Capilet [Cabalet, auch Lubedich de, Lubeditz], Marco111111111, genannt „Marco“

Capilet [Cabalet, auch Lubedich de, Lubeditz], Marco; genannt „Marco“ Obrist [ -1660 ?] Marco Capilet [Cabalet, auch Lubedich de, Lubeditz] stand als Obrist [Kapitänleutnant] der Kroaten in kaiserlichen Diensten.[1] Er wurde 1644 Nachfolger des im April im Kampf gegen Königsmarck erschossenen Kroatenobristen Nikola Rajkovič. Nach dessen Tod ging es zunächst bei den Kroaten drunter und drüber.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[2] aus dem von Eger[3] abhängigen Marktredwitz[4] erinnert sich an den 9. April 1644:Als wir nach Seußen[5] [ge]kommen [waren], kamen uns etliche Kroaten entgegen, die uns berichteten, daß der schwedische Generalmajor Königsmark auf unseren Oberst(en) Reykowitz – welcher sich bishero zu Zeitz[6] aufgehalten [hat] – losgegangen sei, in welchem Scharmützel der Oberst, der sich tapfer gewehrt, erstlich gefangen, hernach [aber] – wie sie vorgaben – [zu] allerst niedergeschossen worden sei.

Weil nun der Oberst solchergestalt gefallen und bei diesem Regiment kein Haupt vorhanden [war], so hat fast jeder Soldat Herr sein und keiner auf den andern [etwas] geben wollen. Dahero haben wir unter diesen Leuten in höchster Gefahr leben und schweben müssen; wie denn auch der Kapitänleutnant [Niclas Schwarzenberger, BW], der [zu] dieser Zeit Kommandant hier war, [Trotz] seiner Abwesenheit von uns, ziemlich [viel] Geld (er)forderte. Da wir wir ihm nichts geben wollten, sondern [es] dem H[errn] Oberstwachtmeister dieses Regiments nach Eger berichteten, hatten wir an ihm einen sehr ungnädigen Herrn, der uns [immer]fort bedrohte und [der] oft[mals] seinen bloßen Degen über uns zückte“.[7]

„Den 14. April ist in der Nacht dem hiesigen Kommandanten, [dem] Kapitänleutnant, Order zu[ge]kommen, daß er mit den berittenen Reitern puncto aufbrechen und nach Eger gehen soll. Er hat uns dahero bei der Nacht vor sich gefordert und von uns 50 Taler prätendiert und verlang, die wir ihn aber ohne Konsens [des] H[errn] Oberstwachtmeisters [Webel; BW] in Eger nicht geben wollten. Aus Cortesia haben wir ihm 10 Taler angeboten, wegen deren er anfangs hofieren wollte, die er dann aber aber doch  mit unserer höchster Gefahr angenommen hat. Um(b) 2 Uhr in der Nacht ist er dann mit 20 Pferd[en] fortgeritten. Den 19. dito ist dieser Kapitänleutnant samt den ihm nachgegangenen Reitern wieder hie[r]hero [ge]kommen. Vorhero sind sie dem toten Körper des Oberst etwas entgegengeritten und haben ihn zu Eger eingebracht.

Den 23. April abends hat uns der Oberstwachtmeister eine Zitation eingeschickt, daß wir den morgenden Tag früh bei Aufsperrung der Tor[e] bei ihm unfehlbar erscheinen sollten, da er sich (dann) mit uns wegen der Tafelgeld[er] berechnen wolle. Dahero mußte ich dann noch selbige Nacht abermals mit H[errn] Sebastian Schmidt nach Eger hinein, [um] soviel Gerechtigkeit als möglich zu erlangen. Weil wir ihm dabei [noch] 200 fl. als Rest abgeführt, hat er uns eine Quittung über die Tafelgelder auf 1620 fl. zugestellt. Die Abrechnung über die übrigen Stabspersonen und die Leibkompagnie sollte auf Gutachten ihro Gnaden, [des] H[errn] Generalwachtmeister Webel, dem Kommandanten in Eger, so lange verbleiben, bis der kaiserliche Generalkriegskommissar selbst ankommen würde.

