baner beobachtet wachsam alle Schwankungen des Kampfes. Anfangs beunruhigt es ihn nicht weiter, daß der Feind an Gelände gewinnt, weil er Leslie und Vitzthum rechtzeitig Befehl gegeben hat, vorzurücken und den rechten Flügel zu stützen. Aber die Minuten gehen hin, eine Stunde verrinnt, und keine Verstärkungen sind zu erblicken. Es fängt an, bedrohlich auszusehen. Baners Reiter sind todmüde, und ihre Pferde stolpern, so überanstrengt sind sie. Baners Unruhe und Ungeduld wächst, die Lage des rechten Flügels wird immer kritischer, in Todesangst sieht Baner, daß die linke Flanke schon ganz entblößt ist. Vergebens sieht er um sich. Die Zeit geht hin, und von Verstärkungen ist nichts zu sehen. Nun geschieht, was er befürchtet hat. Es ist Hatzfeld endlich gelungen, etwas Ordnung in seine Truppen zu bringen, er schickt zehn Infanteriebrigaden vor, die den schwedischen Schwadronen in die Seite fallen und ihnen den Gnadenstoß geben sollen. Es hängt von Minuten ab, ob die Schlacht sich jetzt entscheiden wird. Da kommt endlich Leslie mit dem schwedischen Zentrum. Er hat einen beschwerlichen Weg zurückzulegen gehabt und hat nicht eher kommen können. Schleunigst schwenkt er nach links um den rechten Flügel und geht unmittelbar zum Angriff auf das

feindliche Fußvolk über. Das Musketenfeuer gibt ein donnerndes Echo zwischen den Bergen, die scharfen Spitzen der Piken sind nach vorn gerichtet, Leslies Brigaden stehen im Nahkampf, der feindliche Vormarsch wird aufgehalten. Leslies Stoß kommt im rechten Augenblick. Der rechte Flügel erhält die ihm dringend nötige Atempause, die Lücke in der schwedischen Front ist gedeckt und das Gleichgewicht wiederhergestellt.

Aber wie eine Flutwelle schieben sich nun die kaiserlichen Elitetruppen, die Kürassiere, gegen Leslies Frontabschnitt heran. Diese schwergewappneten Reiter auf ihren mächtigen Pferden hauen wie ein Donnerkeil auf die schwedischen Infanteriebrigaden ein, die nach dem anstrengenden Vormarsch müde und atemlos sind und sich von dem ersten heftigen Nachkampf noch nicht erholt haben. Die schwedische und die schottische Brigade stehen im ersten Glied. Beide wehren sich tapfer, aber sie werden von den Reitern im Harnisch auseinandergesprengt und übel zugerichtet. Von den 892 Mann der schwedischen Brigade, die aus Kronobergern, Jönköpingern und Finnen bestand, sind nach kurzer Zeit nur noch 308 Mann vorhanden, das heißt, etwa sechzig von Hundert sind nicht mehr in der Verfassung, kämpfen zu können. Von den 800 Schotten fallen 350 Mann. Auch Baners Leibregiment zu Fuß – das berühmte ‚Alte Blaue’ – , das sich links von den Schotten schlägt, verliert viel Blut. Alte Soldaten erzählen später, daß sie niemals ein so furchtbares Blutbad erlebt hätten. ‚Das greuliche Schießen’, schreibt ein Augenzeuge später, ‚das Geklapper der Harnische, das Krachen der Piken, das Geschrei der Verwundeten und die Kampfrufe der Angreifer machten im Verein mit den Trompeten und Trommeln eine erschreckliche Musik. Man sah nichts als eine dichte Rauch- und Staubwolke, die aussah, als wolle sie den grauenhaften Anblick der Verwundeten und Toten verhüllen’.

