Bertremoville [Betremolli, Bertremouille] Ernst de

Bertremoville [Betremolli, Bertremouille] Ernst de; Obrist [ – ] stand als Obristleutnant, Obristwachtmeister bzw. Obrist im Regiment Velen in kaiserlichen bzw. kurkölnischen Diensten.

„Da die Grafschaft Bentheim bei den Kaiserlichen im Rückstand war, fand am 19. Juli 1636 in Burgsteinfurt[1] eine ‚Liquidation‘ vort dem Obristen Freiherr von Ketteler, dem Velenschen Regimentsrezeptor Philipp Keekern und dem Regimentsquartiermeister Martin Eißner statt. Gefordert wurden im einzelnen:

für den Stab des Generalwachtmeisters Freiherr von Velen     1.424 Rtlr.

für die Kompanie des Rittmeisters Gottschalk                              698 Rtlr.

für die Kompanie des Rittmeisters Entrup                                    648 Rtlr.

für die Kompanie des Hauptmanns Jelis Janßen von Utrecht      548 Rtlr.

für die Kompanie des Hauptmanns Wendel                                 484 Rtlr.

für Warburg jetzt Bertremolli                                                         535 1/2 Rtlr.

Ingesamt                                                                                    4.337 1/2 Rtlr.“[2]

„Für die Grafschaft Bentheim war vom 1. Januar 1637 an folgende kaiserliche Kontribution angesetzt worden:

1. für die Leibkompanie des Generalwachtmeisters Freiherr von Velen in der Garnison Rheine[3] 1.730 1/2 Rtlr.

2. für die in der Stadt Neuenhaus einquartierte Kompanie zu Fuß Bertremouille vom Regiment von Velen  2.725 1/2 Rtlr.

3. für den Stab des Regiments von Velen                                                                                                          977 Rtlr.

4. für den Stab des Obristen von Westerholt                                                                                                      733 Rtlr.

5. für den Stab des Obristleutnants Sinnema                                                                                                     233 Rtlr.

6. für den Stab des Kommissars                                                                                                                        150 Rtlr.

Offenbar konnten die geforderten Summen jedoch nicht aufgebracht werden. Am 9. Mai 1637 erhielt die Stadt Neuenhaus[4] daher von der Gräflichen Kanzlei in Bentheim[5] ein Schreiben folgenden Inhalts:

‚Demnach der her Generall Wachtmeister Freiherr von Velen zu Warendorff[6] wiederumb angelanget, und fast ungeduldich, daß die resistirende 5000 Rtlr. noch nicht beigebracht, daher befohlen, daß die strengste Militair Execution verhenget werden solle. Damit nun sothaen Unheill so viell Mensch und möglich vvorgebawet werde, alß ist deß Hochwollgebornen unsers gnädigsten Graven und Hern ernstlich Befelch an alle Richtere, der Statt Burgemeister und Vogte, daß sie sich eußerst angelegen sein laßen, damit uff die resistirende 5000 Rtlr. innerhalb 8 Tage zum wenigsten zwey thausent zusammen gebracht und nach Warendorff gelieffert werden moge […]‘ „.[7]

Im August 1636 schrieb Obristwachtmeister Bertremoville an den Pfennigmeister Bertold von Büren und sandte ihm die Assignation für 6 Kompanien.[8]

Bertremoville stand im Oktober 1638 in Warendorf und unterrichtete Melchior von Hatzfeldt von den Bewegungen schwedischer und pfälzischer Truppen im Raum Salzuflen,[9] über die Belagerung von Lemgo,[10] die Gefangennahme des Obristen Otto Christoph von Sparr bei Sassenberg[11] sowie die Aufteilung der Gefangenen nach Hatzfeldts Sieg über die Schweden und Pfalzgräflichen bei Vlotho.[12]

