Steinecker [Steinaecker, Steinacker, Steindecker, Steinerkher, Steineger], Christoff [Christoph] von

Steinecker [Steinaecker, Steindecker, Steinerkher, Steineger], Christoffer [Christoph] von

Agnes Sophie restauriert 2

       Christoffer von Steinecker                                                 Agnes Sophie von Steinecker

von Suzanne von Steinaecker und Dr. Bernd Warlich

Steinecker [Steinaecker, Steinacker, Steindecker, Steinerkher, Steineger], Christoph [Christoff] von; Obrist [1612 Zerbst-1671 Lindow] Christoph von Steinaecker,[1] der jüngste Bruder des Otto Johann von Steinaecker[2] [ca. 1607-1667 Haldem] und des Joachim Dietrich von Steinaecker [17.2.1608 Zerbst-16.7.1679 Lindow],[3] wurde geboren als der dritte Sohn des vermögenden Brauers[4] Dietrich Steinecker und seiner namentlich nicht bekannten Gattin wie auch Joachim Dietrich in der anhaltischen Residenzstadt Zerbst.[5] Das dort gebraute Zerbster Bier war berühmt, dass es bei Einquartierungen anderswo von Soldaten eingefordert wurde. Noch 1658 sah sich sein Bruder Otto Johann veranlasst, gegen unwahre Behauptungen der Abstammung von einer Gastwirtsfamilie vorzugehen.[6]

Möglicherweise besuchte Christoph das anhaltinische Gymnasium Illustre in Zerbst.

Mit 14 Jahren muss er zusammen mit seinem älteren Bruder Otto Johann in die dänische Armee[7] eingetreten sein. Wahrscheinlich ließ er sich anwerben.[8] In der Chronik von 1890 steht, er habe sich ohne Wissen seiner Familie anwerben lassen, deshalb hat er auch von unten an gedient. Es wurden zuweilen auch zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert.[9] Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter, allerdings konnte man dort sehr rasch aufsteigen und mit 24 Jahren schon Obrist sein.

1626 leistete er Kriegsdienst als Pikenier,[10] wurde dann Gefreiter[11] und Korporal.[12] Er kämpfte wie sein Bruder Otto Johann in der Schlacht bei Lutter am Barenberg.[13] Es ist schon erstaunlich, dass er dieses Treffen überlebt hat, zumal die Lebenserwartung als Soldat ohnehin gering war.[14] Ob er in Gefangenschaft geriet oder fliehen konnte, ist nicht überliefert. Die in Auflösung geratenen dänischen Abteilungen waren zersprengt und unter hohen Verlusten an Toten und Verwundeten auf ihrer Seite verjagt worden.[15]„Nach gewonnener Schlacht begannen die Ligisten, besonders die Kroaten,[16] eine blutgierige Jagd auf verwundete und geflüchtete Dänen. Stundenweit ward nach ihnen der Wald durchsucht; man holte sie aus jedem Verstecke, schoß sie von den Bäumen herunter. Pardon ward Tillys[17] Befehl gemäß nicht gegeben. Bis in die Nacht hinein währte dieses ‚Metzgen‘ im Walde“.[18] Die dänischen Verwundeten mussten zum Teil ein Jahr lang in den Klöstern und Orten im Norden unterhalten werden: Dreißig Kompanien[19] mit vielen hohen Offizieren zogen sich auf das Schloss Lutter[20] zurück, mussten sich aber, als Tillys Stellvertreter Anholt[21] Geschütze heranführen ließ, auf Gnade und Ungnade ergeben.[22] Der Hildesheimer[23] Zeitzeuge, Arzt und Chronist  Dr. Jordan spricht von 1.800 Mann: Weil „sie uf den Hause waren, wollten sie sich nicht so schlecht ergeben, sondern mit gewißen Conditionen. Aber der Graff Anhalt sagte, ‚sollten wir das Felt erhalten haben, und uns von dem Rest der Dänischen Armee auch vorschreiben lassen‘, ließ darauf das Geschütz heranbringen, daß sie sich uf Gnad und Ungnad ergeben müßen“.[24] Die gefangenen Offiziere sollen nach Bakum[25] verbracht worden sein; die Gemeinen[26] wurden wie schon üblich untergesteckt.[27]

Wahrscheinlich wechselte auch er wie sein Bruder nach dem Frieden von Lübeck[28] in schwedische Dienste.[29] 1631 diente er als Fähnrich[30] im schwedischen Regiment[31] Dietrich von dem Werder.[32] Er wurde später Kapitän.[33] In der Leichenrede seiner ersten Frau Agnes Sophie von Trampe (1658) von Friedrich Cramer heißt es über ihn: „Mannfester[34] und Hochbenahmter Herr Christoff von Steinecker, Ihr. Königl. Mayt. zu Schweden wollbestalteter Obrister[35] (welcher seiner guten discretion[36] und tapfferen Gemüths halber bey der Generalität und allen hohen und niedrigen Officiren der Königl. Schwedischen Armee wollangesehen und nach den er seine Kriegsdienste von untern auff mit Ruhm geleistet nunmehr in Ansehung seiner guten Qualitäten so weit gekommen, dass er die Capitain Charge bediente)“.[37] Er blieb während seiner gesamten Militärzeit bei der schwedischen Hauptarmee, wohnte vielen Gefechten bei und wurde öfters verwundet, so z. B. in der Schlacht bei Breitenfeld[38] durch einen Musketenschuss[39] in den Leib. Als Obrist Jesuwitzky[40] 1632 das Regiment[41] Werder übertragen wurde, wurde Steinaecker zum Major,[42] dann zum Obristleutnant[43] über 12 Kompanien[44] Dragoner[45] befördert.

Als 1632 Georg von Braunschweig-Lüneburg[46] sich der Belagerungsarmee Friedrich Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel[47] anschloss, um das von Kaiserlichen gehaltene Wolfenbüttel[48] zu erobern, stieß Johann II. von Mérode-Waroux[49] zum Entsatz auf die von den Konföderierten belagerte Festung,[50] was ihm am 5.10. auch gelang. Christoph von Steinaecker erhielt dabei den Auftrag, einen Pass zu besetzen, den er tapfer verteidigte, dabei aber einen Schuss in den Fuß erhielt.

Der Pfarrer Jacob Möser [um 1570-1644][51] in Staßfurt[52] erinnert sich:Den 24. Septbr. [a. St. 1632; BW] zur Nacht kommt Merode mit ein 1200 Mann von der Weser, zu Roß u. Dragoner, wieder in Wolfenbüttel so von den Schwedischen blocquiret war, um dasselbige zu proviantiren, und mit anderer Nothwendigkeit zu versehen, nimmt ein 300 Musketier[53] aus der Stadt mit sich, und fällt flugs darauf, indem seine Reiter nicht einmal absitzen dürfen, heraus, und schlägt die Bloquirung auf. Die Reiterei reißt aus, lassen das Fußvolk im Stich, davon in die 800 nieder gemacht und ein 700, nebenst dem Obersten King,[54] so verwundet, in die Stadt gefangen bracht soll worden sein. Da war aber groß Schrecken und viel Ausreißens der Leute hin und wieder, inmaßen ihnen denn auch mein Gn. Herr Fürst Augustus von Anhalt[55] nicht trauete, sondern also bald über die Elben nach Zerbst sich retirirte mit den Seinen, wie denn auch den 26. Bürgermeister Werdensleben, der Stadtschreiber u. andere mehr gegen Abend sich hinweg über die Elbe begeben und erst den 2. October wiederkommen“.[56] Dagegen soll nach Wassenbergs[57] Darstellung im „Florus“ der Entsatz durch Gronsfeld,[58] den Stellvertreter Pappenheims[59] im Weser-Raum, allein erfolgt sein: „Auff einer andern seiten war der Pappenheimer / welcher jetzo von Mastricht[60] zurück in Westphalen kommen / vnd hatte / nach dem er nu den Baudis[61] vnnd Landgraffen von Hessen[62] sehr geschwächet / etliche 1000. zerstrewet vnd gefangen / das Geschütz vnnd Fähnlein abgenommen / Wolffenbüttel so Georgius von Lüneburg damahls belägert hielt / von der Belagerung zu befreyen sich vorgenommen. Da hat er den Graffen von Gronsfeld mit 20. Companien[63] Reutern dahin voran geschickt / mit Befehl daß er geschwind fortziehen / bey Nacht durchbrechen / vnnd ehe man von seiner Ankunfft etwas wüste sich zu der Besatzung verfügen / auch mit den Belägerten alßbald einen Außfall auff den Feind thun solte / sintemahl es wol geschehen könte / daß sie durch diß vnverhoffte Vnglück erschrecket / vnd zerstrewet werden möchten. Dann gleich wie deß Meeres vnvorsehenes Vngewitter die Schiffleute viel hefftiger erschrocken machet / also macht der Feinde vnverhoffte Ankunfft bißweilen mehr bestützt / als wann man sich ihrer versehen hat. Derhalben wie es befohlen worden / also ists auch geschehen: Wie man davon gevrtheilt / also ist es auch ergangen. Er hat alle Lüneburgische Regimenter[64] zertrennet vnd gleichsam zerhacket / daß sich auch Georgius sampt den Seinigen kaum vnder der Braunschweiger[65] Geschütz flöhen können. Weil der Pappenheimer durch seinen Kriegspossen einen grössern Muth bekam / vnd jetzt nach grossen Städten trachtete / sihe / so hat er Hildesheim[66] erobert / welche Stadt sich / vnnd alle Güter mit 200000 Reichsthaler abgekaufft“.[67] Im Januar 1633 lag das Alte Blaue Regiment[68] noch in Zittau.[69]

Die Schweden und ihre Konföderierten lieferten den Kaiserlich-Ligistischen am 28.6.1633 die außerordentlich verlustreiche Schlacht bei Hessisch Oldendorf,[70] wobei der Verlust der Schlacht Johann II. von Mérode-Waroux zuzuschreiben ist. In einem zeitgenössischen Flugblatt wurde von einem „Metzgen“ durch Soldatenweiber und Bauern unter den Verwundeten gesprochen.[71]  Kagg[72] hatte in der Schlacht 8 Kompanien des Alten Blauen Regiments geführt. Sie nahmen wenig später die Weser-Festung Hameln[73] ein. Möglich wäre auch hier der Einsatz Christophs. Danach zogen die finnischen Verbände[74] nach Engern[75] ab, während die Schweden und Balten auf die Grafschaft Ravensberg verteilt wurden. Im Oktober 1633 stieß Kagg mit 800 Mann in 12 Kompanien wieder zu Herzog Bernhard.[76] Nach dem Feldprediger Georg Engelsüß soll er 5000 Mann aus Westfalen herausgeführt haben.[77] Der Kommandeur (seit 1630) des Alten Blauen Regiments Winckel[78] war mit einigen Kompanien 1633 zum Kommandanten von Augsburg[79] bestimmt worden. Im Oktober 1633 wurde das Regiment auf 1000 Mann in 16 Kompanien verstärkt und nahm im November dieses Jahres an der Eroberung Regenburgs teil. Kagg wurde dort Kommandant.[80] Im Frühjahr 1634 sollte die Regimentsstärke auf 1600 Mann erhöht werden. Das Regiment nahm vom 13.-22.3.1634 unter Bernhard von Sachsen-Weimar an der erfolglosen Belagerung Kronachs[81] teil.[82] Am Ostermontag 1634 traf es auf dem Rückmarsch zur Hauptarmee mit 980 Mann in dem von Deibitz[83] vergebens verteidigten Nördlingen[84] ein. Am 13.8.1634 war es bei der Musterung[85] in Lauingen[86] 600 Mann stark und lag dann in Augsburg[87] in Garnison, bis Winkel wegen der herrschenden Hungersnot[88] – auch Fälle von Kannibalismus[89] traten auf – kapitulieren musste.[90] An der Schlacht bei Nördlingen[91] nahm das Regiment nicht teil. Christophs Bruder Joachim Dietrich, damals Hauptmann[92] in Bernhards Fußregiment, geriet dagegen in dieser Schlacht in Gefangenschaft.[93] Das Alte Blaue Regiment nahm auch an der Schlacht bei Wittstock[94] teil. Von 1636 bis 1641 führte Banér[95] das Regiment.

Am 12.9.1637 wurde Christoph von Steinaecker zusammen mit seinen zwei Brüdern vom Kaiser geadelt, nachdem sein Bruder Joachim den Adelsbrief (Briefadel) beantragt hatte.[96] Das war nicht ungewöhnlich, die Ausstellungsgebühren für solche Adelsbriefe waren für die chronisch schlechten habsburgischen Finanzen ein lohnendes Nebengeschäft. Bei der Generalität der Königlich-Schwedischen Armee auch Hauptmann einer Kompanie geworden, verlobte er sich am 5.3.1638 in Stettin,[97] mittlerweile Kommandant der Stadt, mit der 20jährigen Agnes Sophie von Trampe. Sie heirateten am 2.4.1638.[98]

Möglicherweise lag er 1639-40 unter Banérs Befehl in der Gegend um Brandeis a. d. Elbe.[99]

An der Schlacht am 29.6.1641 vor Wolfenbüttel war das Alte Blaue Regiment – jetzt unter dem Befehl von Torstensson[100] – beteiligt wie auch an der 2. Schlacht bei Breitenfeld[101] 1642 und an der Schlacht bei Jankau[102] 1645 beteiligt. Das Regiment war auch in die 16 Wochen dauernde vergebliche Belagerung Brünns 1645 durch Torstensson involviert.[103] Inwieweit Steinaecker daran beteiligt war, ließ sich bisher nicht feststellen.

Erst 1646 taucht er in den Berichten wieder auf. Im Februar/März war er im thüringischen Eisenberg stationiert.

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet zum April 1646: „Worunter bey übergabe der Stadt Brakel[104] sich ein artiger Kriegsposse durch des darin commendirenden Obr. Lieutenants vnvorsichtigkeit zugetragen. Dieser, wie der Schwedische Gen. Major[105] Ihn durch einen Trompetter[106] auffordern lassen, wollte sich zwar anfangs zu nichts, als zur gegenwehr, verstehen: Es ward aber dennoch durch vnterschiedliche ab- vnd zuschickungen dahin gebracht, das Er, wan Er einen guten Accord[107] bekeme, auszuziehen bewilliget. Da Er dan selbst ansuchung getan, das der Gen. Maj. Ihn, benebenst Officirern vnd Soldaten, mit fliegenden Fähnlein, Sack und pack[108] ins Stifft Paderborn vngekränckt liefern vnd begleiten lassen sollte. So derselbe, angesehen Er eben dahin commendiret war, leichtlich bewilligen können: Gleichwol, damit Er dest sicherer gienge, Obristen Steinacker, seine wort recht anzuhören vnd Ihm darauff parole[109] zu geben, hineingesandt. Gegen welchen Er seine wort etwas geendert, jedoch wenig verbessert, vnd vor die Stadt Paderborn[110] mit sattsamer Convoy, aber nicht hinein, gebracht zu werden begehret; dabey der zeit, wan es geschehen sollte, keine meldung gethan: So Ihm abermahl leicht zu bewilligen gestanden; in deme die Marche ohne das dahin gerichtet gewesen. Massen Er dan solches gegen den Gen. Major, wie Er mit dem Volcke heraus kommen, vnd derselbe Ihn zum überflus, in beysein anderer Obristen vnd Cavallieri, was sein Begehren an Ihn vnd worauff Ihm parole gegeben worden, nochmaln befraget, aufs newe wiederholet. Worauff derselbe Ihm angedeutet: Das Er, krafft solcher Parole, weder in die Stadt Paderborn, noch andere Keyserliche Guarnisonen[111] gelangen würde, sondern nunmehr in der Königin[112] vnd Cron Schweden[113] gewalt gerathen were, vnd, da Er je auf die gegebene parole drünge, leichtlich vor die Stadt gebracht werden könnte, aber stracks zurücke vnd zum Reichszeugmeister[114] würde wandern müssen. Deme er sich dan endlich ergeben, vnd solchem nach, nebenst vnterhabenden Officirern, Knechten[115] vnd drey Fähnlein,[116] demselben zugeschicket worden. Das Städtlein war also beschaffen, das Schwedische, wan der Commendant sich selbsten getrawet, Ihm vor dißmahl nichts hetten anhaben können: Vnd wurden dreyzehen Centner Pulver, sambt zwischen sechszig vnd siebenzig pferden, so der Gen. Major zu behuff der Artoleri deputiret, darin gefunden. Womit auf das kein vnterschleiff vorgienge, Er niemands, als den Gen. Quartiermeister Lieutenant,[117] den Stallmeister von der Artoleri, vnd etliche andere Stück-Bedienten, nebenst der Wacht hinein gelassen, aus dem Rath vorm Thore, alle pferde an einen Ort zusammenzubringen, bey leibs vnd lebensStraffe geboten. Der Obr. Lieutenant, so darin commendiret, ward  vom Schwedischen Reichszeugmeister,[118] wie Er zu demselben kommen, zwar zur Tafel genötiget, aber, wegen seines liederlichen verhaltens, das Er den ort ohne erwartung einiges Schusses übergeben, von keinem eintzigen Officirer eines zutrinckens[119] gewürdiget: Daher der Reichszeugmeister (wie man schreibt) endlich einem seiner Pagen, Ihm eins zu bringen, anbefohlen“.[120]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[121] berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über die Vorgänge im Jahre 1646, die zur Eroberung Rains[122] am Lech durch schwedische Truppen führte: „Nach diesem seind in die 2000. Schwedische zu Pferd zu Laugingen[123] vber die reparirte Brücke gegen Donawerth[124] passirt / mit den vor selber Brücke gelegenen Cur-Beyerischen starck Scharmütziert[125] / welche / weil sie zu schwach / selbige Brücken auch angezündet / vnd sich nacher Rain reterirt: weil nun das Fewer an ermelter Brücken nicht recht anschlagen wollen / als hat Herr Gen. Leut.[126] Königs-Marck[127] den 13. Septemb. die Statt einbekommen / nach dem sie der Beyerische Obriste Haslomg[128] verlassen / dahero Chur-Beyern die 2. Lechbrücken zu Lechhausen[129] vnd Friedberg[130] bey Augspurg[131] hinweg brennen lassen. Nichts desto weniger seynd die Schwedische noch selben Tag vnd Nacht zu Donawerth vber die Brücken gesetzt / vnd zu Obern-Dorff[132] (welches Schloß sampt dem Hauß Wallerstein[133] vnd Spielberg[134] sich gleichfalls ergeben) selbige Lechbrucken wider gebawet / darauff am 14. diß vber solche Brücken daß Fußvolck / die Reuterey aber vnterm General Königsmarck[135] durch einen Furt oberhalb Rain / allwo die Königl. M. in Schweden / hiebevor vberkommen / durchgangen vnd also die Festung Rain (darinnen in 1500. Mann / an Knechten Bawren vnd Schützen / vnder dem Oberst. Leut. Siebert von Beck[136] / genennt Syphshorn)[137] angefangen zu belägern / vnnd nach dem die Besatzung in die acht Tag lang grosse Gewehr gethan / hat endlich der Commendant auß Mangel geworbenen Volcks / vnd weil die Schützen sambt dem Landvolck nicht mehr fechten wollen durch Accord ergeben müssen / da sie denn den 12. 22. Sept. außgezogen / vnd nach Ingolstadt[138] convoyrt / den Bawren ein viertel stund von Rain / die Fähnlein sampt dem Gewehr abgenommen / vnd in die Vestung ist der Schwedische Oberste Steindecker zum Commendanten verordnet worden“.[139] „In Rain, das in damaliger Zeit, wie so eben gesagt, als wichtiger Platz galt, kommandirte Sibert von Beck, genannt Küpshofen, der kurz zuvor in Nördlingen[140] lag. Die Besatzung bestand aus Landfahnen,[141] einigen Compagnien des neu errichteten Jägerregiments – von vielen Schriftstellern ‚Wildschützen’ genannt – und circa 150 Berufssoldaten. Gleich bei der ersten Beschießung geriethen mehrere Häuser in Brand, was die Einwohner in große Bestürzung versetzte. Fußfällig baten sie den Commandanten, er solle zur Schonung der Städte kapituliren. Dieser aber beschied sie dahin, daß er den wichtigen Platz aufs äußerste vertheidigen werde. Erst nachdem sämmtliche Außenwerke erobert und eine gangbare Bresche[142] gelegt war, übergab der Commandant die Stadt, am 21. September. Die Besatzung, 700 Jäger mit grünen Röcken, 600 Landfähnler und 140 Soldaten, also 1600 Mann, erhielt freien Abzug nach Ingolstadt. In dem Platze befanden sich 8 ‚halbe Kanonen’[143] und 30 andere Stücke,[144] wie auch viele Pferde“.[145]

Von September 1646 bis zum März 1647 lag diese schwedische Garnison[146] in Rain, um dann nach dem Waffenstillstand Maximilians I. von Bayern[147] mit Schweden nach dem für die schwedische Kriegsführung wichtigen[148] Schweinfurt abgezogen zu werden.

1647 erfolgte die Zuerkennung einer Pension an Steinaecker durch Christina von Schweden.[149]

Am 25.4.1647 akkordierte die kaiserliche Besatzung unter dem verhassten Hieronymus Graf Lodron.[150] Steinaecker, unter dem Kommando Wrangels[151] stehend, zog mit seinen Truppen, dem „Alten Blauen Regiment“, das ab 1645 bis 1650 unter dem Befehl Wrangels[152] stand, ein.

Nach dem erzwungenen Rückzug der kurbayerischen Truppen durch die Niedergrafschaft Hessen-Kassel hatte die kurbayerische Heeresleitung beschlossen, die schwedische „Realfestung“ Schweinfurt[153] einzunehmen, um den weiteren Vormarsch der schwedischen Armee unter Wrangel und deren zu erwartenden Einfall in die bayerischen Erblande zu verhindern.

Der kurbayerische Feldmarschall Gronsfeld[154] war daher bereits vor den kaiserlichen Truppen in die zugewiesenen mainfränkischen Winterquartiere[155] abgerückt.[156] Wie er am 13.12. aus Burglauer[157] an Maximilian I. schrieb, sei dies notwendig gewesen, „damit der feind den vorsprung herauf nicht erreichen möge“. Der kaiserliche Kommandierende Holzappel[158] liege in der Niedergrafschaft Hessen-Kassel und habe seine Truppen aus Subsistenzgründen weit auseinander ziehen müssen. „Seine generale wissen selbst nicht wo er sich aufhalte, finden bei den kurfürsten und unterthanen schlechten willen,[159] werden solchen winter ein bellum civile[160] mit untergang der armee führen müssen;[161] wenn man nicht besser zur remontierung[162] eile, werde der feind ihnen überlegen, der friede sich stekken,[163] alles was gewonnen, wieder verloren gehen und man gar bis an die kaiserlichen und kurbayerischen lande zurückzuweichen gedrungen werden“.[164] Wie recht er mit dieser pessimistischen Einschätzung hatte, sollte der weitere Verlauf dieses letzten Feldzuges nur allzu deutlich zeigen.

