Leslie [Lesley, Lesle, Lessle, Lassle, Letzle, Lasle, Lesly, Laslay], Alexander, 1st earl of Leven

Leslie [Lesley, Lesle, Lessle, Lassle, Letzle, Lasle, Lesly, Laslay], Alexander, 1st earl of Leven; Feldmarschall [um 1580-4.4.1661 Balgonie, Fife]

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Leslie[1] wurde um 1580 in Schottland geboren. Er stammte aus BalgonieBalgonieCastle04 [Abb. rechts] in Fife und war augenscheinlich der Sohn des Kapitäns Georg Leslie, Kommandeur der Burg Blair Atholl während der Regierung James’ VI. George Leslie war mit Anne Margaret Stewart verheiratet, obwohl eine andere Quelle behauptet, er habe Sybil Steuart geheiratet. Der zeitgenössische Tagebuchschreiber, David 2nd Earl of Wemyss, hielt fest, dass Leslies Mutter eine „Frau von Rannoch“ gewesen sei. Allgemein wird Leslie als illegitimer Abkömmling angesehen. Leslies Vater soll Leslies Mutter nach dem Tod seiner ersten Frau geheiratet haben, um ihn zu legitimieren. Zu Leslies ehelichen Kindern gehörten John, David und Georg sowie verschiedene Töchter, darunter Margaret. In seiner Kindheit war Alexander ein Pflegesohn von Sir Duncan Campbell of Glenochy. Er erwähnt diese Beziehung zweimal in seiner Korrespondenz von 1639/1640 mit seinen Pflegebrüdern. Die Nachwirkungen dieser Beziehung waren tief, denn Leslie schloss sich von 1638 bis 1651 der Argyll-Partei an.

Leslie ging ins Ausland, 1605 wahrscheinlich in die Niederlande, und kämpfte im Regiment Lord de Veres gegen Spanien. Er trat 1608 in schwedische Dienste und wurde 1611 zum Leutnant in Holifer Poplers Regiment befördert. 1612/13 führte er als Kapitän seine eigene Kompanie. 1620 war er in Pillau,[2] 1622 diente er als Obristleutnant in Patrick Ruthvens Småland-Regiment; eine Quelle bezeichnet ihn schon in diesem Jahr als Obrist. Zwischen 1623 und 1629 war er Obrist des Södermanland-, Närke- und Värmland-Regiments. Es war ein „storregiment“, das in der Folge in drei Regimenter zu je 1.200 Mann aufgeteilt wurde. Leslie war der Obrist der Närke-Division, von dem 2 Bataillone 1626 nach Preußen gingen, nach Dirschau[3] marschierten und dann Gustav II. Adolf folgten. Leslie war 1626/27 Kommandant in Pillau, möglicherweise wurde er um diese Zeit vom König in den Adelsstand erhoben. Die Kommandatur in Pillau scheint recht schwierig gewesen zu sein, denn in Leslies Korrespondenz ist vom Mangel an Geld und Vorräten, vor allem an Lebensmitteln, die Rede. Im November 1626 informierte Reichskanzler Oxenstierna[4] Leslie, er möge Dr. Godemann benachrichtigen, falls er medizinische Betreuung benötige. Zu Leslies Aufgaben gehörte es auch, Schiffe mit Rüstungsgütern an der Fahrt von und nach Königsberg[5] zu hindern. Im März 1627 erging allerdings der Befehl an ihn, englischen Schiffen die Fahrt zu gestatten, auch wenn sie Rüstungsgüter transportierten.

Als Teil seiner Pflichten erhielt er 1628 den Befehl über 1.200 Mann, um die dänische Garnison in Stralsund[6] zu verstärken, wo er ab Juli kommandierte. Sowohl die schwedische als auch die dänische Garnison bestand zum großen Teil aus Schotten. Doch erst am 27.9.1628 wurde der dänische Einfluss in Stralsund durch den Vertrag von Kopenhagen aufgehoben.

Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro[7] schreibt in seinen Erinnerungen: „Zu dieser Zeit wurde auch Sir Alexander Lesly, ein erfahrener und tapferer schottischer Kommandeur, mit schwedischen Truppen geschickt, um die Stadt zu regieren. S. M. von Schweden und S. M. von Dänemark[8] waren nämlich übereingekommen, daß der König von Dänemark den Schutz von Stralsund zugunsten S. M. von Schweden aufgeben solle, und zwar mit der Wirkung, daß die dänischen Streitkräfte aus der Stadt abzogen und den Schweden Platz machten. In der Zwischenzeit ging das Kommando auf Sir Alexander Lesly über, den Oberst Holck solange mit den dänischen Truppen unterstützte, bis diese zurückgezogen würden. Den Oberbefehl aber hatte Sir Alexander Lesly als Gouverneur S. M. von Schweden“.[9]

Bei Monro heißt es weiter über die weiteren Kämpfe vor Stralsund: „Der Friedensvertrag war annulliert, neue Truppen waren aus Dänemark zur Verstärkung gekommen, und Sir Alexander Lesly war Gouverneur geworden. Er beschloß, zum Ruhm seiner Landsleute einen Ausfall [29.7.1628; BW] gegen den Feind zu machen, denn er begierig, den Ruhm seiner eigenen Nation allein zukommen zu lassen, zumal es die erste Aktion in dieser Stadt war. Deshalb wählte er die Leute von Spynies Regiment aus, den Ausfall durchzuführen, denn es war ihr erster Einsatz, und Hauptmann Mackenyee befahl er, in Abwesenheit unseres Oberstleutnants mit den Resten unseres Regiments Spynies Leuten beizustehen und ihren Rückzug zu decken. Lord Spynie war selbst bei seinem Regiment. Alle Offiziere waren tüchtige, tapfere, treffliche Kavaliere adeliger Herkunft, die aus guten Familien kamen. Ihrer Einsatzfreude, ihrer Tapferkeit und ihrer Ausbildung entsprechend hatten sie auch ihre Dienstränge. Sie waren begierig, Ruhm und Ehre gegen einen mächtigen Feind zu gewinnen, mit dem sie nun kämpfen sollten. So gingen sie mit Kühnheit, Vertrauen und Entschlossenheit vor und drangen in die Befestigungen des Feindes ein. Sie zwangen den Feind, sich zurückzuziehen und das Gelände bis dorthin aufzugeben, wo seine Armee stand. Voll Begeisterung vergossen sie das Blut ihrer Feinde, die zuvor soviel Blut ihres Landes vergossen hatten, und sie griffen sie heftig an und verfolgten sie bis zu ihrer Hauptreserve oder dem Reservetreffen, wo sie ihre Kanonen eroberten.

Da der Feind aber zu stark war und laufend neue Kräfte in den Kampf warf, mußten sie sich unter Verlust einiger tapferer Kavaliere zurückziehen. Vor allem ist der Verlust von Sir John Hume of Aiton zu nennen, des ersten Hauptmanns im Regiment, der, nachdem er viele blutige Wunden empfangen hatte, gefangengenommen wurde. Er war ein tapferer, entschlossener Kavalier von guter Führung und maßvollem Handeln in allem, was er tat, der danach beim Feind seinen Verletzungen erlag, nachdem er lange in Gefangenschaft gewesen war. Er wurde von allen betrauert, die ihn gekannt hatten. Hier kam auch der tapfere Hauptmann Macdougall ums Leben, der seinen würdigen Vorfahren mit Ruhm nachfolgte. Wie glaubhaft berichtet wird, tötete er eigenhändig mit seinem Degen fünf Feinde, ehe er selbst getötet wurde. Verschiedene andere dieser Offiziere wurden verwundet, wie Hauptmann Lindsey of Bainsho, der drei gefährliche Wunden davontrug; auch Leutnant Pringle wurde  verletzt und verschiedene andere. Als sich Spynies Leute zurückziehen mußten, da sie ihr Pulver verschossen hatten, unternahm Hauptmann Mackenyee mit den alten Kameraden unseres Schottenregimentes einen Ausfall, um ihren Rückzug zu decken und den Feind in seiner Wut niederzuhalten. Sie machten Front gegen ihn, während ihre Kameraden sich zurückzogen. Und nun ging der Kampf von neuem los, wobei Leutnant Seatons Kompanie – die Offiziere waren alle zur Heilung weg – , allein von Leutnant Lumsdale [Lumbsden; BW] (I, 79) geführt wurde und dabei über dreißig tapfere Soldaten verlor. Als der Leutnant sah, daß Oberst Holck zurückging, bat er ihn, noch eine Weile stehenzubleiben, damit er sehen könne, ob die Schotten standhielten und kämpfen konnten oder nicht. Der Oberst sah zwar, daß er ihm zurief, schüttelte aber seinen Kopf und ging weiter. Am Ende löste sich Hauptmann Mackenyee langsam vom Feind, machte aber zu seinem Ruhm solange Front gegen ihn, bis er sicher in seinen Befestigungswerken angelangt war. Danach machte er sich fertig zu seinem Marsch nach Wolgast,[10] um dort zu S. M. von Dänemark zu stoßen“.[11]

