Grotta [Groote, Grotte], Alexander Freiherr von

Grotta [Groote Grotte], Alexander Freiherr von; Generalfeldzeugmeister [ -19.12.1621]

Alexander Freiherr von Grotta [Groote, Grotte], Herr auf Poxau[1] und Irlbach,[2] Pfleger von Mitterfels[3] und Kötzing,[4] stand als General-Obristfeldzeugmeister[5] mit einem Sold von 1.000 fl. monatlich[6] in bayerisch-ligistischen Diensten. Er war Verfasser der Schrift „Neovallia“ (1617), in der er neue Befestigungstechniken entwickelte. Groote hatte am Böhmischen Feldzug teilgenommen und am 8.1.1621 Schlaggenwald[7] eingenommen. Schlaggenwald wurde am 28.1. wieder von Mans-feld[8] eingenommen und mit einer Strafzahlung belegt.

„Am 5. April [1621; BW] rückte Grotta vor Falkenau.[9] Gemeinschaftlich mit dem bei Eger[10] stehenden kursächsischen Generalwachtmeister[11] Wrzesowecz[12] eröffnete er die Belagerung. In dem Platze lag das schottische Regiment des Obersten Andreas Gray[13] in der Stärke von 750 Mann. Nachdem die Belagerer bis an den Graben vorgerückt waren und sich dort festgesetzt hatten, kapitulierte Gray. Er erhielt freien Abzug. Uber 50 Mann nahmen freiwillig bayerisches Handgeld. Auch das Schloß Petschau[14] hatte sich an Grotta ergeben.

Nun wandte sich Grotta gegen Elbogen,[15] dessen Belagerung große Schwierigkeiten darbot ‚da es mit Wasser umfloßen, auf einem harten Felsen gebaut, und das Wasser mit felsigen Bergen umgeben, alda man weder mit Schanz-[16] noch Laufgraben[17] kann zukommen, so ist auch zwischen der Stadtmauer, Vorstadt und dem Wasser kein Platz zum Logiren, überdieß mit wackeren Soldaten und Befehlshabern, wie auch Batterien[18] und Contrebatterien[19] defendirt, und also beschaffen gewesen, daß man sich nur a palmo[20] dieß Orts impatroniren,[21] auch an dero unterschiedlichen Orten zwar nicht ohne Mühe und Gefahr beschießen müsse’. Tilly[22] hatte sich gleichfalls vor dem Platz eingefunden und denselben zur Uebergabe auffordern lassen, ‚haben sie doch solches nicht annehmen, sondern ihres verhofften Succurs[23] erwarten oder darüber sterben wollen’. Die Besatzung zählte 1100 Mann; so wurde von dem Grafen Heinrich von Ortenburg,[24] einem tapfern und kriegserfahrenen Mann, befehligt. Am 1. Mai eroberten die Bayern die Vorstadt, in welcher sie sich trotz des ‚ausgeworfenen Feuers’ behaupteten. Tapfer wehrte sich die Besatzung. Die Belagerer hatten sich an der Stadtmauer festgesetzt. Am 5. und 6. Mai wurde die Stadt beschossen, auch eine sturmgerechte Bresche[25] zu Stande gebracht. Da begehrte der Commandant zu kapituliren. Bereitwillig nahm Tilly das Anerbieten an ‚in Bedenken, daß beide Breschen ziemlich hoch und auf lauter Felsen, so etlich viel Soldaten gekostet haben würde, gelegen’. Überdieß war Mansfeld mit 19 Fähnlein[26] Fußvolk, 10 Compagnien[27] Reiter und 5 Geschützen im Anzug und bereits in Königswart[28] eingetroffen. Am 6. Mai kam die Kapitulation zu Stande. Die Besatzung zog, nachdem sie sich verpflichtet, drei Monate nicht gegen die Liga[29] zu dienen, mit allen Kriegsehren ab. Mit der Eroberung Elbogens ist der böhmische Krieg zu Ende“.[30] Grootes Bericht an Maximilian I.[31] über die Einnahme datiert vom 7.5.1621 aus Elbogen.[32]

Maximilian I. hatte sich bei Tilly über angebliche Pflichtverletzungen Grootes beschwert, da die Artillerie Mansfelds bei Waidhaus[33] sich als die überlegenere erwies. Zudem kritisierte er den hohen Pulver- und Munitionsverbrauch Grootes, der sich wegen einer Bestellung von 500.000 Musketenkugeln[34] auf Vorrat rechtfertigen musste.[35] Tilly selbst nahm Groote dagegen in Schutz.[36]

