Badendorff [genannt Bodendorf, Battendorf], Wilcke von

Badendorff [genannt Bodendorf, Battendorf], Wilcke von; Obrist [ – 3.3.1638 bei Rheinfelden] Wilcke von Badendorff [genannt Bodendorf, Battendorf] stand zunächst als Major des Regiments Courville, dann als Obrist in schwedischen Diensten. Badendorff stammte aus Niedersachsen. Möglicherweise handelt es sich um jenen Badendorf, der 1632 noch als Kapitän in braunschweigischen Diensten gestanden hatte.

„Mühlhausen[1] ließ er [Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar; BW] durch seinen Oberstleutnant [Georg Friedrich v.; BW] von Brandenstein auffordern, zwei Kompanien Reiter aufzunehmen. Der Rat lehnte das mit dem Hinweis auf die durch Tillys Erpressungen erschöpfte Bürgerschaft ab. Daraufhin sandte der Herzog den Obersten Mitschefal mit seinem Regiment und drei Kompanien Courvillescher Reiter unter Major Battendorf nach Mühlhausen. Er hatte Befehl, mit guter Ordnung in die Stadt einzuziehen, wenn der Rat es gestatte. Wiegere sich dieser, so sollte er es nach Erfurt melden, inzwischen aber einen Streifzug gegen Dingelstädt[2] auf das Eichsfeld[3] machen und alles Vieh und bewegliche Gut mit sich nehmen, jedoch nur gegen die katholischen Dörfer vorgehen, die evangelischen schonen. Der Rat verweigerte wiederum die Aufnahme und verwies auf den Leipziger Schluß, sandte aber zwei Ratsmitglieder zu Wilhelm nach Erfurt.[4] Dieser gab ihnen die Forderung bekannt, zwei Reiterkompanien und 150 Mann zu Fuß in ihre Dörfer zu quartieren, zu verpflegen und im Notfall in die Stadt zu nehmen. Dr. Buchard, den Wilhelm nach Mühlhausen schickte, führte dort die Verhandlungen mit dem Rat, der sich schließlich fügte.

Oberst Mitschefal hatte inzwischen einen Vorstoß gegen Dingelstädt[5] gemacht, aber gefunden, daß sich die Bewohner des Landes unter Mitnahme ihrer Habe geflüchtet hatten. Er zog sich nach Mühlhausen zurück. Die Kompanien blieben in den Mühlhäusischen Dörfern, die aber teilweise so zerstört waren, daß nach dem Zeugnis Dr. Buchards ‚nicht eine Katze, geschweige denn eine Kompanie darinnen akkomodiert werden’ konnte. Dr. Burchard versuchte deshalb mit den Eichsfeldischen Landständen in Verbindung zu treten. Er forderte sie zur Lieferung von Heu und Hafer auf und beschrieb sie zum 28. Oktober nach Mühlhausen. Aber nur wenige Dörfer erboten sich, etwas zu geben, auch nur unter der Bedingung, daß sie ‚sicher in ihren Hütten bleiben könnten’. Da der Mangel an Nahrungsmitteln um Mühlhausen nach und nach unterträglich wurde, bat Burchard den Herzog, seine Truppen gegen das Eichsfeld vorrücken und Duderstadt,[6] das nur von zwei Kompanien besetzt sei, zu erobern. Herzog Wilhelm ließ sich aber darauf noch nicht ein; er fühlte sich dazu nicht stark genug, und außerdem nahmen ihn die sich in Thüringen entwickelnden Quartierschwierigkeiten, die jede Werbung zu unterbinden drohten, ganz in Anspruch. Er zog, um die Truppen bei Mühlhausen nicht verderben zu lassen, eine Kompanie Reiter nach Erfurt zurück. Seinen Kriegsrat wies er an, für notdürftige Verpflegung der übrigen Truppen zu sorgen und sich zu bemühen, vom Eichsfeld Geld zu erlangen. Buchard hatte damit keinen Erfolg; die Eichsfelder zahlten nichts“.[7]