Nach der erfolgreichen Verteidigung Stralsunds gegen die kaiserlichen Truppen erhielt Leslie als Anerkennung eine Goldmedaille, die die Inschrift „Stralsund 1628“ trug. Als weitere Belohnung für seine Dienste erhielt Leslie Landbesitz in Schweden und später zwei Grafschaften im Reich. Als Gouverneur von Stralsund stellte Leslie eine Flotte von achtzehn schwedischen Schiffen zusammen (die nach dem „Swedish Intelligencer“ in Pillau überwintert hatten), und führte mit ihnen Seekämpfe um die von kaiserlichen Truppen gehaltenen Inseln einschließlich Rügen. Diese Kämpfe eröffneten sehr wirksam die schwedischen Feldzüge im Dreißigjährigen Krieg.

Im November 1630 übernahm Leslie immer mehr Befehlsgewalt einschließlich des Befehls über die halbe schwedische Armee in ihrem Lager vor Kolberg.[12]

Im März 1631 kommandierte er Truppen, die erfolgreich die Schanzen bei Greifenhagen[13] stürmten. Leslie war Analphabet, deswegen wurde ihm Nils Graf Brahe zugeordnet.[14]

Monro schildert die Einnahme von Frankfurt a. d. Oder[15] am 3./13.4.1631: „Am Sonntagmorgen, es war Palmsonntag, der 3. April 1631, nahmen der König und die ganze Armee in ihrem besten Staat an einem Gottesdienst teil, und nach der Predigt ermunterte S. M. unsere Soldaten. Er sagte, er wünsche, daß er die schlechten Tage, die sie augenblicklich mit Geduld ertrügen, von ihnen nehmen könne, und er hoffe, ihnen in kürze bessere Tage bescheren zu können, an denen er sie Wein trinken lassen könne, anstatt des Wassers, das sie nun tränken. Dann gab der König dem General Baner Befehle, allen Brigaden mitzuteilen, sich mit ihren Waffen für weitere Anweisungen in Bereitschaft zu halten. Als dieser Befehl gegeben war, versahen sich einige der abkommandierten Musketiere, die unter Sinclairs Befehl standen, mit Leitern, da sie einen bevorstehenden Sturmangriff vermuteten.

Gegen 5 Uhr am Nachmittag kam S. M. zu unserer Brigade und ließ einen deutschen Hauptmann namens Guntier von Hepburns Regiment rufen. Er befahl ihm, einen leichten Harnisch anzulegen, seinen Degen zu ziehen, einen Sergeanten mit zwölf tüchtigen Burschen mitzunehmen, durch den Graben zu waten und zu erkunden, ob sich Leute zwischen dem Erdwall der äußeren Befestigung und dem steinernen Festungswall der Stadt aufhalten könnten. Dann sollten sie sich, so schnell sie es nur vermöchten, zurückziehen. Als die das getan hatten, kam S. M. zur Erkenntnis, daß zwischen den beiden Wällen Platz sei, Soldaten hineinzubringen, und da die Brigaden schon in Schlachtordnung standen, sollten sie, nachdem der Hauptmann ohne Verwundung zurückgekommen war, auf ein Zeichen hin angreifen. Der König befahl Baner und Hepburn, mit unserer Brigade den Graben zu überwinden und zu stürmen, und wenn sie den Feind vom Wall der äußeren Verteidigungslinie zurückgetrieben hätten, so sollten sie sich zwischen ihm und dem steinernen Hauptwall festsetzen. Wenn es glücken sollte, den Feind zum Weichen zu bringen, sollten sie mit ihm zusammen in die Stadt eindringen. Die gleichen Befehle ergingen auch an die übrigen Brigaden, die schon bereitstanden.

Der König hatte eine Anzahl großer und kleiner Kanonen in den Batteriestellungen laden lassen und befahl nun, an allen Abschnitten achtzugeben. Wenn die Geschütze abgefeuert würden, sollten die Sturmtruppen noch mitten im Pulverdampf der ersten Salve zum Angriff vorbrechen, was sie dann auch taten. Wir durchquerten den Graben und wateten dabei bis an die Hüften in Wasser und Schlamm, und als wir dann hinaufstiegen, den Wall zu erstürmen, da standen uns einige starke Palisaden im Weg, die im Wall so gut eingegraben waren, so daß wir, wenn der Feind sich nicht voller Angst vom Wall zurückgezogen hätte, nur mit großem Glück hätten eindringen können. Der Feind zeigte sich aber so schwach und zog sich zurück, so daß die Kommandeure die Befehle ausführen konnten, die sie vom König erhalten hatten (II, 13). Wir drängten nach, in der Absicht, dem zurückweichenden Feind durch eine große Ausfallpforte, die zwischen den beiden Wällen lag, in die Stadt hinein zu folgen. Sie hatten zwei große Türflügel geöffnet und drängten hier hinein. Nach ihrem Rückzug (vor einigen Tagen) hatten sie hier ein paar Orgelgeschütze in Stellung gebracht, mit denen man ein Dutzend Schüsse auf einmal abfeuern kann. Daneben hatten sie noch zwei kleine Ordonanzgeschütze aufgepflanzt, die ebenfalls den Eingang absicherten, und dann standen da noch Musketiere, die nun zusammen mit den Schüssen aus den Geschützen unbarmherzig unter unseren Musketieren und Pikenieren aufräumten.

Der tapfere Hepburn, der die Schlachtreihe der Pikeniere aus seiner eigenen Brigade anführte, wurde, als er bis auf eine halbe Pikenlänge Abstand zur Ausfallpforte vorgedrungen war, in dem Augenblick, als er eindringen wollte, oberhalb des Knies in den Schenkel geschossen, so daß er lahm wurde. Die großen Schmerzen betäubten seine Sinne, was ihn auch zwang, sich zurückzuziehen. Er sagte zu mir, ‚Schulfreund Monro, ich bin angeschossen worden‘, was mir wirklich sehr leid tat. Dann wurde sein Major, ein entschlossener Kavalier, der vorstürmte, um in die Ausfallpforte einzudringen, unmittelbar vor dem Eingang erschossen. Darauf wichen die Pikeniere zurück und blieben zunächst stehen. General Baner, der dabei war, feuerte nun die Kavaliere an, doch einzudringen. Oberst Lumsdale [Lumsden; BW] und ich, die wir beide an der Spitze unserer Fahnenabteilungen standen, er mit einer Partisane, ich mit einer Halbpike in der Hand und einem Sturmhelm auf dem Kopf, der mich schützte, gaben nun unseren Pikenieren das Zeichen zum Angriff. Wir führten sie Schulter an Schulter an, und beide konnten wir glücklicherweise die Pforte ohne Verletzung erreichen, doch einige von uns, wie ich weiß, fanden dort den Tod. Der Feind wurde nun gezwungen, sich in Verwirrung zurückzuziehen. Er war von unserem Eindringen so überrascht, daß er weder den Mut noch die Geistesgegenwart hatte, das Fallgatter des großen Tores herunterzulassen. So konnten wir, indem wir dem Feind auf den Fersen blieben, in die Straßen der Stadt eindringen. Dort hielten wir dann an, bis unsere Pikeniere nachgekommen waren und sich in Formation aufgestellt hatten. Flankiert von Musketieren griffen wir mit gefällten Piken an, wobei die Musketiere auf den Flanken Feuerschutz gaben, bis die Ordnung des Feindes ins Wanken gebracht wurde.

