Mohr von Wald [Mohrwald, vom Wald(t)], Franz Wilhelm

Mohr von Wald [Mohrwald, vom Wald(t)], Franz Wilhelm; Obrist [ – 20.7.1643] Mohr von Wald[1] stand seit 1614 in Kriegsdiensten. 1621 war er als kaiserlicher Hauptmann im Kampf gegen Bethlen Gábor gefangen genommen, nach Kaschau verbracht und an einen Türken verkauft worden.[2] Nach neunmonatiger Gefangenschaft gegen Lösegeld freigelassen, war er 1622 Obristleutnant unter Anholt. Nach anderen Angaben diente er unter Lorenzo del Maestro als Rittmeister. 1622 wurde er in der Oberen Pfalz einquartiert: „Am 29. März kam das aus 10 Komp. bestehende Rgt. z. Pf. Lorenzo del Maèstro mit 3 Komp. von Taus[3] nach Rötz.[4] Er brachte 20 lahme Pferde mit, 8 Pferde standen in Rötz. Einige Komp. bestanden nur aus Franzosen, so z. B. jene der Rittmeister Barau und Mohr vom Wald, Rittmeister Barau selbst sprach kein Wort deutsch. Er war mit 30 Pferden und 32 Mann bei dem Bürger Georg Raidt in Rötz einquartiert, zechte bei diesem für 105 fl und ließ sich zum Abschied 20 fl geben, zum Dank wurden dem Raidt Gegenstände im Werte von 35 fl entwendet. Rittmeister Mohr vom Wald war in Rötz mit 15 Dienern und 33 Pferden bei dem Bürger Achaz Weidner, der 77 fl Auslagen hatte. Rittmeister Vögele, ebenfalls in Rötz, war mit 19 Mann und 28 Pferden bei Hans Deigner, dessen Unkosten 135 fl betrugen. 65 Bürger von Rötz wurden durch diese 3 Komp. am 29. und 30. März um 3825 fl geschädigt. Die Reiter haben Frauen und Kinder geschändet, die Leute geschlagen und aus den Häusern gejagt, sie verschmähten das Fleisch von Mastochsen und Kälbern und verlangten Indiane (Truthahn) und Kapaune (verschnittener Masthahn) sowie Wein. Von diesem waren in der ganzen Stadt nur 2 Eimer vorhanden, so daß die Bürger gezwungen waren, solchen von dem Marketender zu kaufen und die Maß mit 2 fl zu bezahlen. Die oben genannte Komp. Barau kam am 31. März nach Schwarzenfeld,[5] von wo aus 40 Reiter am frühen Morgen des 1. April Wolfring[6] plünderten. In dem von dem Oberforstmeister Valentin Fuchs von Dornheim bewohnten Schloß lag eine bayerische salva guardia, die ebenso wie der erwachsene Sohn des Hauses durch Schießen und Schläge verjagt wurde. Die Reiter nahmen 7 Pferde, von denen 4 der Rittmeister Barau sich aneignete, 2500 fl Bargeld und andere Sachen im Gesamtwert von 8000 fl mit. Dies war die 5. Plünderung, welche Fuchs seit dem 21. September 1621 erlitt, der Gesamtschaden bezifferte sich auf 15000 fl. Als ein ebenfalls aus 10 Komp. bestehendes Rgt. zu Pferd des Oberst Lorenzo del Maèstro am 6. April bei Waldmünchen[7] ankam und durch unmenschliche Gewalttätigkeiten die Bevölkerung zur Verzweiflung brachte, rotteten sich 500 Bauern der dortigen Gegend zusammen und schlugen 100 Reiter in die Flucht. Auch in diesem Regiment waren einige französische Komp., welche mit den deutschen Komp. in offener Fehde lebten, so daß es sogar zu Schießereien kam“.[8]

„Am 21. Dezember [1622] sandte Frantz Mohr vom Waldt, Obristleutnant über ein Regiment bayerischer Reiter, zu Garnison mit einer Kompanie Reiter von 150 Pferden in Volkmarsen,[9] seinen Quartiermeister u. a. nach Hallenberg,[10] um die Kontribution einzufordern“.[11]

1629 trat er in den Dienst der Liga.

Er war später Obrist unter Wallenstein.[12]

Der Schweriner[13] Dompropst und Ratzeburger[14] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „3. April [1631; BW] hat Rex Sueciae Frankfurt an der Oder[15] ohne einige pressa mitt stürmender Handt eingenohmen darin der Feltmarschalk [Rudolf v.; BW] Tiefenbach, G. [Hannibal; BW] von Schauenburgk, [Ernst v.; BW] Montecuculi vnd bei 6000 Tillysche gewesen, der alte Schauenburger ist todt, Sparr [zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf v.; BW], Heiden, [Walter; BW] Butler vnd viele Obristen gefangen. Obrist [Johann v.; BW] Götz[16] und [Rudolf Graf; BW] Coloredo sollen auch niedergehawen sein. Die Besatzung ist in vindictam[17] der Brandenburgischen[18] meist niedergehawen; haben darin bekommen 16 Fahnen, 6 Cornet, 600 Tonnen Pulver, 20 ganze, 4 halbe Carthaunen, 1,200 Centner Blei und bleierne Musqueten Kugeln, 700 Centner Lunten, 1,000 Stücke eiserne Kugeln, 70 Stücke Geschützes, an Getraide einen ziemlichen Vorrath. Die Kaisersche haben nichts von ihre pagage wegbringen können, rechnen ihren Schaden uf 300,000 Rthlr. Vber 1,000 Soldaten haben sie nach der ersten Furie gefangen, darvnter Obristen Sparr vnd der von Walde [Mohr v. Wald, Franz Wilhelm; BW] sein Obrist Lieutenant, 10 Capitaine und andere fürnehme Offiziere gewesen. Die Gefangenen, darunter viele Crabaten, sollen in Sweden in die Kupferbergwerke gebracht werden und allda arbeiten“.[19]

