Müller, Melchior

Müller, Melchior; Hauptmann [ – ] Müller lag 1633 unter dem Befehl von Franz Peter König, genannt von Mohr, in Lindau[1] in Garnison, bis er verschwand. „Oberst König führt in Lindau ein strenges Regime. Davon sind nicht nur die Bürger betroffen, sondern auch die Soldaten. Im Staatsarchiv Luzern findet sich ein anonymer Brief eines Luzerners, der im Sommer 1633 unter König in der Garnison Lindau dient. Hier erhalten wir einen Einblick in die Sorgen und Nöte eines einfachen Soldaten. Das Schreiben wirft aber auch ein Licht auf die tyrannischen Wesenszüge des Gouverneurs. Der Luzerner Soldat schreibt an seine Regierung: «Es ist ein Krieg, in dem niemand Ehre oder Gut gewinnen kann. Man geht mit uns um, dass es zum Erbarmen ist. Manche Hauptleute kaufen sich vom Dienst frei, und die vornehmsten Offiziere gehen heim und lassen uns hier sitzen. Etliche reissen aus. Wenn man sie erwischt, lässt man sie stracks henken. Alle Schweizer würden gern heimgehen. Deshalb bitten wir Euch, uns behilflich zu sein, damit man uns nach Hause zu Frau und Kind ziehen lässt. Man gibt uns kein Geld, wir müssen uns mit schlechtem Essen behelfen. Jede zweite Nacht müssen wir Wache schieben und danach den ganzen Tag trülen (drillen) und immerfort mit dem Hungertuch in der Stadt umher plampen (hin- und herlaufen). Man weiss nicht, wie uns noch zu plagen, damit wir unser rauhes Essen verdienen. Einen Teil von uns führt man hier-, einen anderen dorthin; dadurch werden alle Schweizer getrennt, sodass ein Bursche hier und ein anderer dort erschlagen wird. Unser Hauptmann Müller ist seit zehn Wochen verschwunden. Niemand weiss, wo er ist. Deswegen bitten wir die Gnädigen Herren, dass sie sich für uns einsetzen, denn sonst kommt kein Schweizer mehr nach Hause – sie werden alle erschlagen oder gehenkt. Es mag leicht einer sagen, er müsse auf lange Zeit ins Stockhaus (Gefängnis), aber dann wäre fast besser, er würde gehenkt. Wenn die eidgenössischen Orte an einer Tagsatzung zusammenkommen könnten, um die Schweizer heimzurufen ! Hier ist kein Hauptmann Meister über seine Kompanie, denn der Oberst (König) befiehlt über alle und lässt niemanden mitreden»“.[2]

[1] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[2] VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp, S. 161.

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