Nach uns kam General Baner mit einer Abteilung frischer Musketiere heran. Er verfolgte die Kaiserlichen in der einen Straße, Lumbsdale und ich in der anderen. Wir stießen mit dem Feind wieder zusammen, schlugen ihn aber ganz und gar, und unsere Offiziere nahmen ihm neun Fahnen ab, die dann S. M. überbracht werden sollten. Der größte Teil ihrer Soldaten wurde niedergehauen als Vergeltung für die Greueltaten, die sie in Neu-Brandenburg[16] verübt hatten, aber einige ihrer Offiziere erhielten ‚Quartier‘, so wie sie es auch gegenüber unseren gegeben hatten. Nachdem dieses Regiment besiegt war, wiesen wir einen Offizier mit einer starken Abteilung an, sich der Brücke zu bemächtigen, damit der Feind nicht mehr entkommen könne. Als den Feinden der Fluchtweg auf diese Weise abgeschnitten war, wurden sie nun alle niedergehauen, und die Straßen lagen voll mit Toten. Der größte Teil unserer Soldaten und Offiziere lief nun auseinander, um Beute zu machen, und sie ließen mich mit einer kleinen Zahl anständiger Soldaten zurück, die Fahnen zu schützen. Ich muß gestehen, daß ich einfach nicht in der Lage war, etwas gegen diese Disziplinlosigkeit zu unternehmen. Soweit zu Lumsdales Rolle und meiner. Ich kann mich dafür verbürgen, daß alles wahr ist. Und so wie ich von unseren eigenen Taten die Wahrheit ohne Aufhebens berichtet habe, auch wenn es kein Mensch als Freund der Tugend nachprüfen kann, so will ich von den Taten anderer Leute erzählen, soweit ich aus den Berichten meiner ehrenhaften Kameraden weiß, daß auch sie wahr sind.

Oberstleutnant Musten, der ernannt worden war, die Musketiere von Lumsdales Regiment und dem meines Obersts zu kommandieren, das unter meinem Befehl stand, sah uns eindringen und folgte uns nach. Er gab denen, die unter ihm standen, von sich aus den Befehl, wie sie sich verhalten sollten, so daß sie dem Feind keine besseren Bedingungen für ‚Quartier‘ gewährten, als wir es auch taten. Auch die Deutschen, die sich der Grausamkeiten erinnerten, die der Feind in Neu-Brandenburg verübt hatte, gaben nur wenig ‚Quartier‘ (II, 34). Major John Sinclair, wie mir glaubhaft versichert wurde, und Leutnant George Heatly, der ihn begleitete, beide entschlossen und tüchtig, waren die ersten, die mit Leitern über den Wall in die Stadt hineinkamen. Da sie bei ihrem Eindringen nur wenige Musketiere dabei hatten, wurden sie in den Straßen von den Kürassieren des Feindes, den besten Reitern, attackiert, die sie zwangen, dicht beieinander zu stehen, mit dem Rücken zum Wall, über den sie eingedrungen waren. Sie gaben mehrere Musketensalven auf die Reiter ab, die dadurch zum Rückzug gezwungen wurden.

Nachdem wir hineingekommen waren, drangen die Gelbe [Teuffel; BW] und Blaue Brigade [Winkel; BW], die von der ganzen Armee als entschlossen und tapfer in ihren Aktionen angesehen wurden, ebenfalls ein. Sie sollten die Stellungen der Iren angreifen, wurden aber zweimal unter großen Verlusten wütend zurückgeschlagen. Dabei erlitten sie schlimme Verluste durch die Handgranaten, die die Iren unter sie warfen. Als sie dann zuletzt doch vordrangen, stellten sich ihnen die Iren entgegen, die zahlenmäßig schwach waren. Ungeachtet des Unterschieds im Zahlenverhältnis kämpften sie lange mit Pike und Schwert in den Festungswerken, bis die meisten an der Stelle gefallen waren, an der sie gestanden waren und gekämpft hatten, so daß am Ende Oberstleutnant Walter Butler, der die Iren anführte, gefangengenommen wurde, nachdem er einen Schuß in den Arm und einen Pikenstich in den Schenkel davon getragen hatte. Am nächsten Tag konnte man an den einzelnen Stellen erkennen, wo am heftigsten gekämpft worden war, und in der Tat, hätten die anderen sich so tapfer gehalten wie die Iren, hätten wir uns mit großen Verlusten zurückziehen müssen, ohne den Sieg davongetragen zu haben.

Als die Wut verraucht war, waren alle Soldaten, die nun ihre Pflicht vernachlässigten, um so mehr darauf aus, Beute zu machen, denn die ganze Straße stand voll mit Reiteseln, Reitpferden, Kutschen und verlassenen Wagen, angefüllt mit Reichtümern aller Art, Tafelsilber, Juwelen, Gold, Geld, Kleidern, so daß ich später nie mehr sah, daß man den Offizieren so schlecht gehorchte und keinen Respekt mehr vor ihnen hatte, wie es hier eine Zeitlang geschah, bis der Höhepunkt überschritten war. Und ich kenne sogar einige Regimenter, die keinen einzigen Mann mehr bei ihren Fahnen stehen hatten, bis das Wüten vorüber war. Einige Fahnen waren die ganze Nacht hindurch verschwunden, bis man sie dann am nächsten Morgen wieder beibrachte. So eine Unordnung herrschte bei uns, und das alles wurde hervorgerufen durch die Raffgier, die Wurzel allen Übels und der Ehrlosigkeit.

Als die Einnahme der Stadt abgeschlossen war, kam S. M. selbst herein. Er wurde vom Rheingrafen [Otto Ludwig v. Salm; BW] und seinen Reitern bewacht, die nun unverzüglich abkommandiert wurden, die Brücke zu überqueren und dem Feind auf den Fersen zu folgen, der in Richtung Glogau[17] auf der Flucht war. Dorthin hatten sich der Feldmarschall Tiefenbach, der Graf von Schauenburg und Montecuccoli mit jenen zurückgezogen, die entkommen waren. S. M. hatte kaum in der Stadt Quartier genommen, als ein zufällig ausgebrochenes Feuer die Stadt einzuäschern drohte. Unter Trommelschlag wurden daher Befehle in allen Straßen laut ausgerufen, daß sich alle Offiziere und Mannschaften bei Todesstrafe sofort bei ihren Fahnen auf der anderen Seite der Oder in den Außenbefestigungen einfinden sollten, wo Sir John Hepburn angewiesen war, das Kommando innerhalb der Festungswerke zu übernehmen. Ausgenommen waren die Truppen, die bestimmt worden waren, die Tore der Stadt zu bewachen, dazu das Quartier S. M. und die Unterkünfte der Generale am Marktplatz, wo eine starke Wache gehalten wurde, um Plünderungen und Übergriffe der Soldaten zu unterbinden. Obwohl diese Befehle öffentlich ausgerufen wurden, hielten sich viele nicht daran und blieben in der Stadt, um zu plündern.

Bei diesem Zusammenstoß verlor der Feind fast 3 000 Mann, nicht gerechnet die Offiziere, die dabei getötet wurden, vier Obristen, Pernstein [der allerdings erst am 26.7.1631 fiel; BW], Hydou-Mayence, [Berthold v.; BW] Wallenstein [der erst bei Lützen fiel; BW] und Joure. Weitere 36 Offiziere kamen ums Leben. Oberst [Ernst Georg v.; BW] Sparr mit fünf deutschen Oberstleutnanten und ein irischer Kavalier wurden gefangengenommen, der sich tapfer und ehrenvoll geschlagen hatte. Der Feind verlor 41 Fahnen, wie ich am nächsten Tag sehen konnte, als vor General Baner eine Zählung stattfand, dazu kamen neun Standarten der Reiterei. Auf unserer Seite kamen mindestens 800 Mann ums Leben, davon verloren das Blaue und das Gelbe Regiment allein 500. Dem König fiel hier eine sehr große Menge von Vorräten für die Armee in die Hand, Getreide, Munition und 18 Ordonanzgeschütze. Am nächsten Tag ernannte S. M. Generalmajor Lesly zum Gouverneur über die Stadt und gab ihm den Befehl, die schadhaften Festungswerke und Wälle auszubessern. Dann wurde der Befehl gegeben, die Toten zu begraben, was man in sechs Tagen nicht völlig schaffen konnte. Zuletzt warf man sie in Haufen in große Gruben, mehr als hundert in jedes Grab. Am nächsten Tag erhielten wir die Anweisung, unsere Regimenter zu versammeln, damit man sie mit den Waffen ausrüsten könne, die den Soldaten fehlten, da viele von ihnen in der dem Sturm folgenden Unordnung ihre Waffen verloren hatten“.[18]