„Gustav Adolf gab nach dem Abzug Tillys von Nürnberg[8] seinen geplanten Marsch auf und wandte sich gegen den Rhein. Feldmarschall Horn erhielt den Befehl, zum Schutz Frankens und der Verbindung mit Kursachsen nach Bamberg[9] vorzurücken. Seine Armee sollte durch schwedische Truppen unter [Philipp Reinhard; BW] Graf Solms, durch das Kriegsvolk des Markgrafen von Bayreuth und Herzog Wilhelms Regimenter verstärkt werden. Gustav Adolf forderte deshalb den Herzog auf, mit 3000 Mann zu Fuß und 10 Kompanien Reitern zu Horn zu stoßen oder sie, wenn er sich selbst lieber der Verteidigung Thüringens widmen wolle, unter der Führung eines Offiziers zum Feldmarschall zu schicken. Horn, bereits im Marsch auf Bamberg, bat den Herzog ebenfalls um Abfolgung der Truppen.

Wilhelm mußte wohl oder übel dem Befehl des Königs Folge leisten. Das Kommando über seine Truppen beabsichtigte er aber selbst zu führen, da er, wie er sagte, ‚nichts Sonderliches von qualifizierten Personen’ habe, den Soldaten ihr Sold noch nicht gezahlt sei und sie im Kriegsdienst unerfahren wären, weshalb er fürchte, daß ‚ohne Unser Beisein’ sie ‚fortzubringen, schwer einhergehen’ werde. Er wollte sie bei Eisfeld[10] sammeln und sich dann mit Horn bei Koburg[11] vereinigen. Bis zu seiner Ankunft sollte Generalkriegskommissar Heusner in der Gegend von Eisfeld die Regimenter zusammenziehen. Nachdem die Offiziere am 25. Dezember den Befehl erhalten hatten, sich am 30. zum Marsch bereit zu halten, auch Maßnahmen zur Freimachung der tief verschneiten Straßen über den Wald getroffen worden waren, ergingen um die Jahreswende die Befehle zum Abmarsch nach Eisfeld. Auf drei Wegen sollten die Truppen nach Süden vorrücken; eine Abteilung werraaufwärts, eine zweite von Arnstadt[12] über die Pässe bei Ilmenau[13] und Gehren[14] und eine dritte über Saalfeld[15] und Gräfenthal.[16] Am 8. Januar sollte die Armee um Eisfeld versammelt sein. In Erfurt ließ er einige Kompanien und in den an das Eichsfeld grenzenden Landen den Obersten [Georg von; BW] Uslar zurück. Die Truppen waren schon auf dem Marsch, als dem Herzog gemeldet wurde, daß Pappenheim aus Westfalen heranziehe. Da er dessen Vorrücken gegen das Eichsfeld und Erfurt gerichtet glaubte, entschloß er sich sofort, dem Feind den Einfall nach Thüringen durch starke Truppenansammlungen auf dem Eichsfeld zu sperren. Am 3. Januar gab er einem Teil der Truppen Gegenbefehl auf das Eichsfeld. Oberst Uslar sollte sie um Heiligenstadt,[17] das zum Hauptquartier bestimmt war, zusammenzuziehen. Die Infanterieregimenter Schlammersdorf, Liebenstein, Mitschefal, Kemnitz und das Courvillesche Reiterregiment ließ er nach Eisfeld marschieren. Heusner wurde beauftragt, sie zu Horn nach Schweinfurt[18] zu führen. Am 7. Januar lagen sie zwischen Heldburg und Eisfeld unter Oberst Schlammersdorf, dem Heusner, der zu Horn nach Schweinfurt gerufen worden war, das Kommando übergeben hatte, bereit“.[19]