„Während rechts des Rheins in dieser Zeit Tilly das Vorgelände von Heidelberg[37] erkunden ließ, entschloß sich Córdova auf Betreiben Tillys trotz seines damaligen Mißerfolges vor Frankenthal[38] und trotz der erheblich vorgeschrittenen Jahreszeit, das, wie oben erwähnt, von Franz Karl von Sachsen-Lauenburg eroberte Deidesheim[39] zurückzugewinnen. Tilly hatte Córdova zu diesem Zweck den Generalfeldzeugmeister Alexander von Groote und ein stärkeres Truppendetachement zur Verfügung gestellt. Am 27. November überschritt Córdova, der zwischendurch auf der rechten Rheinseite geweilt, bei Stein[40] den Rhein. Am 30. etwa wurde die Gegend von Deidesheim erreicht. Die mansfeldisch-pfälzische Besatzung der Stadt unter dem Obristleutnant [Lardiin; BW] von Limbach hatte inzwischen die Befestigungen erheblich verstärkt und der Haardtseite zu einen Haupt- und Vorgraben aufgeworfen, sowie einen dreißig Fuß starken Erdwall aufgeführt. Córdova begann alsbald die Belagerung und förderte sie so, dass bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1621 Sappen[41] bis zum Mauerwerk vorgetrieben werden konnten. In der Nacht zum 5. Dezember wollte man Breschen sprengen, um den Sturm vorzubereiten. Mitten in diese Arbeiten platzte die Nachricht, daß Mansfeld bei Neustadt[42] eingetroffen sei, offenbar in der Absicht, Deidesheim zu entsetzen. Und in der Tat waren bereits Reitervorposten des Obristleutnants de Jbarra, die in der Gegend von Neustadt standen, mit Vortruppen Mansfelds handgemein geworden. Schnell entschlossen ließ Córdova Teile der Belagerungstruppen Front nach Süden nehmen und einige Regimenter zur Unterstützung Jbarras vorrücken. Die Mansfelder gingen vom Branchweiler[43] Spitalhof her alsbald zum Angriff über und warfen die Mußbach[44] deckenden spanisch-ligistischen Truppen aus dem Dorfe. Schon näherten sich dem Höhenrücken von Lobloch-Gimmeldingen,[45] als Córdovas schnell vorgeworfene Fähnlein und Kompanien von Deidesheim her vor dem Dorfe auftauchten. Es kam zu einem wuchtigen Zusammenprall, wobei auf beiden Seiten Verluste entstanden, der Vorteil sich aber am Ende auf die Seite der Spanier neigte. Um einer Niederlage vorzubeugen, ließ Mansfeld den Kampf abbrechen und seine Truppen auf Mußbach und den Branchweiler Spitalhof zurückgehen. Am anderen Tage nahm er den Kampf nicht wieder auf, sondern begnügte sich, der Neustadter Garnison Verstärkung zuzusenden. Darauf zog er sich in Richtung Germersheim[46] zurück.

Die Spanier konnten nun die Belagerung Deidesheims ungestört fortsetzen. Da ein Entsatz nicht mehr in Aussicht stand, wurde die Stadt am 10. Dezember 1621 durch Akkord[47] übergeben. Die Besatzung erhielt freien Abzug und konnte sich ins Mansfeld’sche Lager begeben. Wenn sich auch die Verluste bei der Belagerung in mäßigen Grenzen gehalten hatten, so wog doch der Tod eines Mannes besonders schwer, nämlich der des oben erwähnten Generalfeldzeugmeisters Freiherrn von Groote, der recht eigentlich die Hauptlast der Belagerungsoperationen zu tragen gehabt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er gegen Ende der Belagerung an einer Seuche erkrankt, der er dann erlag“.[48] Grotta war am 15.12. schwer erkrankt und verstarb am 19.12.1621.

[1] Poxau, Gemarkung von Marklkofen [LK Dingolfing-Landau].

[2] Irlbach [LK Straubing-Bogen].

[3] Mitterfels [LK Straubing-Bogen]; HHSD VII, S. 453.

[4] Kötzting [LK Kötzting]; HHSD VII, S. 370f.

[5] Generalfeldzeugmeister: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die so genannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[6] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2/2, S. 940.

[7] Schlaggenwald [Horní Slavkov, Bez. Falkenau]; HHSBöhm, S. 549f.

[8] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[9] Falkenau [Falknov nad Ohří, seit 1948 Sokolov, Bez. Falkenau]; HHSBöhm, S. 139ff.

[10] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[11] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.

[12] Wresowetz [Wřesowec, Vřesovice v. Vřesovice], Wolf Ilenburg, Freiherr v. [-], kursächsischer Generalwachtmeister. Vgl. MÜLLER, Kursachsen, S. 448, Anm. 429.

[13] Andrew 7. Lord Grey [ca. 1574-1629], Obrist. MURDOCH, SSNE ID: 378. Vgl. BREITENBACH, Grey, über das schottische Regiment v. Andrew 7. Lord Gray in der Oberen Pfalz; nach »Aufstellung der Küniglich Böhaimbschen Kriegs-Armada« (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 106 a).

[14] Petschau [Bečov nad Teplou, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 443.