Der Kampf geht weiter. Auf seiten der Verbündeten werden ständig frische Truppen eingesetzt, unaufhörlich strömen neue Brigaden und Schwadronen den Abhang hinab, bald ist der größte Teil der Streitkräfte der Verbündeten im Kampf. Nichts scheint den Hammerschlägen dieser immer wieder einsetzenden Attacken widerstehen zu können. Die Initiative ist auf die Verbündeten übergegangen, Baner ist zur Defensive verdammt. Die Wirkung von Leslies Eingreifen  fängt an, sich zu verflüchtigen. Leslies schwedische Bauernjungen, schottische Veteranen und deutsche Landsknechte machen übermenschliche Anstrengungen; aber vor dem Druck der doppelten Übermacht müssen sie Zoll für Zoll zurückweichen. Leslie schickt Baners und Torstenssons Leibregimenter zu Pferde vor, um den Angriff des Feindes aufzuhalten; aber sie können die Flutwelle nicht auffangen. Das schwedische Zentrum wird zurückgedrängt. Dazu beginnt der rechte Flügel der Schweden zu weichen, auch Tapferkeit hat eine Grenze. Noch hält der Bogen, aber er wankt. Die schwedischen Soldaten kämpfen mit dem Mut der Verzweiflung, aber ihre Hoffnung auf einen Sieg wird immer geringer. In den Reihen der Gegner dagegen kämpft man mit frischem Mut; denn man ist überzeugt, daß die Niederlage der Schweden nahe bevorsteht. Schon hört man die Trompeter der Sachsen zur Feier des Sieges Viktoria blasen, und von Mann zu Mann geht die freudige Botschaft, daß Baner gefallen oder gefangengenommen sei.

Aber Johan Baner ist noch am Leben, und gefangengenommen ist er auch nicht, doch macht er eine schwere Krise durch. Eine Niederlage scheint unabwendbar. Wo ist King mit dem linken Flügel, wo Vitzthum mit den Reserven ? Vom linken Flügel ist noch keine einzige Nachricht gekommen, hat er sich vielleicht verirrt ? Auch Vitzthum zögert trotz wiederholter Befehle, und die Ordonnanzen berichten, daß er widerspenstig geantwortet und außerdem umständliche Manöver vorgehabt habe. Baner quält sich, seine Nervosität steigt. Soll er alles verloren geben und sich für besiegt erklären ? Aber nun zeigt sich seine innere Kraft in ihrer ganzen Größe. Er beschließt, noch eine Weile auszuhalten; vielleicht kommt doch noch rechtzeitig Hilfe, vielleicht kann er die Niederlage wenigstens begrenzen. Es ist schon spät am Abend, und die Dämmerung bricht an. Gelänge es ihm doch, sich nur noch eine kurze Zeit zu halten, damit er sich im Schutz des Dunkels zurückziehen kann und so den bitteren Kelch der nicht bis zur Neige leeren muß ! Man kann sich Baner vorstellen, wie er finster und verschlossen zwischen seinen Adjutanten zu Pferde hält und beschließt, alles zu wagen. Die Machtposition Schwedens in Deutschland ruht in seinen Händen.

Noch einmal ermahnt Baner seine Truppen, standzuhalten, noch einmal versuchen die Offiziere, ihre Sol-daten zum Angriff zu ordnen, noch einmal sammeln sich die gelichteten Scharen. Aber ihre Kraft ist ge-brochen, ihre Schwerter sind stumpf geworden. Als die Sonne hinter den Hügeln des Scharfenbergs versinkt, weichen die Schweden in ungeordneten Trupps die Abhänge der Weinbergshöhe hinab; die Feldzeichen, die sich vom Abendhimmel abheben, verlassen eins nach dem andern die Kampflinie; einzelne Reiter sprengen schon an Baner vorüber, und im linken Flügel der Kampflinie werden Leslies Truppen unerbittlich zurückgetrieben. Die Abendschatten werden länger und dunkler. Baner kann sehen, wie die Verbände sich zu einem letzten Angriff sammeln. Das Ende ist nahe. Mit Bitterkeit muß er feststellen, daß er vor einer neuen Katastrophe steht, vor einem neuen Nördlingen.