„Pappenheim war inzwischen längst in Magdeburg[20] angekommen. Da er aber die Stadt nicht ausreichend besetzen konnte, nahm er die Garnison mit und zog über Wolfenbüttel[21] an die Weser zurück. Baner beschloß, ihm zu folgen, und bat Wilhelm, sich zu diesem Zweck bei Halberstadt[22] mit ihm zu vereinigen, wozu der Herzog auch bereit war. Er marschierte über Mansfeld[23] und Ermsleben[24] nach Quedlinburg,[25] wo er am 24.[1.1632; BW] eintraf. Am 26. stand die Armee bei Wernigerode,[26] und am 27. fand bei Osterwieck[27] die Vereinigung mit der Armee Baners stand, die von Calbe[28] über Staßfurt[29] und Egeln[30] herangerückt und 4500 Mann zu Fuß, 2500 Dragoner, 1500 Reiter, 4 zwölfpfündige Geschütze und 16 Regimentsstücke stark war. Gemeinsam zogen sie auf Kniestedt,[31] wo sie bis zum 2. Februar stehen blieben und ihre durch den Marsch in Schnee und Kälte ermüdete Soldateska auszuruhen ließen. An die Stadt Goslar[32] richteten sie die Aufforderung, sich in schwedischen Schutz zu begeben, 3000 Mann als Besatzung aufzunehmen und 100.000 Rt. zu zahlen. Die Stadt zögerte, ergab sich aber auf ein scharfes Ultimatum und auf die Erklärung beider Heerführer, die Kontribution auf 60.000 Rt., von denen 10000 in bar, das übrige an Kleidern für die Soldateska und in späterer Zeit geliefert werden sollte, herabzusetzen. Da Pappenheim sich inzwischen über die Weser zurückgezogen hatte, sandte Herzog Wilhelm von Kniestedt den Major Battendorf mit 400 Reitern zur Rekognoszierung gegen Hameln.[33] Diesem gelang  es, am 31. Januar zwischen Grüna[34] und Hameln das Regiment des ligistischen Obristen Löbel [Löbl; BW] zu überfallen. Er machte es größtenteils nieder, nahm 250 Mann gefangen und erbeutete sechs Fahnen“.[35]

In der Hannover’schen[36] Chronik heißt es: „Den 9. Junii [1632; BW] sein noch 25 Fahnen Fußvolk vorüber marchiret, dazu 2 Fahnen, so auf der Neustadt bey Hertzog Georg gelegen, und die 2 Lüneburg. Fahnen, so herein gelegen, sein auch ausgezogen, den 10. Junii dagegen aber andere Fahnen, unter Capitain Marre, 2 dessen Cap.-Lieut. Schimmel, und 1 unter Capitain Badendorff sein wieder herein quartieret von des Obr. Pithon Regiment“.[37] „Den 19. Julii 1632 sein die 3 Lüneb. Compagnien unter Capitain Baltzer Marren und dessen Capitain-Lieutnant Schimmel und Capitain Bodendorff abgefordert und hinausgezogen“.[38]

Später stieg Badendorff zum Obristen auf, er führte das Regiment des Herzogs Ernst von Sachsen-Weimar, das an der Schlacht bei Nördlingen[39] teilnahm. Er selbst war am 5.9. verwundet und nach Ulm[40] transportiert worden. Nach der Schlacht wurde er Obrist des Regiments, wie er auch das Interimskommando über das Regiment Courville geführt haben soll.

Johann Daniel Steitz, Schultheiß von Reinheim[41] in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, hat einen Bericht über seine Misshandlung durch einen schwedischen Rittmeister im Mai 1635 hinterlassen: „Uf Ew. wohledlen, gestrengen, ehrenfesten und hochgelahrten großgünstigen befehl bin ich gestern mit dem kommißwein, so den schwedischen nach Großgerau[42] zukommen und ich überliefern sollen, neben dem rittmeister Guttenhofen oder rittmeister Konrad genannt, unter des obristen Caldenbachs regiment, aus Darmstadt[43] geritten, als wir nun zwischen Darmstadt und Weiterstadt[44] kommen, hat gedachter rittmeister mit diesen worten angefangen und gesagt: der teufel sollte ihn holen, wann er den jägermeister und schulheisen zu Darmstadt bei sich hätte, er wolle sie alle beid totschießen, sie wären katholische schelmen, und wann er einen Darmstädtischen bekomme, wollte er ihn totschießen lassen wie einen hund, auch andere schand- und schmähwort, welche nicht gnugsam zu beschreiben, ausgestoßen.

