Jacob, Peter

Jacob, Peter; Obrist [ – ] Jacob stand zunächst als Obrist in kaiserlichen Diensten.

Am 23. und 28.7.1639 schrieb Jacob aus Philippeville[1] und Marienbourg[2] an Piccolomini: Er habe am 13.7. bei Givet[3] die Maas überschritten, am 18. Avesnes[4] erreicht, sei nach der Ermittlung, dass diese Stadt seine Hilfe nicht brauche, zurückgekehrt und habe, gerüstet für den Angriff des Feindes, sein Lager zwischen Philippeville und Givet aufgeschlagen. Auf de Brias‘ Bitte um Hilfe habe er sich nach Marienbourg begeben, wo er Becks Befehle erwarte.[5]

Am 29.7.1639 schrieb Beck aus Thionville[6] erneut an Piccolomini: Der von ihm, B., in Givet zurückgelassene Obrist habe gemeldet, dass Charlemont[7] sehr schwach besetzt sei und Obrist Jacob mit 1.000 Mann zwischen Philippeville und Marienbourg stehe. Er habe nur das aus 500 kroatischen Reitern und wenigen Infanteristen bestehende Regiment Gottfried von Heister sowie das 130 Reiter zählende Regiment Ruebland zur Verfügung. Der Feind treffe große Vorbereitungen bei Metz,[8] Meldungen zufolge sei am 28.7. Ludwig III. nach Verdun[9] gekommen. Proviant und Munition würden hingebracht und täglich kämen Verstärkungen an. Einige Truppen habe der König in Mouzon[10] gelassen, scheinbar für einen Angriff auf Juois.[11] Vom 28.11. bis 23.12.1641 gingen 19 Briefe an Piccolomini mit Berichten über die Bewegungen der kaiserlichen und feindlichen Truppen, vor allem im Raum Goslar,[12] Quedlinburg,[13] Magdeburg[14] und in der Altmark.[15] 17 weitere erhaltene Schreiben vom 12.1.1642 bis 29.3.1642 waren an Piccolomini über die Unternehmungen Königsmarcks – Versuch eines Angriffs auf Magdeburg, Umzingelung Wolfenbüttels,[16] Besetzung von Aschersleben[17] etc. – sowie über erfolgte oder geplante Schritte zur Störung der schwedischen Operationen erfolgt.[18]

Zusammen mit dem Obristen und Kommandanten Gottfried von Heister war er in dem von Königsmarck belagerten Halberstadt[19] auf eine Kriegslist Königsmarcks hereingefallen. Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg schildert in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“ die Belagerung und Einnahme Halberstadts im Juli 1643 durch Königsmarck, als beide mit anderen zusammen durch eine Kriegslist getäuscht wurden und in Gefangenschaft gerieten: „Vmb den neundten Julij stunde mehr gedachter General Major mit seinem hellen hauffen insgesampt vor dem Hessendam; hielt Halberstatt vnd Osterwyck[20] mit et-lichen Scharen blocquirt: Vnd obgleich der Commendant in Halberstatt Herr Obrister Heister ihme einen Accord angebotten / nemlich mit der Besatzung aufzuziehen / vnd das Stift vnd Statt Halberstatt neutral zu machen / hat sich jedoch der von Königsmarck darzu nicht verstehen wollen / sondern verhofft / diese Völcker auch zu bekommen / vnd vnter sein Corpo zu bnringen: Hat auch die Statt Magdeburg, weil sie sich wegen Einbringung der erndte beförchtete / den Schwedischen monat-lich 600 Reichsthaler zu contribuiren versprochen / vnd seynd den 8. dieses 300 Soldaten offtbesagtem von Königsmarck auß Leipzig[21] zum Succurs geschickt worden. Bey all solchem verlauff hatte er auch sein einiges absehen / wiewol gantz verschwiegen / auf Halberstatt / welches er mit list hintergangen vnd einbekommen; ungeachtet der Commendant darinnen Obrister Heuster / wie auch Obrister Peter Jacob / sampt den andern meisten Hauptleuten vnd Officirern sich von den Thürnen noch etwas zu währen vnterstanden. Hierbey haben die Königsmärckische zween gute Cavallier / nemblich den Obristen Barschen und Obristen Klaubergern verlohren / da der übrige schaden sonst gering gewesen wäre. Gefangene so sie lebendig in ihre Hände bekommen / seynd: Herr Obrister Heuster / gewesener Kommandant in Halberstatt / Obrister Peter Jacob / Obrister Leutenant Creutz [Wolf v. Kreutz; BW] / 6. Capitaine / vnd zu diesen alle gehörige Leutenante vnd Fähndriche / über 400. Musquetierer vnd Reutter; so sich sämptlich vnterstellen müssen“.[22]

