Weiher [Weyer, Weyher], Adam von

Weiher [Weyer, Weyher], Adam von; Obristleutnant, Obrist, Generalmajor [6.1.1613- 14.10.1676] Adam von Weiher [Weyer, Weyher] [6.1.1613-14.10.1676] stand als Obristleutnant[1] des „Gründ(e)lischen“[2]  Regiments[3] in schwedischen Diensten.

Weißenburg[4] war im Februar 1647 trotz der Einwände von Gallas[5] von Traudisch erobert worden, wie Hans Christoph Ranfft von Wiesenthal Melchior von Hatzfeldt mitteilte.[6] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[7] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Alß die Schweden in Belägerung Lindaw[8] occupirt gewesen / hat die Stadt Weissenburg 7. Stund von Nürnberg[9] gelegen / den 3. Januarii 1647 der Keiserische General Trauditz auffordern lassen / darzu sich aber der Schwedische Commendant darinn / OberstLeutenant Weyer nicht verstehen wollen / darauff sie von 300. Pferden biß auff den 8. dito blocquirt gehalten / hernach durch 6000. theils Keyserischen / theils Chur-Beyerischen Commandirten Völckern belägert worden. Vnd alsobald mit Canoniren ein solcher Anfang gemacht worden / also daß man vom 9. biß 16. Januarii in allem 5700. Schüsse gethan / den 17. st. man gantz still vnnd mit Lauffgräben machen vnnd approchiren geschäfftig gewesen / den 18. hat man Presse geschossen / auff die 1065. Schüsse gerechnet / also daß dergleichen scharpff schiessen bey diesem langwirigen Krieg kaum gehöret worden / vnd war diesen Tag von 11. biß Abends gestürmet / aber der Sturm mit Verlust vieler Toden abgetrieben worden / den 20. 21. würde mit glüenden Kugeln[10] in die 200. Schüß gethan / etliche Häuser in Brand gesteckt / vnnd die Mawer vber den See vnd Eyß gantz nidergefällt / vnd den Belagerten die Gegendefension ( weil sie mit keinem Stück versehen) gäntzlich abgeschnitten 50. Häuser ruinirt / 30. zum Brennholtz eingerissen / den 22. hat man accordirt / vnnd seynd den 23. die Schweden ab vnnd die Keyserischen vnnd Beyerische eingezogen / vnnd ist also die gute Stadt vbel zugericht wider in der Key[s]erischen Hände kommen“.[11] Angeblich soll Weißenburg in diesem Februar von Hans Christoph Ranfft von Wiesenthal erobert worden sein.[12] Das „Theatrum Europaeum“[13] berichtet dagegen: „In dem nun droben am Bodensee die Schwedichen die Statt Lindaw starck belägert haben / haben inmittelst etliche / theils Käyserl. Theils Chur-Bäyrische Regimenter / vnter denen Generaln / Herrn Trauditzschen / Fernemond [Fernemont; BW] / vnd Enckefort / sich kurtz nach Eingang deß Januarii / für die Statt Weissenburg gemacht / solche belägert / gantz hefftig beschossen / vnnd ob man zwar vermeynt Herr Gen. Leutenant Königsmarck solchen Platz entsetzen würde / endlich am 23. dieses erobert. Welcher schweren Beläger- vnd Eroberung ordentlichen Verlauff / wir anhero / gleichsam in einem Diario;[14] ebenmessig wollen beyfügen: Welcher ist dieser:

Am 3. Januarii Anno 1647. ist die besagte Statt Weissenburg (welche im Nordgaw 7. Stund von Nürnberg ligt) durch einen Trompeter[15] im Nahmen Herrn Generals von Trauditz / auffgefordert vnd mit 300 Pferden / biß auff den 8. blocquirt worden.

Am 8. ist sie mit 6000. Käyserischen vnnd Chur-Bäyrischen commandirten Völckern belägert worden / vnd die Stück auff der Hagenaw vor dem Frawenthor gepflantzt / vnd sich verbollwercket.

