Boyneburg [Bemmelberg, Bemelberg, Bemmelberger] zu Lengsfeld, Johann Berthold Freiherr von
Boyneburg [Bemmelberg, Bemelberg, Bemmelberger] zu Lengsfeld, Johann Berthold Freiherr von; Obrist [um 1585 Coburg-März 1641 Neunburg vorm Wald] Johann Berthold Freiherr von Boyneburg [Bemmelberg, Bemelberg, Bemmelberger][um 1585 Coburg-März 1641 Neunburg vorm Wald] zu Lengsfeld, Herr zu Dippach, stand als Kämmerer und Obrist[1] in kaiserlichen Diensten.
Der Überlinger[2] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595-1655][3] berichtet in seinem Tagebuch, dass die Stadt sich im November 1633 geweigert habe, 200 Soldaten von Bemmelberg ins Quartier zu nehmen.[4]
1641 nahm er am Kampf um Neunburg vorm Wald[5] teil und wurde dabei tödlich verwundet.[6]
Das Regiment[7] Seckendorff lag noch in Kemnath,[8] Slang in Schwandorf[9] zog die Besatzung von Burglengenfeld[10] an sich, die am 17. vormittags abrückte, nachdem sie die Naabbrücke abgebrochen hatte. Dann marschierte Slang am 17. abends nach Neunburg v. W. ab, wo er am 18.3. um 3 Uhr morgens eintraf. Die ihm unterstellten Nabburger[11] Regimenter wies er an, unverzüglich nach Neunburg zu marschieren. Diese warteten jedoch, bis die Korps von Auerbach[12] und Vilseck[13] eintrafen und brachen erst am 19.3. nach Neunburg auf. Der Vortrab der Kaiserlichen und Bayerischen, 7.400 Kavalleristen unter Caspar von Mercy am 17.3. Burglengenfeld, das von den Schweden bereits aufgegeben worden war, und brach am 18.3. gegen Cham[14] auf.
Am 19.3.1641 teilte Franzin W. E. von Lobkowitz aus Regensburg[15] mit, am vergangenen Sonntag hätten sich die kaiserlichen und bayerischen Truppen gegen Schwandorf und Cham in Marsch gesetzt, wo der schwedische Generalmajor Slang mit 3.000-4.000 Reitern stand. Beim Heranrücken der Kaiserlichen sei dieser mit 100 Reitern in Richtung Neunburg vorm Wald entkommen. Banér habe vorgestern noch nicht glauben wollen, dass die ganze kaiserliche Armee gegen ihn heranmarschiere. Er habe zwar den Befehl zur Vereinigung seiner Truppen erteilt und an viele Stellen um Hilfstruppen geschrieben, doch werde er sich, erhaltenen Nachrichten zufolge, bald mit einer erhofften Hilfe mehr trösten können. Dieser glückliche Ausgang werde sicher zur Folge haben, dass die Vertreter Braunschweig-Lüneburgs und Hessen-Kassels eine bessere Antwort auf den ihnen von den Reichsständen vorgelegten Beschluss über einen vollständigen Waffenstillstand geben werden.[16]
Am 20.3.1641 schrieb Mislík von Hyršov aus Janowitz[17] J. Černin d. Ä., Banér habe wegen der Nähe der kaiserlichen Armee Cham geräumt und sich in aller Eile über Furth,[18] Taus[19] und Rosshaupt[20] aus dem Königreich Böhmen davon gemacht, wobei er unterwegs viel Bagage zurück gelassen habe, so dass jetzt kein einziger feindlicher Soldat mehr in Böhmen stehe.[21] An diesem 20.3. hatte der offensichtlich noch nicht vollständig informierte Kaiser[22] aus Regensburg[23] an Rudolf Graf Colloredo geschrieben, er sei im Besitz von Nachrichten, dass Banér sich von Cham fort bewege, morgen früh in Furth im Wald stehen und über den Gebirgspass nach Böhmen kommen könnte. Colloredo solle daher alles in Bereitschaft halten. An Borro sei der Befehl ergangen, die Festung Königgrätz[24] mit 300 Dragonern zu besetzen.[25]
Slang wartete in Neunburg das Eintreffen der beiden Nabburger Regimenter nicht ab und marschierte bereits am 19.3. nach Cham ab. Bei Neukirchen-Balbini[26] stieß er auf die Vorhut unter Mercy und wurde nach Neunburg hineingeworfen. Über 600 Wagen, alle Handpferde und die Frauen der Offiziere fielen in Mercys Hände.
Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ließ Slang in Neunburg 41 Häuser niederreißen, alles Vieh aus den Ställen auf die Straße treiben, seine Pferde hineinstellen und verschiedene Bollwerke errichten. Die beiden Nabburger Regimenter hatten sich am 18.3. mit den Garnisonen aus Auerbach und Vilseck vereinigt und marschierten am 19.3. von Nabburg ab. Sie fanden jedoch Neunburg bereits von kaiserlichen und bayerischen Truppen eingeschlossen. Ein Ausfall Slangs ermöglichte es ihnen in die Stadt zu gelangen. Am 19.3. zog Báner von Cham über Furth[27] und Taus ab. Geleen traf in der Nacht vom 19./20.3. vor Cham ein und nahm sofort die Verfolgung auf. Erzherzog Leopold Wilhelm,[28] der am 19.3. in Neukirchen-Balbini sein Hauptquartier aufschlug, leitete den Angriff auf Neunburg. Der Ort wurde von den Kaiserlichen bis auf 7 Häuser völlig niedergebrannt. Die Artillerie fuhr in der Nacht vom 19. zum 20.3. auf und eröffnete am 20.3. das Feuer, das eine Bresche in die Stadtmauer schoss und mehrere Häuser in Schutt und Asche legte. Die Schweden besserten den Schaden in der Nacht zum 21.3. wieder aus. Sie verteidigten, nachdem ihnen die Munition ausgegangen war, die Mauern mit Steinen. „Als sie daraufhin klagten, daß ihre Munition nur Neige gehe, hatte der halsstarrige Oberst sogleich die Antwort parat: »Statt Kugeln können wir Steine nehmen. Davon gibt es genug. Laß die Leute suchen und sammeln !«. Es ist unwahrscheinlich, daß die schwedischen Reiter dazu kamen, Steine auf ihre Feinde zu werfen, denn sogleich richteten sich die Schauer brummender Kanonenkugeln gegen die Mauer zwischen den beiden zusammengeschossenen Türmen, und binnen kurzem sackte auch sie krachend in sich zusammen. Die kaiserlichen Kanoniere konnten jetzt direkt in die Stadt hineinsehen, bis zum Marktplatz. Nun hatte auch Slang genug, und er beugte sich dem gesunden Menschenverstand des Belagerungsrituals. Er ließ Trompeter die Kaiserlichen anblasen und erklärte sich zur Kapitulation bereit, falls seine Offiziere nicht gefangengenommen würden (die gemeinen Soldaten sollten zurückgelassen werden). Die Gegner lehnten ab. Die Schweden mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bedingungslos. Aus der zerschossenen Stadt trotteten rund 90 Offiziere, 1600 Reiter und 180 Musketiere. Neunburg war gefallen. Der Weg nach Cham war frei“.[29]
Slang, Jobst Rudolf von Berkenfeld, Obrist Heuking, der Kommandant von Nabburg, Karl Magnus von Baden-Durlach und Kinský gerieten in Gefangenschaft und wurden nach Regensburg gebracht.
Das „Theatrum Europaeum“[30] berichtet über diese Vorgänge: „Der Obrist Schlange lag / wie schon obgemelds / mit seinem Regiment und Volck voran / zu Schwandorff / hatte darvon bey 40. Dragoner im Schloß Burglengenfeld / und mag darvon desselben in der verbrandten Stadt auch etwas herunter gelegen haben / inmassen seine Partheyen von darauß nach Regenspurg / so nur vier kleine Meylen darvon gelegen / wo nicht auch auß dem Regenstauffischen / so halber Weg ist / fast täglich gegangen / die andere Obriste / als Heukhing und Herr Kintzky lagen in Nabburg / und ihres Volcks auch theils an der Vilß zu Vilßeck und Auerbach / so als der weiteste Weg auff sieben guter Meilen von Schwandorff / Nabburg aber nur zwey kleiner darvon ist / ligend hatten / desto bessern Auffenthalt zu haben.
