Wiedemann [Wittmann, Widtmann], N

Wiedemann [Wittmann, Widtmann], N; Obrist [ – ] N Wiedemann [Wittmann, Widtmann] [ – ] stand 1640 als Obrist in kaiserlichen Diensten. 1639 wurde das Arkebusierregiment „Wiedemann“ zu fünf Kompanien erstmals genannt.[1]

Der Hofer[1a] Chronist Rüthner berichtet: „Den 4. aprilis [a. St.; BW] sind in 3000 kayserliches volck unter den generalmajor Breda zu Olßnitz[2] und Plauen[3] eingefallen, eben da die hießigen abgeordneten in besten accord begriffen geweßen, und von ihnen auf die stadt 4000 thaler erfordert worden. Da dann die schwedischen sich ins feld gemacht, mit den kayßerlichen zu fechten. Weilen aber die kayßerlichen neben einen regiement curasierer auch ein regiement dragounrer gehabt, haben die schwedischen weichen müßen und sind bis auf Elßenburg[4] verfolget worden.

Den 5. am heyligen Osterabend kam um Mittag Adam Fischer, der eine abgeordnete, von Plauen[5] wieder anheim, und weilen unterwegens kayßerliche reuther auf sie gestoßen und [die hofer abgeordneten] voneinander kommen, also kam gegen abend magister Johann Georg Wolf mit den zweyen bothen nach, die referirten den verlauf, als obstehet, und dass sie zu keinen schluß kommen könten. Die kayßerlichen gingen wieder zurück und nahmen hierum und zu Rehau,[6] auch sonst allenthalben, wo sie durch, alles vieh, über 1000 stück, mit, vorgebende, sie müsten dem feind die victualien benehmen, damit sie keine sustentation fänden. Was auch diese streifende kayßerliche vor crudelitaeten und insolentien mit raiteln und torquiren auf [p. 179] dem lande vorgenommen, nicht zu beschreiben ist, wie sie dann auch dem burgermeister zu Schwarzenbach[7] an der Saal zimlich an dem membro virili torquiret, item den richter Gabriel Waltern sehr übel tractiret und viel andere unerhörte thaten begangen. Des mausens, plackens, plünderns und reitelns war um diese zeit kein ende, also dass es zu beschreiben und alle specialia zu melden nicht möglich.

Den 10. aprilis kam abermahls um Mittage eine kappaunische parthey von Plauen hieher vor das thor, hatte etliche stück vieh feil, und weil man ihnen nichts abkaufen wollte, hatten sie in march eine kuhe tod geschossen und liegen laßen. […]

Den 11. april gar früh 8 uhr kamen quartiermeistere von 3 regiementern, als obrist Widtmans, Montecuculi und Saradetzky [Zahradetzky; BW], hatten ordre vom general Breda eigener hand, quartier dieß orths zu geben, darauf man quartier verstatten muste. Ob auch wohl darbey ihre ordre scharf genug, dass die officierer gut regiement halten sollten, so gingen doch nichtsdestoweniger solche pressuren und gewalt[t]hätigkeiten für, dass nicht zu beschreiben, was geld erprest wurde. Daß continuirte den 12., und wurde den 13. der gefangene graf [Hans Christoph; BW] von Buch[h]eim gegen die Neustadt fortgeführet, welcher gegen den jungen Gustav [Horn, (1614-1666)] ausgewechselt werden solten. Auch kam [p. 180] gleich wieder ordre von dem general Breda, weil herr burgermeister und rath über die grosen insolentien sich beklaget, dass dieselben bey leib- und lebensstrafe eingestellet werden solten. So obristen Wittmann etwas übel empfund, doch haben auch nach diesen die bösen landesknechte nicht nachgelassen, einer magd, so bey herrn burgermeister Thomas Schneider gedienet, nachzusezen, dass sie ziemlich hoch von hauß hinten heraus, und darüber ein bein zersprungen. Endlich kamen kayßerlicher mayestät herrn bruder[s], Erzherzog Leopoldt von Oestreich, [und] von Lichau [Lüchau; BW] als fürstlich brandenburgischer kriegscommissarius von Adorf[8] hieher, brachten eigentliche sehr scharfe ordre, dass sie noch dieses tages solten aufbrechen. Weil sie aber nur dilation bis morgenden tages gebethen und die bagagie, so albereit in anmarch, noch nicht zur stell, verblieb der aufbruch. Hingegen wurde die Altenstadt, Vorstadt, Fischergaßen und Graben dermaßen mit wägen, pferden und bagagie beleget, dass es alles wimmelte und aufeinander gehockt voll lag. Dießen abend hielten die völcker auf dem marckt allhier ihre catolische bethstunde auf folgende weiße: Nachdem ein herr paucker 3 mahl aufgeschlagen und 4 trompeter 3 mahl die trompeten bestoßen, sind sie aufs stroh ein wenig niedergekniet, und darauf wieder etliche felstücklein aufgemacht, und unter wehrender solcher andacht sich bald hier bald da ein reuther [p. 181] getummelt und unter die bürgerschaft gesprenget. Inzwischen kamen die marquetener von den regiementern, so um die stadt loschirten, häufig zum thor herein, bier und andere victualien einzukaufen, weil das land allenthalben ruiniret und daselbst nichts mehr zu erhalten.

Darbey dann vorgeklagte insolentien nicht aufgehöret, sondern täglich erwachßen, wie dann diesmahl ein fein mensch, eines bauren tochter, [nach] Sachßgrün[9] gehörig, so eine braut geweßen, sich nicht nothzüchtigen lassen wollen, sich selbst erstochen. […]

Den 14. aprilis geschahe endlich frühe um 6 uhr der aufbruch mit grosen unmuth und wiederwärtigkeit, indem solche völcker, jedoch ohne ursache, bald den obristlieuthnant von Lichau, bald Friedrich Weigand von Lichau, beede vettern und dießmahl verordnete commissarios, tod haben wolten. Und war dieser tag recht unglücklich, dann es entstunde nachmittags schrecken wegen feuer bey dem Rödel vor der Untern Steinerne Brücken. So hatten sich die marquetener und musquetierer, so herein nach victualien gangen, sehr betruncken, die machten nebst denen auf dem Graben liegenden croaten genug ungelegenheit. Wäre auch bald ein gänzler auflauf entstanden, in dem sie die krüge den bürgern endlich viel mit gewalt nehmen wolten. Darüber sich die bürgerschaft zur wehr gesezet, bis der tag sich geneigt und der meiste unrath [p. 182] verlaufen. Und endete auch dießer tag mit einem ganz traurigen todesfall eines redlichen bürgers, indem zu nachts um 8 uhr 2 kayßerliche musquetierer den guten erlichen mann Wolf Maurern, welcher in seinem hauße, nechst den Hohen Steg gelegen, stehend auf seinen gang durch den kopf geschossen, dass er stracks todes verblichen“.[10]

[1] WREDE, Geschichte 3. Bd., 2. Teil, S. 507.

[1a] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[2] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[3] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[4] Elsterberg [Vogtlandkr.]; HHSD VIII, S. 87f.

[5] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[6] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[7] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].

[8] Adorf [Vogtlandkr.]; HHSD VIII, S. 1f.

[9] Triebel-Sachsgrün [Voglandkr./Sachsen].

[10] KLUGE, Hofer Chronik, S. 159ff.

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