Zunächst galt es für Gronsfeld, die im Rekonjunkturrezess mit Habsburg zugewiesenen fränkischen Winterquartiere gegen den zu erwartenden Protest der Stifter – wenn auch unter größtmöglicher Schonung der hochstiftisch-würzburgischen, ebrachischen und bambergischen Ämter – möglichst lange zu halten: „Wir haben abermahl laut lit. A von denn churbayerischen völckhern, ohne einige ksl. vorhergehende begrußung, einen solchen höchst beschwehrlichen unerträglichen last in die winterquartier bekommen, daß unsere arme leuth, wan keine merckliche linderung, und zwar gar balt (wie wohl daran sehr zu zweiflen) erfolgt, darunder nothwendig succumbirn und erliegen müßen“.[165]In Bamberg hatte Fürstbischof Melchior Otto[166] noch die vage Hoffnung gehabt, die Einquartierung abwenden zu können: „I. F. Durchl. schreiben, der ietzigen einquartirung halber, dem h. Kf. in Bayern umb eine erleichterung gar beweglich zu. Ich besorge aber, es werde wenig helfen, dan I. Durchl. fast niemandten wollen, I. aber jedermann zu willen sein soll“.[167]

Der Fränkische Reichskreis[168] war – wie der Bayerische[169] und Schwäbische[170] – von Ferdinand III. bereits im Rekonjunkturrezess vom 7.9.1647 Maximilians Truppen als Winterquartiere zugewiesen worden.[171] Doch Ende Dezember waren die entsprechenden Anweisungen offiziell noch immer nicht ergangen.[172] Erst am 8.1. und dann am 22.1. wurden diese nach München eingeschickt, nachdem Mändl im Auftrag Maximilians in Prag interveniert hatte.[173]Teilweise wurde wie durchaus üblich der doppelte Satz der Sommerverpflegung zugrunde gelegt,[174] was die betroffenen Dörfer und Städte trotz der Umlagen in wenigen Monaten wirtschaftlich erschöpfen musste,[175] zumal sie auch an die schwedische Besatzung Schweinfurts Kontributionen[176] zu leisten hatten, dem nachrückenden Gegner jedoch keine Möglichkeit zu einer längeren Einquartierung lassen sollte. Da Gronsfeld zudem einen Vormarsch der schwedisch-finnischen Kavallerieregimenter Königsmarcks,[177] der meist mit seinem „Corps volante“ seine eigenen Wege nahm, zusammen mit den ausgeruhten Truppen[178] Wrangels,[179] der Schweinfurt und Umgebung seit seinem Aufenthalt im August 1631[180] und der Belagerung von 1647 genau kannte, befürchten musste, bestimmte dies seine weiteren strategischen Pläne. Da ein schneller gegnerischer Vorstoß auf die von dieser starken schwedischen Besatzung gehaltene Reichsstadt zu erwarten war, schien es ihm geboten, durch Vorausabteilungen die Umgebung der als ausgesprochen schwedenfreundlich[181]geltenden und strategisch bedeutsamen,[182] freien lutheranischen Reichsstadt zu besetzen.[183] Schweinfurt war von altersher Zufluchtsort der durch die Gegenreformation aus dem Würzburgischen – dort hatte man bis zur Amtszeit Julius Echters protestantisches Leben geduldet, „aber nur ebenso, wie man bösen Buben in der Stadt ein Hurenhaus gestattet“, so sarkastisch der Jesuitenpater Gerhard Weller Phien[184] – , Bambergischen und Fuldaischen vertriebenen „Exulanten“[185] gewesen.[186] Die Stadt mit ihren etwa 3.000 Einwohnern[187] und der angeblich einst 1.800 Mann starken Besatzung[188] sollte blockiert, durch Eroberung letztlich neutralisiert oder, wenn es nach Gronsfelds Vorstellungen gegangen wäre, gegebenenfalls auch zerstört werden. Eine längere, „förmliche“ Belagerung ohne die sonst übliche Minierung,[189] die der gefrorene Boden[190] ohnehin nicht zuließ, hätte in diesem harten Winter wahrscheinlich ganz erhebliche Verluste gebracht und sich unter Umständen über Wochen bzw. Monate hinziehen können. Dazu fehlte ihm aber die Zeit. In Schweinfurt hatten die Schweden eine Kombination von Vorratslager und Manufaktur errichtet: „Die Wahl Schweinfurts war kein Zufall. Wrangel und seine Truppen brauchten einen vorgeschobenen Stützpunkt in Südwestdeutschland, und die Stadt lag am Main, war ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt[191] und konnte außerdem leicht von dem in Erfurt[192] [angeblich einmal als schwedische Residenz in Deutschland vorgesehene[193]] liegenden Magazin versorgt werden. Es gab eine Gießerei für Kupferkanonen in Schweinfurt – alle im Feld mitgeführten Geschütze waren aus Kupfer. Zwar war der Gießofen beschädigt, aber ein gewisser Johannes Scheffer, dem das Magazin in Erfurt unterstand, wurde herbeigeholt, ließ ihn reparieren, und bald begann man hier mit dem Gießen von Kanonen. (Die Kanonenherstellung war indessen nicht problemlos. und nach einiger Zeit drohten sie damit, die Arbeit niederzulegen.)“.[194] Die Eroberung der Reichsstadt hätte die schwedische Logistik in Südwestdeutschland empfindlich beeinträchtigt. Seit Mitte November hatte der durch seine Vertreter am Westfälischen Friedenskongress gut unterrichtete Rat[195] der Reichsstadt einen Vorstoß kurbayerischer Regimenter befürchtet und entsprechende Vorsorge getroffen.

Von Stadtlengsfeld[196] aus hatte Gronsfeld ein besonderes Korps aus drei Reiterregimentern und einem Dragonerregiment,[197] etwa 1.500 Mann, formiert und unter Kolb,[198] einem seiner fähigsten Militärs und ein ausgeprochener Hardliner in der Kriegsführung, in Marsch gesetzt. Am 11.12. waren sie an Geldersheim[199] – das Dorf hatte Achsenbedeutung für die Route Würzburg-Schweinfurt-Münnerstadt-Meiningen – vorbeigezogen und bei Wipfeld,[200] dem alten Mainübergang der durch den Spessart gehenden Fernwege,[201] über den Main gesetzt. „Zwei Bürger aus Schweinfurt waren eben zu Hirschfeld,[202] um Heu daselbst zu holen. Als dies die Bayern erfuhren, kam alsbald eine Parthie derselben nach Hirschfeld, nahm ihnen 3 Ochsen und 2 Pferde weg, und führte sie vor den General nach Wipfeld, um ihm in Gegenwart von 4 Wipfelder Bauern über eine von Schweinfurt ausgegangene Parthie Auskunft zu geben und den Weg nach Gochsheim[203] zu zeigen, von wo sie des Nachts 1 Uhr nach Hirschfeld zurückgekommen ihr Zugvieh wieder erhielten“.[204]

Am 12.12. früh war das kurbayerische Korps, das Tag und Nacht im Sattel gesessen hatte, nach Gochsheim gerückt, hatte das protestantische Reichsdorf,[205] auf das Würzburg als „ex donatione Caesarea“[206] für Franz von Hatzfeldt[207] ebenso Anspruch erhob wie auf Sennfeld,[208]besetzt und die Bewohner ausgeplündert.[209] Wie berichtet wird, wurde dies jedoch nach Gronsfelds Ankunft verboten und gute Disziplin gehalten, obwohl hier 2.000 Reiter einquartiert gewesen sein sollen.[210] Auf die Nachricht, eine Abteilung der schwedischen Besatzung Schweinfurts sei zum Überfall auf eine kaiserliche Proviantkolonne ausgerückt, hatte er Druckmüller[211] mit 1.200 Mann hinterher geschickt, um durch eine vollständige Einschließung der nach seiner Auffassung stark befestigten, vor allem in Süden durch den Main geschützten Reichsstadt[212] deren Rückkehr zu verhindern. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch daran, dass das hochstiftische Schloss Mainberg[213] im Osten der Stadt mit seiner – wenn auch geringen – fürstbischöflichen Besatzung eine vollständige Einschließung zunächst verhinderte. Die Bewohner der umliegenden Dörfer Sennfeld[214] und Schwebheim[215] hatten sich wie die aus Niederwerrn,[216] Obbach,[217] dessen Seckendorf’scher Edelsitz keinen ausreichenden Schutz bot,[218] und Bergrheinfeld,[219] seit 1631 Lehen des Hochstifts Eichstätt, in den Schutz der Reichsstadt begeben, während die Bürger des hochstiftischen, als wohlhabend geltenden Grafenrheinfeld[220] vor heranziehenden kurbayerischen Truppen mainabwärts in die klostereigene Siedlung Astheim[221] des Kartäuserordens bei Volkach[222] eingeflohen waren.[223]

Teilweise hatte man in Schweinfurt selbst die Nebengassen bereits von geflohenen Bauern gesäubert, angeblich, um eine Infektion zu verhüten. Wahrscheinlich wurde der Teil der Eingeflohenen, der katholisch war, dabei der Stadt verwiesen. So hatte man in der mit Flüchtlingen bereits überfüllten Reichsstadt nur noch Protestanten eingelassen[224] oder auch, um weitere Teuerungen zu verhindern, die Stadttore geschlossen gehalten. Das Augustiner-Chorherrnstift St. Mauritius in Heidenfeld[225] unter Propst Andreas IV. Deichmann (1644-1671) war von Einlagerungen Gronsfeldscher Truppen verschont geblieben; von dem kurbayerischen Feldmarschall Gronsfeld hatte man eine Salvagarde[226] erbeten und auch erhalten.

Wie man in Schweinfurt in Erfahrung gebracht hatte,[227] ging es dem kurbayerischen Feldmarschall darum, den Abzug der schwedischen Garnison zu verbinden, die Zufuhr abzuschneiden, sie dann zu belagern und zu erobern, ein längerfristig angelegter Plan, der jedoch schon bald durch das Heranrücken schwedischer Vorausabteilungen geändert werden musste. In der Nacht war das kurbayerische Korps wieder nach Wipfeld aufgebrochen, dessen Einwohner in die Reichsstadt geflüchtet waren. Am 13.12. zeigten sich bayerische Abteilungen am Gottesberge und an der Hardt (der Hinrichtungsstätte im Norden der Stadt), die allerdings durch Geschützfeuer und einen Ausfall der schwedischen Garnison vertrieben werden konnten. Am 15.12. tauchten erneut Infanterie- und Kavallerieabteilungen auf, die sich bei Grafenrheinfeld[228] verschanzten, den Kirchhof mit Palisaden absicherten, wozu die Scheunen abgebrochen wurden, um von dieser Seite aus die Blockierung voranzutreiben. Das hochstiftische Schloss Mainberg, das noch am 30.11. auf Anweisung Johann Philipp von Schönborns, der dort selbst Oberamtmann gewesen war, eine kleine Besatzung von 25 Musketieren[229] aufgenommen hatte, wurde wohl mehr pro forma beschossen, nachdem eine Übergabe abgelehnt worden war. Daraufhin akkordierten Vogt Adam Knörring und der Kammermeister des als schwedenfreundlich geltenden Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn – wohl auch, weil Bauern des Kammerbezirks im Schloss Zuflucht gesucht hatten und die eigene Stärke sehr gering eingeschätzt wurde – und zogen mit den fürstbischöflichen Musketieren[230] wieder ab. Wie in Schweinfurt nicht zu Unrecht vermutet wurde, hatte man sich „ein Sonntagsvergnügen“ daraus gemacht, einige Salven abzufeuern. Die Schießerei hielt man für „Spiegelfechterei[231] und ein verdecktes Essen“ der ausgehungerten Kurbayerischen.[232]

Am 16.12.1647 war Gronsfeld selbst mit einigen Truppenabteilungen in der „Galgenleite“ erschienen, um den Fortgang der Blockierung der Reichsstadt zu beobachten. Zwei Schweinfurter Bürger, die auf Weisung Steinaeckers Weinbergpfähle, die man für Spanische Reiter[233] verwenden konnte, gesammelt hatten[234] und in die Stadt bringen sollten, wurden dabei gefangen genommen und nach Kitzingen,[235] wo der kurbayerische Generalstab[236] sein Hauptquartier[237] aufgeschlagen hatte, verbracht. Trotz aller Vorstellungen des Rates[238] wurden sie erst am 28.2/3.3.1648 wieder frei gelassen. Eine frühere Entlassung wurde abgelehnt, da sie „mit dem Kriegswesen nichts zu thun“ habe.[239] Am 17.12. war Gronsfeld wieder in Wipfeld erschienen,[240] offensichtlich mehr als unzufrieden über die bisherigen Maßnahmen zur Einschließung der Reichsstadt. Das „eintzige vermaledeite Schweinfurt, welches einen solchen vorteilhafften situm[241] vor den feind hat, das dergleichen in gantz Teutschland nicht zue finden“[242] ist, so Gronsfeld an den kaiserlichen Kommandierenden Holzappel,[243] war von so großer strategischer und logistischer Bedeutung,[244] dass aus seiner Sicht ein Sturm auf die Stadt unumgänglich erschien. Eine Einnahme hätte nicht nur erhebliche Gewinne versprochen, sondern auch den weiteren Vorstoß der Gegner erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht, hätte man in Verbindung mit Holzappel die Mainlinie Würzburg-Schweinfurt-Bamberg-Staffelstein halten können.

In Schweinfurt hatte man wegen der an Steinaecker gelangten Nachrichten mit einer Kündigung des Waffenstillstands mit Frankreich und mit einer baldigen Aufhebung der Blockade gerechnet. In den Schweinfurter Ratsprotokollen heißt es über eine Unterredung des Stadtsyndikus Heberer[245] mit Steinaecker: Dieser habe Nachricht bekommen, dass „Frankreich & der h. churfürsten in Bayern das armistitium hinwieder resigniert & mitt dero am Rhein ligenden armee sich bald moviren, & entweder gegen Bayern avanciren oder mitt hrn. feldmarschall Wrangel sich wieder conjungiren, auch das dahero hiesiger stadt ploquata sich hoffentlich bald ende, & die hierumb ligendten churbayerischen völcker uffbrechen werden“.[246] Gronsfeld, dem bewusst war, dass er sich nicht mehr allzu lange mit der seine Kräfte verschleißenden Einschließung der Reichsstadt aufhalten konnte,[247] versuchte alle möglichen Kriegslisten, um die schwedische Besatzung, die Steinaecker in strenger Zucht hielt – sichtbarer Ausdruck waren der Galgen[248] auf dem Markt und einer vor dem Brückentor – zum Überlaufen zu veranlassen: „Schlimmer erging es einem unter ihnen gewesenen Bauern bei seiner Rückkehr von Kitzingen vom 7. (17.) Jan. Er hatte Briefe von dem Generalfeldmarschall Gronsfeld erhalten, die er hier heimlich fallen lassen und durch deren Inhalt die Soldaten bewogen werden sollten, den schwedischen Dienst mit dem bayerischen zu vertauschen, wo sie Geld und gutes Quartier bekommen würden. Der Bauer hatte aber die Briefe bei sich behalten. Aus solchen Grunde ließ ihn der schwedische Commandant in der ‚finsteren Kammer'[249] gefangen setzen, und einige Wochen lang daselbst behalten, wobei ihm die Füße erfroren, so daß man sie ihm zur Hälfte abnehmen mußte, und er die ihm dictirte Strafe, wöchentlich 2mal nach Würzburg zu laufen, nicht erstehen konnte“.[250] So sinnlos dieser Versuch Gronsfelds erscheinen mag, um sein Ziel zu erreichen, so gelang es ihm doch, im Dezember über München eine Eingabe des kurbayerischen Geheimen Rats Mändl[251] an Ferdinand III. zu erwirken. Mändl sollte in Prag auf einen raschen Friedensschluss drängen und dabei auch geltend machen, dass, „wenn es zum Religionskriege (!) käme, […] die meisten unkatholischen Offiziere das Heer verlassen und zu ihrer Partei übertreten“ würden, was nur allzu deutlich das stete Misstrauen des kurbayerischen Hofes gegenüber protestantischen, besonders aber calvinistischen Generälen und Offizieren zeigte. Andererseits sollte eine Beschießung der Reichsstadt die rasche Übergabe erzwingen, was nach den Vorstellungen Gronsfelds bedeutet hätte, dass die Besetzung dieser Schlüsselfestung – 1631 war sie kampflos den Schweden in die Hände gefallen,[252] 1639 und 1645 war das Vorhaben der Stadt, durch Schleifung der Außenwerke den Festungscharakter zu verlieren, gescheitert – mit ihrer Umgebung und der Absicherung der Mainlinie einen wahrscheinlich kaum zu überwindenden Sperrriegel geschaffen und damit wohl die bayerischen Erblande vor einem erneuten schwedischen Einfall geschützt hätte. Zudem hätte man sich gerade gegenüber den protestantischen Reichsständen auf einen kaiserlichen Befehl berufen können. Nach seiner Auffassung würden Aufgabe der Blockade und Abzug der kurbayerischen Truppen dazu führen, dass sich Schweden aller besetzten und befestigten Orte, die mit großem Aufwand erobert worden waren, bemächtigen und auf Jahre hinaus dort verbleiben könnte,[253] so dass eine rasche Entscheidung des kaiserlichen Hofes dringend erforderlich schien.[254]

Bis zum 21.12. blieb Gronsfeld mit 2.000 Fußsoldaten und 1.000 Reitern „unter den Kanonen“ der Reichsstadt liegen, wie er Piccolomini mitteilte,[255] da bis zum 20.12. die Blockierung soweit abgeschlossen war, dass Zufuhren kaum noch möglich schienen und er noch auf die Zustimmung Münchens und Wiens zum Sturm auf die Stadt wartete.

Im Auftrag Maximilians I. schrieb dessen Sekretär, Hofkammerdirektor und Geheimer Rat Dr. Johann Mändl von Deutenhofen Ende Dezember 1647 an Ferdinand III.: „Ew. Ksl. Maj. werden hirmit in aller underthenigkeit erinnert und würdet deroselben vorhin zum thail bekhandt sein, was die schwedische guarnison in Schweinfurt biß anhero im Fränckhischen Craiß für grosse ungelegenheiten verursacht, selbige sich immerdar und so weith continuiren, daß insonderheit der Kfl. Durchl. in Bayern etc., meines genedigsten herrn, unterhabende reichsvölckher in ermelten craiß die quartire nit geniessen noch ihren underhalt haben khünden, sonder übereinander stehn müessen. Welchemnach man für rathsam und ein sonderbare notturft eracht, es möchte dise statt villeicht mit feuereinwerffen zur übergab zu bezwingen sein, wie dan zu disem ende I. Kfl. Durchl. mit verfertig[ung] und zusammenrichtung des hierzu gehörigen feuerwerckhs und anderer nottwendigen anstalten alberaith im werckh begriffen. Allein weilen verlautt, daß die bürgerschafft sterckher alß die guarnison und darbei die hoffnung zue machen, daß sie die guarnison eheunder hinausweisen und sich accomodiren [wie das ausgesehen hätte, hatte die Einnahme der Stadt durch Piccolomini 1634 gezeigt; BW] alß der extremiteten erwarten würden, so würdet zu Ew. Ksl. Maj. allergnedigisten resolution gestelt und dem werckh sonderbar fürstendig eracht, wan Ew. Maj. sich belieben liessen, den magistrat durch schreiben beweglich dahin zuvermahnen, daß sie den commendanten und die guarnison darin zum abzug anhalten und also ihr gegen Ew. Ksl. Maj. und dem röm. reich tragende pflicht in schuldigiste obacht nemmen, mit anhang, das sie selbst leichtlich ermessen khünden, was ihnen im gegenfahl sowohl ins gesambt als iedem in particulari für schwere verantwortung gegen Ew. Ksl. Maj. und dem heil. röm. reich, wie auch gegen der posteritet, aufwachsen, ingleichen was sie und die ihrige für extremiteten, welche der ernst und gewalt (darmit man alberaith gefast seie) nach sich ziehe und mit ihr und der statt unwiderbringlichen nachtheiligkeit zu erwartten haben wurden. Und daß dahero Ew. Ksl. Maj. umb sovil weniger zweiflen, sie werden sich disfals auf des veldtmarschallen grafen von Gronsfeld erinnerung guettwillig bequemmen, also sich selbst, die ihrige und ihr gemaines stattwesen auf angelegte mass und weiß in zeitliche obacht nemmen, ihr und der statt vor augen stehende höchste gefahr, extremitet und verantworttung, mit ihrem unsterblichen nachruemb fürsichtig praecaviren[256] und befürdern, damit die statt des freien handelß und wandelß wider geniessen und in fridt und sicherheit leben khünde. Da nun mit anfiehrung angeregter und anderer motiven Ew. Maj. gedachten von Schweinfurt zueschreiben und insonderheit darin auch forkhommen lassen würden, daß man alßdan auf solchen fahl fürders die statt von Ew. Ksl. Maj. und des reichs völckhern mit kheiner guarnison beschweren werde. So mechte solches vileicht bei dem magistrat und der burgerschafft absonderlich verfangen und sie hoffnung haben, daß sie fürohin solcher beschwerlichkheit frei und enthebt sein khünden und sich in ihrer resolution, die Schwedischen hinauszuweisen, sterckhen. Und würdet derowegen umb Ew. Ksl. Maj. allergnedigiste resolution und fürderliche außfertigung solchen schreibens hiemit allerunderthenigst gebetten“.[257]

In dem vergleichsweise milden Schreiben Ferdinands III. an die Reichsstadt, die „schwedische Realfestung“,[258] das auf einen Entwurf des Reichsvizekanzlers Kurz[259] zurückgeht, ist jedoch von einer Beschießung nur indirekt die Rede, auch wenn sich der Kaiser teilweise der Argumentationshilfen Mändls bediente. Er erinnerte die Stadt an die Umstände ihrer Übergabe an Wrangel, wie sie aus dem Schreiben des Rats vom 21.4.1647 hervorgingen. Er habe „mit mehrerem vernommen, waß ihr für entschuldigung eingewandt, daß der commendant und general wachtmeister graff von Lodron mit den schwedischen veldtmarschalchen Wrangel zu accomodieren und ieztbemelte statt zu ubergeben bei sich, iedoch ohne einige euer ansinnen oder zumuthen, entschlossen gewesen. Allermassen ihr dann auf dessen vorhabens eröffnung ihr solches seiner discretion und veranthworttung zwar heimb gestelt verbleiben lassen, darbei aber im beisein unterschiedlichen hohen officirer, gegen uns und dem heil. reich eurer unausgesetzlich beständige fidelitet und laistung schuldigen gehorsambs mehrfeltig contestirt, auch in der that erwisen und in der lezten nacht vor ubergab der statt gebetten habet, bei schliessung des accords derselbigen unvergessen zu sein, solches aber nit erfolget, und ihr bis auf selbige stundt kein accord erlanget, mit allerundertheingster angehefter pitt, das wir diser abermahls beschehener schwedischen occupirung halber keine schuldt oder ksl. ungnadt auf euch kommen lassen wollen. Solche umb uns in allerunderthenigister gehorsamb, eüsserister mügligkeit nach, zu verdienen, weret ihr so willig und geflissen, als ohne das hochst darzu devinciret[260] [verpflichtet] und verbunden“. Nach dieser Erinnerung an die Übergabemodalitäten – die Schuld hatte der Kaiser im Juli 1647 Maximilian I. als Folge der Ulmer Waffenstillstandsverträge zugewiesen – kam Ferdinand III. zum eigentlichen Anliegen seines Schreibens: „Nun lassen wir die vheige umbständt, so bei gedachter ubergab obbemelter unserer des heil. Reichs statt Schweinfurt an seinen ortt gestelt sein, verlassen uns aber bei vorfallender begebenheit auf eure überschribene fidelitet und beschehenen allergehorsambsten erbietten, dass ihr denselben obligenden pflichten noch underthenigst nachkommen werdet. Darzu euch die gelegenheit bei iezigen conciuncturen nit ermanglen theuet, dan wir glaubwürdig verständigt werden, daß eure inhabende feindtliche schwedische guarnison dermassen geringert worden, dass ihr samt euerer anvertrauten burgerschaaft derselbigen wohl mächtig sein und dieselbige zum abzug anhalten könnet, welches gleich immer es euch und den eurigen zum besten geraichet. Also könnet ihr hingegen vernünftig abnemmen, uf den fall man mit gewalt und ernst, zu den man alberaith gefasst ist, ermelte statt anzugreiffen und sich selbiger zue bemechtigen hatte, was vor gefahr, ruin und verantwortung euch und eurer anvertrauten burgerschaft obligen und wie starckh solches eurer contestirten fidelitet und erbietten zuder lauffen würde“. Er fügte hinzu, dass man auf Gronsfelds „Erinnerung“ hin – was doch wohl ein Euphemismus für dessen Drohungen war – die Garnison zum Abzug bewegen sollte und dass Schweinfurt in diesem Falle weder mit einer bayerischen noch mit einer kaiserlichen Besatzung beschwert werden sollte.[261] Selbst Ferdinand III. der immer noch auf einen „Siegfrieden“ zu hoffen schien, konnte während der Friedensverhandlungen wohl doch nicht daran gelegen sein, ein zweites Magdeburg zu riskieren. Eine Neutralisierung wäre wohl möglich gewesen, wenn nicht das Ausbleiben der Verstärkungen aus dem schwäbischen Raum, vor allem aber das weitere Vorrücken der Schweden und der dadurch erzwungene Abzug der vor Schweinfurt liegenden Regimenter am 20.1.1648 der Reichsstadt eine schwierige Entscheidung bzw. Beschießung ersparen sollte.