Gleich nach diesen worten springt bedachter rittmeister von seinem pferd, ergreift mein pferd bei dem zaum, schlägt mit einem prügel uf mich dar und sagt zu seinen reutern: ‚kommet und schießt den hund vom pferd, ich will es verantworten !‘ Als ich nun solche gewalt und mörderische taten vernommen, hab ich meinem pferd die sporen geben, vielgemelten rittmeister übern haufen und darvon geritten. In währender flucht kommandiert der rittmeister sein bei sich habende reuter mit diesen worten: reitet ihm nach, schießt ihn darnieder (welches er zum öfteren repetiert), ich will es ja verantworten‘. Worauf dann die reuter mir nachgeritten und uf 12 und mehr pistolschüß uf mich getan. Als ich nun fast den holzgarten erlangt, kommen mir etzliche reuter, so auch unter dem rittmeister und sich in Darmstadt aufgehalten, entgegen, welche dann diejenigen, so mir stark nachgesetzet, ersehen und gerufen: ‚fangt diesen, fangt dießen !‘ Worauff dann mir vorn und hinten so zugesetzt worden, daß ich umringet und nicht allein mich bis uf die hirnschal verwundet, sondern mich dermaßen auch mit mörderischen schlägen darnieder ritten, mit beilen und anderm so traktiert, daß ich solchs, bona venia,[45] im bett verschmerzen muß, und wann ein Franzos, so unter diesem trupp gewesen, getan und nicht abgewehret, meines gebeins nicht darvon kommen wäre. Nach dieser mörderischen tat bin ich meiner pistolen, degen und mantel oder rock beraubet und gleich einem mörder oder dieb gefänglich zum rittmeister bracht worden, welcher dann gegen die reuter hart geredt und gsagt: ‚Warum habt ihr ihn nicht darniedergeschossen ? Ich habe es euch ja befohlen‘ und mich sobald als einen gefangenen nach Gerau (da ich dann unterwegs mit drohung darniederschießens und anderen schmähworten viel leiden müssen) in sein, des rittmeisters losament geführt, mich etzliche stund darin gehalten und bei dem herrn obristen Oehm [Ehem, Ehm; BW] wegen Rheinfeld[46] und anderem meine kommission nicht ablegen lassen wollen. Bis endlich hat er, rittmeister, mich zu dem herrn obristen Caldenbach gehen und fälschlich anbringen lassen, daß nicht allein gedachter herr obrister in Darmstadt, sondern auch von mir mit schmähworten, als hätten des herrn obristen reuter nebens dem Rheingrafischen Reinheim geplündert,[47] angestastet worden, welches er, der rittmeister, dann nicht über sein herz bringen können, sondern wegen seines obristen sich rächen müssen. Als nun oftgedachter rittmeister seine sachen so fälschlich furbracht, hat der herr obrist sich fast zornig gegen mich gestellt; wie ich aber mit grund der wahrheit die wie es hergangen alles erzählt und daß ich gesagt, daß des herrn obristlieutnant reuter wie auch seine eigne diener mit und bei der Reinheimer plünderung gewesen, hat er gesagt, der rittmeister sollte hinweg gehen, welches er aber nicht gleich getan, sondern den herrn obristen gebeten, er wollt mich ihm mit in sein losament geben, dann ich in der nacht nicht ausreißen möchte, welches aber herr obrister nicht geschehen lassen wollte, sondern mich in seiner stuben behalten und selbsten gesagt, er wollte wohl glauben, daß seine reuter mit zu Reinheim gewesen, wollte es aber mit gott bezeugen, daß er nichts darvon gewußt, auch sein befehl nicht gewesen wäre, und nachgehends dem rittmeister (welcher vor der tür gestanden und uf mich mit großer bedrohung gewartet) unrecht gegeben und daß er solches schwer werde zu verantworten haben, mir auch zugelassen, daß ich zu dem herrn obristen Oehm gehen und meine verrichtung ablegen möge. Welches ich dann auch getan und ihm neben überlieferung des schreibens Rheinfeld betr. wie es mir ergangen ausführlich erzählet; welcher sich dann höchlich darüber erzürnet und gesagt, es sollte dem rittmeister gewißlich nicht zum guten ausgehen, dann wann man solche leut, welche ihnen zuführen täten, solcher gestalt traktieren wollte, so würden sie hinfürter schlecht zu leben bekommen; wollte auch den herrn obristen sobald zu sich kommen lassen und mir recht schaffen, auch mir mein abgenommene sachen wieder zustellen lassen. Ist mir daruf das pferd wieder zugestellt, die andern sachen aber, nämlich pistolen, degen und mantel, zurückbehalten worden.

