Roqueservières [et Charlot ?], N; Obrist, Generalmajor [ – ] Roqueservières stand 1643 als Obrist und Generalmajor unter Guébriant und nach dessen Tod unter Rantzau in französischen Diensten.
„Im April [1643, BW] erhielt Guébriant auf sein dringendes Ansuchen neue Verstärkungen. Aus Paris kam seine Frau, Renée du Bec-Crespin, nach Breisach[1] und Heitersheim,[2] um ihren Mann zu besuchen, dem die Kreisereignisse keine Zeit ließen, den Hof aufzusuchen. Jan von Werth meldete, 400 Rekruten hätten die Dame – sie hatte ihn einst in Vincennes[3] gesprochen – ins Lager eskortiert; weitere Hilfsvölker ständen unter dem Kommando der Obristen Roqueservières und de Folleville. Er regte an, die französischen Söldner deutscher Nation durch Zahlung eines Monatssoldes zum Desertieren zu verleiten, fand mit diesem Vorschlag aber keine Gegenliebe beim Kurfürsten“.[4]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über die Vorgänge um Rottweil[5] im November 1643: „Dann obwoln es sich für diesem ansehen lassen / als wollten die Weymar. Kriegsvölcker / nach dem durch 2. Weg über den Schwartzwald hinauß gangen / auff die Statt Rothweil ansehen /vmb sich dieses Orts zuversichern. Hat sich derselben Vorhaben in etwas geändert / dass sie grad nach der Tonaw gegen Bäyern zugerückt. Zu welchem Ende auch / vnd damit der Zug desto geschwinder fortgehen möchte / sich im besten versehen / vermuthlich der Meynung / durch ein solches Fürhaben / die Reichs-Armee gar in Bäyern zulocken / vnd also Lufft zugewinnen / derselben vorbey auff der Seiten ohne Verhinderung in Francken einzubrechen. Es ist aber den Weymarischen ire Intention durch das wanckelbare Glück / welches dann der alten Heyden Meynung nach / nirgends als in dem Krieg mächtiger / sehr rückgängig worden. Vnd das Spiel viel anderst praeter expectationem, & ex transverso, das ist / gegen alle gefasste Zuversicht / vnd gantz contrari hinauß geloffen. In deme der sonsten dapffere vnd wolversuchte KriegObrister Reinhold von Rosa / am 18. hujus, mit vier Regiment als seinem eygenen / dem Guebrianischen / Oemischen / vnd tollRosischen Tragonern / ins gesampt bey 1200. Pferd starck auf empfangenen Befehl sich für der Statt Ballingen sehen lassen / in Meynung / den Ort mit den Seinigen zubesetzen / vnd aber wieder zurück weichen müssen. Weil derselbige Platz allbereits mit Bäyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts zu Willen gewust. Hierauffer hat er sich auff ein halbe Stund vngefehr darvon in das Dorff / genandt Geyßlingen[6] erhoben. In Meynung / die Nacht über allda zuverbleiben.
Inmittelst der Chur Bäyr. Obr. Sporck (welcher damals mit 500. Pferdten gegen Rotweil gehen / vnd recognosciren sollte / wohin die Weymar. ihr Vorhaben gerichtet habē möchten) nach dem er einen Bawren bekommen / so ihme deß Gen. Rosen Gegenwart angedeutet / ein solches auch durch einē Quartiermeister bestättigt worden. Als hat ermeldter Obr. sich solcher Gelegenheit bedienen wollen / vnd 2. Stund daruff gefüttert. Nach solchem seine Mit-Officirer angeredt, ob sie ein Gänglein mit ihm wagen wollten. Sintemaln er entschlossen wäre / dem von Rosa einen vnversehenen Streich zuversetzen.
Ob nun zwar ihrer viel darzu nicht stimmen wollten / fürgebend / der von Rosa wäre ein alter wolversuchter Soldat. Möchte ausser Zweiffel gute Wacht halten / vnnd sie also bey dergleichen Einfall übel empfangen. Nichts destoweniger waren die gemeine Reutter hierzu gantz eyfferig / erbotten sich getrewlich zu folgen / vnd auß Hoffnung guter Beuten ihr müglichstes zuthun.
Wurde also der Rath beschlossen / der Anzug fürgenommen / vnd der Einfall gegen 11. Vhrn in der Nacht in das Werck gesetzt. Welcher dañ den Sporckischen dergestalt favorisirt / vnd wol zugeschlagen / dass weil derselben 300. mit vnversehener Vngestümme / iñ besagtes Dorff Geißlingen hinein gesetzt / obberührte Regim. mehrertheils auffgeschlagen vndruiniret / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obr. Wachtm. 2. Cap. Leut. etliche Cornetten / vñ viel andere / neben 8. Standarten gefangen worden / darunter 2. von Guebrian / 3. Rosische / vnd 3. von Oehmen [Ehm; BW] gewesen.
