Podewils [Pudewels], Hans von

Podewils [Pudewels], Hans von; Hofmarschall [1570 – 24.5.1647] Podewils[1] [Pudewels] war der Sohn des Peter von Podewils [ – 1601], Amtshauptmann im Amt Oletzko,[2] und der Regina von Taubenheim.

Er war Geheimer Rat, Oberwachtmeister und Hofmarschall des Markgrafen Christian von Brandenburg-Bayreuth,[3] Amtmann zu Bayreuth,[4] Lichtenberg[5] und Kulmbach[6] sowie Kriegskommissar.[7] 1611 wurde er für geleistete Dienste mit Wildenreuth[8] belehnt und wurde Stifter der im Freiherren- und Grafenstand blühenden Linie Wildenreuth in Franken und Bayern.

Der Hofer[9] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] hält fest, dass Podewils auch in Sachen Einquartierung als Kriegskommissar tätig wurde: „Den 2. septembris [1635; BW] wurde wieder ein anderer bet-, buß und fasttag um der anno 1630 vor Leipzig erhaltenen schlacht[10] wegen gehalten, doch nur vormittags. Es entstund aber dieses morgens groß schrecken, weilen dismaliger fürstlich marggräflicher commendant zu Hohberg[11] hierher geschrieben, daß er zu Eger[12] bey Graf Hanß Heinrich Schlöln[13] gewesen, der vorgegeben, er wollte mit seinen regiment curassieren hieher in die stadt quartier machen bis auf weitere ordinanz, weilen der Landgraf in Hessen [Wilhelm V. v. Hessen-Kassel; BW] Königeshofen[14] entsezt und das kayßerliche volck dafür weggeschlagen. Dahero dem herrn canzler Müffling[15] und die bey ihm mit ihren hofstaaten von hinnen sich eilend hinwegbegeben, hingegen wiederum herr Hendel[16] und capitain Tettelbach[17] deswegen nach Eger abgefertiget. Diese kamen den 3. sept[embris] wieder und brachten mit, daß das volck bereit[s] auf Wunsiedel[18] marchiret und man sich vor dismal des marches wegen nichts zubesorgen, masen dann wegen seiner fürstlichen gnaden auch herr von Pudewels freytags den 4. huius dahin nachverschickt worden“.[19]

Am 17./27.3.1636 war Podewils wieder als Kommissar in Kontributionsangelegenheiten in Hof tätig,[20] desgleichen am 10./20.4.1636, was aber auch die Machtlosigkeit dieser Kriegskommissare zeigt: „Den 10. aprilis kam zu vorigen 2 hier liegenden compagnien noch das picolominische[21] regiement, begehrte noch selbigen abends in die stadt logirt zu seyn. Es ritt aber der von Pudewels sambt dem rittmeister [Wilhelm; BW] Fürstenauer und begügtigten[22] sie insofern, daß sie auf den nächsten dörfern der stadt als Heydte,[23] Trogen,[24] Leimnitz[25] logirten. Den 11. früh aber kam der picolominische obristleuthnant mit dem ganzen regiement und begehrte quartier in die stadt, weil der obriste ordre von dem generallieutenant [Matthias Gallas;[26] BW] erhalten, in das marggrafthum zu logiren. Ob man nun wohl die königliche[27] ordre und was man vermochte fürschüzte, so wollte doch nichts verfangen, sondern es marschirte das regiment immerzu an, also daß 8 standarten auf der wießen von der Untern Steinern Brücken hielten und 3 compagnien gegen die Nürnberger Strasse. Endlich und nach langer behandlung brachten sie zu Mittag auf und gieng eine compagnie auf Rehau,[28] 1 auf Helmbrechts,[29] 1 auf Schauenstein,[30] 1 auf Nayla[31] und der orthen, hatten viel gestohlenes vieh bey sich. 2 compagnien aber quartierten sich mit gewalt in die Altenstadt und auf dem Graben und hauseten in theils häußern, da die armen leuthe aus unvermögen entwichen, sehr übel mit plündern und schlagen“.[32]

„Den 18. [28.5.1636; BW] wurden abermahls wegen der stadt verzögerten lieferungen die fürstlichen herrn commissarii als der von Pudewels, Beulwiz[33] und Lichau[34] nebst herrn burgermeister Hertel, Erhardt Georgen und stadtschreiber auf das Rathhaus verarrestirt, weilen die staabgelder von Culmbach nicht hereingeschickt worden. […]