Heut diesen morgen nun sind die regimenter zu Gerau, denen ich dann gefolgt, ufgebrochen und bis zwischen Rüsselsheim[48] und Raunheim[49] marschieret, daselbsten sie dann bei 3 stund uf ihr fürstl. Gnaden herzog Bernharden [Bernhard v. Sachsen-Weimar; BW] gewartet. Dieweil ich aber in der hitze wegen meiner wunden nicht länger bleiben können, so hab ich den herrn obristen Oehm, Caldenbach und Badendorf, so eben beisammen gewesen, ersucht und darnebens gebeten, mir nicht allein meine abgenommene sachen, sondern auch die vorspannpferde wieder abfolgen zu lassen, welches sämtliche obristen denn auch zu tun versprochen. Und bin ich daruf nach Rüsselsheim geritten, auch mich bis dato beim schultheisen daselbst, bis ich wieder restituiert, ufhalten tue. Inmittelst aber werde ich berichtet, daß ihre fürstl. gnaden herzog Bernhard mit etzlichen regimentern hier furbei und zu den andern 4 regimentern gehen würden. Habe ich ufgewartet und ihrer fürstl. gnaden alles, wie es ergangen und wie der rittmeister zu Darmstadt gehandelt, untertänig erzählet, worauf ihre fürstl. gnaden gewaltig entrüstet ihre die schreibtafel herausgezogen, den namen des rittmeisters und anderes hineingeschrieben und auch gnädig zusag getan, dieselbigen wollen nicht allein vielgedachten rittmeister an den nächsten baum hängen, sondern auch alles wieder abfolgen lassen; ist aber bis dato nichts erfolget“.[50]

Bodendorff fiel am 3.3.1638 in der Schlacht bei Rheinfelden.

Breisach[51] wurde von den Schweden und den mit ihnen verbundenen und an der Festung interessierten Franzosen als die Schlüsselstellung im südlichen Deutschland angesehen. Auch am Wiener Hof verdrängten die strategischen Spekulationen im Jahre 1637/1638 alle anderen möglichen militärischen Alternativen. Um Breisach, das von den kaiserlichen Truppen verteidigt  wurde, zu erobern, war die Überquerung des Rheins notwendig. Die einzige strategische Brücke bei Rheinfelden[52] wurde von den Kaiserlichen unter dem Kommando des bei Freund und Feind gleichermaßen als unfähig geltenden Savelli und Werths verteidigt. Im Januar 1638 belagerte Bernhard von Sachsen-Weimar und unter seinem Kommando Taupadel Rheinfelden. Zunächst ohne Erfolg, denn die Angriffe Werths und Savellis zwangen sie zum Rückzug. Drei Tage später gelang es Bernhard allerdings die beiden Feldherren in einer großen Feldschlacht zu besiegen.

„Ein Schreiben des Grafen [Wratislaw von; BW] Fürstenberg, der den Rheinübergang des Herzogs meldete, erreichte Werth in Augsburg, wo er einen namhaften Chirurgen konsultieren wollte; er reiste sofort ab. Am 8. Februar [1638; BW] traf er in Tübingen[53] ein und hielt dem kaiserlichen Generalwachtmeister von Enckevort Kriegsrat. Die verfügbaren Regimenter wurden alarmiert. Mehr oder minder einsatzbereit waren von der ‚Reichsarmada‘, also den Bayern, die Fußregimenter Gold, Pappenheim und Wahl, zusammen 2000 Mann, die Dragoner des Obristen Wolff und die Reiterregimenter Neu-Werth, Neuneck, Fallois [Vallois; BW], [Johann v. der; BW] Horst, Lothringen und Gayling, die aber nur 200-250 pro Regiment zählten. Dann die Kaiserlichen: das Fußregiment Henderson von fünf Kompanien, die Reiterregimenter Lamboy, [Heinrich v.; B. W.] Metternich und Sperreuter, zusammen etwa 800 Mann, und die Kroaten (Isolani, Beygott, Draghi), deren Kopfstärke auf 300-800 Berittene geschätzt wurde. Pessimistisch meldete Werth dem Kurfürsten: ‚Obschon die Kayserische ihre Regimenter und Compagnien alßo eingeben, so will ich doch meinen Kopff verloren haben, daß nicht achthundert Mann in Allem ins Velt pringen können, wiewoll sie zwantzighmall mehr Quartier haben alß wir‘ „.[54]

