Thylli [Thyllius, Tylli, Tilly], Johann Engelbert

Thylli [Thyllius, Tylli, Tilly], Johann Engelbert;  Obrist, Oberschultheiss [ – ] Thylli war Hanauer Oberschultheiss und Obrist eines schwedischen Kavallerieregiments und 1634-1635 unter dem Kommando von Sir James Ramsay, dem schwedischen Generalmajor und Gubernator, in Hanau[1] stationiert.

Thylli war zunächst Oberschultheiß in Hanau, das seit dem 1.1.1631 besetzt war und fungierte als Verhandlungspartner mit Frankfurt[2] wegen des Übergangs zu Schweden. „Der Frankfurter Rat lehnte die von dem Hanauer Obristen [Christoph von Houwald; BW] geforderte Garnison in aller Deutlichkeit ab. Noch nie sei der Stadt solches zugemutet worden. Man befürchtete, die Reichsstadt könnte dadurch ins Verderben gezogen werden, wie es schon bei anderen Städten geschehen war. Der Handelsverkehr würde gestört und Frankfurt könnte auf diese Weise einen Angriff kaiserlicher Truppen provozieren. Eine fremde Garnison werde man nur im äußersten Notfall in die Stadt aufnehmen, ansonsten beabsichtige man, sich durch die eigenen Soldaten selbst zu verteidigen. Darüber hinaus hob der Magistrat ausdrücklich die Verpflichtungen dem Kaiser gegenüber hervor, die besonders im Hinblick auf die bestehenden Privilegien der Reichsstadt bestanden. Man werde sich ‚in dero Devotion erhalten’, um den Wohlstand und das Ansehen der Reichsstadt zu sichern. Diese Position wurde in einem Ratsschreiben vom 4. November 1631, das an Haubold gerichtet wurde, offiziell formuliert. Fast bis zum Ende der Anschlußverhandlungen hielten die Stadtoberen im Übrigen an dieser Haltung fest. Unumstößlich, fast ‚gebetsmühlenartig’ wiederholten die Ratsgesandten ihren Verhandlungspartnern gegenüber eben diese Argumente und strapazierten dadurch wohl deren Geduld über Gebühr.

Am Samstag, dem 5. November 1631 wurden der Schöffe Hieronymus Steffan von Cronstetten und der Syndikus Melchior Erasmus als Emissäre des Frankfurter Stadtrates nach Hanau entsandt, um dem schwedischen Oberst die städtische Haltung zu unterbreiten. Diese Verhandlung, die im Hanauer Schloß stattfand, blieb ergebnislos. Ein Zugeständnis jedoch machten die Emissäre Haubold gegenüber, indem sie sich im Namen des Frankfurter Magistrats bereit erklärten, zunächst kein fremdes Volk in die Stadt zu lassen. Haubold ließ allerdings nichts unversucht und schickte kurz darauf den Hanauer Oberschultheißen Engelbert Thylli [Thyllius] als Gesandten zu Verhandlungen nach Frankfurt. Die Unterredungen blieben abermals erfolglos, noch dazu verweigerten die Stadtoberen die von ihm geforderten Waffenlieferungen an die Royalarmee“.[3]

