Lang, Conrad; „Kriegskommissar“ [1601-1659]
Wie radikal man Zivilisten zum Dienst als Kriegskommissar zwingen wollte, zeigt Langs[1] Beispiel (1631): „Als Herr Generalwachtmeister von Altringen [Aldringen; BW] zue der Armee khommen, welche von Gegglingen [Gögglingen[2]] ufgebrochen war, hat er zu Zwifalten [Zwiefalten[3]] im Kloster wollen, ich solle ferner mit der Armee, weil ich aber das Werkh mir zu schwer sein befunden und sonderlich, weil ich sahe, daß es wider die Religion gehen wolte, habe ich mich entschuldigt. Alsbald bevilcht er, mich zu archibusieren. Aber Fürstenberg war so getreu an mir und saget nicht also. Dan er ist nit obligiert, er hat bisher alles nur zu Gefallen und uf Anhalten gethan. Worüber ich los worden“.[4]
[1630] „Interim hat man mir bevohlen, was für Volkh hin und wider ziehe in den beeden Quartieren Essendorf[5]-Wolfeggisch und Baltring[6]-Biberachisch zu proviantieren. Welchs Alles, was zum Unterhalt der Soldadesca gehörig, ich uf mein Aigen Gevahr herbeischaffen müessen, es schlagen die Victualien auf oder ab, ich gewinne oder verliere darbei. Laut mit den Herrn Contributionstenden uffgerichteten Receß. Hingegen sollen mir die Herren Stendt von jeder Compagnie von 300 Köpfen alle Offizier damit eingerechnet (und für kainen Stand nichts zu bezahlen) Einhundert Gulden bezahlen. Welches ich in Gottes Namen gewaget. Und hat unser Herrgott Glükh darzu geben, daß alles Korn, Wein und Fleisch abgeschlagen und Gottlob wohl zu bekommen gewest, daß ich, dem Allerhöchsten sei ewigs Lob, wohl bestehen können. Und mueß bekennen, daß ich von Allen Anderen Commissionen allerdings nichts zum Besten gehapt, als die von der Proviantierung des Volckhs, dieweilen ich von jeder Compagnia 100 fl. gehabt täglich. Weilen aber nach dem Contract Gottlob alles Wohl zu bekommen gewesen und ich also was ehrlichs zum Besten gehabt. Weilen mich manches mahl zehn Compagnia oder ein Regiment nicht über 500 Thaler gecost, dargegen ich 1000 fl. empfangen. Aber weilen es also austrukhenlich abgehandelt worden, und die Herren Stend wol gewußt, daß ich was zum Besten, mir es auch bei so grausamer Mühe wol gegunt, also hab ich Niemand derffen Rechnung thun, ich gewinne oder verliere etwas oder nichts. Sondern allein die hochen officiere Schein mitgebracht, daß ich uf soviel und soviel Volkh das ordenliche proviant geliefert, das ist mir bezahlt worden. Wie ich dann, nachdem der Marsch aus Italia vorüber war, wegen Löblicher Ritterschaft Thonauviertels, etliche Wochen lang etliche Compagnien proviantiert, von welchen ich täglich von jeder auch 100 fl. gehabt, auch redlich von denselben bezahlt worden, als von rechten cavallieren, habe allso das was mir Gott beschert hat, (so zwar ein schlechtes, ich aber Gott dem Allmechtigen Lob und Dank darum sage, der es auch getreulich segnen wolle) von der Proviantierung, welche ich uf meine Gevahr uf ansprechen der Herren Stendt und Ritterschaft uf mich genommen und durch Gottes Gnad verricht, empfangen und bekommen. Von anderen Commissionibus vast nichts als mich gegen denen, so es angetroffen, odios gemacht. Aber wer Raison hat, es mir nicht zurechnen kahn. Habe auch, wie der Allmechtige Gott weißt, in ganzer werender Proviantierung mich dahin bevlissen, auch meinen darzu bestellten Leuthen jedes mahl starkh eingebunden der Soldadesca zu geben die Schuldigkeith. Wie dann auch beschehen. Dann die Ordre war vorhanden, was man ihnen geben sollte, das haben sie begerth, mich alsdann nicht weiter zu treiben begerth. Ist mir aber mancher Trunkh und anderes extra darauf gangen. Welches aber der Abschlag Weins und Korns, Gottlob, wohl ertragen mögen“.[7] Nach Langs Aufzeichnungen kostete in Biberach 1 Malter Korn 5 fl., 1 Malter Roggen 3 fl., 1 Maß Elsässer u. Neckar Wein 7-9 kr., 1 Pfd. gesottenes Schmalz 5 kr., 1 Scheibe Salz 3 fl., 1 Viertel Haber 11 kr.[8]
Markgraf Wilhelm V. von Baden informierte am 16.9.1636 von Speyer[9] aus den Hochmeister des Deutschen Ordens, Stadion: Der für den folgenden Tag geplante Truppenabmarsch könne nicht stattfinden, weil die Deutschen an diesem Tag über den Rhein geführt werden sollten. Bei Germersheim[10] sollte der erste Treffpunkt sein. Er beschwerte sich über den Zustand der deutschen Truppe: Sie sei mit Ausnahme des San Martin’schen Regiments sehr schlecht und zähle nach Ansicht des Obristen Loyers kaum 1.200 Reiter; ihre Disziplin sei schlecht, sehr oft verließen sie ohne Befehl ihren Standort. Die preussische Infanterie und die Dragoner sollten auf 4.000 Mann verstärkt werden und sich dann in Bewegung setzen. Auch die Proviantlieferungen seien schlecht. Vor einigen Tagen sei der Zeugmeister verschwunden, sein Kommando habe Obrist Mörder übernommen. Die Kommissäre der hiesigen Truppen seien gleichfalls mit einer einzigen Ausnahme abwesend, Kommissär Lang blieb in Württemberg. Unter den Soldaten habe sich die Unruhe bereits gelegt, von Gerüchten verursacht, dass sie zur Belagerung von im Elsass liegenden Orten und damit zum Feldzug gegen den Gegner eingesetzt werden sollten. Die für die Rheinüberfahrt bestimmten 40 Schiffe würden bereits ausgerüstet.[11]
[1] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 148.
[2] Gögglingen-Donaustetten, heute Stadtteil von Ulm.
[3] Zwiefalten [LK Reutlingen].
[4] PFEILSTICKER, Lang, S. 22.
[5] Essendorf, heute Ortsteil von Staig [Alb-Donau-Kr.].
[6] Baltringen, heute Ortsteil von Mietingen [LK Biberach].
[7] PFEILSTICKER, Lang, S. 18f.
[8] PFEILSTICKER, Lang, S. 18.
[9] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[10] Germersheim; HHSD V, S. 112f.
[11] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 309.