Eben nach Mitternacht hat man Fewerballe vnd Granaten zu 60. 70. Pfund. hinein geworffen / in allem 104. die keinen effect erreicht / ausser ein Mañ von Emelsheim vom Hall[16] erschlagen / vnd eine Müllers Tochter von Wedelsheim in dem Losament Arm und Bein abgeschossen worden / daß sie bald darauff gestorben.

Am 9. biß 16. sind 728 in allem 5700. Schüß vnnd vierhundert glüende Kugeln hinein geschossen worden.

Am 17. ist man gantz still vnnd mit Lauffgräben vnd Approchiren occupirt gewesen.

Am 18. hat man vor der Steinhütten / Oberthor vnd Schießmawer Preß geschossen / auff die 1065. Schüß gerechnet / dergleichen scharpffes canoniren nicht bald bey diesen continuirlichen Kriegszeiten wird seyn erhört worden.

Die eod. von 11. ist biß Abends gestürmet / aber der Sturm mit Verlust vieler Todten abgetrieben worden. In währendem Sturm haben sich die Bürger / Weib vnd Kinder in Kirchen : vnd vornehme Häuser reterirt / mit Seuffzen vnnd Forcht ihre Seele Gott dem Allmächtigen befohlen / vnd sich zum Sterben bereit gemacht.

Am 20. sind 166. glüende Kugeln hinein geschossen / vnnd 8. Häuser / Städel / darunter ein schön Haupt-Hauß / vnd die alt Apotecken angezündt vnnd abgebrandt worden / die Leut sind in grossem Jammer / Schrecken vnd gleichsam Desperation in der Statt vmbgelauffen / vnd mancher nit gewust / wo er die Retirada hinnehmen soll / weil besorglich / die gantze Statt mit Fewer möcht versehret werden / so aber doch der Allmächtige Gott in Gnaden abgewendet / vnd der armen Statt verschonet:

Am 21. hat man 36. glüende vnd steinerne Kugeln / die hernach in viel stücker zersprungen / hinein geschossen / wie auch die Mawern über den See vnd Teich gantz niedergefällt / vnd den Belägerten die Gegendefension ( weil sie mit keinem Stück versehen) gäntzlich abgeschnitten / auch die allerseits beschossene Mawern dermassen gefällt / daß leichtlich heinein zukommen / darbey 50. Häuser gantz zerschossen 50. zum Brennholtz demolirt vnd eingerissen worden.

Am 22. haben Ihr Hochw. vnd. Gnad. Herr Landcommenthur zu Oettingen[17] / zu Verhütung der eussersten Extremität / mit gnädiger interposition[18] zum Accord[19] Anlaß geben / vnd sich ins Mittel gelegt / so auch geschehen vnd vollzogen worden.

Am 23. sind die Posten von den Schwedischen quittirt / vnd mit Käyserl. vnd ChurBäyrischen Völckern besetzt / vnd von dem Herrn GeneralFeldzeugmeister Fernemond vnd Herrn Gen. Feldmarschall Leutenant von Enckefort die Statt übergeben worden. Als nun der darauff Obrist Leutenant deß Gründlischen Regiments Herr Adam Weyher / mit dem Regim. gemeiner Soldaten Gebrauch nach / mit dem Gewehr in der Hand / Heerpaucken / brennenden Lunten vnd Kugeln im Mund / etc. abgezogen / sind die Käys. vnnd Chur-Bäyrische Croaten vnnd andere zu roß vnd Fuß einquartiert worden.

Bey dieser Belägerung sind todt geblieben H. ObristLeutenant von Kreilsheim [Wolf Christoph v. Crailsheim; BW] / vnd viel gemeine Soldaten / ausser der Gequetschten.

Auff der Schwedischen Seiten in der Statt sind todt geblieben 2. Fähndrich[20] / 2. Corporal[21] / 2. Serganten,[22] vnnd gemeine Soldaten auf 20. ein Marquententer[23] mit einem Stück in Rücken getroffen / daß er gleich todt blieben / ein Frantzoß mit sampt dem Schillerhäußlein / da er Schildwacht gehalten / vom canonirn in den Stattgraben gefallen / vnd daselbst jämmerlich das Leben enden müssen / seyn auch 2. Bawren vnd 1. Jung bey der Schanze geblieben“.[24]