Überliefert ist auch Tillys Auseinandersetzung mit dem Frankfurter Rechtsberater Georg Ludwig Heuchlin. „Während seiner Hanauer Mission bekam der Frankfurter Syndikus im übrigen den Unmut der schwedischen Seite über die Zögerlichkeit seiner Heimatstadt sehr deutlich zu spüren. Bei einer ‚soldatisch Tractation’, einem Offiziersbankett im Schloß, an dem Heuchlin im Anschluß der Audienz mit Haubold vom 9. November 1631 teilnahm, sah sich der Frankfurter den Anwürfen des ebenfalls anwesenden Oberschultheißen Thylli ausgesetzt. Dieser stieß sich nicht nur an der stolzen Haltung des Reichsstädters, er war auch zornig darüber, daß die Schweden mit Frankfurt derartig lang verhandelten, Hanau aber ohne zu zögern eingenommen hatten. Bei Tisch ließ Thylli seinem Unmut freien Lauf und attackierte seinen Sitznachbarn verbal, der sich seinerseits solche Anwürfe höflich aber bestimmt verbat. Der aufgebrachte Oberschultheiß störte sich nicht an dieser Zurechtweisung und unterstellte dem Frankfurter Magistrat eine absolut schwedenfeindliche Gesinnung. Lieber würde es dieser mit seinem ‚victoriosen Kayser’ als mit dem Schwedenkönig halten. In Frankfurt sei man definitiv nicht bereit, Gustav Adolf in den Mauern der Stadt zu dulden. Heuchlin gab sich schlagfertig. Es sei erstaunlich, daß Thylli so gut über die vermeintliche Haltung der Frankfurter Räte informiert sei, obwohl er niemals dazu gehört habe. Sein Vorwurf entspräche demzufolge nicht der Wahrheit. Der zornige Hanauer war jedoch nicht zur Besinnung zu bringen, außerdem stachelten die anwesenden Offiziere das Wortgefecht der beiden Streitenden zusätzlich an. Die Situation drohte zu eskalieren. Bevor daraus jedoch eine ernsthafte Konfontation erwachsen konnte, zog sich der Diplomat Heuchlin, Müdigkeit vortäuschend, schleunigst in sein Quartier zurück. Am nächsten Morgen fand sich der Gesandte erneut bei Haubold ein, der vom Frankfurter Stadtrat bis zum 11. November 1631 eine klare Antwort verlangte. Würde eine solche nicht erfolgen, so ‚müsse er seinem König die Anzeige davon machen’. Christoph Haubold versuchte also, ultimativ zu werden und Heuchlin unter Druck zu setzen. Allerdings kann man davon ausgehen, daß der König ohnehin über den Verlauf der Verhandlungen des Obristen mit dem Ratsemissär in Kenntnis gesetzt wurde. Die Meldung bei Gustav Adolf stellte folglich nicht wirklich eine Drohung dar. Noch bevor aber Georg Ludwig Heuchlin vor dem Rat Bericht erstatten und die Weisung Haubolds vermelden konnte, mischte sich ein anderer in die Übertrittsverhandlungen. Am 10. November 1631 legte der Geheime Ratspräsident Philipp Reinhard Graf zu Solms dem Frankfurter Magistrat ein Kreditivschreiben Gustav Adolfs vor, das ihn als vertrauenswürdigen Verhandlungspartner auswies. Ratsdeputierte begrüßten Solms daraufhin im Gasthof zum Krachbein in der Fahrgasse, wo er am Abend zuvor Quartier genommen hatte, mit den üblichen Höflichkeitsbezeugungen und hörten ihn an. Der Graf hob zunächst die Verdienste des Schwedenkönigs hervor, vergaß dabei auch nicht, das Bündnis mit Kursachsen zu betonen und wies schließlich darauf hin, daß sich auch andere Reichsstädte ‚accomodirt’ und selbst Fulda[4] sich dem Schutz Gustav Adolfs unterstellt hätte. Dieser wolle gern auch Frankfurt ‚in seinen ganz besonderen Schutz’ nehmen, müsse sich dazu der Reichsstadt aber gänzlich versichert wissen“.[5] „Aber auch die ‚Angelegenheit Thylli’ war noch lange nicht erledigt. Wohlwissend, dass er nach seinen verbalen Entgleisungen Heuchlin gegenüber für die Frankfurter kein ernst zu nehmender Gesprächspartner mehr sein würde, versuchte er sozusagen auf inoffiziellem Weg, die Reichsstadt zum Übertritt zu drängen. Der Hanauer versetzte seine Frankfurter Freunde in Angst und Schrecken, indem er ihnen in Briefen das militärische Vorgehen Gustav Adolfs in unmittelbarer Nähe des Stadtgebiets in den schillerndsten Farben beschrieb. Sollte sich Frankfurt nicht endlich zum Übertritt entschließen, drohe eine gewaltsame Einnahme. Zwar übergab ein schockierte Empfänger dem Rat einen derartigen Privatbrief, der aber ließ sich von der Intention des übelgesonnenen Oberschultheißen nicht beeindrucken“.[6]

