Turck [Türckh], Heinrich SJ

Turck [Türckh], Heinrich SJ [21. Dezember 1607 in Goch – 1669] Turck wurde am 21.12.1607 in Goch[1] geboren und trat 1625 in die Societas Jesu ein. Er stammte aus einer alten westfälischen Adelsfamilie, deren Ursprung bis ins 13. Jahrhundert nachweisbar ist. Nach Studium und Priesterweihe war Turck von 1644 bis 1648 Verwalter im Paderborner[2] Jesuitenkolleg, 1650 Rektor des Kollegs in Trier, 1664 Vizerektor von Haus Geist bei Oelde[3] und 1666 wieder Rektor in Trier.[4] Für die letzten Jahre des Krieges kann Turck daher als Zeitzeuge der Ereignisse in Paderborn gelten. Für seine Annalen benutzte er eine Vielzahl von Quellenpublikationen und sammelte ungeheuer viel Material, das er aber nicht immer kritisch genug prüfte.

Dass selbst bei regelrechten Belagerungen der Alltag weiterging, zeigt sein Bericht über die Beschießung der Stadt am 14.5.1646, die sich einen Tag später ergeben musste: „Der Graf [Arvid; BW] von Wittenberg, der sich heimlicherweise im hessischen Militär befand, war tags zuvor in die Stadt gekommen und sicher im Jesuitenkollegium mit komplettem Troß versteckt; dessen, ich nenne ihn mal, Kanzleichef, ein Franzose und Mann von, sagen wir, weitreichender Erfahrung, sagte, er könne sich über gewisse Begebenheiten während der Belagerung gar nicht genug wundern: Zum einen hätte es zu dem Zeitpunkt, als die Stadt heftigst bestürmt wurde und alles erfüllt war vom Tumult zwischen den Soldaten, als Kugeln umherflogen und das Geschrei Angst und Schrecken verbreitete, die Studenten auf den Schulplatz gezogen, mit Mänteln und Büchern; die übrigen Schüler gingen in gleicher Weise, als wenn Frieden wäre, zur Schule. Dann strömten Bürger und sogar Frauen auf die Straßen, unterhielten sich, lachten und standen sorglos umher, als wären sie Teil einer Hochzeitsgesellschaft oder auf dem Jahrmarkt. Solches hatte er noch in keinem Land, bei keinem Volk beobachten können, und derer hatte er schon sehr viele gesehen. So kann man lernen, wieviel Mut und Vertrauen die reine Gewöhnung an Krieg den Einwohnern verliehen hat“.[5]

Turck schrieb natürlich aus dem Blickwinkel des Jesuiten und überzeugten Anhängers der katholischen Kirche: „Dieser Angriff […] wurde nunmehr in einem letzten Versuch angegangen, und nach dem Patronat jenes christlichsten Königs bat man nun, daß eine dem Liborius gewonnene himmlische Gottheit für den nötigen Schutz aufkäme; so durchkreuzte das Haus Bayern, das sich auf Kraft und Mut Lamboys und den Einfluß des Bischofs Ferdinand stützen konnte, durch Waffengewalt alle diesbezüglichen Hoffnungen der Hessen; und nachdem man diese krächzenden Raben verspottet und nicht einen Zollbreit Boden dank des rechtmäßigen Glaubens preisgegeben hatte, blieb Paderborn unter seinem Schutz in seiner Ganzheit unverletzt bestehen“.[6]

Erstaunlich ist seine Charakteristik Wrangels: „Er war ein Mann in voll erblühter Lebenskraft, mit herber und vielfältiger Veranlagung, klug, voller Mut, in der Wissenschaft über Gebühr bewandert, im blühenden Alter seiner 35 Jahre von schlank gewachsener, majestätischer Statur; an diesem Führer vermißte man nichts außer wahrer Gottesfurcht und den Kampf für eine bessere Sache. Er selbst war der erste in Gefahren, unerreicht in seiner Anstrengung, immer vorne in der Schlachtreihe und ging den anderen überall mit seinem Beispiel voran. Sein Eifer und Ansinnen galt vornehmlich der Artillerie und dem Kriegsgerät, welche einmal möglichst schnell und ohne Anstrengung an jeden beliebigen Ort verbracht werden konnten und ein andermal, wenn die Situation es gleichsam erforderte, präzise gegen die Feinde in Stellung gebracht wurden, um Städte zu erobern. In jedem Regiment, in jeder Kompanie, jeder beliebigen Einheit war Mann für Mann Befehl erteilt worden, wer im Schlachtzug hinabzöge und wer bei anhaltender Belagerung Geschosse, Pulver, Explosivkugeln und anderes dieser Art zusammentrüge. Das äußerst hohe Ansehen Wrangels bei allen begründete seinen Oberbefehl. Die Menge der Schweden war an befehlshabende Führer gleichermaßen gewohnt wie die Kaiserlichen, doch viel zu oft war sie führerlos“.[7]

[1] Goch [LK Kleve]; HHSD III, S. 260f.

[2] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[3] Oelde [LK Warendorf].

[4] Trier; HHSD V, S. 372ff.

[5] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 86f.

[6] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 237f.

[7] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 77f.

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