Bei dem Bad Windsheimer[25] Bäcker und Ratsherrn Johann Andreas Strampfer [1614-?][26] heißt es: „ ‚Der Swedische Oberleutnant Adam Weiher von den Gründelischen Regiment, so in 8 Compagnien[27] Tragoner[28] und den Regimentsstaab[29] bestanden, ist hereingezogen und einquartiert worden, den 29. Martii anno 1647,[30] und wiederum marchirt den 1. Octob. (Pastorius schreibt, daß die Gundelischen Dragoner ganz barbarisch hausten)“.[31] „ ‚Den 17. April ließ der Windsheimer Kommandant, Obristleutnant Weyher, die ganze Bürgerschaft disarmieren (entwaffnen) und praetendierte (erhob Anspruch) auf 1600 Reichstaler. Am 10. Mai ließ er auch alles Vieh der Bürger in den Ochsenhof treiben, und musste auch jedes Stück mit Geld ausgelöst werden. Am 14. Mai nahm sich dieser Kommandant mit Gewalt neun Geschütze aus dem Windsheimer Zeughaus, und belud noch sechs Wägen mit Kanonenkugeln.

Der schwedische Major Schmid hatte 140 Dragoner einquartiert, die man alle kleiden und armieren (bewaffnen) musste.

Der schwedische Agent Jacob Barth hatte mit dem Fränkischen Kreis-Ständen auf 25 000 Taler ‚capituliert’ (sich ergeben) für die Garnisonen in Dinkelsbühl und Nördlingen, davon musste die Stadt Windsheim monatlich 600 Taler tragen.

Bis zu seinem Abzug am 1. Oktober zwang der Stadtkommandant Weyher die Bürgerschaft zur Fronarbeit[32] bei der Errichtung von Spanischen Reitern.[33] Wer einen Anspann hatte, musste wöchentlich zweimal in den Schussbachwald nach Baumhölzern fahren. Allen Vorrath im Zeughaus an Pulver, Blei, Lunten und ein schönes Geschütz nahm er mit fort’ “.[34]

Am 19.10.1647 plünderte Weyer mit 800 Dragonern Dinkelsbühl. [35]Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Der guten Statt Dünckelspiel ist der Zeit wider Verhoffen / ein Hartes erzeigt worden. Dann / wie man uns gar glaubwürdig berichtet / so ist Sonnabends den 9. 19. Octobr. umb 4. Uhr Nachmittags / der Schwedische Obrist-Leutnant Weyer / mit ungefehr 300. Tragonern heinein kommen / welche deß Nachts umb 10. Uhr angefangen zu plündern / etliche hundert Ochsen zusammen getrieben / die vornehmsten Häuser spolirt / der Juden Nester aber gantz geplündert / mit solchem allem auff Nördlingen zugangen / unnd die Statt gäntzlich verlassen. Gefänglich seynd mitgenommen worden / beyde Burgermeister / Nahmens Schad und Raigel / wie auch 2. vom Rath / darumb dass sie den Chur-Bäyrischen umb Volck zugeschrieben haben sollen; die man aber bald wiederumb frey passiren lassen; Dagegen ist in besagte Statt der Chur-Bäyrische Obr. Lieutenant Hörwart / mit 150 Mann / neben dreissig Croaten[36] / eingezogen“.[37]

Im März 1648 war Weiher von Nördlingen[38] nach Donauwörth[39] abgezogen worden.[40] Das „Theatrum Europaeum“ hält unter dem März 1648 fest: „Den 14. 24. 15. 25. Martii kam das [schwedische; BW] Haupt-Quartier nach Fünffstätten[41] (n. 242) nahe Wendingen[42] / daselbsten es auch noch den 16. 26. bestanden: Weil nun die Chur-Bayerische Donawerth verlassen / und drey Joch von selbiger Brücken abgebrant hatten; als hat selbiger Magistrat deß Herrn Gen. Feldmarschall Wrangel Excell. die Schlüssel zur Stadt nach Wendingen bringen lassen; der dann / am 15. 25. Martii Nachmittag / den Obristen Leutenant Weyer / mit seinen in Nördlingen gelegenen vier Companien Dragonern / zum Commendanten dahin verordnet“.[43]