1634 wird Thylli wieder erwähnt. „Der Kardinalinfant zog also im Bogen an Hanau und Frankfurt vorbei und quartierte sich, einen schwedischen Anschlag befürchtend, in enger Formation am 4. Oktober [1634; BW] um Gelnhausen[7] ein. Von dort nahm er am 6.10. die Reichsstadt Friedberg[8] in Hessen ein, welche eine große Menge Proviant liefern musste, ebenso am 7.10. durch einige kommandierte Truppen die Hohenburg (Bad Homburg[9]). In Limburg[10] wehrte sich die dort liegende französische Besatzung nach Kräften. Die davor kommandierten spanischen Regimenter Wurmser und Salm wurden mit Verlust von 40 Toten, darunter ein Major und etliche Hauptleute, abgeschlagen (7. Oktober). Dazu kam, dass die Spanier von einer hanauischen Abteilung des Obristen Johann Engelbert Tilly auf dem Zug stark belästigt wurden, welche dem Nachzug und den ausschwärmenden Parteien ziemlichen Abbruch taten. Diese griffen am 7. Oktober mit nur 60 Pferden die spanische Nachhut an, machten etwa 200 Spanier, Italiener und Burgunder nieder und brachten dreißig gefangene Deutsche nach Hanau zurück. Um solchen Belästigungen zu entkommen, beeilte man sich auf spanischer Seite, über den Westerwald an den Unterrhein und rheinabwärts nach Jülich[11] zu marschieren“.[12]

„Um den Fortschritten [Philipp von; BW] Mansfeld’s entgegenzutreten,[13] beschloß Bernhard von [Sachsen; BW] Weimar, welcher bei Arheiligen,[14] nördlich von Darmstadt,[15] seine Armee durch Heranziehung der französischen Hilfstruppen (6000 Mann) und das Corps des Rheingrafen Otto Ludwig [von Salm; BW] auf 20 000 Mann completiert hatte, einen Zug an den Main und die Kinzig. Er hegte dabei die Hoffnung, daß sein Bruder, Herzog Wilhelm [IV. von Sachsen-Weimar; BW] und General Baner aus Thüringen und Hessen gegen das Stift Fulda oder Franken avancierten, um so den ziemlich auseinanderliegenden Feind mit vereinten Kräften anzugreifen und zu vernichten. Den Vortrupp bildeten 7 Kompanien zu Pferde unter Oberst Bouillon, der den Auftrag hatte, sich mit der Besatzung des Generalmajor Ramsay in Hanau für einen etwaigen Ausfall gegen die Mansfeldischen zu vereinigen. In der Tat kam auch ein solcher bereits in der Neujahrsnacht 1634/35 auf Alzenau[16] mit Erfolg zur Ausführung.

– – Das Theatrum Europaeum berichtet dazu: „Demnach sich dann nun der Ligistische General Feldt-Marschalck Herr Graf Philips von Manßfeld mit seiner unterhabenden Armee / gantzen Infanterie und Artollerie in und umb Aschaffenburg[17] / die gantze Cavalleria aber zwischẽ Hanau und Aschaffenburg in dem Freyen-Gericht vorm Berg[18] / und fürderst den Spessert hinauf vor etlich wenig Tagen / und also gar eng und nahe / und je in ein Dorff zu 2. 3. 4. auch mehr und weniger Regimenter / nach Advenant der Dörffer / beysammen logirt gehabt: Als ist der Gen. Major Ramsay Com̃endant in Hanau neben deme gleichfals zu Hanau unter seinem Commando in Guarnison liegenden Reuter Obersten Johann Engelbert Tilly verursacht / weil solche Logirung ihnen und der Guarnison Hanau ziemlich nahe / einen Anschlag zufassen.