„Am 24. Februar brachen acht schwache Reiterregimenter und drei zu Fuß, zu denen noch der kaiserliche Obrist [Thomas; BW] Henderson mit etwa 250 Mann stieß, von Villingen[55] auf, ohne jede Artillerie, nur mit soviel Pulver, wie die Fußsoldaten in ihren Bandolieren trugen. In viertätigem Marsch zog das kleine Heer durch den Schwarzwald, auf dem nächsten, aber beschwerlichsten Wegen; es wurden nur kurze Marschpausen eingelegt, der Obrist Wolff führte die Vorhut. Am 28. Februar etwa um 10 Uhr vormittags stießen die Spitzen auf den Feind, der sie hinter dem Dorfe Karsau[56] in Schlachtordnung erwartete. Herzog Bernhard von Weimar hatte auf Meldungen vom Herannahen der Gegner seine Truppen – nach Werths Angaben sechs Reiterregimenter, 400 Musketiere und fünf Geschütze – auf einer Anhöhe postiert und erwartete ruhig den Angriff. Da das bayerische Fußvolk noch nicht heran war, dauerte es zwei Stunden bis zur Eröffnung des Gefechts, so daß das weimarsche Fußvolk unter dem Obristen Hattstein Zeit fand, das Dorf Karsau vor seiner Front in Brand zu setzen; auch brachten Fähren eiligst weitere Streitkräfte über den Rhein.

Als die Infanterie angelangt war, rückte sie durch das brennende Dorf beherzt dem Gegner entgegen, warf die weimarschen Musketiere zurück und eroberte die Geschütze. Aber die bayerische Kavallerie des linken Flügels, auf dem Werth selbst das Kommando führte, schlug sich schlecht; dem Anritt des weimarschen Generalmajors Taupadel hielten das Regiment Fallois [Vallois; BW], die Hälfte von Werths Regiment und zwei Kompanien von Gayling nicht stand. Sie wandten ihre Pferde und ’sind ohne Schuß und Charge durchgegangen, auch nicht wieder zurückgekommen‘. Bei den Ausreißern befanden sich auch die Offiziers-Handpferde, mit denen die Diener und Burschen fortjagten, so daß selbst Jan von Werth später nur noch sein ‚Leibroß‘ besaß. Ein böses Beispiel gab der bayerische Generalkriegskommissar von Lerchenfeldt, der unter den ersten die Flucht ergriff. Der standhaltende Rest geriet ins Handgemenge. Herzog Henri de Rohan, der Anführer der französischen Hugenotten, der sich als Freiwilliger bei Herzog Bernhard eingefunden hatte, wurde im Getümmel verwundet und gefangen; schon hatte ein Quartiermeister Werths ihn hinter sich aufs Pferd genommen, als man ihm die kostbare Beute wieder abjagte. Der von Reitern des Regiments Neuneck umringte Rheingraf Johann Philipp von Salm wies den angebotenen Pardon ab und starb den Reitertod, mehrere Obristen und Regimentsführer der Armee Bernhards wurden überwältigt und gerieten in Gefangenschaft. ‚Weil aber unsere Reiter aus Begierde der Beute und – die Wahrheit zu melden – großer Armut halber gleichsam dahin gedrungen wurden, etwas zu erobern, so sind sie auf des Feindes Bagage gefallen, haben bei 1500 Pferde von ihnen bekommen, sind mit selben während des Gefechts fortgegangen‘. Bernhard gewann Zeit, seine Scharen zu sammeln, ordnete die Reihen und erneuerte den Kampf. Weil inzwischen bayerische Reiter ihn umgangen hatten, ‚der Rhein ihm an die Seite gekommen, also hat er sich wieder gewendet und ein neues Raillement gemacht, so daß wir bis in die Nacht gegeneinander gehalten‘. Die Söldner im französischen Dienst hatten höhere Verluste gehabt, weshalb Herzog Bernhard die Belagerung von Rheinfelden aufhob und sich während der Nacht auf Laufenburg[57] zurückzog, während Savelli und Werth abends um 10 Uhr in die befreite Festung einritten.

