Verreicken [Verreiken, Verregens], Louis [Ludovic, Ludickus] de

Verreicken [Verreiken, Verregens], Louis [Ludovic, Ludickus] de; Kommandant [ – ] Der Flame Verreicken war von 1629 bis 1631 spanischer Kommandant in Friedberg[1] (Landgrafschaft Hessen-Kassel).

In der Chronik des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg [ – 1635 ?] ist für 1630 festgehalten: „Auch hat man in hoc anno [in diesem Jahre], zu welcher Zeit Louis de Verreicken alhier Gubernator [Kommandant] ware, das Jubiläum Augustanae confessionis [des Augsburger Bekenntnisses von 1530] weder in der Burg, noch in der Stadt dahier sicherlich celebriren dörfen, sondern dieses unter dem Vorwand eines Bettags nur feiern können. Textus erat [der Text war] 12. Psalm Vers 9“.[2] Der Friedberger Johann Philipp Götzenius [1613-1663] erinnert sich daran, dass Verreicken Wallonen bei sich gehabt hat.[3]

„Den 23. Okt. [1631] hat Herr Gubernator, so alhier das Commando über das spanisch Volk gehabt, sich alhier im St. Augustiner Kloster zum Ritter zu St. Jacob-Orden lassen schlagen, in Beiseins eines spanischen Rittmeisters von Gehlhausen, des Komturs [Albrecht v. Muggenthal] von Nieder-Weisel[4] [Johanniter-Kommende], etzlicher von Adel und anderer Officier. Hat nachmals eine große Mahlzeit gehalten, die Herren von der Stadt auch dazu geladen, und hat ihm Burg und Stadt auch 16 Flaschen mit Wein darzu verehret“.[5]

„Den 22. Nov. kam durch eine Post von [Gustav Adolf] Königl. Maj. von Schweden ein Schreiben an Herrn Gubernator alhier, daß er innerhalb 24 Stunden soll von der Stadt und Burg abziehen. Wo nicht, soll er mit Gewalt fortgetrieben werden.

Den 23. Nov. ist von Ihro Königl. Maj. von Schweden Gustavo Adolpho ein Commissarius hieher geschickt worden, welcher in Person dem Hrn. Gubernator ankündigt, wo er in der Güte täte weichen, solle er nebst seinen Soldaten convoyiret [geleitet] werden bis an Rhein, und wo er jetzt nicht wolle accordiren, sollte er nachmals kein Quartier [Schonung] bekommen. Er entschuldigt sich aber, er könnte es nicht thun, ohne Vorwissen des Hn. Generals zu Kreuznach[6] [Don Philippo de Silva]. Hierauf folgenden Morgen den 24. dieses waren etliche [Boten] abgefertiget zu dem Hn. General und ihm solches zu wissen gemacht, aber kein Bescheid anders erfolget, denn daß der H. Gubernator sich soll wehren bis auf den letzten Mann. Hierauf sie fleißig schanzten in der Burg“.[7]

„Den 19. Dec. ist alhier im Namen Königl. Maj. von Schweden zu Roß und Fuß geworben worden, und zu Abends der Oberst Haubalt oder Hubalt [Christoph v. Houwald; BW] von Hanau[8] mit etzlichen Tragonern hier ankommen. Hat alsbald den Gubernator benebens Mönche und Pfaffen verarrestiret und in Haft genommen, auch durch den Hauptmann Fischer und seine Soldaten die Burg besetzet und bewachet“.[9]

„Eodem [23. Dez. 1631] hat der spanische Gubernator dem obengemelten Obersten [Hubald] von Hanau seine vier Schimmel verehret, ist aber doch gleichwohl in der Burg im Renthaus verwahret worden, bis auf weiter Bescheid Ihro Königl. Maj. von Schweden.

Den 18. Dec. ist die elfjährige spanische Guarnison Morgens früe von Burg und Stadt abgezogen und sich auf den Braunfels[10] retirirt, aus Forcht vor den Schwedischen. Der Gubernator Ludovic Verreikens aber hier verblieben, Hoffnung, er werde einen guten Accord erlangen, hat nach Mittag den Burgermeistern die Schlüssel geliefert und hieruf die Bürger in die Wacht gangen, Folgenden Morgen der Oberst Hubald von Hanau [mit schwedischen Truppen] kommen und den Gubernator mit Pfaffen und München ranzionirt [gegen Zahlung freigegeben], den Gubernator aber in der Burg Renthaus verarrestirt, eine Zeitlang“.[11]

Der Friedberger Gastwirt und Chronist Johann Philipp Mohr (1573-1661) erinnert sich: „Anno 1631, den 17. Decembris, zu Morgen umb 5 Uhr sind unsere Spanier alhier abgezogen und die Stadt quittirt und nacher Braunfels gezogen mit Sack und Pack. Der Herr Guverneur mit Namen Ludickus Verregens [ Ludovic Verreickens] ist alhir in der Burg verbliben. Und in 2 Tagen ist der H. Obriste Hubalt von Hanau mit 50 Tragoner alhir kommen und den Herrn Gubernator gefangen genommen und ihm ein Caroca sampt 4 Schimmel genommen“.[12]

Dr. Jeremias Molther schreibt weiter: „Den 5. Febr. [1632] ist der spanische Gubernator Louis de Verreicken mit seinem Weib und Kinder und Gesindt Morgens früh mit der Post fortgereiset, welcher seiter 1629 alhier in die Stadt kommen ist“.[13] Johann Philipp Götzenius erinnert sich, dass Verreicken nach Frankfurt[14] gelassen wurde.[15]

[1] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[2] WAAS, Chroniken, S. 147.

[3] WAAS, Chroniken, S. 147.

[4] Nieder-Weisel, heute Stadtteil von Butzbach [Wetteraukr.], seit 1245 Niederlassung des Johanniter-Ordens.

[5] WAAS, Chroniken, S. 134.

[6] (Bad) Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.

[7] WAAS, Chroniken, S. 135.

[8] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[9] WAAS, Chroniken, S. 135.

[10] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f. Hier kommandierte der spanische Major Antonio de Rio. Vgl. Braunfels im „Dreißigjährigen Krieg“; http://stadtbraunfels.de/geschichte/dreissigjaehriger_krieg_braunfels_12_15.html.

[11] WAAS, Chroniken, S. 136.

[12] WAAS, Chroniken, S. 249.

[13] WAAS, Chroniken, S. 137.

[14] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[15] WAAS, Chroniken, S. 148.

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