Weil dann nun so wol von deß Obersten Tilly unterschiedlich außgeschickten Reuter-Partheyen /  als auch deß andern eingelangten gewissen Kundschafften deren nachrichtliche Beschaffenheit ihnẽ den 23. Decembr. 1634. und 2. Januarii 1635. vormittag je mehr und mehr offenbahrt und confirmirt worden / und daher raisonable befunden / daß auff nechstfolgende Nacht uff obgedachte Reuter-Quartier ein Einfall von Hanau auß beschehen könte / wofern sie nur in tempo auff selbigen Abend noch eine gute Anzahl Cavallerie in Eyl und geheim bey sich bringen möchten.

Es hatte aber eben I. F. Gn. Hertzog Bernhard zu Sachsen aus der Bergstrassen den Herrn Obersten Bouillon und deß alt Rheingräfischẽ Regiments Obristen-Leutenant Herrn Graf Wilhelm Ludwigen zu Nassau-Siegen / mit sampt 7. commandirten Trouppen Reutern / zu recognosciren biß umb Franckfurt[19] hingeschickt / und dann deß Herrn Obersten Bouillons und seiner mithabenden commandirten Trouppen Ankunfft bey Franckfurt dem General Major Ramsey auff Hanau eben deß vorigen Abends den 22. Decembris notificirt / der Oberste sich erbottẽ / wofern er sich seiner und bey sich habenden Trouppen Hülff etwas zu einer vorfallenden Occasion gebrauchen wolte / daß er ihm solches / was er sonsten neues habe / avisirte.

Gleich wie nun dẽ GeneralMajor Ramsay diese notificirte Ankunfft deß Herrn Obersten und bey sich habenden Trouppen bey Franckfurt sehr lieb gewesen / also hat er auch so bald selbigen Mittags in Eyl einẽ Currier mit einem Schreiben an gedachtẽ Herrn Obersten naher Franckfurt spedirt / und ihme darinn zuverstehen geben / daß sich gleich zur Stund eine Occasion der Königlichen Mayestät zu Schweden und dem Evangelischen Bundt Dienste zu thun præsentirte / er solte aber zum wenigsten mit fünff hundert Reuttern starck gegen selbigen Abend zu halber sechs Uhren zu Hanau vor der Stadt erscheinẽ / und alsdann ferner Nachricht gewärtig seyn / auch nicht versäumen. Herr Oberster Bouillion hat GeneralMajorn Ramsay wieder geantwortet / daß er mit denen bey sich habenden Trouppen selbigen Abend zu sechs uhren gewiß bey ihm seyn wolte: Hierauff hat er GeneralMajor solche Anstalt gemacht / daß nicht allein der Oberst Tilly gegen bestimpte Zeit vor dem Neustädter Nürnberger-Thor mit 2. starcken Trouppen Reutern von seinem Regim. uñ eim guten Trouppen Tragoner / so Gen. Major Ramsay nebenst noch 150. außerlesenen Mußquetirer dem Obersten Tilly zugeben / und sich mit gedachtem Obersten Bouillion conjungirt: Als derselbe aber auff die bestimpte Zeit dahin erschienẽ, hat er zum höchsten nit über 250. Reuter mitgebracht / weil ihm die zeit zu kurtz gefallen / und eben zur zeit deß GeneralMajors abgeschickten Curriers Ankunfft theils Reuter in Franckfurt ihrer Geschäften halben / und theils auff Fourage auß dẽ Quartier außgerittẽ.