Weil [am] Nachmittag der Leichnam(b) des H[errn] Oberst in Eger erhoben und nach Wien abgeführt werden sollte, haben wir zur Bezeugung unserer Kondolenz selbigem Prozeß beigewohnt. Während er in dem Johanniskirchlein beigesetzt war, ist doselbst erstlich von dem Jesuitenpater Emerich einen Leich[en]sermon gehalten worden, [wobei] seine Leben[s]taten, von denen wir anders(t) und besser reden gekonnt hätten, hochgerühmt wurden. Hernach ist er in einer Prozession über den Markt hinaus vor das Obertor getragen worden. Doselbst wurde er dann auf einen schwarzen Wagen gelegt und (al)so – mit Hinterlassung seines zusammengepreßten Geldes – hin[weg]geschleppt. Diesem Prozeß hat unter anderen hohen Kriegsoffiziere(r)n auch H[err] Generalwachtmeister Webel beigewohnt. Das Regiment ist ihm auch zu Fuß bis zum Wagen mit um(b)-gekehrtem Gewehr und Trauerspiel gefolgt, [während] die Musketen etlich[e] Male losbrannten.

Als wir abends wieder auf dem Weg nach Haus[e waren], kamen uns 3 Kroaten zu Fuß, die alle sehr bezecht waren, entgegen. Sie fielen mich an, hatten Korbiner und Streithämmer, schlugen die Hähne über und wollten nur [eins], mich (zu) erschießen. Ich war zu Roß, gab ihnen gute Wort[e] [und] riß mich [endlich] von ihnen [los]. Meine Gefährten aber, die auch zu Fuß und ziemlich weit hinter mir waren, wollten sie auch anfallen. Weil sie aber Weibervolk[s] ansichtig wurden, ließen sie von ihnen. Unterdessen entliefen ihnen die Weiber aber auch“.[8]

„Den 29. April hat es sich hier fast so angesehen, als würde es unter den Kroaten zu einer Revolution kommen, da etliche Reiter eine Konspiration wider ihren Kapitänleutnant, den Kommandanten, beschlossen hatten. Von ihnen sind 2 zu Pferd vor das Haus Peter Dannhorns, in welchem der Kommandant sein Quartier hatte, angeritten gekommen, haben Feuer zu[r] Tür und zu den Fenstern hineingegeben, ihre Pistolen und Karabiner wieder[um] geladen, sind den Markt auf- und niedergesprengt und haben vielmals losgeschossen. Da in solchem Schrecken fast niemand sicher gewesen ist, sind die Tor[e] etwas zugetan worden. Weil nun ein Soldat solchen Frevel auf dem Markt mit bloßem Degen wehren wollte, kommt ihm ein anderer zu Fuß über den Hals und will ihn mit aufgepaßtem Karabiner, unter Meldung, daß er nichts nit zu wehren hätte, totschießen. Dabei entstand unter den Soldaten und Bürgern ein so großer Auflauf, daß unter diesem Tumult die 2 zu Roß zum Tor hinaus entwischen konnten. Der aber, der den anderen erschießen wollte, wird auf ganz meutenuirische Weise vor das Quartier des Kapitänleutnants gebracht, der Feuer auf ihn abgibt und dabei so durch einen Arm und den unteren Leib schießt, daß er alsbald fiel und für tot gehalten, in sein Quartier getragen wird. Daraufhin ist der Lärm(en) etwas still[er] geworden. Der Beschädigte aber ist nit gestorben, sondern nach [dem] Abzug des Volks noch hier geblieben. Wir haben ihm [auch noch] in einem fort die Alimentation verschaffen müssen. Den 2. Mai sind in dieser Faktion abermals 2 widerwärtige Soldaten so aneinander[ge]kommen, daß der eine auf den Feuer gegeben hat. Da er aber fehlte, traf er [die] Hausfrau des Schmieds Hanns(en) Rößler, die, hochschwanger, unter ihrer [Haus]tür gestanden hatte. Die Kugel ist durch[s] Bein [ge]gangen, das aber wieder heil wurde.