Das Alte Schloss Wallerstein,[44] das Adam Friedrich von Muggenthal mit 70 bayerischen Musketieren[45] verteidigte,[46] war nach drei Tagen am 26.3. von schwedischen Truppen eingenommen und niedergebrannt worden.[47]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Bey solcher der Sachen Beschaffenheit / hat der auff dem Schloß Wallerstein (so denen von Nördlingen eine rechte Brillen) liegende Commendant / Freyherr von Muckenthal / sich zwar erkühnen / und denen darvor ankommenden Schwedischen Partheyen höhnischer Weise ruffen dörffen / solten über vierzehen Tage wieder kommen / und alsdann fragen / wann er das Hauß zu übergeben resolviret were; aber diese bravade nahm gar bald mit Schrecken ein Ende. Dann / als den 14. 24. Martii / der Herr Commendant in Nördlingen / Obrister Bilaw [Hartwig v. Bülow; BW] / gedachtes Schloß mit etlich 100. Mann belägert; folgenden Tages der Vorhoff erstiegen (bey welchen Anfall vorgedachter Herr Obrist Lieutenant Weyer der dritte im Sturm hinein gewest) und die Vestung auß etlich von Nördlingen darhin geführten halben Carthaunen und Fewer-Mörsern / den 15. 25. hujus in der Nacht guten theils in Brand geschossen; ist hierdurch die auff achtzig Mann starck darin befindliche Besatzung ( davon unterschiedliche verbrannt / und im Rauch erstickt seynd / der Rest aber durch Gottes willen umb Quartier geruffen) zur Ubergab gebracht / folgenden 16. 26. am Mittag vorermeldter Freyherr von Muckenthal / gefänglich nach Nördlingen gelieffert / die gemeine Knechte untergetheilt [untergestellt; BW] / und demnach dieses Hauß Wallerstein zum Steinhauffen gemacht worden : vor welchem Platz der Schwedischen mehr nicht denn funffzehen todt geblieben“.[48]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[2] Bisher nicht identifiziert.

[3] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[4] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.

[5] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.

[7] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[8] Lindau; HHSD VII, S. 414ff. Zu den Operationen 1647/48 vgl. HÖFER, Ende.

[9] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[10] Feuerkugel: Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.

[11] WASSENBERG, Florus, S. 713f.

[12] Staatsarchiv Würzburg, Schönborn-Archiv 23; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 121.

[13] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[14] Diarium: Tagebuch.

[15] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[16] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[17] Ernst II. Graf zu Oettingen-Wallerstein (1594-1670) ?

[18] Interposition: Vermittlung.

[19] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag; Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[20] Fähnrich (Kornett): Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[21] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold.

[22] Sergeant: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere.

[23] Marketender: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Marketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.

[24] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 1241f.

[25] (Bad) Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[26] KRUSENSTJERN, Selbstbiographien, S. 229f.

[27] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst.

[28] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[29] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes.

[30] Nach PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, am 28.3.; SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 44.

[31] KERLER, Schicksale, hier zit. nach SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 54. Vgl. auch ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 390.

[32] Fron: Fronarbeiten verrichten, d. h. alle Dienste, die unentgeltlich oder gegen geringes Entgelt zu leisten sind, hier: Zwangsarbeit auf der Schanze, die von Soldaten wie Bürgern gleichermaßen verachtet wurde, da normalerweise nur sogenannte Schanzgräber, gemeine Soldaten, Lager-Prostituierte, Gefangene oder verurteilte Straftäter zu diesen Arbeiten herangezogen wurden.

[33] Spanischer Reiter: Künstliches Hindernis, bestehend aus einem gelochten Balken mit über Kreuz durchgesteckten Schweinsfedern oder Springstöcken.

[34] Nach PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, am 28.3.; SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 44.

[35] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 745; Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[36] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[37] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 129.

[38] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[39] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[40] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 755.

[41] Fünfstetten [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 215f.

[42] Wemding [LK Donauwörth, Schw.]; HHSD VII, S. 806f.

[43] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 313.

[44] Wallerstein [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 788.

[45] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[46] SAMBRAUS, Feldzug, S. 52f.

[47] DOLLACKER, Oberpfalz VI, S. 228.

[48] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 313.

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