Vrtby [Vrtba, Wrtba], Sezima z

Vrtby [Vrtba, Wrtba], Sezima z, Graf; Generalkommissar [1578 – 1648] Vrtby[1] war kaiserlicher Generalkommissar und Präsident der Böhmischen Kammer.

Mikuláš d. Ält. Bechynĕ von Lažany schrieb am 21.5.1639 aus Prag an J. Černín d. Ält.: Banér ziehe die Besatzungen aus Kaaden,[2] Laun,[3] Brüx[4] und Saaz[5] zu sich nach Leitmeritz[6] zusammen. Am letzten Donnerstag habe er Schlan[7] geplündert. 23 Fahnen starke Infanterie von Goltz sei vergangenen Freitag bei Dobříš[8] gewesen und werde in Prag erwartet. Zudem habe Herr Šwamberk, der Hauptmann des Pilsener Kreises, dem Grafen Vrtby, kaiserlichem Generalkommissar und Präsident der böhmischen Kammer, mitgeteilt, dass Hatzfeldts Vorhut am vergangenen Donnerstag nach Pilsen[9] gekommen sei und dann die Grenze überschritten habe.[10]

Am 12.3.1643 schrieb der Kaiser an Rudolf von Colloredo, laut kaiserlichem Befehl werde der Kreis Eger[11] dem Regiment Waldstein als Quartier zugewiesen, die Kreise Eger, Elbogen[12] und Saaz dem Regiment Borri und der Kreis Elbogen dem Regiment Caba; der Kreis Rakonitz[13] sowie der halbe Kreis Leitmeritz dienen als Aushilfe. Die genannten Regimenter hätten ein Memorandum, dessen Abschrift beilag, an ihn, F., geschickt und sich beschwert, dass ihnen aus den assignierten Quartierten weder für die alten noch die neu geworbenen Knechte, weder für die abgesessenen Reiter oder diejenigen, die ein Pferd haben, die vorgeschriebenen Nutznießungen gewährt würden. Er, F., wisse, dass diese Kreise durch die Kriegsereignisse in Mitleidenschaft gezogen worden seien, doch dürfe nicht zugelassen werden, dass Regimenter, deren Stand erhöht und die remontiert werden sollten, durch Mangel zugrunde gingen. Er gab Colloredo ferner die an die Statthalter ergangene Forderung bekannt, dem Befehl nachzukommen und die Regimenter mit allem zu versorgen, was laut gedruckter Versorgungsvorschrift festgesetzt sei. Colloredo solle in diesem Sinne auf die Statthalter und Graf Vrtby einwirken.[14]

Am 18.3.1643 wandte sich der Kaiser wieder an Colloredo: Er habe den Befehl erteilt, in Königgrätz[15] und Pardubitz[16] Proviantmagazine für den kommenden Feldzug zu errichten. Daher müssten beide Städte gut besetzt und verstärkt werden. Colloredo solle beide Orte mit einer ausreichenden Mannschaft versehen. Ferner solle Ladislav von Waldstein aus seinem Regiment einen Konvoi zum Schutz der von Graf Vrtby abgefertigten Proviantfuhren so bilden, dass sowohl die sichere Hinfahrt als auch die ungehinderte Rückkehr von Wagen und Pferden gesichert sei. Zu diesem Zweck solle auch Graf Vrtby eine gewisse Anzahl von Reitern aus seiner Kompanie zur Verfügung stellen.[17]

Ein weiteres Schreiben des Kaisers an Colloredo datiert vom 23.3.1643: Seinen Vorschlag betreffs der Einquartierung der Armee, die vor dem Feind nach Böhmen zurückweichen musste, habe er zur Kenntnis genommen. Colloredo werde der beigelegten Kopie seines kaiserlichen Befehls an die böhmischen Statthalter seine Absicht entnehmen können. Er solle alle seine Kräfte in den Dienst der von ihm geforderten Aufgaben stellen und mit Gallas, der sich am heutigen Tag zur Armee begeben habe, mit Piccolomini, den Statthaltern in Böhmen und insbesondere mit Graf Vrtby in Verbindung treten. Beigelegt war ein kaiserliches Schreiben gleichen Datums, Wien, an die Statthalter in Böhmen. Laut eingegangenen Nachrichten habe der Feind sein Hauptquartier in Sonnenwalde[18] in der Lausitz aufgeschlagen, wo er Stålhandskes Anmarsch erwarte und scheinbar ein Unternehmen gegen Schlesien oder Böhmen plane. Darum habe er, F., der zum Entsatz Freibergs[19] in Marsch gesetzten Armee den Rückmarsch nach Böhmen und die Beziehung der ihr vor kurzem von der böhmischen Hofkanzlei zugewiesenen Quartiere anbefohlen. Das Militär solle in den unteren Moldaukreisen sowie beiderseits der Elbe, also in den Kreisen Leitmeritz, Königgrätz, Kouřim,[20] Chrudim[21] und notfalls auch Časlau[22] untergebracht werden, um so schnell wie möglich zusammengezogen und ins Feld geschickt werden zu können. Die angeführten Kreise würden allerdings mit eigenen Mitteln ein so zahlreiches Heer nicht unterhalten können; deshalb müssten die nicht besetzten Kreise in die soeben in Königgrätz und Pardubitz[23] errichteten Magazine eifrig Korn einfahren. Die Statthalter seien angewiesen, rechtzeitig alle Vorbereitungen zu treffen und sich sowohl mit Piccolomini als auch mit Gallas zu verständigen. Letzterer habe soeben Wien verlassen, um sich des Oberbefehls über die Armee anzunehmen. Den Grafen Colloredo und Vrtby sei bereits bedeutet worden, sich zu Beratungen mit Piccolomini in Leitmeritz einzufinden.[24]

