Lagerspee, N von

Lagerspee, N von; Obristleutnant [ – ] Lagerspee stand 1620 als Obristleutnant in den Diensten des Markgrafen Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf.

„Die Nachricht, daß Johann Georg I. plante, Bautzen[1] im Rahmen der Unterwerfung der Lausitz einzunehmen, gelangte bereits am 9. August 1620 in die Stadt. Gleichzeitig forderte Friedrich V. die Landstände und Städte durch den Landeshauptmann der Oberlausitz Adolph von Gersdorf auf, sich zur Verteidigung zu rüsten und dem Gegner Widerstand zu leisten. Zur Unterstützung sandte der »Winterkönig« den Markgraf Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf mit seinen Truppen in die Oberlausitz. Dieser schickte, nachdem Johann Georg I. die Sechsstädte[2] aufgefordert hatte, sich zu unterwerfen,[3] die Truppenteile des Hauptmanns Hans Christoph von Carnitzky nach Bautzen, um die Stadt zu besetzen. Angesichts der drohenden Gefahr erwuchs im Bautzener Rat die Bereitschaft, sich dem Kurfürsten zu ergeben. Von Carnitzky verschaffte sich am 6. September gewaltsam Zugang der Stadt und ließ unverzüglich Maßnahmen zur Herstellung der Verteidigungsbereitschaft treffen. Am Nachmittag des folgenden Tages mußte sich die bewaffnete Bautzener Bürgerschaft auf dem Markt versammeln und auf Friedrich V. den Eid der Treue leisten.

Mittlerweile war das 12000 Mann starke kursächsische Heer[4] über Bischofswerda[5] bis nach Göda[6] vorgedrungen. Am 9. September erreichte es Bautzen und schlug sein Hauptlager zwischen der Neustädter und Dresdener Straße hinter dem Dorf Stiebitz[7] auf. Die Sachsen bezogen ihre Stellungen, richteten die Geschütze ein und begangen am 13. September mit der Beschießung der Stadt, die während der Belagerungszeit fast täglich erfolgte. Den Belagerten kam am 19. September das Regiment des Oberstleutnant von Lagerspee – er löste Carnitzky als Stadtkommandant ab – zu Hilfe. Lagerspee leistete den Belagerern zähen Widerstand. Obwohl die sächsische Armee die Stadt weiterhin beschoß und bestürmte, gelang es ihr nicht, sie einzunehmen. Als jedoch Johann Georg I. am 3. Oktober persönlich nach Bautzen kam und das Feldlager aufsuchte, wurde der Beschuß energisch verstärkt. Bald standen die Vorstädte in Flammen, und der Brand griff schnell auf die Innenstadt über. Nur mit großer Mühe konnte die Ortenburg, in der sich Verwundete und Pulvervorräte befanden, vor den Flammen gerettet werden. Die Besatzung mußte, da die Proviant- und Munitionsvorräte zur Neige gingen, erkennen, daß die Stadt nicht mehr lange zu halten war und erklärte sich zu Verhandlungen mit dem Gegner bereit. Am 5. Oktober unterzeichneten Langenspee und seine Befehlshaber die Kapitulationsurkunde, die ihnen aber einen freien Abzug unter Mitnahme der vollen Bewaffnung und Ausrüstung gewährte. Nach der Kapitulation begaben sich der Bürgermeister, der Rat und eine Deputation der Bürgerschaft vor die Tore der Stadt und händigten Johann Georg I. die Schlüssel aus. Noch am selben Tag verließ die Jägerndorfsche Besatzung Bautzen, in das nun kursächsische Soldaten einzogen“.[8]

 

[1] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.; vgl. SCHULZ, Bautzen im Krieg.

[2] Sechsstädte (Oberlausitz). Der Oberlausitzer Sechsstädtebund umfasste die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau und bestand in dieser Form von 1346 bis 1815.

[3] Vgl. MÜLLER, Kursachsen.

[4] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012).

[5] Bischofswerda [LK Bautzen]; HHSD VIII, S. 31f.

[6] Göda [LK Bautzen].

[7] Stiebitz, heute Ortsteil von Bautzen [LK Bautzen].

[8] SCHULZ, Bautzen im Krieg, S. 29f.

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