Der Schweriner[19] Dompropst und Ratzeburger[20] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „3. April [1631; BW] hat Rex Sueciae Frankfurt an der Oder ohne einige pressa mitt stürmender Handt eingenohmen darin der Feltmarschalk [Rudolf v.; BW] Tiefenbach, G. [Hannibal; BW] von Schauenburgk, [Ernst v.; BW] Montecuculi vnd bei 6000 Tillysche gewesen, der alte Schauenburger ist todt, Sparr [zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf v.; BW], Heiden, [Walter; BW] Butler vnd viele Obristen gefangen. Obrist [Johann v.; BW] Götz[21] und [Rudolf Graf; BW] Coloredo sollen auch niedergehawen sein. Die Besatzung ist in vindictam[22] der Brandenburgischen[23] meist niedergehawen; haben darin bekommen 16 Fahnen, 6 Cornet, 600 Tonnen Pulver, 20 ganze, 4 halbe Carthaunen, 1,200 Centner Blei und bleierne Musqueten Kugeln, 700 Centner Lunten, 1,000 Stücke eiserne Kugeln, 70 Stücke Geschützes, an Getraide einen ziemlichen Vorrath. Die Kaisersche haben nichts von ihre pagage wegbringen können, rechnen ihren Schaden uf 300,000 Rthlr. Vber 1,000 Soldaten haben sie nach der ersten Furie gefangen, darvnter Obristen Sparr vnd der von Walde [Mohr v. Wald, Franz Wilhelm; BW] sein Obrist Lieutenant, 10 Capitaine und andere fürnehme Offiziere gewesen. Die Gefangenen, darunter viele Crabaten, sollen in Sweden in die Kupferbergwerke gebracht werden und allda arbeiten“.[24]

Später nahm Leslie in einem nächtlichen Angriff nach einem furchtbaren Sperrfeuer die Burg von Liegnitz[25] ein – achtzig Männer der hundertköpfigen Besatzung gerieten in Gefangenschaft – , die ihm von Gustav II. Adolf als Geschenk übereignet wurde. Im weiteren Verlauf des Jahres spielte Leslie eine sehr wichtige Rolle dabei, dem militärisch unerfahrenen Marquis von Hamilton mit seinen englischen Soldaten den Zug entlang der Weser zu ermöglichen. Leslie war Hamilton als Generalobristwachtmeister beigegeben, als die die 5. von Schwedens vielen Armeen um diese Zeit in den Kampf führten. Im April 1631 wurde Leslie zum Generalmajor ernannt; im Mai informierte er Hamilton, dass er die englischen Truppen in Bremen[26] empfangen würde, die allerdings erst im Juli eintrafen, obwohl August Leslie bereits berichtet hatte, dass 300 von ihnen krank seien. Am Ende des Jahres stand Leslie als Generalmajor in Åke Totts Armee, die im Niedersächsischen und Westfälischen Reichskreis operierte.

Als die Armee in Februar 1632 Buxtehude[27] belagerte, führte er das Kommando. Wegen einer Fußverletzung Leslies übernahm Tott wieder das Kommando, während Leslie als Kommandeur nach Stralsund zurückkehrte und Gouverneur verschiedener Städte wurde. In diesem Monat schrieb ihm Oxenstierna, der eine Zusammenkunft zwischen sich, Leslie und Johan Banér zu arrangieren versuchte. 1632 wurde er auch wieder Gouverneur von Frankfurt/Oder. Zu dieser Zeit wurde sein Regiment durch Pappenheim auf dem Weg nach Stade[28] zum Teil ruiniert; es verlor 19 Fahnen einschließlich Leslies Fähnrich.

In den ersten Monaten des Jahres 1633 ging es Leslie gesundheitlich nicht besonders gut und Oxenstierna legte seine Truppen zusammen mit denen des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg ins Quartier. Im Juni ernannte Oxenstierna ihn zum Oberkommandanten der Garnisonen in Niedersachsen und Pommern, etwas später zum Generalkommandeur und Inspekteur aller Befestigungen in Pommern, Bremen, Verden und Mecklenburg bis nach Werben[29]. 1633 versuchte Leslie vergeblich, den kaiserlichen General Johann von Götz am Übergang über die Warthe zu hindern. Im Dezember dieses Jahres zog er erneut zu Felde und sandte Obrist Krockow mit 500 Berittenen und zwei Fußregimentern aus.

Im Februar 1634 landete er noch einmal auf Usedom[30] und ließ die Schanzen ausbessern.[31]

Angeblich rieben seine Soldaten 10 Fußkompanien und ein Kornett Kaiserliche am 22.12.1634/1.1.1635 beim Sieg über Graf Hans Christoph von Puchheim auf dem Weg nach Frankfurt/Oder auf und erbeuteten alle Fahnen. Im September lagen 8 Kompanien seines Regiments vor Magdeburg.[32]

„Im gleichen Monat, im Dezember [1635; BW] lagen schon wieder Schweden unter Knyphausen[33] und seinem Hauptmann Horn in Wildeshausen.[34] Knyphausen ließ Teile des Stadtwalles abtragen und brachte den Gegnern bei Vechta[35] eine Schlappe bei. Als die Gegner aber Lautersam (oder Lautersheim) [Leittersam; BW] und Geleen[36] zur Hilfe gerufen hatten, überfielen 200 Mann zu Pferd und 300 Mann zu Fuß Knyphausen in Wildeshausen in den frühen Morgenstunden des ersten Weihnachtsfeiertages (15./25. Dez.). Sie kamen so plötzlich, daß sie große Beute[37] und zahlreiche Gefangene machten. Viele Pferde, die Kutsche, das Gepäck, die Kleider und die Waffen des Feldmarschalls, dazu in seinen Kleidern 6000 Taler bar, fielen den Siegern in die Hände. Unter den Gefangenen war der Oberstleutnant von Königsmarck. Kniphausen selbst entkam mit genauer Not, nur mit einem Hemd bekleidet. Die Pantoffeln ließ er sogar noch auf dem Walle stehen. In solchem Zustande wird er zu seinem nächstwohnenden Verwandten, zum Drosten Schade auf Gut Huntlosen,[38] geflohen sein. Bald aber hatte der Feldmarschall seine versprengten Truppen, die sich bei Ganderkesee gesammelt hatten, wieder beieinander. Mit ihnen zog er ins Emsland und mit dem dort liegenden Oberst Kratzenstein nach Osnabrück,[39] um sich dort mit dem Major Sperreuter[40] und dem Grafen Hoditsch [Hoditz; BW] zu vereinigen. Als Lautersam in Wildeshausen die beabsichtigte Marschrichtung Knyphausens erfahren hatte, zog er den Schweden nach. Er traf sie bei Haselünne,[41] wo es zu einem blutigen Treffen kam, in dem Knyphausen durch Kopfschuß fiel, Kratzenstein aber wegen verfrühten Siegestaumels der Kaiserlichen das Feld behauptete.

Jedoch der Schwede nützte den Sieg nicht aus, er zog über Wildeshausen, wo er eine Besatzung zurückließ, nach Delmenhorst.[42] Die beiden kaiserlichen Heerführer von Geleen und [Ferdinand Lorenz v.; BW] von Wartenberg verfolgten ihn und schlugen zunächst seine Besatzung aus Wildeshausen. Verbindung mit dem in Delmenhorst liegenden Kratzenstein suchte der schwedische General Leslie, der in Bremen[43] eine schwedische Truppenmacht gesammelt hatte. Einen ähnlichen Überfall wie Knyphausen erlebte in Wildeshausen wenige Wochen später Sperreuter, der nur mit genauer Not nach Bremen entkam. Neun Sperreutersche Kompagnien hatten den siegreichen Kaiserlichen unter Geleen, der schnell von Delmenhorst zurückgekommen war, gegenübergestanden. Geleen verfolgte die Schweden bis über die Weser und kehrte am 10. Februar nach Wildeshausen zurück. Bereits am folgenden Tage marschierte er und der Major Velen wieder ab und unterließen einen Obristwachtmeister des Bambergischen [Bamberger; BW] Regiments als Kommandanten. Im Laufe des Jahres lag noch ein Oberstleutnant Schilder mit vier Kompagnien Lautersamschen und sechs Kompagnien Sperreuterischen Regiments – Sperreuter war inzwischen zu den Kaiserlichen übergegangen – in Wildeshausen. Zwei Lautersamsche Kompagnien unter dem Grafen von Götze [Johann v. Götz; BW], denen in Delmenhorst Quartier verweigert war, fielen am 30. Oktober von Wildeshausen in das Delmenhorster Gebiet ein und plünderten etliche Dörfer“.[44]

