Ehm [Em, Ehem, Emb, Öhm, Öhme, Öhn, Ohem, Ohm, Ohmb, Oheimb], Johann Bernhard von
Ehm [Em, Ehem, Emb, Öhm, Öhme, Öhn, Ohem, Ohm, Ohmb, Oheimb], Johann Bernhard von; Obrist [26.3.1587 Schlossböckelheim-15.9.1657 Basel] Er stammte aus dem Sobernheimer Ehemhof.[1] Dort findet sich die Inschrift am Adelshof „Ehem Hof“ in der Igelsbachstr. 4: „ICH STEHE ALL-ZEIT IN GOTTES HANDT VND BIN DER EHEM HOF GENANDT. 1589“. Schloß Böckelheim[1a] [Abb. rechts] war Sitz des kurpfälzischen Amtsmannes. Dort ist für das Jahr 1585 (Sobernheimer Rechnungsbuch 1585) der Amtmann Junker Sigmund Ehem nachgewiesen. Es dürfte sich dabei um den Vater des Johann Bernhard von Ehm handeln.[1b]
Ab Mai 1606 war er an der Universität Heidelberg[2] immatrikuliert, 1610 scheint er an der Universität Sedan[3] immatrikuliert gewesen zu sein. Danach stand er in den Diensten des Markgrafen Georg Friedrich von Baden. Ehm nahm 1622 an den Kämpfen bei Fleurus[4] und in dem durch Spínola belagerten Bergen-op-Zoom teil. Bei der Schlacht an der Dessauer Brücke[5] 1626 stand er als Rittmeister im Regiment des Rheingrafen Otto Ludwig. In der Schlacht bei Lutter am Barenberge[6] geriet er in Gefangenschaft. Danach trat er in schwedische Dienste und nahm in Preussen an den Kämpfen gegen die Polen teil. Nach dem Tod seines Schwiegersohns Moritz Pensen von Caldenbach [16.8.1599-7.9.1631] übernahm er dessen Regiment als Obrist.[7]
Lobend wird hervorgehoben, er habe die „gantze viertzig Jahr über beständig an einer Parthey gehalten und sich durch keine hohen Offerten anderer Fürsten und Potentaten bey dem wenigsten nicht corrumpiren lassen“.[8]
Ehm hatte 1632 an den Kämpfen um die Alte Veste[9] bei Nürnberg und der Schlacht bei Lützen[10] teilgenommen.
„Bernhard von Weimar[11] hatte sich am 13. Januar 1633 von Altenburg[12] nach Jena[13] begeben, um sich dort von einer Erkrankung, welche er sich während des letzten Feldzuges und der Schlacht bei Lützen zugezogen hatte, zu erholen. Am 4./14. Januar verfaßte er dort ein ‚Memoriall‘ an die beiden Generalmajore Lohausen und Claus Conrad Zorn von Bulach, ‚sich zum Aufbruch nacher Francken in bereitschafft zu halten‘ und wie sich diese ‚in unnserem abwesen unndt nach erlangter ordre des aufbruchs zu halten hätten (Skrifter II Bd. 7, S. 18). Während sich Bernhard am 22. Januar weiter nach Weimar[14] begab, da, wie er an den Reichskanzler Oxenstierna schreibt, ‚die mattigkeit noch nicht nachlassen will‘, bekamen die Generalmajore Lohausen und Bulach am 20. Januar von Oxenstierna[15] den Befehl, Bernhards Armee über den Thüringer Wald nach Franken zu führen, sich im Hochstift Bamberg und der Maingegend festzusetzen und dabei die Stadt Nürnberg[16] gegen kaiserliche Feindseligkeiten abzusichern (Chemnitz II, S. 36).
Nach Bernhards eigenhändiger Instruktion vom 14.1. sollte sich Lohhausen mit der Infanterie, ‚doferne vom feindt man nichts vernehmen noch sich befahren würdet, in bemeltes Bamberg[17] logiren [und; BW] undt rückhwarts hinauss gegen Eltmann[18] zue sich des Mayns […] versichern‘, sofern der feind aber auch von Hoff[19] oder der Ober Pfaltz starckh uff die armee undt dieses volckh gehen solte […] und uf den fall, er [Lohausen] sich nicht zu halten möglichen, [sollte er] dasselben [Bamberg] abbrennen undt in grund demoliren [!], undt er sich zuerückh gegen Schweinfurth[20] wenden undt in sicherheit begeben‘ (Skrifter, s. o.).
Die Armada Bernhards zählte zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr als 8000 Mann, wie der kaiserliche Generalkommissär Wolf Rudolph von Ossa berichtete, der in einem Brief vom 27. Februar 1633 aus Eichstätt[21] schrieb, er fürchte eine Vereinigung mit dem schwedischen Feldmarschall Gustav Horn, welcher zu diesem Zeitpunkt zwischen Ehingen[22] und Biberach[23] an der Donau in Kämpfe mit dem kaiserlichen Feldmarschall Aldringen[24] verwickelt war (Soden II, S. 51). Im Kern bestanden Bernhards Truppen aus den relativ schwachen Regimentern zu Pferd: Georg von Uslars Regiment (160 Pferde), Bulachs Regiment (120 Pferde), (Wilhelm von) Goldsteins Regiment unter Oberstleutnant Max Conrad von Rehlingen (150 Pferde. Dieses Regiment wurde im März 1633 durch den Obristen Philipp Sattler [Sadler; BW] übernommen), Oberst (Eberhard) Beckermanns Regiment (150 Pferde), Herzog Bernhards Leibregiment unter Oberstl. Bouillon (12 Kp., 500 Pferde), Nicholas de Courvilles Regiment (5 Kp. 300 Pferde), (Christoph Karl Graf von) Brandensteins Regiment unter Rittmeister Lorbeer (300 Pferde), (Georg Ludwig Graf von) Löwensteins Regiment unter dessen Obristwachtmeister (200 Pferde), Oberst Wolf Jaroslav von Steinbachs Regiment (200 Pferde), Johann Bernhard von Öhms [Ehm; BW] Regiment (300 Pferde). Die Dragoner unter Oberst Georg Christoph von Taupadel und den Oberstleutnants (Lorentz) Ambrosius und (Pierre) Margali blieben in Chemnitz[25] zurück. Die Fußtruppen bestanden aus der blaue[n] Brigade (dem alten blauen Regiment) unter Hans Georg aus dem Winckel, von der jedoch ein Teil als Garnison in Zwickau[26] verblieb, Herzog Bernhards Brigade (grüne Brigade), Joachim Mitzlaffs Brigade und dem schwarzen Regiment des jüngeren Grafen (Johann Jakob) von Thurn; zusammen etwa 6000 Mann in 8 Regimentern zu Fuß und 2600 zu Pferd. (Soden II, S. 32ff.; Huschke, S. 44, 48, 108; Brzezinski/Lützen, 21; Skrifter II Bd. 7, S. 18)„.[27]
„Während Lohausen das Fußvolk und die Artillerie kommandierte, war Bulach für die Reiterei zuständig. Die schwedischen Truppen hielten am 27. Januar zwischen Neustadt/Orla[28] und Weida[29] ‚Rendezvous‘ und nahmen ihren Weg teils über Lobenstein[30] und Nordhalben[31] (1. Februar), teils über Ludwigsstadt[32] und Teuschnitz[33] nach Kronach[34] (Chemnitz II, S. 38). Nach obenerwähntem ‚Memoriall‘ Bernhards sollten sie sich bemühen, ‚ob sie en passant die vestung Cronach, jedoch mit zuvorgehenden reiffen rath undt einbeziehung gueter kundtschafft (1) wie der ort besetzt, (2) wo demselbigen beyzuekhommen, (3) woher das proviand zu nehmen […] emportieren [einnehmen] khönnen. […] Sonsten aber undt ausser diesem den nechsten wegkh uff Bamberg zue nehmen, […] undt sich dessen bemechtigen‘.
Den direkten Vorbeizug an Kronach vermied man zuerst. Das vorläufige Hauptquartier hatte man westlich der Stadt in Mitwitz[35] genommen. (Vom 26. Januar/5. Februar ist ein Schutzbrief Lohausens und Bulachs für das Herzogtum Coburg aus dem ‚Hauptquartir zu Midwitz‘ datiert). Am 3. Februar machte eine schwedische Abteilung von ca. 3000 Mann zu Fuß, teils vom Haßlacher Grund über die Hofwiese kommend teils von Mitwitz über Entmannsdorf[36] (bei Breitenloh, Zitter (S. 29) schreibt ‚Enselsdorf‘) kommend beim äußeren Haßlacher Tor einen halbherzigen Angriff auf Kronach, während die Reiterei 17 Kompanien stark auf dem Haßlacher Berg in Richtung Mitwitz hielt. Die feindlichen Truppen drangen über den Ziegelanger bis zum Mühlgraben am Marienplatz vor, wurden jedoch durch einen zangenartigen Ausfall der Kronacher am Haßlacher (Bamberger) Tor zurückgedrängt, worauf sie die Vorstadt am Ziegelanger in Brand steckten. 70 Häuser und Städel wurden ein Raub der Flammen.
Die schwedischen Truppen hielten sich allerdings nicht lange auf, da sie sich auf eine Belagerung im Winter kaum einlassen wollten und sie überdies am gleichen Tag von Bernhard eigenhändige Instruktion erhielten, ‚sich vor Cronach, weil selbiger orth gleichwohl von zimlicher importanz undt mit ein 500. Man besetztt, nicht [zu] engagieren, sondern seine marche [wormit es bishero des sehr bösen wetters […] halben sehr langsam zugangen) recta uf Bamberg nehmen‘ (Skrifter II Bd. 7, S. 21). Über den Angriff auf Kronach schreibt die Nonne vom Heiligen Grab[37] in ihr Tagebuch: ‚Freidtag den 4. februarius [richtig: 3.2.] hat der feind wiedterumb an die statt Cronig angesetzt / aber sie haben mit Spott müssen abziehen / dann es seint ihr 200 gewesen / so den ersten anlauff gethon haben / disse seint alle nidter gemacht worden / das ihr uber zwen oder drey nicht dar von kumen seint, wie uns ein schwedischer soltadt selbst gesagt / der auch dabey gewessen ist / dan es sey von der statt heraus hauffen weis auff sie gangen / dann die Croniger seint wie die teüffel, er möchte wol einen sehen‘. (Tagebuch der Maria Anna Junius in BHVB 52, Bbg. 1890, S. 103).
Lichtenfels[38] wurde am 6. Februar, von Soldaten und Bürgerschaft nahezu verlassen, kampflos eingenommen. Staffelstein[39] wollte sich nicht kampflos ergeben. In der Stadt lag eine Kompanie vom Jung-Pappenheim’schen Regiment (Graf Philipp von Pappenheim war ein Vetter des bei Lützen[40] gefallen[en] Feldmarschalls Gottfried Heinrich von Pappenheim[41]). Die schwedischen Truppen sprengten jedoch die Tore am 7. Februar mit Petarden auf, hieben die Besatzung nieder und plünderten den Ort aus. Nach dem Bericht der Bamberger Jesuitenchronik fielen 106 Personen aus Bürgerschaft und Garnison der Furie der Angreifer zum Opfer und wurden am folgenden Tag beerdigt. (BHVB 48, S. 40). Am 8. Februar nahmen die schwedischen Truppen ihr Hauptquartier in Scheßlitz[42] und am 9. Februar zogen Lohausen und Bulach ohne Gegenwehr in Bamberg ein. Das Militär und alle höheren Personen hatten sich in die Festung Forchheim[43] geflüchtet. Die schwedischen Truppen bezogen nun in und um Bamberg Winterquartiere und lagen bis Mitte März in der Stadt. (Looshorn VI, S. 291f.; Chemnitz II, S. 38ff.)„.[44]
„Mit dem Einzug von Lohausens Truppen in Bamberg hatte der Oberst Claus Hastver von Herzog Bernhard die Aufforderung erhalten, die schwedischen Operationen in Franken zu unterstützen. Er war deshalb am 13. Februar 1633 mit einem Teil seines Regiments von Nürnberg[45] aus nach Herzogenaurach[46] aufgebrochen, wo er keine Verpflegung vorfand und deshalb am Abend des 14. Februar weiter nach Höchstadt a. d. Aisch[47] marschierte, um zu versuchen, ob er den Platz mit Akkord einnehmen könne. Am nächsten Morgen forderte er die Stadt zur Übergabe auf, welches Ersuchen jedoch von der Bürgerschaft und Besatzung abgelehnt wurde. Hastver zog sich deshalb am Abend nach Neustadt a. d. Aisch[48] zurück und bat von dort aus den Rat von Nürnberg um eine Verstärkung von 100 bis 150 Musketieren, 3 bis 4 Petarden[49] nebst einem guten Petardierer und einige Pechkränze.[50] Er wollte damit ‚ein Thor mit Petarden aufspielen‘, und das andere zu verbrennen. Der Rat lehnte Hastvers Begehren ab, da sich in Nürnberg nur noch so viel Volk befand um die Wachen zu versehen, das übrige lag in den umliegenden Städten zur Besatzung.
Aus Bamberg hatte ihm der der Generalmajor Claus Conrad Zorn von Bulach die Einnahme von Staffelstein,[51] Bamberg und Eltmann[52] gemeldet. Mittlerweile (17. Februar) war auch Bernhards Bruder, Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, in Bamberg eingetroffen, um weiter in die in die Oberpfalz zu marschieren. Die ‚Hastver’schen Völker‘, wie ihr Kommandant sie selbst nannte, also das Truppenkontingent, mit dem Hastver von Johann von Werth vor Herrieden[53] zurückgedrängt worden war, lag noch immer in Ansbach.[54] Hastver wollte es auch nicht eher nach Neustadt kommandieren, bis Ansbach eine neue Besatzung hatte, trotzdem bestand er weiterhin auf Ausführung seines Angriffes auf Höchstadt. Schließlich bewilligte der Nürnberger Rat die gewünschten Materialien und Hastver beorderte nun die Musketiere seines Regiments von Ansbach nach Neustadt.
Am 26. Februar fand er sich mit seinen Truppen unter dem Major John Affleck und dem aus Bamberg kommandierten Reiterregiment Öhm [Ehm; BW] erneut vor Höchstadt ein, mußte jedoch am Abend ergebnislos wieder abrücken und zog sich nach Dachsbach[55] zurück. Die Unternehmungen wurden zusätzlich von großen Überschwemmungen in der Gegend behindert. Um nicht völlig erfolglos zu erscheinen, zog man am 28. Februar vor Forchheim und verbrannte die Brücke über die Regnitz. Die aus Nürnberg übersandten Pechkränze taten dabei gute Dienste. Aus der Festung erfolgten währenddessen 80 Kanonenschüsse, die allerdings keinen Schaden anrichteten. Am nächsten Tage kehrte Hastver mit den Truppen zu seinem Stützpunkt Dachsbach und schließlich nach Neustadt zurück. (Soden II, S. 32ff.).
Am 28. Februar war Herzog Bernhard, der wieder gesundet war, zusammen mit dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna, den er am 23. oder 24. Februar in Buttstädt[56] bei Weimar[57] getroffen hatte, in Schweinfurt[58] angelangt. Von dort erteilte er dem in Bamberg liegenden Generalmajor der Kavallerie Claus Conrad Zorn von Bulach den Befehl zum Vordringen in die Oberpfalz. Während die Reiterregimenter Öhm und Courville bereits nach Auerbach[59] vorausgezogen waren, hatte Bulach die Regimenter (Christoph Karl Graf von) Brandenstein und (Georg Ludwig Graf von) Löwenstein in Pretzfeld einquartiert. Er selbst übernachtete mit den Leibdragonern des Herzogs (Bernhard) und drei weiteren Regimentern in Ebermannstadt.[60]
In der Nacht des 23. Febr./5. März früh drangen Reiter des ligistischen Reiterobristen Werth in Pretzfeld[61] ein, zersprengten die beiden schwedischen Regimenter, erbeuteten viele Pferde und nahmen mehrer[e] Offiziere gefangen. Am Morgen des 6. März gegen 6 Uhr begab sich Werth in das Hauptquartier Bulachs nach Ebermannstadt: ‚Woselbst gleich der Generalmajor, als der ohne das eben damahls zu Pferde wollen blasen lassen / sich eilends mit dem Leibregiment herausser gemacht […] vorm dorffe sich gesetzet und in ordnung gestellet: Da dann der feindt stracks gestutzet / vnd ohne ferneren angriff wieder zurück gewichen. Die zerstrewete von obgedachten beiden Regimentern funden sich folgends auch eintzelnen zur Armée wieder herbey: Also das der Verlust / ausserhalb der Pferde und pagage, so dem Feinde zutheil worden / so gar groß nicht gewesen. Gen-Major Bulach aber / in die Oberpfalz sich nicht mehr zuvertieffen […] vnd lies beyhabende reuterey alsbald in ihre vorige quartiere bey Bamberg wiederumb rücken‘. (Chemnitz II, S. 39). Nach Werths Schlachtbericht an Kurfürst Maximilian[62] hatte er bei dieser Aktion insgesamt 1800 Pferde erbeutet. Aus Frustation und Rache über die erlittene Niederlage legten die schwedischen Regimenter in Ebermannstadt 80 Häuser und die Stadtkapelle in die Asche. (Lahrkamp/Werth, S. 23).
Auf die Nachricht von der Schlappe Bulachs war Herzog Bernhard am 25. Februar/7. März von Würzburg[63] nach Bamberg geeilt, wo er die Regimenter musterte und in der Folge die Eroberung Höchstadts a. d. Aisch, dessen Besatzung nur aus 60 Soldaten und der Bürgerschaft bestand, ernsthaft vorantrieb. Zu diesem Zweck schickte er den Generalmajor Lohausen mit 1200 Mann zu Roß und Fuß und das schwarze Regiment des jüngeren Grafen (Hans Jakob von) Thurn sowie zwei halbe Kartaunen vor die Stadt. Die Erstürmung erfolgte am 28.2./10.3.1633, nachdem nachmittags um 2 Uhr Bresche geschossen worden war. Chemnitz (Bd. II, S.39) schreibt darüber: ‚Das Städtlein Hochstädt hatte gegen denen Königl.=Schwedischen bishero sich hart / und fast über seine Macht vnd Vermögen opiniastriret. Wegswegen […] Herzog Bernhard, so nunmehr wieder wol auf vnd bei der Armée angelanget / Gen-Major Lohausen mit etlichen trouppen zu ros vnd fus sambt theils artholeri, davor gesandt. Dies lies / den letzten Tag Hornungs [28. Februar alten Stils, bzw. 10. März nach dem neuen Kalender] / weil die darin sich in güte keines wegs bequemen wollen / morgens frühe breche schiessen / vnd ein loch in die maure machen: Worauff bey des Herzogen ankunfft von Bamberg / die Soldaten mit guter resolution den sturm angetreten / vnd vnerachtet der Belagerten hefftigen gegenwehr / wodurch etliche Knechte / neben einem jungen Graffen von Schlick (der schon die Leiter hinauffgestiegen war / vnd recht [genau] in der bresche geschossen worden) umbkommen / den ort mit gewalt erobert; alles was Mänlich vnd erwachsen / an Soldaten / Bürgern / Bawren und Juden / niedergemacht / vnd das Städtlein rein ausgeplündert. Bey welcher confusion ein fewr auskommen / vnd dadurch der ort / nebenst dem darin vorhandenem vorrath an getreyde / so der Herzog lieber conserviret gesehen hette / im rauche aufgangen‘.
Während der schwedische Historiograph Chemnitz zwar einige interessante Details beisteuert, die Eroberung aber eher nüchtern, teilweise sogar etwas verharmlosend schildert, gibt die Bamberger Dominikanernonne Maria Anna Junius die Grausamkeit dieser Eroberung Höchstadts in ihrem Tagebuchbericht in unverblümter[,] aber auch unparteiischer Form wieder. Nach der Schilderung der Nonne (die den Tag der Eroberung irrtümlich auf den 11. März legt) setzten die protestantischen Truppen ‚zu frü um 7 uhr wiedterumb an höchstadt mit gantzer macht / zuvor zum öfteren mahl hinein-geschickt und sagen lassen sie [die Höchstadter] wollen doch auff geben / sie sehen doch die grosse macht deren sie sich nicht wiedersetzen können[;] wan sie gutt willig auff geben sol weder der stadt noch ihnen einiges leidt geschehen / wo aber nicht[,] so sol alles nidter gemacht werden und die stadt in Brandt gesteckt / die aber in der stadt haben zu andword geben sie wollen sich wehren biss auff den letzten man / dan der comendtant zu forgam [Friedrich v. Schletz, Kommandant zu Forchheim; BW] hat einen botten um den andtern hingeschickt / sie sollen sich nur noch zwu stund wehren / so wert ihnen hilff kumen. Also haben sie sich gar ridterlich gewert und den feind großen schadten gethon / dan der graff schlick ist gleig dar vor todt blieben auch viel soltadten / dan da die mener nicht mehr haben schiessen könen / da haben die weiber wasser siedtent gemacht und auff sie gossen / auch mel ins siedtent wasser gerührt und die feind mechtig mit verbrent / auch mechtig mit steinen under sie geworffen und den feind grossen schadten gethon. Aber ihr riedterliches wehrn und wachen ist vergebens gewessen / dan es ist ihnen kein mensch zu hilff kumen; dan um 2 uhr haben die schwedtischen die statt erst erobert […] alls sie nun die stadt gehabt da haben sie alles nidter gemacht und die stadt hinweg gebrent bis auff die kirgen und das schlos; auch etliche kleine heüslein seint stehn blieben / dan es ist ein mechtiges mörtten und blutbatt da gewessen / dan weiber so ihre kinder an dem arm gehabt hat man samt den kindern nidter gemacht / auch ist ein mechtiges gutt und getreyt allda verbrent / das man nicht genuch darvon hat sagen könen / an welcher jemerlichen history niemand schultig ist alls der commendtant zu forgam [Schletz] / auch haben die soltadten die höchstadter kirgen durchgraben dan sie haben gemeint sie wollen in grebern grose schetz finden‘. (BHVB Nr. 52, S. 121f.).
Nach den Nürnberger Kriegsakten (B. 29) wurde nahezu die gesamte Garnison Höchstadts niedergemacht. Nur 15 Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Der Kommandant, der als Korporal zuvor in schwedischen Diensten gestanden hatte, wurde aufgehängt. Noch schlimmer erging es der Bürgerschaft. Nahezu 300 Bürger und ‚etliche Weiber‘ wurden niedergemetzelt. Nach anderen Berichten sollen nur 7 Bürger in der Stadt und diejenigen, welche in den Wäldern das Vieh hüteten[,] überlebt haben. Die protestantischen Truppen verloren bei dem Sturm, außer dem Grafen [Christoph Carl v.; BW] Schlick, ca. 100 Mann an gemeiner Mannschaft und Offizieren.
Nach geendeter Expedition marschierten die schwedischen Truppen wieder nach Bamberg zurück“.[64]
„Herzog Bernhard selbst hatte am 3. April 1633 Ansbach[65] verlassen. Ihm folgten 1500 Mann Reiterei. Auf dem Weg nach Ornbau[66] an der Altmühl (zwischen Gunzenhausen[67] und Herrieden) stießen sie in der Nähe des Ortes auf eine 3000 Mann starke Partie von Kaiserlichen unter Johann von Werth, welche von Amberg[68] aus in 48 Stunden 16 Meilen (ca. 120 km) zurückgelegt hatten und am Morgen desselben Tages dem Leibregiment des Herzogs 500 Pferde abgenommen hatten. Nach einer Verfolgung durch die Reiterregimenter Öhm [Ehm; BW] und Courville kam es am 24.3./3.4. zum Gefecht bei Ornbau, wobei die Generale Lohausen und Georg von Uslar der total erschöpften Reiterei Johann von Werths eine empfindliche Niederlage beibrachten. 300 von Werths Reitern wurden getötet, über 200 gefangen und 2 Standarten erbeutet. (Chemnitz II, S. 97)“.[69]
Bernhard hatte in der Zwischenzeit Deggendorf[70] eingenommen. Als er vom Heranzug Wallensteins[71] hörte, eilte er noch am 3. Dezember nach Cham,[72] um ihm eine Feldschlacht anzubieten. Dieser verließ jedoch am 4.12. sein Hauptquartier Furth[73] und zog sich wieder nach Pilsen[74] zurück, worauf sich Herzog Bernhard wieder in Richtung Donau und Isar bei Plattling[75] begab. Mittlerweile waren dort seine Kavallerieregimenter Herzog Ernst von Weimar, Johann Bernhard von Öhm [Ehm; BW] und Georg von Uslar in den Dörfern Geltolfing[76] und Aiterhofen[77] bei Straubing[78] von einem kaiserlichen Kürassierkorps unter Generalwachtmeister Giacomo von Strozzi überfallen worden. Die kaiserlichen Obristen Franz Graf von Ulfeld (ein Däne) und Johann Rudolf von Bredau hatten diese Überrumpelungsaktion zusammen mit dem bayerischen Reiterobristen und Kommandanten in der Oberpfalz Johann von Werth und dem späteren Feldmarschall-Leutnant Maximilian von Billehe am 7. Dezember gegen zwei Uhr morgens durchgeführt. Die Kaiserlichen erbeuteten dabei 7 Standarten. (Hagstorf an Maximilian, StA München Akten 30jähr. Krieg, T. 203).