Dass Gronsfeld zur Beschießung der Stadt entschlossen war, was jedoch auch im Zusammenhang mit einem von seinem ehemaligen Kriegskameraden Bönninghausen[262] geplanten und von Maximilian I. unterstützten Präventivschlag gegen die französischen Truppen in Württemberg und den Plänen Erlachs[263] gesehen werden muss,15 liegt daran, dass mit dem Erscheinen schwedischer Verbände täglich zu rechnen war.

Steinaecker scheint inzwischen versucht zu haben, Fischer zu zwingen, notwendig gewordene Truppenverlagerungen mainabwärts durchzuführen, wobei man annahm, diese hätten den Auftrag, den Damm bei Grafenrheinfeld[264] zu durchstechen, was aber wegen der Weigerung der Fischer und auf Ersuchen des Rats wohl unterblieb: Die Fischer „hatten sich aber verborgen, und weigerten sich. Einer von ihnen aber wurde ergriffen und auf die Militärwache zur Haft gebracht, des anderen Tags jedoch wieder freigelassen, worauf der Rath, dem Antrage des Fischerhandwerks entsprechend, den Commandanten ersuchte, die Fischer nicht mehr zu nächtlicher, lebensgefährlicher Wegführung der Soldaten zu zwingen“.[265]

Die Burg Zabelstein[266] bei Donnersdorf[267] wurde von Gronsfelds Truppen erobert, wahrscheinlich nur, um sie zu beschäftigen, während der Graf sein Hauptquartier endgültig in Kitzingen, einem strategisch gut gelegenen „guten Sauf- und Fressplatz“, wie einmal Tilly anerkennend festgestellt hatte, aufschlug.[268] Außerdem kreuzten sich hier die Fernstraßen Wien-Regensburg-Nürnberg-Würzburg-Frankfurt/M. und Erfurt-Suhl-Schweinfurt-Süddeutschland-Schweiz.Seine Streifkorps verheerten auf der Suche nach dringend benötigtem Proviant den ganzen Umkreis, da sie nach zeitgenössischer Einschätzung unter den Witterungs- und Verpflegungsbedingungen bereits sehr gelitten hatten.[269]

Gleichzeitig bemühte man sich, die Ausfälle in den einzelnen Kompanien zu beheben. Bereits am 31.12. war Gronsfeld aus München angewiesen worden, neue Mannschaften anzuwerben, diese in die Garnisonen zu legen, um die Werbungen gerade im Winter attraktiver zu machen und die altgedienten, abgehärteten Soldaten herauszunehmen. Trotzdem scheinen die Werbungen nicht besonders erfolgreich gewesen zu sein. Am 12.1.1648 bezeigte der sparsame Maximilian I. seine Verwunderung darüber, dass einigen seiner Offiziere 12 fl. Werbegeld zu wenig seien und man wohl andere finden würde, die diese Rekrutierungen übernehmen würden. Obwohl zuverlässige Unterlagen für den Erfolg der Anwerbungen in den traditionell schwierigen fränkischen Quartieren fehlen[270] – teilweise waren Franken sogar in der Gegend um Landsberg/Lech[271] aufgetaucht[272] – mag das hier in München konstatierte Desinteresse auch mit den guten Ernteergebnissen und den relativ niedrigen Lebensmittelpreisen zusammen gehangen haben.[273] Zwar wurde die Winterzeit nach nach den Feststellungen Montecuccolis[274] von den klein- und unterbäuerlichen Schichten zum Kriegsdienst genutzt, um die „todte Arbeitszeit zu schwänzen“, was als Zuerwerb durchaus interessant war, wenn man in noch in Garnison lag. Die Neugeworbenen nutzten jedoch beim ersten Gefecht die Gelegenheit, um davon zu laufen. Angeworbene sollen zum Teil „rechte Ludelfresser, Brotwacken und Biersäufer“ gewesen sein.[275] Zudem war die Anweisung ergangen, in die kurbayerische Armee nur deutsche Deserteure[276] aufzunehmen aufzunehmen.[277] Gronsfeld beklagte zudem gegenüber Piccolomini[278] die schlechte Versorgung in seinen durch die schwedische Kontribution und die Schweinfurter Garnison ausgezehrten fränkischen Winterquartiere.[279]

Die Situation in Schweinfurt hatte sich ebenfalls verschärft: „Bei der täglich dringender werdenden Noth ließ man jetzt über Nürnberg,[280] um sie daselbst durch die Frankfurter Post zu bestellen, an den Feldmarschall Wrangel[281] zu Erfurt[282] Nachricht von dem Zustande der Stadt gelangen, und bat ihn, die von dem Commandanten den Bürgern angesonnene Speisung der Soldaten abzuwenden, und etwa durch den Churfürsten von Mainz und Bischof von Würzburg[283] zu bewirken, daß die Blokade und die drohende Belagerung abgewendet werde“.[284]

In Sennfeld und Oberndorf[285] rissen unterdessen schwedische Abteilungen der Schweinfurter Garnison Häuser und Scheunen ab und brachten das Holz in die Stadt. Am 18. und 30.1. gingen 100 Wagen und 100 Soldaten unter dem Kommando Steinaeckers nach Sennfeld und brachen das Reichsdorf bis auf neun Hütten und einige Scheunen ab, während der protestantische Zeitzeuge dieser Vernichtungsaktion die glimpfliche Behandlung durch die Kurbayerischen hervorhob: „Den 20./30. January Ach Gott da ist alles niedergerissen unndt zue grund jemmerlichen verhert worden, also das man nur die blossen Wendt unndt Steinhauffen siehet, das vor Zeiten Heuser unndt ein Dorff da gestanden, von den Schwedischen Völckern, unsern Glaubensgenossen, der Feind hat ganz Nichts verwüstet und wehre wohl Alles geblieben. Gott vergeldts jhnen. Hatt Obrister unndt Commandant wie auch alle Officirer mechtig darzue geholffen unndt die Brendt geschürt, das so jemmerlich verhert, ausgeplündert unnd zerstört worden“.[286] Am 9.2.1648 waren von dem Dorf nur noch drei Häuser und zwei Scheunen übrig geblieben.[287] Dass die in Gochsheim einquartierten kurbayerischen 2.000 Berittenen nur einen Schaden von 1.000 Rt. anrichteten, wenngleich sie unter dem Vieh und den Erntevorräten aufgeräumt hatten,[288] mag ein Indiz für die vergleichsweise milde Behandlung durch die Kurbayerischen sein. In Schweinfurt hatte man wegen der an Steinecker gelangten Nachrichten mit einer Kündigung des kurbayerischen Waffenstillstands mit Frankreich und mit einer baldigen Aufhebung der Blockade gerechnet. In den Schweinfurter Ratsprotokollen heißt es über eine Unterredung des Stadtsyndikus Heberer mit Steinecker: Dieser habe Nachricht bekommen, dass „Frankreich & der h. churfürsten in Bayern das armistitium hinwieder resigniert & mitt dero am Rhein ligenden armee sich bald moviren, & entweder gegen Bayern avanciren oder mitt hrn. feldmarschall Wrangel sich wieder conjungiren, auch das dahero hiesiger stadt ploquata sich hoffentlich bald ende, & die hierumb ligendten churbayerischen völcker uffbrechen werden“.[289]

Gronsfeld, dem bewusst war, dass er sich nicht mehr allzu lange mit der seine Kräfte verschleißenden Einschließung der Reichsstadt aufhalten konnte,[290] versuchte alle möglichen Kriegslisten, um die schwedische Besatzung, die Steinaecker in strenger Zucht hielt – sichtbarer Ausdruck waren der Galgen auf dem Markt und einer vor dem Brückentor – zum Überlaufen zu veranlassen: „Schlimmer erging es einem unter ihnen gewesenen Bauern bei seiner Rückkehr von Kitzingen[291] vom 7. (17.) Jan. Er hatte Briefe von dem Generalfeldmarschall Gronsfeld erhalten, die er hier heimlich fallen lassen und durch deren Inhalt die Soldaten bewogen werden sollten, den schwedischen Dienst mit dem bayerischen zu vertauschen, wo sie Geld und gutes Quartier bekommen würden. Der Bauer hatte aber die Briefe bei sich behalten. Aus solchen Grunde ließ ihn der schwedische Commandant in der ‚finsteren Kammer'[292] gefangen setzen, und einige Wochen lang daselbst behalten, wobei ihm die Füße erfroren, so daß man sie ihm zur Hälfte abnehmen mußte, und er die ihm dictirte Strafe, wöchentlich 2mal nach Würzburg[293] zu laufen, nicht erstehen konnte“.[294]

Im Norden der Reichsstadt waren mittlerweile die ersten schwedisch-finnischen Vorausabteilungen aufgetaucht. In der Nacht zum 30.1. erreichte Steinaecker angeblich durch ein Täuschungsmanöver den schnelleren Abzug eines Großteils der kurbayerischen Blockadetruppen, indem er Heerpauken ertönen und Trompeten zum Aufmarsch blasen ließ, als seien schwedische Verbände bereits im Anmarsch auf die Reichsstadt. Doch mag es sich hier wohl um eine Legende handeln, denn die altgedientenversuchten“ Knechte durch eine derartige List täuschen zu wollen, erscheint doch recht unwahrscheinlich. Am 11.2. wurde durch gegnerische Verbände Schloss Weissenburg in Niederwerrn[295] angezündet, um den Kurbayerischen eine weitere Einquartierungsmöglichkeit zu nehmen. Am Nachmittag des selben Tages konnte auch Schloss Mainberg wieder von schwedischen Abteilungen der Schweinfurter Garnison übernommen werden: „Am 1. Febr. [11.2.] Morgens 6 Uhr ging der Commandant mit einer starken Militärabtheilung nach Niederwerrn, und zündete das Schloß daselbst an, damit sich kein feindliches Volk mehr darin aufhalten könne; bald darauf wurde auch das Dorf zu ruiniren begonnen. Nachmittags ging eine Parthie der Garnison jenseits nach Mainberg zu, welcher die Bauern von dem Schlosse aus zuriefen, die Bayern seien abgezogen. Ihr Abzug war bereits Tags vorher geschehen. Hierauf begab sich der Commandant mit Begleitung zu Roß und zu Fuß selbst dahin. Der Amtsschreiber, in Abwesenheit des Vogts, verweigerte den Einlaß, sich auf erhaltenen Befehl, Niemand einzulassen, stützend. Als man aber Leitern bringen ließ, wurde, bei der ohnehin im Schlosse herrschenden Furcht, das Thor geöffnet. Der Amtsschreiber fiel vor dem Commandanten auf die Kniee. Indessen widerfuhr Niemand etwas. Der Commandant besetzte darauf das Schloß mit einem Lieutenant[296] und 28 Feuerröhrern“.[297]

Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] berichtet über den Februar 1648: „Sogleich aber kamen wieder Einquartierungen, nämlich des Obristen Vorbusch[298] und Peter Anderson’s[299] und das steineckersche Regiment. Ich bekam von dem vorbuschischen Regiment den Feldprediger,[300] Herrn Antonius Meyer von Ulm, einen ehrlichen Herrn, der sein Bestes treulich getan hat, dass nicht das Pfarrhaus und die Schule gar geplündert wurden, wiewohl es mit der Schule nicht leer abging. Aber der Schulmeister war selbst daran schuld, weil er entlaufen war. Aus dem Kirchhofe nahmen sie auf einmal 16 Kühe. Das taten die Offiziere und Quartiermeister.[301] Dagegen mochte der Feldprediger sagen, was er wollte. Gleichwohl sagten sie, sie wollten mir nichts nehmen, wie sie denn auch taten. Ich erhielt 2 Kühe und 1 großes Schwein, welche andern Leuten gehörten, nämlich meinem Schwager, dem Büttner Claus Heim und Herrn Gevatter Lang und dem Sterkmacher[302] Hans Röder. Diesmal lag eine überaus große Menge Volks samt der Bagage[303] allhier, und es war furchtbar große Not. Am Sonntag Reminiscere brachen die Regimenter auf, als sie 10 Tage hier gelegen hatten und gingen teils in Ochsenfurt,[304] teils in Kitzingen über die Brücke auf Windsheim[305] zu, welches am 4. März in die Hände der Schweden kam“.[306]

Steinaecker hatte einen Soldaten, weil er gotteslästerliche Reden geführt[307] und „vom heiligen Abendmahle häßlich geredet“ hatte, auf dem Marktplatz am 28.8.1648 köpfen[308] lassen. Dass für Blasphemie, für die auch die CCC[309] die Strafe an Leib, Leben und Gliedern vorsah, die im schwedischen Militärstrafrecht[310] festgelegte Todesstrafe fast nie verhängt wurde, stimmt so nicht.

Karl Gustav[311] wandte sich aus Prag an Steinaecker und dankte ihm für übersandte Nachrichten und die Auslieferung von Pensionsgeldern.[312]

Seine Frau hatte ihn während des Feldzugs begleitet, wie aus der Leichenpredigt hervorgeht, was bei Offiziersfrauen mitsamt den Kindern durchaus üblich war, zumal in den Feldlagern Schulen für die Kinder unterhalten wurden: „so hat doch ein jeder leicht zuerachten, was die wollsehl. Frau Obristin ferner bey der allzeit unbeständigen und steten Glücks und Unglücks offtmahls mit nicht geringer Furcht und Schrecken, wie es denn im Kriege daher zu gehen pfleget, geschehener Abwechselung wird habe müssen außstehen, da sie vielmals mit sonderbahrer Wehemuth und sehr beängstigter Hertzensbestürtzung wird haben müssen erfahren und ansehen, daß man ihr ihren hertzliebsten Herrn Obristen, wenn er bald in dieser, bald jener occasion und vorgefallenen Treffen, hart geschossen, oder sonst gefährlich verletzet und beschädiget worden, also kranck zu Hause gebracht, zu geschweigen der stätigen und schweren Travallien[313] ihres hertzliebsten Herrn Obristen, darin sie ihm allezeit gefolget, und niemahls von ihm bleiben wollen, und aber dadurch ihre gesunde Leibes constitution dergestalt abgeschwächet, und so viel gesamlet, dass sie eine lange Zeit her viel und unterschiedliche mahl grosse Schwachheiten außstehen und empfinden müssen, welches sich sonderlich zu der Zeit erst herfür gethan, als der Herr Obrister in Francken in der Reichs-Stadt Schweinfurt Anno 1647. Königl. Commendant geworden, und die wollsehl. Frau Obristin vermeynet gehabt ruhig zu sitzen, da aber die Schwachheit bey ihr sich erst vermehret, und über das auch noch andere Zufälle, als auch insonderheit die Miltz- und Magenbeschwer gestossen, welche nach der Zeit, als sie mit ihrem hertzlieben Herrn Obristen in angehendem Anno 1649. Jahr allhie in Stettin angelanget, und nachmahls Anno 1652 auff ihr Väterliches Erbgut Lindow sich begeben“.
Steinaecker war inzwischen wieder allein nach Schweinfurt zurückgekehrt.

1649 meuterten die Soldaten des „alten blauen“ Regiments Steinaeckers in Schweinfurt, weil sie abgedankt werden wollten, „um der Früchte des Friedens, der durch ihre Mitwirkung zu Stande gekommen sei, nun auch genießen zu können; die Krone Schwedens habe keine Feinde mehr, darum wollten sie sich auch nicht mehr mit Weib und Kind einen so weiten Weg hinschleppen lassen“.[314] „Vier Rädelsführer und ein ausgelooster“ wurden gehängt, die anderen begnadigt.[315]

„Am 8. October 1649 (n. St.) lief ein Befehl des Feldmarschalls[316] Wrangel aus Nürnberg[317] hier bei dem Commandanten Oberst Steinecker ein, nach welchem derselbe ehestens, und zwar sobald das Regiment[318] Döringk[319] hier eintreffen würde, mit seinem Regimente aufbrechen, und nach Pommern (eine andere Nachricht sagt: nach Liefland) abziehen sollte.[320] Der Commandant sollte zu Leipzig[321] das nöthige Geld erheben, und dort die weitere Ordre des Generalmajors[322] Artweh Forburg,[323] Vicegubernators von Pommern, erwarten. Der Oberst war über diesen Befehl sehr unwillig, und sandte Tags darauf, den 9. October den Capitän Wrangel[324] an den Feldmarschall nach Nürnberg mit der Antwort, er könne nicht abziehen, bevor er die auf den September und die erste Hälfte des October treffenden Gelder erhoben habe, und müsse deshalb vor Allem um Beseitigung dieses Hindernisses nachsuchen. Noch an demselben Tage kamen ein Fähnrich[325] und Fourier[326] vom Oberst Döringk hieher, die den Commandanten von der ihrem Regimente zugekommenen Ordre, ihn hier zu ersetzen, benachrichtigten. Der Commandant ließ darauf durch Capitän Schröder[327] und Lieutenant[328] Wedel,[329] da er selbst durch Podagraleiden[330] gehindert war, sich bei dem Kurfürsten zu Würzburg[331] zu verabschieden, indeß man jedoch ihm selbst, sowie dem Oberstlieutenant und dem größten Theile der Offiziere abmerkte, daß Liefland das Ziel ihrer Wünsche nicht sey. Bald zeigte sich eine unruhige Bewegung unter den Soldaten, die sich äußerten, zu einem Zuge nach dem fernen Liefland könnten sie sich nicht verstehen, und bei dem Commandanten um ihren Abschied ansuchten. Da man ihnen diesen verweigerte, so dachten sie auf ein Mittel, denselben zu erzwingen. Sie sammelten sich deswegen auf dem Zeughausplatze an, und verschworen sich daselbst, der Marschordre nach Liefland sich zu widersetzen.[332]

Der Commandant, das Gefährliche dieses Beginnens wohl erkennend, ließ, sobald er von diesen Vorgängen Kenntniß erhalten, eine jede Compagnie[333] durch ihren Capitän besonders fragen, ob sie mitmarschiren wolle. ‚Ihr Verlangen sey, ließen sie ihm sagen, abgedankt zu werden, um der Früchte des Friedens, der durch ihre Mitwirkung zu Stande gekommen, nun auch genießen zu können. Die Krone Schweden[334] habe nun keine Feinde mehr, darum wollten sie sich  auch nicht mehr sammt Weib und Kind einen so weiten Weg sich hineinschleppen lassen. Gegen Feinde der schwedischen Krone, wenn sie deren hätten, seyen sie noch jetzt, wie zuvor, zu kämpfen bereit, unter den Umständen aber, wie sie nun seyen, verlangten sie ihre Entlassung’.

Noch desselben Vormittags, da solches vorging, berichtete der Commandant Alles an die Generalität nach Nürnberg. – Der Ueberbringer dieser Botschaft, Major[335] Bucher,[336] und der vorher schon nach Nürnberg gesendete Capitän Wrangel[337] kamen am 17. October des Abends hieher zurück, ohne daß man von dem Erfolge ihrer Sendung etwas erfahren hätte. Der Commandant aber ließ verlauten, derselbe gehe dahin, die ‚Völker’ würden ihren Abschied erhalten. Indessen war es nur zu offenbar, daß er durch diese vorgegebene Hoffnung den Soldaten nur Zeit abgewinnen wollte, um unterdessen andere Truppen in die Stadt kommen zu lassen, durch deren Hülfe sie zum Abmarsche gezwungen werden könnten; und die Maßregeln, welche der Commandant übrigens nahm, mußten denselben seine wirklichen Absichten wohl verrathen. Er ließ nämlich am 18. October den Stadtwachmeister anweisen, künftig keinen Soldaten mehr die Wache für einen Bürger versehen zu lassen, und die Thürmer erhielten die Weisung, im Falle der Erscheinung von 100 und 200 Reitern oder drüber, nur 5 bis 6, im Falle des Erscheinens von 6 bis 10 aber, gar keinen anzuzeigen. Abgedankten, vorbeiziehenden Reitern wurde der Eintritt in die Stadt gänzlich versagt, und gegen Abend langte Graf Löwenhaupt[338] mit 4 Compagnien Reitern zu Grafenrheinfeld an.

Die Soldaten verhielten sich unterdessen still, versahen ihre Wachdienste, und enthielten sich aller Thätlichkeiten, so daß man wieder Hoffnung zu schöpfen anfing, die Sache möchte noch ruhig ablaufen. Diese Hoffnung gründete man zum Theile auch auf die erhaltene Nachricht von einer Empörung des aus Neumarkt[339] abgezogenen Regiments, welche zu Buch[340] bei Nürnberg ausgebrochenen Regiments, welches zu Buch bei Nürnberg ausgebrochen, von den schlimmsten Folgen für die Empörer gewesen,[341] und in denselben nur durch die Fürbitte des Raths zu Nürnberg gemildert worden war, sowie auf die Nachricht von der strengen Bestrafung eines ähnlichen Empörungsversuches, welche General Duglaß[342] bei Ulm[343] und Ellingen[344] an den vom Bodensee heraufgeführten Truppen hatte vollziehen lassen, indem derselbe zu Ulm 7 von den Empörern aufknüpfen, und zu Ellingen 9 durch die Spießruthen[345] laufen ließ. Die Furcht vor einem gleich schlimmen Ausgange sollte, so hoffte man, die Unzufriedenen im hiesigen Regimente von weiteren Schritten zur Empörung zurückhalten.

Allein die gegen die Soldaten genommenen, oben angegebenen Maßregeln, die Vorsicht, nach welcher die Unteroffiziers stets mit kurzen Gewehren gehen,[346] und das Zusammenstehen der Soldaten verhindern mußten, das Verbot, irgend einem Soldaten den Austritt aus den Thoren der Stadt zu gestatten, ein Umstand, der den Weintrauben sehr zu statten kam, Die Nachricht, welche die Soldaten von einem hieher gekommenen Bauern aus Grafenrheinfeld von der daselbst erfolgten Ankunft des Löwenhaupt’schen Reiterregiments erhielten, und endlich ein Befehl, der am Morgen des 19. Octobers den Soldaten gegeben wurde, gegen 10 Uhr ohne Gewehr[347] auf dem Markte zu erscheinen, wirkten nachtheilig auf die Stimmung der schon zu sehr in ihren Empörungsgedanken befangenen Soldaten. Sie verbanden sich nur desto stärker unter einander, zogen, während die Offiziere dem Gottesdienste beiwohnten, die Wachtposten an sich, und warfen sich zusammen in den Zwinger. Alle Häuser in der Stadt waren während dessen geschlossen. Vergeblich hatten der Commandant und die aus der Kirche abgerufenen Offiziere ihrem Vornehmen Einhalt zu thun gesucht. Die Wachtposten wurden nun mit Bürgermilitär besetzt. Ein Theil der Soldaten, der an der Verschwörung keinen Theil genommen, kam jetzt aus den Häusern, wo sie sich verborgen gehalten, und stellte sich dem Commandanten.

Eben so vergeblich als die Ermahnungen ihrer Offiziere, waren die einer Deputation des Magistrats, die sich zu den Empörern begab.

Noch am 19. des Abends 5 Uhr langte der Feldmarschall von Nürnberg hier an. Im Hereinreiten überreichte ihm die Schildwache der Unzufriedenen vor der Zwingerthüre eine Bittschrift, die der Feldmarschall, auf dem Markte angekommen, las. Aber auch der Oberst Döringk, den er zu ihnen sandte, vermochte ihren Starrsinn nicht zu beugen.

