Peverelli [Beberell, Biberelli], Gabriel Freiherr von

Peverelli [Beberell, Biberelli], Gabriel Freiherr von; Generalfeldkriegszahlmeister [ – November ? 1652] Peverelli stand als Feldkriegszahlmeister in kaiserlichen Diensten.

Wie Geiselnahmen im Dreißigjährigen Krieg aussehen konnten, berichtet die Bietigheimer[1] Stadtschreiberchronik: „In Anno [1]636 gleich zu Eingang des Jahrs seind zween Stäb uff dis Städtlin zum Winterquartier angewisen worden, als Herr General Wachtmeister Passampierre [Bassompierre; BW] und Herr General Feld Kriegszahlmeister Beberell ein Italianer. Die forderten alle Monat 4000 also inner 5 Monat 20000 Gulden, daß also solche über große Summa nach zuvor erstandenen viel unterschidlichen Plünderung zu erstatten unmüglich. Nahmen deswegen die Obrigkeit in Arrest, sperretens ein in underschidliche Gemach. Burgermeister und Gericht wurden in der Gerichtsstuben mit Soldaten verwacht, daß man ihnen weder Essen und Trinken zubringen könnte. Ja, es wurde keinem seine natürliche Notdurft zu verrichten Platz gegeben. Also gar, daß auch Ulrich Wennagel, ein 70jähriger Mann, mit Gefahr Leibs und Lebens solches zum Fenster hinaus, hierzwischen von etlichen gehalten, daß er nit fiele, notdrungenlich verrichten müeßen. Andere Burger wurden im Neuen Bau als wie die Hund in einem Stall zusammen verschlossen, und gleicherweis härtiglich darinnen gehalten. Endlich da das Geld nicht herauswollte, füereten sie beede Burgermeister sampt 4 Gerichtspersonen nach Stuettgardt[2] und legten selbige zue dem Profossen ins Blockhaus 14 Tage gefangen, bis man anderer orten etlich hundert Gulden lehnungsweis bekommen. Als sie aber zur völligen Bezahlung noch nicht gelangen mochten, schriben sie von Haus zu Haus auf, was noch an Früchten, Wein und Vich vorhanden war, schluegens nach ihrem Belieben an und namens hinweg. Nachmalen setzten sie aigens Gefallens eine Obligation auf und zwungen Burgermeister und Gericht mit Gewalt, selbige zu underschreiben, zogen darauf hinweg und blibe kein ainig Stücklein Vich mehr in dem Städtlin“.[3]

Im Juli 1638 weilte Peverelli in Nürnberg[4] und teilte Melchior von Hatzfeldt mit, dass Köln[5] und Frankfurt[6] Zahlungen verweigerten. Diese und ähnliche Mitteilungen durchzogen die Korrespondenz mit Hatzfeldt.[7]

Am 24.5.1639 schrieb Peverelli aus Ulm[8] an Ottavio Piccolomini: Die bayerische Armee halte sich noch immer in den Winterquartieren auf. Am Vortag seien einige Obristen von hier abgefahren, um General Franz von Mercy in Reutlingen[9] aufzusuchen. Heute solle in Anwesenheit gewisser bayerischer Kriegsräte eine Konferenz stattfinden. Die bayerische Armee verfüge über 6.000 Mann zu Fuß, 6.000 Reiter und 1.000 Dragoner, vertrete aber die Ansicht, sie dürfe sich nicht allzu weit von ihrem Land entfernen und die Ulmer Garnison sei der gleichen Meinung. Man werde darüber in Nürnberg und Regensburg[10] verhandeln.[11]

Am 2.9.1639 teilte Peverelli ihm aus Köln mit: Angeblich sei Melander [Holzappel] mit seinen Soldaten in französische Dienste getreten, auch Johann Adolf von Metternich habe ihm dies mitgeteilt. Die Stände von Jülich und Berg tagten gemeinsam und würden wahrscheinlich am heutigen Tag die Antwort auf die Vorlage Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg sowie ihre Antwort an den Kaiser beschließen.[12] Er informierte Piccolomini am 27.10., dass die Weimarer zusammen mit den Franzosen Germersheim[13] erreicht hätten – die Reiter auf dem Landweg, das Fußvolk auf Schiffen; man höre, sie würden sich mit den hessen-kasselischen Truppen und Königsmarck vereinigen. Er hoffe, Piccolomini werde ihre Pläne durchkreuzen. Maximilian I. von Bayern schone seine Armee, die tatenlos in den Städten liege.[14]

Nach den Mitteilungen von Hofkriegsratspräsident Schlick aus Regensburg vom Januar 1640 waren Untersuchungen gegen Carrasco und Peverelli eingeleitet worden.[15]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[16] aus dem von Eger[17] abhängigen Marktredwitz[18] erinnert sich an den Mai 1642: „Den 9. dito ist ein Rittmeister mit 50 Pferden von dem Biberellischen Regiment anhero kommen, welcher ein Schreiben von einem edlen, festen Rat der Stadt Eger an uns mitbrachte, daß wir ihnen Bier und Brot hinausgeben und reichen sollten. Als man ihnen daraufhin nit allein Bier und Brot, sondern auch Fleisch und Hafer [ge]geben, haben sie ihr Quartier zu Dörflas[19] und Wölsau[20] genommen, wo sie dann auch des anderen Tags still gelegen. Den 11. sind sie auf[ge]brochen und gegen Kemnath[21] marschiert“.[22]

Am 6.2.1647 schrieb Peverelli an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Er freue sich über die Wiedergewinnung von Weißenburg[23] und fühle mit der in schlechtem Zustand befindlichen Armee. Gallas werde wohl bereits im Besitz der Entschließung hinsichtlich der Quartiere und des Geldes sein. Mit Erzherzog Leopold Wilhelm soll J. A. von Schwarzenberg in die Spanischen Niederlande gehen; als Generalkommissare seien Maximilian von Waldstein, Jindřich Kustoš von Zubří und Blumenthal vorgeschlagen.[24] Aus Wien teilte er am 13.2.1647 Gallas mit: Die jüngsten Berichte aus Osnabrück[25] gäben nicht viel Friedens-hoffnung, wenn man die Verhandlungen nach der Haltung des Gegners beurteilen wolle, die voll Lug und Trug und Heuchelei sei. Wrangel sei 150 Reitern in der Umgebung von Hamburg[26] abgekommen, habe dort mit einigen schwachen Regimentern auf Königsmarck gewartet, um sie zu remontieren und die Kaiserlichen oder Spanier an etwaigen Rekrutierungen zu hindern.[27]

Im November 1652 teilte Maria Christina Freifrau von Peverelli Hatzfeldt aus Brünn[28] den Tod ihres Mannes mit.[29]

[1] Bietigheim, HHSD VI, S. 83f.

[2] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.

[3] BENTELE, Protokolle, S. 198.

[4] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[5] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[6] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 131.

[8] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[9] Reutlingen; HHSD VI, S. 656ff.

[10] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[11] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 825.

[12] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 900.

[13] Germersheim; HHSD V, S. 112f.

[14] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 934.

[15] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 137.

[16] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[17] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[18] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[19] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[20] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[21] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[22] BRAUN, Marktredwitz, S. 161.

[23] Weißenburg; HHSD VII, S. 799ff.

[24] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 990.

[25] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[26] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[27] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 997.

[28] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 361.

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