Andere Quellen berichten nur von 2 erbeuteten Standarten, die anderen verbrannten. Bernhards Regimenter verloren mehr als 1200 Mann. ‚Bei diesem Verlauf hat der Johann de Werth das seinige wohl treulich praestiert, dann er den Einfall und ersten Angriff getan und samt den Seinigen von Anfang bis zum End in den Feind gesetzt. Der Strozzi aber hat in dem Feld in völliger Pataglia[79] gehalten [sic !], zu diesem Ende, damit er entweder auf den erforderten Notfall in der Bereitschaft sei, dem Johann de werth zu succurirn oder auf ereignete Occasion den flüchtigen Feind zu persequirn‘. (Konrad Albrecht an Graf Werner Tilly vom 8.12.1633. Hallwich/Briefe Bd. 4, S. 481, bei Lahrkamp/Werth, S. 31). Bern-hard führte seine Truppen daraufhin in die Umgebung von Regensburg und Straubing zurück und legte sie am linken Donauufer in die Winterquartiere, zu welchem Zweck er die Städte Cham, Amberg und Neumarkt[80] mit Kontributionen belegte“.[81]
„In Kronach hatte nach wie vor Wolfgang Philipp Fuchs von Dornheim, Vetter des inzwischen verstorbenen Fürstbischofs Johann Georg, das Statthalteramt inne. Die Nachfolge Johann Georgs hatte seit dem 3. August 1633 der neue Fürstbischof Franz von Hatzfeld[82] angetreten. Dessen Bruder, der kaiserliche Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld, war am 27.6.33 persönlich nach Kronach gekommen, und hatte auf Veranlassung Wallensteins den Leutnant Hans Wilhelm Amman aus dem Hatzfeldischen Regiment ‚Adoltzhofen‘ als Hauptmann über die Bürgerschaft vorgestellt. Amman warb eine Kompanie zu 300 Mann in der Hauptmannschaft Kronach, wurde jedoch im Herbst des Jahres wieder nach Eger abkommandiert. Anstatt seiner wurde der Hauptmann Johann Jacob Bruckher zum Kommandanten ernannt. (Zitter 1666, S. 37). Bruckhner warb bis Ende des Jahres 2 Kompanien, je eine zu Roß und zu Fuß. Der Ausschuß der Hauptmannnschaft drang hingegen auf die Errichtung zweier selbstständiger Kompanien aus den eigenen Reihen (Fehn, S. 224). Die von Bruckher geworbenen beiden Kompanien zu Roß und Fuß wurden deshalb, auch auf nachdrückliches Betreiben der Kronacher Bürger, welche diese mit unerträglichem Aufwand unterhalten hatten, gegen Ende Dezember 1633 an das Regiment Neu-Hatzfeld zurückgeschickt. Eine gewisse Anzahl Reiter (nach Zitter zwischen 20 und 30 Pferde) waren jedoch unter dem Wachtmeister Ratlisch (s. weiter unten) in der Stadt verblieben, bzw. bis zum Frühjahr 1634 neu geworben worden. Von weiteren Werbungen, auch von Vergrößerung des Ausschusses, wird nicht berichtet. Die Ausschußtruppen unter dem Kapitän Michael Steinmüller werden deshalb wohl auch im Frühjahr 1634 die 130 Mann, welche am 28.7.1633 gemustert worden waren (Fehn, S. 226), nicht wesentlich überschritten haben. Die wehrhafte Bürgerschaft bestand nach wie vor aus etwa 500 Mann.
Seit Februar 1634 hatte Bamberg wieder eine schwedische Besatzung. Provoziert durch die kontinuierlichen Übergriffe der Forchheimer[83] Garnison waren unter dem Kommando des weimarischen Generalmajors Georg von Uslar am 22.2. die bisher in der Umgebung Schweinfurts liegenden Regimenter zu Pferd Uslar und Johann Bernhard von Öhm [Ehm], zu Fuß das Regiment Bartholomäus von Zerotin sowie die beiden schottischen Abteilungen der Obersten Jakob (James) King und Ludowick Leslie in Bamberg eingerückt (BHVB 48, S. 58). Zu Anfang März kamen diese Regimenter unter den Befehl des erst im Januar in schwedische Dienste übergewechselten, designierten Feldmarschalls, Grafen Johann Philipp Cratz von Scharfenstein. Bereits am 13. März 1634 gegen Abend war die Nachricht in Kronach eingetroffen, daß sich etliche Squadrons Reiter in Hummendorf,[84] Küps[85] und den umliegenden Dörfern einquartiert hätten. Die Kronacher Bürgerschaft war beunruhigt, und der Kommandant Bruckher schickte etliche Berittene nach Neuses[86] (Dorf südlich von Kronach) um die Situation zu erkunden. Diese wurden jedoch von den überlegenen feindlichen Truppen bedrängt und wieder zum Rückzug nach Kronach gezwungen.
‚Den 14. Martij praesentirn sich etliche Regimenter von General Graff Kratzen, welcher nun in Schwedischen Diensten vnd zu Bamberg logirte, oberhalb Neusses herauf bis vffn Sand [bei der Hammermühle], schickte etliche parthey herüber zum Gericht welche vnsere wenige Teüther unter welchen sich der Rittmeister Ratlitsch, so damals noch Wachtmeister, sich befande, sich stelleten vnd den gantzen Tag mit ihnen im Veld scharmutzierten, tapffer Feüer vff einander gaben, biß zween vom Feind herabgeschossen wurden, der Feind kombt mit stärckern Partheyen angehieben, jagte unsere Reuther herauff, vnd da sie von vnsern Mußqvetirern, so im Sieghaus[87] lagen nicht secundirt, den kürtzern gezogen haben möchten.
Den 15. Dito stellete sich obernante Kratzische Reütherey nicht allein unterhalb der Statt, sondern giengen auch die Trouppen gerings herumb, daß sich niemand mehr hinaus wagen dorffte, gegen den Haßlacher Berg aber, allwo sich unterschiedliche truppen sehen liessen, setzten die Burger vnd Mußqvetirer an sie vnd scharmutzirten mit ihnen, daß unterschiedliche von Pferden gefallen, vnd den Unserigen zu theil worden.
Derweilen wir Uns nun anders nichts als einer Belägerung zu versehen, unangesehen noch von keinem Fueßvolck Nachrichtung bekommen köndten, in dem alle Lutherische Dörffer vnd Innwohner noch gut Schwedisch, so wurden allerhand nützliche Vorsehung vnd Anstalt gemacht, bevorab daß die hohen Häuser in der Vorstadt, welcher der Stadtmauern zu nahe waren, abzudecken, vnd die Gibelwänd zu Boden zulegen. Item auch die drey Brucken in der Vorstadt als Kaulängerer, Spithal, vnd Haßlacher mit Plöchern zuverpolwercken, die Schranken zu repariren vnd alle päß in obacht zunehmen weren, wie dann beschehen.
Den 16. Dito und 17ten parthierte des Feinds Reütherey vmb die Vorstädte, da es jederzeit scharmützel gab, vnd brachten auch unsere reüther etliche gefangene ein, die berichten, daß der Hertzog Bernhard von Sachsen Weinmar [!] mit seiner Armee von Regenspurg aus im march begriffen vnd derentwegen der General Graff Cratz von Scharpffenstein die stadt solang ploquirt halten solte, biß ermelter Hertzog mit der Armee darbey komme‘.
Die Tatsache, daß Bernhard von Weimar die Belagerung Kronachs nicht auf die leichte Schulter nahm, geht aus seinem ausführlichen Brief vom 18. März 1634 aus dem ‚Haubtquartier Neuses vor Cronach‘ an den schwedischen Reichskanzler Oxenstierna hervor: ‚Nun finden wir zwar solchen plaz, [mehr] alls irgend einen andern wol versehen, so wohln wegen der stärck der guarnison unnd werck [Befestigungen] an ihme selbsten, alls [auch] seiner provision [Vorräte], hingegen der umbliegenden landen ruin und beschwernuss, darinn zu leben; unndt dann des feinds anwesen- und gelegenheit ess zu entsetzen, dahero die belagerung nicht allein viel zeit und ceremonien erfordern, sondern auch ein zimblichen hazard auf sich tragen, da [wenn] selbige nicht mit sonderm eyfer manuteniert [in Angriff genommen] unndt den hindernussen in zeiten vorgebauet würde. […] hoffen daher mitt göttlicher hülff in wenig tagen weit zu kommen, wann wir nur von dem feind auss Böheimb nicht gehindert werden. Ess ist aber derselbe umb Eger zimblich starck unnd in vollem motu [Bewegung], kan in wenig stunden hier sein unnd unss in difficulteten setzen […]‘ (Skrifter II Bd. 7, S. 157f.).
Chemnitz schreibt über die Truppen Bernhards vor Kronach, daß ‚er mehr nicht / als sein Regiment zu pferde [Leibregiment] vnd drey Brigaden zu fus / nemlich das alte blawe / Mizlaffische / vnd seine eigne bey sich gehabt‘, welche Tatsache Bernhard in seinem Brief an Oxenstierna bestätigt (Chemnitz II, S. 338). Die schwedischen Brigaden waren Formationen, die nur für den Kampfeinsatz gebildet wurden und setzten sich ab dem Jahr 1631 aus jeweils 3 ‚Squadrons‘ oder Halbregimentern zu je 4 Kompanien oder effektiv 1512 Mann plus 128 Offizieren zusammen. Anfang 1634 waren die Regimenter Bernhards jedoch so stark zusammengeschmolzen, daß mit Ausnahme des generell starken ‚Alten Blauen‘ Regiments, welches für sich eine Brigade bildete, die übrigen Brigaden, anstatt aus Squadrons, aus jeweils 2 bis 3 schwachen Regimenter[n] zusammengesetzt werden mußten.
Für das Frühjahr 1634 liegen uns leider nur teilweise Regimentslisten des weimarischen Korps vor, allerdings lassen sich aus den bekannten Grundformationen der Regimenter, wie auch der Kenntnis um die Sollstärke der betreffenden Brigaden, relativ zuverlässige Zahlen ableiten. Demnach hatte Herzog Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon 12 Kompanien in einer Gesamtstärke zwischen 600 und 800 Pferden aufgeteilt auf 2 Squadrons. Die ‚Alte Blaue Brigade‘ bestand im Prinzip nur aus dem ‚Alten Blauen‘ Regiment unter Oberst Hans Georg aus dem Winckel, dessen Sollstärke 16 Kompanien umfaßte. Oberst Winckel war jedoch mit einigen Kompanien dieses Regiments in Garnison in Augsburg[88] zurückgeblieben, wo er seit April 1633 die Stelle eines Stadtkommandanten bekleidete. Für dieses Regiment liegt eine Verpflegungsordonnanz vom Ostermontag 1634 aus Nördlingen[89] vor, wonach es zu diesem Zeitpunkt 980 Mann plus Offiziere zählte (Brzezinski/Cavalry, S. 47). Das Regiment war kurz vor Kronach mit einigen neugeworbenen Kompanien verstärkt worden. Dennoch dürfte seine Stärke 1100-1300 Mann nicht überschritten haben.
Die Brigade Mitzlaff bestand aus den Regimentern Gerdsorf (dessen ehemaliger Kommandant, Oberst Gersdorf, war bei Lützen gefallen, der Oberstleutnant ist nicht bekannt) mit ca. 500 Mann in 8 Kompanien, Joachim Mitzlaffs eigenem Regiment mit ca. 700 Mann in 12 Kompanien und dem Regiment des Obersten Friedrich (Fritz von Rosen) mit ca. 600 Mann in 8 Kompanien, insgesamt ca. 1800 Mann. Bernhards eigene Brigade, auch ‚Grüne Brigade‘ genannt, bestand aus folgenden Regimentern: Herzog Bernhards Grünem Leibregiment zu Fuß mit ca. 800 Mann in 12 Kompanien. Dessen Oberstleutnant Johann Winckler war bei Lützen[90] gefallen. Das Regiment wurde seither von Oberstleutnant Rüdiger von Waldau kommandiert. Das ursprünglich zu dieser Brigade gehörige Regiment Wildenstein (Georg Wulff von Wildenstein war ebenfalls bei Lützen gefallen) hatte dessen ehemaliger Oberstleutnant von Limbach als Oberst übernommen. Dieses Regiment war jedoch nach der Belagerung Regensburgs derart dezimiert, daß nach einer Musterungsanweisung Herzog Bernhards 566 Mann fehlten (Skrifter II Bd. 7, S. 113). Schließlich gehörte zu Herzog Bernhards Brigade noch ein schottisches Regiment unter Oberst Ludovick Leslie und dem Major Alexander Barclay mit 400-600 Mann in 8 Kompanien. Zusammen dürfte die Stärke von Bernhards Brigade 1800 Mann betragen haben.
Die Gesamtstärke von Herzog Bernhards Truppen vor Kronach umfaßte also etwa 4700-5000 Mann zu Fuß und 800-1000 zu Pferd. Dazu kamen einige Kompanien des Markgrafen Christian von Brandenburg-Kulmbach.[91] Unklar ist, welchen Anteil die um Bamberg logierenden Truppen des Feldmarschalls Johann Philipp Cratz von Scharfenstein an der eigentlichen Belagerung Kronachs hatten. Cratz‘ Infanterie war, bis auf Ludovick Leslies Regiment, welches zu Bernhards Grüner Brigade gehörte, in Bamberg verblieben (vgl. BHVB 53, S. 176). Seine Reiterei umfaßte ca. 800 Pferde. Jedenfalls berichtet Bernhard in dem erwähnten Brief an Oxenstierna: ‚[…] haben über die Blaue, Mizlafische und unsere Brigade, neben unserm regiment zu pferdt, die in Bamberg gelegene trouppen bey unss, dabey ein zimblichen canon unnd materialia‘.
‚Den 18. Martij Nachmittag sahe man die Weinmarische Armee über den Krautsberg in batalia herein marchiren, da allzeit 3. in 4. Brigaden nebeneinander hielten, vnd allgemach fort gieng ungezweiffelt uns zum Schrecken, daß wir die grosse Macht erkennen vnd sehen sollten, wie dann in Ansehung dieses so Sieghafften Fürsten, bey uns das Lachen gar theüer war. Die Regimenter zu Fueß marchirten bey Höffles [Höfles[92]] hinab vff Vockendorf [Vogtendorf[93]] vnd ferner durch das Holtz den Sternberg neben der Rodach herab, biß vff den Seeg-Anger, da sie viel PfälHoltz antraffen, vnd sich verbaueten, ruckten theil am Mittelgriß unter der Stein-Mühl, vnd hätte die gantze Infanterij diß zum Vortheil, daß man wegen unserer hohen Kirchen vnd des Pfarrhoffs aus dem Hauß Rosenberg [Festung] keinen gewissen Schuß aus Stucken in ihr Läger thun kondte, man muste dann durch die Tächer also blind schiessen, welches sie gleichwohl nicht ohne Schaden empfunden haben.
Des andern Abends [18.3.] hat zwischen 4. vnd 5. Uhren ein Schwedischer Trompeter unweit der Brucken bei dem Spital [Spitalbrücke] mit der Trompeten angestossen, welchen die daselbst befindliche Wacht die Augen verbunden, zu dem Regierenden Bürgermeister [Barthel Sünder, gen. Mahler] in die Stadt vnd fürters zu mehrgemeltem Stadthaltern Wolff Philipp Fuchs von Dornheimb, etc. vnd Herrn Commendanten Hanß Jacob Pruckern vffs Hauß Rosenberg geführt, die Herrn Bürgermeister vnd Rath auch so balden zu dessen Anbringen vnd Außsag beruffen worden. Welcher mündlich angebracht, daß sein Fürste Hertzog Bernhard von Sachsen Winmar etc. Ihne abgesandt, vnd befohlen, daß er mit seiner Armada hier vor der Stadt ankommen, vnd in Nahmen der Cron Schweden das Schloß vnd die Stadt hiemit auffgefordert haben wolte, es were nun alles vergebens, und kein Hoffnung mehr, ob man sich schon biß Dato gegen der Cron Schweden vnd dero Bevollmächtigte gewehret, vnd darbey grosse insolentien gegen die benachbarte Fürsten vnd den Adel verübt; daß unser Bischoff sein Lebtag das Bistumb [nicht] mehr betretten, oder Uns ferner schützen werde, welcher nur ein Edelmann, sein Herr aber ein geborner Fürst were, vnd eine grosse Macht uff den Beinen hätte; würde man sich ergeben, so wolte er den Commendanten nicht allein hoch erheben, sondern auch den Rath vnd Bur-gerschafft in seinen Schutz vnd Schirm nehmen, mit einer gar geringen Guarnison belegen, wo aber nicht, hätte man sich nichts anders zugetrösten, als daß er seine Macht vnd Gewalt anlegen, vnd das Kind im Mutterleib nicht verschonen würde.
Dem Trompeter gab man Essen und Trincken, tractirt ihn wohl, vnd wiederumb diß mündlich zur Antwort, daß man gegen der Röm. Keyserl. Majest.[94] vnd dem Hochstifft Bamberg wie auch gegen Unsern Gnädigen Landes-Fursten vnd Herrn, Herrn Francisco Bischoffen zu Bamberg vnd Würtzburg solches nicht verantworten, [noch viel] weniger in dieses Begehren einwilligen köndten; were sein Herr ein gebohrner Fürst, liessen wirs darbey bewenden. Unser Lands-Fürst aber aus dem Uralten Adeligen Geschlecht deren von Hatzfeld, [welcher] zu einem Dombherrn, vnd fürters wegen seiner grossen Tugenden, als das vornehmste subjectum zum Fürsten des Römischen Reichs erwehlet, welcher keinem gebohrnen Fürsten an hohen Verstand vnd Fürstl. Sitten das wenigste zuvor liesse [um nichts nachstünde], deme hätten wir Pflicht geleistet, bey diesem wolten wir leben vnd sterben; da [wenn] sein Fürst gegen uns einige Feindseligkeit vornehmen werde, hätte er nichts gewissers, als daß wir nothwendiger Gegenwehr uns gebrauchen müsten.
Als wir nun diese Nacht, weiln der Trompeter noch nicht abgereist, und keines Einfals vom Feind besorgten, jedoch aber alle Posten vnd Wachten vffs beste bestelleten, unterdessen der Trompeter als ein listiger schlauher Gast viel Vffschnied [Aufschneiderei] vorbracht, vmnd vnder andern daß sich der Bischoff zu Eystätt [Eichstätt] vnd mehr Catholische Bischoffen auch damals erst seinem Herrn untergeben hätten, dahero wir es zu keinem Gewalt kommen lassen solten, hätten uns doch keiner Hülffe zugetrösten‘.
‚Zu Nacht umb 10 Uhr [18.3.] wird Lermen [Alarm] in der Vorstadt, kombt die ganze Wacht, so wir hinter die Steinmühl gestelt, welches der nechste Posten an den Feind war vor das Haßlacher Thor, vnd berichtet, der Feind setze mit gantzer Macht an, sie haben ihn angeschreit, er darauff geantwortet gut Freund, gleichwohl aber hab die Wacht nicht gewust, ob sie Feuer geben dörffen, oder nicht, in deme der Trompeter noch vffm Schloß vnd nit abgefertiget, alß [also] hetten sie sich zurück begeben; diß war eine einfältige Rotte, welche dem Feindt viel Mannschafft erlegen können, ehe er in die Mühl kommen, lassen also den Feind in die Vorstadt einbrechen, ohne einigen Schuß, da wurde Lermen vff allen Posten, die Wachten vff der Spittal Brucken vnd Ziegelanger [heute Bahnhofsplatz] musten ihre Posten verlassen, vnd hatten grosse Zeit das ihnen der Paß [Zugang] in die Stadt nicht abgeschnitten wurde.
Der Feind bemächtiget sich der Vorstadt umb den Spittal, der Rosenau vnd Ziegelanger vnd stelleten so balden ein Wacht in des Knellendorffers Haus am Mühlgraben gegen dem Pfarrhof hinüber, die Schildtwacht stundte heraussen am Eck [bei der Steinmühlgasse] vnd fieng gegen den unserigen im Zwinger vnd oben vff der Stadtmauern zuschreyen, zuschänden vnd zuschmähen, unsere Leuth begegneten ihnen mit dergleichen, vnd gaben auch vielmahls Feuer hinaus, diese Nacht war man nun allerseits allert vnd in armis. Den Trompeter wolten die Burger todtschlagen, daß sein Herr Feindlich angesetzet, ehe er die Antwort zuruck bekommen, derentwegen [er] mit etlichen Officirern vom Schloß hinab zu den seinigen begleitet werden mußte.
Des andern Tags [19.3.] sahe man daß der Feind zwo Battry am Haßlacher Berg neben dem Mahlers Garten bauete vnd hernach etliche Veldschlangen vnd Feuer Mörschner darauff pflanzete, dann in das Haus vor der Steinmühl bey der Stigen genant, oben vffm Boden zwey Stücklein brachte, vnd sobalden gegen den Pfarrthurn, Pfarrhoff, in Zwinger und in die Stadtmauern zuspielen anfienge, daß sich fast niemand mehr vffm Pfarr-Saal erblicken lassen dörffte. Wir begegneten denen vffm hauß weiln es gantz nahe, mit kleinen Stücklein vnd Doppelhäcken von dem Thurn hindern Pfarrhoff [Pfarrturm] dapffer, daß sie manchmal in 2. Stunden keinen Schuß mehr auffbringen kondten vnd viel darbey sitzen blieben.
Der Feind fienge den dritten Tag [20.3.] an vom Haßlacher Berg mit Stucken in die Stadt zuspielen vnd wurffe viel Feuer-Ballen [Brandgeschosse] vnd Centners Granaten herein, deren eine eine Wand in Pfarrhoff heraus schluge, die ander des Hansen Stöltzlein sein Hauß am Kirchhof durch Fall vnd Schlag in einem Augenblick zu Boden legte, darinnen 14. Menschen, deren man 13. durch Abräumen der Palcken vnd Raiser darunter sie gesteckt, salvirt, die Haußfrau [Anna Stöltzlein] aber todt blieben.. Andere solche schwere Granaten so er diese Täg über herein wurffe, geriethen vff das Pflaster, vnd schlugen tieffe weite Löcher hinein, mit Außwürffung der Pflastersteinen Haußhoch, doch Gottlob ohne Schaden der Menschen. Mit Stucken spielete er deßgleichen vom Haßlacher Berg herüber vnd thäten die Kirchen vnd Häußer dort darumb sehr zerlestern, dem steinern Gang, so vom Pfarrhof hinüber in den Thurn gehet, legte er mit schiessen zu boden, daß niemand mehr hinüber kondte, vnd dieselbe schöne Wehr uns benommen wurde.