Der Hildesheimer[45] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 3./13.3.1636: „Diese Wochen komen die Schwedische immer näher in diese Länder. So kamen auch alle Schwedische Regimenter als Beckermenß, des Gral-Majeurn, und Bruneckers, so bis dato in der Graffschafft Lippe gelegen, herüber.[46]

Dr. Jordan schrieb am 6./16.4.1636: „Mittlerweil gehet die Schwedische Armee unter dem Commando des Leßle und Kiegen [King; BW] bey Nienburg[47] über die Weser, schlägt die Kaiserliche aus Petershagen,[48] Schlüsselburg, [49] Stoltenauwe[50] und Lawenow.[51] Es kamen unterdeßen auch ein Kaiserlicher Succurs unter dem Obr: Hatzfelt von etzlichen 10 Regimentern im Stift Halberstadt[52] an: ist aber Chur-Cöllnisch Volk unter Kaiserlichen Schein gewesen, worüber der Schwedische general Johann Bannier mit seiner Armee durch Magdeburg[53] gewichen. Ward weil eben der Kayserliche General-Wachtmeister Marazin [Morzin; BW] nach Pommern dem Obr: Wrangel seine Convention mit Bannier zue verhinderen durch Wittenberg[54] gezogen, trafen beede Parthey des Banniers und Marazin, nisi fallor, bey Britzen[55] in Chur-Brandenburg ufeinander, daß bey 4 Regimenter von Marazin ganz geschlagen, und die übrige in großer Confusion nach Wittemberg sich reterirt. Worüber die Hatzfeldische, so sich in Stift Halberstadt logirt, eilich ufgefordert und uf den Hoiken-Thale[56] randevous gehalten“.[57]

Im April 1636 intervenierte Leslie auf Anordnung des Reichskanzlers Oxenstierna in Minden.[58] Seit 1634 war Minden von Truppen Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg besetzt. Georg war dem gegen Schweden gerichteten Prager Frieden[59] beigetreten. Leslie nahm Kontakt zum Stadtkommandanten Lüdinghausen, genannt Wolff, und seinem Stellvertreter Hieronymus von Plettenberg auf, der die Stadt den Schweden in die Hände spielte. Am 6.6.1636 bezogen zwei schwedische Regimenter unter Obrist Christoph von Steinecker vor dem Kuhtor ihr Lager. Während der Stadtkommandant nicht in der Stadt war, kam sein Stellvertreter Plettenberg, so heißt es, persönlich vor das Tor, begrüßte den Obristen per Handschlag und gab den Befehl, die Schweden einzulassen. Die Wache leistete zwar Widerstand, wurde aber überwältigt. Mit klingendem Spiel zogen die schwedischen Soldaten ein; ohne weiteres Blutvergießen besetzte die Infanterie Wälle und Tore, die Kavallerie den Markt. Nun wurde die braunschweigische Garnison in schwedische Dienste gezwungen, und auch die Stadt musste die neuen Verhältnisse anerkennen. Die Regierung unterstand fortan der schwedischen Königin Christina[60] bzw. dem schwedischen Oberkommandierenden, Torstensson. Christina verlieh der Stadt 1645 kraft Kriegsrechtes weitgehende Selbstständigkeit.

„Der Feldmarschall-Leutnant von Geleen belagerte Osnabrück,[61] wurde aber durch eine neue Armee, die der Feldmarschall Leslie auf Geheiß Oxenstiernas heranführte, vertrieben. Der Kommandant der Festung Minden, ein Major [Hieronymus v.; BW] Plettenberg, der Herzog Georg von Lüneburg verpflichtet war, überlieferte die ihm anvertraute Stadt unter Bruch des Ehrenworts in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1636 den Schweden, zum großen Grimm Herzog Georgs. Der Vormarsch Leslies veranlaßte den hessischen Landgrafen zur Kündigung des Waffenstillstands mit dem Kaiser; er vereinigte sich mit Leslie am 26. Mai bei Lippspringe[62] und zog im Lager von Boke[63] seine Regimenter zusammen. Am 13. Juni brach die vereinigte hessisch-schwedische Armee zum Entsatz von Hanau[64] auf“.[65]

Im „Theatrum Europaeum“[66] heißt es: „Kurz zuvor ist vermeldet / wie der Herr Käyserliche General Graff Gallas[67] viel Volcks umb Wormbs[68] und Speyer[69] zusammen gezogen / welches uff Hanaw angesehen zu seyn erachtet wurde / unter welchen der Hertzog von Florentz [Mattia di Toscana; BW] / ist aber gar zu spath kommen / dann wiewol zu der Blocquirung Hanaw (als kurtz zuvor ist angezeigt worden) der Käys. Gen. Wachtmeister / Freyherr von Lamboy alle gute Vorsehung gethan / und starcke Præparatoria ( mit Auffwerffung unterschiedlicher Schantzen) verfertigen lassen / den Belägerten den Außfall gantz und gar zu benehmen / und der bevorstehenden Erndt verlustigt zu machen / so hat sich doch unversehens begeben / daß Landgraff Wilhelm von Hessen mit etlichen von deß Schwedischen Generals Leßle Trouppen sich auffgemacht / unnd ehe man es recht wahr nehmen können / Sonntags den 12. 22. Junii beneben gedachtem General Leutenant Leßle unnd Major Beckerman zu Windecken[70] / unfern von Hanaw / mit der Avantgarde in 6000. starck angelangt / darauff in der Nacht den Belägerten ein Fewer-Zeichen von einer Höhe gegeben / welchem sie mit 4. halben Carthaun-Schüssen geantwortet. Nach solchem hat man sich zum Aufbruch fertig gemacht / unnd gegen dem Käyserischen Läger vor Hanaw angefangen zu marchiren. Und ob wol mehrbesagter Herr Lamboy / als Käyserlicher Wachtmeister / die Hess- und Schwedischen den Sambs- unnd folgenden Sontag auff den Pässen in dem Wald durch stätiges Scharmütziren auffzuhalten vermeynet / und indessen seine Schantzen umb die Statt alle besetzt / unnd mit den Stücken versehen / in Hoffnung der versprochene Succurs nächst diesem ankommen würde: Nichts desto weniger aber seynd besagte Hess- und Schwedische den folgenden Montag als den 13. Junii styl. vet. in aller frühe mit Gewalt durchgebrochen / gegen das Käyserische Läger avancirt / und der Schantzen theils mit Stürmen / Schiessen und Granaten / theils aber in der Güte mächtig worden. Haben also den Paß in die Statt mit Gewalt eröffnet / und den Orth nach jähriger Belägerung mit etlich hundert Wägen starck proviantiert / und mit frischem Volck als I. Fürstl. Gn. Landgraffen Wilhelms Rothen Leib-Regiment in 1200. Mann starck / und einem Regim. Pferdt ( gegen denen das Burgsdorffische [Hans Christoph v. Burgsdorff; BW] / so in 200. Mann nicht mehr gehabt / herauß genommen worden) wiederumb besetzt.

Es ist aber gleichwohl hierzwischen eine veste Real-Schantz von den Käyserischen / welche der Obr. Leutenant Marschall  neben 400. commandirten Soldaten vom Jung-Tyllisch- und Bönninghausischen Regiment ingehabt / starck besetzt geblieben / biß endlich die Schwedisch- und Hessische / nach darauff gethanen 160. halben Carthaun-Schüssen / und drey verlornen General-Stürmen / darinnen in etlich hundert Soldaten geblieben / dieselbe auff Gnad und Ungnad bekommen / da dann mehrentheils darinn gelegene Soldaten / wie besagt / in die 400. untergestellt / der Commendant aber als Obriste Leutenant Marschall / unnd Obr. Leutent Papa [Ernst Weseler v. Pape; BW] in die Hanawer Newstatt gebracht / und über Nacht behalten / folgenden Morgen aber nach Windecken geführet worden. Selbigen Abend noch ist Steinheim[71] / einen starcken Canonenschuß gegen Hanaw / oberhalb jenseit Mayns gelegen / mit 1000. Pferdten berennet worden / wohin Herr General Lamboy sich reterirt / die Thor beschütten / und sich aufs beste wider allen Anlauff verwahren lassen / wie er dann von seinem Beicht-Vatter einem Jesuiten / das Hochheylig Abendmahl empfangen / und sich mit seinen Soldaten ritterlich zu defendiren / resolvirt / ist aber durch gegebene Ordre daselbst abgefordert / unnd in 200. Chur-Mäyntzische Soldaten von deß Herrn Graffen zu Dona [Heinrich Graf zu Dohna ?; BW] Regiment / so zu Mäyntz[72] / dahin gelegt worden.