Am Morgen des 20. trafen nach und nach 8 Compagnien Reiter, darunter 4 Compagnien Finnen[348] in der Stadt ein, und stellten sich auf dem Markte auf. Jetzt versuchte der Feldmarschall, ob die Aufwiegler nicht durch den Generalauditor[349] zu ihrer Pflicht zurückgebracht werden könnte. Allein sie gaben ihm den Bescheid, er möge sich zugleich entfernen, und auf diese Weise nicht wieder kommen, widrigenfalls sie Feuer auf ihn geben würden. Sie beharrten auf ihrem Abschiede.

Des Mittags 11 Uhr kam der Oberstlieutenant Statius[350] mit einigen Compagnien von Sennfeld[351] her in die Stadt, ihm folgte bald eine Abteilung des Sackischen[352] Regiments. Der Markt war wie übersät mit Militär. Unmittelbar nach den Sackischen Compagnien langte die Leibgarde des Feldmarschalls mit einem Heerpauker an.

Nach dem Mittagsmahle tritt der Feldmarschall in Begleitung des Commandanten und anderer Staabsoffiziere selbst vor den Zwinger, und ließ ihnen unter ernstlicher Ansprache Gnade anbieten, wofern sie ohne Verzug ihre Verschanzung verlassen und die Rädelsführer ausliefern werden. Einer oder zwei der hauptsächlichen Rädelsführer liefen vor, warfen sich dem Feldmarschall zu Füßen, und erbaten und erhielten Gnade. Sofort verließ der ganze Haufe die Verschanzung, und zog im Gewehre und mit brennenden Lunten hinaus in die große äußere Schanze vor dem Brückenthore.

Während sie sich aufstellten, zogen die übrigen Compagnien des alten, blauen Regiments gerade über die Brücke in die Stadt. Nun ritt der Feldmarschall mit dem Commandanten zu ihnen hinaus. – Dem Befehle, das Gewehr niederzulegen, wurde augenblicklich gehorcht. Die Rädelsführer wurden zur Seite gestellt, und auf das Stockhaus[353] gebracht. Die Uebrigen ließ man aufs Neue Treue schwören, worauf sie in die Stadt geführt und in ihre Quartiere entlassen wurden.

Noch am Abende des 20. wurde auf dem Markte eine Justiz aufzurichten begonnen. Neben dieselbe war ein mit schwarzem Tuche behangener Tisch gestellt. Den 21. Mittags 12 Uhr hielt der Generalauditor an demselben im Beysein des Commandanten und aller Ober- und Unteroffiziere Standrecht. Das Urtheil bezeichnete 27 als Erzrebellen und verdammte sie zum Stricke. Vier der Rädelsführer wurden zuerst aufgeknüpft. Der erste von ihnen war zum Rade[354] verurtheilt worden,  es war der Gefreite H. Meier aus Petershagen,[355] er erfuhr aber die Gnade, gleich den anderen gehängt zu werden. Sieben Andere mussten um das Loos, als der fünfte gehangen zu werden, spielen. Georg Heß aus Eisenach[356] warf das Wenigste, nämlich auf zwei Würfeln 6 Augen. Er wurde sofort zu den 4 übrigen aufgehängt. Den Anderen schenkte der Feldmarschall das Leben.

Die Augenzeugen der Execution finden nicht genug bezeichnende Worte, das klägliche Jammergeschrei der Weiber der Gehängten und Spielenden auszudrücken. Herzzerschneidend war es, einige der Verurtheilten vor dem Galgen ihre Kinderchen an die Brust drücken zu sehen, bejammerswerth das Geschick der Weiber, die noch immer, und doch wie vergeblich ! um Gnade rangen.

Nach vollzogener Execution zog das in die Stadt zusammengezogene Militär wieder ab.

Am 22. October wurde dem gesammten Regimente durch den Generalauditor nochmals der geschärfte Eid abgenommen, daß sie der Krone Schweden treu verbleiben, und bei allen sich ergebenden Gelegenheiten treu verbleiben, und bei allen sich ergebenden Gelegenheiten zu Wasser und zu Lande sich gebrauchen lassen wollten. Hierauf marschirte dasselbe ab. In Stettin wurde es bis auf 3 Compagnien abgedankt.

Der Feldmarschall reiste noch am 22. October nach 1 Uhr wieder von hier ab, von dem Magistrate mit einem Trinkgeschirr in Gestalt eines Greifs,[357] 220 Thaler werth, beschenkt, wogegen er der Stadt ein Gegengeschenk mit einer dänischen Halbcarthaune[358] machte. Zu Nürnberg angekommen, ließ er den Rath ersuchen, zu verbieten, daß der zu Schweinfurt stattgefundene Vorgang in die Zeitung komme.

Nun erst erfolgte die Einquartirung des Regiments Döringk“.[359]

Steinaeckers Nachfolger wurde Dühring,[360] der aus einem im Erzstift Bremen ansässigen Rittergeschlecht stammte und als Obrist in schwedischen Diensten stand. Nach der Meuterei der „Alten Blauen“ Steinaeckers in Schweinfurt Ende 1649 war er dort als Kommandant eingesetzt; er verließ die Stadt aber am 10./11.7.1650, um Kommandant von Stade[361] zu werden. Unterwegs desertierten viele Soldaten.[362] Das „Alte blaue Regiment“ wurde am 24.1.1652 zu Stettin aufgelöst. Aus „Dankbarkeit“ durfte jeder Soldat sein Gewehr behalten und bekam einen Dukaten,[363] was nicht einmal einem Monatssold eines gemeinen Soldaten entsprach. 1 Dukaten entsprach dem Monatsgehalt eines Sekretärs.

Der Vetter Christoph Jochim von Trampe verkaufte 1650 wegen seiner hohen Schulden die Güter Lindow[364] und Nipperwiese[365] mit allen Lehensrechten für 6000 Reichstaler an Christoph von Steinaecker,[366] so dass das Ehepaar nach dem Ausscheiden Christophs aus dem Militärdienst auf Gut Lindow 1652 seinen Wohnsitz nahm.

Als 1655 der 2. Nordische Krieg zwischen Schweden und Polen ausbrach,[367] wurde Christoph von Carl Gustav von Schweden nach Polen berufen, um ein neues Regiment, dessen Musterungsplatz[368] Altdamm[369] bei Stettin war, zu errichten.

1658 verstarb die kränkelnde Agnes Sophie von Trampe in Altdamm. 1659 ging Christoph seine 2. Ehe mit Elisabeth von Horn ein. Auch diese Ehe blieb kinderlos. In diesem Jahr war er auch Vizekommandant von Stettin und Stellvertreter von Paul Würtz.[370]

1660 wird er als Kommandant von Greifswald erwähnt.[371] In diesem Jahr nahm er seinen Abschied und zog sich nach Lindow zurück.

Christoph verstarb 1671 zu Lindow.

[1] Diese und die folgenden biographischen Mitteilungen verdanke ich Frau Suzanne von Steinaecker, die auch freundlicherweise das 1650 entstandenen Porträt Christophs und seiner Gattin stellte.

[2] Otto Johann v. Steinaecker [ca. 1607-1667 Haldem], schwedischer Obrist. => „Miniaturen“. [in Beabeitung]

[3] Joachim Dietrich v. Steinaecker [17.2.1608 Zerbst-16.7.1679 Lindow], schwedischer Kapitän, Oberförster. => „Miniaturen“. [in Bearbeitung]

[4] HALDEM, S. 68.

[5] BECK, Geschichte der Verschwörung, S. 3. – Zerbst/Anhalt [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 523ff.

[6] Vgl. HALDEM, S. 67. http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&klassId=18&tektId=2306&id=0590&expandId=2 Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen: Familie von der Horst (z. T. Dep.) – Akten, Nr. 179: Offener Brief des Otto Johann v. Steinecker an Hermann Amelung v. d. Horst mit Antwort: Protest gegen die verbreiteten Unwahrheiten betreffs der nichtadeligen Herkunft des v. Steinecker als (Herbergierer-Gastwirt), 1658.

[7] dänische Armee: Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.

[7] Pikenier: Fußsoldat, der die Pike führte, ein Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt. Die 1, 5 – 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f.

[8] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.

[9] Vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120.

[10] Pikenier: Fußsoldat, der die Pike führte, ein Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt. Die 1, 5 – 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f.

[11] Gefreiter: Der Gefreite war ursprünglich ein erfahrener und zuverlässiger Söldner, der von den niederen und schweren Diensten (wie etwa der gewöhnlichen Schildwache) ‚befreit‘ war. Die Gefreiten waren für die Aufstellung der Wachen zuständig. Ihnen oblag die Aufsicht über Arrestanten, sie übermittelten militärische Verfügungen und Befehle und mussten im Gefecht die am meisten gefährdeten Stellungen beziehen. Er erhielt 7 fl. 30 kr. Monatssold.

[12] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

[13] 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössischen Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August.

[14] Lebenserwartung: LINDEGREN, Frauenland und Soldatenleben, S. 143f.: „Insgesamt starben zwischen 1620 und 1630 ungefähr 50.000 schwedische und finnische Soldaten, zwischen 1640 und 1650 waren es 40.000. Im Durchschnitt starben folglich jeweils 38 % der zwanzigjährigen schwedischen und finnischen Männer zwischen 1620 und 1630 im Kriegsdienst, im folgenden Jahrzehnt 33 Prozent. … Ein einfacher schwedischer Soldat lebte im Dreißigjährigen Krieg durchschnittlich drei Jahre und vier Monate. Exakt genauso lange lebten jene Soldaten, die am Großen Nordischen Krieg (1700-1721) teilnahmen. Offiziere überlebten bedeutend länger, im Durchschnitt acht Jahre. Zwischen Garnisonsverbänden und Feldverbänden gab es in dieser Hinsicht keinen Unterschied“.

[15] Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote u. Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen u. Standarten, dazu die gesamte Artillerie u. einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössische Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] Bericht« (Germanisches Nationalmuseum Kapsel 1342 HB 450) spricht v. 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. > VOGES, Schlacht, S. 82ff.; bzw. THEATRUM EUROPAEUM Bd. 1, 932f. Der auch nicht immer zuverlässige SCHRE-BER, Geschichte. Bayerns, S. 78, führt die hohen Verluste auf die an der Pest verstorbenen Verwundeten zurück. Vgl. LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 3-29.

[16] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Dieser ließ gefangene Kroaten auch nach Schweden in die Kupferbergwerke bringen; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpommern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“.Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.

[17] Johann ‚t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, GemeindeVillers-la-Ville/Herzogtum Brabant; 30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[18] GÜNTHER, Harz, S. 295.

[19] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[20] Lutter am Barenberge [LK Goßlar]; HHSD II, S. 315f.

[21] Johann Jakob Freiherr v. Bronkhorst-Batenburg, Graf v. Anholt [Anhalt] [12.2.1582 Anholt-19.10.1630 Freiburg im Breisgau], ligistischer Generalwachtmeister, 1622 Feldmarschall u. Stellvertreter Tillys.

[22] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14.

[23] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[24] SCHLOTTER, Acta, S. 14.

[25] Bakum [LK Vechta].

[26] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[27] Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Zur Problematik der Untersteckung MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“.

[28] Friede von Lübeck vom 22.5.1629 zwischen Ferdinand II. und Christian IV. von Dänemark: Der König und sein Sohn verzichteten auf die norddeutschen Stifte.

[29] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[30] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[31] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[32] Dietrich v. dem Werder [17.1.1584 Rittergut Werdershausen, jetzt Ortsteil von Gröbzig, Anhalt-18.12.1657 auf Rittergut Reinsdorf bei Köthen, seit 1950 Ortsteil von Görzig, Anhalt], schwedischer Obrist, kurbrandenburgischer Obrist u. Amtshauptmann.

[33] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[34] mannfest: unbeweglich, tapfer, wie ein Mann; mannhaft, ritterlich.

[35] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). . Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[36] Diskretion: I. Rücksichtnahme, II. Die „discretio“, eigentlich ein Begriff aus dem Klosterleben der Benediktiner, war die Kunst und Gabe der weisen Unterscheidung, die das Zuviel wie das Zuwenig zu vermeiden und in allem das rechte Maß zu finden versucht. Die „Diskretion“ war ein „Ehrengeschenk“, das von ein- oder durchziehenden Offizieren eben je nach Rang im „rechten“ Maß erwartet oder auch erzwungen wurde und in Geld- oder Sachleistungen der verschiedensten Art bestand.

[37] Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Leichenpredigt 10. Band; Band Cm 133, R 9126.

[38] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[39] Muskete: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I.

II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden.

[40] Matthias v. ltzwitzky [Jesuwitzky, Jewitzky, Iruschwitz, Jeßvitzky, Jißwitzky, Jitzwitzki, Jesuwitzke, Jizwitzky] [ – ], schwedischer Rittmeister, Obrist.

[41] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[42] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[43] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[44] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[45] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[46] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General.

[47] Friedrich Ulrich Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel [5.4.1591 Wolfenbüttel-11.8.1634 Braunschweig].

[48] Wolfenbüttel [LK Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 503ff.

[49] Johann II. Graf v. Mérode-Waroux [Meroda, Merodi] [1584 oder um 1589-10.7.1633 Nienburg], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[50] WASSENBERG, Florus, S. 285.

[51] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 170f.

[52] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.

[53] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[54] James [Jakob] King of Birness and Dudwick, Baron Eythin und Baron Sandshult [Kieg, Kinge, Kyng, Kingy, Kink, Kinck, Kurden] [1589- 9.6.1652], schwedischer Generalleutnant. MURDOCH, SSNE ID: 2814; BLACKER, Brief Sketches, S. 364f.

[55] August Fürst v. Anhalt-Plötzkau [14.7.1575 Dessau-22.8.1653 Plötzkau].

[56] WINTER, Möser, S. 42f.

[57] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[58] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall.

[59] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.

[60] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].

[61] Wolf Heinrich v. Baudissin [1579 (1597 ?) Schloss Lupa-4.7.1646 Elbing (Belschwitz)], schwedischer, dann kursächsischer Generalleutnant.

[62] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.

[63] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[64] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[65] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[66] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[67] WASSENBERG, Florus, S. 285.

[68] Altes Blaues Regiment“: „Das blaue Regiment ist im Jahre 1624 während des polnisch-schwedischen Krieges um Livonia (ein Gebiet des heutigen Lettlands und Südestlands) aus schwedischen Söldnertruppen entstanden. Seit 1632, in der Schlacht bei Lützen, wurde dieses Regiment schon als das Alte blaue Regiment bezeichnet (Altblau Regiment), aber offiziell wurde es in dieser Art angeblich erst 1634 benannt. Als es 1635 zur Auflösung von drei von vier der ältesten schwedischen „bunten“ Regimenter kam (des Grünen, Roten und Gelben, die fortlaufend im Zeitraum von 1613 bis 1627 entstanden), blieb als letztes das Altblaue übrig. In der Zeit um 1629 wurden noch andere „bunte“ schwedische Regimenter aufgebaut (z.B. das Orange, Weiße, Braune und einige Schwarze), die jedoch in der Zeit bis 1638 aufgerieben wurden. Im Jahre 1650 wurde auch das Altblaue Regiment aufgelöst“. Nach: http://www.altblau.cz/de/11-Historisches-Regiment/. Das Regiment wurde vollständig jedoch erst 1652 aufgelöst.

[69] Zittau [LK Görlitz]; HHSD VIII, S. 371ff.

[70] 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht  verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf  jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“. Nach einer Nachricht in den Akten des Staatsarchivs Bückeburg aus dem Jahr 1633 betrug nach der Schlacht bei Hessisch Oldendorf (1633) die Zahl der Gefallenen 6.534, die der Gefangenen zwischen 1.700 und 1.800 Mann;ZARETZKY, Flugschrift, S. 7, 3; darunter waren allein 1.000 Weiber; RIEZLER, Baiern Bd. 4, S. 170.In einem Bericht aus Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St., Kopie); Postskriptum, heißt es sogar: „Ferner kompt bericht, daß in etlichen unseren kirchen und schulen der herrlichen vittory halber welche höher als die iüngste vor Lützen erhaltene schlacht zu æstimiren, gebetet und gesungen“ [worden].Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 146 v.

[71] Kungliga Biblioteket Stockholm Svea Krig Nr. 224 a: Continuatio der beschehenen Schlacht vor Hameln / aus Oldendorff den 29. Junii Anno 1633.

[72] Lars [Laes] Graf Kagg(e) [Kache, Kaggin, Kaggi, Kago, Kalle, Kaach, Gaugk, Kiege] [1.5.1595 Kjellstorp-19./29.11.1661 Stockholm], schwedischer Reichsmarschall.

[73] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[74] Finnen, auch hagapells, hakkapeller genannt [nach „hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEIß, Chronik, S. 136: „Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. [19.; BW] zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“.

Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“.

Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie und 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden und 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[75] Engern, heute Stadtteil von Rinteln [LK Schaumburg].

[76] MANKELL, Uppgifter, S. 172, 188.

[77] ENGELSÜß, Weymarischer Feld-Zug, S. 265.

[78] Johann Georg aus dem Winkel [Winckel] [1596-18.2.1639 Hildesheim], schwedischer Obrist.

[79] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[80] ENGERISSER, Von Kronach, S. 201ff.

[81] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[82] Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER, Kronach, S. 232ff.

[83] Erhard [Eric, Erich, Johann] v. Deibitz [Daubitz, Debitz, Debizer, Döbitz, Dewitz, Trebiß, Trebis, Tebitz, Teubing] [um 1594-14.3.1658], schwedischer Obrist. Vgl. STOLCH, Deibitz.

[84] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[85] Musterung: Zum Teil erfolgte die Musterung sogar, wenn noch nicht alle Waffen vorhanden waren; GRÄF, Söldnerleben, S. 110; SEMLER, Tagebuch, S. 115 (1633). Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. (BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.

[86] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.

[87] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[88] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch  die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Auch Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“.

[89] Menschenfresserei (Anthropophagie): Der Pfarrer Jacob Möser (um 1570-1640) in Staßfurt schrieb in seinen Erinnerungen unter 1635; WINTER, Möser, S. 61: „Eins war das blaue Regiment des Obersten Winkels, so in Augsburg vor diesem gelegen in dem großen Hunger, da die Todten aus der Erde gegraben, und von dem hungrigen Volke, wie auch die Kinder von den Eltern gessen worden, u. unzählich viel Leute Hungers gestorben, derer man manchen Morgen in die hundert, noch wohl mehr als 200, will nicht mehr sagen, wie ich berichtet worden von denen, so drinnen gelegen, todt gefunden hat. Die Leute, so oft in seidenen Kleidern gangen, sind wie ein Schemen auf der Gasse aus Verschmachtung niedergefallen. Kinder sollen zum Vater gesagt haben: Ach unsere Mutter ist fein bei Leibe, schlachtet sie doch, daß wir uns einmal satt essen und dergl., so mir hernachmals A. 1636 im Januar ein Feldprediger aus Finnland von der Haupstadt Abo gesagt, der mit drinnen gewesen, daß sie nichts als Haferbrot, so übel zu Halse gewollt, und noch nicht satt gehabt, ist dazu kein gut Wasser gewesen, sondern das, so vom Tyrolischen Gebirge herunter geflossen, dahin gar eine kalkichte Materie mit sich geführet. Der Commandant hat müssen die Kirchhöfe mit Wachen besetzen, daß sie nicht die Todten ausgegraben, und zur Speise gefressen etc“. EBERMEIER, Landshut, S. 66f.: „Die Hungernot in der Stadt hatte unglaubliche Ausmaße angenommen. Zuerst waren Esels-,, Hunde- und Pferdefleisch öffentlich auf dem Markt verkauft […] und Pferdeblut in Mengen zu zehn Kreuzern angeboten worden; später zankten sich die Leute um einen toten Hund und eine Handvoll Kleie […], gruben Knochen aus dem Misthaufen und nagten sie ab […]. Die finnischen Soldaten jagten mit besonderer Geschicklichkeit Mäuse. Eine Maus kostete schließlich sechs Kreuzer; dennoch meinte der Stadtkommandant, daß man nicht von echter Hungersnot sprechen könne, solange an einem Gespann noch Leder vorhanden sei, mit dem man den Hunger vertreiben könne. Wer von den Belagerern dabei erwischt wurde, wie er Lebensmittel in die Stadt tragen wollte, dem wurden Nasen und Ohren abgeschnitten. Schließlich habe, so [der Jesuit und Historiker Andreas] Brunner, unbeschreibliche Not die Leute dazu getrieben, Menschenfleisch zu essen. Die Leichenträger […] klagten, daß man ihnen die Leichen verstümmelt zur Bestattung übergebe […], weil man vorher Fleischstücke herausgeschnitten habe, um sie zu verzehren. Maurus Friesenegger berichtet in seinem Tagebuch unter dem Jahr 1635, daß in Augsburg Pferde, Hunde, Katzen und Mäuse gegessen wurden und die Leute mit Abscheulichkeiten im Mund auf den Gassen tot umfielen.

Der Augsburger Chronist jener Zeit notierte unter dem 1. Februar 1635: ‚Es wird die Not alhie je länger je grösser, dann nicht allein jedermann verarmet und verdirbt, weil man alleweil Steuren und schwere Auflagen zu bezahlen hat, sondern vil Leuth sterben Hunger. Es essen die Leuth Brod aus Stroh und ein wenig Roggen darunter gebachen, auch wird Brod gebachen aus Kleib und aus Leindotter gemacht. Wird vom Baurs Volk etwas herein getragen, welches nicht vil mehr geschicht, mein Gott, so wird das Baurs Volk schier darum zerrissen, und muß in hohem Geld noch dazu bezahlt werden, es will jedermann haben und kan doch nicht sein. Wol dem, der zu dieser Zeit seelig und abstirbt. Die Angst und Noth, wie auch der Hunger, richtet manchen Menschen hin, daß er vor Kummer stirbt, dann die Leuth lauffen in der Statt um Brod, Mehl, Salz, Schmalz, Kerzen, Holz, Fleisch und anders mehr einzukaufen, und könnens doch nicht bekommen, dann der Feind alles aufhält und nichts hereinbringen last‘. Im März 1635 hält der Chronist fest: ‚Die Noth ist alhie zu diser Zeit sehr groß, daß nichts zu bekommen, und, wenn man schon das Geld in Händen trägt, und die essende Sachen wohl zahlen will, so kann man es doch nicht haben. Daher vil Leuth und Kinder vor Hunger verschmachten, und Theils auf der Gassen Hunger sterben, auch die kleine Kinder aus der Kleib Muß essen müssen. Ja die Lebende Ihre vorstorbene vor Hunger anheben zu essen, welches alles die Bloquierung verursachen thut, weil der Feind nichts hereinkommen läßt, der es am jüngsten Tag nicht wird verantworten können, und wird solches theur gnug bezahlen müssen. […] Auch die arme Hund sogar nit ob der Gassen nit sicher sein, dann wann sie weinen Hund auf der Gassen sehen, er kehr gleich wem er wolle, niederschiessen und essen, und so germ man sie (die Schweden) vor drei Jahren mit dem König Seel. hat herein ziehen sehen, so gern wird man sie wieder hinaus ziehen sehen. […] In disen Monat Martii ist ein Handwerksmann in der untern Statt gewesen, dem sind zwei Kinder gestorben, die hat er alle beyde vor grossen Hunger gessen, ist also des Vaters Bauch ihr Grab gewesen. In Kappen Egg ist auch einer Wittfrauen ihr Kind gestorben, das hat sie auch vor Hunger gessen‘ „.