Uffm Hauß Rosenberg feyrete man zwar auch mit stucken nicht [war man mit Geschützen auch nicht untätig], vnd spielete gegen ihre Batteryen am Haßlacher Berg, wie auch in ihr Läger, aber mit geringen effect, weiln wir mit schlechten Constabeln[95] versehen, vnd der beste wie vorn gemeldet erschossen worden. Der Feind besätzte alle nahe gelegene Häuser an der Stadtmauern mit Mußquetierern, daß ehe sich einer von uns vff der Mauern erblicken ließe, geschwind 10. Oder mehr Schüß vff ihne geschahen, wie dann durch solches hinaußsehen, Herr Michael Steinmüller Capitain über den Außschuß, Herr Paulus Leicht des Raths, vnd Erasmus Glaidsman Wachtmeister erschossen worden. Es war gar ein gefährlicher Handel, indeme der Feind in denen Häusern nechst der Stadt der Stadtmauern logirte, auch in des Wolff Frölichs Wirthshauß zwey Stücklein vffm Saal hinauff vnd ein großes Stuck in der untern Stuben pflantzen ließ, welche vff unsere Wercklein von Holtz gebauet, vnd vff die Stadtmauern continuirlich Feuer gaben‘.
‚Kein Mittel war zufinden, den Feind aus der Vorstadt zubringen, als durch das Feuer, derentwegen vom grösten biß zum kleinsten Burger beschlossen wurde, es möcht treffen, wem es wolte, die Vorstadt anzuzünden, gleich wie unsere Vor-Eltern vor 200 Jahren in An. 1430 gethan, da die Hußiten aus Böhmen herausser gezogen, das Land verheeret vnnd verbrandt, sich der Vorstadt allhie bemächtiget, vnd nicht wider hinaus zubringen gewesen, biß die Vorstadt an unterschiedlichen Orthen angezündet, vnd die Ketzer also vertrieben. Also spendirten Herr Stadthalter, H. Comendant, wie auch Bürgermeister vnd Rath, denen Personen so sich darzu gebrauchen liessen viel Geld aus, daß sie sich hinaus wagten, und Feuer in die Vorstadt, wo sie heimlich beykommen kondten, einlegten. Man wurffe auch Feuer Ballen[96] mit eisernen Zacken gemacht von der Mauern hinder der Kirchen hinaus vff die Häuser der Vorstadt unter der Mauern, welche mit Schindeln gedeckt waren, die da stecken blieben, und die Häuser von obenhinein anzündeten.
Durch diese Mittel wurde die Vorstadt umb und umb in Brand angesetzt, daß die Flammen herein in die Stadt schlugen, die inner Stadt in grosser Gefahr stunde, vnd man vff der seiten gegen der Haßlach die Häuser an den Gibel-Wänden continuirlich mit wasser begießen mußte. Der Feind wurde aus den Häusern vnd vielen Posten zuweichen genöthiget, gleichwol aber als das Feuer hinab in des Tampiers Hauß vffm Platz am Mühlgraben gegen dem Pfarrhof hinüber geriethe, dessen Flammen des Heinrich Murmans Hauß so jenseits des Mühlgrabens gelegen, welches unten mit einem steinern Stockwerck versehen, den Gibel berührte vnd anzündete, hat solches der Feind dermassen zuleschen sich unterstanden, daß unangesehen wir mit gezogenen Feuer-Rohrn vffm Pfarr-Saal vnd Mußqueten in Zwinger ihme biß in die Mitternacht stettig auffgepast, vnd wo sich einer nur erblicken ließ, wie die Spatzen von Tächern herunder geschossen.
Gleichwohl aber [haben] die Officirer, wie wir augenscheinlich gesehen, die Mußquetirer mit kurzen Wehren vnd blossen Degen, dermassen dieses Hauß, alwo sie ihr Hauptwacht gehabt, zuleschen angetrieben, daß [indem] sie große Wisch mit Stroh an die Stangen gebunden [und] sowohl aus denen Bodenlöchern als unten vff der erden in dem fürüberfliessenden Mühlgraben eingetunckt [und] das Wasser an die Gibelwändt geschlagen. Do sich dan diejenigen von Bodenlöchern gantz frey herausser begeben müssen, vnd ob wir zwar einen nach den andern hinweg bürtschten [pirschten], wurde doch allezeit widerumb ein frischer dahin vermüssiget, auff diese weiß zuleschen, welches Hauß vffs wenigst dem Feind in 30. Mann gekostet, biß endtlich deß vorgemelten Tampiers Hauß zugrund gienge, vnd die flammen sich legten, das es keines leschens mehr gebrauchet, vnd der Feind vff solche weiß selbiges zu seinem Vortheil erhalten, hernach aber zu [bei] seinem Abzug selbsten angezündet, vnd biß vff das Gemäuer abgebrendt.
Vnder wehrenter diser action mit dem Feind, setzete mit den Prücknerschen Reutern dessen Wachtmaister der Ratlitsch ein Croat in 20. oder 30. Pferden starck täglich zum obern Thor [nördl. Stadttor in Richtung Festung] hinauß vnder den Feindt, stellete sich alß wan er jhres Volcks were, daß er manchmal, wie man vffm Schloß alles sehen könde, durch vil FeindsTrouppen geritten, vnd vmgeben war. Wan er alßdan seinen Vortheil ersahe, namb er etlich gefangen, vnd führete sie herein; deren er so viel einbrachte, das aller Thürn vnd Gefengnus zu wenig, vnder welchen auch der Hauptmann Muffel von Culmbach sich befunde, vnd etliche Wochen vff dem Hauß Rosenberg gefangen saß, jedoch seinen Tisch bey Herrn Statthaltern Wolff Philipp Fuchsen von Dornheim etc. hette, biß er sich hernach rantionierte, viel Landsknecht oder Trossen, weilen man sie nit zuerhalten wüste, schuß er [Ratlitsch] negst der Waßmühl nider, und ließ sie liegen, das er also dem Feind nit geringen Abbruch thete.
Vnd nach dem wir oben an der Haßlach beim Biengäßlein von Erden vnd Stein zuvorhin ein Schänzlein gebauet, selbiges nur des tags über mit Mußquetirern ungefehr 15 oder 20 besetzten, dem Feind bißweilen etwas abzuzwacken, kombt der Hertzog Bernhard von Weinmar mit in 10 oder mehr Cavalirn unten vom Ziegel-Anger hinder den Häusern die gärten herauff zu recognosciren [erkunden] geritten, welches unsere Mußquetirer gewahr worden, und sich in die Schußlöcher einlegten, bis er etwas näher hinzu kommen möchte, solte auch unfehlbar in unsere Hand kommen sein, wo nicht das Unglück einen Stadtknecht aus der Stadt unversehens darzu geführt, welcher, nach dem er ersehen, daß die gantze Wacht in postur ligt, angeschlagen, vnd gleich Feuer geben will, vffs lauteste zuschreyen anfängt, halt inn, halt innen, es seind heüt unsere Reüther hinausgeritten, das möchten diese sein, vff welches Geschrey der Hertzog der unserigen gewahr wird, sich vff die Seiten wendet, vnd die Flucht gegen den Haßlacher Berg nimbt, alwo sie dann so balden mit Stucken vff das Schänzlein Canonirn, daß sich keiner mehr ersehen lassen dörffte.
In dem nun die mehrste Vorstadt hinweg gebrandt, unter welcher Zeit wir gleichwohl des Feinds intent etwas vffgezogen [verzögert], umb Keyserl. Succurs in Böhmen geschickt, vnd das Feuer sich gelegt, hat mehrermelter Hertzog und seine Generaln getrachtet, wie sie grobe Stuck in die Vorstadt pflantzen möchten, der Stadtmauern etwas nähender zusein, dahero etliche gemäuer, alwo die Häuser zwar abgebrandt gewesen angetroffen, unter andern in Andreas Pohrnschlegels Metzgers gewesenen Schlachthauß am Mühlgraben hinder der unter Badstuben gelegen, zwo halbe Carthaunen [24-Pfünder], neben diesen in Hanß Christen Haus eine halbe Carthaunen, vnd neben des alten Behrn Mistung ein drey viertel Carthaunen [33-35-Pfünder] gebracht, vnd vorn sich gegen der Stadtmauern etwas vergraben, an welchen sie Tag und Nacht starck gearbeitet, nach dem nun alles fertig, vnd wie vorgemelt nechst darober in Wolfen Fröhligs Hauß auch drey Stuck eingepflantzet waren, fieng der feind an von Tag zu Tag mehrer aus Stucken, wie auch vom Haßlacher Berg aus gegen die Stadt zuspielen, Granaten und Feuer einzuwerffen, daß es sausete und krachte, vnd einem die haar gegen Berg gestanden sein möchten. Alle Wehren nahm er uns mit Stucken hinweg, vom Hauß Rosenberg aus kundte man ihme diß Orts den wenigsten Schaden zufügen, wie man dann auch wegen der hohen Pfarrkirchen das Läger, so hinter der Steinmühl vffm Mittelgrieß bis hinab vffm Seeganger geschlagen, mit Stucken fast nicht berühren [konnte], man muste dann durch das Kirchentach schiessen‘.
An dieser Stelle ist es aufschlußreich, einen Blick auf die Belagerungstaktik der weimarischen Truppen zu werfen. Bei Betrachtung des ersten genauen Stadtplan Kronachs von 1853 zeigt sich, daß noch zu dieser Zeit die Häuser der heutigen Schwedenstraße einreihig standen, also noch keine Hinterhäuser besaßen. Eine Ausnahme bildete die untere Badstube (heute Rosenau 1, die Reste der Badstube sind dort noch zu sehen). hinter dieser, zum Mühlgraben hin, hatten die Belagerer zwei halbe Kartaunen in Andreas Bornschlegels Schlachthaus gepflanzt, und gleich daneben,in das Haus des Hans Christ, an Stelle des heutigen Hinterhauses der Schwedenstraße Nr. 8, eine weitere halbe Kartaune in Stellung gebracht. Die beiden davorliegenden Häuser (heute Schwedenstr. 9 und 10) waren bis auf die Grundmauern abgebrannt. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. Die erwähnten drei schweren Geschütze bildeten also die mauerbrechende Mittelbatterie. Zur südlichen Seite (bei der Mistung des alten Behr – wahrscheinlich anstelle des Hinterhauses Schwedenstraße 7) hatte man die dreiviertel Kartaune plaziert, während auf der nördlichen Seite (im Gasthaus des Wolf Frölich anstelle Schwedenstr. 11) ein weiteres schweres Geschütz positioniert war. Auf den Saalboden des Gasthauses im ersten Stock hatte man zwei kleinere Kanonen geschafft, die dazu dienten, die Verschanzungen der Verteidiger auf der Mauer zu zerstören und die Kronacher daran hindern sollten, die Bresche auszubessern.
Nach der damaligen Belagerungstheorie (z. B. Schildknecht etc.) lag die optimale Entfernung zum Brescheschießen bei 200-250 Schritt, den Schritt zu 2, 5 Fuß, d. h. ca. 0, 75 m gerechnet. Diese konnte hier natürlich nicht eingehalten werden. Trotzdem muß man davon ausgehen, daß die Belagerer sich, allein schon aus Gründen der eigenen Sicherheit, ziemlich nahe an den Mühlgraben zurückbegeben hatten. Belagerungsgeschütze dieser Zeit, wenn es sich nicht um Steilfeuergeschütze, also Mörser oder Haubitzen handelte, konnten bis zu einer maximalen Erhöhung von 10 bis 13 Grad gerichtet werden. Das bedeutet, daß bei maximaler Elevation eine Entfernung von mindestens 50 Metern zur Mauer hätte eingehalten werden müssen, um diese in einer Höhe von 9-11, 5 Metern zu treffen. Wollte man höher schießen, mußte der Lafettenschanz eingegraben werden, was für das Material sehr strapaziös war, da die Lafette beim Schuß auf diese Weise nicht mehr zurücklaufen konnte. Ein weiteres Problem war die Überwindung des Mühlgrabens. Eine halbe Kartaune wog einschließlich Lafette annähernd 3, 5 Tonnen, die dreiviertel Kartaune mehr als 4 Tonnen. Von der Rosenau kommend führten noch im letzten Jahrhundert nur kleinere Holzstege für Fußgänger über den Mühlgraben. Man hatte also diesen entweder teilweise verfüllt oder eine massive Notbrücke errichtet. Der Aufwand war in jedem Fall er-heblich, und man kann davon aus, daß man, nach dem die Feuersbrunst abgeklungen war, den 20. März und die darauffolgende Nacht für diese Vorbereitungen benötigte.
Die Bürgerschaft Kronachs, von der Verteidigung der Stadt völlig ermattet, rechnete fest mit einem erneuten Ansturm der Belagerungstruppen. Bürgermeister und Stadtrat ließen zur Stärkung der Moral etliche Eimer Bier unter die Verteidiger austeilen. Am mächsten Morgen (22.3.1634) sah man jedoch mit Erleichterung, daß der Feind in Richtung Neuses abzog. Zwei Squadrons Reiter deckten den Abzug und begannen im Anschluß damit, die übriggebliebenen Häuser der Vorstadt, die Schneidmühlen und Holzlagerplätze anzuzünden. Einzig und allein die Steinmühle, obwohl bereits in Brand gesteckt, konnte durch die Kronacher von den Flammen gerettet werden.
Mit dem Abtransport der schweren Belagerungsgeschütze, die am Haßlacher Berg oberhalb des Scharfengartens in Stellung gebracht worden waren, hatte die weimarische Artillerie Probleme. Obwohl man zwischen 24 und 30 Pferde an eines spannte und sich den ganzen Vormittag bemühte, konnte man sie nur mit Mühe wieder aus den Schanzen den Berg hinauf bringen. Da nur etliche Cornets Reiter zu deren Schutz abkommandiert waren, versuchten die Kronacher einen Ausfall zur Eroberung der Geschütze. Dieser scheiterte jedoch an der fehlenden Unterstützung durch die Festungsartillerie, welche aus Mangel an guten Konstablern ‚nicht ein Mann oder Pferd getroffen, dahero unser Anschlag vergebens‘ (Zitter 1666, S. 48). Dies war vielleicht gut so, denn wir erinnern uns an mehrere Situationen der vorhergehenden Belagerungen, in denen die Kronacher, ermutigt durch den Abzug des Feindes, voreilig ausfielen und jeweils bitter einbüßen mußten. Die Bürger taten also gut daran, ihrem Schutzpatron zu danken. ‚Wurde also mit der Hülff Gottes vnd deß H. ErtzEngels Michaels, deme wir alß Patronum Ecclesiae jnständig vmb Beystand anruffeten, dieses Stättlein von eines so grausamen Feinds Belegerung wiederumb befreyet‘.
Der Grund des Abzuges wird von etlichen Quellen mit einem drohenden Entsatz Kronachs durch kaiserliche Truppen unter dem General Gallas[97] erklärt. Tatsächlich hatten die Kronacher während der Belagerung den kaiserlichen Rittmeister Georg Erasmus Heuß von Eusenheim mit der Bitte um Hilfe zu Gallas nach Eger[98] geschickt. Dieser schrieb auch am 5. April nach Kronach und sagte Unterstützung zu. Gleichzeitig instruierte er den uns bekannten Kommandanten von Eger, den Obersten Johann Gordon, die Kronacher mit einer Lieferung Pulver zu unterstützen. Dieser berief sich hingegen auf den Generalwachtmeister Rudolf von Morzin (Marazin), welcher gerade dabei war, mit einem Korps von ca. 5000 Mann über Marktredwitz[99] in das Fichtelgebirge vorzurücken, wo er in Waldershof[100] ein Lager bezog. Beider Schreiben, Gordons vom 7. April und Morzins vom 5. bzw. 8. April (n. St.), kamen erst einige Tage später in Kronach an.
Währenddessen plünderte Morzin mit seinen aus Ungarn,[101] Polen,[102] Kroaten,[103] Italienern, Franzosen und nur wenigen Deutschen bestehenden Truppen die Gegend um Weißenstadt,[104] Münchberg[105] und Helmbrechts[106] aus. Bad Steben,[107] Helmbrechts und Naila wurden gebrandschatzt. Die Stadt Lichtenberg[108] bei Bad Steben wurde am Montag den 31. März/10. April von streifenden Kroaten samt Kirche und dem erst 5 Jahre zuvor von Markgraf Christian neu aufgebauten Schloß komplett eingeäschert. Die Lichtenberger Chronik vermutet, daß diese streifende Abteilung unter einem Obristen ‚Corbitz‘ aus der Kronacher Garnison kam. Die Kronacher Garnison stand aber unter dem kroatischen Leutnant Ratlitsch, welcher mit seinen Reitern erst im Mai, allerdings auf dem Weg über Bayreuth nach Eger zog. In den kaiserlichen Kriegslisten von 1634 von 1634 ist ein Oberst oder Befehlshaber Namens ‚Corbitz‘ nicht verzeichnet. Möglicherweise handelte es sich um Reste des am 5.3.1634 von Christoph von Taupadel zersprengten kroatischen Regiments des Obersten Marcus Corpes, wahrscheinlich jedoch um eine streifende Abteilung Morzins. Nach der kaiserlichen Musterungsliste vom Frühjahr 1634 (Theatr. Europ. III, S. 283) hatte Rudolf von Morzin in seinem Reiterregiment 4 Kompanien Kroaten. Auch erfolgte der Angriff nicht aus Kronacher[,] sondern Hofer Richtung über die Selbitzmühle, wie auch Georg Leopold in seiner Chronik bestätigt, daß die von Wunsiedel her streifenden Morzin’schen Kroaten am 10. Lichtenberg ganz abbrannten. (Zitter, S. 50f.; Holle/Dreißigjähriger Krieg, S. 30-34; Braun/Leopold, S. 41, 43; Sticht, S. 192; Lichtenberger Chronik des Pfarrers Friedrich Küffner von 1699; Chemnitz II, S. 337).
Eine wesentliche Verstärkung Kronachs war, trotz vieler wohlwollender Schreiben und einer Lieferung Morzins über 8 Zentner Pulver, für welches gefangene Frauen in Münchberg die Säcke nähen mußten, nicht in Kronach eingetroffen. Vielmehr mußten der Kronacher Stadtfähnrich und Rat Nikolaus Zitter und der Viertelmeister Tobias Fleischmann vom Rat der Stadt Kronach nach Eger zu dem Kommandanten Gordon geschickt werden, um zusätzliches Pulver und Munition abzuholen. Die beiden Kronacher durften sich nun zwar die Geschichte der Ermordung Wallensteins von Johann Gordon persönlich erläutern lassen, mußten sich dann aber selbstständig wieder auf den Heimweg machen, wobei ihnen Pferd und Wagen zum Transport von etlichen Fäßlein Pulver und 50 Handgranaten nur bis Hohenberg[109] an der Eger geliehen wurden. Dafür gab ihnen Gordon zur Weiterbegleitung seinen Hauptmann und Kommandanten von Hohenberg Voit von Rieneck mit, der, anstatt Verstärkung heranzuführen, in Kronach ‚viel Völcker vor das Cordonische Regiment alhie geworben‘ hat.
Zu allem Unglück für die Stadt und für die markgräflichen Untertanen wurden im Frühjahr 1634 die in Kronach liegende Bruckner’sche Reiterkompanie unter dem kroatischen Leutnant Ratlitsch von dem Oberstleutnant Veit Dietrich von Steinheim nach Eger abgefordert, welche sich plündernd über Bayreuth[110] nach Eger auf dem Weg machte. Bürgermeister und Rat der Stadt Kronach waren über diese Entscheidung gelinde gesagt äußerst ‚befrembd‘, wie sich Zitter ausdrückt, der stets bemüht war, die schwachen Unterstützungsaktionen der kaiserlichen Generalität in Eger wohlwollend zu umschreiben. Die Stadträte Johann Nikolaus Zitter und Johann Pottu der Ältere wurden deshalb zusammen mit dem jüngeren Hans Stauff wieder nach Eger zu dem besagten Oberstleutnant Steinheim (seit 23. Juni Kommandant in Eger) expediert. Dieser ließ die Herren erst einmal vierzehn Tage warten, um sie dann ohne Unterstützung nur mit der frohen Botschaft der kaiserlichen Wiedereroberung Regensburgs versehen (26.7.) versehen, wieder nach Kronach abzufertigen, wohin sie ‚in gröster Gefahr Leibs vnd Lebens durch des Feinds Land […] passirt, vnd allein die Nacht zu Hülff nehmen musten‘. […]
Bernhard von Weimar war mit seinen Truppen, wie wir wissen, bereits am 22. März 1634 (n. St.) von Kronach in Richtung Süden abgezogen und begab sich nach Coburg,[111] wo das Heer 14 Tage lagerte. Die Bedrohung durch kaiserliche Truppen kann nicht der ausschlaggebende Grund für den Rückzug gewesen sein, denn Generalwachtmeister Morzins Truppenkontingent, nicht mehr als 5000 Mann stark, befand sich nach seinem eigenen Schreiben am 8. April (n. St.), also mehr als 2 Wochen später, erst in Wunsiedel. Man kann vielmehr davon ausgehen, daß die großen Verluste seiner Regimenter vor Kronach und seine relativ schwache Truppenstärke, ihn die Zwecklosigkeit seiner Aktion einsehen ließen. Dies wog um so mehr, da er Kronach eben nur mal schnell im Vorbeizug zu erobern gedachte, quasi zur Überbrückung der Wartezeit bis zu einer Antwort aus Kursachsen. Die Verluste des weimarischen Heeres waren, wie gesagt, erheblich. Die vor Ort Gefallenen begruben die Regimenter zum Teil selbst, ein Teil wurde nach dem Abzug von den Kronachern begraben. 6 Wagen mit Toten führten die protestantischen Truppen mit nach Coburg. Etwa 300 Verwundete wurden ebenfalls mit nach Coburg genommen, und im dortigen Konvent, Spital und Seelenhaus untergebracht, welche jedoch fast alle dort gestorben sind. Unter den Gefallenen befand sich ein großer Teil an Offizieren, wie Oberstleutnants, Majore, Hauptleute und Rittmeister, welche in der Moritzkirche zu Coburg begraben wurden, wo man noch geraume Zeit die dort aufgesteckten Fahnen und Totenschilde sehen konnte, deren Inschriften den Tod der Betroffenen vor Kronach bezeugten (Karche I, S. 200; Zitter, S. 49). Im Gegensatz zu den vielen überlieferten Namen der in der Kirche in Wöhrd bei Nürnberg begrabenen schwedischen Gefallenen, sind uns aus der Coburger Moritzkirche keine Namen der Bestatteten erhalten geblieben.
Die Zeit in Coburg nutzte Herzog Bernhard für die Vorbereitung seiner weiteren Aktionen. Für die Verproviantierung seiner Truppen, vor allem derjenigen, welche noch in der Oberpfalz weilten, mußte das Fürstentum 120 Wagen bereitstellen, um das aus Thüringen ankommende Getreide im April und Mai 1634 nach Nürnberg zur Armee schaffen zu können. Den angeheuerten Fuhrleuten wurden allerdings pro Wagen 17 Reichstaler als Fuhrlohn vergütet. Zur Bedeckung dieser Transporte mußte der General Cratz eine Kompanie Reiter stellen, welche die Stadt neben zwei Monro’schen und vier limbachischen Kompanien zu Fuß für mehrere Wochen zu verpflegen hatte“.[112]
Ehm nahm auch an der Schlacht bei Nördlingen teil.[113] „Man war sich nun im schwedischen Lager bei Bopfingen[114] einig, daß ein Aufschub des Angriffes nicht länger möglich sei. Der Plan war jedoch vorerst dahingehend ausgerichtet, daß man sich der Stadt nur nähern wollte, einmal um Präsenz zu zeigen und um einen günstigen Posten zu fassen, von wo man die weitere Entwicklung besser im Auge behalten konnte und dabei die Ankunft der Rheingräflichen Truppen abwarten wollte. Der Aufbruch der schwedischen Armee von Breitwang[115] erfolgte am Morgen des 5. September. Auf Anraten des schwedischen Generalquartiermeisters Morshäuser begab man sich jedoch nicht direkt nach Osten, sondern zog zuerst nach Süden bis etwa auf die Höhe von Dehlingen, um sich dann in nordöstlicher Richtung entlang der Straße nach Ulm[116] an die Stadt Nördlingen anzunähern, und zwar über den sogenannten Arnsberg oder Ohrenberg, einem Höhenzug der Schwäbischen Alb, dessen höchste Erhebung der Ohrengipfel zwischen den Orten Härtsfeldhausen[117] und Schweindorf[118] bildete.