Den 11. Mai ist dem Reyckowitzischen Regiment auf Befehl der Generalität durch Oberst Mirko [Marcovich; BW] ein anderer Oberst(er), nämlich Marko Cabalet oder Marco Lubeditsch – wie er sich schreiben lassen hat – vorgestellt worden. Dieser Oberst(e) ist des andern Tags – weil er wegen eines Schusses weder reiten, gehen noch sitzen konnte – auf einer Kalesch[e] hie[r]herogefahren worden, mit einem Teil seiner Offiziere und Knechte(n), an die 35 Pferd[e] stark. Er hat sich im Quartier des vorigen Oberst, nämlich bei H[errn] Bürgermeister Hans Georg Steinl einlosieren lassen. Dort haben wir dann auf ihn gewartet, ihn empfangen, gratuliert und gebeten, daß er bei uns armen, ausgezehrten und im Grund verdorbenen Leuten wohl vorlieb nehmen wolle. Er ließ uns durch seinen Dolmetscher solchergestalt trösten und ernstlich vorhalten, daß wir ihm die [seit] dem Tod des (abgeleibten) Oberst angewachsenen Tafelgelder noch [am] selben Tag bezahlen sollten. Wir gaben zur Antwort, daß wir nit (ver)hofften, daß er solche Gelder von fordern könne, [da] wir wegen dieser Tafelgelder von dem damaligen Regimentskommandanten – dem Oberstwachtmeister – schon solcher Gestalt quittiert wären, daß vom Tod des Oberst an alle Tafelgelder fallen, nicht mehr kassiert und von uns nicht mehr gefordert werden sollten, ganz gleich, wie lang sich das Quartier erstrecken möge. Außerdem wären wir auch nicht in der Lage, [zu zahlen], da kein Geld vorhanden und auch keines mehr aufzubringen [sei]. Wir baten ihn, von seiner Meinung abzulassen; er aber beharrte darauf und wollte ernstlich noch selbige Stund 100 Taler von uns haben.

An diesem Tage, weil (eben) Jubilate und unser[e] Kir[ch]weih war, waren die Kroaten sehr [be]trunken und fingen nicht nur untereinander, sondern auch mit den Bürgern und Krämern groß[e] Ungelegenheit[en] an. Sie haben auch dann einen Krämer von Tirschenreuth[9] – ohne [jede] Ursache – sehr schädlich über den Kopf gehauen. Der Oberst ließ [daraufhin] etliche prügeln und ins Loch stecken.

H[err] Vetter, Bürgermeister Adam Scharff und Mathes Pöpel sind alsbald nach Eger gesandt worden, Geld aufzunehmen. In derselben Nacht ist von Eger ein Reiter zum Oberst herausgeschickt worden, welcher Schreiben mitgebracht [hat], daß die ganze kayserl. Armada nach Eger gehen soll, weshalb alle Quartiere geändert werden müßten. Zu dem Ende solle auch morgenden Tages das ganze Regiment herausrücken. Daraufhin wurden die Reiter, die bisher zu Manze[n]berg[10] und Pfaffe[n]reuth[11] gelegen [sind], nach Dörflas[12] losiert. [diese] mußten dem Oberst dazu auch noch Geld geben, damit er – seinem Vorgeben nach – nit gar 3 Kompagnien hinauslege.

Den 13. Mai nachmittags ist das ganze Regiment herbei[ge]kommen. Sie haben sich zwar in die zwei Dörfer einlosiert, doch hatten wir wir sie hier in dem Markt fast alle über dem Hals. Da in den Dörfern niemand zu Haus war, waren hier fast alle Häuser von ihnen erfüllt. Einige besuchten [hier] ihre Kameraden. Das Fressen und Saufen ist dann [so] recht wieder an[ge]gangen.

Das Schloß Pilgramsreuth,[13] auf dem Kindstaufe gehalten wurde, ist damals – aus Verwahrlosung – angezündet worden – und abgebrannt“.[14]

„An diesem Tag [14.5.; BW] hat uns auch der Oberst Expresse sagen und andeuten lassen, wir sollten ihm in puncto kontentieren oder er wolle eine andere Manier mit uns gebrauchen: er wolle Bürgermeister und Richter auf gut türkisch prügeln, hernach [solange] zusammen ins Loch stecken lassen, bis wir ihm das Geld verschafften, ganz gleich, ob wir ihn dann bei der Generalität oder gar beim Kaiser verklagen [würden]. Wir ließen ihn freundlich bitten, er solle sich solange gedulden, bis unsere Abgeordneten von Eger zurückkämen, da wir ja zu Gott hofften, sie würden etwas (von) Geld mitbringen. Wenn sie jedoch nichts mitbrächten und der Oberst seine Meinung auch nit ändern wolle, könnten wir ihm nichts anderes mehr geben als unsere Mobilien mit Vieh, Getreid[e] und Bier oder was er [sonst noch] finden würde. Geld aber hätten wir keins mehr und wüßten auch keines, weder bei Christen noch Juden, aufzubringen. Eodem hat der Oberst auch 3 Marketenderwägen mit etlichen Reitern nach Prag geschickt. Diese haben wir für Roß und Mann auf 3 Wochen Zehrung verschaffen und mitgeben müssen. Einer dieser Reiter hat beim Fortreisen draußen auf dem Galgenberg Wolf(en) Röders Dienstmägdlein durch das dicke Bein gestochen.

