Heiden [Heidow], N; Obrist [ – ] Heiden [Heidow] soll 1631 als Obrist eines Reiterregiments in kaiserlichen Diensten gestanden haben.
Der Schweriner[1] Dompropst und Ratzeburger[2] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „3. April [1631; BW] hat Rex Sueciae Frankfurt an der Oder[3] ohne einige pressa mitt stürmender Handt eingenohmen darin der Feltmarschalk [Rudolf v.; BW] Tiefenbach, G. [Hannibal; BW] von Schauenburgk, [Ernst v.; BW] Montecuculi vnd bei 6000 Tillysche gewesen, der alte Schauenburger ist todt, Sparr [zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf v.; BW], Heiden, [Walter; BW] Butler vnd viele Obristen gefangen. Obrist [Johann v.; BW] Götz[4] und [Rudolf Graf; BW] Coloredo sollen auch niedergehawen sein. Die Besatzung ist in vindictam[5] der Brandenburgischen[6] meist niedergehawen; haben darin bekommen 16 Fahnen, 6 Cornet, 600 Tonnen Pulver, 20 ganze, 4 halbe Carthaunen, 1,200 Centner Blei und bleierne Musqueten Kugeln, 700 Centner Lunten, 1,000 Stücke eiserne Kugeln, 70 Stücke Geschützes, an Getraide einen ziemlichen Vorrath. Die Kaisersche haben nichts von ihre pagage wegbringen können, rechnen ihren Schaden uf 300,000 Rthlr. Vber 1,000 Soldaten haben sie nach der ersten Furie gefangen, darvnter Obristen Sparr vnd der von Walde [Mohr v. Wald, Franz Wilhelm; BW] sein Obrist Lieutenant, 10 Capitaine und andere fürnehme Offiziere gewesen. Die Gefangenen, darunter viele Crabaten, sollen in Sweden in die Kupferbergwerke gebracht werden und allda arbeiten“.[7]
„Am 14. Januar 1631 kam der neue Oberbefehlshaber Tilly[8] mit vier Regimentern in die Stadt [Frankfurt/Oder]. Um einer eventuellen Brandschatzung oder Plünderung der Soldaten vorzubeugen, insbesondere aber, um die Universität vor Mißliebigkeiten zu schützen, soll sich, wie berichtet wird, der Geschichtsprofessor Cyriacus Herdesianus zum Grafen Tilly begeben und den Feldherren gefragt haben, in welcher Sprache er sein Anliegen vortragen darf. Man einigte sich auf Französisch. Herdesianus hatte den berüchtigten Kriegsmann, der wenig später Magdeburg[9] dem Erdboden gleichmachen wird, so gerührt, daß er in der Stadt Gnade walten ließ. In Frankfurt (Oder) befanden sich bereits mehrere Regimenter, die teilweise vor der im Norden stehenden schwedischen Armee Zuflucht genommen hatten. Die Truppen, so ist bei Felix Plage[10] erwähnt, waren in einem schlechten Zustand. Tilly hielt Musterung und ließ rückständigen Sold zahlen, der unter anderem auch aus der Stadt Frankfurt/Oder herausgepreßt worden war, um die Moral der Soldaten zu heben.
Generalissimus Tilly zog am 5. Februar 1631 in Richtung Magdeburg weiter, zurück blieb eine Kerntruppe von 9000 Mann. Zu ihnen gehörten die Reiterregimenter Montard [[Montard de Noyrel; BW] bzw. Heidow, [Ernst; BW] Montecuccoli, und [Johann v.; BW] Götz sowie die Regimenter zu Fuß [Hannibal v.; BW] Schaumburg, Hardegg, Fernemont, Borneval bzw. Waldow, Torquato Conti, [Karl v.; BW] Liechtenstein, mit dem Beinamen die Seligmacher[11] und die berüchtigte Einheit von Butler mit den gefürchteten Kroaten. Als Kommandierenden beorderte Tilly den erfahrenen Feldmarschall Tieffenbach ab. […]
Den Darstellungen in den hiesigen Archivmaterialien und den Beschreibungen von Johann Christoph Beckmann folgend hatte der Schwedenkönig am 1. April [11.4.; BW] Quartier in Lebus[12] genommen. Einen Tag später verjagte er durch weiteres Vorrücken auf die Odermetropole die Kaiserlichen, die sich noch durch Schanzarbeiten an den Außenanlagen zu schaffen machten. Tieffenbach, der die weitere Annäherung der Schweden an die Stadt unbedingt verhindern oder zumindest erschweren wollte, beging in dieser Situation einen schweren Fehler. Er ließ die nicht zum Verteidigungssystem gehörenden Vorstädte niederbrennen. Der nun aufsteigende Rauch der brennenden Häuser nahm jedoch den Verteidigern die Sicht, so daß der Gegner ungehindert ganz dicht bis an die Stadtmauern gelangen konnte. Gustav Adolf selbst soll bei diesen günstigen Voraussetzungen das Gubener Tor rekognosziert haben, um es im Sturm nehmen zu können. Der Angriff erfolgte dann am Palmsonntag, am 3. April 1631. Der König ließ zuvor in seinem Lager zweimal Gottesdienst halten, was von den Kaiserlichen beobachtet wurde und ihnen Anlaß zum Spotten gab. Der verging ihnen jedoch bald, denn etwa gegen 14.00 Uhr brachen die Schweden nach heftiger Beschießung vor und stürmten das Gubener Tor, während zunächst ein Scheinangriff auch auf das Lebuser Tor erfolgte.
