Wambold [Wampold, Bambold] von Umstadt, Friedrich von

Wambold [Wampold, Bambold] von Umstadt, Friedrich von; Obrist [ – 2.3.1639 bei Ruppertsgrün] Wambold [Wampold,[1] Bambold], ein Vetter des Mainzer Kurfürsten,[2] stand als Obrist[3] in kurbayerischen Diensten.

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587-nach 1642][4] hielt in seinen Aufzeichnungen fest: „Den 19. Januar [29.1.1639; BW] ist der Keyserliche Generalfeldzeugmeister[5] Freyherr von Salis[6] bei Nordhausen[7] mit sechs Regimentern[8] zu Ross und Fuß ankommen, hat sobalde an Unsere Genedige Herren[9] Quartier begehret auf ein Regiment zu Pferde in Frankenhausen[10] und ein Regiment zu Fuß in Sondershausen.[11] Es sind auch zwey Regimenter zu Pferde, als das Wanboldische und Spiegelische,[12] allhier zu Sondershausen durch die Vorstadt gezogen und sich in die Dorfe vor der Hannleuthen[13] gelegen und alles geplündert.[14] Unter dem 11.2.1639 heißt es: „Auch ist zu Schernberg [15]das Wamboldische Regiment zu Pferde noch immer gelegen und hat uns der Salis vollendts gantz zu Grunde unschuldiger Weise gerichtet, denn alle Dorfe ausgeplündert und ruiniret worden“.[16]

„Im Januar 1639 rückte Banner[17] gegen die in der Mark Brandenburg gelagerte kaiserliche Armee. Er hatte es, wie er am 6/16. Februar Oxenstierna[18] mitteilte, in erster Linie auf die sieben Regimenter abgesehen, welche unter ‚Salis Commando auffm Eichsfeld commoriren sollen‘ und die er ‚nach gelegenheit der occasionen … aufzuheben‘ vorhabe. Gallas[19] sei ‚dergestalt zugerichtet, daß er vor dießmal vor keinen feindt, so schaden thun kann, zu achten‘. In einem Postscriptum desselben Schreibens berichtet Banner, Salis sei mit den sieben Regimentern, ‚mit welchen er bis dato in und bei Mühlhausen[20] (an der Unstrut) gelegen, nach Franckhausen (in Schwarzburg-Rudolstadt) gerückt und von dannen auch, wie jedermann sagte, über die Unstrut fortgegangen‘, und werde ‚vielleicht zu Torgau[21] seinen übergang nehmen‘. Banner’s Anschlag auf Salis‘ Heer sollte nur zu gut gelingen. Gallas, dessen Truppen sich nur noch auf 8000 Mann belaufen haben sollen, wich mehr und mehr durch die Lausitz und Schlesien nach Böhmen zurück – ihm nach Salis. Letzterer war noch in Kursachsen, aber schon nahe an der böhmischen Grenze, als sein Verhängnis über ihn hereinbrach.

Es war am Abend des 2. März (1639) acht Uhr, als der zu Eger[22] anwesende kurbayrische Oberst Moser[23] dem uns schon bekannten früheren Kommandanten des Regiments Salis in bayrischen Diensten Obersten Schütz[24] ‚in großer Eil‘ die Nachricht zugehen ließ, ‚daß der Feindt 7 Meilen von hier (Eger) Herrn General Feldtzeugmeister Salys angetroffen‘ und demselben ein Treffen geliefert habe; ‚wie es abgegangen‘ wisse man noch nicht, allein Salis habe die Seinigen ‚mit aller sach alhero nach Eger geschickt; ‚ist bey ihnen große forcht, … es möchte in zwei Tagen auf das lengst Freund und Feindt hiero bey uns sein‘. […] Und nun folgen sich rasch hinter einander eine ganze Reihe nach und nach bestimmter auftretender und eingehender Nachrichten, welche, zum größtern Teil in den Münchener Akten des 30jährigen Krieges aufbewahrt, einen ziemlich klaren Einblick in den Verlauf dieses verhängnisvollen Ereignisses gestatten.

