Pierottini, N [ – ]

Pierottini, N [ – ] Pierottini gehörte zu dem umfangreichen Netzwerk der Korrespondenten Ottavio Piccolominis.

Am 11.6.1643 schrieb Erzherzogin Claudia von Tirol an Ottavio Piccolomini, in Bologna habe Pierottini mit Kardinal Antonio Barberini verhandelt, jedoch nur wenig Versöhnungsbereitschaft gefunden; die Barberini schienen nur durch göttlichen Eingriff zum Frieden gezwungen werden.[1]

Nach seiner Rückkehr aus Italien hatte ihn Piccolomini zur Berichterstattung an den kaiserlichen Hof entsandt, wie er Fontaine am 8.8.1643 aus Florenz schrieb: Der Stand des Krieges in Italien sei unentschieden. Wechselnde Erfolge und Misserfolge auf beiden Seiten hätten bewirkt, dass kein Friedenswille da sei, auch der Papst wolle Castro nicht restituieren, sondern erhebe sogar weitere Ansprüche. Damit spitze sich der Streit noch zu. Er selbst erwarte die Rückkehr Pierottinis aus Wien, von wo dieser Instruktionen für eine Versöhnung beider Parteien mitbringen soll. – Die Reise nach Spanien solle auf Schiffen stattfinden, die von Neapel in See stechen.[2] Wahrscheinlich am 8.8.1643 teilte Piccolomini dem kaiserlichen Gesandten in Venedig, Antonio Rabatta, mit, Ferdinando II. de Medici, der Großherzog von Toskana, habe 9.600 Mann und 2.000 Reiter in Bereitschaft und außerdem 5.000 Mann und 2.500 Reiter in befestigten und wichtigen Orten disloziert. Er selbst habe Pierottini nach Wien entsandt, damit er dort über die Lage in Italien referiere. Die Fürsten seien zu Friedensverhandlungen geneigt, Odoardo I. Farnese, Herzog von Parma, habe sich die Vorschläge Kardinal Bichis angehört. Kleine Erfolge des Papstes könnten die Friedensverhandlungen nur erschweren. Er hoffe, Frankreich und Spanien würden ihren Vertretern genauere Anweisungen zuschicken, er selbst möchte den Standpunkt des Papstes kennen.[3]

Ein Bericht Walter Leslies über den Zusammenbruch Dänemarks unter dem Angriff der Schweden ging am 14.1.1644 an Piccolomini ab. Christian IV. werde gezwungen sein, einen schmählichen Frieden zu schließen. Der Herzog von Braunschweig-Lüneburg wage es nicht, ihm zu Hilfe zu kommen und die Niederländer greifen angeblich Dänemark von der See her an. Beigefügt war ein für Pierottini in Spanien bestimmter undatierter Brief, in dem Leslie seine Beteiligung bei Wallensteins Beteiligung sowie die Anfänge von Rákóczis Erhebung erwähnte. „Caro Sig. Pierottini, io me fido che v. S. Ill. ma haverà cura delle miei interessi, la cosa, che io desiderio più, che il Rá sia ben informato delle servitii che io ho reso nella Rebbellione del Fridland, e che io son instato di render servitii alli interessidel Ré in questa corte, per questo desidero che il Ré commandasse alli Suoi ministri qui, in Milano e Bruselles de confidar le pretentioni del Ré di me. Io dubito se il Sig. Duca Piccolomini habia hauto occasione de informar il Ré di me. Adesso che la flotta é arrivata tanto ricca, mi pare che sarà facile per il Marescial de procurarmi qualche agiuto de costa. Finalmente il Ragotzi é intratto in Hungaria, e non trovando nisuna resistenza a trovato molti Hungari che lo sequitano, ma lui ha gia fuora delle fortezzela mettà della Hungaria Superiore in mano. Ci é grand apparenza che il Turcosi vuol muovere, tutti li Bassa e Capi de Guerra sono insieme à Buda,[4] senza dubio per consultar cose de grand relevo, sin adesso Rakotzi non ha hauto resistenza, ma fra duoi giorni marcerà un regimento de Dragoni, 3 de Infanteria e 5 de Cavalleria”.[5]

Am 29.10.1647 schrieb Boccamaggiore aus Prag an Piccolomini: Überall herrsche große Sehnsucht nach Frieden. Jedermann blicke zu dem neuen kaiserlichen Feldmarschall Holzappel als der Person auf, die helfen könnte, das Ende des Krieges herbeizuführen. Wäre Piccolomini in Prag, erhielte er das Oberkommando und jede erdenkliche Satisfaktion. Er selbst habe Pierottini schriftlich ersucht, mit Piccolomini darüber privat zu verhandeln.[6] Von Ende 1647 datiert Piccolominis Instruktion für die Verhandlungen mit dem Kaiser, Trauttmansdorff und W. Leslie im Wien. Pierottinis Ankunft in Wien werde in aller Heimlichkeit vor sich gehen; als erstes wird sich dieser bei Leslie nach der Möglichkeit eines Besuches bei Trauttmansdorff erkundigen, dann diesem einen schriftlichen Bericht übergeben und seinen mündlichen streng vertraulich vortragen. Der schriftliche Bericht betrifft eine Analyse der militärischen Lage, der mündliche die Ereignisse der jüngsten Kampagne; nach Begutachtung Trauttmansdorfffs wird Pierottini letztere auch dem Kaiser vortragen. Piccolomini selbst sei nämlich bei Hofe böswillig verleumdet worden, er hätte sich abfällig über Erzherzog Leopold Wilhelm geäußert; dabei hatte er nur die große Gleichgültigkeit kritisiert, die er bei den Offizieren gesehen hatte, die Armee sei ohne Waffen und Disziplin. Der Erzherzog hatte als Oberbefehlshaber die starken Spähtrupps Puchheim, Bornival, Luis Gonzaga, Kroaten und Ungarn ausgeschickt und es war ihre Schuld, dass sie die Nähe des Gegners nicht gemeldet hatten. Wenn Pierottini mit dem Kaiser sprechen und die Rede auf Piccolomini kommen wird, solle er sagen, Piccolominis Rückkehr hänge davon ab, wie weit sich der Kaiser von jenen böswilligen Verleumdern distanzieren will.[7]

[1] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 25.

[2] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 42.

[3] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 43.

[4] Buda, dt. Ofen, heute Stadtteil von Budapest [Ungarn].

[5] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 136.

[6] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1079.

[7] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1088.

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