Am westlichen Mauerring wurden Schanzen aufgeworfen und ebenfalls mit den Kampfhandlungen begonnen. Gustav Adolf, der die Aktionen am Gubener Tor leitete, soll, um Mut zu machen, seinen Soldaten zugerufen haben: ‚Nur Geduld, bald werdet ihr Wein und kein schlechtes Oderwasser mehr trinken’. Dem ersten Soldaten, dem es gelang die Mauer zu überwinden winkten 1000 Taler und die Ernennung zum Hauptmann. Bald war das Gubener, wenig später auch das Lebuser Tor gesprengt. Die Kaiserlichen konnten dem Andrang der Schweden nicht mehr Stand halten und ergriffen heillos die Flucht. In der Brücktorstraße und auf der Oderbrücke entstand ein furchtbares Gedränge; viele stürzten in die Fluten der Oder und ertranken. Die Schweden gaben kein Pardon, sondern hieben zunächst wütend auf die Kaiserlichen ein, die um Quartier, das heißt Gefangennahme baten. Mit dem Ruf ‚Neubrandenburgisch Quartier’ könnt ihr haben, wollte man sich für das Blutbad der Kaiserlichen bei der Einnahme Neubrandenburgs rächen. Die schwedische Besatzung in dieser Stadt wurde hier vollständig niedergemacht. Einem Teil der kaiserlichen Besatzung gewährte man dennoch Quartier, darunter auch dem Obristen Butler. Insgesamt hatten die Schweden bei der Erstürmung der Stadt nur 300 Mann Tote zu beklagen, während es bei den Kaiserlichen über 2000 waren. Die Stadt soll voller Leichen gelegen haben. Gustav Adolf gewährte nach der Einnahme von Frankfurt (Oder) seinen Soldaten angeblich eine dreistündige Plünderung. Sie dauerte aber etwa zwölf Stunden bis wieder einigermaßen Ruhe einkehrte.
Für die Frankfurter Einwohner war dieses schreckliche Ereignis unbegreiflich, was ihnen jetzt von einem lutherischen Heer widerfuhr. Den Bewohnern wurden die Kleider vom Leibe gerissen, ihr Hab und Gut gestohlen und manch eine ehrbare Bürgersfrau konnte von Glück sagen, wenn sie ihr nacktes Leben retten konnte. Die Männer schlug man nieder oder tötete sie, wenn sie nicht freiwillig ihre Habe hergaben und das eventuell Verborgene herausrückten. Ein großer Teil der Häuser war zerstört oder stand in Flammen, so zum Beispiel die Häuserzeile zwischen Großer Oder- und Scharnstraße.
Was nützte es, wenn Gustav Adolf nach solchen Ausschreitungen später Getreide an die Bevölkerung verteilen und sogar einige Soldaten, die mit dem Plündern nicht aufhören wollten, hängen ließ. Den Frankfurtern saß der Schock tief, von dem sie sich nicht so schnell erholen sollten. […] F. Plage hat in seiner Publikation außerdem darauf hingewiesen, daß den Schweden reiche Kriegsbeute in die Hände fiel. In der von Tilly zurückgelassenen Kriegskasse befanden sich noch 300.000 Gulden. Nicht unerheblich waren schließlich auch die erbeuteten Waffen, darunter sogar Kanonen, die der Winterkönig in der Schlacht am Weißen Berg einbüßte, und Schießpulver, Blei und Eisenkugeln in beträchtlicher Menge. Erst am 29. April [9.5.; BW] verließ der Schwedenkönig mit seinem Heer die Stadt wieder, um den Magdeburgern zu Hilfe zu eilen. Sechs schwedische Regimenter blieben aber noch bis zum August 1632 als Besatzung zurück“.[13]
[1] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[2] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.
[3] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[4] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[5] Rache, Strafe.
[6] Gemeint ist hier das Massaker Tillyscher Truppen am 19.3.1631 in Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[7] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 3f.
[8] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[9] Magdeburg; HHSD XI, 288ff.
[10] PLAGE, Felix: Die Einnahme der Stadt Frankfurt a. d. Oder durch Gustav Adolf von Schweden, am 3. April 1631. Frankfurt an der Oder 1931, 17.
[11] Seligmacher bezieht sich nur auf die Truppen Liechtensteins, die wegen ihrer gewaltsamen Rekatholisierungsmaßnahmen in in den kaiserlichen Erblanden berüchtigt waren.
[12] Lebus [Kr. Lebus/Seelow]; HHSD X, S. 253ff.
[13] GRIESA, Frankfurt/Oder, S. 14ff.