Rathmüller [Rodmüller] von und zu, Stephan

Rathmüller [Rodmüller] von und zu, Stephan; Regent [ – 1652] Rathmüller[1] stand als Hauptmann bzw. Obristleutnant in kaiserlichen Diensten und war Regent der Gallas-Güter in Böhmen.

Als Wallenstein am 8.1.1629 von Magdeburg[2] die Aufnahme eines Regiments verlangte, versuchte der Rat auszuweichen, was zur Blockade führte: „Hauptmann Rathmüller hat seine fürnehmsten Sachen, so er bei einem Bürger in der Stadt Magdeburg eine gute Zeit zuvor in Verwahrung getan, und alles, was er in der Stadt gehabt, in geschwinder Eile hinausgeholt. Darauf [ist] denn auch am 12. Martii stylo veteri die harte und strenge Sperrung aller Zugänge zur Stadt sowohl an Victualien, Commerzien als auch an andern Sachen angeordnet worden und haben diejenigen Officiere, denen die Execution wider die Stadt anbefohlen, sich so bald darauf den 16. Martii stylo veteri nach Wanzleben[3] betagt, sich miteinander zu vergleichen, wie das angefangene Executions-Werk fortzustellen sei“.[4]

Im Mai 1637 war er in Friedland und bat Melchior von Hatzfeldt um die Schonung der Gallas’schen Herrschaften Friedland[5] und Reichenberg.[6]

Am 26.9.1645 schrieb Rudolf Georg von Wolframsdorf aus Jaroměř [7] an Gallas, dass der Kurfürst von Sachsen einen sechsmonatigen Waffenstillstand mit Königsmarck abgeschlossen habe, dass daraufhin der Gegner am 9.9. in Meißen[8] die Elbe überschritt, am 14. in Zittau[9] stand, den Tag darauf sich mit einem Teil des Heeres unschwer Grafensteins[10] bemächtigte, dass das ganze Korps weiter gegen die Stadt Reichenberg zog, die es plünderte, und dass es am am 18. gegen Friedland vorrückte, das dortige Schloss konnte dank dem Kommandanten Lobenhoffer verteidigt werden und der Gegner musste am 23. abziehen; am 25. stand er bei Hirschberg[11] und vier Regimenter zogen gegen Landshut[12] los.[13]

Am 17.12.1645 hatte Lobenhoffer Gallas‘ Schloss Friedland an Arvid Wittenberg übergeben müssen. Am 24.12. erstattete der kaiserliche Kriegsauditor Johannes Capromalleus auf Befehl Colloredos Bericht über das Verhör Lobenhoffers: Den 15.12. habe Wittenberg sagen lassen, Lobenhoffer solle das Schloss gegen einen Revers herausgeben, des Inhalts, dass Wittenberg keine Besatzung in das Schloss legen werde, sondern dass sie es gemeinsam „versalvaguardiren“ würden. Lobenhoffer habe dies abgelehnt und am nächsten Tag habe Wittenberg das Schloss von sieben bis drei Uhr unter Feuer genommen; des Nachts sei ein Teil der Garnison aus dem Schloss geflohen, so dass ihm nur 59 Mann übrig blieben, davon 18 Bauern; „es hat Herr Hauptmann Lobenhoffer auch gemeldet, dass der General Major Wittenberg, als sie zusammenkommen und einander gesehen, ihm Hauptmann gesagt hätte; Du, Hauptmann, was hastu dir gedacht, dass du mit einer Handvoll Volks in diesen Rattennest meiner ganzen Armee dich hast widersetzen dörffen, er geantwortet, er hätte getan als ein Soldat; Wittenberg seine Ordre zu sehen begehrt, welche als er gelesen, stracks gesaget, diese Ordre ist von dem Obristen Leutenand Rodmüller [Rathmüller] und wider Kriegs-Manir und Gebrauch und gar von keiner Generals-Person; über welches des Wittenbergs scharfes Zusprechen er Hauptmann und die Seinige ganz zweifelhaftig gewesen, ob ihnen der Accord, dessen gleichen zuvor kein Commandant erlanget hätte, gehalten worden möchte, aber gleichwohl bei den Akkord geblieben“.[14]