Kurz vor diesem Zeitpunkt waren auch die Truppen des Feldmarschalls Cratz und die 4 rheingräflichen Kompanien unter dem Major Goldstein [Johann Arndt v. Goltstein; BW] zur Armee gestoßen. Während Herzog Bernhard, der das Hauptheer und die Vorhut führte, im Bereich der heutigen Schwäbischen Albstraße heranzog und sich zwischen Ederheim und Holheim den Vorposten der kaiserlichen Belagerungsarmee näherte, hielt sich die Nachhut mit der schweren Artillerie unter Feldmarschall Horn weiter östlich bis auf die Höhe von Schweindorf, um dann in einem nordöstlichen Schwenk, entlang des Buchbrunnenwaldes und unter südöstlicher Umgehung des Thalbergs durch einige in das Retzenbachtal hinabführende Hohlwege bei Ederheim[119] den Riesgrund zu gewinnen. Die Gesamtstärke des vereinten schwedisch-weimarischen Heeres betrug nach Khevenhiller: unter Herzog Bernhard 9500 (4500 zu Roß und 5000 zu Fuß), unter Gustav Horn 6300 Mann (4000 zu Roß und 2300 zu Fuß) und unter Feldmarschall Cratz 3800 Mann (800 zu Pferd und 3000) zu Fuß. Dazu kamen 6000 Mann württembergischer Ausschuß. Zusammen waren dies 9300 Mann zu Roß und 16.300 zu Fuß, nach Gustav Horns Bericht 11.000 Mann zu Roß und 14.000 Mann zu Fuß, mithin insgesamt ca. 25.000 Mann.
Vor den nördlichen Abhängen des Rieskraterrandes, gegenüber der Ortschaft Hürnheim,[120] wirft sich eine strategisch günstige und unbewaldete Erhöhung namens Albuch auf. Dieser Hügel fällt nach Süden relativ moderat ab und ist von den Höhenzügen der Schwäbischen Alb durch ein damals teilweise sumpfiges Bachtal getrennt, durch welches in westöstlicher Richtung der Retzenbach (ehemals Goldbach) fließt, welcher östlich von Hürnheim in den Forellenbach mündet. An den Albuch schließt sich nach Westen eine Reihe mehr oder weniger zusammenhängender Erhebungen an. Die markanteste davon ist der bewaldete Heselberg (auch Häselberg), nordöstlich der Ortschaft Ederheim gelegen. Daran gliedert sich in westlicher Richtung der nördlich Ederheims liegende, teilweise bewaldete Lachberg mit seinen sanft in die Nördlinger Riesebene abfallenden Hängen und dessen bewaldeter und etwas höher gelegener westlicher Fortsatz, das Ländle. Den westlichen Abschluß dieser Hügelkette bildet das sogenannte Himmelreich, eine flache Felsformation, vom Ländle durch eine Senke getrennt, durch welche die Straße von Ulm nach Nördlingen führt.
Bei der Annäherung der protestantischen Truppen, die man erst bemerkte, als die Vorhut unter Herzog Bernhard auf der Straße westlich von Ederheim aus dem Wald kam, wurden diese Anhöhen mit Infanterieabteilungen besetzt. Vor allem der bewaldete Heselberg (bei Khevenhiller als Wäldchen bezeichnet) wurde von den kaiserlichen Befehlshabern zunächst als strategisch wichtig eingeschätzt, und mit einer starken Abteilung aus 200 spanischen sowie 300 deutschen und burgundischen Musketieren besetzt (Die in Neapel gedruckte ‚Relatione della Grandissima Vittoria‘ (bei Rystadt, S. 236) nennt 400 Musketiere aus dem spanischen Regiment des Conde de Fuenclara unter dem Befehl des Majors Francesco Escobar). Der Großteil des kaiserlich-spanischen Heeres sammelte sich auf dem Schönefeld, einer flachen Erhöhung im Süden Nördlingens zwischen Reimlingen,[121] Schmähingen,[122] Herkheim und dem Albuch und auf den Höhen bei Reimlingen. Einige Regimenter kaiserlicher Kürassiere wurden von König Ferdinand (bzw. dem General Gallas, der den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen führte) auf die leicht erhöhten Ausläufer des Tannenbergs zwischen Ederheim und der Ulmer Straße, südlich des Ländle kommandiert, um dort am Fuß des Arnsbergs (bzw. Thalbergs) einen Posten zu fassen und zu versuchen, die Annäherung der weimarischen Vorhut unter Bernhard aufzuhalten und den Paß zwischen Ländle und Himmelreich zu sichern.
‚Umb 4. Uhren [nachmittags] ist der Feind mit Reutter, Fussvolck unnd Stucken auss dem Waldt auff der Ulmer Strass auff Nördlingen herauss kommen […]‘ (Kurze eylfertige Relation etc., bei Rystad, S. 121). Die kaiserlichen Kürassiereinheiten, ca. 3000 Reiter stark, konnten jedoch das Vordringen der Schwedischen, welche mit kommandierten Fußtruppen und etlichen Regimentstücken vorrückten, nicht verhindern. Sobald Herzog Bernhard einige seiner berittenen Truppen herangezogen hatte, etwa gegen 5 Uhr nachmittags, befahl er den Angriff. Feldmarschall Cratz, der bei dieser Gelegenheit erstmals auf schwedischer Seite seine Fähigkeiten im Gefecht unter Beweis stellen wollte, griff die kaiserlichen Kürassierabteilungen zusammen mit den Regimentern Philipp Sattler [Sadler; BW] und Reinhold von Rosen mit Vehemenz an, welche sich zwar anfänglich unter dem Oberstleutnant Octavio de la Trapolla wieder etwas sammeln und die Cratzische Reiterei etwas aufhalten konnten, aber schließlich, nach dem Eingreifen der weimarischen Reiterei unter Lorenz von Hofkirchen, vor dieser massiven Attacke dennoch weichen mußten und über den Paß zwischen Ländle und Himmelreich, heute noch der ‚Kampf‘ genannt, zurückgedrängt wurden. Die weimarischen Fußtruppen bemächtigten sich relativ schnell der westlichen Hügel Lachberg, Ländle und Himmelreich und schlugen die dort postierten kaiserlichen Musketierabteilungen aus dem Feld, während einzelne berittene Abteilungen ziemlich weit ins freie Feld vordrangen: ‚bey dieser Escarmouche haben sich 3000. Käys: Reuther befunden, welche vom Feindt biss in die Ebene under dem Berg [Lachberg] abgetrieben worden, worauff derselb vff vorbesagten Busch [das Ländle] mit unaussprechlicher furi zugesetzt […] daß die Käyserischen umb 9. Uhren Abendts denselben quittieren müssen […]‘ (Kurtze Relation und Specification etc., bei Rystad, S. 81).
Die Hauptmacht Herzog Bernhards rückte nun in Schlachtordnung vor, wobei die Fußbrigaden ungefähr zwischen Ederheim und Himmelreich, die Reiterei zwischen Ländle und Holheim[123] zu stehen kam. Weil jedoch mittlerweile die Nacht hereingebrochen war und man an diesem Tag in offener Feldschlacht nichts mehr verrichten konnte, zog Bernhard die Schlachtordnung hinter Hesel- und Lachberg zurück zurück, wo man bei Ederheim Aufstellung nahm. Bei dem erwähnten Kavalleriegefecht wurde gleich zu Anfang der Malteser-Grandprior Pietro Aldobrandini, Oberst eines Kürassierregiments, angeblich eigenhändig von Feldmarschall Cratz erschossen: ‚vnd wiewohl ihme [Aldobrandini] die vndergeende Sonne Straalen in das Gesicht giengen, nichts desto weniger, so setzte er Mannlich in den Feind, gleich wie es einem solchen Cavalier wolzustehet. Aber weil die Kriegslauff vngewiss, vnnd jhne das vnglück getroffen, wirdt er mit einer Pystolen durch den Kopff geschossen, da er dann vom Pferd gefallen vnd von dem Feind als der da mutmasse das es eine vornemme Person war auff gehebt worden, jhne nun gleich widerumb zu curiren‘. (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Khevenhiller weiß noch einige Einzelheiten: ‚Als der Kratz zurück, hat er den Aldobrandino todt auf der Erden liegen gesehen, und seinen Todt, als seines guten Freundts, sonderlich, weil er ihn selbst durch den Kopf geschossen, betauret, und dem Obristen Rosa [Reinhold von Rosen] befohlen, den Leichnam auf eine Calesse zu legen und in das Dorf zu führen, in welchem, als es angezündet worden, der Cörper auch verbrandt‘. (Khevenhiller XII, S. 1214). Ebenfalls auf kaiserlicher Seite gefallen war der Baron de la Tornetta aus Piemont, der ein Freifähnlein aus 2 Kompanien Arkebusieren geführt hatte. Der Marques Baptista Sanct Martin de la Baina, ein ‚Burgunder‘ und Oberst eines wallonischen Arkebusierregiments, wurde lebensgefährlich verwundet. Auf protestantischer Seite fiel der Obristleutnant aus dem Regiment Öhm.[124] Verletzt wurden der schwedische Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen und der weimarische Oberst Bodendorf, welche sich noch am selben Abend zurück nach Ulm führen ließen.
Durch diese Entwicklung und die unvermuteten schnellen Erfolge der Vorhut Herzog Bernhards war nun eine Situation eingetreten, die ursprünglich überhaupt nicht beabsichtigt war, und vor der der schwedische Feldmarschall Gustav Horn ausdrücklich gewarnt hatte. Dessen Vorschlag, auf den sich auch beide Feldherren vorher verständigt hatten, war gewesen, daß man ‚auf vnd am‘ Arnsberg einen befestigten Posten gefaßt, gleichermaßen eine befestigte Stellung über den nordöstlich gegen Utzmemmingen vorgelagerten Hügel bis an die Eger gezogen und sich hinter dieser Linie festgesetzt hätte. Auf diese Weise hätte man Gelegenheit gehabt, die heranziehenden Truppen des Rheingrafen Otto Ludwig abzuwarten und die Stadt Nördlingen bei Bedarf zu verstärken. Zudem hätte man sich in Richtung Neresheim[125] einen offenen Nachschubweg für Verpflegung und Material aufrechterhalten. Diese Vorteile hätten gleichzeitig schwerwiegende Nachteile für das kaiserlich-spanische Heer bedeutet, welches bei seiner großen Zahl jetzt schon unter Nahrungsmangel litt, und durch einen solchen Posten in Richtung Ulm und Bopfingen blockiert gewesen wäre. Wie man aus zuverlässigen Quellen nach der Schlacht erfuhr, wäre das spanische Heer unter dem Kardinalinfanten Don Fernando unter diesen Umständen maximal 10 Tage bei der kaiserlichen Armee verblieben und hätte dann seinen Weg in Richtung Bodensee und das Elsaß genommen, was die Kaiserlichen gezwungen hätte die Belagerung Nördlingens aufzugeben. (Chemnitz II, S. 530).
Die weimarischen Fußtruppen hatten, wie erwähnt, die nördlich von Ederheim liegenden Vorhügel des Arnsbergs: Lachberg, Ländle und Himmelreich, eingenommen. Die Eroberung des Wäldchens auf dem Heselberg gestaltete sich etwas schwieriger. Die anfänglich zu dessen Einnahme dorthin kommandierten Fußknechte konnten nichts ausrichten und wurden durch die dort postierten 500 kaiserlich-spanischen Musketiere zurückgeschlagen. Herzog Bernhard kommandierte daraufhin die Fußbrigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt dorthin, welcher diese Stellung zuerst mit Artillerie beschießen ließ, daraufhin die Anhöhe stürmte und die Musketiere, welche durch die Artillerie in Unordnung gebracht, auch wegen der Dunkelheit Freund von Feind nicht mehr unterscheiden konnten, vertrieb und sich so des Heselbergs bemächtigte. Als diese Aktionen abgeschlossen waren, ging es bereits gegen Mitternacht (Khevenhiller XII, S. 1215). Generalmajor Vitzthum sollte nun auch den östlich des Heselbergs liegenden Albuch unter seine Kontrolle bringen. Weil Herzog Bernhard aber Besorgnis trug, daß seine Fußregimenter zu weit von seinen Haupttruppen entfernt würden, erbot sich Feldmarschall Gustav Horn, dem ja der rechte schwedische Flügel zugedacht war, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Truppen des Feldmarschalls waren, wie wir bereits erfahren haben, mit der Artillerie und der Nachhut in einem nordöstlichen Schenk unterhalb von Schweindorf herangerückt und begannen den Abstieg vom Arnsberg östlich des Thalbergs bei Ederheim. Dabei hatte Horn geplant, daß die Reiterei vorangehen sollte, gefolgt von den Fußtruppen[,] und die groben Stücke mit dem zugehörigen Train nachfolgen sollten. Im Anmarsch auf den waldfreien unteren Teil des Arnsbergs, bis zu dem man durch Gehölz und Hohlwege vorandringen mußte, war jedoch diese Ordnung in das Gegenteil verkehrt worden. Die Artillerie hatte sich noch vor der Reiterei eingereiht und in den Hohlwegen zum Teil umgeworfen, so daß an ein geordnetes Vorrücken nicht mehr zu denken war. Als man endlich im Talgrund anlangte[,] war es Mitternacht geworden und an gezielte Aktionen nicht mehr zu denken.
Durch den Verlust der Musketierstellung im Wäldchen auf dem Heselberg gewarnt, hielt man im kaiserlichen Lager Kriegsrat. Zu diesem kamen in der Kutsche König Ferdinands[126] der spanische Kardinalinfant, General Matthias Gallas und Herzog Karl IV. von Lothringen[127] zu einer Beratung zusammen. Man beschloß die Stellungen auf dem Albuch durch etliche Regimenter zu verstärken. Gleichzeitig begannen die auf diesem Hügel liegenden spanisch-italienischen Einheiten unter dem Kommando des italienischen Conte Gio[v]anni Cerbellone [Serbellone; BW] (der auch ein Kürassierregiment führte) und der Anleitung des Paters Gamaja, einem Experten für Fortifikationen, während der verbleibenden Nacht drei Erdverschanzungen aufzuführen, die zusammen eine dreipassige oder kleeblattförmige Anordnung hatten und mit Geschützstellungen versehen waren. Die schwedischen Generale nahmen diese Vorbereitungen nicht besonders ernst, obwohl ‚von selbigem Hügel etliche Schüsse aus Feldstücken unter die Königl. Schwedische Trouppen geschehen […] Sintemahl ob man schon den Feind stark arbeiten gehöret, man darvor gehalten, daß Er in so kurtzer Zeit seine Wercke in keine sonderliche defension zubringen vermögen würde; Bevorab da man gewußt, daß der Berg felsicht, und nicht tieff in die Erde zu kommen‘. (Chemnitz II, S. 531).
Zur Sekundierung der spanischen Pioniere auf dem Albuch kommandierte der General Gallas die unter spanischem Befehl stehenden Regimenter der Obersten Erhard Wurmser, Graf Wilhelm Salentin von Salm und Don Casparo Toralto (Neapolitaner) auf diese befestigte Höhe. Ebenfalls dorthin schickte er das Altschauenburgische Regiment[128] zu Fuß unter dem Grafen Walter Leslie sowie das bayerische Regiment Ottheinrich Graf Fugger, welche zusammen eine Brigade bildeten. Auf Bedenken des kaiserlichen Feldzeugmeisters Marchese Francesco Caretto di Grana, die 4 kommandierten Regimenter auf dem Albuch könnten noch nicht ausreichend sein, auch teilweise noch unerfahren, man müsse noch ein spanisches Regiment dazugeben, erteilte der Kardinalinfant dem Obersten Don Martin de Idiaques [Ydiaquez; BW] den Befehl, sich mit seinem spanischen Regiment zusätzlich dorthin zu begeben. Als dieser sich zu fragen unterstand, wie sich das Regiment im Falle eines Angriffs bei der Gefahr zerstreut zu werden verhalten solle, antwortete der Kardinalinfant Don Ferdnando: ‚Que Crepaay‘, womit er meinte, er solle auf seinem Posten eher krepieren als weichen. Gleichzeitig unterstellte Don Fernando die gesamte spanische Armee dem Oberbefehl des Matthias Gallas. (Khevenhiller XII, S. 1215, 1217, nach Don Diego de Aedo y Gallart).
Unterdessen berieten auch die beiden schwedischen Generale in Herzog Bernhards Kutsche die weitere Vorgehensweise. Bei den Kämpfen um den Heselberg hatte man den spanischen Major Escobar und einen Hauptmann gefangen genommen. Man ließ den Major vorführen. Die Frage nach der Stärke der spanischen Truppen beantwortete dieser mit etwa 20.000 Mann, was zwar leicht übertrieben war, der Wahrheit allerdings näher kam als die 7000 Mann, welche Herzog Bernhard annehmen wollte. Bernhard geriet durch die Antwort des Spaniers dermaßen in Rage, daß er drohte, diesen aufhängen zu lassen, falls er nicht die Wahrheit sage. Dieser blieb jedoch bei seiner Meinung und der Herzog ließ ihn abführen. (Ayedo y Gallart). Die beiden Feldherren waren sich einig, daß die Eroberung des strategisch außerordentlich wichtigen Albuchs ein hartes Gefecht bedingen würde und weil es mittlerweile etwa 3 Uhr morgens war und bis zum Tagesanbruch nicht mehr als 2 Stunden zu erwarten waren, kam man überein, während der Dunkelheit nichts mehr zu unternehmen und den folgenden Tag abzuwarten.
Das vereinte katholische Heer hatte am Morgen des 6. September, einem Mittwoch, etwa folgende Schlachtordnung eingenommen: die Hauptmacht besetzte das sogenannte Schönefeld. Hier und hinter dem Albuch hatte sich vor allem das spanische und kaiserliche Fußvolk und die Reiterei positioniert. Der linke Flügel stand auf den Anhöhen bei Schmähingen und wurde durch spanische und kaiserliche Reiterverbände unter dem Oberbefehl von General Matthias Gallas, dem der spanische Generalleutnant Diego Felipe de Guzman, Marquès de Leganés zur Seite stand, gebildet, wobei die äußerste linke Stellung aus 9 Squadrons Kavallerie unter dem Kommando des spanischen Obersten Gerardo de Gambacorta gebildet wurde. Eine starke spanisch-bayerische Abteilung aus den bereits weiter oben erwähnten Regimentern hatte den Albuch und die dortigen Erdschanzen besetzt. Hinter diese Verschanzungen hatte Gallas die Kürassier- und Arkebusierregimenter unter dem kaiserlichen Feldmarschall Graf Octavio Piccolomini[129] und dem Obersten Rittberg [Rietberg; BW] kommandiert. Diese bestanden aus den Regimentern Alt-Piccolomini, Rittberg, Aldobrandini, Nicola und Altsachsen. Das Mittelfeld bestand aus starken italienisch-spanischen Verbänden unter dem Conte Gioanni Cerbelloni und dem spanischen General Felipe Spinola, Marqués de los Balbases. Hier, gegenüber den schwedischen Stellungen auf dem Heselberg, standen die starken lombardischen Fußregimenter unter Giovanni Battista Panigarola und Carlo Guasco [Lixheim; BW]. Dahinter standen in Reserve die drei neapolitanischen Regimenter San Severino, Torrecusa und Cardenas, das spanische Regiment des Conde de Fuenclara, das lombardische Regiment Lunato und eine Reserve von 1000 Pferden kaiserlicher Reiterei. Der rechte Flügel zog sich in einem Bogen, am westlichen Ende des Schönefelds vorbei, bis etwa auf die Höhe von Herkheim nördlich des Heselbergs und wurde im wesentlichen von den bayrisch-ligistischen Truppen unter dem Oberkommando des Herzogs von Lothringen mit den Kavallerieregimentern unter Generalwachtmeister Johann von Werth und Feldmarschalleutnant Maximilian de Billehe gebildet, an deren rechten Flügel sich noch die Kroaten anschlossen.
Die Gesamtstärke des verbündeten katholischen Heeres betrug nach Khevenhiller 12.000 Mann Kaiserliche (7000 Roß und 5000 Fuß), 15.000 Mann Spanier (3000 Roß und 12.000 Fuß) und 6000 Mann Bayerisch-Ligistische (3000 Roß und 3000 Fuß), zusammen 20.000 Mann zu Fuß und 13.000 zu Roß. Dazu kam die irreguläre Reiterei der Ungarn und Kroaten mit etwa 2000 Mann zu Roß. Dies bestätigt Horns Bericht, der 20.000 Mann zu Fuß und 15.000 zu Roß angibt, insgesamt also 35.000 Mann. Der ‚Grundtliche und aussführliche Bericht etc.‘ gibt 16.000 Spanier und 22.000 kaiserl.-ligistische Truppen an, insgesamt 38.000 Mann. Man war also auf katholischer Seite dem protestantischen Heer um mindestens 10.000 Mann überlegen.
Bei Tagesanbruch machte sich der Feldmarschall Horn daran, den Albuch anzugreifen. Vom Heselberg zog sich ein mit Hecken bewachsener Hohlweg herunter, welchen der schwedische Vormarsch zu überwinden hatte. Horn entschloß sich deshalb, zu Gewinnung freien Raums, die Kavallerieregimenter von Hürnheim ausgehend etwas mehr auf den rechten Flügel östlich des Albuchs zu verlegen und das Fußvolk frontal auf die Erhebung vorrücken zu lassen, so daß sich daraus eine Art Zangenangriff ergab. Zum Sturm auf die zentrale Südflanke des Albuch kommandierte er die Würt[t]embergischen Brigaden zu Fuß unter Oberst Philipp von Liebenstein und ein Regiment unter Oberst Josias von Rantzau. An vorderster Front stand, wie so oft, die schottische Brigade unter Oberst Ludovick (oder Robert) Leslie, dem Oberstleutnant des Monro’schen Regiments, William Stewart und dem schottischen Oberst Henry Muschamp sowie das grüne Regiment unter Oberst Adam von Pfuel (ehemals Sir John Hepburns Rgmt.). Nach Osten schloß sich Horns Reiterei an, beginnend mit seinem Leibregiment aus 2 Squadrons à 4 Kompanien unter Oberstleutnant Georg Melchior von Witzleben, nach rechts anschließend Arvid Wittenbergs finnische Squadron, die Regimenter des Generalmajors Bernhard Schafelitzky [Schaffalitzki; BW] und Friedrich von Rostein [Rostien; BW], das Regiment des Generalleutnants Lorenz von Hofkirchen (ex Baudissins Regiment) unter dem Befehl von dessen Oberstleutnant und die 4 rheingräflichen Kompanien des Majors Johann Arnd von Goldstein. Die Absicht Horns war, die Kavallerie gleichzeitig mit dem Fußvolk vorrücken zu lassen um dieses in der rechten Flanke zu sekundieren.
Dem Feldmarschall Horn unterlief nun der erste folgenschwere Fehler, indem er, weil die Fußbrigaden etwas langsam heranrückten, einen Erkundungsritt auf die erste Anhöhe des Albuchs machte. Dieses wurde von Oberstleutnant Witzleben mißverstanden, welcher nun meinte, mit den 2 Squadrons des Horn’schen Leibregiments vorrücken zu müssen. Ehe sich Horn versah, war Witzleben auf der Höhe der Verschanzungen und attackierte sofort Walter Leslies Alt-Schauenburgisches Regiment und die spanischen Fußregimenter. Als ihm aber das spanische Kürassierregiment des Gerardo de Gambacorta in die Flanke fiel, wandte sich Witzleben gegen dieses, schlug es mitsamt der anrückenden Unterstützung zurück, wobei der Oberst Gambacorta schwer verletzt wurde, und verfolgte es bis auf die östlichen Anhöhen des Schönefelds bei Schmähingen. Dort wurde Witzleben von den Kürassierregimentern unter Gallas und Leganés zurückgeworfen, woraufhin Horn letztendlich gezwungen war, seinem Oberstleutnant zu sekundieren und mit etlichen Kavallerieregimentern nachzurücken, die, weil sie gegen die verschanzten Musketiere und Artilleriestücke anreiten mußten, ebenfalls empfindliche Verluste erlitten.
