Westphalen [Westphal], Friedrich von

Westphalen [Westphal], Friedrich von; Obrist [1585 – 16.5.1635] Friedrich von Westphalen, Sohn des Paderborner Hofmeisters und Drosts zu Lichtenau, Heinrich von Westphalen, und Vetter Wilhelms von Westphalen, soll nach Aussage des Paderborner Kanzlers Dr. Konrad Wippermann von 1622, zunächst in den Diensten Christians von Braunschweig gestanden haben: „Der vatter hat davor hartt gebetten und ungern gewilligt aber willigen mußen, dem sohn Friederichen thuts woll gewißlich leidt“.[1]

Später war er Obrist über ein kurmainzisches Regiment.

Am 7.6.1625 lag Jost Maximilian von Gronsfeld mit seinem Musketierregiment unter Tillys Kommando im Eichsfeld vor dem fast ganz protestantischen Duderstadt,[2] dessen Bewohner Johann Schweikard Johann Georg I. von Sachsen gegenüber als „gott- und ruchlos“ bezeichnet, deren Schonung er aber Tilly ans Herz gelegt hatte. „Dieweil es aber mit ihnen so weit kommen, daß sie gleichsamb allen obrigkeitlichen respect verlohren, und da ihnen dieses also hingehen sollte, es nicht allein umb diese unsere stadt Duderstadt, sondern unser ganzes landt des Eichsfeldes würde zu thun sein, so ersuchen wir euch hiermit gnediglich, ihr wollet uns den gefallen erweisen, und euch mit unserm oberamptmann unseres landts deß Eichsfelts, den wir deßwegen an euch gewiesen, unbeschwerdt unterreden und vergleichen, was so gestalten zu effectuirung unseres bevelchs ferners an handt zu nehmen sein möchte. Bei erstürmung der stadt möchte weib und kinder geschont, ordnung gehalten und nicht geplündert werden“.[3] Als es aus akutem Mangel an Subsistenzmitteln – wieder hatte die Logistik versagt – nicht gelang, die befestigte Stadt einzunehmen, erfolgte am 14.6. der Abzug der ligistischen Truppen.

Als Tilly vernahm, dass Mansfeld sich in der Grafschaft Diepholz[4] festsetzen wollte und damit die Stifter Osnabrück[5] und Minden[6] unmittelbar bedrohte, wurden ihm Gronsfeld und Anholt entgegen geschickt. Als sie zwischen Minden und Hameln[7] ankamen, erhielten sie die Nachricht, dass dänische Verbände ihnen den Pass abzuschneiden drohten. Sie rückten ihnen entgegen und schlugen sie – allerdings unter dem hohen Verlust von 3.000 Mann – in die Flucht.[8] Weitere Züge im Eichsfeld erwiesen sich als notwendig, so dass Westphalen an den Mainzer Kurfürsten schrieb, dass sich die Durchzüge Wallenstein’scher und Tilly’scher Truppen derartig verstärkt hätten, dass die kurmainzische Enklave durch sie völlig ruiniert werde.[9]

Im Februar 1632 wurde er von Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar gefangen genommen, auf die Cyriaksburg nach Erfurt[10] gebracht und gegen 5000 Rt. ranzioniert.[11]

Westphalen war bei Lützen[12] in Gefangenschaft geraten und am 2.12.1632 aus Erfurt nach Höxter[13] zurückgekehrt.[14]

1633 hieß es in Münster:[15] „Man ist willig, den Obristen Wilhelm von Westphalen mit 1.000 Mann aufzunehmen, sofern Münsters Freiheiten nicht angetastet werden. […] Am 4. März wird dem soeben in der Stadt angekommenen Paderborner Landdrosten, Wilhelm von Westphalen, der Stadtkommandant werden soll, die übliche ‚Verehrung‘ (Wein, Fische, Reitpferd) überreicht, desgleichen seinem Vetter Friedrich von Westphalen, kurmainzischem Oberamtmann im Eichsfeld“.[16]

[1] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 289f.

[2] Nach KNIEB, Geschichte, S. 330, war Duderstadt (1624) fast ganz protestantisch, die umliegenden 16 Dörfer waren kaum zur Hälfte katholisch; HHSD 2, S. 123f.

[3] FORST, Korrespondenz, Nr. 130, S. 109: Aldenhoven an F. W. v. Wartenberg, Köln, 1625 XI 23. KNIEB, Geschichte, S. 350f.

[4] Diepholz [Kr. Grafschaft Diepholz]; HHSD II, S. 114f.

[5] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[6] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[7] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[8] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 184. Dankschreiben gingen an Lintelo, J. L. v. Fürstenberg, Schönburg, Cortenbach, Cronberg, Gf Spaur, Hans Ernst v. Vizthum v. Eckstädt; BA NF II/2, Nr. 136, S. 456 (Maximilian I. an Tilly, 1625 XII 02).

[9] KNIEB, 30jähriger Krieg, Heft 1, S. 48.

[10] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[11] WOLF, Heiligenstadt, S. 65, 69.

[12] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[13] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[14] CONRAD, Der Tod Gustav Adolfs, S. 71f.

[15] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[16] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 60.

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