Ob nun zwar der General-Major Ramsay / nach gemachtem Uberschlag lieber gesehen / daß Oberster Bouillion mit denen zum wenigsten begehrten fünffhundert Reutern erscheinen hätte können / damit die Parthey umb so viel stärcker / und man sich der eräugenden Occasion nach / theilen / und zugleich auch den Grafen zu Rittberg [Johann IV. von Rietberg; BW] und Obersten Bredou [Breda(w); BW] / welcher allernechst bey obigem Quartier nicht viel über ein viertel Stundt weiter darvon zu Kelberau[20] mit ihren Regimentern lagen / zugleich mit einen Anfall thun / und solchen beyden Quartieren zu grösserem Abbruch und Schaden einfallen möchte: Weil aber diese gantze Parthey nicht über fünffhundert starck / und also solches beydes zugleich nicht geschehen noch seyn können: Als hat der GeneralMajor dem Obersten Bouillion / wie auch dem Obersten Tilly und Herrn Obersten Leutenant Graf Wilhelm Ludwigen zu Nassau die Sach anvertraut / darbey sich Herr Oberste Graf Jacob Johann zu Hanau / doch nur als ein Avanturier vor sich selbsten allein / und ohne Volck auß eygener Bewegnuß zu dieser Parthey gesellet.