Der schwedische Feldmarschall wollte sich nun unbedingt der am vordersten gelegenen halbmondförmigen Verschanzung, in der die Fußregimenter Salm und Wurmser sowie 3 halbe Kartaunen und etliche Feldstücke standen, versichern. Er ließ deshalb die beiden vordersten Brigaden zu Fuß vorrücken, welche auch wirklich die Schanze, nach Heilmann erst im 7. Anlauf, eroberten und die darin stehenden beiden Regimenter herausschlugen. Die beiden in spanischen Diensten stehen Obersten Graf Wilhelm von Salm und Erhard Wurmser kamen bei diesem Angriff ums Leben. Indem aber die beiden Horn’schen Sturmbrigaden ‚mit kurtzen Wöhren‘ (Helmbarten)[130] fast gleichzeitig von zwei Seiten in die Verschanzungen eindrangen, brachten sie selbst in Unordnung, wobei noch zu allem Unglück die dort gelagerten Munitionsvorräte in die Luft flogen und auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verletzte forderten. Diese Verwirrung nutzten nun die hinter den Schanzen, welche zu dieser Seite offen waren, haltenden Kürassiere unter Piccolomini und Rittberg, trieben die schwedischen Fußregimenter in die Schanzen zurück und zwangen diese schließlich zum verlustreichen Rückzug an den Fuß des Albuchs. Die demoralisierten Brigaden waren vorerst nicht mit allem Zureden Horns zu einem neuen Sturmversuch zu überreden, obwohl die Verschanzung mit den darin stehenden Geschützen für eine geraume Weile leer stand. Chemnitz (S. 532) bemerkt bei dieser Stelle richtig, daß, wären die Regimenter zu Roß, welche sich nach ihrem ersten Rückschlag etwas weiter zurückgezogen hatten, zusammen mit den Fußtruppen zur Stelle gewesen, hätte man wohl unweigerlich die Schanze einnehmen und halten können. Dieser Fehler kann zweifelsohne als eines der Versäumnisse angesehen werden, die entscheidend zur Niederlage der protestantischen Truppen beitrugen.
Auf kaiserlich-spanischer Seite hatte man die Schwachstelle der unbesetzten Schanze schnell erkannt und beeilte sich, diese wieder zu besetzen. Das Alt-Schauenburgische Regiment unter Leslie wurde nun auf die rechte (westliche) Seite der Verschanzungen herübergezogen und an der rechten Flanke mit den lombardischen Fußregimentern Panigarola und Guasco verstärkt. Die bayerischen Regimenter der Obersten [Johann Christoph Fhr.] von Ruepp und von Hartenberg wurden als Reserve hinter dem westlichen Teil des Albuch auf dem Schönefeld in Bereitschaft gestellt. Als dies geschah, war es gegen 8 Uhr morgens. Nun war aber die Wichtigkeit der Gewinnung des Albuch zu groß, als daß man schwedischerseits darauf hätte verzichten können. Horn ließ also frische Brigaden heranführen, welche erneut vergeblich versuchten, das Bollwerk zu erstürmen. Nach einer Bemerkung im Theatrum Europaeum hätte sich in diesen Aktionen besonders die weimarische Brigade des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt bewährt und ihre ‚devoir, wie gesagt wird, wohlgethan‘. Vitzthums Brigade, die zu Herzog Bernhards Armeekorps gehörte und in der vergangenen Nacht die Höhe des Heselberg eingenommen hatte, auch im Begriff war den Albuch zu stürmen, wurde von Herzog Bernhard jedoch, wie wir wissen, zurückgehalten, nachdem sich Horn bereit erklärte diese Aufgabe zu übernehmen. Sie war wohl im rechten Teil von Herzog Bernhards linkem Flügel vor dem Heselberg positioniert, links neben Johann Jakob von Thurns Brigade und dem gelben Regiment. Als man bei den Sturmtruppen am Albuch, es war gegen 10 Uhr, gewahr wurde, daß etliche Truppen von Bernhards linkem Kavallerieflügel in Unordnung gerieten und sich auf die Höhe des Lachbergs, teilweise sogar bis an die Hänge des Arnsbergs zurückzogen, sank die Moral der Sturmbrigaden auf den Tiefpunkt.
Um den Zusammenhang zu wahren, soll an dieser Stelle auch die Entwicklung auf der Seite des linken schwedischen Flügels unter Herzog Bernhard von Weimar beleuchtet werden, wo sich folgendes Szenario entwickelt hatte. Die Fußregimenter Herzog Bernhards hatten sich bald nach Tagesanbruch an den Nordhängen des Hesel- und Lachbergs in Schlachtordnung aufgestellt. Nördlich des Lachbergs formierte sich die weimarische Reiterei unter Feldmarschall Cratz in folgender Anordnung: im Anschluß an die Brigaden zu Fuß, knapp westlich der Verbindungsstraße zwischen Ederheim und Herkheim, stand das Kavallerieregiment Christoph Karl von Brandenstein unter dessen Oberstleutnant. Nach links schlossen sich an: das Regiment von Eberhard Beckermann, das Regiment des Obristen Johann Bernhard von Öhm, eine Reitersquadron unter dem jungen Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach (ehemals Regiment Bulach), das Regiment Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, das Regiment Courville unter dessen Oberstleutnant, das Regiment Uslar unter Oberstleutnant Birckenfeld[131] (der weimarische Generalmajor Georg von Uslar selbst war am 3. August von Forchheim aus zu Herzog Wilhelm abgereist) und schließlich Feldmarschall Cratz‘ eigenes Regiment zu Pferd. Den äußersten linken Flügel bildeten die Regimenter Georg Christophs von Taupadel (dem man erst im Frühjahr dieses Jahres vor Furth im Wald[132] den linken Arm abgeschossen hatte) mit seinen Obersten Philipp Sattler und Reinhold von Rosen.
Diesen gegenüber stand die bayerische Kavallerie unter Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe und Generalwachtmeister Johann von Werth, welche den rechten Flügel der katholischen Kavallerie formierten. Taupadels Reiter schwärmten nun gleich anfänglich, es war gegen 8 Uhr morgens, an der Straße nach Nördlingen gegen Kleinerdlingen aus, in der Absicht, der bayerischen Reiterei in die Flanke zu fallen. Auf diese Weise zog sich die schwedische Kavallerieaufstellung nun in einer bogenförmigen Anordnung vom Heselberg bis fast nach Kleinerdlingen,[133] wie dies auf Merians Kupferstich im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 334) deutlich zu sehen ist. Werths Reiterei eilte den Taupadel’schen Esquadrons entgegen und es entspann sich ein hin- und herwogendes Reitergeplänkel, wobei die schwedische Reiterei ‚bald zum Streit gelocket, bald zurückgetrieben‘ wurde (Khevenhiller XII, S. 1220). Dabei wurde gleich anfangs der kurbayerische Feldmarschall-Leutnant Billehe erschossen. General Gallas kommandierte nun das kaiserliche Kürassierregiment Luigi Gonzaga und das Neu-Piccolomini’sche Kürassierregiment unter Oberstleutnant Hans Notario zur Unterstützung auf den rechten Flügel, welche zusammen mit Werths Truppen den linken schwedischen Flügel bis zu den Hängen des Lachbergs und des Heselbergs zurückjagten[,] und bei dieser Gelegenheit die zur Unterstützung kommandierten schwedischen Musketiereinheiten niedermachten.
Nach dem Tagebuch des bayerischen Obersten Fritsch[134] ergibt sich der Eindruck, als hätte Johann von Werth die schwedische Kavallerie absichtlich in Richtung des Kirchdorfes Kleinerdlingen (welches niederbrannte) locken wollen: ‚Da dann der General Wert, samt den Croaten etliche Male unweit über ein Kirchlein dieselben Truppen [schwedische Reiterei] angefallen, aber allezeit wieder zurückgejagt worden; als aber; als aber von uns etliche Regimenter deutscher Reiter, die hinter dem Kirchlein gehalten und von unserem Regiment Hauptmann von Angelbach[135] mit 200 Mann kommandiert darin gewesen [d. h. im Dorf lagen 200 kommandierte Musketiere], als hat Herr General den Hauptmann aus dem Kirchhof herausgenommen, zwischen dem Regiment reutend eingemischt, darauf er mitselbigen Reitern und Croaten mit ganzer Macht auf des Feindes Reiter losgegangen, und weil sie [die Weimarischen] auch Musketiere unter sie eingetheilt gehabt, sind selbige, welche bei 300 gewesen zu rechnen, in einem Augenblick niedergemacht. Jan van Wert ist alsobald fort und auf die Infanterie gegangen, welche auch nicht lange gestanden, weil sie gesehen, daß ihre Reiter durchgegangen, haben sie sich auch fort wollen machen, aber es sind wenig davon kommen‘. (Fritsch, Tagebuch, bei L. v. Westenrieder Bd. 4, Teil 4, S. 105-191). Durch die Mitteilung Fritschs wird klar, daß dieses Re[n]contre bei Kleinerdlingen und nicht, wie bisweilen angenommen, bei Herkheim seinen Ausgang genommen hatte. Dies geht auch aus der Darstellung des sehr detaillierten Kupferstiches der Schlacht von Matthaeus Merian im Theatrum Europaeum hervor. Dort ist Erdlingen als einzig brennende Ortschaft eingezeichnet, während Herkheim komplett von kaiserlichen-spanischen Verbänden und Feldbefestigungen umgeben ist.
Gegen 10 Uhr vormittags hatte Herzog Bernhard von Weimar die schwedischen Brigaden zu Fuß, welche bisher noch an den Nordhängen des Hesel- und Lachberges gestanden hatten, in die Ebene hinabrücken und, von der Artillerie auf diesen Anhöhen unterstützt, gegen die kaiserlichen Stellungen am westlichen Rand des Schönefelds vorgehen lassen. Von dort wurden sie jedoch durch massives Musketenfeuer zum Stehen gebracht und durch die zwei oben genannten Kavallerieregimenter Gonzaga und Piccolomini, unterstützt von einigen Kompanien zu Pferd und etlichen Hundert kommandierten Musketieren des Regiments Fuenclara, die ihnen der Marqués de los Balbases entgegenschickte, zurückgetrieben.
Dies war nun der Zeitpunkt [,] als die Horn’schen Sturmbrigaden am Albuch die bis auf die Höhen des Lachbergs zurückflutenden schwedischen Reiter Taupadels wahrnahmen. Herzog Bernhard, der sich im rechten Abschnitt des linken schwedischen Flügels befand, versuchte mit den verbliebenen Fußregimentern die Stellungen vor dem Heselberg zu halten und die linke Flanke Horns zu decken. Von seiner Position hatte er die Probleme Horns am Albuch mitbekommen. Er kommandierte deshalb den Grafen Johann Jakob von Thurn mit einer Brigade, die aus dem gelben Regiment (ehemaliges Regiment Lars Kagg) und Thurns eigenem schwarzen Regiment bestand, dem rechten Flügel zu Hilfe zu kommen. Diese Brigade rückte nun, unterstützt durch Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon, am nördlichen Waldsaum des Heselberges an den Albuch heran, traf jedoch nicht auf die umkämpfte vordere Schanze, sondern auf die steil abfallende und mit Gebüsch bewachsene[n] westliche Flanke des Berges, wo die starke neapolitische Brigade des Obersten Caspar Toralto, das Altschauenburgische Regiment unter Leslie und die spanischen Fußtruppen standen.
Thurn, der gegen diese starken Verbände auf erhöhter Position nicht ankommen konnte, setzte sich am Westhang des Berges fest und verhinderte auf diese Weise das Eindringen der katholischen Truppen auf die strategische Waldhöhe des Heselbergs. Piccolominis Kürassierregimenter versuchten verschiedene Male, die Thurn’sche Brigade in der Flanke zu treffen, wurden aber durch die nun aktiver werdende Horn’sche Kavallerie in Schach gehalten, bei der vor allem der Oberstleutnant von Witzleben mit Horns Leibregiment seine anfangs erhaltene Scharte wieder auszuwetzen suchte, sodaß sich nach und nach ein ausgedehntes Kavalleriegefecht entwickelte. Der königl.-schwedischen Reiterei gelang es allerdings nicht, die kaiserlichen Kürassiere nachhaltig zurückzudrängen und sie mußte sich nach jedem der bergauf zu führenden Angriffe wieder an den Fuß des Hügels stellen. Mit der Zeit hatten das gelbe und schwarze Regiment unter Graf von Thurn schwere Verluste erlitten und mußten abgelöst werden. Das neu herangeführte Regiment war hingegen schon demoralisiert und konnte die Stellung nicht lange halten, so daß es den lombardischen Fußtruppen unter Guasco und Panigarola gelang, an der westlichen Flanke des Albuchs vorzurücken und in das strategisch wichtige Wäldchen auf dem Heselberg einzudringen.
Das Treffen hatte nun (nach Horns Bericht bei Chemnitz II, S. 532) ‚in die sieben oder acht stunden gewehret, darin die truppen durch so viel unterschiedliche Chargen […] sehr schwach geworden. Nicht weniger, daß sich die Soldaten mit den Verwundeten (deren man nach und nach sehr viele bekommen) hauffenweyse weggeschlichen […]. Dieser Ursachen halber, sowol in Erwegung, daß, da der Feind in obgemeldtes Holtz [Heselberg] mit theils Fußvolck gerücket, [und] er den FeldMarschalck [Horn] sambt den Seinigen […] von der Seyte und von hinten her anfallen, zugleich vom lincken Flügel gantz abschneiden können, [darum] sprachen die hohe Officirer dem FeldMarschalck unterschiedlich zu, darauff zu gedencken, wie er sich von dem Ort ab[be]geben, und einen sicheren Stand ergreiffen möchte‘. Die schwedischen Kommandeure dachten nun also über einen geordneten Rückzug nach, welches unter den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen ein extrem riskantes Unternehmen war.
An dieser Stelle ist es interessant, den Zeitpunkt dieser Phase der Schlacht etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Geht man von einem Beginn des Vormarsches bei Tagesanbruch gegen 5 Uhr aus, dann war es nach Horns Bericht und der Schilderung bei Chemnitz jetzt gegen 12 Uhr Mittag. Zum gleichen Ergebnis kommt die ‚Kurtze eylfertige Relation etc.‘, nach der ‚Morgens zwischen 4. und 5. Uhren […] der Feind […] in grosser furi […] angesetzt [… und …] nach siebenstundigem unauffhörlichen Treffen dess Feindts gantze Armada [… usw.]‘ (Rystad, S. 121). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘ hatte die Hornsche Armee bei Hürnheim in Schlachtordnung gestanden, ‚so sich die schöne Morgenröthe herfürgethon‘, mußte also erst, wie auch Horn schildert, über den Hohlweg anmarschieren, worüber es wohl 6 Uhr war, welchen Zeitpunkt auch Khevenhiller bestätigt, worauf Horns Brigaden nach obigem Bericht ‚sechs gantzer Stunden in die vnserige bestendig gesetzt‘. Also war es auch nach dieser Quelle um die Mittagszeit, bis zu welchem Zeitpunkt die schwedischen Sturmtruppen insgesamt 15, nach anderen Quellen 17 erfolglose Stürme gegen den Albuch vorgetragen hatten und dadurch stark dezimiert und völlig erschöpft waren.
Horn schickte deshalb den Generalquartiermeister Morshäuser zu Herzog Bernhard, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. Bernhard schlug vor, sich in den jetzigen Stellungen zu verschanzen, und dort die Dunkelheit abzuwarten. Dies wurde jedoch von Horn abgelehnt: ‚[…] nachdemmahl es aber nicht viel über mittag, und dahero eine Unmüglichkeit an so unbequemen Ort, und unter so viel offensen eine dergleichen lange Zeit abzuwarten‘. Man einigte sich schließlich darauf, daß Bernhard mit dem Fußvolk die Stellungen auf den Hügeln halten und mit der Reiterei den Feind in Schach halten sollte, bis Horn seine Truppen abgeführt hätte, um sich dann unter dem Schutz von Horns Artillerie selbst zurückzuziehen.
Horns einzige Möglichkeit des Rückzugs bot sich am Retzenbachtal entlang in westlicher Richtung gegen Ederheim, um von dort den Arnsberg zu gewinnen, sich dort zu verschanzen und sodann mit einigen Geschützstellungen Bernhards Rückzug zu decken. Dies konnte aber nur unter der Voraussetzung gelingen, daß Bernhard ihm die linke Flanke und damit den Zugang dorthin freihielt. Horn ließ, weil die Artillerie ziemlich weit vorgerückt war, seine Reiterei nochmals auf den Feind chargieren und unter dieser Bedeckung die Geschütze einholen. Die Zugordnung arrangierte er so, daß er die Geschütze an den Anfang setzte, dann kam die Avantgarde an Reiterei und Fußvolk, danach das Hauptheer und schließlich die Nachhut. Dieser Zug setzte sich schließlich in Richtung Ederheim in Bewegung und machte auch ziemliche Fortschritte. In das Dorf selbst plante Horn, sobald der Zug dieses passiert hätte, starke Musketiereinheiten zu legen um auf diese Weise den Nachzug zu decken.
Über die genaue Abzugsrichtung Horns hat es einige Spekulationen gegeben. Der Grund hierfür ist, daß in Merians Schlachtskizze des Theatrum Europaeums, in welchem alle Schlachtbewegungen, auch die des Vortages, sonst akribisch dargestellt sind, das besagte Dorf, über welches der Anzug wie auch die Flucht der Horn’schen Truppen erfolgte, mit ‚Hirnheim‘ bezeichnet ist. Auch der zugehörige Text im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 335, gedr. i. J. 1639) lautet: ‚[…] und haben sich (Horns Truppen) bey dem Dorf Hirnheim sampt und bey den Stücken gestellt, da sie dann schon allbereit den Berg zu gutem Vortheil gefaßt, und unterschiedliche Truppen neben den Canonen darauff gebracht und sich wieder gestellet‘. Betrachtet man den Merian’schen Stich allerdings genauer, dann sieht man, daß am linken Bildrand, unterhalb der heutigen Ruine Niederhaus, einige Häuser stehen, die zweifelsohne zu Hürnheim gehören. Ederheim ist auch am richtigen Ort, jedoch mit dem falschen Namen ‚Hirnheim‘ eingezeichnet. Es kann sich also nur um eine Verwechslung der Ortsnamen handeln.
Chemnitz, unter Einbeziehung von Horns Bericht, definiert die Örtlichkeit wie folgt: ‚Es lag aber in dem Thal am Arnsberge, ohngefähr zween mußquetten-Schuß von dem Hügel, da das Treffen vorgangen [in diesem Fall dem zentralen Ort, als dem Heselberg], ein Dorff, welches sich von der einen Hand nahend an die Höhe schloß, von der anderen Seite ein morrassisches Bächlein [den Retzenbach] hatte‘. Nimmt man zwei Musketenschüsse mit max. 600-800 m an, so wird klar, daß hier nur Ederheim gemeint sein konnte, von wo man die Artillerie in die Stellungen auf dem Arnsberg zu bringen gedachte. Weiter bei Chemnitz: ‚In deme also der Canon schon über das Dorff hinauß, die avantguarde fast neben dem dorffe, und die arriereguarde über dreyhundert Schrit nicht mehr davon, siehe da kommt der linke flügel [Herzog Bernhards] in gänzliche confusion, und dessen etliche Regimenter zu Roß [von Lachberg und Ländle] ins Tal hinunter gehauen‘. (Chemnitz II, S. 533).
Was war geschehen ? Herzog Bernhard hatte, nachdem die Reiterei des linken Flügels gegen 10 Uhr zurückgeworfen worden war, damit begonnen, sich in seinen Stellungen festzusetzen. Dazu wurden die auf der Höhe des Lachbergs und den anderen Erhebungen installierten Geschütze aktiviert (auf dem Lachberg standen 2, auf dem Ländle 6 Stücke) und vor dem Heselberg einige starke Brigaden zu Fuß postiert. Diese bestanden aus den Regimentern Bartholomäus Zerotin [Žerotína; BW], dem Fußregiment des Feldmarschalls Cratz, dem Regiment (Detlof von) Tiesenhausen, dem orangen Regiment des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt, dem Fußregiment James King unter seinem Obristleutnant, den Resten der Brigade Mitzlaff (Joachim Mitzlaff selbst nahm zwar an der Schlacht teil, jedoch als :reformierter‘ Oberst, d. h. ohne Kommando), dem Fußregiment James Ramsey und Herzog Bernhards (grünem) Leibregiment unter Oberstleutnant Rüdiger von Waldau [Waldow; BW].
Mit dieser neuen Aufstellung gelingt es Bernhard, die Front wieder einigermaßen zu festigen. Die schwedische Reiterei formiert sich wieder und der Kampf mit den Truppen Johanns von Werth und den Regimentern des Herzogs von Lothringen wogt einige Zeit hin und her. Schließlich gelingt es den Kaiserlichen, die schwedische Reiterei massiv zurückzudrängen. Nachrückende Fußtruppen bemächtigten sich der Höhe des Lachbergs. Der bayerische Artillerieobrist Johann Puck [Puech; BW] läßt die beiden schwedischen Stücke gegen die feindlichen Stellungen wenden und beginnt den Wald des Heselbergs zu beschießen. Sobald der kommandierende General der bayerischen Liga, Herzog Karl von Lothringen, den Rückzug von Horns rechtem Flügel bemerkt, und dies kann nach Horns und den anderen Berichten, entgegen vieler Behauptungen, nicht vor Mittag dieses Tages gewesen sein, wirft er alle verfügbaren Regimenter zu Roß gegen die vor dem Heselberg befindlichen schwedischen Brigaden. Mit dem Herzog attackieren die kaiserlichen Kürassiere der beiden Mantuanischen Markgrafen und Brüder Annibale und Luigi Gonzaga, von denen der letztere acht Mal in den Feind setzt, dem ersteren zwei Pferde unter dem Leib erschossen werden (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Parallel dazu rücken die spanischen Kürassiere unter dem Grafen Gioanni Cerbellone sowie, peletonweise feuernd, die spanischen Fußregimenter des Zentrums unter dem Marqués de los Balbases vor. Die Regimenter des kaiserlich-spanischen linken Flügels unter Gallas und Leganés sowie Piccolominis Kürassiere dringen über und östlich des Albuch auf die abziehenden Horn’schen Regimenter. Ununterbrochen attackiert Johann von Werths Kavallerie zusammen mit den Kroaten die schwedischen Reiterverbände des linken schwedischen Flügels, wobei die Kroaten nun östlich der Ulmer Straße über das Himmelreich ausschwärmen und dem abziehenden schwedischen Troß in den Rücken fallen. Die bayerischen Regimenter zu Pferd, (Egon Graf) Fürstenberg und (Adam Heinrich) Keller, dringen in die schwedischen Fußregimenter ein.
Herzog Bernhards Leibregiment zu Fuß wird vom Regiment Keller fast völlig vernichtet. Umsonst versucht der Herzog, die Fahne seines Leibregiments schwingend, die Truppen zu stoppen und erneut zu formieren, schickt auch noch einige Esquadrons Reiter in die Flanke des anstürmenden Gegners. Es gibt jetzt kein Halten mehr. Während die weimarischen Fußregimenter größtenteils niedergehauen werden, fluten die berittenen schwedischen Schwadronen über Lachberg und Ländle sowie den von Herkheim nach Ederheim zwischen Lach- und Heselberg hindurchführenden Weg zurück in Richtung Ederheim und Arnsberg. Im Retzbachtal prallen sie mit den sich noch in geordnetem Rückzug befindlichen Truppen Horns zusammen, bringen diese in Unordnung und reißen sie mit in die Flucht. Obwohl der Feldmarschall Horn von der Nachhut nach vorne galoppiert und die Verbände wieder zu ordnen versucht, ‚war die confusion doch so gros, daß er nichts auszurichten vermochte. Bevorab, da die Kayserliche ihnen stracks in den Eisen gewesen […] daß es also hiemit bund über eck, und alles in voller Flucht durcheinander davon gegangen: da sonderlich das Königl. Schwedische Fußvolck hefftig eingebüsset, und was sich nicht in die Büsche verkrochen, mehrentheils niedergemachet, das allerweinigste aber gefangen genommen worden‘ (Horn bei Chemnitz II, S. 533).