Den 20. [30.5.1636; BW] wurden unterschiedene partheyen außgeschickt, welche von Döhla,[35] Losau[36] und andere orten alles vieh, kälber und pferdt, hereinhohleten, damit der obristlieuthnant sich selbst bezahlt machen wollte. Den 24. [3.6.1636; BW] haben die rheauer[37] ihr vieh zum andernmahl um 210 gulden, nachdem auch gleich etliche stücke albereits davon verkauft, wieder eingelöset. Ob nun wohl seine fürstliche gnade nicht unterließe, mit schreiben und schicken landesväterliche vorsorge zu thun, maßen den 26. [5.6.1636; BW] abermahls schreiben an besagten obristlieuthnant ergingen, welche auch vom dem fürstlichen commissarien und herrn burgermeister und rath selbst eingeliefert worden, so half es doch nichts, sondern ließ sich vernehmen, wann er seine versprochene gelder vom Marggrafthum habe, so wolle er vermöge habender ordre sodann anfangen, gute disciplin zu halten und sodann verordnen, daß einem des tages mehr nicht als 2 feldtmaaß[38] bier und seine gewiße kost gegeben werden sollte, und wollte im übrigen von der stadt sich schon bezahlt machen, dann vor ihm kein stück vieh auf der weide sicher seyn sollte“.[39]

„Den 9. junii [19.6.1636; BW] geschahe endlich der so lang gewünschte aufbruch, nachdem der herr obristlieuthnant von Pudewels den 7. huius [17.6.1636; BW] wieder von seiner fürstlichen gnade kommen und wegen der staabsgelder contentiret, wie auch mit einem stattlichen pferde pro 400 gulden beschenckt worden“.[40]

1639 musste Podewils als Hofmarschall mit den Schweden verhandeln. „Der ranzion halber verglich man sich auf 6000 thaler, daß nehmlich die stadt 2000 thaler, die von adel 2000 thaler und die landschaft 2000 thaler geben sollten. Darauf die stadt geißel verschaffen müste. Darzu werden elegiret herr burgermeister Johan Wolf Hertel, magister Johann Georg Wolf und Christoph Buchta. Diese solten nachmittags mit fort, sind aber selbigen abend noch verblieben.

Nachdem nun der accord gesehen [geschehen ? BW] und bekräftiget, geschahe den 4. martii der aufbruch. Da wurden die gemelden geißel auf einem calesch[41] mit fort nach Plauen[42] geführet. Die zu Unterkozau[43] gelegene reuther aber, sind alle über der Saal gelegen, haben ziemlich übel gehauset, wie sie dann dem Fattigsmüller schier erhenckt, und hielten bey dem aufbruch ihren randevous bey dem Fröhlichen Stein, da die übrigen, so um die stadt gelegen, völlig zusammenkamen. 3 truppen aber wurden von ihnen auf die Wölbatendörfer[44] Strasse zu commendiret, die kayserlichen zu recognosciren. Als nun der ganze march auf Plauen zugangen, sind 20 dragouner wieder zurück zu einer salva guardia in die stadt commendiret worden, dabey der regimentsquartiermeister verblieben. Selbigen abends noch kamen von seiner fürstlichen gnade herr hofmarschall von Pudewels und geheimer secretarius Dobenecker,[45] mit den völckern zu tractiren, aber alzu spät an. Zu aufbringung versprochener ranzion musten die noch etwas von getraid und vieh erhalten. Hierum wurde sich verglichen. Es sollte aufgelegt werden daß 100 gulden vermögen mit 3 gulden, eine kuh mit 1 thaler, ein ochse mit 1 ½ thalern, 1 kalb mit 6 groschen, ein kälblein 18 groschen, ein achtel[46] korn 1 groschen, ein achtel habern 6 pfennig. Daher wurde den 5. martii [15.3.1639; BW] durch und durch alles visitiret und zu eintreibung der gelder ein anfang gemacht“.[47]