Da hört er weit nach links, hinter der feindlichen Linie, eine Kanone die ‚schwedische Losung’ schießen. Der schwedische linke Flügel ist endlich eingetroffen. ‚Es war Staalhandske, der in elfter Stunde Hilfe brachte’. Die wohlbekannten beiden Kanonenschüsse klingen den Schweden wie Musik in den Ohren. Im selben Augenblick brechen auch Vitzthums Reserven hervor und eilen dem schwedischen rechten Flügel zu Hilfe. Im Dämmerlicht können Freunde und Feinde sehen, wie Vitzthums Truppen in beschleunigtem Tempo über die Ebene heranmarschieren. In der letzten Stunde vor dem völligen Einbruch der Dunkelheit beginnt der Kampf von neuem. Baners Reiter und Leslies Soldaten haben plötzlich wieder Kraft gefunden. Die schwedischen Linien weichen nicht länger, sie rücken vor. Die Schweden treiben die Verbündeten unaufhaltsam zurückund nehmen die Weinbergshöhe wieder ein. Die kaiserlichen Soldaten werden verwirrt und un-schlüssig. Jesus Maria, was geschieht denn dort im Westen, weshalb dieses heftige Kampfgetöse in der eigenen Stellung ? Sind die Schweden plötzlich im Rücken, ist alles verloren ? Das Musketenfeuer auf dem Flügel nimmt zu, rot flammen die Salven durch die Dämmerung. Staalhandske mit den Smaalands- und Nylandsreitern dringt tief in die feindliche Stellung ein. Es ist, als ritten nächtliche Dämonen zur Attacke. Das Dunkel, die Ungewißheit und die wilden Schlachtrufe der Schweden jagen die Kaiserlichen in  schaudernden Schrecken.

Auf schäumenden Pferden bringen die Ordonannzen Hatzfeld die Nachricht, daß in Flanke und Rücken der Kaiserlichen plötzlich eine starke schwedische Kampfgruppe aufgetaucht sei, die nun mit aller Kraft vorwärts dränge. Jetzt endlich wird Hatzfeld die eigentliche Absicht des schwedischen Schlachtplanes und damit der bittere Ernst der Lage klar. Gezwungen, seinen rechten Flügel Baner zugewandt zu halten, hat er nun im Westen keinen Schutz mehr; wehrlos ist er der Umfassung Kings preisgegeben. In der Front und von der Seite angegriffen, sieht er sich mit einem Schlage der Früchte des Sieges beraubt und zum Rückzug gezwungen. Schon beginnt die kaiserliche Reiterei auf dem rechten Flügel zu fliehen und die Infanterie mit sich zu reißen. Hatzfeld muß das Spiel aufgeben. Er läßt seine Linien langsam zurückgehen, die Verwirrung unter seinen Soldaten steigt. Immer härter wird der Zugriff der Schweden.

Wie ein rettender Engel bricht die Dunkelheit herein. Die Schlacht kommt zum Stehen, das Musketenfeuer verstummt, der Kampflärm legt sich. Nur noch einzelne Schüsse sind aus dem Waldesdickicht zu hören; dort haben die Marodeure sich an ihr grausiges Handwerk, die Gefallenen und Verwundeten auszuplündern, gemacht. Die schwedischen Soldaten der vordersten Linie lagern sich todmüde neben ihren Biwakfeuern, sehen nach ihren Wunden, trinken einen Schluck Wein und schlafen über ihren Waffen ein. Baner dagegen gönnt sich keine Ruhe. Noch ein paar Stunden lang ist er im unklaren darüber, wie die Lage sich gestaltet hat. Aber nachdem King ihm Rapport erstattet hat, begreift er, daß er gesiegt hat und daß der Feind sich zurückziehen muß und den Kampf nur unter ungünstigen Umständen wiederaufnehmen kann. King erhält Befehl, den Feind sofort bei Tagesanbruch mit aller Kraft zu verfolgen. Auch die sonst noch verfügbaren Truppen sollen sich zum Kampf bereit halten und sich an den Gegner hängen. Baner will das Äußerste aus dem Sieg herausholen.