Weil der Jammer immer größer [wurde], durch die lange Quartierung Hab und Gut draufgegangen [waren] und an anderen  Orten kein Geld mehr aufzubringen war, hatte es das Ansehen, als würde es nunmehr auch manchem von uns Leben und Blut kosten. Wegen dieses über alle Maßen lamentierlichen und elenden Zustandes haben wir unseren Abgeordneten nach Eger geschrieben und – um Gottes Willen – gebeten, bei den Juden Geld aufzubringen und unsere Zuschreiben an gebührenden Orten vorzulegen. Unterdessen ließen wir den Oberst bitten, er solle sich solange gedulden, bis unsere Abgeschickte[n] von Eger zurückkämen.

Den 15. Mai schickte der Oberst(e) abermals etliche Offiziere(r) zu mir und ließ mir noch einmal ernstlich andeuten, daß wir ihm noch vormittags 700 Reichstaler zustellen sollten. Hätten wir nit Geld, so wolle er goldene Ketten, Ring[e], Silbergeschirr, Neueisen, feiste Ochsen und alles, was geldgültig [sei] in billigen Würden annehmen; widrigenfalls würden wir von ihm einen Prozeß zu erwarten haben, von dem man noch allenthalben sprechen würde und sagen könnte: „Er, Oberst Marco Lubeditsch, wäre zu Redwitz gewesen !“ Seine Abgeschickte[n] warnten mich und baten um Gottes Willen, wir sollten Mittel machen, es würde sonst übel hergehen; denn der Oberst(e) wäre so erzürnt und schone im Zorn keinen Menschen. Ich sagte ihnen hingegen, daß wir weder Geld, noch Ketten und Silbergeschirr hätten und bat sie um Gottes Willen, den Oberst dahin zu vermögen, daß er sich gedulde(te), bis Geld von Eger käme. Im Fall, [daß] er ja nit warten wolle, wären wir des Erbietens, daß wir all unser Vieh auf dem Platz zusammentreiben lassen wollten; er könnte sich dann so viel und gleichwohl was er wolle, nehmen. – Aber er hielt wiederum bis [zum] Nachmittag zurück. –

Interim, weil wir auch nit wußten, ob Geld von Eger kommen würde, haben wir in solcher Angst und Qual einen Teil unserer Bürger und Ratsfreund[e] in verschiedene benachbarte Örter mit folgendem Schreiben abgefertigt: ‚Was für schwere Pressuren wir, nunmehro 18 Wochen lang, wegen des hier logierten Reyckowitzischen Regimentsstabes, jetzo auch wegen der Leibkompagnie und wegen des neuen H[errn] Obristen auf dem Hals und ausgestanden haben, das wird männiglich mehr als zu viel notorium bewußt sein. – Wenn wir denn abermals diesem neuen H[errn] Obersten keine große Summe Geldes geben und [ver]schaffen, müssen wir in höchster Leib- und Lebensgefahr stehen. – Da uns aber bei solch(er) langwieriger Quartierung alle Geldmittel aus den Händen gerissen würden, also haben wir aus höchster Not unsern Ratsfreund NN abgefertigt, bei seinen guten Freunden etwas aufzubringen. Ist und gelangt demnach an alle und jene frommen, christliebenden, benachbarten Personen unser ganzer Dienst und unser freundnachbarliches Bitten, sie wollen in Beobachtung dieser (unser) nun in die 18 Wochen her getragenen schweren Quartierungslast aus christlichem Mitleiden beherzigen und uns mit einem beliebigen Geld-Vorlehen eine Zeit lang gegen annehmliche Obligationen und Versicherung behilflich sein; mit dem gewissen Promiß, daß wir derentwegen unseren Kredit nit periklitieren, sondern – wie es redlichen Leuten gebührt – retten und denjenigen, die uns in zu gutem Kontento befriedigen, sondern auch diese Hilf[e] – jedoch viel lieber in in einem besseren als dergleichenm betrübten, verderblichen Zustand – bedienen wollen. Urkundlich(en) haben wir diesen Schein zu mehrer Beglaubigung mit unserem und gemeinen Markts hier vorgedrucktem Insiegel korroboriert. Geschehen in großer Eil und höchster Drangsal den 15. Mai Anno 1644. Bürgermeister, Richter und Rat da’.

