Werbran, N; Obrist [ – ] Werbran stand als Obrist in schwedischen Diensten.
Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro erwähnt ihn 1632, als er nach der Einnahme von Rain am Lech[1] dort mit vier Kompanien stationiert war.[2] „Am 26. Oktober 1632 kam folglich der schwedische General Pfalzgraf Christian von Birkenfeld vor der Stadt [Landsberg am Lech;[3] BW] an und forderte sie zur Übergabe auf. Die Besatzung unter dem Kommando des Obristen Juritsch leistete tapferen Widerstand, übergab jedoch auf inständiges Bitten der Bürger, welche bei längerem Widerstand Angst hatten, alle Grausamkeiten vom Feind auszustehen, die Stadt unter vorteilhaften Bedingungen an die Schweden. Diese hielten aber, sobald sie von Landsberg Besitz genommen hatten, die ausgehandelten Bedingungen nicht ein. Sie machten es weit ärger als zuvor und verdoppelten alle Gewalttätigkeiten, Erpressungen und andere unausstehliche Bedrängnis sowohl gegen die Bürger als gegen das ganze Landgericht.
Pfalzgraf Birkenfeld verwüstete schonungslos das Land seiner Stammesgenossen, über welches später seine Enkel herrschen sollten: seine zuchtlosen Soldaten plünderten und verbrannten das ganze Land zwischen Isar und Lech.
Bei seinem Einzug in die Stadt verehrte ihm der Bürgermeister Unfried 200 Reichstaler aus der Stadtkammer. Zum Stadtkommandanten setzte Birkenfeld den Obersten Sell [Christian Selle; BW] ein, und als dieser Anfang November abgezogen war, ließ er eine Besatzung von 40 Mann unter Major Mortaiger [Caspar Cornelius v. Mortaigne; BW] als Salva guardia zurück“.[4] Monro erinnert sich an die Feigheit des Obristen: „Der Feind, der Nachricht erhalten hatte, daß die Stadt Landsberg übergeben worden sei, setzte seinen Marsch nach Rain am Lech fort, um uns zuvorzukommen und die Stadt als Gegenleistung für den Verlust von Landsberg einzunehmen. Als unsere Abteilung sich zurückgezogen hatte und der General erkannte, daß die Armee des Herzogs von Bayern nach Rain marschiert war, brach er mit unserer Armee auf und marschierte auf dem anderen Lechufer nach Augsburg.[5] Da er befürchtete, die Schanze bei Rain und die Brücke könnten vom Feind eingenommen werden, schickte er Hauptmann James Lyell mit 200 Musketieren in die Schanze. Dieser hatte den Befehl, dort bei seiner Ankunft das Kommando zu übernehmen.
Als er hinkam, den Oberst Werbran vorfand und ihm seinen Befehl vorzeigte, hieß ihn der Oberst willkommen, weil er vom Feind hart bedrängt wurde, aber auch, weil ihm bange war, so daß der Hauptmann keine Schwierigkeiten hatte, das Kommando zu übernehmen, was er auch freudig tat, denn Lyell war mehr auf Ansehen als auf Gewinn bedacht, ganz im Gegensatz zur Art des Obersts. Die Armee war rechtzeitig zu Hilfe gekommen. Unsere Reiter blieben auf der anderen Seite des Flusses in Richtung Donauwörth,[6] ausgenommen das Regiment meines Vetters Monro of Fowlis, das mit der Infanterie über die Brücke marschierte, denn es hatte den Befehl, in den ersten Nachtwachen den Fußtruppen beizustehen. Unmittelbar nachdem wir hinübergegangen waren, wurden ungeachtet der Armee des Herzogs von Bayern 500 Musketiere zur Verstärkung in die Stadt geschickt. Dann begannen wir mit dem Bau unserer Batteriestellungen, und wir trieben unsere Annäherungsgräben gegen die Stadt vor. Mit dem Vorrücken verlegten wir auch unsere Batterien und Schanzen immer weiter nach vorn. Als in der zweiten Nacht unsere Batterien fertig waren, begann zwischen uns und dem Feind ein gegenseitiges Hin- und Herschießen mit den Kanonen, wobei Fähnrich Murray von einer Kanonenkugel totgeschossen wurde. Sein Schenkelknochen war ihm zerschmettert worden. Er wurde sehr beklagt, denn er war ein ungewöhnlich guter und erfahrener Soldat, voller Tapferkeit bis zu seiner letzten Stunde.
Als der Feind am Sonntagnachmittag den Tod Seiner Majestät des Königs von Schweden mit Gewißheit erfahren hatte (II, 173), marschierte er mit der ganzen Armee, den Reitern, dem Fußvolk und der Artillerie vor der Stadt auf, und aus Freude über diese Nachricht gab er drei Salven mit Kanonen, Musketen und Pistolen ab, was uns umso mehr wunderte, weil wir nicht verstanden, warum sie es taten. Aus diesem Grund beschloß der General, am nächsten Morgen einen Ausfall zu machen, um von ihnen einige Gefangene in die Hand zu bekommen. Um ihn durchzuführen, wurden 500 abkommandierte Musketiere unter dem Befehl von Oberstleutnant Lesly [George Leslie; BW] bereitgestellt, die den Auftrag hatte, noch vor Tagesanbruch einen Ausfall gegen den Feind zu unternehmen. Das führte Lesly aus, und indem man die Feinde aus ihren Stellungen zurücktrieb, wurden über 60 getötet und 30 gefangengenommen. Die Gefangenen enthüllten uns den Grund für ihr Salvenschießen. Durch sie erfuhren wir auch, daß die Armee um Mitternacht aufgebrochen war und die Donau auf einer Schiffsbrücke überquert hatte. Sie beabsichtigte, in Eile nach Sachsen zu marschieren, um die Kaiserlichen zu verstärken, die sich nach ihrer Niederlage bei Lützen[7] nach Böhmen zurückzogen“.[8]
[1] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[2] MAHR, Monro, S. 195.
[3] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.
[4] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 144f.
[5] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[6] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[7] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[8] MAHR, Monro, S. 197f.