Was nun für die Sieger zu tun sei, war schwierig zu entscheiden. Zur Verfolgung zu schwach und zu ermüdet, mußte man sich entweder mit dem einstweiligen Entsatz der Verteidiger Rheinfeldens begnügen, frische Besatzung in die Stadt legen und mit der Reiterei in den Schwarzwald zurückkehren, wo in den Tälern auch Pferdefutter vorhanden war, oder man mußte vorläufig rasten, um die Ankunft der Artillerie, Munitionswagen und Proviantlieferungen abzuwarten. Werth drang auf Abzug, da man nach dem glücklichen Gefecht ‚Ehre genug‘ gehabt habe. Aber Savelli entschloß sich, die Streitkräfte um Rheinfelden ruhen zu lassen, nahm selbst Quartier in der Stadt und verteilte die Regimenter in drei Dörfer zwischen Basel und Rheinfelden, ‚allwo sie weder Brot noch Futter hatten und durch die Not gedrungen alle jene, so noch bei der Stell und nicht mit den am Sonntag (28. Februar) eroberten Pferden zur Bagage abgegangen, um Futter ausritten‘. Diese Sicherheit, in der sich Savelli wiegte, war das Verderben der Armee, die für den Leichtsinn ihres Anführers bitter büßen mußte.

Denn Herzog Bernhard tat das Unerwartete: von der fahrlässigen Sicherheit seiner Gegner unterrichtet, faßte er den kühnen Plan, rasch umzukehren und die Sorglosen zu überraschen. Er brach am 2. März von Laufenburg auf, rückte auf Säckingen,[58] übernachtete bei Oberschwörstadt[59] ohne Feuer in freiem Feld und erschien in der Morgendämmerung des 3. März unvermutet vor Rheinfelden. Die unzuverlässigen Kroaten hatten unterlassen, in der Nacht die Straßen zu patrouillieren.

Die Überraschung der bayerisch-kaiserlichen Armee gelang vollständig. Das Fußvolk noch in die Festung Rheinfelden zu retten, war nicht mehr möglich, nicht einmal mehr möglich, nicht einmal mehr Zeit, eine regelrechte Schlachtordnung zu bilden. Die Musketiere hatten kaum noch Pulver für ein paar Schüsse, jede Artillerie fehlte. So gut man vermochte, ordnete man sich zum Widerstande, den Rhein zur rechten Hand, einen Wald zur linken, ‚darin sich Jean de Werth mit etzlichem Fußvolk stellete‘, vor der Front gedeckt durch einen Graben, der in Eile mit kommandierten Musketieren besetzt wurde. Es befremdet, daß sich der Reitergeneral nicht an die Spitze der Reiterei setzte; aber deren Glieder waren dünn, da viele Reiter zum Fouragieren entsandt worden waren. ‚Mit allen Standarten sind wir mit 500 Pferden auf der Walstatt gewesen‘, schrieb Werth später in seinem Gefechtsbericht. Mag sich die Zahl der Berittenen durch Zuzählung der Kroaten um einige Hundert mehr erhöhen, so war doch die gegnerische Kavallerie weit überlegen. Alle Anführer befanden sich in freiem Feld, aus Furcht, in Rheinfelden eingeschlossen zu werden.

Ohne Zögern rückte Herzog Bernhard heran; seinen rechten Reiterflügel kommandierte Taupadel; den linken mit Fußvolk und Geschütz leitete er selbst. Seine Artillerie gab in kurzer Feuerfolge einige Batteriensalven ab, die das kaiserliche Fußvolk in Verwirrung brachten, das sich zur Flucht wandte, als Bernhards Söldner den Graben durchklettert hatten und ihm ‚mit gesparter Kugel‘ auf den Leib rückten. Als die Reiter das sahen, jagten sie davon, ihre Offiziere im Stich lassend, die fast sämtlich auf der Verfolgung gefangen wurden oder im Handgemenge fielen, wie der bewährte Obrist de Fallois und der Kommandeur des Regiments Horst, Obristleutnant von Stubenvoll. Generalwachtmeister von Enckevort, im Gebüsch umringt, mußte seinen Degen überliefern; der leichtverwundete Herzog von Savelli wurde eingeholt und gefangen. Am längsten hielt sich das Fußregiment Wahl, bei dem sich Jan von Werth befand, doch von allen Seiten umgangen, streckten die Überlebenden, die sich mannhaft gewehrt hatten, schließlich die Waffen. Länger als eine Stunde soll auch nach Herzog Bernhards Berichten der Kampf nicht gedauert haben, der den Namen einer Schlacht nicht verdient.