Die Statthalter des Königreichs Böhmen informierten Gallas am 1.5.1643 aus Prag: Sie bestätigten den Empfang seines Briefes aus Königgrätz vom 28.4., dem sie entnommen hatten, dass der Feind mit seiner ganzen Armee plündernd und verheerend in Böhmen eingefallen sei und dass man, um ihn am weiteren Vormarsch zu hindern, schleunigst mit Befestigungsarbeiten beginnen müsse, und zwar vor allem bei Königgrätz, wo jedoch Holzmangel für den Bau von Palisaden herrsche. Dazu teilten sie mit, dass dieses Holz in Prag, Leitmeritz, Melnik,[25] Brandeis[26] und anderen Orten sehr benötigt werde und dass sie befohlen hätten, das Holz auf Schiffen zu befördern. Auf Veranlassung des Generalkommissärs Vrtby, der in Königgrätz gewesen sei, hätten sie die Kreishauptleute des Kreises und der Stadt aufgefordert, sämtliches Holz zum Bau und zur Ausbesserung von Palisaden zur Verfügung zu stellen.[27]

Am 3.5.1643 schrieb Gallas Ferdinand III. aus Königgrätz: Der Großteil des Kriegsvolks stehe marschbereit bei Schweidnitz;[28] ob auch die Truppen aus Frankfurt/Oder,[29] Guben[30] und anderen Orten kommen, wisse er noch nicht. Ein Kornett des Regiments Bruay, der den Feind auskundschaften ging, sei sowohl mit Beute als auch mit 25 Gefangenen zurückgekommen; diese seien dann in kaiserliche Dienste übernommen worden. Es herrsche Mangel an Artilleriebedarf, doch werde er binnen 14 Tagen hoffentlich behoben sein. Im Postskriptum teilte er mit, dass der Feind ohne Unterlass starke Spähtrupps in Böhmen einfallen lasse. Darum habe er beschlossen, dem Grafen Colloredo 2 Regimenter und die Leibkompanie des Generalkommissärs Vrtby zur Verfügung zu stellen. Diese sollten die Grenze besetzen und sie befehlsgemäß von Leitmeritz ab längs des Gebirges bis nach Eger gegen diese Einfälle schützen; zugleich sollten sie laufend über den Feind Bericht erstatten.[31]

Am 11.5.1645 übersandte Leopold Wilhelm Gallas die neuen Befehle zur Verteilung der Regimenter. Vrtby und W. A. von Kolowrat seien angewiesen worden, für die Verpflegung sämtlicher aufgeführten Regimenter zu sorgen.[32] In seinem Schreiben vom 25.11.1645, das in Abschrift auch an Gallas ging, teilte Generalfeldzeugmeister Fernemont Leopold Wilhelm mit: Torstensson erhalte Verstärkungen durch Königsmarck, sein Hauptquartier stehe in Jaroměř[33] und er wolle angeblich Königgrätz angreifen. Vrtby und die Kreishauptleute bemühten sich mit wenig Erfolg um Getreidespeicherungen.[34]

Am 8.6.1646 schrieb der Kaiser aus Linz[35] an Colloredo und verlangte einen Bericht von der Verhandlung über die von Erzherzog Leopold Wilhelm erhobene Forderung an die böhmischen Stände betreffend den dreimonatigen Unterhalt der nach Böhmen kommandierten Regimenter. In der Anlage war ein Schreiben des Erzherzogs an Vrtby und Colloredo vom 17.4.1646 von der Staffelsteiner[36] Militärkonferenz: Leopold Wilhelm drückte darin seine Unzufriedenheit über die Haltung der böhmischen Stände in dieser Angelegenheit aus, von der ihm in Schreiben vom 27.3. referiert worden war.[37]

Am 15.12.1646 schrieb Colloredo an W. E. von Lobkowitz, man möge sich nicht allzu sehr auf die Generalkommissar Vrtby eingesandte Liste des Garnisonsstands in Böhmen verlassen, da diese Garnisonen sehr schnell verschoben würden und ihren Standort wechselten.[38]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.

[2] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.

[3] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.

[4] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.

[5] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.

[6] Leitmeritz [Litomĕřice]; HHSBöhm, S. 324ff.

[7] Schlan [Slaný, Bez. Kladno]; HHSBöhm, S. 550f.

[8] Dobříš [Dobříš, Bez. Přibram]; HHSBöhm, S. 111f.

[9] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[10] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 823.

[11] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[12] Elbogen [Loket); HHSBöhm, S. 133f.

[13] Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.

[14] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1170.

[15] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.

[16] Pardubitz [Pardubice]; HHSBöhm, S. 436ff.

[17] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1424.

[18] Sonnewalde [Kr. Luckau/Finsterwalde]; HHSD X, S. 358.

[19] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[20] Kouřim [deutsch Gurim, älter Kaurzim) Bez. Kolin].

[21] Chrudim [Krudin]; HHSBöhm, S. 100f.

[22] Časlau [Časlav, Bez. Kuttenberg]; HHSBöhm, S. 90ff.

[23] Pardubitz [Pardubice]; HHSBöhm, S. 436ff.

[24] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1431.

[25] Melnik [Mĕlník]; HHSBöhm, S. 370f.

[26] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.

[27] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1475.

[28] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[29] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[30] Guben [Gubin, Niederlausitz]; HHSD X, S. 210ff.

[31] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1480.

[32] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 590.

[33] Jaroměř [Bez. Nachod]; HHSBöhm, S. 228ff.

[34] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 711.

[35] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[36] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, 711f.

[37] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 842.

[38] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 930.

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