„Den 23. april[is] [3.5.1639; BW] muste man den nicolaischen [Montard de Noyrel; BW] völckern noch 140 thaler wegen restierender verpflegung geben, und gleichwohl kam den 26. april[is] [6.5.1639; BW] oft quartiermeister wieder einmal hieher und brachte fürstlichen specialen befehl von seiner fürstlichen gnaden, unsern gnädigsten, lieben landesfürsten und herrn, mit sich, daß man vor hier gelegene compagnien wieder sollte quartier geben, das aber wieder bericht und angezogen wird, wie die stadt dadurch der ursachen in höchster gefahr gesezt werden dürfte, weil allenthalben noch schwedisch volck im lande, sonderlich aber zu Zwickau[48] ein ganz regiment in quartier läge. Dennoch half es nichts, und kam über alles verhoffen den 29. vor mehr gedachter fürstlicher herr marschall und diesmahls kriegescommissarius von Pudewels mit einer gedacht- und zuvor hier hier gelegenen nicolaischen compagnie hier wieder ein und legte sich ein jeder in sein vorig quartier“.[49]

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[1] Freundliche Hinweise von Herrn Lars Severin, Potsdam. Hauptquelle ist: Johannes Gallandi [1843 – 1917], Sammlung Gallandi. Geheimes Staatsarchiv PK Berlin-Dahlem XX. HA „Sammlung Gallandi“, Abt. Podewils.

[2] Oletzko [Olecko (LK Olecko), Polen].

[3] Vgl. STICHT, Markgraf Christian.

[4] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[5] Lichtenberg [LK Naila]; HHSD VII, S. 406f.

[6] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[7] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartiercommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der Mustercommissarius führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. [mdsz]

[8] Wildenreuth, heute Ortsteil von Weidenberg [LK Bayreuth].

[9] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[10] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[11] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.

[12] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[13] Hier ist Schlick, Heinrich Graf zu Bassano und Weißkirchen, gemeint, dessen Regiment S. 94 erwähnt wird.

[14] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[15] Johann Heinrich Müffling, genannt Weiß [ – 7.7.1637] brandenburg-kulmbachischer Kanzler, Geheimrat und Kammerpräsident.

[16] Johann Christoph Hendel [18.3.1601 – 30.9.1645] Stadtvogt in Hof und Vizekapitän des fürstlichen Ausschusses.

[17] Johann Caspar Flessa, genannt Tettelbach [ – ], 1634-1640 Kapitän des fürstlichen und des bürgerlichen Ausschusses in Hof.

[18] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[19] KLUGE, Hofer Chronik, S. 93f. (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes). Rüthner datiert nach dem a. St.

[20] KLUGE, Hofer Chronik, S. 99.

[21] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[22] verschrieben für „begütigten“.

[23] Hof-Haidt, nordöstlich der Neustadt.

[24] Trogen [LK Hof].

[25] Hof-Leimitz, östlich der Neustadt.

[26] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[27] Ferdinand v. Ungarn; vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[28] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[29] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[30] Schauenstein [LK Hof]; HHSD VII, S. 662.

[31] Naila [LK Hof]; HHSD VII, S. 492.

[32] KLUGE, Hofer Chronik, S. 101.

[33] Beulwitz, N; kurfürstlicher Kriegskommissar [ – ].

[34] Lückau, Friedrich Weigand v.; kurfürstlicher Kriegskommissar [ – November 1646]

[35] Döhlau [LK Hof].

[36] Regnitzlosau [LK Hof].

[37] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[38] 1 Feldmaß = 1, 5 Liter.

[39] KLUGE, Hofer Chronik, S. 104f.

[40] KLUGE, Hofer Chronik, S. 106.

[41] Kalesche: leichter Reisewagen. „Kalesche, ein leichter offener Wagen, der an statt eines gewöhnlichen Chaise=Kastens einen offenen Kasten auf dem Gestelle hat, worin noch gemeiniglich ein geflochtener Korb eingesetzt ist. Sie unterscheidet sich von einem gemeinen Wagen dadurch, daß sie zierlicher und bequemer mit ordentlichen Sitzen gebauet, auch angestrichen ist“. Online unter: kruenitz1.uni-trier.de/.

[42] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[43] Hof-Unterkotzau, nördlich der Neustadt.

[44] Hof-Wölbattendorf, westlich der Innenstadt.

[45] Dobenecker, Caspar, brandenburg-kulmbachischer Rat u. Geheimer Sekretär zu Kulmbach [ – 2.12.1640].

[46] 1 Achtel: sehr unterschiedliches Getreidemaß zwischen 16 und 30 Liter.

[47] KLUGE, Hofer Chronik, S. 135.

[48] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[49] KLUGE, Chronik, S. 141f.

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