Die Verbündeten haben sich nach Einbruch der Dunkelheit ein Stück hinter das Schlachtfeld zurückgezogen, um ihre Verbände zu ordnen. Anfangs ist man geneigt, den Kampf am folgenden Tag wiederaufzunehmen. Als aber die Rapporte eingehen und die Gefangenen berichtet haben, hält man es für hoffnungslos, sich auf eine neue Schlacht einzulassen. Mit eigenen Augen können die Generale der Verbündeten ein paar hundert Meter weit entfernt die schwedischen Lagerfeuer im Dunkeln flackern und im Süden und Westen wie einen glühenden eisernen Bogen glimmen sehen. Ausgeruhte schwedische Reserven stehen zum Eingreifen bereit, und was hat man selbst an Widerstand zu bieten ? Die eigenen Verluste sind groß, und die Truppen sind sehr mutlos. Im Dunkel der Nacht schleichen sich Soldaten, ja ganze Abteilungen davon und fliehen nach allen Himmelsrichtungen. In einem zeitgenössischen Schmähgedicht jener Zeit heißt es:

,Kommt der Feind dann angezogen

Und die Kugeln hergeflogen,

ja, das ist der beste Mann,

der am ersten laufen kann’.

Nach einem verzweifelten Kriegsrat wird beschlossen, sofort den Rückzug anzutreten. Er geht in stock-finsterer Nacht vor sich; eine unglaubliche Verwirrung entsteht, alle Ordnung hat sich aufgelöst, jeder denkt nur an seine eigene Sicherheit. Mit Kurfürst Johann Georg an der Spitze, zieht eine ungeordnete Schar westlich auf Perleberg[26] und Werben zu. Die Reiterei sprengt an Tete voran, mühsam folgt die Infanterie. Kommandorufe ertönen, Soldaten fluchen, Pferde wiehern, und Troßwagen rumpeln durch die höllische Nacht. An Sieg und Ehre denkt niemand mehr, nur noch daran, das Leben zu retten. Die Verbündeten sind völlig zusammengebrochen.

Als Baner am anderen Morgen bei Sonnenaufgang auf die Stellungen der Verbündeten losmarschieren will, trifft er nur noch einen Haufen verlassener Kanonen und Munitionswagen. Sonntäglich feierliche Stille liegt über dem Ort, an dem tags zuvor die furchtbare Schlacht getobt hat. Tausende gefallener Soldaten zeugen von dem mörderischen Blutbad. Der kalte Septembermorgen entblößt die brutalen Einzelheiten des Kampfes. Aber die Lebenden marschieren weiter und stellen triumphierend fest, daß der Feind verschwunden und sein Lager geräumt ist. Wie Baner erwartet hat, sind auch King und Staalhandske fort. Der nächtliche Rück-zug der Verbündeten erfolgte direkt vor ihrem Lager, und der Lärm der marschierenden Truppen ließ sie rechtzeitig wissen, was beabsichtigt war. So standen Kings Soldaten im Tagesgrauen bereit, die Jagd aufzunehmen. Fortgeworfene Waffen und Monturen, verwundete Soldaten am Wege und zerbrochene Troßwagen in den Gräben zeigten, wohin der Feind gezogen war. Bei dem Dorf Glienecke,[27] eine halbe Meile von Wittstock, findet King den ganzen feindlichen Troß, darunter die vergoldete Karosse des Kurfürsten, sein kostbares silbernes Tafelgeschirr und andere Kleinodien. Ein Augenblick, und der Troß hat seinen Besitzer gewechselt. Die Jagd geht weiter. Nachdem noch eine halbe Meile zurückgelegt ist, hat King das kaiserliche und sächsische Fußvolk erreicht, das vollständig zersprengt wird. Was nicht flieht, wird niedergehauen oder gefangengenommen. Noch ein Stück weiter trifft man auf die letzten Abteilungen der feindlichen Reiterei. Auch hier wird kurzer Prozeß gemacht. Bis nach Werben verfolgen die Schweden ihre fliehenden Gegner, der zu Tode erschrocken Schutz hinter der Elbe sucht. Von dem ganzen glänzenden Heer, das am 24. September bei Wittstock stand, findet sich kaum mehr die Hälfte; die Armee der Verbündeten ist in der Mitte auseinandergebrochen, und nur ein zerschundener Rest hat sich retten können.