Am 18.2.1647 schrieb Rathmüller aus Smiřitz[15] an den schwedischen Generalkommissar und Zahlmeister in Wittenbergs Armee, Siegmund Müller: Er habe die im Oktober vergangenen Jahres mit ihm getroffene Abmachung betreffs der Herrschaften Friedland und Reichenberg dem Grafen Gallas in Wien vorgelegt. Dieser wolle nicht ohne Einwilligung des Kaisers in den Verhandlungen fortfahren und sei deshalb persönlich zum Kaiser nach Pressburg[16] gefahren, habe sich jedoch nicht lange aufhalten können und man habe daher seinen, Rathmüllers Sekretär Johann Friedrich Geutter, in Pressburg zurückgelassen; dieser warte noch immer auf die Entscheidung des Kaisers. Müller möge dies Wittenberg mitteilen; die Kontribution für die dortige Herrschaft sei ordentlich abgeführt worden. Abschließend bat er um die Zusendung eines Reisepasses.[17] Am 28.2. schrieb er Müller erneut, dass der Kaiser die Bewilligung zu der Vereinbarung noch nicht erteilt habe.[18]

Der Jesuit Balthasar Bonninger schrieb am 17.4.1647 aus Wien an Rathmüller: Gallas liege hier, schwer erkrankt an einem Stein in der Harnblase; Ärzte und Bader hätten ihn operiert, Schlick und Kurz ihn im Auftrag des Kaisers besucht. Gallas habe dann den kaiserlichen Beichtvater an sein Lager gerufen und ihm etwas anvertraut, was dieser dem Kaiser ausrichten soll.[19] Der kaiserliche Kriegszahlmeister Vigilio Constante teilte Rathmüller am 27.4.1647 mit, dass Gallas am 25.4. zwischen der fünften und sechsten Nachmittagsstunde verschieden sei.[20]

Der kaiserliche Hauptmann Christoph [von] Strauch informierte Rathmüller am 8.5.1647 aus Wien: Rathmüller werde aus den Briefen der Gräfin und seinen eigenen bereits vom Ableben des Grafen Gallas wissen. Der Tod sei infolge des ungeschickten Eingriffs eines italienischen Barbiers eingetreten, den Gallas selbst verlangt und allen Doktoren vorgezogen hatte. Bei der Leichenbeschau hätten die Ärzte alle Organe, bis auf einen bohnengroßen Stein in der linken Niere, für gesund befunden und geschätzt, dass er hätte noch lange Jahre leben können. Die Gräfin habe sich noch nicht entschieden, wann sie die Leiche nach Trient begleiten werde, und warte auf Campana, der des Grafen nicht ausgezahlten Sold einfordere. Er, Strauch, wolle am kommenden Tag mit dem neuen kaiserlichen Feldmarschall Holzappel nach Budweis[21] fahren, um die Sachen im dortigen Quartier zu ordnen. Über den Frieden werde geschwiegen, Entrüstung habe die Kapitulation Schweinfurts[22] hervorgerufen, die der dort stationierte Hieronymus Graf Lodron verschuldet haben soll, der am Hof wohl keinen einzigen Freund besitzt.[23]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei REBITSCH,  Gallas; HARRACH, Tagebücher.

[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[3] Wanzleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 481ff.

[4] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 207.

[5] Friedland [Frýdlant, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 155f.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43; Reichenberg [Liberec]; HHSBöhm, S. 514ff.

[7] Jaroměř [Bez. Nachod]; HHSBöhm, S. 228ff.

[8] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[9] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.

[10] Grafenstein [Grabštejn, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 169.

[11] Hirschberg [Doksy (Bez. Böhmisch Leipa)]; HHSBöhm, S. 190.

[12] Landshut [Lanžhot, Bez. Lundenburg]; HHSBöhm, S. 317.

[13] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 676.

[14] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 728.

[15] Smiřitz [Smiřice, Bez. Königgrätz]; HHSBöhm, S. 575.

[16] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[17] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1005.

[18] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, S. 324, Anm. 2.

[19] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1033.

[20] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1035.

[21] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.

[22] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[23] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1039.

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