Neben diesem / weil Obrister Sporck vnter beschehenem Einfall die übrige 200. Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbige zugleich an 4. Orthen mit Fewer anstecken lassen / ist geschehen / daß viel Pferd vnd andere Sachen im Fewer verdorben. War also mehr nicht von denen Weymarischen davon entkommen / als was mit dem Generaln Rosa in das vnfern davon entlegene Schloß geflohen.
Damals marschirtē die Lothringische Trouppen / sampt den angelegenen Spanischen Völckern / vmb sich mit der Reichs-Armee zuconjungiren. Dahero vermuthet wurde / es möchten die Weymarischen wieder zurück gehen müssen.
Es hatte aber Graff Guebrian einē Anschlag vff Rotweil gehabt: welches Fürnemē ohneracht obige 4. Regimenter vnterm Generaln Rosa / von denen Chur-Bäyrischen / oberzehlter massen ruinirt worden / demnach effectuirt / vnnd ins Werck gestellet.
Nach dem dann erstgedachte Frantzös. Weymarische Armee / am 28. Octob. Alt. Cal. für solcher Statt angelanget / ist von dem Feld-Marschallen / Herrn Graffen von Guebrian / als auch von Herrn General Leutenanten Rantzaw / nach trefflicher Erwegung ein / vnd ander Vmbstände beschlossen worden / diesen Orth anzugreiffen. In Betrachtung / dass hochnöthig seye / einen Posto disseits Rhein zufassen / dahin man allerley Vorrath für die Soldaten verschaffen / vnd gleichsamb ein Magazin auffrichten köndte. Vnd weil man auch über dieses / der Plunderfahrt halben / in 3. oder 4. Tagen / nicht völlig zusammen kommen mögen / waren die Weymarische der Meynung / es würden die Bürger in Rothweil / wann sie einen rechten Ernst verspühreten / das Werck nicht auff das eusserste kommen lassen.
Wie nun dessen ein Versuch geschehen / hat sich befunden / dass dem Orth nicht allerdings so leichtlich / wie man wol vermeynt / beyzukommen gewesen. Wessentwegen dann das Volck nicht wenig Vngelegenheiten darfür gelitten / in deme man bey vierzehen Tagen / in dem das Wetter sehr kalt / vnnd zur Belägerung vnbequem gewesen / damit zubringen müssen. Gleichwoln hat vorbemelter General Graff von Guebrian sich keine Mühe dauren lassen: Sondern / nach dem er der Chur-Bäyrischen ReichsVölcker Anzug vernomen / die Statt mit vollē Ernst vñ eussersten Gewalt zubestürmen angefangen. Auch am 7. 17. Nov. Hauptstürme darauffer thun lassen / welche aber von den Belägerten mit rühmlicher Tapferkeit / vñ der Frantzosen grossem Verlust abgeschlagen / zugleich auch die gegen der Statt gemachte Minen entdeckt / vnd abgeschnitten worden.
Nach diesem haben auch die Belägerte einen starcken Außfall gethan / nicht allein viel der Frantzösischen erschlagen / sondern auch das Kohlhasische Regiment / welches für andern Fuß gehalten / gäntzlich zerscheittert : Zu welcher Zeit auch der General Major Rosa das Stättlein Schönberg[7] / weil man darauß / als er fürüber gezogen / Fewer auff ihn geben / außplündern lassen.
An obbemeldtem 7. 17. huius, als obbesagter Graf von Guebrian eine Batterie vermeynt zu verfertigen / vñ deß andern Tags Bresche schiessen zulassen / sihe / da wurde demselben / als er hinter den Schantzkörben gestanden / vnd sich dergleichen nichts vermuhtet / mit einem Falkonet der rechte Elnbogen abgeschossen : also daß man ihme / weil alles gebein zerschmettert / vnnd der halbe Arm nur noch an drey Finger breit Fleisch gehangen / den Arm ablösen müssen / an welchem Schaden er auch etlich wenig Tag hernacher in Rotweil den Geist auffgeben. Dabenebenst dañ auch dazumal der General Major Rocqueservier vnd Charlot / mit noch mehr andern Kriegs-Officirern verwundet worden“.[8]
[1] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[2] Heitersheim [LK Breisgau-Hochschwarzwald], HHSD VI, S. 324f.
[3] Vincennes [Dép. Val-de-Marne].
[4] LAHRKAMP, Werth, S. 134.
[5] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[6] Geislingen an der Steige [LK Göppingen]; HHSD VI, S. 243ff.
[7] Schömberg [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 707f.
[8] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 179ff.