Gersdorf [Gerstorf, Gersdorff, Giestorff], Maximilian Ferdinand Freiherr von

Gersdorf [Gerstorf, Gersdorff, Giestorff], Maximilian Ferdinand Freiherr von;  Generalkommissar [1604-1664] Gersdorf stand als Generalkommissar und Amtsverweser des Fürstentums Glogau[1] in kaiserlichen Diensten.

Am 16.8.1642 dankte der Kaiser seinem Bruder Leopold Wilhelm aus Wien für dessen Schreiben aus Parchwitz,[2] in welchen dieser zu den ungarischen Quartiernehmungen Stellung bezog. Ferdinand III. warnte davor, zur Belagerung von Olmütz[3] noch „3 oder 4 regimenter so in Beheim ihre quartier haben“, hinzuzuziehen, da nicht genügend Proviant vorhanden sei. Aus einem Schreiben Piccolominis an Trauttmansdorff und Schlick habe er erfahren, dass Leopold Wilhelm, sobald der Feind Schlesien verlassen habe, mit seinen Truppen den Rückzug antreten möchte. Ferdinand erwartete einen Bericht darüber, forderte jedoch Leopold Wilhelm auf, den Feind in jedem Fall zu verfolgen sowie Großglogau, Krossen[4] und Landsberg[5] einzunehmen, um dadurch einen „pass an die neue marckh“ und Hinterpommern zu erhalten und so den Feind zum Stillstand bzw. zum Verlassen Pommerns zu zwingen. Proviant und „foraggi“ seien in Polen genug vorhanden. Die geschickten Geldmittel beliefen sich dieses Mal auf 30.000 fl. und 80.000 fl. Letztere wurden in Dukaten umgetauscht und nach Glatz[6] gesendet. Die mittel aus den steirischen Ländern würden folgen. Maximilian von Gersdorf habe von 50.000 Portionen Proviant für die Regimenter pro Tag berichtet, „die portion brod zu 2 pfundt“. Ferdinand vertrat die Ansicht, dass 30.000 Portionen zu 1 1/2 Pfd., „zu dene man ie ein zukhero gibt“, ausreichen müssen.[7]

Gersdorf schrieb Georg [Jiří] Adam Bořita von Martinitz am 14.10.1642 aus Fraustadt:[8] Nach der Besetzung von Glogau habe Torstensson zwei seiner Obristen zu Georg Rákóczi, dem Fürsten von Siebenbürgen und entschiedenen Habsburg-Gegner, entsandt und dieser habe am 6. seinen Gesandten nach Friedeberg[9] geschickt, von wo ihn schwedische Reiter nach Glogau geleiteten. Rákóczi habe den Schweden angeblich Hilfe versprochen und wolle in Österreich und Mähren einfallen.[10]

Weitere Orte konnten Ende Dezember 1643/Januar 1644 von Kaiserlichen und Kursächsischen zurückgewonnen werden, wie der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[11] festhält: „Mit der Statt Lauben[12] hat der Chur-Säxische Commendant in Görlitz[13] gleiches Glück gehabt / welche er / auß Mangel deß Entsatzes / einbekommen / vnd die darin gelegene Schwedische Besatzung auff 500. Mann starck mit Sack / Pack / vnd 14. beladenen Wagen gleichfalls nach besagtem Franckfurt[14] abziehen lassen / welcher zeit ferner die Schlösser Sagan[15] vnd Gora[16] übergangen.

Vnter diesem wehrenden Verlauff seynd Herr Graff Bruay / vnd Obrister Trautsch [Traudisch; BW] / den Schwedischen bey Senftenberg[17] vnversehens in ein Quartier gefallen / viel nider gemacht / vnd den Obristen Oesterling sampt seiner Frawen vnd in 160. Reutter zu Wittenberg[18] gefänglich eingebracht / dahingegen aber der Keyserliche General-Commissarius Andorff von der Eiß / welche mit einer starcken Convoy von der Armee zu rück gewolt / von dem Schwedischen Obristen Newrath [Neurath; BW] Commendanten in Schweinitz gefangen / vnd nach Wolaw[19] abgeführet worden“.[20]

Am 18.4.1644 schrieb Johann von Götz an W. E. von Lobkowitz: Der schwedische Obristleutnant Fredrik Hoffmann sei gefangen genommen worden; es seien Klagen über ihn aus dem Fürstentum Oppeln-Ratibor eingegangen, dass er es während seiner Verwaltung durch Exekutionen und Brandschatzungen zugrunde gerichtet habe; nun sei er in Troppau[21] im Gefängnis und sollte mit dem Tode bestraft werden. Hoffmann aber verteidige sich und drohe, im Falle seiner Hinrichtung ohne Verhör werde den in Schweidnitz[22] internierten Generalkommissär Gersdorf und andere Kaiserliche das gleiche Schicksal ereilen. So habe er, Götz, eine neuerliche Untersuchung angeordnet und trage mit diesem Schreiben die Angelegenheit dem Kaiser zur weiteren Entscheidung vor.[23]

Am 20.9.1646 schrieb Maximilian von Gersdorf aus Breslau[24] an Gallas: Wittenberg überschreite bei Glogau den Fluss und rücke direkt gegen die kaiserlichen Truppen vor, die Friedland belagerten; diese traten, weil sie zahlenmäßig schwächer waren, den Rückzug an. Gleichzeitig kam des Kaisers Befehl, 2000 Reiter nach Österreich abzukommandieren; mit ihnen gehe auch Pompeio. Die hiesigen Fürsten und Stände scheinen die kaiserlichen Forderungen – mit Ausnahme der Beschaffung von Kavalleriepferden – zu erfüllen; doch hätten diese Forderungen früher kommen sollen, denn jetzt stellen die Feinde und deren Bewegungen ein Hindernis dar. – Über den polnischen Landtag habe er keinen Bericht erhalten. Im Nachtrag hieß es noch: Als der Gegner den Rückzug der Kaiserlichen von Friedland[25] bemerkte, zog er gegen Bolkenhain,[26] begann es am Abend unter Feuer zu nehmen und da es nur von Landvolk verteidigt werde, bestehe die Gefahr des Verlustes von Bolkenhain.[27]

[1] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[2] Parchwitz [Prochowice, Kr. Liegnitz]; HHSSchl, S. 392f.

[3] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[4] Krossen oder Crossen a. d. Oder [Krosno Odrzańskie; Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 246f.

[5] Landsberg O. S. [Gorzów Śląskie; Kr. Rosenberg]; HHSSchl, S. 264f.

[6] Glatz [Kłodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.

[7] LEDEL, Studien, Teil 2, Nr. 59.

[8] Fraustadt [Wschowa]; HHSSchl, S. 99ff.

[9] Friedeberg/Isergeb. [Mirsk, Kr. Löwenberg]; HHSSchl, S. 107.

[10] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1334.

[11] LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[12] Lauban [Lubaň; Oberlausitz].

[13] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.

[14] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[15] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[16] Góra [Guhrau; LK Góra].

[17] Senftenberg [Lausitz, Bez. Cottbus].

[18] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[19] Wohlau [Wołów; h. Polen]; HHSSchl, S. 569ff.

[20] WASSENBERG, Florus, S. 552.

[21] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[22] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[23] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 217.

[24] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[25] Friedland [Mieroszów, Kr. Waldenburg], HHSSchl, S. 109f.

[26] Bolkenhain [Bolków, Kr. Jauer]; HHSSchl, S. 32ff.

[27] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 889.

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