Bürgermeister und Rat der Stadt Eger melden am 3. März dem kurbayrischen Rat und Pfleger zu Tirschenreuth[25] an der Waldnaab (bayr. Oberpfalz), Johann Ulrich von Burhus auf Ottengrün,[26] der sich um nähere Details erkundigt hatte: gestern (den 2. März) Abends zwischen 6 und 7 Uhr sei des ‚Herrn Veldtzeugmeisters Hans Wolf Freyherrn von Salis sein Leibwagen und Canzley … mit einer Convoi und Roß‘ angelangt; dessen ‚Leute und Offiziere‘ berichteten, ‚daß Er‘ (Salis) mit 6 und zwar zimblich schwachen Regimentern hernach komme; daß der Feind gestern frühe 8 Meyl von hier zu Rumpersgrün (recte Ruppertsgrün[27]) bei Plauen[28] im Voigtland[29] dieselben mit 12 Regimentern hat wollen überfallen; weil aber Herr General Wachtmeister (sic) al Erto[30] gewesen und sich nicht mit manir (hat) retiriren können, hete Er mit seinem Volgkh sich alda entgegen gesetzt und weren darauf an einander kommen. Und sonderlich sol Herr Obrist Wambold[31] entweder Todt oder doch tödtlich verwund sein‘. Heute, am 3. März, seien weitere ‚avisen‘ eingelangt: Salis sei mit sechs Regimentern, ‚zwei zu Fueß und vier zu Roß‘ von 12 feindlichen Regimentern, ‚so General Slang[32] und Pfuel Commandiren‘, überfallen worden; ‚die Reutterey sol alsobalden in Ein Confusion gerathen sein. Weßen dann (diese) theils mit der pagagy[33] anheut über die Eger gangen (sind) und sich am Böhmer Waldt umb Königswarth[34] logiren; die übrigen haben mit Herrn General (Salis) gegen Hoff[35] sich gewendet und werden heunt oder Morgen auch anhero kommen. Das Fueßvolkh, so bey 1000 Mann gewesen sein soll, hat nicht ausreißen können, dahero (es) sich in den Kirchhoff im Dorf reterirt und eine Zeit lang gewöhret (hat); und geben die marchitender[36] vor, daß es sehr soll eingebüßt haben‘. Wie ein vom Feinde wieder entkommener Soldat angebe, habe Feldmarschall ‚Pannier‘ (Banner) 35 Regimenter zu Roß unter sich, auch sei Wrangel[37] mit einem starken Regiment zu ihm gestoßen, sodaß der Feind also ‚36 Regimenter zu Pferdt und 14 precaden (Brigaden)[38] zu Fueß, eine Jedliche uff 5: oder 600 Mann stark‘, beisammen habe. Die Schweden hätten alle ihre alten Quartiere in Meißen und Thüringen wieder bezogen, wohin aber ihr Marsch gehen möchte, könne man nicht wissen. […]

Ein anderer Bericht vom Abend desselben Tages (3. März), der dem Obersten Andreas Kolb von Reindorff[39] zu Weiden[40] in der Oberpfalz – es ist nicht ersichtlich von wem – zukam, meldet, daß ‚gestern (2. März) Abends Truppen, geschlagene Reuther ohngefähr bei 300 Pferdt, eilendt‘ angelangt seien, ‚denen zur nacht immer zue mehr und mehr gefolgt, die mit Stifel und Sporen zue Fueß gegangen und uff Eger geeilet‘ (sind). Diese Flüchtlinge sagen ungefähr das nämliche aus. Die ‚Schwedische Parthey‘ habe etwa ‚2000 oder 1500 Pferdt‘ betragen; die Salissche Reiterei, ‚deren 3 Regimenter gewesen‘, seien ‚zerstreut und in die Flucht geschlagen,[41] das Fußvolkh aber, welches in dem Dorf (Ruppertsgrün) gelegen und sich in das Schloß und (auf) den Kirchhoff retirirt und gewehret, … meist nieder gemacht und die übrigen gefangen genommen (worden), alßo daß von Inen gar wenig entkommen (sind) und (haben) ausreißen können, wie dann Herr General Salis und Obrist Spiegel[42] mit (dem) Obrist Leutenant,[43] Obrist Wachtmeister[44] und vielen Rittmeistern[45] neben andern officiren gefangen worden und auff Reichenbach[46] (bei Zwickau[47]) geführt worden. Den Flüchtigen haben die schwedischen biß auff plauen[48] nachgesetzt, also daß sie von früem morgen (des 2. März) vor 8 Uhren, in der sich der Scharmützel[49] angefangen, den ganz tag und nacht (d. h. Abend) gelauffen (sind) und nicht (haben) ruhen dörffen‘. Schleitz[50] sei vom Gegner genommen, ebenso Neustadt[51] bei Zwickau samt andern Orten; in Eger herrsche große Panik.“[52]

– Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][53] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[54] erinnert sich an den Februar 1639: „Den 20. Febr[uar] ist ein Geschrei allhier ein[ge]kommen, [dar]ob, [daß] die schwedische Armee, [die] unter dem Feldmarschall Banner um Altenburg[55] [gelegen], ankomme. [Sie soll auf] die Kaiser. Völker bei Zwickau eingefallen sein, etliche Regimenter ruiniert und sie bis nach Ölsnitz[56] und Adorf[57] verfolgt [haben]. Daher [war] um uns ein großer Schrecken; wie denn auch das Volk so im Markgrafentum gelegen, aus Furcht auf[ge]brochen [ist] und sich nach der Stadt Kronach[58] retiriert [hat]. Es ist hernach Bericht eingelangt, daß dieser schwedische Anfall zu Rupertsgrün bei Plauen geschehen ist. [Dabei sind] worden: der Kaiser. Feldzeugmeister Freiherr von Salis, der Gen[eral]quartiermeister Mannslohe,[59] Oberl[eutnant] Barre,[60] Oberl[eutnant] Spiegel und fast alles Fußvolk; welches denn bei den Kaiser[ischen] auch großen Schrecken verursachte“.[61] –