Unterdessen kamen unsere Abgeordnete[n] von Eger zurück und brachten einen Oberst(en)leut[nant] Nicola de Sauniers mit, welcher von [den] beiden Generalwachtmeistern Webel(n) und (den) von Trauntitsch [Traudisch; BW] zum Oberst(en) geschickt [wurde], ihm zuzusprechen, daß er morgenden Tages mit Fried und guter Order von uns ab- und gegen Eger marschieren sollte. Seine Praetension, so er an uns suchte, soll er solange stehen lassen, bis der kaiserl. General Gallas zu Eger ankäme. Wenn ihm dann solches von der Generalität zugesprochen würde, sollte er von uns bezahlt werden. – Aber der Obriste wollte hievon nichts hören, sondern gab – Order hin, Order her – vor, nit eher aufzubrechen und von uns abzumarschieren, bis er vorher von uns völlig kontentiert sei. Unterdessen aber wolle er sich mit dem völligen Regiment hereinlegen. – Daher gab der an ihn abgeschickte Oberstleut(e)nant uns selbst den Vorschlag, wir sollten mit ihm akkordieren und uns mit ihm in Güte(n) vergleichen; wir würden ja das ganze Regiment sehen und vor Augen haben, und wenn er in Zorn aufbrechen sollte, dürfte er uns eine böse Letzt(e) lassen; er wolle seines Teils das beste dabei tun, damit wir im Guten voneinandergesetzt würden. Darauf haben wir uns am andern Tag, am 16., mit Zutun des obgemeldeten Oberst unterfangen, mit dem Obristen zu traktieren und haben ihm [angeboten], daß wir ihm für jede und alle Praetension – so er wegen des Regiments an uns zu haben vermeinte – in Eger durch die Juden an Stelle von barem Geld silberne Becher, Löffel, Ketten und andere Kleinodien [im Wert von] 250 Talern geben würden, wenn er noch am heutigen Tag mit Fried[en] und guter Order abmarschieren würde. Der Oberst war hierüber so zornig und ergrimmt, daß er uns Schelme, Diebe und rebellische Hund[e] hieß und uns zu schlagen drohte. Er blieb bei seiner Meinung und begehrte nit weniger(s) als 700 Taler. Den Offiziere(r)n gaben wir gute Wort[e], sie sollten den Oberst auf einen besseren Weg bringen. – Mittags kamen wir wieder zusammen. Da haben wir es mit sehr großer Bemühung dahingebracht, daß wir auf 400 Reichstaler, 2 Faß Bier, etliche Säck[e] Mehl, etliche Kar[15] Hafer, item Fleisch, Butter, Salz und andere Küchenspeis[e] gekommen sind. Darüber hat er versprochen, den Markt noch [am] selben Tag zu quittieren; was dann auch geschehen [ist]. So also hat diese Quartierung, welche wir volle 18 Wochen weniger einen Tag hintereinander erlitten und ausgestanden [haben], geendet und wodurch wir dann leider in einen solchen erbärmlichen Zustand, in unüberwindliche Schäden und Armut geraten [sind], daß darüber die ganze Posterität, ja [selbst die] Kindeskinder noch schreiben und zu bezahlen haben werden.

Dies(es) alles zu beschreiben ist mir zu schwer und nit möglich [zu sagen], was wir Regenten diesmal an Gefahr, Jammer, Angst und Not ausgestanden und wie wir Tag und Nacht gequält worden sind, bald dieses und jenes zu [be]schaffen und anzuordnen. Ganz abgesehen vom Geld mußte täglich [auch] eine große Summe Heu und Hafer vorhanden sein. War einen Tag Mangel, dann war die Obrigkeit in Gefahr. Alles mußte von anderen Orten erkauft und hergeschafft werden, obwohl vielmals weder Geld noch Fuhren zu bekommen waren. Alles Heu mußte zu Kirche[n]lamitz,[16] Niederlamitz,[17] Weißenstadt[18] und um Münchberg[19] genommen werden. Der Hafer war um Kemnath[20] und anderen Orten zu bekommen. Für diese Quartierung sind [allein] an Hafer 900 Kar aufgegangen; denn obwohl aufgegangen; denn obwohl anfangs etliche Pferde mit dem Oberst hinweggegangen [waren], sind sie doch nit lang ausgeblieben, sondern bald wieder zurückgekommen. Da hat man ihnen dann die Verpflegung für Roß und Mann [während] ihrer Abwesenheit ersetzen müssen.