Es ist hervorzuheben, dass der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe hier nicht als direkter Zeuge eines Falls von Anthropophagie berichtet. Jedoch greift er mit dem Breisacher Bespiel einen Fall von Menschenfresserei auf, der im Unterschied zur häufig unkonkreten metaphorischen Erwähnung von Fällen der Anthropophagie in Selbstzeugnissen der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zur Bezeichnung von Zuständen äußersten Hungers (wie in Happes Text etwa I 322 r) in diesem Fall direkt verbürgt ist. Unter den vielfachen zeitgenössischen indirekten Berichten über den Breisacher Fall kann der des Historiographen und Habsburg-Anhängers Wassenberg als typisch gelten: „Also hielten sich die elenden Brisacher / da sie aller hülffe beraubet waren / in der Trew vnd Armuth; vnd als es noch lenger anstundt / da giengen ihnen beydes die gewöhnlichen / so wol auch vngewöhnlichen Speisen allgemach ab; sintemal sie allbereit die Pferdt / vnd andere Thiere / so die schändliche Noth zum täglichen Gebrauch verwendet / verzehret hatten. Hernach haben sie Gartenstauden vnd Baumstämme / auch die zwischen den Steinen wachsende Kräuter außgerupffet / vnnd sind deß elends vnd der Gedult Exempel gewesen. Endlich aber als auch dieses ganz auff war / so ist die Trew in ein Wüten verwandelt worden / vnd hat einer den andern auffgefressen. Dann zu schweigen / daß sie 2000. Felle verzehret / vnnd die Menschen mit den Fingern den Kalck vnd Leimen an statt der Speise auß der Wand gegraben; auch etliche mit warmen Wasser ihr Leben biß in die fünfte vnnd sechste Woche gefristet / endlichen aber wann eine Geschwulst an den Füssen zugeschlagen / plötzlich gestorben. Diß alles / sag‘ ich / zu geschweigen / so will ich noch wol ärgere dinge / wovon man in den alten Zeitbüchern nichts findet / erzehlen; nemblich / daß vornehme Bürgerskinder auff einen tag verlohren / vnnd / zweiffels ohne mit den Zähnen zerrissen vnnd verzehret worden; daß die Leute / wann sie auff der Gassen einander begegnet / den Hunger zu stillen einander vmbgebracht; daß der vor etlichen Tagen begrabenen Menschen Eingeweide gekocht; ja auch der allererst gestorbenen Menschen rohes Fleisch / Adern vnnd Blut an statt der Speise gebrauchet worden“ (WASSENBERG; Florus, 430f.). Auffällig ist, daß ein als Selbstzeugnis überlieferter Augenzeugenzeugenbericht des Adjutanten des Prinzen Bernhard von Weimar von Weimar, Johann Christoph von der Grün von der Übergabe der Festung durch den habsburgischen Kommandanten an Prinz Bernhard von Weimar diesen Fall von Anthropophagie zwar bezeugt, ihn zugleich jedoch als einen sehr viel eingeschränkteres und spezifischeres Geschehen darstellt, in dem nicht etwa wie in der Darstellung Wassenbergs lebende Menschen „einer den anderen aufgefressen“, sondern im Zustand äußersten Hungers (lediglich) die Leichname dreier verstorbener Kriegsgefangener von ihren Kameraden verzehrt worden seien: (Dem Bericht zufolge äußerte der Kommandant der Festung, Freiherr von Rheinach, bei Ihrer Kapitulation und Übergabe eine spezielle Bitte): „Es würde der mehrere Theil seiner verhungerten Soldaten nicht wohl über den Platz, geschweige durch die Stadt und das Thor zu den Schiffen marchiren können, daß sie nicht tott darnieder fielen! Und bäte er derowegen Ihro fürstl. Gnaden gar hoch, Sie wolten Ihme vor accordirtermassen bey der Stadt in die Schiff sitzen und abziehen lassen. Dieweilen aber Ihro fürstl. Gnaden ihme von Rheinach noch einmal durch mich anzeigen lassen, es wäre kein ander Mittel, er müße solcher Gestalt den Anzug nehmen, damit er sich aber keiner Arglist und Gefahr zu besorgen habe, so sollte er auf Ihro fürstl. Gnaden parole sich versichern, daß keinen Soldaten einiges Leid geschehen würde…“ [Auszug erfolgt mit 400 Gesunden und 50 kranken gemeinen Soldaten] „darvon etliche im Stehen und Marchiren, darnieder gefallen, mit 19 Fahnen gefolgt. Hier zwischen stund unsere Infanterie auf beiden Seiten in Schlachtordnung, und als der Generalfeldzeugmeister Freyherr von Rheinach Ihro fürstl. Gnaden Hertzog Bernhardten: welcher auf der Seiten bei dem Eisenberg zu Pferdt sitzend gehalten: ersahe, stieg er von seinem Pferdt, ging mit sehr tieffer und oftmals wiederholter Reverence gegen höchstgedacht Ihro fürstl. Gnaden und küßete deroselben die Stieffel, welche sich aber anfänglich nicht bewegt, sondern aufrecht zu zu Pferdt sitzend Ihro Autorität gehalten, und mit scharffen und harten Wortten zu ihm gesagt, daß sie wohl genugsam Ursach hetten, ihme seinen Accord nicht zu halten, indem er, wie Sie allererst vernommen, 30 von deroselben gefangenen Soldaten zu Breysach im Stockhauß sterben, und 3. dererselben von ihren anderen Cameraden, auß großer Hungersnoth aufzehren lassen, welches eine unerhörte, unverantwortliche und crudele That sey, so der Gerechte Gott nicht ungestraft würde lassen hingehen. ob nun zuvor der Freyherr von Rheinach viel Entschuldigung, warum er die Gefangenen übel tractiret und nicht loßgeben wollen, vorgewendet, sagend, daß seine Armuth so groß gewesen, welches denen Gefangenen bekandt, sie es im Hineinführen an seinen Wachten [Wachen], welche schlecht waren, gesehen, und nun herauf dieselbe wieder sehen würden, welches Ihme sehr nachtheilig gewesen: so hätten ja auch die Gefangenen so lang Rossfleisch gehabt, alß seine Knechte, biß endlich die Noth so groß worden, daß sie einander selbsten gefressen, wäre also einer wie der andere gehalten worden. Verhoffe deswegen Ihro Fürstl. Gnad. würde Ihme verzeihen, daß Er es auf die Extremität kommen lassen müßen, da er solches auch Unserseits vor diesem in Augspurg und mehr andern Orthen geschehen wäre. Er nun ausgeredt, und sich solcher gestalt, so gut er gekunt, entschuldiget, so ließen Ihro Fürstl. Gnad. Ihn von sich, da Er dan mit den Frauenzimmer und denen Soldaten zu Fuß biß an den Eisenberg gegangen, und alda in die Schiffe geseßen.“, aus: Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden.“ Bl. 233 r, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Churt. B 67. Aus Plau wird berichtet; LISCH, Geschichte, S. 220f.: „Ja, am 23. Jan. 1639 schrieb der Herzog [Adolf Friedrich I. Herzog v. Mecklenburg-Schwerin; BW] an Gallas: ‚daß es nunmehr mit den armen Leuten dahin gerathen, daß diejenigen, so übrig geblieben, nicht allein Mäuse, Katzen, Hunde und ganz unnatürliche Sachen zur Stillung des Hungers genießen, sondern auch an unterschiedlichen Orten die Aeltern ihre Kinder gefressen und ein Mensch vor dem andern nicht sicher ist, wie solches mit vielen unterschiedenen Exempeln zu erweisen’“. Vgl. auch FULDA, Gewalt gegen Gott.

[90] VD17 14:005435H Augspurgerische Accords Vereinigung / Zwischen Der Röm: Kays: [et]c. auch zu Hungern und Böhaimb Kön: May: … General Leuthenandt … Matthiae / Graffen von Gallas … Und … Der Kön: May: und der Cron Schweden … Johann Georg auß dem Winckel … Wie auch Besagter … Statt Augspurg … Wegen abtrett: und ubergebung berührter Statt : den 13. Martii/ Anno 1635. getroffen … zu halten … zugesagt/ und versprochen. Wienn : Formica, 1635; VD 17 14:005439P Relation Welcher Gestalt und Massen Deß H. Römischen ReichßStadt Augspurg nach außgestandener langwieriger Plocquierung und eussersten Hungerßnoth den 10.(20.) Martii 1635. Ubergeben und in den vorgeschriebenen Accord Von dem darin gelegenen … Johann Georg auß dem Winckel vor sich und die ihm untergebene Soldatesca gewilliget worden / Winckel, Johann Georg aus dem. – [s. l.], 1635.

[91] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[92] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[93] ENGERISSER, Von Kronach, S. 661.

[94] 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.

[95] Johan Banér [Bannier, Banner, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[96] http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&klassId=18&tektId=2306&id=0590&expandId=2 Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen: Familie von der Horst (z. T. Dep.) – Akten, Nr. 57 b.

[97] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[98] http://heimatkreis-greifenhagen.de/index.php/78-startseite?start=92. Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[99] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.

[100] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[101] Schlacht bei Breitenfeld am 23.10./2.11.1642: Die Schweden unter Torstensson besiegen die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Ottavio Piccolomini. Vgl. RUDERT, Kämpfe; WALZ, Der Tod, S. 160ff.

[102] 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.

[103] KOLLER, Die Belagerung von Brünn, S. 22.

[104] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[105] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[106] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[107] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[108] Sack und Pack: Sack und Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.

[109] parole: Ehrenwort.

[110] Paderborn; HHSD III, S. 601ff. Vgl. BRAUN, Paderborn im Dreißigjährigen Krieg.

[111] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[112] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina v. Schweden

[113] „Drei Kronen“: Die „Drei Kronen“ waren die der Schweden, Goten und Wenden, als deren Herrscher sich die schwedischen Könige bezeichneten. Auch Dänemark beanspruchte die „Drei Kronen“ als Herrschaftsanspruch über die drei skandinavischen Königreiche (Dänemark, Schweden, Norwegen) seit der Union von Kalmar (1397) für sich. Zudem führte Gustav II. Adolf wie auch Christina in der Titulatur „Großfürst in Finnland, Herzog zu Estland und Karelien, Herr über Ingermanland“.

[114] Reichszeugmeister: Oberster Waffeninspekteur und Oberbefehlshaber der Artillerie. – Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[115] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[116] Fähnlein: militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10 – 15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.

[117] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte. Unterstützt wurde er von den Generalquartiermeisterleutnants.

[118] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[119] zutrinken, zubringen, Bescheid tun, auf die Gesundheit trinken: Der Betreffende war nach dem gültigen Ehrenkodex verpflichtet, dem Anderen wiederum zuzutrinken, was zu den üblichen Saufgelagen führen musste, wurde die Prozedur nicht vom Gastgeber abgebrochen. Im Wallenstein’schen Reiterrecht wurde kritisiert, „dass unter den Kriegsleuten absonderlich den Deutschen das lästerliche viehische Vollsaufen schier die meiste Uebung ist, daraus der ganzen Nation viel Verkleinerung, Unehre, Nachteil und Spott entstehet“. LOEWE, Organisation, S. 87, Anm. 4. Der Höfling QUETZ, Kurtze Erzehlung, berichtet immer immer von Trinkgelagen an den von ihm aufgesuchten Höfen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

[120] CHEMNITZ, Geschichte 4. Teil, 6. Buch, S. 172.

[121] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[122] Rain; HHSD VII, S. 599f.

[123] Lauingen; HHSD VII, S. 396f.

[124] Donauwörth; HHSD VII, S. 147ff.

[125] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[126] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.

[127] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[128] Georg Rudolf Freiherr v. Haslang zu Haslangkreit u. Großhausen [ -17.10.1676], kurbayerischer Obrist.

[129] Lechhausen; unter Augsburg, 53; HHSD VII, S. 53.

[130] Friedberg; HHSD VII, S. 213f.

[131] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[132] Oberndorf; HHSD VII, S. 551.

[133] Wallerstein; HHSD VII, S. 788.

[134] Spielberg; HHSD VII, S. 707.

[135] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[136] Siebert v. Beck, genannt Syphshorn [Küpshofen] [ – ], kurbayerischer Obristleutnant.

[137] Siebert v. Beck, genannt Syphshorn [Küpshofen] [ – ], kurbayerischer Obristleutnant.

[138] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[139] WASSENBERG, Florus, S. 696f.; HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 709.

[140] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[141] Landfahne: milizartige Heereseinrichtung. Da diese ab 1637 in die Städten nur noch aus Musketenschützen bestehen sollte, wurde zu deren Aufbildung ein Leutnant abgestellt. Schützenwesen und Bürgermilitär waren miteinander verknüpft.

[142] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[143] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[144] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[145] HEILMANN, Kriegsgeschichte 2. Bd., S. 709.

[146] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[147] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.; zu den Verhandlungen vgl. IMMLER, Maximilian.

[148] Vgl. die Einschätzung Christina gegenüber Carl Gustav Wrangel, Stockholm, 1647 X 09/19; APW II C 4/1, Nr. 22, S. 32: „Allenast vele vij Eder härvidh nådelingen hafva påmint, först, att I väl besättia icke allenast Eger och Sweinefurth, uthan och Leipzick, Erffurdt och Glogau, såsom hufvudhplatzer af vårt krigsväsende theroppe i Tysklandh för denne tijden, och försij desse orther medh så starcke garnizoner, att dee icke allenast äre bastante till försvara samma fästningar, uthan och till giöre starcka partier och reedh och förhindra, att fienden icke bryter eller gåår ther emillan in, mindre sätter sigh neder emot sjökanten“.

[149] http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&klassId=18&tektId=2306&id=0590&expandId=2 Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen: Familie von der Horst (z. T. Dep.) – Akten, Nr. 207. Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.

[150] Hieronymus Graf Lodron [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron, Catron] [ – ], kaiserlicher Obrist. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/lodron-graf-stadtkommandant-in-schweinfurt.

[151] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[152] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[153] DÜLMEN, Stadtgesellschaft, S. 112f.: „In Schweinfurt, das im 17. Jahrhundert 4000 Einwohner hatte, zählten 8 % der Haushaltungen zur Oberschicht, 38 % bildeten die Mittelschicht und 54 % die Unterschicht. Mit 45 % des Vermögens der Stadt hatte die Mittelschicht zwar eine sehr starke Position, aber 30 % besaß allein die kleine Oberschicht, während sich die breite Unterschicht mit dem Rest von 25 % des städtischen Vermögens zufrieden geben mußte“.

[154] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall.

[155] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.

[156] Zum Kriegsverlauf nach dem Abzug aus Hessen-Kassel vgl. THEATRUM EUROPAEUM 6. Bd., S. 304ff. Zum Fränkischen Reichskreis vgl. HOFMANN, Reichskreis und Kreisassoziation. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieg sollen etwa 261.000 Einw. im mainfränkischen Kerngebiet gelebt haben, was der Bevölkerung im Hochstiftsgebiet um 1800 entsprach; KOLB; KRENIG, Unterfränkische Geschichte 3. Bd., 541. S. Der in der Forschung (so auch bei FISCHER, Das Untermaingebiet, S. 437) angenommene Mittelwert v. 4, 5 Einw. pro Haushalt müsste nach unseren Erkenntnissen auf 5, 1 korrigiert werden, was die Mortalitätsrate dementsprechend verändern würde.

[157] Burglauer [LK Rhön-Grabfeld].

[158] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.

[159] Was nicht verwundert, wenn berichtet wird, dass die kaiserlich-bayerische Armee allein im Kasselischen Vieh im Wert v. mehr als 400.000 Rt. weggeführt haben soll; BECK, Schweinfurt, Sp. 80. Außer der Notwendigkeit der eigenen Versorgung mit Subsistenzmitteln mag es sich hier um die mittlerweile ritualisierte Form des Viehraubs gehandelt haben, wobei Soldaten das geraubte Vieh zu Schleuderpreisen im Nachbardorf oder im Dorf selbst verkauften, um über die Möglichkeit des Rückkaufs die übliche Ablösesummen zu erpressen; SCHORMANN, Der Dreissigjährige Krieg, S. 107; BRAUN, Marktredwitz, S. 85. Wie aus solchen Vorgängen bekannt ist, nahmen auch Angehörige der unterbäuerl.ichen Schicht (Knechte, Tagelöhner usw.) die Gelegenheit wahr, als Zwischenhändler zu Geld zu kommen, wie auch die Bauern selbst mit ihrer Abnahmebereitschaft den Viehraub förderten; SCHORMANN, Der Dreissigjährige Krieg, S. 108. Die Soldaten betrieben dieses Geschäft wohl auch, um mit dem Erlös ihre Schulden bei den Heeresmarketendern abzudecken, die ihrerseits einen Teil der Gewinne an die militärische Hierarchie, die an ihren Gewinnen anteilmäßig profitierte u. daher wie Holzappel ihre Profitinteressen über milit. Erfordernisse stellte, abzuführen hatten.

[160] bellum civile: Bürgerkrieg.

[161] Es sei nur daran erinnert, dass Maximilian I. schon am 14.5.1646 Ferdinand III. geklagt hatte, dass die Armee Hunger leide, da in Franken nichts Essbares mehr vorhanden sei; Státní oblastní archív v Plzeň (Klatovy) Rodinný archiv Trauttmansdorffové Hinterlassenschaft M. v. Trauttmansdorff Klausel 26 (dt. Kopie).

[162] Remontierung: Wiederaufstellung und -ausrüstung von Truppen. Montierung war die Ausrüstung eines Reiters oder die von Einwohnern auch verlangte Neuausrüstung eines Reiters, vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd lOth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“.

[163] stecken: hinauszögern.

[164] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2719, fol. 604 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Burglauer, 1647 XII 13; HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 750. Am 18./19. waren weitere bayerische Truppen (2.000 zu Fuß u. 1.000 zu Pferd) an Neustadt/Saale vorbeigezogen; Hauptquartiere waren Heustreu u. Burglauer; BENKERT, Bad Neustadt an der Saale, S. 139.

[165] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/26 (Ausfertigung, teilweise chiffriert mit Dechiffrierung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1647 XII 23.

[166] Melchior Otto Voit v. Salzburg [19.6.1605 Eichenhausen-4.1.1653], Fürstbischof v. Bamberg.

[167] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/24 (Entwurf): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1647 XII 23; ferner B 33/II/3/104 (Ausfertigung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1648 V 25: Zudem seien die 3 Kreise laut Rezess nicht nur als Winterquartiere, sondern Maximilian I. auch zur Satisfaktion seiner Armee nach dem Kriegsende zugesagt worden. Schon 1645 hatte Leonhard Peyerle v. Perleberg, ksl. Kriegskommissar, Windsheim, 1645 IV 12, Gallas gegenüber sein gewaltsames Vorgehen bei der Proviantbeschaffung mit dem Widerstand der fränkischen Kreisstände u. Maximilians I. begründet; Státní oblastní archív v Litomĕřicích (Dĕčín), Rodinný archiv Clam-Gallasové XV/14 (Ausfertigung) (Feldkanzlei Matthias Gallas).

[168] Fränkischer Reichskreis: Der seit 1500 existierende Fränkische Reichskreis wurde von Bamberg und Kulmbach/Ansbach geführt und hatte folgende Mitglieder: Ansbach, Hochstift Bamberg, Bayreuth, Castell, Deutscher Orden, Eichstätt, Erbach, Henneberg, Hessen-Kassel, Hohenlohe, Kulmbach, Limpurg-Gaildorf, Nürnberg, Rieneck, Rothenburg, Schönborn, Schweinfurt, Seinsheim, Wertheim, Weißenburg, Windsheim und Hochstift Würzburg.

[169] Bayerischer Reichskreis: Der bayerische Reichskreis (seit 1500) bestand aus acht geistlichen Reichsständen: der Erzbischof v. Salzburg, die Bischöfe von Freising, Regensburg und Passau, der gefürstete Propst von Berchtesgaden, der Abt von Regensburg-St. Emmeram und die Äbtissinnen von Regensburg-Niedermünster und Regensburg-Obermünster. Die zwölf Weltlichen waren: Bayern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Leuchtenberg, Haag, Ehrenfelds, Sulzbürg und Pyrbaum, Hohenwaldeck und Breiteneck. Dazu kamen noch Sternstein, Ortenburg und die Reichsstadt Regensburg.

[170] Schwäbischer Reichskreis: Der seit 1521 existierende Schwäbische Reichskreis wurde vom Bischof von Konstanz und dem Herzog von Württemberg geführt und umfasste das Gebiet zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl. => Reichskreis.

[171] Staatsarchiv Bamberg B 48/184/57 (Abschrift): Rezess zwischen Ferdinand III. u. Maximilian I., Prag, 1648 II 24 (v. Mändl unterzeichnet). Hier wurden unter 4. die Winterquartiere „ohne moderation und außnamb“ dem Schwäbischen, Bayerischen u. Fränkischen Reichskreis erneut zugewiesen, trotz der Proteste des Bamberger Fürstbischofs (DIETZ, Die Politik des Hochstifts Bamberg, S. 40), da auch kurbayerische Truppen – vorwiegend aus strategischen Gründen – bereits im Hochstift eingelagert waren. So schrieb Mertloch Ende Dezember an Göbel, man habe zwar wegen der Einquartierung eine Abordnung nach München geschickt, es sei „aber zu besorgen, es werde des orts bißheriger experientz nach wenig zu erhalten sein. Der kaiser hat der winterquartiere halber nicht das geringste intimiret, sondern ist nur ein schreiben von dem churbayerischen generalcommissario Schäffer zu tag“ gekommen. Teilweise wurden die Regimenter (Fleckenstein u. Marimont) zwar zur Vereinigung nach dem würzburgischen Amt Gerolzhofen abkommandiert, von wo sie anscheinend zur Belagerung Schweinfurts abrücken sollten, dann aber wieder in die bambergischen Quartiere zurück verlegt. Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/28 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1647 XII 30; B 48/181 (A): Melchior Otto an Johann Philipp, Bamberg, 1647 XII 23. Allerdings sind in Gerolzhofen bis zum 14.2. bayr. Dragoner des Rgt Bartels (wahrscheinl. Blessierte) im Spital eingelagert;

[172] Staatsarchiv Bamberg B 48/184/57 (Abschrift): Rezess zwischen Ferdinand III. u. Maximilian I., Prag, 1648 II 24 (v. Mändl unterzeichnet). Hier wurden unter 4. die Winterquartiere „ohne moderation und außnamb“ dem Schwäbischen, Bayerischen u. Fränkischen Reichskreis erneut zugewiesen, trotz der Proteste des Bamberger Fürstbischofs (DIETZ, Die Politik des Hochstifts Bamberg, S. 40), da auch kurbayerische Truppen – vorwiegend aus strategischen Gründen – bereits im Hochstift eingelagert waren. So schrieb Mertloch Ende Dezember an Göbel, man habe zwar wegen der Einquartierung eine Abordnung nach München geschickt, es sei „aber zu besorgen, es werde des orts bißheriger experientz nach wenig zu erhalten sein. Der kaiser hat der winterquartiere halber nicht das geringste intimiret, sondern ist nur ein schreiben von dem churbayerischen generalcommissario Schäffer zu tag“ gekommen. Teilweise wurden die Regimenter (Fleckenstein u. Marimont) zwar zur Vereinigung nach dem würzburgischen Amt Gerolzhofen abkommandiert, von wo sie anscheinend zur Belagerung Schweinfurts abrücken sollten, dann aber wieder in die bambergischen Quartiere zurück verlegt. Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/28 (Ausfertigung): Mertloch an Göbel, Bamberg, 1647 XII 30; B 48/181 (A): Melchior Otto an Johann Philipp, Bamberg, 1647 XII 23. Allerdings sind in Gerolzhofen bis zum 14.2. bayr. Dragoner des Rgt Bartels (wahrscheinl. Blessierte) im Spital eingelagert.

[173] SAMBRAUS, Krise, S. 17f.

[174] Nach der immer noch angewandten Winterverpflegungsordnung für 1640, Mainz, 1639 XII 10 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2393, fol. 106) standen dem Gemeinen bei der Infanterie monatlich 6 fl. 30 kr., einem einfachen Kürassier 12 fl. u. Futter für ein Pferd (täglich 6 Pfd. Hafer = glattes Futter, 10 Pfd. Heu = rauhes Futter, wöchentlich 3 Bund Stroh) zu. Feldscherer, Fourier, Quartiermeister u. Korporal bei den Kürassieren erhielten 15 fl.; bei der Infanterie der Feldwebel 20 [entsprach 1642 im Dettelbacher Raum dem Jahreslohn eines Bauernknechts; GÖBEL/ STÖCKLEIN, Dettelbach am Main, S. 24), Fähnrich 38, Leutnant 45, Hauptmann 140; bei den Kürassieren Kornett 40, Leutnant 50, Rittmeister 150; Obrist der Kavallerie 450, Obristleutnant 120, Schultheiß 30 fl. Nach der Generalstabsverpflegungsordnung v. 1639 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2393, fol. 75-76) u. der Winterverpflegungsordnung v. 1649 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 3023) erhielt der Feldmarschall 1.500, Feldmarschallleutnant 1.000, Generalwachtmeister 700, Auditor 200, Generalprofoss (mit Hilfskräften) 280 fl.