Die Verfolgung der Fliehenden erstreckte sich weit; Generalmajor Taupadel gelangte bis gegenüber Hüningen[60] unterhalb Basel. Auch Sperreuter, den die Furcht, als Verräter der schwedischen Sache lebendig ergriffen zu werden, mit flüchtigen Reitern, andern voraus, bis auf Baseler Gebiet geführt hatte, wurde verwundet gefangen.

Gleiches Schicksal hatten die meisten Obristen, so Neuneck, Henderson und Gold, die beiden letzteren ‚übel beschädigt‘, Graf Wratislaw von Fürstenberg und auch Werths Bruder, der Obristwachtmeister Anton von Werth. Entkommen war lediglich der Obristleutnant de Four [de Fours; B. W.] vom kaiserlichen Reiterregiment Lamboy. Die weimarische Armee hatte nur geringe Verluste, bei der ersten Salve war der Obrist Bodendorff gefallen. Nach dem ‚Journal‘ Herzog Bernhards wurden vom Feinde 281 Tote begraben, 18 Standarten und 18 Fahnen erobert. Die gefangenen Söldner – in der Mehrzahl vom Fußvolk – nahmen freiwillig oder gezwungen Dienst in der Armee des Siegers“.[61]

[1] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[2] Dingelstädt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 77f.

[3] Goldene Mark (Kr. Duderstadt); HHSD II, S. 172f.

[4] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[5] Dingelstädt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 77f.

[6] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[7] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 9ff.

[8] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[9] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[10] Eisfeld [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.

[11] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[12] Arnstadt [Kr. Arnstadt]; HHSD IX,  S. 18ff.

[13] Ilmenau [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, S.211ff.

[14] Gehren [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, 130f.

[15] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[16] Gräfenthal [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 161.

[17] Heiligenstadt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 186ff.

[18] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[19] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 21ff.

[20] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[21] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[22] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[23] Mansfeld [Kr. Mansfelder Gebirgskreis/Hettstedt]; HHSD XI, S. 316ff.

[24] Ermsleben [Kr. Mansfelder Gebirgskr./Aschersleben]; HHSD XI, S. 113f.

[25] Quedlinburg [Kr. Quedlinburg]; HHSD XI, S. 374f.

[26] Wernigerode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 493ff.

[27] Osterwieck [Kr. Wernigerode/Halberstadt]; HHSD XI, S. 359f.

[28] Calbe/Saale [Kr. Calbe/Schönebeck]; HHSD XI, S. 65ff.

[29] Staßfurt [Kr. Calbe/Staßfurt]; HHSD XI, S. 443ff.

[30] Egeln [Kr. Wanzleben/Staßfurt]; HHSD XI, S. 98f.

[31] Kniestedt [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 272.

[32] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[33] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[34] Grüna ?

[35] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 28.

[36] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[37] JÜRGENS, Chronik, S. 501f.

[38] JÜRGENS, Chronik, S. 503.

[39] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Vgl. dazu die Erwähnungen Badendorffs bei ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen (die umfassendste und genaueste Darstellung der Schlacht).

[40] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[41] Reinheim [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 372.

[42] Groß-Gerau; HHSD IV, S. 186f.

[43] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[44] Weiterstadt [LK Darmstadt-Dieburg].

[45] Mit Verlaub zu sagen.

[46] Rheinfelder Hof bei Wallerstädten, Ortsteil von Groß-Gerau.

[47] Für den Überfall auf Reinheim im Mai 1635 waren die Kroaten des Hauptmanns Schnell vom Regiment Gronsfeld verantwortlich. Nach Aussage des Kommandanten Schrautenbach u. des Kellers Uloth zu Lichtenberg seien es auf den Pfingsttag keine Kroaten, sondern Dieburger Soldaten und ander zugeschlagen gesind zu Reinheim gewesen, da aus und eingezogen wie zu einem jahrmarkt, hausrat und frucht alles hinweggeführt und vollends rein ausgeplündert. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148.

[48] Rüsselsheim [Kr. Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 392f.

[49] Raunheim [LK Groß-Gerau].

[50] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148.

[51] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[52] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[53] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[54] LAHRKAMP, Werth, S. 93.

[55] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[56] Karsau, heute Stadtteil von Rheinfelden.

[57] Laufenburg/Baden [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 455f.

[58] Säckingen [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 46ff.

[59] Schwörstadt [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 735.

[60] Hüningen, heute Stadtteil von Basel.

[61] LAHRKAMP, Werth, S. 95ff.

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