Hierauff seynd sie der Ordre gemäß / fort / und anfänglich biß an das Dorf Keyl[21] / so eine Meil von Hanau in der Land-strassen nach Aschaffenburg zu gelegen / fortgezogen / und hat alldar der Oberste Tilly / deß General Majors Ordre nach / die 150. Commandirte Mußquetirer auff denselben Paß vor die Brücken logirt / vorderst der Obrist Bouillion mit seinen Reutern und Tragonern / nechst an dem Fluß / die Keyl genant / gegen Altzenau[22] zu / auff das Reuter-Quartier Hörstein[23] / uñ Wasserloiß[24] nechst zur Rechten Hand lassend / gezogen / und weilen daselbsten / wie auch zu Altzenau alles so gar still / und keine Wacht-Feuer gesehen / und zu Altzenau auff dem Schloß nichts mehr als das Stuben-Liecht durchs Fenster geschienen / und dahero Oberster Bouillion anfänglich fast nicht glaubẽ können noch wollen / dz an solchen Orten einig Volck logiren solte / also fast gezweiffelt / ob er die reuter ferner strapeziren / und vergeblich avanciren solte / und dahero fast bedacht gewesen / Ordre zu geben / wieder zurück auff Hanau zugehen: Als aber der Oberste Tilly / als der solcher Orten die beste Gelegenheit gewust / von seinem Regiment etlich wenig Reuter in das Dorf Altzenau hinein bey die vorderste Häuser unter solchem Prætext geschickt / daß sie sich annehmen und stellen solten / als kämen sie vom General Grafen von Manßfeldt von Aschaffenburg mit einer Ordinantz an selbigen Obersten und Commendanten auff dem Schloß / weiln aber ihrer Cameraden einer / der die Ordinantz bey sich im Sack hätte / nechst vor selbigem Dorff / als sie durch und über den Fluß-Kähl setzen wollen / sampt dem Pferdt / als das Eyß mit ihme durchgebrochen / ins Wasser gefallen sey / und sie ihn allein sampt dem Pferd nicht herauß heben köndten / daß doch etliche Bauren mit ihnen zu Heraußhebung ihres Cameraden und dessen Pferdt vor das Dorff gehen / und helffen wolten: Als sie nun mit solcher Manier / ohne Alarm in Güte zween Bauern hinauß beweget / so hat man von ihnen erfahren / daß im selbigen Dorff Altzenau fünffhundert Tragoner / und der Oberste und andere mehr Officirer eben bey dem Commendanten daselbsten auff dem Schloß zu gast / und sehr lustig wären / das Neue Jahr zuvertrincken / Item daß der General Wachtmeister Bönninghausen nechst auff der rechten Hand im Flecken Hörstein mit vier oder fünff Regimentern / und der Oberste Wendt von Cratzenstein / Oberste Loon / und Oberste Hasenbein allernechst / kaum einen Mußqueten-Schuß darvon mit ihren drey Regimentern zu Wasserloß / Item daß der Graf von Rittberg und Oberste Bredon [Breda(w); BW] / sam̃t noch einem Regiment gleichfalls kaum 2. Mußqueten-Schüß darvon im Dorff Kelberau / und in Summa die gantze Cavallerie fast mehrentheils daselbst herumb in der nähe beysammen logirten / und man also die Beschaffenheit deß Quartiers zu Michelbach[25] (welches das äusserst. und nechste gegen Gelnhausen zu / und 2. Meil von Hanau / und gleichwol auch nicht über ein viertheil Stunde von Alzenau gelegen) solche Bauren gleichfalls befragt 7 und vernommen / daß der Graf von Wartenburg [Ferdinand Lorenz von Wartenberg; B. W.] / mit seinem und deß Obersten Baron de Moußleden Regimentern in die siebenzehen Compagnien starck / der vorigen zu Hanau erlangten Kundtschafft nach / noch logirten / und alles noch in selbigen Terminis, hat der Oberste Bouillion / unangesehen daß auff zwölff Regimenter nechst darbey / so bald in einer halben Stund beysammen seyn könten / dannoch in Eyl die resolution gefast darauff fortzusetzen / und ihnen von hinden / als kämen sie von Aschaffenburg / anfänglich dem Herrn Obersten Leutenant Graf Wilhelm Ludwig zu Nassau / mit 2. Trouppen zwischen 1. und 2. Uhren einzufallen Ordre ertheilet / welcher auch / der Ordre gemäß / so bald die Wache chargirt / und also ins Quartier eingetrungen / deme Hr. Obr. Graf Jacob Joh. zu Hanau Gesellschaft gehaltẽ / auch einẽ reformirten Capitain in deß Grafen von Wartenbergs Losament / vermeynend es wäre der Oberste selbsten / mit seinem Degen durchstochen / und deß Grafen von Wartenbergs Leib-Gutsche mit dẽ sechs weiß-grauen Wallachen / sampt darauff geladenen Kisten und Sachen zur Beuth mit darvon gebracht hat. Hierauff ist der gantze Einfall dergestallt in solcher Geschwindigkeit effectuirt und verrichtet worden / daß nit allein solche 17. Compagnyẽ Reuter gantz in grund / so wol durch das Schwerdt / als das Feuer / so allenthalben angesteckt worden / ruinirt worden / daß 4. Standarten / so nicht verbronnen / sampt auff die 800. guten theils gesattelter Pferdt / benebenst dem Wartenbergischen Obr. Wachtmeister / 2. Rittmeister / 1. Capitain Leutenant / sampt vielen Officirern und reutern gefangen worden / viel Menschen und Pferde / und fast alle pagage verbronnen / alßo / er Graf von Wartenberg sampt andern wenigen Officirern und Reutern unter diesem Tumult sich unbekandter Dinge mit der Flucht zu Fuß / und fast alle bloß / wie sie gegangen und gestanden / theils ziemlich verwundet / und in allem das höchste über dreyssig oder 40. Pferdt von ihnen nicht darvon entkommen“.[26]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[2] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[3] RIECK, Frankfurt am Main, S. 35.
[4] Fulda; HHSD IV, 154ff.
[5] RIECK, Frankfurt am Main, S. 35f.
[6] RIECK, Frankfurt am Main, S. 35
[7] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[8] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.
[9] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.
[10] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.
[11] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[12] ENGERISSER, Nördlingen, 1634, S. 154.
[13] Stramberg, Rheinischer Antiquarius II. Abt., Bd. 9, S. 565ff.
[14] Arheiligen, unter HHSD IV, S. 84, 186.
[15] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[16] Alzenau, vgl. Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.; Alzenau i. Ufr. [LK Aschaffenburg]; HHSD VII, S. 19f.
[17] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[18] Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.
[19] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[20] Kälberau, heute Stadtteil von Alzenau.
[21] Kahl am Main [LK Aschaffenburg].
[22] Alzenau vgl. Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, 143f.; Alzenau i. Ufr. [LK Aschaffenburg]; HHSD VII, S. 19f.
[23] Hörstein, heute Stadtteil von Alzenau.
[24] Wasserlos, heute Stadtteil von Alzenau.
[25] Michelbach, heute Stadtteil von Alzenau.
[26] THEATRUM EUROPAEUM III, S. 395f.
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