Als nun obenerwehnte drey Brücken[31] / in Eyl darüber zu kommen / fertig und zu vorderst alles Käis. und Bäyr. Fuß-Volck / sampt der Artigleria bey Kelheimb[32] in der Still gesamlet und vorhanden gewesen / wurde die Marche mit völliger Käiserl. und Bäyr. Armada / die man auff 20000. starck geschätzet / Sambstags den 6. 16. Martii von Phöringen[33] an der Donau / eine Meyle oberhalb von Neustatt[34] mit starcker Reuterey und wenigem Fuß-Volck / so Herr General Piccolomini[35] und Mercy im Vorzug geführet / und den Nachzug deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. überlassen / so mit übriger Cavallerie angefangen / und theils fuß-Volck / Sonntags den 7. 17. diß gefolget / darauff Montags das Bagagy[36] in Convoy der 10. dabey gelassenen Regimentern / und Dienstags den 9. 19. diß die Artiglioria in Begleitung deß de Suys Regiment fortgangen : welcher gantzer Zug den Weg bey der Stadt am Hof[37] vorbey / theils auff die lincke Hand nach Burglengenfeld / theils zur Rechten über die Regenbrücke bey Weix[38] gerad gegen Wald-Neuburg / da der Schwedische Obriste von Bürckenfeld [Berkefeld; BW] gelegen / zugenommen / deß Fürhabens / dem Schlangen / daß er zu seinem Herrn Generalen nach Chamb nicht mehr kommen sollte / den Weg zu vorderst abzuschneiden.
Es hatte aber der obriste schlang dessen zuvorhero schon etwas Nachricht / so er den genenneten beyden Obristen mitgetheilet / sie auch / daß er und sie / die unter seiner Conduite waren / Ordre habe sich nach Chamb zu retiriren / wissen liesse / die dann ihren nächsten Weg dahin / auf Wald Neuburg / so von Nabburg nur drey Meylen entlegen / zu nehmen gehabt.
Als nun der Käiserl. und Bäyr. starcke Vortrab sich Burglengenfeld unversehens / und zwar Sonntags den 7. 17. Martii bemächtiget hatte / welches der Obriste Schlang / in den ersten zweyen Stunden zu Schwandorff wissen konnte / verließ er seinen Befelch gemäß / Schwandorff / avisirte es beyde Obristen zu Nabburg dessen / und kam er Sonntags den 7. 17. dieses / deß Nachts um 3. Uhren nach Wald-Neuburg / kleiner dritthalb Meylen von Schwandorff / vermeynend der andern zweyen daselbsten zu erwarten / alsdann solches billich / weilen sie unter seiner Conduite gewesen / also seyn sollen. Es hatten aber diese beyde Volck / so zu Vilßeck und Auerbach gelegen / nicht dahinden lassen wollen / welches die Hinderungs-Ursach gewesen / daß sie mit einander im Wald-Neuburg hald hernach ertappet worden. Dann ob sie wol um den 9. 19. Martii daselbsten ankommen / haben sich doch die Käyserl. und Bäyr. schon so starck mit ihrem Vortrag diß Orts befunden / daß ihnen Schlang und Bürckenfeld entgegen ziehen / und sie sich gesampter Hand durch und in Neuburg schlagen müssen : darauff man sie plötzlich eingeschlossen / und ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe gelassen / biß sie sich zu rantzioniren[39] versprochen / sonst haben sie vermeynet biß auff den Tod sich zu wehren / und nicht nachzulassen / unangesehen ihre letzte Wehr nur mit Steinen gewesen.
In specie, so viel uns möglich / hiervon zu melden / seyn die Käiserl. und Bäyerischen so starck fortgerucket / daß sie den 9. 19. Martii nicht nur allein mit den Schlangischen deß Tags gefochten / sondern auch sie in Wald-Neuburg noch selbigen Tags eingesperret / und umzingelt / die Nacht noch das Geschütz darvor gebracht / und den 10. 20. diß den Ort beschossen / der Schlang aber die Bresse deß Nachts etwas wieder verbauet / das den Tag über beschehene Stürmen abgeschlagen / dardurch die Käiseral. und Bäyrischen von 5. à 600. erleget und beschädiget / unter denen ein Obrister-Lieutenant[40] und etliche andere Officirer geblieben / und der Obriste herr von Bemmelberg gefährlich verwundet worden / daran er nachmals gestorben : und haben sich die in Neuburg den 11. 21. dieses mit Steinen noch etwas gewehret / doch selbigen Tags mit Vorbehalt der Rantzion auff Discretion ergeben“.[41]
[1] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[2] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[4] SEMLER, Tagebücher, S. 123.
[5] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[6] HEILMANN, Kriegsgeschichte Band 2, S. 629.
[7] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[8] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[9] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[10] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.
[11] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[12] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[13] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[14] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[15] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[16] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1173.
[17] Janowitz [Janovice, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 226f.
[18] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[19] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.
[20] Rozvadov [Bez. Tachov].
[21] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1174.
[22] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[23] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[24] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[25] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1175.
[26] Neukirchen-Balbini [LK Schwandorf]
[27] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[28] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[29] ENGLUND, Verwüstung, S. 249f.
[30] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[31] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607.
[32] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.
[33] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.
[34] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.
[35] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[36] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[37] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.
[38] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.
[39] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.
[40] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[41] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 607f.
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