[15] Elbogen [Loket, Bez. Falkenau]; HHSBöhm, S. 133f.

[16] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).

[17] Laufgraben: Graben, der bei der Belagerung einer Festung oder Stadt im Zickzackverlauf aufgeworfen wurde, in dem man sich möglichst ungefährdet nähern konnte. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe; vgl. dazu auch PIERER, Universal-Lexikon, Bd 14, S. 886-887) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z.B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite und etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen und der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa von der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb und sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab und führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage von Approchen seitens der Angreifer wurde von den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert. [wikipedia]

[18] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[19] Kontrebatterie: Kontrebatterien feuern auf die Festungsgeschütze links und rechts des Angriffsabschnitts.

[20] a palmo: schrittweise.

[21] impatronieren: bemächtigen.

[22] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[23] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[24] Heinrich VIII. Graf v. Ortenburg [9.8.1594 Burg Waldeck bei Tirschenreuth-29.8.1622 bei Fleurus], pfälzisch-mansfeldischer Obrist.

[25] Bresche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[26] Fähnlein: militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10 – 15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.

[27] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[28] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[29] Liga: Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Maximilian I. von Bayern zusammen mit den spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden von 1635 (8026) beteiligt, danach erfolgte die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmee. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik und Kriegsführung, S. 152ff.

[30] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2/1, S. 96f. Werbegeld: Handgeld für neugeworbene Soldaten; Summe, die dem Werbeoffizier zur Ausführung von Werbungen anvertraut wurde, die je nach Truppengattung und Armee differierte und oft von Werbeoffizieren unterschlagen wurde. Üblich waren etwa 8 Rt., der Durchschnittssatz für Fußsoldaten. Für Kürassiere (mit ganzem Harnisch) erhielt ein Obrist 1635/37 15-20 Rt., für Kroaten 10-13.30 Rt., Kosaken (polnische Reiter) 20 Rt., Dragoner 12 Rt., Arkebusiere 15 Rt.; ERNST, Madrid und Wien, S. 301. 1633 wurden in Mühlhausen bis zu 34 Rt. für einen Söldner ausgegeben bzw. in Rechnung gestellt. Nach der Aufstellung von KAPSER, Kriegsorganisation,  S. 271ff., entstammten von den 1638-1648 in Kurbayern und in der Oberen Pfalz Rekrutierten folgenden Beschäftigungsbereichen: 1, 6 % Handel, 16, 2 % Nahrungsmittel- und Gastgewerbe, 28 % Bekleidungs-, Textil- und Lederverarbeitungssektor, 16, 7 % Baugewerbe, Holz- und Metallverarbeitung, 17, 3 % Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht; alle anderen Gewerbe lagen bei max. 1, 7 – 1, 1 % oder niedriger. Nach SCHLÖGL, Bauern, S. 157, kam ein Dienstbote im bayerischen Raum auf etwa 12 Gulden pro Jahr (ohne Verpflegung), so dass der Militärdienst angesichts des Werbegeldes unter Umständen attraktiv erscheinen konnte. PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 284, vermutet, dass Handgeld, neue Kleidung sowie Aussicht auf Sold und Beute als Alternative zur Unsicherheit der Existenz (bei rückläufiger Produktion) und der Möglichkeit, von Söldnern beraubt oder durch Steuern ruiniert zu werden, betrachtet wurden, und dass trotz aller Umstände die Armee eine gewisse Sicherheit bot. Für die bayerische Armee 1648 trafen angesichts sinkender Preise und steigender Löhne aber nur Handgeld und die Aussicht auf Beute zu. Der einfache bayerische Soldat wurde mit 12 Dukaten abgefunden. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre [1643; BW] legte abermals der Commandant von Erfurt [Caspar Ermes; BW] einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“.

[31] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[32] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2230, fol. 207f.

[33] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.

[34] In der Regel rechnete man pro Musketier mit 12 Kugeln pro Tag.

[35] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2230, fol. 196-198: Groote an Maximilian I., Elbogen, 13.5.1621. Vgl. auch RIEZLER, Geschichte Bayerns Bd. 5, S. 196.

[36] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 138 I Konz.: Tilly an Maximilian I., bei Rosshaupt, 11.8.1621.

[37] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[38] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[39] Deidesheim [Kr. Neustadt a. d. W.]; HHSD V, S. 71.

[40] Stein am Rhein [Kanton Schaffhausen; Schweiz].

[41] Sappen: Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. [wikipedia]

[42] Neustadt a. d. Weinstraße; HHSD V, S. 259f.

[43] Branchweiler, südöstlich von Neustadt a. d. Weinstraße, heute Stadtteil.

[44] Mußbach, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Weinstraße.

[45] Lobloch, heute Viertel von Gimmeldingen, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Weinstraße.

[46] Germersheim [Kr. Germersheim]; HHSD V, S. 112f.

[47] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[48] SCHÜTTE, Pfälzer Land, S. 20ff.

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