Die Wege zwischen Wittstock und Werben liegen voller Beute, dem Lohn des Siegers. Ein herrlicher, ungewohnter Anblick für die armen schwedischen Soldaten, die sich die Taschen voller Schätze stopfen und Tausende von hochbepackten Wagen im Triumph nach Wittstock zurückfahren. Immer mehr Gefangene und Beute kommen im Laufe des Sonntags in das schwedische Lager. Jetzt erst kann der Sieg in seinem ganzen Ausmaß überblickt werden. Der Feind ist geschlagen und auf der Flucht, 151 Fahnen und Standarten sowie 33 Kanonen sind erobert, 2000 Gefangene eingebracht und große Vorräte beschlagnahmt worden. Viktoria !

Aber der Sieg ist teuer erkauft. Die Schweden haben 3133 Tote und an Verwundeten sechsundzwanzig vom Hundert der gesamten Streitmacht. Die höchsten Verluste haben die rein schwedischen Verbände, die auf den am meisten ausgesetzten Punkten kämpften. Die Toten des Feindes werden auf 5000 Mann geschätzt. Das ganze Schlachtfeld ist mit Leichen bedeckt, und besonders auf den Weinbergshöhen liegen ganze Haufen toter Soldaten. Auch die Soldaten, die viele Feldzüge mitgemacht haben, erklären, etwas Ähnliches noch nicht gesehen zu haben. ‚Sonst ist es so, daß die Erde sich über die Toten breitet’, schreibt ein zeitgenössischer Beobachter, ‚aber hier ist es umgekehrt, die Toten decken die Erde’ “.[28]

„Auch der damaligen Zeit erscheint diese Schlacht so merkwürdig, daß Baner selbst und seine Helfer ihren Ausgang nicht als ein Werk von Menschenhand erklären können, sondern die Ehre des Sieges in erster Linie dem Höchsten zuschreiben. Die Tradition erzählt, daß Baner und seine Offiziere nach der Schlacht unter einer großen Pappel auf die Knie fallen und dem Herrn für seine Gnade danken. In allen protestantischen Kirchen tun Dankgottesdienste unter Glockenläuten und Gesang von Kirchenliedern den Frommen die Botschaft von der Schlacht bei Wittstock kund.

Aber Johan Baner vergißt nicht, seinen getreuen Helden, vor allem Lennart Torstensson und Alexander Leslie, zu danken; ihre taktische Geschicklichkeit und ihr entschlossenes Auftreten haben sich glänzend bewährt. Auch an die Soldaten denkt der gestrenge Feldherr, mit freigebiger Hand teilt er Lob und Geschenke aus. Im Heer herrscht allgemein Siegesstimmung. Die Soldaten klirren mit Dukaten und preisen ihre Offiziere, die Offiziere erzählen ihre Abenteuer und preisen ihrerseits den Feldmarschall. Man besichtigt die gewonnene Beute und trinkt auf die toten Kameraden und auf die Zukunft.