Währender dieser Blocquirung hat der Obr. Ramsay / als Commendant in der Statt Hanaw / dermassen sich wol gehalten / daß sich selbiges Orthes Inwohner nicht genugsam verwundern können / dann er solche Anordnung gemacht / daß in Zeit dieser jährigen Blocquirung ein Achtel Korn nicht thewrer als für 6 fl. hat dörffen verkaufft werden / da mans doch zu Franckfurt / allda man noch offenen Paß haben können / für 9. 10. biß in 11. fl. bezahlen müssen. Nach auffgehobener Blocquirung aber haben die Hanawische den 26. dieses Monats / als den 2. Sontag Trinitatis, in der Spital-Kirchen der Alten Statt Hanaw nach Mittag eine Danck-Predigt gehalten / und denen in dem Entsatz beschädigten / auch hin und her in den Balbier- und anderen Häusern logirenden krancken Soldaten / zu Recuperirung dero Gesundheit / alle Hülff erwiesen.

Es seynd Ihre Fürstl. Gn. Landgraff Wilhelm (als er mit 600. Wägen / mit allerhandt Proviandt beladen / benebenst einer grossen Anzahl Viehe in die Statt kommen) zusampt dem Schwedischen Feld-Marschall Leßle / und General Leutnant Kinge umb zwölff Uhr in der Altenstatt alsbald in die Kirchen kommen zum Gebet / und eine offentliche Christliche Dancksagung thun / unnd eine reiche milde Fürstliche Stewer von 1000. fl. oder Reichsthaler für die Armen reichen lassen : und nach verrichtetem Gottesdienst zum Herrn General Majorn und Commendanten Ramsay zum Mahl kommen / etc. Welches alles vom 12. biß auff den 14. Junij styl. vet. also vorgangen. Donnerstags und Freytags den 16. 26. 17. 27. Junij ist der gantze Succurß wiederumb zurück gangen / und umb Jlbenstadt[73] und Friedberg[74] ankommen / damit der Käyserischen Guarnison in Friedberg nicht wenig Schröcken eingejagt / welche darvor gehalten / es ihnen nunmehr gelten würde / deßwegen auch der Commendant daselbsten und Obrister Wachtmeister Hanß Jacob Falb oder Fälber die Vorstatt und Uffergassen gantz ohne Noth anstecken / und die gantze Reyhe Häuser mit Fewer verbrennen lassen / wie hoch auch der Rath und sämptliche Bürgerschafft / mit Vermelden / daß es keine Noth haben würde / dann die Armada vorüber ziehe / darfür fleheten unnd baten. Deßgleichen auch die Mühl vor der See- oder Sieger-Pforten im Brand herhalten und auffgehen muste“.[75]

Am 28.6.1636 hatte Ferdinand III.[76] aus Donauwörth an Johann von Götz geschrieben, falls sich Wilhelm V. von Hessen-Kassel und der schwedische Marschall Leslie mit ihren Truppen gegen Sachsen und Magdeburg in Marsch setzen wollten, solle er mit seinen Abteilungen sofort ausrücken und den Gegner auf jede nur mögliche Weise beunruhigen.[77] Auch Gallas gegenüber hatte sich der Kaiser am 30.6.1636 zuversichtlich erzeigt, dass sich Götz mit den westfälischen und anderen von Gallas gesandten Truppen den Hessen-Kasselischen und Leslie genügend gewachsen zeigen werde, um die Hauptarmee zusammen mit den lothringischen Truppen, denen Werths und den neu geworbenen Polen den Feldzug gegen Frankreich führen zu lassen.

„Im Juni 1636 fiel Leslie mit einem Teil des schwedischen Heeres, vereint mit den Truppen des Landgrafen Wilhelm, in Hessen-Darmstadt ein. Von hier aus führte ihr Weg weiter in Richtung Weser. Unterwegs sollte Marsberg[78] im Sturm eingenommen und die kaiserliche Besatzung verdrängt werden. Am 10. Juli 1636 kamen die feindlichen Truppen vor dem noch immer unbezwungenen Felsennest an. Sie besetzten ein südlich vor der Stadt liegendes mäßig hohes Plateau. Da die Aufforderung zur Übergabe vom kaiserlichen Kommandanten abgewiesen wurde, begann die Beschießung der Festung. Etliche Häuser fielen in Trümmern und es gelang mit den Kanonen und Mörsern in die Ringmauer eine Bresche zu schlagen. Die Natur kam jedoch den Belagerten in Form  eines tagelangen Unwetters zu Hilfe. Endlose Regengüsse machte den Angreifern die Erstürmung der Stadtmauern unmöglich. Fünf Tage dauerte die Belagerung. In dieser Zeit zerstörten die Angreifer die für Marsberg lebenswichtigen Eisenhütte an der Glinde, so daß für mehrere Jahre die Eisenindustrie darniederlag. Auch die Felder wurden verwüstet, von den Früchten blieb nur wenig erhalten.

Am 15. Juli kam Hilfe für die Belagerten. Der Feldmarschall Graf Johann von Götz zog mit seiner bayerischen Armee heran und zwang die Schweden und Hessen zur Aufgabe der Belagerung“.[79] In Geleens Bericht an Gallas vom 30.7. 1636 aus Fritzlar[80] heißt es: Nach der Eroberung von Amöneburg[81] ziehe Götz gegen Fritzlar und Homburg.[82] Die Besatzung Homburgs habe sich anfangs gewehrt, dann aber, als man das Kastell in Brand gesteckt habe, Verhandlungen angeboten; in der Nacht jedoch habe sie mit allen Bürgern die Stadt verlassen, sich ins Schloss zurückgezogen und weitere Unterhandlungen verweigert. Hierauf habe Götz Kanonenfeuer angeordnet und, nachdem sie eine Bresche geschlagen hatten, zum Sturm blasen lassen, doch sei es den Verteidigern gelungen, die Bresche zu verbarrikadieren. Das auf einem Hügel liegende Schloss sei schwer zugänglich und die Soldaten, Bürger und Bauern hätten sich gewehrt, indem sie Steine herabwarfen und so den Angreifern Verluste zufügten – über 100 Verwundete, darunter mehrere Offiziere und Tote, so dass man den Angriff habe abblasen müssen. Götz habe nicht hasardieren wollen und das Schloss bloß zernieren lassen. Er versuche, die Absichten des Gegners zu erkunden; dieser sei vor einigen Tagen noch bei Paderborn[83] gestanden, dann jedoch, als er vom Vormarsch der kaiserlichen Armee erfahren habe, an die Lippe zurückgewichen, wohl um Verstärkung zu erhalten. Zur gleichen Zeit nämlich seien Gerüchte aufgetaucht, dass die von Leslie geführten schwedischen Truppen, die an die Weser marschiert seien, zurückgekehrt wären, um zu den hessischen zu stoßen.[84]

Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 6./16.8.1636: „Heut wird von den Kayserschen ein Lager vor Paterborn[85] formirt, nachdem sie kurz zuvor Homburg in Hessen einbekomen, und der Landgraff sich von den Schwedischen, so Leßle führete, separirt. – Mitlerweil verfüget sich der General Banner nacher Ülßen[86] ins Land Lüneburg und Leßle an die Weser. Worauf H. Georg von Braunschweig den 7. die kleinen Feldstück und 2 große, ein Mortirer[87] von Hamelen[88] anhero bringen, und all seine Cavallerie commandirn ließ nach der Aller und Weser, welcher der Obrist Wurmb führen sollte“.[89] Unter dem 12./22.8.1636 heißt es: „Diese Wochen komen 9 Regimenter von der Weser Schwedische aus Westphalen unter General-Luitnand Leßle und conjungiren sich mit General Banner; ist heut geschehen“. 13./26.8.1636: „Heut kam Zeitung, Banner hätte die Stadt Lüneburg belagert und beschöße es stark. […] Heut ist Lüneburg[90] erst belagert, soll den 11. geschehen seyn“.[91] – In der Hannover’schen Chronik heißt es dazu: „Den 13. Augusti, als die Lüneburger allzu sicher waren, keine Soldatesca gehabt und von der Stadt Hamburg etzliche hundert offerirte Soldaten ausgeschlagen, item Hertzogen Augusti senioris zu Celle[92] treuhertzige Warnung und 500 praesentirte Soldaten zur Besatzung anzunehmen recusiret, ist Bannier den 11. Augusti vor die Stadt gerücket und den 13. eingenommen.[93]  17./27.8.1636: „Wie man vermeint, soll bei Perleborg[94] das Haupttreffen zwischen Chursachsen und Bannier vorgangen seyn, da der Banner dem Churfürsten in die Wagenbrük [Wagenburg; BW] mit Stücken gespielet“.[95]