Das bestätigte auch der kaiserliche Obrist Erasmus Warasiner gegenüber Gallas am 26.7. aus Magdeburg: Halberstadt sei durch eine List erobert worden; Königsmarcks Männer hätten dort verkleidet – Wassenberg weist in seinem „Florus“ ausdrücklich darauf hin, dass dänische Soldaten Itzehoe[23] 1644 den Schweden unter Brandeshagen mit einer ähnlichen Kriegslist abgenommen hätten: „Inzwischen haben es die Schwedischen auch in Itzehoe übersehen / welche / weil sie gar zu sicher gewesen / vnd schlechte Wacht gehalten / ist solches denen in Gluckstatt[24] vnnd Krempen[25] zun Ohren kommen / die dan ohngefähr 800. Man starck / die Statt / mit einer dergleichen Kriegeslist / als General Major Königsmarck Halberstatt vor einem Jahr / erobert; in dem sie nemblich zuvor durch etliche in alter Weiber vnd Bawrenkleidern verstellte / auch mit Kohl / Graß vnd andern sachen beladene vorauß geschickte Soldaten die Wacht überrumpelt“.[26] an die 1.200 kaiserliche Soldaten – die Zahl erscheint im Vergleich zu den Angaben bei Wassenberg maßlos übertrieben – gefangen genommen“.[27] Der Zeitzeuge Dr. Jordan teilt unter dem 13./23.7. dazu mit: „Als vor etzlichen Tagen der Schwedische Gral.-Majeur Königsmark von Eichsfeld herunter ins Stift Halberstadt gewendet, wird ihm von einem gewesenen Bürger aus Halberstadt ein Anschlag entdeckt, der denselben auch diesen Morgen ein viertel vor 8 Uhren ins Werk gestellet. Vorigen Tages hatte er an die 60 verkleidete Soldaten hineingebracht, die in einem Keller verdeckt gelegen, und diesen Morgen ein thor eingenomen, davon sie die Kayserl. mächtig abgehalten.

Wie die andern herein(ge)komen von den Schwedischen, ist der Obrist Baarß und ein Obristluitnand geplieben (und) von gemeinen Knechten an die 20 beederseits.

Der Commendant Obrist Heister hat sich endlich uf einen Thurm retiret darauf er sich müßen gefangen geben. Die Stadt ist den Schwedischen 3 Stunde zum plündern preißgegeben“.[28]

Der spätere fürstbischöfliche Obrist, Hofmarschall, Rat und Schultheiß der Stadt Bamberg,[29] Jacob, hatte bis 1644 in den Diensten Erzherzog Leopold Wilhelms gestanden. Im Juli 1644 war er auf dem Weg nach Schlackenwerth,[30] um seinen Dienst bei Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg anzutreten.[31]

Jacob galt im Fürstbistum Bamberg als Franzosenfreund, zumal er einen Bruder in der französischen Armee hatte, zu dem er enge Kontakte unterhielt.[32] Am 2.4.1647 hatte Jacob, nunmehr bischöflicher Obrist, Hofmarschall, Rat und Oberschultheiß der Stadt Bamberg, Jacob, den bambergischen Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongress, Mertloch, darüber informiert, dass Kurbayern eine Gesandtschaft nach Paris entsende, um eine „etroitte alliance“ abzuschließen. Jacob sollte Ende August 1647 als Vertreter des Bamberger Bischofs Melchior Otto Voit mit den Bamberger und Würzburger Domherren Dr. Meel und Franz Ludwig Faust von Stromberg[33] zu neuen Verhandlungen mit Kardinal Mazarin nach Paris reisen.

[1] Philippeville [Belgien, Prov. Namur].

[2] Marienbourg [Belgien, Prov. Namur].

[3] Givet [a. d. Maas; Frankreich, Dép. Ardennes].

[4] Avesnes [Frankreich].

[5] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 868.

[6] Thionville [Span. Niederlande, heute Dép. Moselle; Frankreich].

[7] Charlemont, heute Ortsteil von Givet an der Maas, Belgien.

[8] Metz [Bistum u. Stadt], Herzogtum Lothringen.

[9] Verdun [Bistum u. Stadt], Herzogtum Lothringen.

[10] Mouzon [Frankreich, Dép. Ardennes].

[11] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 876; Juois [Herzogtum Luxemburg].

[12] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[13] Quedlinburg [Kr. Quedlinburg]; HHSD XI, S. 374f.

[14] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[15] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1254.

[16] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[17] Aschersleben [Kr. Aschersleben]; HHSD XI, S. 23ff.

[18] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1270.

[19] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, 169ff.

[20] Osterwieck [Kr. Wernigerode/Halberstadt]; HHSD XI, S. 359f.

[21] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[22] WASSENBERG, Florus, S. 528.

[23] Itzehoe [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 121ff.

[24] Glückstadt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 66ff.

[25] Krempe [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 140f.

[26] WASSENBERG, Florus, S. 578f.

[27] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 31.

[28] SCHLOTTER, Acta, S. 399f.

[29] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[30] Schlackenwerth [Ostrov, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 547ff.

[31] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 222.

[32] DIETZ, Hochstift, S. 70, Anm. 310.

[33] WACHTER, General-Personal-Schematismus, Nr. 2361.

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