[175] Die nicht belegten Winterquartiere wie z. B. Königshofen mussten jedoch ihren Anteil an den Kontributionen aufbringen. Wie aus einem Schreiben des Sebastian Schenk v. Staufenberg, fürstbischöflicher. Vorstand der Kriegskanzlei Würzburg, an Keller, Bürgermeister u. Rat der Stadt, Würzburg, 1647 XII 19, hervorgeht, wurden Stadt u. Amt ab 1.12.1647 die Zahlung v. 1.200 Rt. auferlegt. 300 Rt. waren dem Amt Lauringen für halbmonatliche Verpflegung der dort einquartierten Dragoner abzuführen, 900 Rt. an die fürstbischöfliche Kriegskasse oder eine andere noch zu bestimmende Stelle abzuliefern. Widrigenfalls drohte man mit einer Umverteilung der Lasten zu Ungunsten Königshofens. Stadtarchiv Königshofen Landesverteidigung, 30-jähriger Krieg, fol. 105 (Ausfertigung).

[176] Nach BECK, Chronik, Sp. 77, hatte Wrangel Würzburg u. Bamberg die Kontributionen bis zum 1.11. erlassen. Zur Proposition Wrangels an den Kreiskonvent, 1647 VI 18/VI 28. Vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 167, fol. 365-367. Danach hatte der Fränk. Reichskreis monatlich 18.607 Rt. aufzubringen, für Befestigungsarbeiten 4.000, für Munition u. Material der Festung Schweinfurt 1.000, für Werbungen der alten Komp. 1.000, für Neuaufstellungen 1.000 Rt. Darüber hinaus war die Besatzung in Schweinfurt zu verpflegen, desgleichen die gesamte schwedische Armee, wenn sie im Reichskreis erscheinen sollte.

[177] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[178] Wie ein bayerischer Gesandter am Westfälischen hinsichtlich der Unterstützung Wrangels durch den Niedersächsischen Reichskreis feststellte, dass „der iezige teutsche Krieg nicht von der Cron Schweden, welche gar zu schwach, noch von den Französischen subsidii Geltern, so vil zu gring, sonder villmehr von den Protestirendten selbsten, insonderheit aber dem Nider-Säxischen Craiß, dessen mechtigen fürsten, See- unnd Hannsen Stetten gefihrt werde“. Zit. bei SAMBRAUS,  Krise, S. 14.

[179] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[180] Diözesanarchiv Würzburg: Descriptio, S. 61ff.; STEIN, Geschichte Frankens. 2. Bd., S. 101ff.

[181] Zur schwedischen Besatzungszeit SAFFERT, Die Reichsstadt Schweinfurt im 17. Jahrhundert, S. 37ff.; DEINERT, Die schwedische Regierung. Nach DOLLACKER, Die Oberpfalz (1630), S. 48, war noch am 1.12.1647 aus Erfurt, Leipzig u. Schweinfurt ein großer Provianttransport [ein Teil der Kontributionen] unter Begleitung v. 15.000 (1.500 ?) Reitern u. 300 Fußsoldaten nach Eger abgesandt worden. Eger war v. Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant, nur unvollständig blockiert worden. Holzappel hatte daher an die benachbarten Ortschaften einen Aufruf erlassen, in dem er für die Einschleusung v. Versorgungsgütern das Abschneiden v. Nasen u. Ohren androhte, im Wiederholungsfall die Todesstrafe; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 228 (Konzept): Patent Holzappels, Schmiedeburg, 1647 X 16; MEIERN, APW 5, 94. Ähnlich hatte Ferdinand III. gegenüber Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 168, fol. 271 (Konzept)) argumentiert; erst ab Dez. konnte die Festung eingeschlossen werden; Croon an Holzappel, Wunsiedel, 1647 XII 29 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 309-310 (Ausfertigung); Croon an Holzappel, 1648 II 11 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 175, fol. 200-201).

[182] Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové (Feldkanzlei) 21.983 (italienisches Original): Johann Franz Barwitz [Barwith], Freiherr v. Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernemundt] [1597-nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister an Piccolomini, Würzburg, 1641 II 13. Fernemont wies hier auf den großen Umfang der Befestigungsanlagen, auf den Kleinmut der Bevölkerung u. die Schwäche der kaiserlichen Verteidiger hin, was zumindest angesichts der jetzigen starken schwedischen Besatzung nicht zutraf.

[183] Fernemont informierte Piccolomini am 13.2.1641 aus Würzburg, seiner Meinung nach wolle der schwedische Kommandant Reinhold v. Rosen bei Bamberg zu Taupadel stoßen; anderen Berichten zufolge beabsichtige er, direkt gegen Rothenburg zu ziehen und diese Stadt ebenso wie Windsheim zu besetzen; in Verbindung mit Taupadel könnte ihm dies gelingen. Um einen solchen unangenehmen Verlust zu vermeiden, schlug Fernemont vor, je 300 Infanteristen in beide Städte abzukommandieren. Er legte eine Liste der Garnisonen in Rothenburg, Windsheim und weiteren 13 Orten am Main bei – diese waren nach seiner Meinung unzureichend. Es könnte den Weimarern leicht gelingen, gewisse kleine Orte zu besetzen und dann größere, ungenügend geschützte, wie Schweinfurt, einzuschließen; in Schweinfurt habe er viele Unzulänglichkeiten wahrgenommen, die auf den großen Umfang der Befestigungsanlagen, die Kleinmütigkeit der Bevölkerung und die Schwäche der Verteidiger zurückzuführen seien. BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1147.

[184] PÖLNITZ, Julius Echter von Mespelbrunn, S. 363. BAUMGART, Zur Reichs- und Ligapolitik Fürstbischofs Julius Echters, S. 22: „Echter selbst rühmte sich (1590) gegenüber der Kurie mit 100 000 Übertritten, einer sicherlich viel zu hohen Zahl; in jesuitischen Quellen ist von 62 000 Konversionen in 12 Städten und 200 Dörfern die Rede (1586/87), wahrscheinlich aber ist sie noch wesentlich niedriger gewesen. In der Stadt Würzburg, deren Bürgermeister Echter bereits 1579 wegen ihrer Haltung in Glaubensfragen ermahnen ließ, verweigerten 1587 bei der Visitation von ca. 600 protestantischen Bürgern den Übertritt; alle lutherischen Prediger im Hochstift, mehr als 120 Geistliche, wurden ausgewiesen“.

[185] Schweinfurt hatte v. 1609 an bis zum Aschaffenburger Rezess mit Ferdinand II. (8.6.1621) der protestantischen Union angehört; SAFFERT, Die Reichsstadt Schweinfurt, S. 35; zum gespannten Verhältnis zwischen Schweinfurt u. Würzburg GIEGLER, Die Gegenreformation des Fürstbischofs Julius Echter; SAFFERT, Würzburg-Schweinfurt.

[186] JÄGER, Geroldshofen, S. 74: „Zugleich suchten die Einwohner Schweinfurts, die sich auf die Unterstützung der Schweden verließen, eingedenk ihrer vom Bischof Julius wegen des Glaubens erzwungenen Auswanderung sich nun an Geroldshofen zu rächen, und sie fielen mit ganzer Macht über die Stadt her, deformirten die Bürger, und nahmen 2 Stücklein, deren jedes 3 Pfund schoß, 4 Karrenschlänglein, 36 Doppelhacken, 400 Musqueten, alles Ober- und Untergewehr, Pulver, Lunten, Bley, Harnische, und Pikken mit Gewalt hinweg, und führten alles nach Schweinfurt. Hiebey mußte Geroldshofen zufolge eines Befehls des zu Schweinfurt kommandirenden Obristen Hardt vom 12. Oktober an den Pfarrer in Schweinfurt noch eine bestimmte Contribution entrichten. Nach solcher Erschütterung holte sich der Rat eine Salve guardie aus Würzburg, welche 100 Rthr. kostete, und da diese nicht allein fruchtete, noch eine andere um 30 Rhtr“.

[187] Um 1610 noch 5.000 Einwohner; KOLB; KRENIG, Unterfränkische Geschichte 3. Bd., S. 558.

[188] Nach den bei SAFFERT, Die Reichsstadt Schweinfurt, S. 52, erwähnten Bethbüchern v. 1663-65 waren es 4550 Einwohner. Bei dem im August 1651 erfolgten Abzug betrug (die mittlerweile wohl verringerte) Garnisonsstärke 874 Mann; OSCHMANN, Der Nürnberger Exekutionstag, S. 544. Nach OSCHMANN liegt Schweinfurt (5.544) auf Platz 12 der schwedischen Garnisonen in Deutschland, bei 1.800 Mann – augenscheinlich war ein Teil in Wrangels Armee eingegliedert worden – allerdings auf Platz 1 noch vor Prag (1.500 Mann).

[189] Mine, minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen. => Kontramine.

[190] Man muss davon ausgehen, dass damals die mittlere Jahrestemperatur um 1, 4 Grad unter der heutigen lag.

[191] Dass die wichtigen Verbindungen bis unter die Tore Schweinfurts im Würzburger Hand waren, zeigt SCHÄFER, Die Entwicklung des Straßennet; ders., Vom Raißbüchlein.

[192] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[193] PRESS, Erfurt, S. 394.

[194] ENGLUND, Die Verwüstung, S. 493.

[195] Vgl. die ausführliche Darstellung v. DIRIAN.

[196] Stadtlengsfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 418f.

[197] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[198] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.

[199] Geldersheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 231f. Vgl. ZEISSNER, Geschichte von Geldersheim; im Juli 1645 durch Königsmarck beim Abmarsch angezündet.

[200] Wipfeld [LK Schweinfurt].

[201] ABEL, Aus Leben und Geschichte, S. 15.

[202] Hirschfeld, heute Ortsteil von Röthlein [LK Schweinfurt].

[203] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.

[204] BECK, Chronik, Sp. 80.

[205] Reichsdorf: „reichsunmittelbarer Ort, der aber keine Reichsstandschaft besaß. Die Reichsdörfer wurden 1648 im Westfälischen Frieden neben den Reichsständen und der Reichsritterschaft anerkannt. Reichsdörfer waren die Überreste der im 15. Jahrhundert aufgelösten alten Krongüter. Bewohner von Reichsdörfern waren keiner Leibeigenschaft unterworfen und mussten auch keine Frondienste leisten. Diese Rechte blieben auch bei den nicht selten vorkommenden Verpfändungen an lokale Fürsten stets gewahrt. Mit gewissen Einschränkungen übten die Reichsdörfer das Hoheitsrecht in Kirchen- und Schulangelegenheiten aus. Seit der Reformation besaßen sie ebenfalls die Religionsfreiheit. Reichsdörfer wählten ihre Schultheiße (Bürgermeister) und Richter, mit niederer, zum Teil auch hoher Gerichtsbarkeit, selbst und setzten Dorfordnungen fest. Sie zahlten nur Reichssteuern“. [wikipedia]

[206] ex donatione Caesarea: als kaiserliche Schenkung. – Donation: Schenkung, Übertragung. Ursprünglich im Römischen Recht eine unentgeltliche Zuwendung. Diese schwedische Art der „Schenkung“ von nach dem „Kriegsrecht“ angeeigneten weltlichen und geistlichen Besitzungen unterschiedlicher Größe wegen rückständigen Solds etc. war jedoch nicht kostenlos. Neben der gewöhnlichen Kontribution mussten noch ganz erhebliche Summen aufgebracht werden. So musste sich etwa Bernhard von Sachsen-Weimar für das „Herzogtum Franken“ verpflichten, innerhalb von 4 Jahren 600 000 Reichstaler an die Krone Schweden zu bezahlen  und mit den im Heilbronner Vertrag (April 1633) vereinbarten Zahlungen zu beginnen. Zudem wurde Reichskanzler Oxenstierna und schwedischen Gesandten kostenlose Bewirtung versprochen, Bernhard von Sachsen-Weimar übernahm auch die hohen Schulden der beiden Stiftern (Würzburg und Bamberg) und musste zudem den Schweden den Besitz alles vorhandenen Getreides und des Weines einräumen. Das „Herzogtum Franken“ bestand vorwiegend aus den Hochstiften Bamberg und Würzburg. Die wichtigen Festungen Königshofen und Marienberg in Würzburg blieben jedoch in schwedischem Besitz. Vgl. DEINERT, Die Schwedische Epoche; SCHAROLD, Geschichte.

[207] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.

[208] Sennfeld [LK Schweinfurt]. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.

[209] BECK, Chronik, Sp. 80. Gochsheim war (wie auch Sennfeld u. Grafenrheinfeld) durch Donation Gustav Adolfs vom 2.2.1632 an Schweinfurt gekommen u. wurde 1634 restituiert, nachdem Schweinfurt Gochsheim mit hohen Abgaben ausgebeutet hatte. Beide Reichsdörfer wurden 1637 wieder v. Ferdinand III. der Landesherrschaft des Würzburger Bischofs unterstellt.

[210] WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 2S. 17f.

[211] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant. Dessen Truppen waren z. T. recht weit verstreut. So ist unter dem 12.1.1648 eine Kompanie in Geislingen nachgewiesen; KOPFMANN, Die untere Herrschaft Ulms, S.  41. Das Druckmüllersche Regiment wurde im Laufe des Jahres durch Zugänge aus dem ehem. Regiment Schoch auf 505 Mann verstärkt; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2953, fol. 314 (Nov. 1648).

[212] Die Befestigungsanlagen lassen sich auf den zeitgenössischen Stichen Nr. 13, 16 u. 18 (SCHNEIDER; BRANDL, Schweinfurt,  S. 60f., 66f., 70f.) gut erkennen, wenn auch Nr. 13 wegen einer Anweisung des Rats eine realistische Darstellung der Bastionen verständlicher Weise vermied.

[213] THEATRUM EUROPAEUM 6. Bd., S. 12. – Mainberg, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f.; SATTLER, Das alte Schloß Mainberg.

[214] Sennfeld war 1632 unter der schwedischen Herrschaft das gleiche Schicksal wie Gochsheim widerfahren; STÄHLIN, Beiträge, Anhang Nr. 128, S. 48f.; GARTENHOF, Die Politik der Reichsstadt Schweinfurt, S. 81.

[215] Schwebheim [LK Schweinfurt].

[216] Niederwerrn [LK Schweinfurt].

[217] Obbach, heute Teilort von Euerbach [LK Schweinfurt].

[218] BUNDSCHUH, Geographisches, statistisch-topographisches Lexikon 4. Bd., S. 146; KNAPP, Die Zenten des Hochstifts Würzburg, S. 412.

[219] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.Aus den Steinen des zerstörten Bergrheinfeld sollen die Schweinfurter 1648 ihr Obertor erbaut haben; TREUTWEIN, Unterfranken, S. 179. Gemeint sind hier wohl Steine der im Schwedenkrieg zerstörten katholischen Pfarrkirche „Mater Dolorosa“. Desgleichen sollen Steine v. St. Bartholomäus in Grafenrheinfeld u. der Friedhofsmauer 1648 dazu verwendet worden sein; WETH, Grafenrheinfeld 741-1981, S. 32, 89. Zum hochstiftischen Besitz gehörten noch Oberndorf u. Röthlein. Hier lagen keine Hinweise über die Ereignisse 1647/48 vor.

[220] Grafenrheinfeld war während der schwedischen Epoche in Franken wie Sennfeld u. Gochsheim (allerdings erst am 12.3.1632) an Schweinfurt gefallen; GARTENHOF, Die Politik der Reichsstadt Schweinfurt, S.  41.

[221] Astheim [Stadt Volkach, LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 39.

[222] Volkach [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 776f.

[223] Diese kurzfristige Mobilität der Grafenrheinfelder, allerdings unter dem Vorsatz, an der finanziellen Doppelbelastung der aufnehmenden Gemeinde nicht teilhaben zu wollen, dokumentiert die handschriftliche Chronik der Kartause Astheim: „Anno 1648 haben die domcapitlische unterthanen zu Graf=Reinfeld, welche nebst vielen benachbarten dorfschaften und fürstl. unterthanen, da ihnen hiesige kgl. schwedische salvaguardia in Astheim zu erhaltung ihres anhero geflüchteten vihes und andren hausmeubels so manche jahr lang sehr angedeilich gewesen, sich verflüchtet hatten, alle ranzionen und onera mit der Astheimer gemeinde, so eben deswegen mit schwedischen anlagen umb so mehr graviret worden, gar gern zu participiren, auch einstens bei erfolgten friden sich gegen dieselbe annoch actualiter danckbar einzustellen, solches ihr versprechen treiloß widerrufen, ihre weib und kinder sambt vihe und habschaft successive et insalutato hospite [nach u. nach u. als unverwünschter Gast] hinauß zu practiciren angefangen, auch deswegen über den von der cartauß ihnen angekündigten arrest mehrere klagschriften undanckbahrer weiß an I. Hochf. Gn. und hohes dom capitel zu Würzburg ergehen lassen. Allein der behertzte p[ater] prior [Renatus Reich; WIELAND, Die Karthause Ostheim, S. 25] liesse sich auch durch ernsthafte und scharpfe, theilß domcapitlische protestationes, theilß auch hochf. inhibitoria gar nicht stehren, verantwordete sich allweg meisterlich mit der feder, gabe unter andren einsmahlß zur antword: Wan die domcapitlische unterthanen allein undanckbar sein wollen und ihnen solches laster verthätigt werden soll, mögten sie mit den ihrigen hinfüro in dergleichen fatalitaeten zu ihren gnädigen herrn (Y: NB. Qui ipsi eo tempore extra franconiam fugitivi erant: [die sich selbst zu jener Zeit aus Franken geflüchtet hatten; gemeint war hier die Flucht Hatzfelds; ….] oder auch auf Schweinfurt (ubi tamen nidus hostium fuerat [wo doch das Nest der Feinde gewesen war]) flüchten und sich also salviren. Indessen fuhre er nichts destoweniger fort, deren Grafenrheinfeldern annoch übrig hier befindliches vihe etc. verarrestiret zu halten, liesse nichts abfolgen, bis sie sich ihrer schuldigkeit gemäß mit dahiesiger gemeinde abgefunden, und schluge in allen glücklich durch: Dieser causae hinterlassenen actis hatt er eines orths folgenden vers inscribirt: Rustica gens est optima flens sed pessima gaudens [Das bäuerliche Volk ist am besten, wenn es weint, am schlechtesten, wenn es sich freut]“. Stadtarchiv Volkach FLEISCHMANN, Chronica, fol. 59f. Astheim musste 150 Rt. Brandschatzung an die zu Volkach liegenden Königsmarck’schen u. 150 Rt. Quartiergeld bezahlen; die übliche Salvaguardia kostete 51 Rt.; für 7 Monate waren 160 Rt. Kontribution zu erlegen; EGERT, Volkach in den Kriegsjahren 1647 und 1648.

[224] Was durchaus üblich war; vgl. ZILLHARDT, Der Dreißigjährige Krieg, S. 25f., über die Flucht nach Ulm nach der Schlacht bei Nördlingen.

[225] Heidenfeld [Gem. Röthlein, LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 276f.

[226] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.

[227] Zu den Vorgängen in der Reichsstadt sind in erster Linie die „Collectanea Chronologica Suinfurtensia“ (Stadtarchiv Schweinfurt Ha 103) des Arztes Johann Lorenz Bausch (HELFRICH, Johann Laurentius Bausch, S. 79ff.), der über außerordentlich gute Kontakte zu Wrangel, der ab Febr. 1649 in seinem Haus wohnte, verfügte, heranzuziehen; ferner die Chronik des Stadtsyndikus Markus Heberer (Stadtarchiv Ha 100), der über die Vorgänge am Westfälischen Friedenskongress gut informiert war, was auch die Ratsprotokolle ausweisen; die Chronik des THeatrum Europaeum-Korrespondenten Kaspar Schamroth (Stadtarchiv Schweinfurt Ha 97), Exulant und Kaufmann, die teilweise unzutreffend ist; SAFFERT, Zur Schweinfurter Historiographie, S. 9.

[228] Grafenrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 245.

[229] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[230] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[231] Spiegelfechten: etwas nicht Vorhandenes vorgeben, etwas vorgaukeln, prahlen, anführen, betrügen, heucheln.

[232] MEMMINGER, Schloß Mainberg, S. 113.

[233] Spanischer Reiter (friesischer Reiter): Künstliches Hindernis, bestehend aus etwa 4 m langen, 25 starken Balken (Leib), durch die kreuzweise spitze Latten (Federn) so aneinander gesteckt sind, dass niemand dazwischen durchkriechen kann, früher als Sperre im Feld- und Festungskrieg beliebt. => Springstöcke.

[234] Möglicherweise zum Barrikadenbau gedacht; nach einer Volkacher Sage hatte man die dortige Wallfahrtskirche Maria im Weingarten durch zu einem großen Wall aufgeschichtete Weinbergspfähle schützen können; KLARMANN; SPIEGEL, Sagen, S. 198.

[235] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[236] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.

[237] Die Einlagerung war Stadtvogt, Bürgermeister u. Rat am 13.12. durch die fürstbischöfliche Regierung angekündigt worden; Stadtarchiv Kitzingen 319/79.

[238] Stadtarchiv Schweinfurt Ratsprotokolle 40, fol. 9 v, 1647 XII 20 (a. St.), nimmt wohl darauf Bezug. Anscheinend war Gronsfeld angeboten worden, sie gegen gefangene Reiter auszutauschen.

[239] BECK, Chronik, Sp. 82.

[240] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2719, fol. 610 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Wipfeld, 1647 XII 17.

[241] situs: Lage.

[242] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2947, fol. 431 (Ausfertigung): Gronsfeld an Holzappel, Kitzingen, 1648 II 09.

[243] Peter Melander Graf v. Holzappel [8.2.1589 Niederhadamar-17.5.1648 Augsburg], hessen-kasselischer, kaiserlicher Feldmarschall.

[244] Vgl. die Abbildungen bei SCHNEIDER; BRANDL, Schweinfurt. Zur Stadtbefestigung ab 1563 STEIN, Monumenta, S. 503; zu den 1614/15 u. während des Schwedenkrieges entstandenen Bastionen MÜHLICH; HAHN, Chronik, S. 315, 412; BECK, Schweinfurt, Sp. 81ff. 1647 war die so genannte „Christinenschanze“ erbaut worden; MADER; LILL, Die Kunstdenkmäler, S. 61f.

[245] Markus [Marx] Heberer [ – ], Schweinfurter Stadtschreiber.

[246] Stadtarchiv Schweinfurt Ratsprotokolle 40, fol. 18 r-19 r, 1647 XII 29 (a. St.)

[247] Zum Vergleich: Die 4-wöchentliche Belagerung Freiburgs (1644) hatte das bayerische Heer etwa 1.600 Mann gekostet; SCHAUFLER, Die Schlacht bei Freiburg im Breisgau 1644, S. 56-65.

[248] Soldatengalgen: Quartiergalgen, der in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet werden musste, da das Errichten eines Galgens als ehrenrührig galt. => Galgen.

[249] „finstere Kammer“: der sog. „schwarze Keller“ unter dem Rathaus, der in reichsstädtischer Zeit als Gefängnis genutzt wurde. Im Durchgang des Rathausvorbaus befindet sich die Eingangspforte mit lateinischer Inschrift. Vgl. Hubert Schöffel, Das Rathaus zu Schweinfurt. Würzburg 1985, S. 32-33 (= Mainfränkische Studien Band 36). Frdl. Hinweis von Herrn Bernhard Strobl, Stadtarchiv Schweinfurt.