Herzog Bernhard hatte man das Pferd erschossen. Zu Fuß und mit einer leichten Verletzung am Hals kämpfte er gegen eine Kroaten und konnte, nachdem man ihm bereits den Degen genommen und die rote Feldbinde vom Leib gerissen hatte, von dreien seiner Leute wieder befreit werden. Er wäre dennoch unweigerlich in Gefangenschaft geraten, hätte ihn nicht ‚ein Capitain von den Tupadelischen Dragonern mit einem kleinen, doch untersetzten raschen Klöpper[136] ausgeholfen: Der Dißmahl das Beste bei demselben gethan und ihn davon getragen (ebd. S. 534). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘, der zu diesem Zeitpunkt die genauen Umstände der Flucht noch nicht kennen konnte, ist der ‚Weinmar mit einer Mussqueten Kugel geschossen worden, aber weil er zu Pferd war, hat er die flucht fort gesetzt gleichwohl das Pferd aller müd vnd ubel zugericht, weil ers selbige gantze Schlacht gebraucht, wie Horn selbst bekennt‘.
Der schwedische Feldmarschall Gustav Horn wurde in der allgemeinen Verwirrung von einigen Reitern vom bayerischen Kürassierregiment des Werth’schen Obristen Bruno Busch gefangengenommen, der Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein von einem Kroatenrittmeister namens La Fontana [Fontaine; BW]. In Gefangenschaft fielen auch die beiden schwedischen Generalmajors Schafelitzky und Friedrich von Rostien sowie die Obersten Schneidewein (Johann Schneidewindt), Hans Wachtmeister, Wettberger (Arvid Wittenberg), Bartholomäus von Zerotin (Bartholomé von Žerotín) und dessen Oberstleutnant Hans Georg Colonna von Fels. Die beiden letzteren waren mährische bzw. böhmische Exilanten, von denen von Fels wenig später an der Pest starb (Chemnitz II, S. 534).
Nicht unmittelbar in der Schlacht, aber auf der Flucht von den Kroaten gefangengenommen wurde Horns Generalquartiermeister Morshäuser. Auch der schottische Generalmajor Jakob (James) King, der am 8. September auf Befehl Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg zur Unterstützung der schwedischen Truppen in Richtung Main gezogen war, wurde Ende Oktober von Truppen des Kroatengenerals Goan Lodovico Isolano gefangen. Dies wird durch einen Brief Isolanos an Feldmarschall Piccolomini vom 10.11.1634 bestätigt, in welchem dieser über die seit der Schlacht bei Nördlingen gemachten Gefangenen berichtet. Darin schreibt er, er selbst halte Oberst König, einen Schotten, in Ge-wahrsam. Die Polen (Kosaken) hielten neben anderen Personen den Oberstleutnant zu Roß (David) Leslie, gleichfalls Schotte, Horns Generalquartiermeister und den Generaladjutanten Herzog Bernhards, von der Grün, gefangen. (StA Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in: DBBTI V/1059).
Der Blutzoll dieser Schlacht übertraf alles bisher in Feldschlachten des Dreißigjährigen Krieges Dagewesene. Das schwedisch-weimarische Heer hatte insgesamt etwa 8000-10.000 Tote, zum weitaus größten Teil Fußvolk, zu beklagen, 3000-4000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Unter diesen hatte der württembergische Landesausschuß, von dem allein 4000 tot oder gefangen waren, und die schottische Brigade die schlimmsten Verluste. Von Robert Monros schottisches Regiment (Regiment Mackay) unter Oberstleutnant William Stewart konnte Ende September bei Worms[137] in der Pfalz gerade noch eine Kompanie gebildet werden. Hier beklagt Monro in seinen Erinnerungen zu recht: ‚Eine unselige Angewohnheit aller Generale war es, daß sie für gefährliche Dienste meistens diejenigen heranzogen, die ihnen auch sonst am besten dienten, und nachdem sie einmal deren Mut erfahren hatten, versäumten sie es nie, diese immer in den ge-fährlichsten Aktionen einzusetzen, wobei sie als einzige Belohnung nur deren Mut lobten, während andere überhaupt nicht erwähnt wurden‘. (Monro/Expedition I-1, I-19 u. II-List 1). Das verbündete katholische Heer hatte 1200 Tote und ebensoviel Verwundete.
Was die Befehlshaber anbelangt, so waren im protestantischen Heer von den Deutschen nur der gerade mündig gewordene Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach und, bereits am Vortag, der Oberstleutnant des Regiments Ohm gefallen. Die schottische Brigade verlor den Oberst Henry Muschamp und Oberstleutnant John Forbes of Tullough sowie die Obristwachtmeister [Majors] Ruthven, Sidserfe und David King, einen Bruder des schwedischen Generalmajors. Die katholischen Verbündeten hatten neun Obristen und viele Offiziere verloren. Gefallen waren der Oberst Silvio Piccolomini (ein Neffe des späteren kaiserlichen Generalleutnants und Herzogs von Amalfi, Graf Octavio Piccolomini), der durch einen Pistolenschuß fiel, die in spanischen Diensten stehenden Obristen Erhard Wurmser und Wilhelm Salentin von Salm, der Conte Giovanni Battista Panigarola, der piemontesische Oberst Ayazzo (Don Diego schreibt Ayasso), der gleich morgens um 6 Uhr zwischen dem Kardinalinfanten Don Fernando und König Ferdinand stehend mit einer Geschützkugel getroffen wurde, der ebenfalls spanische Feldmarschall Carlo Guasco[138] und der baye-rische Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe. Billehe, ein Wallone, wurde nach Khevenhiller allerdings nicht in der Schlacht getötet, sondern durch einen Schuß mit einem gezogenen Rohr[139] aus dem Wald getroffen. Auch Johann von Werths Major Mörmann war gefallen. Am Vortag waren, wie bereits berichtet, die kaiserlichen Obersten Pietro Aldobrandini, der piemontesische Baron de la Tornetta und der wallonische Marques Baptista Sanct Martin de la Baina auf dem Schlachtfeld geblieben. Letzterer wird von einigen Quellen unter den Toten verzeichnet, Khevenhüller schreibt ‚tödtlich verwundet‘, was im damaligen Sprachgebrauch als lebensgefährlich verwundet zu verstehen ist, an anderer Stelle wird bestätigt, daß ‚Hr. Obr. St. Martin, doch nicht tödlich, verwundet worden […]‘ (Kriegskommissär Reinhard von Walmerode in einem Brief an Hofkriegsratspräsident Graf Heinrich von Schlick). In den kaiserlichen Kriegslisten ist er nicht unter den Toten verzeichnet.
Das Elend, das auf dem Schlachtfeld zurückblieb, entzieht sich unserer heutigen Vorstellungskraft. Auf protestantischer Seite wurden die Verwundeten überhaupt nicht registriert, da die leichteren Fälle zu den Gefangenen gezählt wurden, die schwerer Verwundeten keine Überlebenschance hatten. Die siegreichen Soldaten durchzogen das Schlachtfeld, machten alles nieder, was sich noch bewegte, zogen den stöhnenden Verwundeten und Toten die Kleider aus[140] und plünderten, was zu bekommen war. Dabei taten sich vor allem die Spanier unrühmlich hervor: ‚Beynebens war auch der Spanier Eifer so groß, daß sie auf der niedergemachten schwedischen Soldaten Kleyder Pulver gestrewet und angezündet haben, mit vermelden, weils Ketzer seyen, so müsse man sie mit Feuer verfolgen und verbrennen‘ (Gründliche und wahrhafte Relation usw.). Ein spanischer Soldat, nennen wir ihn Estebanillo Gonzáles, der sich zu Beginn der Schlacht neben einem Pferdekadaver tot gestellt hatte, nun aufsprang, sein Rapier zog und sich über die Verwundeten hermachte, war wohl nur einer von Vielen, die zum Realität gewordenen Alptraum der hilflos am Boden Liegenden wurden. Die meisten Äußerungen dieser Art, von denen die zeitgenössische Literatur eine Vielzahl bietet, sind sicherlich tendenziell und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Auch verbietet sich hier eine einseitige Klassifizierung der siegreichen Seite (so bestand z. B. die spanische Armee des Kardinal-Infanten auch aus einem Großteil Italienern und die Verfolgung und Niedermetzelung der Fliehenden wurde hauptsächlich von Kroaten und den bayerischen Kürassieren Johann von Werths übernommen). Jedoch wird niemand, der sich mit diesem Metier auseinandersetzt, die Tatsache in Frage stellen, daß die Brutalität der Wirklichkeit diejenige der erhaltenen Schilderungen bei weitem übertraf.
Auch König Ferdinand und der Kardinalinfant ließen sich das schaurige Szenarium des Schlachtfelds nicht entgehen: ‚Nach geendigter Schlacht ist der König und der Infante hin und wieder auf der Wahlstatt herumgeritten, und die toden Cörper in grosser Anzahl zerhackt und durchschossen liegen sehen; der Prince Don Matthias [Matteo di Medici, Prinz von Toscana] ist mit geritten, dessen Pferd auf einen toden Cörper getreten, so noch eine brennende Lunde bey sich gehabt, die in die Pulver-Flaschen kommen, und einen solchen Stoß gethan, daß ihm sein Roß gantz aufgehoben und niedergeworfen‘. (Khevenhiller XII, S. 1221). Selbst die Verwundeten auf der siegreichen katholischen Seite konnten nur ungenügend versorgt werden: ‚Auf obgemeldete [664 Mann] ist an dato 14. [September] verordnet worden 350 Rationen Brot, 600 Pfund Fleisch, 370 Maß Bier; die Knechte müssen bei dieser Verpflegung ganz verderben‘. (Fugger und Ruepp an Maximilian von Bayern, bei Heilmann II, S. 495).
Die Beute der Sieger war beachtlich. Mehr als 300 Cornets und Fähnlein, ein damaliger Gradmesser für die Größe des Sieges, wurden erbeutet und den Monarchen zu Füßen gelegt. Von diesen präsentierten die bayerisch-ligistischen Truppen unter Herzog Karl von Lothringen 125 Exemplare, 75 Trophäen hatte allein Johann von Werths Leibregiment erobert. Dazu kam der gesamte Schwedische Troß, bestehend aus 4000 vollbeladenen Wägen, 80 Geschützen und 1200 Pferden. Die berittenen Siegertruppen, vor allem die Kroaten, schwärmten nun regimentweise aus, um die Fliehenden zu verfolgen, niederzusäbeln und Beute zu machen. ‚Im Verfolgen sind die Reutter [der Schweden] hauffenweiß von den Pferden heruntergefallen und [haben] die schlechte auch unarmierte Croatenbueben kniend mit aufgehobenen Handen umb Quartier gebetten‘, berichtete Ferdinand III. (Lahrkamp/Werth, S. 40). Zum Glück für die Flüchtigen, jedoch auch nur für die Berittenen, war der Rheingraf Otto Ludwig über Göppingen[141] bis nahe Schwäbisch Gmünd[142] heran-gerückt, und konnte die verfolgenden Kroaten: ‚welcher nur drey Meilen von der Wahlstatt in bataille gehalten, und manchem guten Kerl das Leben gerettet‘. (Chemnitz II, S. 533).
Die Straße in Richtung Stuttgart[143] war auch voll von zivilen Flüchtlingen. Der kurmainzische Rat und Amtmann von Fritzlar,[144] Christoph Heinrich von Griesheim[145] (nach G. Rystad ein Verwandter des schwedischen Generalmajors Schafelitzky) schildert die Zustände drastisch: ‚uff 3. unnd 4. meil wegs seyn die Leut auss den Stätten gelauffen, nur die Kinder an den Armen gehabt, mit großem jamer und geschrey [… auf die Frage, wohin sie wollten …] Gott möchte es wissen, sie könten in dieser eyl keinen rath finden, wehe und immer wehe gerufen, daß die Schweden ins Reich kommen, zuvor hetten sie mit accord handlen können, jetzo ginge es alles zu grundt […]‘ (Rystad, S. 193)„.[146]
Nach der Schlacht bei Nördlingen hatte Bernhard von Weimar sich mit dem Rheingrafen Otto Ludwig vereinigt und unter Ehm etwa 1.100 Kavalleristen wieder sammeln können.
Gallas hatte im Oktober 1635 in Vorbereitung seines letztlich missglückten Frankreich-Feldzugs seine Vorkehrungen getroffen, mehrere Regimenter nach Birkenfeld[147] vorgeschoben und den Pass bei Sobernheim[148] besetzt: Man habe, so Gallas, „das stättlein Sobernheim, darinnen ein compagnia reutter vom obristen Emb gelegen, uberrumpelt, viele franzosen unnd annder feindtsvolck niedergemacht“.[149]
1637 hatte Ehm mit dem linken weimarischen Flügel bei Kenzingen[150] auf Befehl Bernhards von Weimar am 4.9.1637 Werths Reiter angegriffen, „die in Unordnung gerieten. Acht Kompanien wurden ‚uber Halß und Kopf in den tiefen Graben gestoßen, also daß der Graben nicht alleine voller Todten und Pferde stak, sondern es wurde auch der general Jan de Werth selben kümmerlich aus dem Schlamme errettet‘. Die einbrechende Nacht hinderte Herzog Bernhard an der Ausnützung dieses Teilerfolges, so daß die kaiserlich-bayerischen Truppen sich vorteilhaft auf einer Anhöhe aufstellen konnten, wo ihnen nur durch Artillerie beizukommen war“.[151] Nach der Schlacht von Rheinfelden[152] und der Gefangennahme Werths und Enckevorts soll er 20.000 Pistolen[153] Belohnung von Frankreich erhalten haben.[154]
In seinem Testament vom 8./18.7.1639 setzte Bernhard von Weimar Ehm 20.000 Rt. aus.[155] „Inzwischen bahnte sich eine grundlegende Änderung an. Am 11./21.Juli 1639 wurde Konrad Widerholt aus Breisach mitgeteilt, dass Herzog Bernhard verstorben war. Dieser hatte in seinem Testament festgelegt, dass vier Direktoren die Armee weiterführen sollten. Die vier Direktoren unter Führung des Generalmajors von Erlach (Wilhelm Otto Graf von Nassau, Johann Bernhard von Ehm, Reinholdt von Rosen) beschworen Widerholt, weiterhin zur evangelischen Sache zu stehen. Sie schenkten ihm eine Kompanie Reiter, die Widerholt helfen sollte, die Ernte einzubringen. Natürlich eine Ernte, die dieser nicht gesät hatte. Auch die ausstehenden Soldzahlungen sollten baldigst überbracht werden“.[156]
Der Jenaer[157] Chronist Magister Adrian Beier [9.8.1600 – 28.4.1678] hält unter 1640 fest: „17. Decembr. Sein 62 große geschütze nach Jena komen v. haben des nachts vber vf der Landvesten gestanden gestanden; darauf ist den 18. Decbr. General Joan Baner in Jena ankommen, v. in der guldenen Sonnen eingezogen; nach ihm sein den 19. Decbr. die franckzösischen oder weimarischen Völcker vnter den Generalmajor Christoff Fridrich Thubarten : Feldmarschalken Schmiedebergen: Comte de Gabrian : Graffen von Nassau, obersten öhme, damals hat oberster Koch meinen Fischkasten aufschlagen lassen v. ist mein Kellerhaus von 4 Musquetieren aufgebrochen, welche aber Nicodemus Reuter, Commissarius mit bloser wehr abgetrieben hat“.[158]
Am 30.3.1641 a. St. zog Ehm mit seinem Regiment und dem von Wilhelm Ludwig Graf von Nassau-Siegen, insgesamt 3.000 Mann, in Saalfeld[159] ein und blieben bis 3.4.[160]
1642 war Ehms Regiment in Gladbach[161] stationiert.[162] „Die Hoffnung auf eine Erklärung der Franzosen, das Herzogtum Jülich von Einquartierung zu befreien, brach zusammen, als Guébriant den Gesandten erklärte, ein solcher Schritt bedürfe der Genehmigung des Königs. Damit war einer sofortigen Entscheidung, und sie allein konnte Wolfgang Wilhelm helfen, ausgewichen. Als Benting dann im Verlaufe der zahlreichen Besprechungen, die in den folgenden Wochen immer wieder stattfanden, die Notwendigkeit einer Besetzung Dürens[163] bekannt wurde, mußte der Herzog erkennen, wie gering auf französischer Seite die Bereitschaft war, seine Neutralität zu respektieren. Trotz aller Bemühungen der Gesandten und selbst des weimeranischen Obristen Ehm war Gladbach besetzt worden. Wolfgang Wilhelm[164] hatte um Einstellung der Belagerung gebeten und den Verbündeten angeboten, eine eigene starke Besatzung (ebenso wie in Düren) in die Stadt zu legen, um den Kaiserlichen, die im übrigen im Kurfürstentum Köln Platz genug hätten, den Einzug zu verwehren. An Ehm schrieb der Herzog, wenn schon das Herzogtum Jülich aus anfänglicher Quartiernot hätte besetzt werden müssen, so hätte Dülken[165] (etwa bis zur Eroberung von Kempen[166]) ausreichen können. Denn Dülken sei doppelt so groß und habe mehr als doppelt soviel Häuser wie Gladbach. Aber alle Bemühungen um Gladbach, Düren und um die Beilegung vieler anderer Beschwerdepunkte waren vergeblich“.[167]
„Mercy hatte inzwischen ein starkes Korps zwischen Dinkelsbühl[168] und Weißenburg[169] gesammelt und begann am 24. Januar [1643; BW] mit dem Feldzuge. Um endlich in den Besitz guter Winterquartiere zu kommen, bot Guébriant bei Waiblingen[170] die Schlacht an; aber Mercy, der auf leichterem Weg zum Ziel kommen wollte, verweigerte das Treffen und sandte lediglich Jan von Werth mit 1500 Reitern aus, um die Quartiere an der Rems ‚aufzuschlagen‘. In der Nacht des 30. Januar 1643 überfiel er die Regimenter Wittgenstein und Ehm in Schorndorf,[171] brachte ihnen einen Verlust von über 200 Mann und vielen Pferden bei und wandte sich weiter in Richtung auf Waiblingen“.[172]
„Auch der waghalsige Obrist Johann von Sporck war auf Kundschaft ausgeritten und brachte in Erfahrung, daß ein Teil der weimarschen Kavallerie unter dem Generalmajor Reinhold von Rosen einen Anschlag auf das Städtchen Balingen[173] unternommen hatte. Obwohl er nur über 530 Pferde verfügte, war er willens, es mit Rosens Reiterei, die auf 1100 Reiter geschätzt wurde, aufzunehmen und überfiel – nach dem Vorbild Werths – in der Nacht des 7. November [1643, BW] die Gegner im Flecken Geislingen,[174] wo sie Quartiere bezogen hatten. Um Mitternacht wurden die ausgestellten Wachen überrascht, der Ort in Brand gesteckt, ‚und dardurch vornehmlich im Feuer viel Leute, Pferde und Cornet verdorben, ein guter Theil Reuter nidergemacht, über 200 gefangen, wie auch 300 Pferde bekommen worden‘. Rosen selbst, der sich mit abgesessenen Reitern und Dragonern in ein im Dorf gelegenes festes Haus gerettet hatte, kam mit wenigen Leuten und nur drei Standarten zur Armee zurück“.[175] Dieses Ereignis hielt auch der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[176] in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“ fest: „Kurtz nach eingang deß Wintermonats / nemblich den 8. dieses / hat sich der berühmte Soldat Reinhold von Rosen mit 4 Regimentern / als seinem eigenen / dem Guebrianischen [Guébriant; BW] / Ohmischen [Ehm; BW] / vnd Toll-Rosischen [Volmar v. Rosen; BW] Dragonern / in gesampt bey 1200. Pferde starck / vor der Statt Bahlingen sehen lassen / solche mit den seinigen zu besetzen vermeint / vnd aber (weil sie allbereit mit Beyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts dann Kraut vnd Loth geständig seyn wollen) widerumb zu rück weichen müssen. Hat sich also vngefähr auf eine halbe stund weit in das Dorff Geißlingen erhoben / in meinung die nacht über daselbst zu verbleiben.
Als nun der Chur-Beyerische Obriste Sporck / welcher damals mit 500. Pferden gegen Rottweil[177] gehen vnd der Weimarischen ihr Vorhaben außkundtschafften sollen, solches in erfahrung gezogen / hat er zu 11. Vhren in der Nacht vnversehens mit 300. Reuttern in besagtes Dorf Geislingen hinein gesetzt / droben berührte 4. Regimenter mehrern theils auffgeschlagen / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obrister Wachtmeister / 2. Capitain-Leutenanten / etliche Corneten / vnd viel andere / neben 8. Fähnlein gefangen. Vber diß / weil mehr gemelter Herr Obr. Sporck vnter vorhabendem Einfall die übrigen Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbe zugleich an 4 Orten anstecken lassen / hat sich begeben / daß viel Pferd vnd anders im Fewer verdorben / auch mehr nit / als was mit dem von Rosen in das vnweit davon entlegene Schloß geflohen / davon kommen“.[178] Dagegen schrieb F. Magni am 28.11.1643 aus Wien an Piccolomini: Es hätten sich geringfügige Anzeichen einer Besserung gezeigt, die die Stimmung der dortigen Minister unverhältnismäßig gehoben hätten. Die Franzosen hätten über den Rhein gesetzt, aber ein kleiner Sieg in einem Scharmützel mit den Weimarern genügte den Ministern, um sich, vor allem in Verbindung mit dem Anmarsch von Hatzfeldts Truppen, großen Hoffnungen hinzugeben.[179]
Nach der Schlacht bei Tuttlingen[180] 1643 war er in Gefangenschaft geraten. „Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall [Franz von] Mercy hatte sich am 14. November bei Malmsheim[181] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen vereinigt, hatte zu Balingen[182] mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter unter dem Befehl des Generalwachtmeisters Zahradecky [Zahrádecký; BW], die vom Rheine[183] herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[184] nach Sigmaringen,[185] wo sie am 23. November anlangten.
Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant Graf Rantzau übernommen hatte, ihre Winterquartiere bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen;[186] Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei im Städtchen Mühlheim an der Donau[187] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.
Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[188] während die Bagage nach Riedlingen[189] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbündeten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen der Quartiere‘ die Aventgarde, die aus 1000 kommandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen [Caspar v.; BW] Wolff und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[190] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.
Die Artillerie der Franzosen war einen Flintenschuß entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten, wenn er sich der Geschütze bemächtige,[191] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp [Wilhelm v. Epp; BW], hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[192] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ‚solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen,[193] wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin, eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb und La Pierre sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.
Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[194] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[195] Meßkirch und Villingen[196] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.
Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille, Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron, der Baron de Sirot und der Marquis de Montausier – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck, Kluge, Kohlhaas, Nothafft, Tiffel und de Folleville ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet viel ausführlicher über die Vorgänge: „Dann obwoln es sich für diesem ansehen lassen / als wollten die Weymar. Kriegsvölcker / nach dem durch 2. Weg über den Schwartwald hinauß gangen / auff die Statt Rothweil ansehen /vmb sich dieses Orts zuversichern. Hat sich derselben Vorhaben in etwas geändert / dass sie grad nach der Tonaw gegen Bäyern zugerückt. Zu welchem Ende auch / vnd damit der Zug desto geschwinder fortgehen möchte / sich im besten versehen / vermuthlich der Meynung / durch ein solches Fürhaben / die Reichs-Armee gar in Bäyern zulocken / vnd also Lufft zugewinnen / derselben vorbey auff der Seiten ohne Verhinderung in Francken einzubrechen. Es ist aber den Weymarischen ire Intention durch das wanckelbare Glück / welches dann der alten Heyden Meynung nach / nirgends als in dem Krieg mächtiger / sehr rückgängig worden. Vnd das Spiel viel anderst praeter expectationem, & ex transverso, das ist / gegen alle gefasste Zuversicht / vnd gantz contrari hinauß geloffen. In deme der sonsten dapffere vnd wolversuchte KriegObrister Reinhold von Rosa / am 18. hujus, mit vier Regiment als seinem eygenen / dem Guebrianischen / Oemischen / vnd tollRosischen [Volkmar v. Rosen; BW] Tragonern / ins gesampt bey 1200. Pferd starck auf empfangenen Befehl sich für der Statt Ballingen sehen lassen / in Meynung / den Ort mit den Seinigen zubesetzen / vnd aber wieder zurück weichen müssen. Weil derselbige Platz allbereits mit Bäyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts zu Willen gewust. Hierauffer hat er sich auff ein halbe Stund vngefehr darvon in das Dorff / genandt Geyßlingen erhoben. In Meynung / die Nacht über allda zuverbleiben.