„Die vereinten Heere Wallensteins und Maximilians von Bayern[20] wandten sich nach Norden mit dem ursprünglichen Plan, den sächsischen Kurfürsten Johann Georg in Dresden[21] anzugreifen. Schon vorher, bereits in den ersten Augusttagen, hatte Wallenstein den Generalfeldzeugmeister Heinrich Holk[22] damit betraut, bei Forchheim[23] ein festes Lager zu beziehen, um die Flanke der schwedischen Stellungen abzudecken und den Weg nach Böhmen offenzuhalten. Am 10. August 1632 bekam Holk, mit gleichzeitiger Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant, den Befehl, mit ca. 12 000 Mann nach Sachsen einzurücken, zur ‚Bestrafung‘ des sächsischen Kurfürsten, dessen Truppen[24] unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim nach Schlesien und in die friedländischen Herrschaften Sagan[25] und Großglogau[26] eingedrungen waren“.[27] In der Regimentsliste des Hofer[28] Amtsschreibers, der am 25.8.1632 eine Regimentsliste nach Kulmbach[29] einsandte, war auch das von ihm geführte Fuß-Regiment aufgeführt.[30]

„Am 18. sandte er [Wallenstein; BW] den Grafen Max zu Eggenberg. Was darauf in Wien geschah, am 22., hat er nie erfahren; es geschah dieses. Eggenberg empfing den Neffen allerdings, aber rührte das überbrachte Schreiben nicht an. Dem Erbprinzen von Friedland wurde bedeutet, seine eigene Situation sei nicht die günstigste; schnell verstand er, daß er kein Erbprinz von Friedland mehr war und klug würde operieren müssen, um sich und das Seine, welches recht hübsch war, in die Zukunft zu retten. Den Oheim, den Schwager, den Großwohltäter mußte man vergessen.

Am 20. – da war seine Angst gestiegen – schickte Wallenstein dem Max einen zweiten Boten nach, Oberst Mohr von Wald. Vertrauensselig zeigte er dem altgedienten Ritter einen warnenden Gruß Eggenbergs, enthalten in einem Brief von Questenberg: er möge doch »keine andere Partei annehmen«. An diesem Lichtlein in der Nacht, dem viel zu späten, ganz, ganz matten Zeichen untergegangener Freundschaft hing er, als ob sein Stolz und Trotz gebrochen gewesen wären. Nie habe er etwas gegen den Kaiser unternehmen wollen, sollte Mohr ausrichten, und sein Feldherrn-Amt sei er gern bereit zu quittieren, wenn es der Majestät genehm wäre, aber mit Manier und ohne Gewalt, und möglichst bald müsse jetzt eine Begegnung mit Eggenberg sein, »weil durch dergleichen Diffidenzen sowohl Ihrer Majestät Dienst als das bonum publicum leiden muß«. Mohr trug Briefe für Eggenberg, Ferdinand, Questenberg, auch für Gallas[31] und Aldringen, falls er sie unterwegs träfe. Piccolomini, in dem Dorfe Horažd’owitz,[32] behandelte ihn ganz freundlich, erzählte ihm, wie es stand, schenkte ihm Wallensteins Wagen und Pferde, weil alles, was dem Herzog gehört hatte, nun dem Kaiser gehörte, des Kaisers Generale darüber verfügen durften, und empfahl ihm, weiterzureisen zu Gallas. Den traf er auf der Straße zwischen Linz[33] und Budweis[34] und der ließ ihn verhaften, »als wenn ich um das Friedländische Schelmstück gewußt und mich dessen teilhaftig gemacht hätte …« – „.[35]

Er wurde nach Wallensteins Ermordung wegen Hochverrats angeklagt. Im Juli 1635 verlor er sein Regiment. Da er Deutschordensritter und Komtur zu Münnerstadt[36] war, wurde er dem Hochmeister Stadion zur „Aburteilung“ übergeben und bis 17.3.1637 in Gefangenschaft gehalten.[37]

Er verstarb am 20.7.1643.

[1] Vgl. auch MAYER, Die Ritter Mohr von Wald.

[2] Ausführlich dargestellt bei STRAMBERG, Rheinischer Antiquarius, S. 568ff.; DUDÍK, Mohr von Waldt.

[3] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.

[4] Rötz [LK Cham], HHSD VII, S. 649.

[5] Schwarzenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 686.

[6] Wolfring, heute Ortsteil von Fensterbach [LK Schwandorf].

[7] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.

[8] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 35.

[9] Volkmarsen [Kr. Wolfhagen]; HHSD IV, S. 441f.

[10] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[11] BRUNS, Hallenberg, S. 240.

[12] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[13] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[14] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[15] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[16] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[17] Rache, Strafe.

[18] Gemeint ist hier das Massaker Tillyscher Truppen am 19.3.1631 in Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.

[19] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 3f.

[20] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[21] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[22] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[23] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[24] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab Dezember 2012).

[25] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[26] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[27] ENGERISSER, Von Kronach, S. 118, die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[28] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[29] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[30] Staatsarchiv Bamberg Rep. C 48, Nr. 185, fol. 307.

[31] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[32] Horažd’owitz [Horažd’ovice; Bez. Klattau]; HHSBöhm, S. 200f.

[33] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[34] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.

[35] MANN, Wallenstein, S. 914ff.

[36] Münnerstadt [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 485ff.

[37] Ausführlich bei STRAMBERG, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius Bd. 11, Teil 3, S. 568ff.

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