Das Regiment Kroaten ist [an] diesem Abend noch abmarschiert und bis nach Ober[21]- und Unterkunreuth[22] gelangt. Obwohl die meisten von diesen Völkern und auch der Obriste mit ziemlichen Unwillen von uns gegangen sind und wir uns bei dem Aufbruch sehr besorgten, so ist doch alles – Gott Lob und Dank – in guten Frieden abgegangen; denn sie (ver)merkten, daß sich nit allein der H[err] Generalwachtmeister Webel, der Kommandant in Eger, sondern auch der Generalwachtmeister Trauntitsch [um] uns annahmen. Weil wir dann auch [noch] den von beiden Generalwachtmeistern herausgeschickten Oberstleutnant zur Salva Guardi[a] bei uns behielten, [haben] sie sich nit an uns reiben wollen.

Obwohl sich unsere Rechnung, Monat für Monat genau aufgesetzt, gewiß und wahrhaftig auf 15000 fl. belaufen hat, so haben wir [doch] aus Furcht und wegen starker Bedrohung [durch] diese Völker nit mehr setzen und aufrechnen dürfen als 9579 fl. [und] 14 Kr[euzer]. Obwohl wir nun diese Leute quitt und [von ihnen] befreit waren, wodurch wir hofften, wiederum ein fröhliches Gemüt erlangen zu können, so war statt dessen (nichts anders als) eine große Bestürzung und tiefe Traurigkeit zu [ver]spüren gewesen; denn es waren nit allein die Haushaltungen geleert, auch die große Schuld, in der wir staken, betrübte herzlich. Wir mußten uns [eben] mit dem alten Sprichwort: „Besser neunmal verdorben als einmal gestorben !“ trösten und mit Gott auf etwas Besseres hoffen.

Diesem Obristleutnant Nicola de Sauniers, einem Lothringer, mußten wir vor seinem Ritt von Eger heraus 12 Taler geben. [Dafür], daß er bei uns zur Salva Guardi[a] geblieben [ist], mußten wir ihm über seine Kost [hinaus auch noch] täglich 4 Taler geben. So hat uns also dieser Mann, weil er 17 Tag[e] bei verblieben [ist], über 150 fl. gekostet“.[23]

1646 sollte Capilet wieder in Marktredwitz auftauchen und seine Forderungen einzutreiben versuchen: „Den 13. Februar ist der kaiserliche Generalquartiermeister, Oberst Reich, – mit Leutnant H. Wenzel – hierher(o) [ge]kommen. Ihm folgte Oberst Marco Lubeditz sowohl mit seinem, als auch [mit dem] Palvischen [Pálffy; BW] Regiment Kroaten. Die zogen hier durch den Markt und nahmen ihr Quartier zu Sichersreuth.[24] Der Herr Generalquartiermeister kam abends wieder hie[r]her und verblieb bei uns übernacht. Die 2 Regimenter Kroaten aber sind 2 Tage und Nächte zu Sichersreuth verblieben. Als der Generalquartiermeister das versprochene Stück Geld [dafür] empfangen [hat], daß er sie nit in die Stadt Wunsiedel[25] eingelegt [hat], sind die 2 Regimenter zurück und haben vermöge ihrer Order ihr Quartier in Waldershof[26] genommen, wo sie auch ganze(r) 3 Wochen verblieben [sind]. Als diese Kroaten nach Sichersreuth hinaufzogen, haben sie den Schafhof zu Oberrebitz angezündet und abgebrannt.