1641 stand Bertremoville aus Paderborn[13] in sehr regem Briefwechsel mit Alexander von Velen: Um die Quartiere, Assignationen und die Verstärkung der Blockade von Wolfenbüttel[14] ging es im März. Die Kompanie des Hauptmanns Clemens in Wiedenbrück[15] sollte in diesem Monat abgelöst werden. Einen Monat später klagte er über die Weitläufigkeit Paderborns, meldete die Ablösung zu Pyrmont[16] und Dringenberg[17] und Restanten zu Bielefeld.[18] Zudem wurden 6 Kompanien in Warburg[19] einlogiert. In einem weiteren Schreiben ging es um die Verstärkung der Kompanien zu Paderborn, das Auftauchen eines hessen-kasselischen Korps unter Geyso am Matthäus-Tor sowie die Klage der Stadt Warburg über die Erpressung der Kontribution. Des Weiteren ging es um die Unterstützung des Obristen Oer zu Palsterkamp und um Nachrichten von der Ankunft Banérs zu Erfurt.[20] Er konnte Velen die Ankunft der Kompanie des Hauptmanns Kopf und des Rittmeisters [Hermann ?] Nagel zu Brakel[21] melden und teilte seine Vor-bereitungen zum Feldzug mit. Im Mai ging es in seiner Korrespondenz mit Velen um den bevorstehenden Einfall braunschweig-lüneburgischer Truppen ins Hochstift Paderborn zur Revanche für den Überfall kaiserlicher Truppen auf Allendorf.[22] Ein Bericht des Hauptmann Kopfs über dieses Zusammentreffen mit den Braunschweig-Lüneburgischen ging in diesem Monat an Velen. Velen wandte sich an Bertremoville und übermittelte ihm die Bitte des Mindener[23] Landkommissars von der Streithorst wegen der Freilassung des Vogtes zu Gohfeld[24] und anderer Gefangener. Weiter ging es im Juni um die Aufteilung der Kontribution sowie die Designation der braunschweigischen Ämter und ihrer Zahlungen. In diesem Juni berichtete er Hatzfeldt von der Belagerung des Hauses Polle.[25]

Im Juli kam es zum Rückschlag bei der Blockade von Wolfenbüttel. In diesem Monat setzten hessen-kasselische Truppen bei Hameln[26] über. Obrist Epp logierte zu Neuhaus.[27] Zugleich erwähnte er das Vorgehen der Paderborner Räte gegen den Juden Lesar Wallich, augenscheinlich ein Verwandter des jüdischen Geldverleihers Maier Wallich, der die erste Lotterie in Minden eingerichtet hatte, die der Stadt allerdings keine Gewinne brachte. Im August meldete er Velen die Schwächung der Paderborner Garnison durch den Auszug der Kompanie bzw. den Auszug ins Braunschweiger Land. Zugleich ging es um die Wegnahme von Vieh durch ein Streifkorps und den Widerstand der Bauern bei Beverungen.[28] Hatzfeldt teilte er das Erscheinen Erzherzogs Leopold Wilhelm bei Hildesheim[29] mit.[30] Den Rückstand in der Assignation meldete er ebenfalls in diesem Monat sowie die Verfolgung eines Streifkorps durch Obristleutnant Gerhard Vincke; desgleichen den Anschlag Vinckes auf Bodenwerder[31] und dessen Plünderung. Der Aufruhr in den braunschweigischen Quartieren war ebenfalls Gegenstand ihrer Korrespondenz.[32] Im September beklagte Bertremoville die Nichtbestellung der Felder bzw. den Ruin des Landes sowie seine Sorge um die Auffüllung der Magazine. Im November ging es um die Entlassung des Paderborner Landsassen und kaiserlichen Rittmeisters Blome aus dem Arrest,[33] die sich jedoch bis zum Frühjahr 1642 verzögern sollte.[34] Im November hatten sich die Einwohner von Polle über die erhöhte Kontribution beschwert. Bertremoville bat Velen um den Befehl an den Kommandanten von Lemgo, ihn bei der Auseinandersetzung mit den rebellischen Orten zu Hilfe zu kommen. Im Dezember 1641 ging es um die erhöhten Forderungen des Kommandanten zu Einbeck[35] und des kaiserlichen Obristen Hasenbein im Braunschweigischen sowie um einen befürchteten Anschlag der Hessen auf Paderborn, weshalb er Velen um Verstärkung ersuchte.[36]