Aber Baner ist doch nicht ganz zufrieden. Er hatte noch mehr erhofft. Er hatte damit gerechnet, daß Kings Flügel und Vitzthums Reserven früher eingesetzt werden können, so daß die ganze feindliche Armee eingefangen worden wäre. Dann würde er ein vollendetes Meisterwerk geschaffen und damit vielleicht eine politische Entscheidung herbeigeführt haben. Das ahnt sein Instinkt. Aber auch andere Gefühle bestürmen ihn. Als die Schlacht am 24. September abgeblasen wird und er todmüde vom Pferde steigt, ist er sich zwar im klaren darüber, daß er den Sturm ausgehalten hat; aber besser als irgend jemand anders weiß er auch, wie nahe er daran war, die Schlacht zu verlieren. Den ganzen Tag hat er in einer unerträglichen Spannung gelebt, er hat qualvolle Stunden durchgemacht, er hat seine ganzen Fähigkeiten aufgeboten, um die drohende Niederlage abzuwenden, und am Ende hat er resigniert schon mit einem Rückzug auf der ganzen Linie gerechnet. Da endlich lacht ihm im letzten Augenblick das Glück, das Unerwartete trifft ein: der Feind wird zurückgetrieben. Aber die heftigen Sinnesbewegungen haben Baner aus dem Gleichgewicht gebracht, sein Blut wogt. Kaum ist der Kampf beendet, als er sich schon mit seinen Unterbefehlshabern in Verbindung setzt, sie sollen von ihren Maßnahmen Rechenschaft ablegen. Leslie und King können die von ihnen unternommenen Schritte einwandfrei begründen; aber Vitzthum, der Befehlshaber der Reserve, kommt bei Baners heftigen Fragen, weshalb er so lange mit dem Vormarsch gewartet habe, schlecht weg. Baner verliert die Beherrschung, seine Nerven, die bis zum äußersten gespannt waren, geben nach. Er glaubt, Vitzthum habe sich mit Absicht ferngehalten. Auch Baner hat seine Achillesferse, das Mißtrauen bohrt seinen Pfeil in die schwache Stellung seiner Rüstung und verwirrt ihn. In scharfen Worten fährt er auf Vitzthum los, spricht ihm die Ehre ab und beschuldigt ihn, absichtlich seinem Befehl zuwidergehandelt zu haben. Das ist eine furchtbare Anklage. Vitzthum verhält sich ruhig und würdig; aber Baner läßt keine Gründe gelten, in flammendem Zorn wiederholt er seine Beschuldigungen, ja er verschärft sie noch. In seiner Erregung geht er zu weit. Bei der Untersuchung, zu der es später in dieser Sache im schwedischen Reichsrat kommt, wird wohl betont, daß Vitzthum allerdings höchst unverzeihlich gehandelt und durch sein unnötiges Zögern die Armee in größte Gefahr gebracht habe, daß seine Handlungsweise aber nicht als verräterrisch zu bezeichnen sei, sondern seiner etwas schwerfälligen, umständlichen Natur zugeschrieben werden müsse“.[29]

Happe hält in seiner Chronik unter 1636 fest: „Den 13. [23.; BW] Ihro Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrich von Sachßen anhero geschrieben und Unserer Gnädigen Herrschaft[30] angedeutet, dass ihme die Untergrafschaft Schwartzburg Sondershäusischen Theils[31] wie auch Heringen[32] und Wiehe[33] von dem schwedischen Herren Generalen zum Winterquartier assigniret, wolle morgen anhero kommen und die Austheilunge der Quartiers machen lassen. […] Den 14. [24.; BW] Dezember Hertzog Frantz Heinrich anhero nach Ebeleben[34] kommen, hat Ordinanz, mit seinem Regiment alhier zu bleiben. Den 15. [25.; BW] Ihr Fürstliche Gnaden nach Sondershausen[35] gezogen, da das Hauptquartier worden. Wir haben davor bekommen 2 1/8 Compagnien Reuter. Eodem [die] das Regiment alhier durch gezogen“.[36] „Eodem die, den 23. Dezember [2.1.1637; BW], Ihr Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrich zu Sachsen wiederumb in das Quartier nach Sondershausen kommen“. „Den 25. Dezember [4.1.; BW] haben wir die fröhliche Zeitunge bekommen, dass wir von Hertzog Frantz Heinrichs von Sachsen Regiment nur eine Compagnie verpflegen sollen“. „Den 30. [9.1.; BW] Ihr Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrich zu Sachsen Meinem Gnädigen Herrn ein schön Reisigckpferdt und sechs Kutschpferde verehret. Den 31. Dezember [10.1.; BW] ist uns angemeldet worden, dass wir hinführo von Ihr Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrichs zu Sachßen Regiment 3 ½ Compagnien unter-halten sollen“.[37] „Den 5. Januar [15.1.; BW] ist vom Hertzog Frantz Heinrichs zu Sachsen Regiment ein Viertel in die Stadt Greußen kommen, haben darinnen sehr böse Hendel gemacht. Den 14. [24.; BW] Januar haben unsere Reuter Ordinanz bekommen zu marchiren, ist sehr hart mit uns hergangen und haben mir Ihr Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrich hart zugesetzet ohne alle Schuldt und Uhrsach. Den 15. Januar sind Ihr Fürstliche Gnaden Hertzog Frantz Heinrich zu Sachsen Reuter von hier weg gezogen. Den 16. [26.; BW] Januar Hertzog Frantz Heinrich zu Sachsen von Sondershausen hinweg gezogen“.[38]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter 1639: „Eine Leipzigische[39] Parthey in 600. zu Roß und Fuß / alß sie Dinstags den 14. 24. April Abends nach Weissenfelß[40] gangen / in Meynung den Hertzogen von Sachsen-Lauenburg darauß zu treiben / ist hierüber in etwas zu kurz kommen. Dann als der Hertzog der Sächsischen Ankunfft verständiget worden / hat er sich bey zeiten auffs Schloß begeben / und mit Stücken starck herauß gespielt / dardurch auch die Vorstatt und meiste Häuser um das Schloß ruiniret. Und diweil über das den Sächsischen ihr Feuermörsel im ersten Schuß zersprungen / seynd sie gezwungen worden / nechst Hinderlassung eines fendrichs / etlicher Soldaten und Verwundten / wieder abzuziehen / haben aber doch gleichwol in 30. Gefangene / worunter ein Rittmeister / ein Capitäin und ein Lieutenant / (so sie in der Furi in der Stadt erwischt) nach Leipzig zurucke gebracht. Worauff sich der Herzog nach Naumburg[41] / und von dannen samt noch allen im Land gelegenen Trouppen eylends zur Armee gegen Leutmaritz[42] gewendet“.[43]