Nach der Darstellung des in schwedischen Diensten stehenden Historikers Bogislav Philipp von Chemnitz soll er an der Schlacht bei Wittstock[96] am 4.10.1636 entscheidend beteiligt gewesen sein. „Der Feldmarschall [Banér; BW] mußte durch einen Wald eine halbe Meile lang marschieren, ehe er ein so geraumes Feld angetroffen, da er sich recht in Schlachtordnung stellen können. Diesen Wald, wie er auf den Rücken bekam, ward er des Feindes Bataille erst ansichtig: Welcher hinter einem andern Walde auf einem hohen Berge, der solchen Wald kommandiert, sich gesetzt, mit Reduiten und Ravelinen vorn verwahrt, zwischen denselben seine Wagen vorgeschränkt und seine Stücke gar bequem gepflanzt gehabt. In so trefflichem Vorteil den Feind anzugreifen, […] sandte der Feldmarschall den linken Flügel um den Wald und Berg herum, zur linken Hand auf den Feind, mit dem rechten Flügel aber schwenkte er sich zur rechten Seite des Waldes gegen die Stadt zu, an das Ende eines des Feindes Bataille berührenden Berges, in Meinung den Feind aus seinem Vorteil dadurch zu ziehen, welches auch geschehen und der Feind seinen ersten Stand verändern müssen. Da er dann durch den Wald, welcher etwas weitläuftig mit hohen Eichen bewachsen, also leicht dadurch zu kommen war, dem Feldmarschall anfangs seine ganze Reiterei auf den Hals geworfen, dem das Fußvolk gefolgt und dergestalt die ganze feindliche Macht auf der Königl. Schwedischen rechten Flügel allein gefallen. Worüber es zu einem so hitzigen scharfen grausamen Gefecht gediehen, das der Feldmarschall seinem eignen Bekenntnis nach dergleichen die Zeit seines Lebens nicht beigewohnt. Unangesehen auch die Officiere und Reiter das Ihrige, jeder seines Orts, nach äußerster Möglichkeit getan, wurden sie doch in solche Bedrängnis gesetzt, daß sie schier zu wanken angefangen […]. Ja, sie wären endlich wegen großer Macht des Feindes in gänzliche Unordnung gekommen, wenn nicht Feldmarschall Leslé mit 5 Brigaden zu Fuß eben zur rechten Zeit angelangt und 4 Brigaden von des Feindes Fußvolk mit männlichem Angriff zurückgetrieben und von ihm abgekehrt, daß er etlicher maßen zur Respiration gelangen können. Gleichwohl ward solches des Feindes Fußvolk von dessen Cürassieren entsetzt und darüber diesseits zwo Brigaden als die Schwedische, so aus Magdeburg abgezogen, und die Karrische fast ganz zernichtet, die Schwedischen aber am meisten, als welche auch etliche Fähnlein eingebüßt, so jedoch von denen in der Bataille gestandenen Reitern wieder erobert worden. Diese Extremitäten und Gefahr nun hätte der rechte Flügel und das im ersten Treffen stehende Fußvolk nicht unterworfen sein dürfen, wann der linke Flügel sich etwas ehe an den Feind hängen können und die Reserve nicht so gar langsam nachgefolgt, sondern, da sie die ersten also mit dem Feind verwickelt zu sein vermerkt, eiliger fortgerückt wäre. Allein, wie jener einen gar weiten Umschweif nehmen müssen, so war bei dieser dem Generalleutnant Vitztum, der sie geführt, von unterhabenden Obristen schuld gegeben, daß er ihnen nicht zulassen wollen, geschwinder fortzurücken. […] Dieweil aber endlich bei hereinbrechender Nacht der linke Flügel auf des Feinds erst verlassene vorteilhaftige Post gerückt, derselbe aus die königl. schwedische Reserve, die doch zum Fechten allzu spät angelangt und wegen der eingefallenen dunklen Nacht nicht gebraucht werden können, ungefähr erblickt und ihre Annäherung gewahr worden, so ward er dadurch irre gemacht und ließ den Mut fallen, also daß er eilig in Confusion geraten, die völlige Flucht ergriffen und das Feld mit Hinterlassung aller Stücke geräumt. Von demselben sind auf der Walstatt zwischen vier und fünftausend tot gefunden, ohne die, so im verfolgen niedergemacht, unter denen von tausend bis elfhundert Reiter, das übrige Fußvolk gewesen, welches dann zum meisten eingebüßt und zumal die Kaiserliche Infanterie fast allerdings darauf gegangen […] Fähnlein verlor der Feind 127 nebst 19 Standarten und 5 Dragoner-Fahnen […] Auf königl. schwedischer Seite war es ebener maßen hart daher gegangen und hatte der Feind gegen die Schläge, so er bekommen, auch hinwieder etwas ausgegeben. Geblieben waren an Reitern 748, an Fußknechten 376, gequetscht 746 zu Roß, 1481 zu Fuß. Die Schwedische Brigade zu Fuß, so in Magdeburg gelegen und vor dem Treffen über 1200 Mann stark gewesen, stellte itz etwa 150 ins Feld, die Karrische Brigade war nicht weniger über die Maßen geschwächt. Die Regimenter zu Pferde, so auf dem rechten Flügel gestanden und nebst dem Fußvolk von der Bataille dieses warme Bad allein aushalten müssen, waren insgemein übel zugerichtet […], daß also dieser Sieg von den königl. Schwedischen ziemlich teuer bezahlt worden. Unter denen gab der Feldmarschall selbst dem Reichszeugmeister H. Leonhard Torstensson das Zeugnis, daß er neben ihm die Armee aufrecht erhalten und durch seine Courage und Tapferkeit, auch mitwaltender Direktion, die Victori dem Feinde abdringen helfen“.[97]

Seine Truppen waren an dem Massaker und der Niederbrennung Wurzens[98] vom 4. bis 7.4.1637 beteiligt.[99]

Am 30.11./10.12.1637 konnten Schloss Wolgast[100] und Demmin[101] durch Gallas erobert werden.[102]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet recht ausführlich: „Die Käyser- und andere conjungierte Reichs-Armeen / haben dieser Zeit mit gutem Succeß offtmalen gefochten / und ingleichen manch vesten Orth wider die Schweden erhalten. Dann nachdem die Statt Tribsees[103] und selbige Schantz / wie vorhin angedeutet / erobert / und Her Obrist Breda ferner die Statt Loytz[104] occupirt / auch daselbsten sein Hauptquartier genommen / hat er sein meistes Volck gegen Wolgast geschickt / solchen Orth entweder zu emportiren / oder doch den Belägerten die Zufuhr zu benehmen. Indem sie nun unter wegs / haben solch der Kays. Vorhaben die Schwedischen verkundschafft bekomen / deßwegen auch Herr Feldmarschalck Leßle den Oberst. Leutnant Steinbock [Stenbock; BW] auß Ancklam[105] genommen / und auff das Schloß Wolgast ( so allbereit schon starck besetzt) eylends geworffen / in Meynung / den Keyserischen / dafern sie dasselbe attaquiren sollten / vorzubiegen. Ob nun zwar die Kayserische hierzwischen der Statt Wolgast / (worauß das Kriech-baumisch- [Thomas Sigmund v.; BW] Schlammersdorffisch- Herbersteinisch- [Wolf von; BW] Stralendorff- und Vorbusische [Mathias Forbus; BW]  5. Regiment zu Fuß auffs Schloß sich gezogen) mit verlust wenigen Volcks / sich incorporirt / haben sie jedoch gegen dasselbe / als einen sehr wol fortificierten Orth / sonderlich nichts verrichten mögen / als allein / daß sie selbiges von darauß etliche Tag starck / wiewohl ohne Effect / beschossen. Weil derohalben grössern Ernst vonnöthen / als wurde Mittwochs den 19. diß deß Nachts eine Floßbrücken / sonderlicher Invention und Manier über den breiten Schloß- und Wassergraben verfertiget / darauff auch diß Donnerstags Nachmittage mit dem Stürmen inne gehaltẽ / umb die Belägerte zum Accord zu bereden / worzu sie sich aber keines wegs verstehen wollen. In Verachtung dessen / ist Nachmittags der Sturm / und ein groß grausames / ja fast unerhörtes Schiessen auß Stücken und Mußqueten angangen / so bey zwo gantzer Stunden gewehret / worunter die Kayserische endlich durch drey doppeltgesetzte Pallisaden und auff den Wall kommen. Die Schwedische / wiewol sie an ihnen nichts ermanglen lassen / sondern unsäglich gefochten / wollte es jedoch alles nichts helffen / die Kayserischen wiederumb vom Wall abzutreiben / sondern musten das Schloß den letzten oder 30. Novembr. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhren / mit Sturm übergehen lassen / bey welcher Eroberung nachgesetztes / als erstlich drey Obersten / nemblich Kriechbaum / Schlammersdorff und Herberstein / worunter Kriechbaum / als ein Schwedischer Commendant / 4 Obr. Leutenant / 6. Obr. Wachtmeister / 32. Hauptleuth / 48. Leutenant und Fähnrich / 18. Stabspersonen / darunter der General Gewaltiger und Herrn Feld-Marschalcks [Herman; BW] Wrangels Secretarius / 100. gemeine Unter-Officirer und Corporalen / 485. gemeine Knecht / 47. Fähnlein unterschiedener Arth und Farben / 8. Stück Geschütz allerhand gattung / 31. Centner Pulver / 10 Centner Lunten / 173. Stück Schantzzeug / 4. Centner Schweffel / 59. Centner Handgranaten / 20. Kugeln zu 16. Pfundt / 100 Kugeln zu 8. Pfundt / 800. zu 6. Pfundet / Proviant auff 7. Monat lang / darneben groß Gut / Gelt und Gelts werth von vielen von Adel / so sich dahin salviret / und auff 5. Regim. Paggagy gefunden worden. Den Kayserisch- und Sächsischen sind 222. todt / und 86. beschädiget“.[106]