„An demselben Tage [5.3.] meldet Oberst Kolb zu Weiden seinem ‚hochgeehrten Herrn Schwagern‘, dem Rentmeister N. zu Amberg,[62] er habe in Erfahrung gebracht, General Salis sei mit den 3 Kavallerie-Regimentern Coloredo,[63] Salis und  Altheim[64] und mit 2 Regimentern zu Fuß, deren Namen der Kundschafter ‚nicht behalten‘, bei Plauen auf die Schweden gestoßen, ‚deren 8 Regimenter, 600 Tragoner[65] und 6 Veldtstuckh[66] unter dem Commando Frangels und Schlangs'[67] standen. Das Regiment Salis habe 5 Standarten[68] verloren. Von Salis selbst habe noch nicht in Erfahrung gebracht werden können, ‚ob er gesundt, Gefangen, bey leben oder Todt‘ sei; die ‚bagagi[69] von disen 5 Salischen Regimentern‘ habe bei dem raschen Vordringen des Feindes zurückgelassen werden müssen und sei ‚in der Voidtländischen Bauern Handt verblieben‘ “.[70]

Auch nach der Zwickauer Chronik ist er – hier „Bambold“ genannt – in diesem Gefecht gefallen.[71]

[1] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 325.

[2] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.] Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[3] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). . Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[4] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[5] Generalfeldzeugmeister: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt: Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[6] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[7] Nordhausen [Kr. Nordhausen]; HHSÖ IX, S. 305ff.

[8] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[9] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein (11.5.1578-25.11.1642); Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt, Graf von Hohenstein, Herr von Rudolstadt, Leutenberg, Arnstadt etc. (27.5.1581-4.11.1646), reg. 1630-1646.

[10] [Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.

[11] Sondershausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S.  402ff.

[12] Friedrich Konrad Spiegel zum Diesenberg [ -11.10.1642], kaiserlicher Obrist.

[13] Höhenzug, der mit dem westlich verlaufenden Dün und den östlich verlaufenden Schmücke und Schrecke sowie der Finne den nördlichen Abschluss des Thüringer Beckens bildet. Die Hainleite reicht von Großfurra im Westen über Sondershausen bis zur sogen. Sachsenpforte, dem Unstrutdurchbruch zwischen Sachsenburg und Heldrungen, dem das ganze Mittelalter hindurch strategische Bedeutung zukam.

[14] HAPPE II 229 v – 230 r; mdsz.thulb.uni.jena.de

[15] Schernberg [Kyffhäuserkreis].

[16] HAPPE II 229 v – 230 r; mdsz.thulb.uni.jena.de

[17] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[18] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[19] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[20] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[21] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff

[22] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[23] Melchior Adam v. Moser [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.

[24] Hans Heinrich v. u. zu Schütz v. Schützky [Schuz a Schuzky] [ – Juli 1639 ?], kaiserlicher Obrist.

[25] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[26] Johann Ulrich Burhus [Burhuss] auf Ottengrün [ – ], kurbayerischer Kriegskommissar

[27] Ruppertsgrün, heute Ortsteil von Pöhl [LK Vogtlandkreis].

[28] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[29] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[30] alert (franz. Lehnwort): wachsam, munter.

[31] Friedrich v. Wambold [Wampold] v. Umstadt [ -5.9.1649], kursächsischer Obrist.

[32] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.

[33] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[34] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[35] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[36] Marketender/Marketenderin: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.

[37] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[38] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[39] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.

[40] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[41] Nach OLISCHER, Entwurf einer Chronik, S. 83, sei Salis im Bett angetroffen worden.

[42] Friedrich Konrad Spiegel zum Diesenberg [ -11.10.1642], kaiserlicher Obrist.

[43] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[44] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[45] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[46] Reichenbach; HHSD VIII, S. 298f.

[47] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[48] Plauen [Vogtlandkr.]; HHSD VIII, S. 279ff.

[49] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[50] Schleiz [Kr. Schleiz]; HHSD IX, S. 380ff.

[51] Neustädtel bei Schneeberg; HHSD VIII, S. 248.

[52] SALIS-SOGLIO, General Hans Wolf von Salis, S. 89ff.

[53] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[54] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[55] Altenburg OT von Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 9.

[56] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[57] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.

[58] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[59] Hermann (Johann ?] Christoph [Christoffel] v. Mandelsloh [Mandelslohe, Mandeisloh, Mandelslohn, Mandesloe, Mannslohe] [1602-1655], kaiserlicher Obrist.

[60] Franz Bourré [ – ], kaiserlicher Obrist.

[61] BRAUN, Marktredwitz, S. 100.

[62] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[63] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.

[64] Heinrich Christoph Gayling [Gehling, Geiling] v. Altheim [1604-20.12.1654 Babenhausen], kurbayerischer Generalwachtmeister.

[65] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[66] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-4-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht. [wikipedia]

[67] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.

[68] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen.

[69] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[70] SALIS-SOGLIO, General Hans Wolf von Salis, S. 92.

[71] SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 586.

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