Der sächische Chronist Lehmann erwähnt ihn anlässlich des schwedischen Marsches durch Meißen und das Ober-Erzgebirge[44] 1639: „Weil Sich die keyßerlichen in Böhmen also stercketen, zog der Baner auch mehr Volck an sich, und nach deme Sie zue Erfurt[45] 5 Regiementer versamlet hatten, marchirten Sie auf Zwicka[46] durchs Ertzgebirge des graden Wegs auf Zweniz,[47] Elterlein,[48] Annenberg,[49] Schletta,[50] Sehm,[51] Cranzal[52] auf den Presnitzer Paß[53] hinein. Die kahmen alß der Herzog [August Philipp; BW] von Holstein, Herzog Franz Heinrich von Sachsen[-Lauenburg], Obrist Debitz, Obrist Winzenhausen, Obrist [Kaspar v. ?] Eberstein mit ihren Völckern den 22. Maji an Festag der Himmelfahrt Christi ungewarnet von der Zwenitz auf Elterlein, daß die leute auß der kirchen entlauffen musten umb 9 Uhr, und zum Scheibenberg[54] die Communicanten kaum kundten abgespeiset werden. Die theilten Sich in Unsern gebirge auß, daß alle städte, Dörfer und winckel vor ihnen Unsicher wahren, sezten den leuten nach uff die Wälde, schändeten Frauen und Jungfrauen, erbrachen alle kirchen und Sacristeyen, raubten Pferde, Viehe, Menschen, zehreten auf brod, fleisch, bier und was sie funden, ließen theils in koth lauffen und handelten so barbarisch, daß das gebirg dergleichen Teuffel noch nicht gehabt; in Scheibenberg Plünderten Sie 6 stunden und theten nicht wie Menschen. Den 23. Maii wurden 4 regiementer unter den Obristen Eberstein und Herzog [August Philipp; BW] von Holstein[-Sonderburg-Beck; BW] in Annenberg einquartiert, Die es so arg gemacht alß uff den lande, also daß mancher armer Land-Mann in ge-birg nicht einen leffel wieder funden, und viel feine bürger musten nach den lieben brod gehen, weil es sehr teuer, und doch nichts zuerwerben wahr“.[55]