[250] BECK, Schweinfurt, Sp. 83f. So waren auch bei der Belagerung Wolfenbüttels (1641) den Soldaten vier Monatssolde versprochen worden, wenn sie ihren Offizieren die Hälse brechen u. die Festung übergeben würden, oder der Vorschlag des bayerischen Kriegskommissars Lerchenfelds vor dem belagerten Nienburg (1627). Zu dem Trick, mit (gefälschten) Briefen in den Besitz einer Festung zu gelangen, ……, Anm….

[251] Dr. Johann Mändl v. Deutenhofen [1588-1666], Sekretär, Hofkammerdirektor und Geheimer Rat Maximilians I.

[252] Der kaiserliche Kommandant Johann [San Joann] d’ Arteta, [Artete, Artetta] [ -18.10.1631 Würzburg]  hatte, nachdem ein Hilfeersuchen an Franz von Hatzfeldt abschlägig beschieden worden war, in der Nacht vom 9. auf den 10.10. die Stadt „ohn einig Trumelschlag zum Spitaltor hinaus uf Würzburg“ verlassen (Staatsarchiv Würzburg Reichsstadt Schweinfurt 109 (X); DEINERT, Die schwedische Epoche, 49f.

[253] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2947, fol. 200′ (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Kitzingen, 1648 I 18.

[254] Staatsarchiv Bamberg B 33/II/3/30 (Ausfertigung): Melchior Otto an Göbel, Bamberg, 1648 I 12. Der Erzbischof äußerte darin die Befürchtung, dass nach dem Abzug der Bayern die kaiserliche Armee, deren miserablen Zustand er vor Augen hatte u. der ihm durch Fernemont bestätigt wurde, Wrangel u. Königsmarck „schwerlich bastant“ sein würde.

[255] Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové 25.596 (ital. Original): Gronsfeld an Piccolomini, Schweinfurt, 1647 XII 21. Dieses Schreiben war wohl auch als Erinnerung an die Eroberung Schweinfurts im Herbst 1634 durch Piccolomini gedacht.

[256] praecaviren: untersagen; vorbeugen.

[257] Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Friedensakten 56 b, fol. 218ff. (Entwurf): Mändl an Ferdinand III., o. O., o. D. [Ende Dez. 1647]. Die zeitliche Einordnung geht auf den zweiten Teil des Briefes zurück, in dem Mändl im Auftrag Maximilians I. einen (verdeckten) Präventivschlag gegen die in Württemberg liegenden französischen Truppen empfahl.

[258] Ein Ausdruck eines unbekannten kaiserlichen Informanten des Feldmarschalls Holzappel, Gießen (?), 10.6.1647; Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv Reichskanzlei Kriegsakten 167, fol. 153-154 (Ausfertigung).

[259] Ferdinand Sigmund [Sigismund Freiherr (Reichsgraf) Kurz [Kurtz] v. Senftenau [1592 München-24.3.1659 Wien], Reichsvizekanzler.

[260]devinciret: verpflichtet.

[261] Österreichisches Haus-, Hof- und Staatsarchiv Reichskanzlei Friedensakten 56 b, fol. 214 r/v und fol. 226 r – 230 r (Entwurf): Ferdinand III. an Reichsstadt Schweinfurt, mit Teilen der Ausfertigung u. der Unterschrift von Reichsvizekanzler Kurz, Prag, 18.1.1648. Die ganze Ausfertigung war bisher in Stadtarchiv Schweinfurt nicht aufzufinden.

[262] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[263] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant.

[264] Grafenrheinfeld; HHSD VII, S. 245.

[265] BECK, Chronik, Sp. 82.

[266] THEATRUM  EUROPAEUM 6. Bd., S. 12. Burg Zabelstein (LK Gerolzhofen, Ufr.; HHSD 7, 845f.) war 1603 an die Bischöfe v. Würzburg gekommen. 1525 im Bauernkrieg niedergebrannt, wurde sie v. Fbf Julius Echter v. Mespelbrunn 1586 zum Amtssitz ausgebaut u. mit einem fbfl. Amtmann besetzt; 1689 zerstört. An ihrer Stelle steht heute ein Aussichtsturm.

[267] Donnersdorf [LK Schweinfurt].

[268] Am 13.12. war v. Würzburg aus das „hauptquartier mit dem generalstaab“ (Stadtarchiv Kitzingen 319/78) avisiert worden; am selben Tag ist die Anwesenheit des bayerischen Generalstabs in Kitzingen bereits bezeugt. HOCK, Kitzingen im Dreißigjährigen Krieg, S. 148, geht v. der Dat. a. St. aus, ohne das anscheinend zu bemerken. Kitzingen war 1629 an Würzburg zurückgefallen; im Zuge der „Rekatholisierung“ waren ca. 1.000 Einw. ausgewandert; HOCK, Kitzingen im Dreißigjährigen Krieg, S. 68f. Nach HERZ, Chronik, 59ff., waren etwa 30 Familien ev.-luth. geblieben. Piccolomini hatte am 11.9.1634 Kitzingen besetzt u. dort Religionsfreiheit gewährt, was Franz v. Hatzfeldt nach seiner Rückkehr sofort widerrufen hatte; a. a. O., S. 58ff. Nach Verhandlungen mit Wrangel hatte Schönborn seinen evangelischen Untertanen den Gottesdienst in der St. Marienkirche in Etwashausen auf dem linken Mainufer gestattet. Am Sonntag Judika hatte Wrangels Prediger die Übergabe der Kirche verkündet; a. a. O., S. 63. Am 5.5.1647 hatte der Fbf ausdrücklich „Gewissensfreiheit u. Exercitium“ zugestanden.

[269] In der Münsterschwarzacher Klosterchronik Platanus Exaltata II/3, S. 349, heißt es: „Sie waren unmenschlicher als die Feinde. Ihre Regimenter waren sehr zusammengeschmolzen; denn ein Reiterregiment zählte 70 bis höchstens 200 Mann und die meisten davon ohne Pferde. Die Infanterieregimenter hatten beständige Strapazen, Krankheiten, Hunger und Kälte sehr erschöpft“.

[270] Zumindest weisen die KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 253, bzw. DAMBOER, Die Krise (Beilage) aufgeführten (unvollständigen) Rekrutierungslisten für 1638-1648 nur 59 Franken (= 4, 16 %) aus, die nach Bayern (45, 75 %), Habsburg (dt. Lande = 15, 52 %) weit abgeschlagen auf dem dritten Platz rangieren. Der Anteil der in Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht Tätigen lag bei nur 17, 3 %, davon waren Weinbauern [Häcker] 2, 1 %; KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 273. In den am Main liegenden Dörfern war während der schwedischen Besatzungszeit bis 1635 z. T. auf 10 % des Vorkriegsstandes abgesunken; die Morgen Weinberge waren im Anbau bereits auf 25 % zurückgegangen; HOCHHOLZER, Bruder Valentins unsägliches Martyrium. Teilweise waren die Weinberge während der schwedischen Zwischenregierung absichtlich durch Besatzungssoldaten zerstört worden.

[271] Landsberg am Lech [LK Landsberg am Lech]; HHSD VII, S. 385f.

[272] Wie aus dem Bericht eines Münchner Kanzlisten hervorgeht; SCHLÖGL, Bauern, S. 315f.

[273] Schon 1632 hatte man große Mühe mit Rekrutierungen im Fränkischen Reichskreis gehabt. So musste der schwedische Statthalter Kraft von Hohenlohe den zuständigen Generalmajoren und Obristen 18 Ämter, Dorfschaften und Klöster als Musterplätze anweisen; Staatsarchiv Würzburg Misc. 3232.

[274] VELTZÉ, Ausgewählte Schriften 3. Bd., S. 147. – Raimondo Fürst Montecuccoli, Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.

[275] Der Rothenburger Chronist Dehner (1646) über 250 Neugeworbene; HELLER, Rothenburg ob der Tauber, S. 185.

[276] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet  unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.

[277] REDLICH, The Military Entpriser I, S. 456.

[278] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[279] Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové (Feldkanzlei) 25.596 (italisches Original): Gronsfeld an Piccolomini, Kitzingen, 1648 XII 21: „(Io) credo che V. E. gia haverá sentito che la scarseza de viveri e de foragi, me sciato come gran fredo ci  ha forcato di chiedere le statto le quale troviamo cosst stretti che veramente non vedo come passaremo il inverno senza di costa d’altrove”.

[280] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[281] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesberg [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall.

[282] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[283] Johann Philipp v. Schönborn, Erzbischof v. Mainz [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg]. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.

[284] BECK, Chronik, Sp. 82f.

[285] Oberndorf, heute Stadtteil von Schweinfurt.

[286] Bericht des Sennfelder Lehrers bei WEBER, Geschichte, S. 218.

[287] BECK, Chronik, Sp. 83.

[288] WEBER, Geschichte, S. 218.

[289] Stadtarchiv Schweinfurt RP 40, fol. 18 r-19 r, 1647 XII 29 (a. St.)

[290] Zum Vergleich: Die 4-wöchentl. Belagerung Freiburgs (1644) hatte das bayr. Heer etwa 1.600 Mann gekostet; SCHAUFLER, Schlacht, S. 56-65.

[291] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[292] „finstere Kammer“: der so genannte „schwarze Keller“ unter dem Rathaus, der in reichsstädtischer Zeit als Gefängnis genutzt wurde. Im Durchgang des Rathausvorbaus befindet sich die Eingangspforte mit lateinischer Inschrift. Vgl. Hubert Schöffel, Das Rathaus zu Schweinfurt. Würzburg 1985, S. 32-33 (= Mainfränkische Studien Band 36). Frdl. Hinweis von Herrn Bernhard Strobl, Stadtarchiv Schweinfurt.

[293] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[294] BECK, Chronik, Sp. 83f.

[295] HEßLER, 296 Burgen, S. 157. Das alte Schloss war 1634 während der Belagerung Schweinfurts im September1634 durch Piccolomini zerstört worden; BOHRER, Niederwerrn, S. 21. Durch die Familie Münster sei das „kleine Schloss“ errichtet worden.

[296] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[297] BECK, Chronik, Sp. 84. – Feuerrohr: Büchse mit Luntenschloss; volkstümlich gebraucht auch für Musketier.

[298] William Forbes [Forbus, Vorbus, Vorbusch, Forbutz] [2.2.1614 Fiddes, Schottland-14./24.7.1654 an der Schanze Burg], schwedischer Obrist.

[299] Per [Peter] Erik [Peter Erich] Andersson [Andersohn, Anderssohn, Anterson, Arendsson, Arnson, Arentsohn] [ – ], schwedischer Obrist.

[300] Feldprediger, Feldkaplan: Im Codex Iuris Canonici (c. 564–572 CIC) bezeichnet der Begriff „Kaplan“ einen Geistlichen mit einem extraterritorialen Seelsorgebereich für einen Sonderbereich, hier der Armee. Maximilian I. von Bayern hat für seinen Generalvikar Benedikt Rauh am 5.4.1642 eine ausführliche Instruktion erlassen; FRISCH, Rauh, S. 156f.: „Insbesondere sorge der von uns bestellte Generalvicar, dass die Feldcapellane, sowohl bei Infanterie als Reiterei, ein exemplarisches Leben führen. Wenn sie scandalös sich aufführen oder zur Verwaltung der Sacramente weniger tauglich erfunden werden, soll er sie verbessern, strafen, oder nach Fund der Sache vom Heere entfernen. Er soll drei oder vier Verkündiger des Wortes Gottes mit sich zum Heere bringen; sorgen, dass morgens und abends die Gebetsstunden eingehalten werden, zu welchen mit Trompeten etc. ein Zeichen gegeben wird; dan an Sonn- und Feiertagen bei jeder Legion öffentlich Messe gelesen und von den Capellanen Predigten gehalten werden, namentlich dass zur österlichen Zeit die Soldaten ihre Sünden bekennen, und zur heil. Communion gehen, wenn auch ihre Officiere andersgläubig sein sollten. Anstalten soll er treffen, dass kein Soldat, der tödtlich verwundet oder sonst gefährlich darniederliegt, der heil. Wegzehrung beraubt werde. Hauptsächlich soll er darauf sehen, dass die Officiere und Soldaten der Legionen die Concubinen und gemeinen Dirnen von sich entfernen oder zur Ehe nehmen; wenn sie mit guten Worten nicht gehen wollen, soll er sie öffentlich hinauswerfen lassen. Dann soll er dafür sorgen, dass er die schrecklichen Gotteslästerungen und Schwüre sowohl bei Officieren als Soldaten ausrotte, sowie die lasciven Worte. Zu diesem Zwecke soll er durch seine Feldcapellane alle und jeden in Glaubenssachen unterrichten und ihre Kinder im Katechismus belehren lassen. Wenn hierin der Capellan nichts ausrichte, soll er es dem Führer der Legion berichten, wenn dieser nichts zu Stande bringe, soll der Generalvicar es dem Obersten melden und wenn auch dieses nichts fruchte, die Hilfe des Generals in Anspruch nehmen. Nicht weniger bemühe er sich, dass die Feindschaften sowohl unter Hohen als Gemeinen auf jede Art und Weise beigelegt werden. Er selbst soll an Sonn- und Feiertagen vor dem Generalstab predigen. Damit dieses Alles besser vollzogen werde, soll er alle 8 oder wenigstens 14 Tage seine Capellane berufen und einem nach dem andern ausfragen und hören, was für Laster in dieser oder jener Legion grassieren, damit sie in Zukunft geheilt werden können. Endlich soll der General-Vicar so viel als möglich darauf sehen, dass die Kranken und tödtlich Verwundeten zur Reue, Beichte, Communion und wenn es nothwendig zur letzten Oelung disponirt werden; sollten Viele oder Wenige dem Heer nicht folgen können, soll er Geistliche zurücklassen, welche ihnen in ihren letzten Nöthen beistehen“. Eine ähnliche Funktion dürften auch die Feldprediger in den anderen Armeen gehabt haben, die die einzelnen Regimenter begleiteten. Vgl. dazu auch BRENDLE; SCHINDLING, Geistlichkeit.

[301] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd  f ü r  m i c h  e i n e s  guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.

[302] Sterkmacher: Hersteller von Stärke, Stärkemehl.

[303] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[304] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[305] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[306] DIETWAR, Chronik, S. 87f.

[307] Gotteslästerung: Gotteslästerung war eine bereits im Römischen Recht mit der Todesstrafe bedrohte und seit 1495 im Reich strafbare verletzende öffentliche Kundgebung der Missachtung Gottes. In den Kriegsartikeln aller Armeen war sie verboten. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 100: „Zum Andern vnd zwar vor allen dingen soll ain Jed Kriegsman sich Gottloser wortt vnd werkh, sonderlich deß so leichtfertigen erschrecklichen fluchens und Gottlestern endthalten vnd den Sieg wider den feundt von ober herab von herzen bitten so offt auch zue dem Gottesdienst oder der Predig verfüegen, vnd dieselbe ohne ehrhaffte vrsache khainesweegs versaumben, würdet sich aber ainer oder mehr mit Gottslesterlichen wortten oder werkhen vergreiffen vnd erzaigen, der oder dieselben sollen an leib und leben gestrafft werden, nach erkhandnuß des Obristen vnd Rechtens, wer auch zue Zeitten der Predig vnd Gottesdienst in den Weinkhellern vnd gelöchern oder sonsten an leichtfertigen orrten betreffen würdet, dem solle der Pouoß macht haben in Eysen zu schlagen vnd nach erkhandnuß des obristen zu straffen, vnd soll auch vnder wehrundten Gottesdienst vnd Predig, so woll auch zue andern verpotenen Zeit, khain wein, Bier, od dergleich durch die Marcatanter außgezapfft und verkaufft werden“.

Der Benediktiner-Abt Georg Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 505f. (Sept. 1633): „Unter den Gefallenen beim St. Georgstor war einer noch am Leben, der nur noch schwach atmete mit so entkräftetem Körper, daß er dessen oberen Teil kaum ein wenig heben konnte. Diesen, der Bretten als seine Heimat angab, erledigte ein Stellmacher aus derselben Gegend, ein gewisser Adam, früher Kalvinianer, indem er ihm einigemale einen mächtigen Stock auf den Kopf schlug und ihm zuletzt die Kehle durchschnitt. Das Gerücht hatte dann – und dies mag auch hier vermerkt sein – verbreitet, dieser habe, als er zum Angriff auf die Mauern mit den andern heraneilte, mit dem Schwerte ein in der Nähe stehendes Kreuz, nachdem er es freventlich ins Wanken gebracht hatte, angegriffen und sei deswegen so bestraft worden“. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten […] in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern“.Vgl. auch SCHWERHOFF, Gott und die Welt herausfordern; SCHWERHOFF, Zungen wie Schwerter.

[308] mit dem Schwert hinrichten: Nicht nur das schwedische Militärrecht war, sofern es strikt angewendet wurde, sehr streng, schon für das Schlafen während der Wacht war im Art. 43 für Gemeine das Arkebusieren (Erschießen mittels Arkebuse) vorgesehen. Arkebuse war ein Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Höhere Offiziere wurden dagegen meist mit dem Schwert hingerichtet. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice. Zum Teil wurden auch einfache Kombattanten mit dem Schwert gerichtet. Ähnlich wurde auch in der kaiserlichen und kurbayerischen Armee verfahren. Vgl. auch die Hinrichtung des Obristen Schellart von Dorenwert, Adam Wilhelm, Freiherr zu Gürzenich; Obrist [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet] in den „Miniaturen“.

[309] Constitutio Criminalis Carolina: Peinliche Gerichtsordnung Karls V. (1532).

[310] Militärgerichtsbarkeit: Der Pfennigmeister Bleymann aus Düren Anfang 1636: „Solch Brennen, Plünderen, Rauben mit adelichen Häusseren und Kirchen ist es, dass nicht wol zu beschreiben ist; hausen unchristlich, arger als Turken, und werden taglich arger. Als heud werden 6, 8, 10 hingericht – schrecklich, aber hilft nicht. Zeit ich hie gewesen, ist wol ein halb Compagnie Volk gericht, aber hilft nicht“. KAISER, Überleben im Krieg, S. 211. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Labe stand als Kornett in kaiserlichen Diensten, als er am 26.3.1625 in Arnstadt vor dem Siechhof wegen „Freireiterei“ hingerichtet wurde. KLAUS, Chronik: Arnstadt 704-2000, Teil 1. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 647f. (Zwickau 1641): „Den 29. [April, 9.5.1641; BW] ließ der Obriste Schliebe [Hans Heinrich v. Schlieben; BW] einen Mußqvetirer / darumb daß er einẽ Hauptman hatte bestohlen / aufhängen. Dieser war nur für 14. Tagen durch die Spießruthen gejaget worden: Er hat etliche mal zuvor gesagt, er möchte es machen wie er nur wolt / so wurde er nicht gehänget / biß auff Ostern / da wär seine Zeit umb / und dieses erging auch in der That also. Denn in Oster-Feyertagen kam er ein / und den dem andern Tag nach dem Fest wurde er gehänget“. Das Strafrecht wurde äußerst unterschiedlich gehandhabt, vgl. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 683 (1643): „Den 16. Februarii [26.2.1643; BW] hat der Obrist. Leut. De La Tour, einen seiner Reuter / weil der bey Nächtlicher Weyl einen Schoß gethan / alsbald in einer Viertelstund nach begangener That auff dem Marckt an die Justitz / unerachtet er auch nur gebeten / man wollte ihm zuvor das H. Abendmahl (denn er war Evangelisch) reichen / lassen auffhängen: Dargegen hat ein anderer einer armen Frauen eine Hand abgehauen / und aber einer die St. Katharinen Kirche bestohlen / welchen gar keine Straff angethan worden“. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268 [1642]: „In solcher Zeit hat ein Reuter einen armen Taglöhner, Linhard Schleichern, auff dem Unter-Rasen über seiner Arbeit mit vielen Hieben und Stichen dergestalt ohne einige gegebene Ursach verwundet, daß er vor tod herein getragen worden, gleichwol durch Gottes Gnad und angewänden Fleiß der Wund-Aertzte wieder zu recht gebracht, der Reuter aber ist, andern zum Abscheu, auff dem Marckt allhier archibusiret worden“. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 247f.: „Den 21.Julii ist, im Beyseyn des gantzen Leibregiments, Hertzog Wilhelms zu Sachsen, unter dem Commando dero Obristen Lieutenants, Rudolph Georg von Wolfframsdorff, so umb den auff dem Marckt auffgerichteten Galgen zu Pferd mit auffgezogenen Hahnen gehalten, öffentlich Stand-Recht gehalten worden, über Jacob R. ins gemein der lange Jacob genant, welcher zu Kaltennortheim, da er im Qvartier gelegen, voller Weiß den jenigen Stock, an welchen die Soldaten, an welchen die Soldaten wegen ein und des andern Verbrechens geschlossen worden, umbgerissen, und darbey Chur-Fürstlicher Durchläuchtigkeit zu Sachsen gelästert, und ist ihm daselbst zuerkännt worden, dass ihm erstlich die rechte Hand abgehauen, darnach das Maul geschlitzt, ein Zeichen auf die Brust geschnitten, und endlich gehängt werden solle. Welches alles so bald an ihm exeqviret worden, indem ihm auff einem hierzu gemachten Stock die rechte Hand abgehauen, an den Galgen genagelt, das Maul geschlitzt, die Brust zerschnitten, und endlich gehängt, gegen Abend aber wieder herab genommen, an die Land-Strassen beym Fröschlein-Brück begraben, und der von ihm umbgerittene Stock auff sein Grab gesteckt und eingegraben worden“.

MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 525f. (Schweinfurt 1640): „Etliche Baierische Reuter von der Compagnie des Obersten Druckmüller, die in Werneck einquartirt waren, ritten am Sonntage, den 19. April, bezecht zum Spitalthore hinaus und erblickten ein armes 25jähriges Mädchen von Westheim, das sich schon lange hier aufgehalten hatte, beym Hanenbrünnlein, wo es Hopfen pflückte. Einer von diesen Reutern sprengte auf dasselbe los und wollte es schänden. Aber das Mädchen, dem seine Ehre lieber war, als das Leben, rettete sich tief in den Main hinein; der Reuter ritte nach, hielt es mit dem Säbel, schleppte es heraus, und nachdem er es etliche Mal überritten hatte, schoß er es durch den Kopf, daß es starb. Der Thäter ritte nun seinen Cameraden nach; aber sein verdienter Lohn blieb nicht aus. […] Am  23. d. wurde abends vor dem Thorschlusse ein Galgen, den man zu Werneck verfertigt hatte, von vier Reutern begleitet, hieher geführt und an dem Orte, wo der Reuter das arme Mädchen so schändlich gemordet hatte, aufgerichtet. Am 25. d. zwischen 12 und 1 Uhr mittags brachten 20 Reuter den Uebelthäter geschlossen von Werneck hieher, der sogleich an diesen Galgen gehenkt wurde“.

[311] Karl X. Gustav König (1654) v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus.

[312] http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&klassId=18&tektId=2306&id=0590&expandId=2 Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen: Familie von der Horst (z. T. Dep.) – Akten, Nr. 163.

[313] Travallien: Mühen, Anstrengungen.

[314] LORENTZEN, Schwedische Armee, S. 188.