Nach Aussage des irischen Feldpredigers im Regiment Deveroux, Thomas Carve, war es allerdings das Verdienst des Mattia di Toscana: „Unser General, der Herzog von Florenz, erwies sich bei der Belagerung von Wolgast als ein redlicher Soldat. Am 9. Dezember ließ er die Stadt beschießen und die Geschütze und Musketen trafen so gewaltig, daß sich kein Feind in der Stadt blicken lassen durfte. Da nun der Herzog sah, daß ein ziemlicher Teil der Palisaden und Brustwehren darniederlag, erfrischte er seine Soldaten mit etlichen Tonnen Bier und gutem Wein, worauf so noch an selbigem Tag angriffen, den Wall eroberten und an die 300 niedermachten. Gefangen bekamen sie drei Obristen, fünf Obristenleutnante, fünf Wachtmeister, fünfzig Hauptleute, vierzig Fähnlein und etliche große Geschütze. Nach der Eroberung der Festung befahl der Herzog, daß alles Vieh von der Insel (Usedom[107]) in die Stadt Wolgast sollte eingetrieben werden zur besseren Unterhaltung der Besatzung“.[108]

1637 oder 1638[109] soll Leslie nach Schottland zurückgekehrt sein und die schottische Armee kommandiert haben. Allerdings heißt es noch in einem Schreiben des Herzogs Georg von Braunschweig-Lüneburg an den kaiserlichen Generalleutnant vom 22.9.1638 aus Hildesheim: Der schwedische Feldmarschall Leslie rüste sich gegen Bremen, General King sorge für das Vorfeld. Generalmajor Schneidewind solle für englisches Geld 10 Regimenter anwerben.[110]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] MURDOCH, SSNE ID: 1; dort auch weiterführende Literatur; McANDREW, Scotland’s Historical Heraldry, S. 513ff.
[2] Pillau [Baltijsk, Kr. Samland]; HHSPr, S. 170ff.
[3] Dirschau [Tczew, Kr. Dirschau]; HHSPr, S. 39f.
[4] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[5] Königsberg (Stadtkr.); HHSPr, S. 100ff.
[6] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[7] Vgl. generalrobertmonro.com [in Bearbeitung].
[8] Vgl. HEIBERG, Christian 4.
[9] MAHR, Monro, S. 80.
[10] Wolgast [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 317ff.
[11] MAHR, Monro, S. 82f.
[12] Kolberg [Kolobrzeg]; HHSD XII, S. 220ff.
[13] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD XII, S. 193f.
[14] GEIJER, Geschichte Schwedens Bd. 3, S. 154 Anm. 3.
[15] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[16] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[17] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[18] MAHR, Monro, S. 110ff.
[19] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[20] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.
[21] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[22] Rache, Strafe.
[23] Gemeint ist hier das Massaker Tillyscher Truppen am 19.3.1631 in Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[24] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 3f.
[25] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[26] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[27] Buxtehude [Kr. Stade]; HHSD II, S. 90f.
[28] Stade; HHSD II, S. 432ff.
[29] Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.
[30] Usedom [Kr. Usedom-Wollin]; HHSD XII, S. 309f.
[31] GADEBUSCH, Chronik, S. 126.
[32] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 36; Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[33] Vgl. SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[34] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.
[35] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.
[36] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[37] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 29. Angeblich sollen dabei von Leittersam an Vieh, Früchten und anderem Vorrat aus der Stadt für 1500 und aus dem Amt für 700 Taler weggenommen worden sein.
[38] Huntlosen, heute Ortsteil der Gemeinde Großenkneten [LK Oldenburg].
[39] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[40] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.
[41] Haselünne [Kr. Meppen]; HHSD II, S. 210.
[42] Delmenhorst; HHSD II, S. 109f.
[43] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[44] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 19f.
[45] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[46] SCHLOTTER, Acta, S. 237f.
[47] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[48] Petershagen [LK Minden]; HHSD III, S. 609f.
[49] Schlüsselburg [LK Minden]; HHSD III, S. 672.
[50] Stolzenau [LK Nienburg/Weser]; HHSD II, S. 444f.
[51] Liebenau [LK Nienburg/Weser]; HHSD II, S. 295.
[52] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[53] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[54] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.
[55] Treuenbrietzen [Kr. Zauch-Belzig/Jüterbog]; HHSD X, S. 380ff.
[56] Vermutlich Feldmark zwischen Halberstadt und dem Höhenzug ‚Der Hu‘.
[57] SCHLOTTER, Acta, S. 239.
[58] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[59] Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg I. von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[60] Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden.
[61] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[62] [Bad] Lippspringe [LK Paderborn]; HHSD III, S. 44f.
[63] Boke [LK Büren]; HHSD III, S. 92f.
[64] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[65] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 320.
[66] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[67] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[68] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[69] Speyer; HHSD V, 350ff.
[70] Windecken [Kr. Hanau], HHSD IV, S. 475f.
[71] Steinheim a. Main; HHSD IV, S. 427.
[72] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[73] Ilbenstadt [Kr. Friedberg]; HHSD IV, S. 242.
[74] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.
[75] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 664f.
[76] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[77] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 241.
[78] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[79] STOLZ, Marsberg, S. 123.
[80] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[81] Amöneburg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 10ff.
[82] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.
[83] Paderborn; HHSD III, 601ff.
[84] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 271.
[85] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[86] Uelzen; HHSD II, S. 454ff.
[87] Mörser.
[88] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[89] SCHLOTTER, Acta, S. 245.
[90] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[91] SCHLOTTER, Acta, S. 246.
[92] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[93] JÜRGENS, Chronik, S. 526.
[94] Perleberg [Kr. Westprignitz/Perleberg]; HHSD X, S. 308ff.
[95] SCHLOTTER, Acta, S. 246.
[96] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff. 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.
[97] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 373ff. Bei dem schwedischen Historiker ENGLUND, Verwüstung, wird er allerdings nicht erwähnt.
[98] Wurzen [ LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 365ff.
[99] PUTZGER, Wurtznische Creutz= vnd Marter=Woche, S. 23, 24 Anm. 2.
[100] Wolgast [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 317ff.
[101] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.
[102] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 40.
[103] Tribsees [Kr. Grimmen]; HHSD XII, S. 305f.
[104] Loitz [Kr. Grimmen]; HHSD XII, S. 232f.
[105] Anklam [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 153ff.
[106] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 545.
[107] Usedom [Kr. Usedom-Wollin]; HHSD XII, S. 309f.
[108] MILGER, Dreißigjähriger Krieg, S. 315.
[109] Nach PLEISS, Kriegstagebuch, S. 139, Anm. 15, Sommer 1638.
[110] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 687.
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