Vom Januar 1642 datiert eine Quittung von Offizieren und Unteroffizieren über die korrekte Soldzahlung durch Bertremoville.[37] Bertremoville unterrichtete Velen im Februar 1642 von dem geplanten Anschlag des Hauptmann Kopf auf Bodenwerder.[38] Hatzfeldt informierte er in diesem Februar von der Arrestierung Blomes bei Paderborn.[39] Im März 1642 ging es um die Einbringung eines hessischen Gefangenen aus der Kompanie des Obristleutnants Winter zu Lippstadt.[40] Die Nachricht vom Aufbruch der schwedischen Hauptarmee nach Frankfurt a. d. Oder[41] und des Lüneburgischen Regiments aus Bodenwerder sowie vom Marsch des Grafen Kaspar von Eberstein auf Minden ging im April an Velen. Im Juni unterrichtete er Velen von der Abdankung der lüneburgischen Völker und teilte ihm mit, dass er den Abzug des Hauptmanns Kops aus Pyrmont für nicht richtig halte.[42]

„Kurfürst Ferdinand hat nach seiner Militärreform vom August 1643, die seine Mediattruppen auf 8.000 Mann zu Fuß und 1.500 Reiter Sollstärke bringen soll, den Feldmarschall und Landkomtur des Deutschen Ordens Graf Gottfried Huyn von Geleen zum ‚Oberkommandanten des westfälischen Kreisdefensionsheeres‘ ernannt. Als dieser, der in Münster aus dem Jahre 1634 bekannt ist, Ende Januar 1645 zusammen mit seinem Generalkriegskommissar Joachim Christian von Blumenthal in Warendorf weilt, wünscht der Rat, ihm den Unterhalt der Stadtgarnison aus Landesmitteln dringend zu empfehklen und die noch in Warendorf stehende Kompanie des Kapitäns Tonhausen abzufordern. Durch die Vertreter der Landstände und der Regierung schließt das Hochstift Anfang 1645 in Dülmen[43] mit der Landgräfin Amalie [Elisabeth] von Hessen einen Vertrag ab, wonach gegen eine feste monatliche Gesamtkontribution von 30.000 (später 28.000) Talern die gesammte innere Verwaltung in den hessisch be-setzten Orten wieder auf die fürstliche Regierung übergeht. Kurfürst Ferdinand wünscht am 25. April die Abberufung des beliebten Stadtkommandanten Reumont, weil Graf Geleen soviel Kriegsvolk wie möglich für den bevorstehenden Feldzug zusammenbringen will und dazu diesen Obristen nötig habe, an dessen Platz in Münster er den Obristleutnant de Bertremoville kommandieren wolle, doch setzt sich der Rat für Reumonts Verbleib ein“.[44] Wahl schrieb im Mai 1645 aus Rheine an Bertremoville und teilte ihm die Abordnung des Obristen Plettenberg nach Vechta[45] sowie seine Vermutungen über den Aufbruch der Hessen-Kasselischen mit.[46]

1646 schrieb der kaiserliche Feldmarschall Holzappel aus Coesfeld[47] an Bertremoville, Kommandant zu Warendorf, und widerrief die freien Exekutionspässe bzw. verlangte das Aufgreifen der betreffenden Soldaten.[48]

