Brandt, N

Brandt, N; Resident [ – ] Der kaiserliche Resident in Brüssel, Brandt, informierte Gallas am 16.1.1644 über aus London eingelaufene Berichte über die politische und militärische Lage in England und Schottland sowie über ausführliche Nachrichten aus Frankreich, insbesondere aus Paris. In dieser Stadt herrsche im Volk die Überzeugung, dass die Friedensverhandlungen nicht durch die Spanier, sondern durch die französischen Bevollmächtigten aufgehalten würden. Nachrichten aus Brüssel zufolge gingen die Werbungen weiter; aus Spanien werde Proviant und Geld für die Armee geliefert werden. Anfang der Woche sei bereits ein Schiff mit Militär aus Spanien in Dünkirchen[1] angekommen.[2]

Auch Brandt hatte sich am 23.1. wieder mit neuen Nachrichten aus Paris, London und Brüssel an den Generalleutnant gewandt: In Paris konzentriere sich alles auf die Sorge um Beschaffung von Geld für die Armee, vor allem für Turenne, dem 500.000 Scudi[3] versprochen wurden. In Katalonien herrsche starker Widerstand gegen die französischen Soldaten. In England setze William Waller, der Kommandant der Armee des Parlaments, die Belagerung der Burg Arundell fort. Graf Essex sei nach London gekommen, um Geld zu holen und den Tausch der Militärquartiere zu betreiben. Vorläufig sei nichts davon zu hören, dass schottisches Militär das Königreich bereits betreten habe, doch bereiteten sich die Grenzprovinzen schon auf diesen Einmarsch vor; die Proklamation des Königs an die Schotten werde wohl erfolglos sein. In Brüssel sei ein außerordentlicher Kurier aus Spanien beim Internuntius eingetroffen und wurde sofort nach Wien dirigiert. Man spreche von einer neuen Regierung der Spanischen Niederlande. Berichte aus Den Haag zufolge bemühten sich die französischen Bevollmächtigten, die Holländer zu Feindschaftserklärungen an den Kaiser zu bewegen.[4]

Der kaiserliche Resident Brandt in Brüssel übersandte Gallas am 30.1. die neuesten Nachrichten aus Paris und Brüssel. Erstere betrafen die großen Vorbereitungen für die Armee Turennes, dessen Feldzug ins Reich vor dem Unternehmen in Katalonien den Vorzug habe. Regimenter und Artillerie würden zusammen gezogen, große Geldsummen gesammelt. Ferner erwähnte er die gegen Kardinal Mazarin gerichtete unterdrückte Verschwörung. Bei Hofe herrsche Missfallen an der Neutralität des Papstes und dessen Entgegenkommen gegenüber Spanien. – Die Nachricht aus Brüssel besage, dass soeben ein außerordentlicher Kurier aus Spanien die Ankunft einer 24 Millionen-Goldflotille in Cadiz gemeldet habe. Der König von Spanien informierte Francico de Melo, wie er die Regierung in den Niederlanden zusammen zu setzen gedenke, und berief Piccolomini und Castel-Rodrigo persönlich zwecks Verhandlungen nach Spanien.[5]

Auch aus Brüssel kamen am 10.9. durch Brand die neuesten Nachrichten aus Paris und England für Gallas: Gassions französische Truppen zögen nach Flandern, um die Unternehmungen des Prinzen von Oranien bei Gent[6] zu unterstützen. Über Condés Marsch gäbe es nichts Neues, vermutlich werde er sich einige Tage mit der Eroberung von Worms[7] aufhalten und dann weiter marschieren. Auch über die Belagerung von Tarragona[8] gäbe es nichts Neues. Nach Abschluss dieser Operation solle de La Motte durch Graf d’Harcourt als Statthalter ersetzt werden, da die Katalanen diesen verlangten. Infolge des allmählichen Einfrierens der Generalfriedensverhandlungen in Münster habe der König von Frankreich über Gaston d’Orléans und den Fürsten de Condé dem Parlament seine Edikte zur Fortsetzung des Krieges vorlegen lassen. Ferner berichtete er über die Lage der Holländer bei Gent, wo der Prinz von Oranien 6.000 oder 7.000 Soldaten stehen, aber auch viele Kranke und Verwundete liegen habe. In England stünden die königlichen Truppen und die des Parlaments einander gegenüber, doch nichts geschehe. Das Parlament wolle weder mit den Holländern noch mit Rákóczi verhandeln.[9]

[1] Dünkirchen [Dunkerque, Span. Niederlande; h. Frankreich, Dép. Nord].

[2] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 138.

[3] 1 scudi entsprach etwa 1,2 Rt., ingesamt also 600.000 Rt.

[4] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 147.

[5] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 153.

[6] Gent [Gand; Span. Niederlande, h. Belgien].

[7] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[8] Tarragona [Spanien, Katalonien].

[9] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 400.

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