Happe notiert weiter: „Den 5. [15.6.1640; BW] ist Hertzog Frantz Heinrich zu Sachsen und der jüngste Hertzog von Hohnstein,[56] Meines Gnädigen Herrn Schwester[57] Sohn, alhier zu Sondershausen ankommen. Den Hertzog Frantz Heinrich hat Mein Gnädiger Herr ein hübsch graue Pferd geschicket und Seinen Fürstlichen Gnaden noch 200 thlr vor Wein, so dieselbte vor 4 Jahren alhier gelassen, zahlen lassen, sind hier mit einander lustig gewesen. […] Den 7. [17.; BW] sind die beyde Hertzogen und Holstein von hier nach Erfurt gezogen“.[58]

Franz Heinrich residierte im Schloss Franzhagen und wurde wegen seinem Geiz von seinen Untertanen als „Franz Drögbrod“ tituliert.

[1] Vgl. die Erwähnungen bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode.

[2] Marienfließ [Marianowo; LK Stargard Szczeciński].

[3] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.

[4] Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.

[5] Lärm, Geschrei, Zank, Streit, Getümmel.

[6] HAPPE I 331 r – 331 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[7] HAPPE I 335 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[8] HAPPE I 337 r – 337 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[9] JESSE, Mecklenburg, S. 239.

[10] Franzhagen [Herzogtum Lauenburg], Ortsteil von Schulendorf.

[11] Wangelau [Kreis Herzogtum Lauenburg].

[12] Rothenbeck: nicht identifiziert.

[13] HAPPE I 445 v – 446 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[14] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[15] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[16] HAPPE I 446 v – 447 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[17] HAPPE I 460 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[18] HAPPE II 1 v – 2 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[19] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.

[20] Parchim; HHSD XII, S. 77f.

[21] Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.

[22] Fretzdorf [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 185f.

[23] Nicht identifiziert.

[24] Natteheide, heute Ortsteil von Heiligengrabe [LK Ostprignitz-Ruppin].

[25] Papenbruch, heute Ortsteil von Heiligengrabe [LK Ostprignitz-Ruppin].

[26] Perleberg [Kr. Westprignitz/Perleberg]; HHSD X, S. 308ff.

[27] Glienecke, heute Ortsteil von Neustrelitz [LK Mecklenburg-Strelitz]. ?

[28] STECKZÉN, Banér, S. 185ff.

[29] STECKZÉN, Banér, S. 204ff.

[30] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein [1578-1642].

[31] Die Landesherrschaft Schwarzburg-Sondershausen gliederte sich in die „Oberherrschaft“ (Rudolstadt, Königsee, Schwarzburg, Gehren, Arnstadt) und in die „Unterherrschaft“ (Sondershausen, Ebeleben, Frankenhausen). Die Trennung in Ober- und Unterherr-schaft bezeichnet keine Lehnsabhängigkeiten, sondern ist eine regionale Aufteilung.

[32] Heringen [Kreis Nordhausen]; HHSD XI, S. 208f.

[33] Wiehe [Kyffhäuserkreis]; HHSD XI, S. 499f.

[34] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.

[35] Sondershausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 402ff.

[36] HAPPE II 72 r – 73 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[37] HAPPE II 74 v – 75 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[38] HAPPE II 78 r – 80 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[39] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[40] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, 487ff.

[41] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[42] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.

[43] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 95.

[44] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.

[45] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[46] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[47] Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.

[48] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.

[49] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[50] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.

[51] Sehma, heute Ortsteil der Gemeinde Sehmatal unweit von Annaberg-Buchholz.

[52] Cranzahl bei Weipert [Vejperty]; HHSBöhm, S. 650.

[53] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[54] Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 316ff.

[55] LEHMANN, Kriegschronik, S. 107f.

[56] August Philipp von Holstein-Sonderburg-Beck [1612-1675], schwedischer Obrist.

[57] Dorothea von Schwarzburg-Sondershausen [3.8.1579-25.7.1639], verheiratet mit Alexander I. Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg [20.1.1573-13.5.1627].

[58] HAPPE II 335 v – 336 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

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