Der Landdrost Wilhelm von Westphalen hatte am 18.10.1647 wieder ein Schreiben an den noch in den Spanischen Niederlanden weilenden Piccolomini abgehen lassen: „Die von hiraus und anderen negst gelegenen guarnisounen zusammengezogene trouppen zu fueß sambt 400 pferden haben im stifft Münster das fleck Borgsteinfurth,[49] darinnen feindts dragoner sambt vielen zusamm gebrachten proviant und marquetenderwagen sich befunden, überfallen und erobert, darinnen verblieben, fortificiren, auch dem Königsmarck, Hessischen und Weymarischen bey Rheine die zufuhr und lebensmittell zum theill benohmmen. Wie lange sich nuhn gegeneinander verhalten, stehet zu erwartten. Die schwedische haubtarmada solle bey Erffurt stehen und bis dahin gewichen. Ob nuhn die Kayserliche, wie theils gemeldet, in Pommern gehen oder den feindt verfolgen werden, haet man zu sehen. Es dorffte in diesem Wesphalischen Crais noch vorm winter und beziehung der winterquartier wohl was wichtiges vorgehen und mutationes geben“.[50] Westphalen schrieb am 25.10.1647 an Piccolomini: Hiesiger commendant Bertramoville sambt den meinigen sowohl officirn als knechten haben ihre schüldigkeit dabey geleistet, das billig zu belohnen sey“.[51]

Im Dezember 1647 teilte Kurfürst Ferdinand von Köln Velen die Bestallung Bertremovilles zum Obristen des Regiments des Westfälischen Kreises bis zur Qualifizierung seines Sohnes Ferdinand Gottfried von Velen zu diesem Amt mit.[52]

Im März 1648 schrieb Kurfürst Ferdinand von Köln an Bertremoville wie auch an Lamboy und teilte ihnen die Übertragung des Gräflich Velen’schen Regiments an Bertremoville bis zur Übernahme durch Ferdinand Gottfried von Velen mit.[53] Im April wurde durch Lamboy das Regiment Velen endgültig an dessen Sohn Ferdinand Gottfried übertragen.[54]

Um 1649 kaufte Bertremoville in Großwallstadt[55] einen Lehnshof und bewirtschaftete ihn auch.
Er ist zusammen mit seiner Frau Andrea Huls [de Hültz] in der Kirche von Großwallstadt begraben. Dort findet sich beider Grabstein.

[1] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.

[2] STEINWASCHER, Krieg, S. 82.

[3] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.

[4] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340.

[5] Bentheim [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 40f.

[6] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[7] STEINWASCHER, Krieg, S. 88ff.

[8] WOLF, Landsberg-Velen, S. 61.

[9] Bad Salzuflen [LK Lemgo]; HHSD III, S. 48.

[10] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.

[11] Sassenberg [LK Warendorf]; HHSD III, S. 662.

[12] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 167; Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.

[13] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[14] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[15] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.

[16] Bad Pyrmont [Kr. Hameln-Pyrmont], HHSD II, S. 29f.

[17] Dringenberg [LK Warburg]; HHSD III, S. 174.

[18] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[19] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[20] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[21] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[22] Allendorf [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 14.

[23] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[24] Gohfeld, heute Stadtteil von Löhne [Kr. Herford].

[25] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 167; Polle [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 383.

[26] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[27] WOLF, Landsberg-Velen, 76; Neuhaus a. d. Elbe; HHSD II, S. 342.

[28] Beverungen [LK Höxter]; HHSD III, S. 72.

[29] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[30] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 167.

[31] Bodenwerder; HHSD II, S. 56f.

[32] WOLF, Landsberg-Velen, S. 76.

[33] WOLF, Landsberg-Velen, S. 76.

[34] WOLF, Landsberg-Velen, S. 76.

[35] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.

[36] WOLF, Landsberg-Velen, S. 76.

[37] WOLF, Landsberg-Velen, S. 148.

[38] WOLF, Landsberg-Velen, S. 82.

[39] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 167.

[40] WOLF, Landsberg-Velen, 82; Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.

[41] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[42] WOLF, Landsberg-Velen, S. 82.

[43] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.

[44] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 104.

[45] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.

[46] WOLF, Landsberg-Velen, S. 105.

[47] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.

[48] WOLF, Landsberg-Velen, S. 118.

[49] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.

[50] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 133.

[51] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 134.

[52] WOLF, Landsberg-Velen, S. 158; 159.

[53] WOLF, Landsberg-Velen, S. 162, 159.

[54] WOLF, Landsberg-Velen, S. 161.

[55] Großwallstadt [LK Miltenberg]. Frdl. Hinweise von Gerhard Kraus.

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