Inmittelst der Chur Bäyr. Obr. Sporck (welcher damals mit 500. Pferdten gegen Rotweil gehen / vnd recognosciren sollte / wohin die Weymar. ihr Vorhaben gerichtet habē möchten) nach dem er einen Bawren bekommen / so ihme deß Gen. Rosen Gegenwart angedeutet / ein solches auch durch einē Quartiermeister bestättigt worden. Als hat ermeldter Obr. sich solcher Gelegenheit bedienen wollen / vnd 2. Stund daruff gefüttert. Nach solchem seine Mit-Officirer angeredt, ob sie ein Gänglein mit ihm wagen wollten. Sintemaln er entschlossen wäre / dem von Rosa einen vnversehenen Streich zuversetzen.
Ob nun zwar ihrer viel darzu nicht stimmen wollten / fürgebend / der von Rosa wäre ein alter wolversuchter Soldat. Möchte ausser Zweiffel gute Wacht halten / vnnd sie also bey dergleichen Einfall übel empfangen. Nichts destoweniger waren die gemeine Reutter hierzu gantz eyfferig / erbotten sich getrewlich zu folgen / vnd auß Hoffnung guter Beuten ihr müglichstes zuthun.
Wurde also der Rath beschlossen / der Anzug fürgenommen / vnd der Einfall gegen 11. Vhrn in der Nacht in das Werck gesetzt. Welcher dañ den Sporckischen dergestalt favorisirt / vnd wol zugeschlagen / dass weil derselben 300. mit vnversehener Vngestümme / iñ besagtes Dorff Geißlingen hinein gesetzt / obberührte Regim. mehrertheils auffgeschlagen vndruiniret / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obr. Wachtm. 2. Cap. Leut. etliche Cornetten / vñ viel andere / neben 8. Standarten gefangen worden / darunter 2. von Guebrian / 3. Rosische / vnd 3. von Oehmen gewesen.
Neben diesem / weil Obrister Sporck vnter beschehenem Einfall die übrige 200. Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbige zugleich an 4. Orthen mit Fewer anstecken lassen / ist geschehen / daß viel Pferd vnd andere Sachen im Fewer verdorben. War also mehr nicht von denen Weymarischen davon entkommen / als was mit dem Generaln Rosa in das vnfern davon entlegene Schloß geflohen.
Damals marschirtē die Lothringische Trouppen / sampt den angelegenen Spanischen Völckern / vmb sich mit der Reichs-Armee zuconjungiren. Dahero vermuthet wurde / es möchten die Weymarischen wieder zurück gehen müssen.
Es hatte aber Graff Guebrian einē Anschlag vff Rotweil gehabt: welches Fürnemē ohneracht obige 4. Regimenter vnterm Generaln Rosa / von denen Chur-Bäyrischen / oberzehlter massen ruinirt worden / demnach effectuirt / vnnd ins Werck gestellet.
Nach dem dann erstgedachte Frantzös. Weymarische Armee / am 28. Octob. Alt. Cal. für solcher Statt angelanget / ist von dem Feld-Marschallen / Herrn Graffen von Guebrian / als auch von Herrn General Leutenanten Rantzaw / nach trefflicher Erwegung ein / vnd ander Vmbstände beschlossen worden / diesen Orth anzugreiffen. In Betrachtung / dass hochnöthig seye / einen Posto disseits Rhein zufassen / dahin man allerley Vorrath für die Soldaten verschaffen / vnd gleichsamb ein Magazin auffrichten köndte. Vnd weil man auch über dieses / der Plunderfahrt halben / in 3. oder 4. Tagen / nicht völlig zusammen kommen mögen / waren die Weymarische der Meynung / es würden die Bürger in Rothweil / wann sie einen rechten Ernst verspühreten / das Werck nicht auff das eusserste kommen lassen.
Wie nun dessen ein Versuch geschehen / hat sich befunden / dass dem Orth nicht allerdings so leichtlich / wie man wol vermeynt / beyzukommen gewesen. Wessentwegen dann das Volck nicht wenig Vngelegenheiten darfür gelitten / in deme man bey vierzehen Tagen / in dem das Wetter sehr kalt / vnnd zur Belägerung vnbequem gewesen / damit zubringen müssen. Gleichwoln hat vorbemelter General Graff von Guebrian sich keine Mühe dauren lassen: Sondern / nach dem er der Chur-Bäyrischen ReichsVölcker Anzug vernomen / die Statt mit vollē Ernst vñ eussersten Gewalt zubestürmen angefangen. Auch am 7. 17. Nov. Hauptstürme darauffer thun lassen / welche aber von den Belägerten mit rühmlicher Tapferkeit / vñ der Frantzosen grossem Verlust abgeschlagen / zugleich auch die gegen der Statt gemachte Minen entdeckt / vnd abgeschnitten worden.
Nach diesem haben auch die Belägerte einen starcken Außfall gethan / nicht allein viel der Frantzösischen erschlagen / sondern auch das Kohlhasische Regiment / welches für andern Fuß gehalten / gäntzlich zerscheittert : Zu welcher Zeit auch der General Major Rosa das Stättlein Schönberg[197] / weil man darauß / als er fürüber gezogen / Fewer auff ihn geben / außplündern lassen“.[198]
Vergebens bemühte sich Mazarin, die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster[199] schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbruch entkommen und fand bei Erlach, dem Gouverneur von Breisach,[200] ein Asyl. Hugo Grotius meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[201]
Zahrádecký wandte sich im Dezember 1643 wegen der Gefangenen Montausier und Ehm an Melchior von Hatzfeldt.[202] Im März 1644 korrespondierte auch der Reichspfennigmeister Bleymann wegen Ehms Gefangenschaft mit Hatzfeldt.[203] Im Dezember verwandte sich Johann Philipp von Schönborn selbst für Ehms Freilassung.[204]
Bei Alerheim[205] am 3.8.1645 gelang Ehm dagegen ein wohl die Schlacht entscheidender Schlag gegen den geschwächten bayerischen Flügel.[206]
„Ich werde in aller Ewigkeit nicht vergessen, was ich da anschauen und anhören mußte. Die Toten lagen dicht aufeinander in ihrem Blut; Verwundete haben nach Hilfe geschrien, Sterbende haben geseufzt; – grausam waren anzuschauen die Wunden und die abgerissenen Glieder der Toten und Sterbenden, und daneben war helle Lustbarkeit, Schlemmen, Fluchen und Gesang der Sieger; – nein ! ich werde es in aller Ewigkeit nicht vergessen !“[207] Das schrieb der Pfarrer Philipp Holl aus Kirchheim,[208] der als Gefangener der kurbayerischen Truppen die Schlacht bei Alerheim miterleben musste.
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg berichtet in seinem 1647 wieder aufgelegten „Florus“: „Vnterdessen dieses in Catalonien vnd Lothringen vorgangen / haben die conjungirte Frantzösisch-Hessischen vnd Chur-Beyerische einander keine seiden gesponnen / dann nach Eroberung Wimpffen[209] / (davon wir droben gesagt:) durch den Marschall Grammont mit dem Vortrab beschehen / haben die Confœderirten Armeen daselbst eine Brücke über den Neckar geschlagen / sind am folgenden Tag über das Wasser nach der Tauber gegangen / vnd sich vieler Oerter bemächtiget / weiln sich keine Garn. im gantzen Lande zur gegenwähr gesetzt als zu Rotenburg[210] / welches doch in einer Nacht übergieng / mit 200 Mann / so dienste genommen. Den tag zuvor / ehe die Confederirten Armeen ankommen / bekam der H. G. L. Königmarck Zeitung / daß sich die Chur-Säxische sehr stärckten / weßwegen er seinen Abschied genommen / vnd noch selben Tags gegen Thüringen abgangen. Die Chur-Beyerischen giengen inmittelst ihrem Feind stets an der Seiten her / kamen nach Schwäbischen Hall[211] / von dar auff Krelsheim[212] vnd Feuchtwangen[213] / an welchem Ort vnterschiedliche Scharmützel[214] zwischen der Reuterey vorgangen / worbey vnter den Frantzosen vnd Hessen beschlossen / die Chur-Beyerischen entweder zu einer Feldschlacht zu bringen / oder biß an die Donaw zu treiben / vnd alsdann auff Heilbrunn[215] zu gehen.
Zu welchem Ende die Confœderirten sich rectà gegen Dünckelspiel[216] gezogen / welchen Ort sie zwar stracks anzugreiffen vermeinten / weiln man aber Kundschafft bekam / daß die Chur-Beyerische die gantze Nacht fortgiengen / eine Stund Wegs von dar / liesse man den Troß stehen vnd zog ihnen entgegen. Kurtz hierauff kriegten beyde Theil einander ins Gesichte / vnd wurden die Confœderirten gewahr / daß sich die Chur-Beyerische gar vortheilhafftig gestellt / nemblich an einen Moraß mit Weyern verwahrt / die von einem Flügel biß zum andern reichten / also daß nur ein einiger Durchgang war / ihnen beyzukommen / worüber man einen gantzen Tag zugebracht / vnd in 2. biß 300. Mann beyderseits durch den Canon erlegt worden. Weil nun die Chur-Beyerische an diesem Ort zu keinem schlagen zu bringen / nahmen die Confœderirten ihren Weg auff Nördlingen[217] / die Beyerischen aber auff Donawerth[218] / da inmittelst Bericht einkommen / die Chur-Beyerischen giengen nur anderthalb Stund von denen Confœderirten / wie man dann auch befunden / daß sie sich disseits deß Flusses Wernitz gestellet / weßwegen Duc de Anguin [d’Enghien] die gantze Armee in Eil fort zu rucken ermahnete / vnd allda in einem flachen Feld in Ordnung gestellt würde. Der Frantzosen Schlacht-ordnung ward also formirt / der Marschall de Grammont führete den gantzen rechten Flügel / in welchem die völlige Frantzösische Reutterey. Der Marschall de Touraine den gantzen lincken / bey welchen die gantze Teutsche Reutterey. Das gesampte Fußvolck (so zwischen beyden Flügeln stunde) ward vom Herrn von Bellenave / von Marsin vnd Casteleau [Castelnau; BW] commandirt. Der Hessische General Herr Geyß [Johann v. Geyso; BW] / vnd Herr Obrister Oehm [Ehm; BW] / führeten die gantze zweyte Ordnung / welche bestund in Hessen vnd 2. Turainischen Regim. als ein Reserve hinder dem lincken Flügel. Mons. de Chabot führete den Hinderhalt / der Marquis de Monsaye aber beneben dem Duc de Anguin ritten vmbher / vnd gaben Ordre / wo es schiene Noth seyn. In Vorgang dessen legten sich die Chur-Beyerische auff eine Höhe / daran nicht leicht zu kommen / hatten auch noch einen andern Berg vnd Felsen zur rechten Hand / sehr hoch vnd schwerlich zu ersteigen / auff welchen sie Fußvolck gelegt / daselbsten sie angefangen sich zu verschantzen. Etwas herabwarts lag das Dorf Allerheim / vnd gerad gen der Seiten das Schloß gleichen Namens / so die Chur-Beyerischen mit Fußvolck besetzt. Darauff ließ der Duc de Anguin das Dorff mit der Frantzösischen Infanterie angreiffen / welches bey einer halbe Stund canonirt / vnd darauff zwischen den Fußvölckern so hart gegeneinander getroffen worden / daß neben vielen andern der Chur-Beyerische Herr General Feld-Marschall Freyherr von Mercy ein treflich berühmter vnd wolversuchter Soldat / allda todt geblieben.[219] Nach dem nun das Dorff in Brand gerathen / muste das Fußvolck weichen in die Kirchen / vnd 2. Adeliche von Stein erbawte Hauser / darauß ein grosser Widerstand geschehen / massen daselbst der Herr von Marsin / Herr von Casteleau / Marggraff von Monßloye vnd Herr von Bellenave verwundet worden. Vnter dessen giengen die Chur-Beyerische auff der Frantzosen lincken Flügel / mit Reutterey vnd Fußvolck / denen der Duc de Anguin mit Curassirern vnd Fußvolck begegnete / vnd sie wider zurück triebe / allda im ein Pferd erschossen / vnd er selbst in den Oberschenkel verwund ward / darauß etwas vnordnung entstunde / in welcher occassion der Marschall de Grammont gleichsfalls einen Schuß auf den Helm empfange. Solchem nach begab sich der Duc de Anguin zur lincken / da dann noch ein Pferd im vorüber reiten vnter im erschossen worden / worauff die Beyerischen mit der Reuterey vnd Fußvolck einen gewaltigen Angriff gethan / also dz nach eine grossen Widerstand das Frantzös. Fußvolck vnd Cürassirer auß dem Dorff getrieben wurden / allda Mr. de la Rabastelerie / Leutn. vnter den Anguinischen Cürassirern / Mr. de Montaret / Obr. Leut. de Conty / Obr. Leut. de Montausier / vnd andere hohe Officirer mehr geblieben. Mr. de Beufalmy / so die Mazarinischen Welschen geführt / wurd verwund vnd gefangen / in dem er sein Gebühr wol gethan. Gremonville vnd Morses Gen. Maj. Leut. blieben auch tod / vnd eben zur Srund gieng die Beyerische Reutterey auff die Frantzös. welche der Marschall de Grammont vnd Mr. Arnoult führeten / da die erste Ordnung der Frantzos. getrennt wurde. In dem nun Mr. de Grammont sich wider zu stellen Platz suchte / hat er mit der zweyten Ordnung auch ansetzen lassen / wurden aber ebenmessig getrennt / vnd er gefangen / vnd beneben ihm der Marquis de Chastre: Mr. de Lyruy Feld-Marschall deß Anguinischen Regim. blieb auch tod / der Marschall de Pienne Feldm. deß Mazarinischen Regim. verwundt / der Obr. Chambre tod. Mons. de Islebonne deß Duc de Elbeuf Sohn / vnd Rittmeister vnter dem Mazarin hat im ersten Treffen sich wol gehalten / vnd empfieng 2 Pistol-Schüsse / doch ohne Lebens Gefahr: der Marquis Pisany tod / der Vicomte de Aubeterre gefangen / Obr. Truchseß [von Wetzhausen; BW] vnd Sourzat Obr. Leutn. die der Marschall de Grammont mit ihren Reg. hatte befohlen anzuziehen / die Reutterey zu beschützen / wie auch deß Faberts / seynd alle tod geblieben. Der Chevalier de Chabot kam mitlerweilen an mit seinem grossen Hauffen Reserve / vnd hielte die Beyerischen lang auff / weiln aber die Reutterey sich hinter ihm nit wider gestellt / nach dem er alle Möglichkeit gethan / ward er endlich auch getrent / Mr. de Baron de Poty / Obr. Leut. deß New-Ros. Regim. verwundt / Mons. Lamberti / Obr. Leut. vnterm Fußvolck gefangen. Vnter dessen drungen die Chur-Beyerischen weit ins flache Feld / auff der Confœderirten Bagage / weil der gantze Flügel zertrennt war / wurden doch von deß Marquis Regim. so bey dem Troß gestanden / abgetrieben. Hingegen hat der Marschall de Touraine mit seiner ersten Ordnung der Beyerischen rechten Flügel durchbrochen / darauff der Hertzog von Anguin mit der zweyten Ordnung angezogen / da sich die Hauffen von der ersten Ordnung wider gesamlet. Als nun der Duc vnd Marschall de Touraine zugleich vnd auff einmal auff die Beyerische gegangen / vnd alsobald etliche hauffen getrennet / haben sich etliche vor / etliche nach / widerumb gestellt / nach dem jeder 4. oder 5. mal angesetzt / da dem Duc de Anguin sein Pferd getroffen / vnd er selbst von einer Pistol-Kugel am Arm verwundt worden. Inzwischen liessen die Beyerisch. ihren lincken Flügel / wie auch den grossen Hauffen deß Hinderhalts herbey kommen / weßwegen auch die gantze Hessische Armee herbey / vnd die reutterey ins gesampt in gleicher Ordnung neben einander / den letzten Gewalt zu versuchen / da dann das Treffen erst recht angangen / beyderseits mit so grimmigem Ernst / biß endlich die Chur-Beyerischen Reichs-Völcker getrennet vnd flüchtig worden. Weilen aber in ermeldtem Dorff noch etlich Beyerisch Fußvolck vnd Reutterey / so der Frantzosen rechten Flügel geschlagen / vnd die Nacht mit Gewalt eingebrochen / hat man sich auff der Confœderirten Seiten gleichfalls zusammen gezogen / vnd das Beyerische Fußvolck / 1. Regim. auff dem Kirchhof gefangen[220] / auch 12. Stück Geschütz sampt der Munition / vnd 40. Fahnen / etc. erhalten. Hierbey ward gefangen / Herr Graff von Geleen[221] / Keyserl. Succurs General, Herr General Freyherr von Mercy tod. Der Hertzog [Philipp Ludwig] von Hollstein / Obr. Royer / Kolb vnd Hüller [Hiller] / gefangen / Obr. Pucher [Puech ?; BW] tod blieben / neben viel Obristen / Obr. Leut. vnd Hauptleute / 3. in 4000. gemeine Knechte todt; 1500. biß in 2000. gefangen / auff Beyerischen Seiten. Frantzösischen Theils seynd ebenen falls in 3000. Mann / beneben vielen Officirern vmbkommen / auch eine grosse Menge verwundet worden.
Auf so hitzige Action / ward der Teutschen Retterey ein sonderlicher Ruhm ihres erwiesenen Valors zugeschrieben / vnd bevorab neben dem Duc de Anguin / vnnd Marschall de Tauraine / der Herr General Major Geyß / vñ Junge Landgraff [Ernst v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg; BW] / als Obr. Leut. vnterm Obr. Schwert [Schwerdt; BW] / so geblieben / hoch gepriesen daß sie ihr eusserstes gethan; vnnd könne man den Hessischen ins gemein ihre ehre nicht nehmen / weil sie ein grosses verrichtet haben. Der Herr Graff von Witgenstein [Sayn-Wittgenstein; BW] wurde gleich anfangs mit einem Stück getroffen / darob er tod geblieben / Herr Obr. [Friedrich Wolfgang v.; BW] Fleckenstein an einem Arm verwundt. Herr Obr. Rußwurm / Herr Obr. Oehm / welcher bey den Hessischen gefochten / der Obr. Leutn. deß Tupadelischen [Taupadel] Regiments / vnd in Summa alle / so die Teutsche Regimenter geführt / nemblich Nichius / Berchen / deß Chanoffskyschen [Chanovsky; BW] Reg. Obr. Leut. so verwundet / haben das Lob / daß sie sich tapffer gehalten. Mr. Trahi [Tracy; BW] ist zweymal verwundt worden / in dem er sein Reg. angeführt. Mr. de Tourville verwundt / Ma. de Meilles / de Bocquet / de Fors / de Canisy / vnnd de Grammont General Major bey Duc de Anguin haben sich alle woll gebrauchen lassen. Mr. de Allegre / de Cherisy / de Villemontee vnd Fombert / welche das Persanische / Anguinische / Mazarinische Regim. geführt / wie auch Haute / vnnd andere mehr verwundt / wie dann in gleichem der Marquis de Bourry / so die Frantzösische Reutterey geführt / tod geblieben. Den Chur-Bäyerischen hat der Herr Mar. de Tauraine mit 1000. Pferden nachgesetzt / vnd ein Schloß / Henneberg[222] genannt / anderthalb Stunden von dar eingenommen. Die Chur-Bäyrischen aber haben sich in selbiger Nacht zusammen gezogen / vnnd weil sie sich auß Mangel Munition nicht mehr praesentiren können / ihren Weg auff Donawerth zu genommen / auff dem Schellenberg allda sich wider gesetzt / vnnd auß Bäyern verstärckt. Die Confœderirten Armeen hingegen haben sich gegen Nördlingen gewendt / selbige Statt mit Accord eingenommen“.[223]
Der katholische Chronist Johannes Wilmius [1585, gest. als Dekan des Stiftes Kaiserswerth 1655] aus Kempen[224] notierte in seinen Aufzeichnungen: „Am 3. August brachte der Kommandant des französischen Heeres Anguines mit dem Marschall Torain und dem General der hessischen Streitmacht Geiß [Geyso; BW] die Bayern in schwere Bedrängnis. Es war das einzige Land, das ihren Siegeslauf in Deutschland aufhielt und ihrem Vordringen hartnäckig Widerstand entgegensetzte. Mit einer Streitmacht von 30.000 Mann kam der Feind bis in die Nähe von Nördlingen, wo das bayerische Heer unter Führung des Franziskus Mercy lagerte. Eine furchtbare Kanonade schwerer Geschütze, die neun Meilen weit zu hören war, gab den Auftakt zu einer mörderischen Schlacht. Gegen zwei oder drei Uhr nachmittags stiessen die Heere mit solcher Wut und Verbissenheit aufeinander, daß der rechte Flügel der Franzosen bedrohlich zu wanken schien. Indes durch die schnelle Hilfe der Hessen wurde er bald wieder stabil. In dem erbitterten Ringen und gefährlichen Kugelregen fiel Mercy, ein sehr tapferer General. Durch seinen Tod geriet der rechte Flügel der Bayern bedrohlich ins Wanken, wurde aber dank der Tapferkeit und Gewandtheit des Reuschenberg, der geschickt und schneidig auf dem linken Flügel operierte, wieder zu einem festen Block zusammengeschweißt. Sein beherzter Angriff auf das (feindliche) Fußvolk führte sozusagen zu seiner vollständigen Vernichtung. Die größeren Geschütze der Franzosen wurden erbeutet. Dieses grausame Spiel des Kriegsgottes dauerte bis in die Abendstunden und wurde schließlich wegen der hereinbrechenden Dunkelheit von beiden Parteien beendet. Freilich warteten die Bayern die Dämmerung des folgenden Tages in geschlossener Formation auf dem Schlachtfeld ab. Sie wollten keineswegs den Eindruck erwecken, sie wären vor dem Feind gewichen und geflohen. Schließlich sahen sie sich aber wegen der ermüdeten Soldaten und Pferde gezwungen, in der benachbarten Stadt Donauwörth[225] Quartier zu beziehen und die Verwundeten zu versorgen. Die erbeuteten Feldgeschütze ließen sie mangels Zugpferde zurück. Eine große Zahl der feindlichen Streitkräfte wurde erschlagen oder gefangengenommen und 60 Fahnen erobert. Von den Bayern sollen 2.000 und von den Franzosen 6.000 Mann gefallen sein“.[226]
Bei Alerheim muss die Verlustquote zwischen 31, 5 bzw. 37, 5 % gelegen haben. „Lapierre [La Pierre; BW] schreibt dagegen am 19. August dagegen am 19. August von Roggenburg[227] aus, die Sache stünde nicht so schlimm. Der Feind habe sich zwar verstärkt und mit grosser Furie angegriffen, aber es sei auch auf kaiserlicher Seite sehr tapfer gekämpft und 3 Tage lang continue gefochten worden, wobei das kaiserliche Fussvolk beträchtlichen Schaden erlitten habe. Allein auf 1 Toten bei ihnen träfen mindestens 3-4 auf Seite des Feindes; dieser habe einen Verlust von 6000 Mann gehabt“.[228] Bei dem Söldner Peter Hagendorf[229] heißt es lapidar: „Hier stillgelegen bis auf den 2. August. Da ist die französische Armee gekommen mit 70 000 Mann, uns in unsern Schanzen angegriffen und auch vertrieben. So sind wir mit der Armee auf einen Berg gezogen, mit dem Feind gefochten Tag und Nacht. Da sind dem Feind an die 6000 Mann geblieben, auf unserer Seite 120 Mann. Den 4. August hat er noch einmal angesetzt, aber auch nichts gerichtet, also ist er wieder fort“.[230]
In einem Bericht aus der Grafschaft Hadamar (1646) heißt es: „Überhaupt ist auf den Herrschaftlichen Höfen […], wie auch dem Amt Mengerskirchen,[231] nicht das allermindeste, von Korn, Heu, Stroh, Gerste, Hafer, Erbsen, Linsen, Speck, Federvieh, Haußrath, Kleidung, Vieh oder was nur der Unterthan in seinem Hause haben mag, übrig geblieben. Die Wagen, Karren, Pflüge, hölzerne Bänke, Thüren und Kasten wurden in das Lager gefahren und daselbst verbrannt. Die Früchten wurden in solchem zum Theil ausgedroschen, und der Unterthan, der schon sowiel, und noch erst ganz kürzlich von dem Weimarischen Oehnischen [Ehm; BW] Regiment, welches viel Vieh weggeholet, erlitten hatte, wurde in ein solches Elend gestürtzt, bey welchem ihm fast keine Aussicht übrig bliebe, wie er sein Leben ferner durchbringen sollte. Nach einem ganz geringen Anschlag betrug nur allein der Schaden an Vieh, Frucht und Fourage 161.842 ½ fl (Florin Gulden). Bey solcher noch nie erlebten Verwüstung mußte er [es ? BW] daher dem Lande wohl zu einem geringen Trost gereichen, wann Kayser Ferdinand III. hierauf nochmahls befahl(,) Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar [,] sein Land zu schonen“.[232]
„Aber auch bei den Franzosen kam es zur offenen Meuterei. Turenne war Mitte April [1647; BW] mit seinen Söldnern näher an den Rhein gerückt, um den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt zum Anschluß an den Waffenstillstand zu zwingen. Kardinal Mazarin, der Lenker der französischen Politik, glaubte, die Überwältigung des Kaisers den schwedischen Waffen überlassen zu dürfen und berief den Marschall aus Deutschland ab, um ihn gegen die Spanier in den Niederlanden einzusetzen. Damit waren die deutschen Truppen nicht einverstanden. Es ging das Gerücht um, sie sollten wie Bönninghausens Regimenter nach Katalonien ziehen. Angeblich war bereits das nach Flandern beorderte Regiment Erlach von den Franzosen niedergemacht worden, weil es sich geweigert habe, dorthin zu gehen. Anfang Juli brach bei Zabern im Elsaß die offene Meuterei aus, als die deutschen Reiterregimenter – 4-5 000 Mann stark – sich schriftlich zu dem Beschluß vereinigten, sich nicht aus Deutschlands Grenzen schleppen zu lassen, ihren französischen Offizieren nicht länger zu gehorchen und ihren ausstehenden Sold zu ertrotzen. Die Regimenter Taupadel, Alt-Rosen, Ehm, Wittgenstein, Betz, Fleckenstein, Mazarin und Roßwurm [Rußwurm] trennten sich vom großenteils französischen Fußvolk und setzten über den Rhein; sie wählten Führer aus ihren Reihen, da ihre Offiziere sich ihnen versagten. Ihre Erbitterung wuchs, als Turenne den bei ihnen beliebten Generalmajor Reinhold von Rosen, dem er die Schuld an der Meuterei beimaß, verhaften ließ. Ein ehemaliger Student, Wilhelm Hempel, führte die Regimenter in guter Ordnung am 20. Juli über den Neckar, während Marschall Turenne ihnen mit der Infanterie, den französischen Reitern und einigen Kanonen folgte, dauernd durch Parlamentäre mit den Empörern verhandelnd, die nicht wußten, welchem Feldherrn sie sich anschließen sollten.