Diesen Oberst Lubeditz haben wir nit gern in der Nachbarschaft gesehen, wie er uns denn auch im Durchziehen hie[r] bedroht [hat]; aber wegen unserer starken Salva Guardi[a] haben wir ihm nit viel gute Wort[e] [ge]geben. Von Waldershof aus schickte er etliche Offiziere(r) herab und forderte von uns 300 Taler, die wir ihm – seinem Vorgeben nach – schuldig geblieben [wären], als er anno 1644 das Winterquartier bei uns gehabt. Wir sollten sie ihm alsbald mitschicken oder er wolle sie sich mit Gewalt holen. Wir sind ihm nichts (geständig) gewesen, [sondern] haben uns auf die Abrechnung mit ihm in Eger [bezogen]. Zur Erhaltung guter Nachbarschaft haben wir jedoch angeboten, ihm ein Paar gute Pistol[en] zu verehren. Hierauf ist er noch zorniger geworden und hat uns hart bedroht. Wir haben aber darauf nichts gegeben. Als er nun mit uns lang [genug] und vergeblich gepochet, hat er endlich [doch] 1 Paar gute Pistol[en] und 1 Karabiner genommen und uns von allen Ansprüchen quittiert“.[27]

Für den 20.3.1646 hält Leopold fest: „Diesen Tag – also den 10. Marti[i] – sind nit allein die Dragoner, deren Oberstleutnant wir etliche Säck[e] mit Hafer hinaus(ver)schaffen mußten, zu Dörflas[28] stillgelegen, sondern es ist zu Mittag auch das kroatische Lubeditz[i]sche Regiment hier angelangt und hat sich ebenermaßen zu Dörflas einquartiert. Obwohl sich unser Kommandant, H[err] Kapitänleutnant, stark da(r)widergesetzt [hat], hat er es doch nit abwenden können. Er hat aber doch dem Oberstleutnant Michael Natali, welcher in Abwesenheit des Oberst das Regiment kommandierte, angedeutet, daß er ihn deswegen beim Feldmarschall verklagen wolle, was er auch getan hat; aber eh der Bote in das Hauptquartier [ge]kommen [war], ist der Schad(en) schon getan gewesen. Doch hat der Feldmarschall diese gewalttätige, ohne (gehabte) Order [vorgenommene] Quartierung übel empfunfden und unserem Kapitänleutnant schriftlich anbefohlen, dergleichen nit mehr zu gestatten“.[29]

Befriedigt konnte Leopold dann notieren: „Es ist sonsten von Sonntag bis Mittwoch [März 1646; BW], da ich mich im Hauptquartier befunden, nichts Neues gehört und auch nichts Sonderbares gesehen worden, nur daß ich dem Oberstleutnant Marco Lubeditz, welcher uns anno 44 auf ganz tyrannische Weise nächst Hab und Gut auch gerne um Leib und Leben gebracht hätte – und wegen dem ich damals im Hauptquartier gefangen gesessen [habe] – , gar spöttlich zugesprochen habe und ihm seine bei uns verübte Tyrannei vor die Nase(n) gerieben habe“.[30]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. die Erwähnungen bei ENGELBERT, Hatzfeldt W 1/1; Nr. 541, B 396. Das Todesjahr 1700 [?] findet sich in der Portraitsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Wien; http://www.bildarchivaustria.at/Pages/. Der abgebildete Kupferstich stammt von Martin MEYER, Ortelius Continuatus, und wurde freundlicherweise von Herrn Harald Skala zur Verfügung gestellt.
[2] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[4] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[5] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[6] Zeitz; HHSD XI, S. 519ff.
[7] BRAUN, Marktredwitz, S. 210f.
[8] BRAUN, Marktredwitz, S. 211f.
[9] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[10] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[11] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[12] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[13] Pilgramsreuth, heute Ortsteil von Rehau [LK Hof].
[14] BRAUN, Marktredwitz, S. 312f.
[15] 1 Kar = 3, 33 hl.
[16] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[17] Niederlamitz, heute Ortsteil von Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[18] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.
[19] Münchberg; HHSD VII, S. 464.
[20] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[21] Dolní Hraničná, deutsch Unterkunreuth, heute Ortsteil von Pomezí nad Ohří (deutsch Mühlbach), Bez. Cheb.
[22] Horni Hraničná (Oberkunreuth), heute Ortsteil von Pomezí nad Ohří (deutsch Mühlbach), Bez. Cheb.
[23] BRAUN, Marktredwitz, S. 215ff.
[24] Sichersreuth, heute Ortsteil von Bad Alexandersbad [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[25] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[26] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[27] BRAUN, Marktredwitz, S. 253.
[28] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[29] BRAUN, Marktredwitz, S. 258.
[30] BRAUN, Marktredwitz, S. 262.
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