[315] STEIN, Geschichte Bd. 2, S. 245. – Militärgerichtsbarkeit: Der Pfennigmeister Bleymann aus Düren Anfang 1636: „Solch Brennen, Plünderen, Rauben mit adelichen Häusseren und Kirchen ist es, dass nicht wol zu beschreiben ist; hausen unchristlich, arger als Turken, und werden taglich arger. Als heud werden 6, 8, 10 hingericht – schrecklich, aber hilft nicht. Zeit ich hie gewesen, ist wol ein halb Compagnie Volk gericht, aber hilft nicht“. KAISER, Überleben im Krieg, S. 211. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Labe stand als Kornett in kaiserlichen Diensten, als er am 26.3.1625 in Arnstadt vor dem Siechhof wegen „Freireiterei“ hingerichtet wurde. KLAUS, Chronik: Arnstadt 704-2000, Teil 1. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 647f. (Zwickau 1641): „Den 29. [April, 9.5.1641; BW] ließ der Obriste Schliebe [Hans Heinrich v. Schlieben; BW] einen Mußqvetirer / darumb daß er einẽ Hauptman hatte bestohlen / aufhängen. Dieser war nur für 14. Tagen durch die Spießruthen gejaget worden: Er hat etliche mal zuvor gesagt, er möchte es machen wie er nur wolt / so wurde er nicht gehänget / biß auff Ostern / da wär seine Zeit umb / und dieses erging auch in der That also. Denn in Oster-Feyertagen kam er ein / und den dem andern Tag nach dem Fest wurde er gehänget“. Das Strafrecht wurde äußerst unterschiedlich gehandhabt, vgl. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 683 (1643): „Den 16. Februarii [26.2.1643; BW] hat der Obrist. Leut. De La Tour, einen seiner Reuter / weil der bey Nächtlicher Weyl einen Schoß gethan / alsbald in einer Viertelstund nach begangener That auff dem Marckt an die Justitz / unerachtet er auch nur gebeten / man wollte ihm zuvor das H. Abendmahl (denn er war Evangelisch) reichen / lassen auffhängen: Dargegen hat ein anderer einer armen Frauen eine Hand abgehauen / und aber einer die St. Katharinen Kirche bestohlen / welchen gar keine Straff angethan worden“. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268 [1642]: „In solcher Zeit hat ein Reuter einen armen Taglöhner, Linhard Schleichern, auff dem Unter-Rasen über seiner Arbeit mit vielen Hieben und Stichen dergestalt ohne einige gegebene Ursach verwundet, daß er vor tod herein getragen worden, gleichwol durch Gottes Gnad und angewänden Fleiß der Wund-Aertzte wieder zu recht gebracht, der Reuter aber ist, andern zum Abscheu, auff dem Marckt allhier archibusiret worden“. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 247f.: „Den 21.Julii ist, im Beyseyn des gantzen Leibregiments, Hertzog Wilhelms zu Sachsen, unter dem Commando dero Obristen Lieutenants, Rudolph Georg von Wolfframsdorff, so umb den auff dem Marckt auffgerichteten Galgen zu Pferd mit auffgezogenen Hahnen gehalten, öffentlich Stand-Recht gehalten worden, über Jacob R. ins gemein der lange Jacob genant, welcher zu Kaltennortheim, da er im Qvartier gelegen, voller Weiß den jenigen Stock, an welchen die Soldaten, an welchen die Soldaten wegen ein und des andern Verbrechens geschlossen worden, umbgerissen, und darbey Chur-Fürstlicher Durchläuchtigkeit zu Sachsen gelästert, und ist ihm daselbst zuerkännt worden, dass ihm erstlich die rechte Hand abgehauen, darnach das Maul geschlitzt, ein Zeichen auf die Brust geschnitten, und endlich gehängt werden solle. Welches alles so bald an ihm exeqviret worden, indem ihm auff einem hierzu gemachten Stock die rechte Hand abgehauen, an den Galgen genagelt, das Maul geschlitzt, die Brust zerschnitten, und endlich gehängt, gegen Abend aber wieder herab genommen, an die Land-Strassen beym Fröschlein-Brück begraben, und der von ihm umbgerittene Stock auff sein Grab gesteckt und eingegraben worden“.

[316] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[317] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[318] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[319] Dietrich v. Dühring [Düring, Döring, Döringk] [1611-11.1.1668], schwedischer Obrist.

[320] Vgl. auch BECK, Geschichte der Verschwörung, S. 1ff.

[321] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[322] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[323] Arvid (Alexander, Artweh) Freiherr v. Forbes [Fin-Forbes, Finnesse-Forbes, Forbes den Aldre, Forbus, Forbusch, Vohrbuß, Vohrbris, Vorbusch, Forburg, „Sorbus“] [15.1.1598 Borgå, Finnland-20.1.1665 Stettin], schwedischer Generalmajor.

[324] Gustav Wrangel [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[325] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[326] Fourier: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden.

Fähnrich (Kornett): Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[327] Sylvester Schröder [ – ] schwedischer Kapitän, bei BECK, Geschichte der Verschwörung, S. 5, Rittmeister.

[328] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[329] N Wedel [ – ], schwedischer Leutnant.

[330] Podagra: weit verbreitete Krankheit der Füße, auch Fußgicht genannt, die von kalkartigen Unreinigkeiten an den Nerven ihren Ursprung hat, und sich zu manchen Zeiten durch empfindliche Schmerzen in den untern Teilen des Fußes äußert. Die Gicht selbst wurde in zeitgenössischen Zeugnissen auf den übermäßigen Genuss von Fleisch und Alkohol zurückgeführt.

[331] Johann Philipp v. Schönborn, Erzbischof v. Mainz [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg]. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.

[332] Meuterei, meutination, meutation: Meuterei. Meutereien waren schon kurz vor dem eigentlichen Dreißigjährigen Krieg eine ständige Begleiterscheinung innerhalb der Heere. Der hessen-kasselische Obrist Widmarckter schildert die z. T. drakonische Niederschlagung mehrerer Meutereien (1617) in Frankreich; GRÄF, Söldnerleben, S. 116f.: „20. Hatt Brearts Compagnia im Furüberzihen für Grand [ bei Sauvigny; BW] meinem Quartir meutiniren wollen, aber durch meine Gegenwart abgeschreckt worden. 21. Montaults Compagnia so auß Anregung Brearts Soldaten meutiniren wollen. Darzu ich kommen und zum Theill mitt harten, zum Theill mitt gutten Worten zu Frieden gesprochen. Darauf ihn Brearts und Effern Quartir geritten, die Soldaten fur mich gefordert, ihnen Fehler verwiesen und nach vorhergangener Demütigung, verzihen und also an dem Ort diese beyden Mutinationen gestillet. Alß ich aber von dannen in mein Quartir nach Andelot reitten wollen, treffe ich hart fur Brearts Quartir im freien Földe deß Obristen Fendlein in Schlachtordnung ahn, so gleichfallß meutiniren wollen. [fol. 204v] Auf welche ich so balde mitt bloßem Degen geeilet, in die Schlachtordnung geritten und manchen gutten Streich fließen laaßen und die Anfänger dieser Meutination begehret, deren sie mir auch endlich 2 volgen lassen. Hab solche dem Provos gelieffert und befohlen, mitt ihnen nach dem Quartir Andelot zu eylen, dahin ich mich gleichfalß verfüget. Beyde arme Sünder von dem Flecken führen lassen und, weill damals mein Scharfrichter entlauffen, dem einen dass Leben geschenkt, wofern er den andern erwürgete. So er acceptiret, sich an seinen Gesellen gemacht und nach großem Wiederstand sein Meister worden, auf der Erde erwürget und volgents stranguliret. Den toden Cörper hab ich ahn einen Hügell setzen und einen Brieff Meutinirer an die Brust hefften lassen, damit er von den Soldaten und Regiment gesehen wurde“. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt  hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“. LAHRKAMP, Werth, S. 71f.: „Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; BW] im Regiment Gayling [von Altheim] eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler, in Bodendorf und um Breisig. Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt; einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert.“ Vgl. auch die Schilderung einer Meuterei und ihrer Niederschlagung (Mai 1642) unter dem Regiment Wolf von der Lippe; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 222f.  Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 563ff., über die Meuterei französischer Truppen in Breisach (März 1644) wegen des seit 8 Monaten ausgebliebenen Solds. Johann Heinrich (Freiherr) von Bartels ist bekannt geworden durch den hart bestraften Aufruhr in seinem Regiment im Winter 1648/49 in Hilpoltstein. Nach Grimmelshausens Darstellung, der 19 Hinrichtungen erwähnt, waren La Pierre und Elter, unter dem Grimmelshausen Regimentsschreiber war, mit der Niederschlagung der Meuterei beauftragt; Kelletat, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212. Einer der Meuterer ging als „Oliver“ durch Grimmelshausen in die Literatur ein. Das Dragonerregiment Bartels hatte 1647 übrigens nur einen Ausländeranteil von 9, 6 %; KAPSER, Militärorganisation, S. 67; bzw. S. 64ff. Das THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 778, berichtet: „Bey vorhabender Exauctoration / hat sich unterdeß Herrn Obristen Barthels Tragoner-Regiment (so vor diesem Herr Obrister Creutz gehabt / und in der Abdanckung nicht begriffen) als welches mit der 3. Monatlichen Bezahlung nicht zu frieden seyn wollen / ein unvermutheter Auffstand ereygnet / daß der Obrist und Obrister Lieutenant von ihnen entreitten müssen; darauff die Rebellen sich in das Schloß Hilpoldstein retiriret: Weilen nun des Herrn Generals und Feldmarschallen von Enckefort [Adrian v. Enckevort (1603-1663); BW] Excell. in continenti etliche hundert Mann zu Roß und Fuß auff sie außcommandirt / diese auch das Schloß umbsetzt / und Stücke auffgeführt, haben sich die Empörte Mittwochs den .. April gutwillig ergeben. Darauff hat man das Regiment im freyen Feld zusammen geführt / disarmirt / von newem schweren / etliche Rädelsführer gefangen nehmen und aufhencken lassen. Als solches geschehen / ist mehrgedachtes Tragoner-Regiment / biß auff weitere Ordre / hinwiederumb auß einander gelegt / und folgenden Freytags das commandirte Volck nach Amberg / auch in andere dero Quartiere zurück gezogen. Sonsten ist unterm Dato 22. Aprilis st: vet. Nachricht eingelangt / daß / nach dem die Rebellen von mehrbenanntem Barthlischen Tragoner-Regiment durch Gewalt wiederumb zum Gehorsamb gebracht / geviertheilt / 14. Reuter / theils gehenckt und enthauptet / viel unredlich gemacht / und ohne Abschied fortweg gejagt worden“. Im „Springinsfeld“ (KELLETAT, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212f.), heißt es: „Unter währendem Stillstand wurde unser Regiment nach Hilpoldstein, Heideck und selbiger Orten herum gelegt, da sich ein artliches Spiel unter uns zugetragen. Denn es fand sich ein Korporal, der wollte Obrister sein, nicht weiß ich, was ihn für eine Narrheit dazu angetrieben; ein Musterschreiber, so allererst aus der Schul entlaufen, war sein Secretarius, und also hatten auch andere von seinen Kreaturen andere Officia und Ämter; viel neigten sich zu ihm, sonderlich junge ohnerfahrne Leut, und jagten die höchsten Offizier zum Teil von sich, oder nahmen ihnen sonst ihr Kommando und billige Gewalt; meinesgleichen aber von Unteroffizieren ließen sie gleichwohl gleichsam wie neutrale Leut in ihren Quartieren noch passieren; und sie hätten auch ein Großes ausgerichtet, wenn ihr Vorhaben zu einer anderen Zeit, nämlich in Kriegsnöten, wenn der Feind in der Nähe, und man unserer beiseits nötig gewesen, ins Werk gesetzt worden wäre; denn unser Regiment war damals eins von den stärksten und vermochte eitel geübte, wohlmontierte Soldaten, die entweder alt und erfahren, oder junge Wagehälse waren, welche alle gleichsam im Krieg auferzogen worden; als dieser von seiner Torheit auf gütlichs Ermahnen nicht abstehen wollte, kam Lapier und der Obriste Elter mit kommandierten Völkern, welche zu Hilpoldstein ohne alle Mühe und Blutvergießen Meister wurden, den neuen Obristen vierteilen, oder besser zu sagen, fünfteilen (denn der Kopf kam auch sonder) und an vier Straßen auf Räder legen, 18 ansehnliche Kerl aber von seinen Prinzipal-Anhängern zum Teil köpfen, und zum Teil an ihre allerbesten Hälse aufhängen, dem Regiment aber die Musketen abnehmen, und uns alle auf ein neues dem Feldherrn wieder schwören ließen“. Vgl. auch die Meuterei im Regiment Steinecker in Schweinfurt (1649); BECK, Geschichte der Verschwörung; => Christoph v. Steinaecker [Steinecker] [1612-1671]. „Das blutigste Schauspiel dieser Art aber, welches 14 Tage lang die Umgebung mit neuen Kriegsunruhen ängstigte, spielte sich im Juli 1650 in Anhalt ab. Durch unklare Nachrichten über die Absichten der Schweden aufgebracht, nahmen die unter dem Befehle des Oberst-Lieutenants Israel Isaaksohn, welcher als ein habsüchtiger und roher Mensch bekannt war, hier einquartierten Reiter ihre Offiziere plötzlich gefangen und forderten stürmisch Sold und Abschied. Nur mit genauer Not entging Isaaksohn dem Tode; da er nachwies, dass der das nötige Geld zur Ablöhnung noch nicht zur Hand habe, wurde er entlassen unter der Bedingung, dass er ihnen dasselbe in Erfurt verschaffe. Er begab sich aber sofort zu den Truppen, welche mittlerweile von Süden zur Unterdrückung der Rebellion in Bewegung gesetzt waren, liess die Aufrührer, deren Anzahl noch etwa 450 Mann betrug, umzingeln und an 33 Rädelsführern trotz seines gegebenen Wortes und trotz des Wehegeschreis der Soldatenweiber erbarmungslos das Todesurteil vollstrecken“. LORENTZEN, Schwedische Armee, S. 188f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36.

[333] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[334] „Drei Kronen“: Die „Drei Kronen“ waren die der Schweden, Goten und Wenden, als deren Herrscher sich die schwedischen Könige bezeichneten. Auch Dänemark beanspruchte die „Drei Kronen“ als Herrschaftsanspruch über die drei skandinavischen Königreiche (Dänemark, Schweden, Norwegen) seit der Union von Kalmar (1397) für sich. Zudem führte Gustav II. Adolf wie auch Christina in der Titulatur „Großfürst in Finnland, Herzog zu Estland und Karelien, Herr über Ingermanland“.

[335] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[336] N Bucher [Buchart], schwedischer Major; nach BECK, Geschichte der Verschwörung, S. 7, 8, 9, Obristwachtmeister.

[337] Gustav Wrangel [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[338] Gustav Adolf Graf v. Lewenhaupt [Leijonhufvud, Lauwinnhaupt, Lowenhaupt] [24.12.1619 Vinäs-29.11.1656 bei Wyborg], schwedischer Obrist.

[339] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[340] Buch, heute Stadtteil von Nürnberg.

[341] Gemeint ist die Meuterei im Regiment Johann Heinrich Bartels [Barthels, Bärtels], Reichsfreiherr v. Wendern, Heimhof u. Hermannsreuth [1605-7.10.1683], kurbayerischer Obrist. Vgl. KÖNNECKE, Quellen I, S. 80ff.

[342] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378

[343] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[344] Ellingen [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 172.

[345] Spießrutenlaufen: Der Spießrutenlauf wurde angeblich von Gustav II. Adolf eingeführt und geht vermutlich auf das „Recht der langen Spieße“ oder das Lanzengericht der Landsknechte zurück. Kam es zu unehrenhaften oder besonders schweren Straftaten, die die Ehre des gesamten Landsknechts-Fähnleins oder –Regiments befleckten, so traten der Profos als öffentlicher Ankläger und die Landsknechtsgemeinde als Richter auf. Die Landsknechtsgemeinde bestimmte drei Gruppen, die unabhängig voneinander ein Urteil empfahlen: Freispruch, Gnadenspruch oder Todesurteil. Während der Profos das Todesurteil begründete, konnte der Angeklagte seine Unschuld beteuern oder um Gnade flehen. Traten die Landsknechte für das Todesurteil ein, so begaben sie sich an die Hinrichtungsstätte und bildeten dort in Ost-West-Richtung eine Gasse, an deren Seiten die Spießträger sich in zwei fest geschlossenen Dreierreihen aufstellten. Ließ ein Spießträger eine Lücke, um den Todeskandidaten entrinnen zu lassen, so drohte jenem, an dessen Stelle durch die Gasse laufen zu müssen. Am Ende der Gasse standen die Fähnriche mit den gesenkten, in Unehre gefallenen Fahnen. Der Verurteilte musste vor seinen Kameraden bekennen, dass er ihnen deren Urteil verzeihe. Dreimal durchschritt der „arme Mann“ begleitet vom Provos nun die Gasse, um von seinen Kameraden Abschied zu nehmen und sie um Verzeihung für seine Schandtat zu bitten, dann rollten die Fähnriche die Fahnen ein und stießen sie umgekehrt in den Boden, der Provos schlug dem Sünder dreimal auf die Schulter, der Todgeweihte betrat die Gasse und marschierte auf die Fahnen zu. Richter und Henker waren in diesem Fall die Landsknechte selbst, die mit den zustoßenden Spießen die Schandtat straften und damit die Ehre der Fahne wieder herstellen konnten. Im Zeitalter des Absolutismus wurde der Spießrutenlauf zum festen Bestandteil der Disziplinargewalt. Unter Aufsicht von Offizieren bildeten ein oder mehrere hundert Soldaten mit vorgestelltem Gewehr eine etwa zwei Meter breite Gasse, die der bis zum Gürtel entblößte Verurteilte mit auf der Brust zusammengebundenen Händen mehrmals langsam bei Trommelschlag durchschreiten musste. Hierbei erhielt er von jedem Soldaten mit einer Hasel- oder Weidenrute (Spieß- oder Spitzrute) einen Schlag auf den Rücken. [nach wikipedia]. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 336: „Denn 18. Junii [1635; BW] ist ein soldat in unser stad offentlich auf dem Marckt vorgestelt, der sich seiner obrigkeit widersetzt. Man hat ihm auf den Großen Freythoff gefuhrt, seinen ruck und gantzn brust gebloßet und was durch die spitzen gejaget und einn jeder soldat hat mit einer spitz ruthen auf seinen bloßen corper zugeschlagen, das er blutig gewordem“. Aus Zwickau wird 1641 berichtet; SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 647f.: „Den 29. [April, 9.5.1641; BW] ließ der Obriste Schliebe [Hans Heinrich v. Schlieben; BW] einen Mußqvetirer / darumb daß er einẽ Hauptman hatte bestohlen / aufhängen. Dieser war nur für 14. Tagen durch die Spießruthen gejaget worden : Er hat etliche mal zuvor gesagt, er möchte es machen wie er nur wolt / so wurde er nicht gehänget / biß auff Ostern / da wär seine Zeit umb / und dieses erging auch in der That also. Denn in Oster-Feyertagen kam er ein / und den dem andern Tag nach dem Fest wurde er gehänget“.

[346] Untergewehr, Unterwehr: Degen oder Rapier.

[347] Obergewehr, Oberwehr: zum Obergewehr gehörten Karabiner, Flinten, Musketen, Hellebarten, Partisanen, Piken, Spontons, Kurzgewehre.

[348] Finnen, auch hagapells, hakkapeller genannt [nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEIß, Chronik,  S. 136: „Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. [19.; BW] zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“.

Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“.

Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[349] Generalauditor: Er war der vom Kriegsherrn berufene Dienstvorgesetzte aller Regimentsauditoren, der Rechtsspezialisten, die aber dem betreffenden Regiment nicht angehörten und die zunächst die Untersuchung aller auftauchenden Delikte nach den Grundsätzen des Militärstrafrechts durchführten. Er übte dementsprechend mehr Gewalt aus und war gefürchteter als ein Regimentsauditor. Vgl. „Schwedisches Kriegs-Recht“; BERG, Administering justice, S. 9, 16f. Zudem war er auch in Rechts- und Grundstücksgeschäften für die Generalität tätig; vgl. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Theil, S. 619. – Heinrich Graß [Graass, Graas, Graaß, Gras, Groß] [ – ], kaiserlicher Generalauditor.

[350] N Statius [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[351] Sennfeld [LK Schweinfurt]. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.

[352] N Sack [ – ],schwedischer Obristleutnant.

[353] Stockhaus: http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks34595.htm: „ein Haus oder Gebäude, in welchem sich mehrere Gefängnisse zur Verwahrung der Gefangenen befinden. Von Stock, ein Klotz, ingleichen Gefängniß. Man pflegt gewöhnlich einen Unterschied zwischen Stockhaus und Zuchthaus zu machen. In das Letztere bringt man solche Gefangene, die zur Correktion und Arbeit verurtheilt werden, in das Erstere alle schwere Verbrecher, Straßenräuber, Bandendiebe, Mörder, Mordbrenner etc., daher sind in dem Stockhause auch die Gefängnisse dunkel, und nur durch kleine, mit Stäben verwahrte Fenster kommt so viel Licht und Luft hinein, als man für nöthig hält. In das Stockhaus werden daher boshafte Verbrecher eingesperrt, von denen man wenig oder gar keine Besserung erwartet, und die hier entweder ihre Zeit auf gewisse Jahre absitzen müssen, oder welche zum Tode verurtheilt werden“. Für die Verwahrung der Gefangenen zuständig war der Stockmeister.

[354] rädern: BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 56: „Der Schleizer Chronist Grünler berichtet im Einzelnen. ‚Ein Bauer aus Pöllwitz hat einen Soldaten von Adel im Holze erschossen. Der Bauer ist aber zu Schleiz unterm Galgen gerädert und ihm Arme und Beine zerstoßen worden, welcher hernach noch zwei Tage gelebet und immer Essen und Trinken begehrt; am dritten Tage … als am Charfreytage hat ihn der Scharfrichter auf vieler Leute Fürbitte im Beysein des Obersten von Haugwitz erschossen. Er hat fünf Schuß gegeben, der arme Sünder aber allezeit gesaget, er habe ihn nicht recht getroffen. Den 6ten Schuß aber hat er ihm mit vier Kugeln gegeben, davon er verschieden’.“ HAHN; MÜHLICH, Chronik Bd. 3, S. 422f. [Schweinfurt 1633]: „Drey Mörder, sämmtlich von Hesselbach, Hanns Werner Haas, Peter Schütz, Wind-Peter genannt, der daselbst Wirth war, so wie auch der Gemeinde Schmidt, wurden am 28. Junius hier folgender Maaßen gerichtet: Hass, der als der vornehmste, der 20 begangene Mordthaten eingestanden hatte, wurde vor dem Rathhause, nach verlesenem Urtheile, auf eine Schleife gesezt und zweimal mit glühenden Zangen gerissen, dann durch die Stadt vor das Oberthor geschleift, und wieder zweymal gezwickt, von da führte man ihn, mit seinen 2 andern Mitgesellen, auf die Haardt, wo ihn der Nachrichter wieder zwey Griffe gegeben hatte. Jetzt wurde er auf die Brechen gelegt und von unten hinauf gerädert. Der 2. welcher 9. Todschläge begangen, und eingestanden hatte, wurde auch von unten hinauf geradbrecht; den 3. aber, von welchem 7 Menschen umgebracht worden waren; hatte man aus Gnade von oben herein zu Todte mit dem Rade gestossen. Ihre drei Leichname wurden auf 3 verschiedenen Strassen, nämlich Haas auf dem Wege nach Hesselbach, der Wirth auf dem Wege nach Maibach und der Schmied auf der Strasse nach Würzburg unterhalb des Dorfes Berg auf das Rad geflochten“.

[355] Petershagen [LK Minden]; HHSD III, S. 609f.

[356] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[357] Greif: ein aus Tierkörpern gebildetes, mythisches Mischwesen.

[358] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[359] BECK, Chronik 3. Bd., Sp. 11ff.

[360] Dietrich v. Dühring [Düring, Döring, Döringk] [1611-11.1.1668], schwedischer Obrist.

[361] Stade; HHSD II, S. 432ff.

[362] Stadtarchiv Schweinfurt Ha 103: Chronik des Dr. Lorenz Bausch.

[363] THIEDE, Chronik der Stadt Stettin, S. 708.

[364] Lindow [Lubicz, LK Gryfino].

[365] Nipperwiese [LK Greifenhagen].

[366] Vgl. Baltische Studien. Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Band XXVII,  S. 127, 129.

[367] Vgl. OPITZ, Österreich und Brandenburg.

[368] Musterplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.

[369] Altdamm [Dąbie], heute Stadtteil von Stettin [Szczecin].

[370] Paul Würtz [Würz, Wirtz] [30.10.1612 Husum-23.3.1676 Hamburg] schwedischer Diplomat, Generalleutnant.

[371] ASMUS; TENHAEF, Die Trauerfeier, S. 64.

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