In Württemberg ritt Bönninghausen in ihr Lager und bot ihnen kaiserliche Dienste an. Am 5. Juli, dem Tage seiner offiziellen Begnadigung, hatte man im kaiserlichen Hauptquartier auf die Kunde vom Abfall der Weimaraner von Turenne beschlossen, den Versuch zu machen, sie für die Armee des Kaisers zu gewinnen. Als Unterhändler bot sich Bönninghausen an, der den Regimentern wohl bekannt war und ihre ablehnende Haltung gegen Turenne beobachtet hatte. Vielleicht aus einem gewissen Mißtrauen gegen die Ehrlichkeit seiner Versicherungen gab man Bönninghausen den Feldmarschall-Leutnant Mislick [Mislik; BW] bei, der lange im Arrest gewesen war, weil er sich wegen einer Beleidigung mit dem Grafen Bassompierre duelliert hatte. Beide erhielten eine Instruktion ‚über ihre Verrichtung bei dem Weimarschen Generalmajor Rosen und dem Obristen Fleckenstein wegen Herüberbringung der Weimarschen Völker‘. Ihr Begleiter war der Obristleutnant Wirz, der später dem Hofkriegsrat über den Mißerfolg der Sendung berichtete. Denn die Reiterregimenter ließen sich trotz lockender Angebote nicht für den Kaiser gewinnen. Rosen oder Fleckenstein hatten bei ihnen keinen Einfluß mehr; der Generalmajor saß im Gefängnis von Nancy, Fleckenstein weilte bei Turenne in Heilbronn. Als der Marschall bei Königshofen[233] den abgefallenen Regimentern auflauerte, brachen diese sich blutig Bahn und flohen nach Thüringen. Sie entschlossen sich, zum Heere des Generals Königsmarck zu stoßen und erreichten mit noch 1500 Mann im August 1647 in der Gegend um Paderborn[234] dessen fliegendes schwedisches Korps. Durch Wrangel ermächtigt, die Umherirrenden lieber aufzunehmen als sie dem Feind zuzutreiben, nahm sie Königsmarck nach langem Bedenken und vergeblicher Einmischung der französischen Gesandten in Münster Anfang September unter seine Truppen auf. Einzelne Reiter mögen auch kaiserliche Dienste genommen haben; am 12. September gab der Hofkriegsrat Anweisung, 300 Pardonspatente für beim Feind befindliche Völker drucken zu lassen“.[235]
Am 8.6.1648 erschien Schmidtberg zusammen mit Obrist Ehm sowie einem Infanterieregiment und einer Abteilung Kavallerie in Bruchsal:[236] „Ohnangesehen die Völker meistens schon trunken waren, haben sie noch 5 Ohm von Jhro kurf. Gn. Wein geleert und an den meisten Häusern Thüren und Läden ausgehauen“.[237]
[1] VOGT, Festschrift, S. 54; Sobernheim [Kr. Kreuznach]; HHSD V, S. 347f. Thanks to Dr. Virginia DeMarce for her contributions to this article.
[1a] Schloß Böckelheim, heute Ortsteil von Waldböckelheim [LK Bad Kreuznach].
[1b] Freundlicher Hinweis von Herrn Hans-Peter Heuer.
[2] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[3] Sedan [Frankreich, Dép. Ardennes].
[4] 29.8.1622: Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld schlagen unter erheblichen eigenen Verlusten ein spanisches Heer unter Gonzalo Fernández de Córdoba. Herzog Friedrich von Sachsen-Weimar fällt.
[5] In der Schlacht an der Dessauer Brücke am 25.4.1626 besiegte Wallenstein die mansfeldisch-weimarischen Truppen unter Ernst von Mansfeld und die dänischen Kontingente unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar und drängte sie über Schlesien und Mähren bis nach Ungarn ab. Vgl. WESELOH, Die Schlacht, S. 135ff.; WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 197ff.; KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 592ff.
[6] 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössischen Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August.
[7] Diese Angaben verdanke ich den verdienstvollen Aufsätzen von GÖRTZ, Johann Bernhard von Ehm; ders., „Avita Nobilitas“; BW; vgl. auch KRAUS, Vorfahren, S. 4, Anm. 3.
[8] Zit. bei GÖRTZ, Johann Bernhard von Ehm, S. 246.
[9] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. 3./4.9.1632: vergeblicher Sturm Gustavs II. Adolf auf Wallensteins befestigtes Lager bei Zirndorf und Schlacht an der Alten Veste, 18.9. Abzug Gustavs II. Adolf.
Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg; MAHR, Schlacht.
[10] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[11] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[12] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[13] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[14] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.
[15] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[16] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[17] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[18] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.
[19] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[20] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[21] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[22] Ehingen (Donau) [Donau-Alb-Kr.]; HHSD VI, S. 167ff.
[23] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.
[24] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.
[25] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[26] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[27] ENGERISSER, Von Kronach, S. 138f. (die z. Zt. beste Darstellung der Kriegsereignisse).
[28] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.
[29] Weida [Kr. Gera]; HHSD IX, S. 471ff.
[30] Lobenstein; HHSD IX, S. 261f.
[31] Nordhalben, Burg [LK Kronach]; HHSD VII, S. 525f.
[32] Ludwigsstadt [LK Kronach]; HHSD VII, S. 419.
[33] Teuschnitz [LK Kronach]; HHSD VII, S. 737f.
[34] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[35] Mitwitz [LK Kronach].
[36] Entmannsdorf: Gehülz (mit Entmannsdorf, Breitenloh, Brand, Zollbrunn u. a.), Stadtteil von Kronach.
[37] Maria Anna Junius [vor 1610 – ?]; KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 130f.
[38] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[39] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[40] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[41] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[42] Scheßlitz [LK Bamberg].
[43] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[44] ENGERISSER, S. 140f.
[45] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[46] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.
[47] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.
[48] Neustadt a. d. Aisch [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 512f.
[49] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[50] Aus brennbarem Stoff geflochtener und mit Pech überzogener Kranz, verwandt, um zu leuchten oder in Brand zu stecken; er wurde bei Belagerungen an die Stadttore gehängt, um diese zu verbrennen.
[51] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[52] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.
[53] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.
[54] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[55] Dachsbach [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 131.
[56] Buttstädt [Kr. Sommerda]; HHSD IX, S. 66f.
[57] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.
[58] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[59] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.
[60] Ebermannstadt [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 151f.
[61] Pretzfeld [LK Forchheim].
[62] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.
[63] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[64] ENGERISSER, Von Kronach, S. 141ff.
[65] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[66] Ornbau [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 561.
[67] Gunzenhausen [LK Gunzenhausen-Weißenburg]; HHSD VII, S. 260f.
[68] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[69] ENGERISSER, Von Kronach, S. 151.
[70] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.
[71] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[72] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[73] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[74] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[75] Plattling [LK Deggendorf]; HHSD VII, S. 588f.
[76] Geltolfing, zu Aiterhofen [LK Straubing-Bogen] gehörig.
[77] Aiterhofen [LK Straubing-Bogen].
[78] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[79] Schlachtordnung.
[80] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[81] ENGERISSER, Von Kronach, S. 210ff.
[82] Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[83] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[84] Hummendorf, Ortsteil von Weißenbrunn [LK Kronach].
[85] Küps [LK Kronach].
[86] Neuses [heute Ortsteil von Kronach].
[87] Siechenhaus.
[88] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[89] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[90] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[91] Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.
[92] Höfles [heute Ortsteil von Kronach].
[93] Vogtendorf [heute Ortsteil von Kronach].
[94] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[95] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl.
[96] Karkassen: Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen.
[97] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[98] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[99] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[100] Waldershof [KL Tirschenreuth].
[101] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619): „Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“.
[102] Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, ass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, ass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, ass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, ass und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, ass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[103] Kroaten (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder Fünfte war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) Theatrum Europaeum Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39; LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg als Erfahrung und Memoria, in Druckvorbereitung].
[104] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.
[105] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.
[106] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.
[107] Bad Steben [LK Hof].
[108] Lichtenberg [LK Naila]; HHSD VII, S. 406f.
[109] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.
[110] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[111] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[112] ENGERISSER, Von Kronach, S. 232ff.
[113] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288
[114] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f. Zur Nördlinger Schlacht vgl. ENGERISSER, Nördlingen 1634.
[115] Breitwang: Als Breitwang wird eine auf der Hochfläche des Härtsfeldes gelegene Ebene bezeichnet.
[116] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[117] Härtsfeldhausen, heute Ortsteil von Bopfingen.
[118] Schweindorf, heute Stadtteil von Neresheim [Ostalbkreis].
[119] Ederheim [LK Donau-Ries].
[120] Hürnheim, heute Ortsteil von Ederheim [LK Donau-Ries].
[121] Reimlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 617f.
[122] Schmähingen, heute Stadttteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[123] Holheim, heute Stadtteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[124] Hier sollte man die richtige Schreibweise Ehm bevorzugen.
[125] Neresheim [Ostablkr.]; HHSD VI, S. 556f.
[126] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[127] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[128] Das Regiment Hannibal von Schaumburg, der im März 1634 bei Freiburg an einem Fieber verstorben war.
[129] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[130] Hellebarde, Helleparde, Helmbarte: Hieb- und Stichwaffe des 13. bis 17. Jahrhunderts mit einem aus einem Stück geschmiedeten Kopf, der ein Beil, eine Klinge und einen Haken besaß, die zu den Stangenwaffen des Fußvolks gezählt wird. Die Hellebarde hat eine breite („Beil“, „Barte“), eine kurze Klinge („Haken“) sowie am Ende eine Stoßklinge. Der meist 1½ bis 2 Meter lange hölzerne Schaft („Halm, Helm“) besaß oft einen mehreckigen Querschnitt oder Lederwicklungen, um beim Hieb das Wegdrehen der Waffe in der Hand zu vermeiden. Der Bereich zwischen Klinge und Schaft wurde seitlich mit „Schaftfedern“ aus Metall verstärkt.
[131] Berkefeld [Birkenfeld], Jobst Rudolf von; BW.
[132] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, 221f.
[133] Kleinerdlingen, heute Stadtteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[134] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.
[135] Bei FRITSCH, Tagbuch, S. 149, heißt der Hauptmann Angellach !
[136] Klöpper, Klepper: schlankes, schnelles u. wendiges Gebrauchspferd.
[137] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[138] Das stimmt nicht.
[139] Nach dem Kriegsbüchlein von Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinen Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“.
[140] Ein durchaus üblicher Vorgang angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt; BW.
[141] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.
[142] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[143] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[144] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[145] Griesheim, Hans Christoph von und zu; Oberamtmann [1596/1598 – nach 1658] Kurmainzischer Oberamtmann im Eichsfeld. Studium der Rechte in Helmstedt und Rostock, 1621 Berufung zum Prof. jur. in Rinteln, 1625 Eintritt in hessen-kasselische Dienste, dann Konversion zum Katholizismus und Eintritt in kurmainzische Dienste, Ernennung zum Amtmann in Fritzlar, 1631 Gefangennahme durch Wilhelm V. von Hessen-Kassel, Freilassung im selben Jahr. Griesheim, ein Vetter des schwedischen Generalmajors Bernhard Schaffalitzy Freiherr von Muckadell (1591-1641), damals Oberkommandierende von Schwarzwald, Bodensee und Allgäu bis zur Iller und Kriegskommisar in Süddeutschland. ließ er sich von seinem Verwandten einen Pass ausstellen, um in seine Heimat Thüringen reisen zu können. Diese Reise führte ihn über Lindau. Von dort aus er sandte einen Boten nach Ravensburg, um besagten Pass zu erhalten. Nach Erteilung des Passes versuchte Griesheim seine Reise über Süddeutschland fortzusetzen. Als Herzog Bernhard von Weimar hiervon erfuhr, ließ er Griesheim ins Lager nach Bopfingen auf den Breitwang führen. Griesheim selbst wurde dort „festgesetzt“ und in einer Art „ehrenvoller Haft“ gehalten. In seinem Bericht „Glückliche Haupt-Victoria und warhaffte Relation“ schilderte er, was ihm in Bopfingen widerfuhr. Die Zeit während der Schlacht verbrachte Griesheim bei der Bagage in Neresheim. Nach der Schlacht verweilte er kurz in Schorndorf, eine der württembergi-schen Hauptfestungen und reiste von dort nach Köln, wo er seinen Bericht verfasste. [Nach WOELLPER, Württembergische Landesdefension] Er war ab 1635 als kurmainzischer Oberamtmann im Eichsfeld, wo er u. a. die katholischen Pfarrer wieder einführen sollte (HANSTEIN, Urkundliche Geschichte, S. 84f.) Ab etwa 1644 war er in Amoeneburg, Fritzlar, Neustadt und Naumburg tätig. WOLF, Heiligenstadt, S. 69ff.; STRAMBERG, Antiquarius, 2. Abt., 1. Bd., S. 313f.
[146] ENGERISSER, Von Kronach, S. 321ff.
[147] Birkenfeld; HHSD V, S. 46f.
[148] Bad Sobernheim [LK Bad Kreuznach].
[149] Österreichisches Staatsarchiv Wien Allgemeine Feldakten 1635/10/14 (Ausfertigung): Gallas an F (III), Feldlager bei Saarbrücken, 1635 X 01. Zu diesem Zeitpunkt können hier nicht mehr als ca. 136 Bürger v. ehemals 900-800 (1633) existiert haben. S. war 1466 an Pfalz-Zweibrücken, 1471 im Krieg an die Kurpfalz gekommen.
[150] Kenzingen [LK Emmendingen]; HHSD VI, S. 397f.
[151] LAHRKAMP, Werth, S. 84.
[152] 21.2./3.3.1638: Doppelschlacht bei Rheinfelden: Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar schlägt die Kaiserlichen unter Savelli und Johann von Werth. Sperreuter, Werth und Savelli geraten in Gefangenschaft.
[153] Pistole: (span. „Stückchen, Plättchen“) Sie entsprach 5 Taler – Goldmünze 6,65 Gramm / 900 Gold.
Eine Pistole war ursprünglich eine spanische Geldmünze aus amerikanischem Gold. die seit 1566 als doppelte Goldkrone geprägt wurde, ursprünglich Bezeichnung des unter Philipp II. von Spanien (1556-1598) ausgegebenen doppelten spanischen Escudo (Goldmünze). Sie zeigte das spanische Wappen und die Säulen des Herakles. Als Frankreich ab 1641 unter Ludwig XIII. (1610-1643) den Louis d’or nach dem Vorbild des Doppelescudo prägte, wurde die Pistole zur Weltmünze, die in vielen Ländern Nachahmung fand.
[154] LAHRKAMP, Werth, S. 115, Anm. 50.
[155] RÖSE, Bernhard von Weimar Bd. 2, Nr. 57.
[156] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 88ff.
[157] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[158] TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 58.
[159] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[160] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 166.
[161] Gladbach [LK Düren]; HHSD III, S. 257f.
[162] VOGT, Festschrift, S. 102.
[163] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[164] Wolfgang Wilhelm war wohl doch ein „offenbar recht beschränkter und unbeweglicher Geist, starr an einmal bezogenen Positionen festhaltend und von einem durch nichts zu erschütternden Bewußtsein wirklicher oder vermeintlicher Rechtspositionen durchdrungen, auf deren buchstäblicher Einhaltung er zu bestehen pflegte, ohne sich zu fragen, ob die Erreichung dieses Zieles nach Lage der Dinge möglich sei oder nicht“. SCHMIDT, Philipp Wilhelm, Bd. 1, S. 25f. KÜHN-STEINHAUSEN, Korrespondenz, S. 9, charakterisiert ihn wohl zu positiv.
[165] Dülken [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 179f.
[166] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[167] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 104.
[168] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[169] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[170] Waiblingen [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 840ff.
[171] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.
[172] LAHRKAMP, Werth, S. 132.
[173] Balingen; HHSD VI, S. 61ff.
[174] Geislingen; HHSD VI, S. 243ff.
[175] LAHRKAMP, Werth, S. 136.
[176] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[177] Rottweil; HHSD VI, S. 676ff.
[178] WASSENBERG, Florus, S. 544f.
[179] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 109.
[180] Tuttlingen; HHSD VI, S. 806f. Schlacht bei Tuttlingen am 24.11.1643: Die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter den Feldmarschällen Melchior von Hatzfeldt, Franz von Mercy und Johann von Werth besiegen die französisch-weimarische Armee unter Generalleutnant Josias von Rantzau, der in Gefangenschaft gerät. Vgl. auch die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[181] Malmsheim [Renningen, Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.
[182] Balingen [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 61ff.
[183] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.
[184] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.
[185] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.
[186] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.
[187] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.
[188] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.
[189] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.
[190] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.
[191] Der Kurfürst erlegte dier erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu re-ferirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.
[192] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.
[193] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.
[194] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.
[195] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[196] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[197] Schömberg [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 707f.
[198] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 179ff.
[199] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[200] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[201] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.
[202] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 136.
[203] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 321, Nr. 154.
[204] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 294.
[205] Alerheim; HHSD VII, S. 6f. 3.8.1645: Die Schlacht von Alerheim, oft auch Zweite Schlacht bei Nördlingen genannt, war eine Schlacht des Dreißigjährigen Krieges, die am 3. August 1645 in und um Alerheim zwischen der französisch-weimarisch-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen stattfand und mit einem französischen-alliierten Sieg endete. Vgl. SCHEIBLE, Alerheim.
[206] LAHRKAMP, Werth, S. 158.
[207] BRUTSCHER III, S. 57.
[208] Kirchheim i. Schw.; HHSD VII, S. 356.
[209] Wimpfen; HHSD VI, S. 51f.
[210] Rothenburg o. d. Tauber; HHSD VII, S. 637ff.
[211] Schwäbisch Hall; HHSD VI, S. 723ff.
[212] Crailsheim; HHSD VII, S. 133f.
[213] Feuchtwangen; HHSD VI, S. 196f.
[214] Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, auch Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefecht oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein; Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten Scharmützel auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die sich in diesem kleinen Krieg hervortaten. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten.
[215] Heilbronn; HHSD VII, S. 315ff.
[216] Dinkelsbühl; HHSD VII, S. 142ff.
[217] Nördlingen; HHSD VII, S. 525ff.
[218] Donauwörth; HHSD VII, S. 147ff.
[219] Teilweise wird überliefert, er wäre von der Kugel vom Alerheimer Kirchturm getroffen worden; HHSD VII, S. 6.
[220] Nach HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 225, das Regiment de Haes; 300 Mann sollen bei der Verteidigung des Friedhofs gefangen worden sein.
[221] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[222] Möglicherweise eine Verwechslung mit dem Wennenberg.
[223] WASSENBERG, Florus, S. 629ff.
[224] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[225] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[226] WILMIUS, Chronicon, S. 151.
[227] Roggenburg; HHSD VII, S. 629f.
[228] RÜCKERT, Lauingen I, S. 33f.
[229] Vgl. MÜLLER, Das Leben; BURSCHEL, Himmelreich und Hölle; PETERS, Söldnerleben.
[230] PETERS, Söldnerleben, S. 179f. Vgl. TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 641: Ferdinand III. an Gallas, St. Pölten, 1645 VIII 17: Der bayr.-fürstliche Kämmerer Maximilian v. Törring habe die Nachricht vom Treffen der bayerischen u. französischen Armee bei Nördlingen (Alersheim) gebracht; der Gegner verlor über 6000 Mann u. Reiter, viele hohe Offiziere fielen oder wurden gefangen genommen; die gegnerische Infanterie sei fast völlig vernichtet u. auf 800 Mann reduziert. Der Gegner erwarte aber Verstärkungen, Anfang August seien solche bereits bei Zabern gesehen gesehen worden. Maximilian glaube, mann könnte dem Gegner noch vor dem Heranmarsch französischer Verstärkungen einen Hauptstreich versetzen, wenn die Kaiserlichen mit 1000 bis 2000 Reitern zur Unterstützung der bayerischen Armee aushelfen wollten; dies sei wegen der gegnerischen Kavallerieübermacht notwendig; er verspreche, nicht nur die Truppe in kurzer Zeit zurück zu schicken, sondern sie mit einem Hilfskorps zu ergänzen. Er, Ferdinand, entsende in dieser Angelegenheit Traun u. Törring zum Erzherzog, damit dieser die notwendigen Befehle zur Truppenzusammenziehung erteile. Gallas möge sich auf Befehl des Kurfürsten in Bereitschaft halten, um so schnell wie möglich die bayerische Armee einzuholen.
[231] Mengerskirchen [LK Limburg-Weilburg/Hessen].
[232] Gail, Krieg, S. 33f.
[233] Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 418f.
[234] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[235] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 351f.
[236] Bruchsal; HHSD VI, S. 120ff.
[237] BAUR, Fürstentum Speier, S. 56.
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