Stenbock [Steenbock, Steinbock, Steinbuck], Fredrik [Friedrich]

Stenbock [Steenbock, Steinbock, Steinbuck], Graf von Bogesund, Freiherr von Kronobäck und Öresten, Fredrik [Friedrich]; Obrist [22.3.1607 Torpa, Länghem, Västergötland-29.7.1652 Stockholm] Steenbock stand 1631 als Obristleutnant in der Schlacht bei Breitenfeld[1] und 1632 als Obrist des Småland-Kavallerieregiments im schwedischen Dienst. In der Schlacht bei Lützen[1a] am 16.11.1632 führte er dieses Regiment.[2]

Im Erlebnisbericht des Kriegstrompeters Jöns Månsson Teitt heißt es dazu: „So ist Ihr Kön: Mttn. auß dero tapfferen heroischen gemüth den negsten wegk auff den feindt zugangen undt erst sich in Naumburgk[3] logieret, welches war den 29. octobris. Weil sich dann der feindt colligiret und vernohmen, daß Ir. Kön: Mttn. in der nähe im anzugk weren und sich resolviret, mitt dem feindt ein treffen zu thun, haben sie sich zusammen gemacht und erwartet, was Ihr Kön: Mttn. machen wollen, denn der feindt hat sich deß nit vermuttet, daß Ihr Kön: Mtth. in praesentia were beij der armada gewesen. Weil dann Ihr Kön: Mtth. sich in sinn gefasset und resolviret, mit dem feindt ein treffen zuthun, alß ist Ihr Kön: Mtth. mitt der ganzen armada den 5. novembris aufgebrochen undt dem feindte under die augen gegangn. Der feindt aber retteriret sich sächtiglich [nächtiglich ?; BW] zue seinem forttel in einer kleinen stadt mit nahmen Lützen, zwo meil von Leipzig[4] in Meißen gelegen, und aldar ein standt genohmen. Ihr Königl. Maijtten aber folgten allmehlich und sächtlichen nach biß zue derselbigenn stadtt, da dann den 6. novembris die bluttige schlacht angegangen. Weil es aber sehr neblicht wetter war, haben Ihr Kön: Mth. des feindes volck nicht wol können recognosciren, sondern sindt mit dero armada immer neher auf den feindt gegangen, biß das der feindt mit seinen stücken on unterlaß auff die königl. armada gespielet, daß also Ihr Kön: Mitt nicht lang zeith gehabt zuseumen. Ist derowegenn zue dem fußvolcke geritten und ihnen mannlich also zue gesprochen: Ihr alten deutschen brüder, last sehen, fechtet woll umb der freijen deutschen libertet undt das ware evangelium willen. Ich will beij euch auffsezen leib, gutt und blutt. Verhoffe, daß Gott unß allen helf-fen wirdt. Undt die schweden ermahnet er umb Gottes willen, daß sie sich wol halten sollen und ihr vaterland bedencken undt redlich fechten. Darauf Ihr K: Maijtt ferner gesprochen: Ich wil euch alle so recompensiren, daß ihr ursach sollet haben, mir darvor zue dancken. Wo Ihr aber nicht fechtet, so soll keines beins vonn euch wieder in Schweden kommen. Darauff dann Ihr Königl. Maijth ein glücklich valete gesprochen: Gott bewahre euch alle. In dem haben sie zu sich erwehlet vier, die auff seinen leib warten sollen. Nemblich hertzog Frantz Albrecht von Sassen Lauenburgk [Sachsen-Lauenburg; BW], den hoffmarschalk Bernolff von Kreilßheim [Crailsheim; BW], ein fränckischen vom adel [Truchsess v. Wetzhausen; BW.], und einem mechelnburgischen vom adel, mit seinem zunahmen Molck, ein maior, undt seinem leibknecht mitt nahmen Anders Jönson. Darauff dann freudigh angefangen zusingen: Jesus Christus, unser Heijlandt, der den todt uberwandt p. In dem so kommen die crabaten auf den rechten flügel undt scharmützieren mit den schwedischen unnd finnischen reuttern. Ihre Kön: Maijth aber commandireten den hoffmarschalck und den maior Molck vonn sich undt köntten dann Ihr Kön: Mtth. nichtt wieder antreffen, weil es so ein finsterer undt dicker nebel wahr, sambt dem rauch von der stadt undt pulver. So blieb nun der Herzogk undt der leibknecht allein beim König. In dem so kommen Ihr Kön: Mttn. zu den schmålendischen reuttern, des Friderich Steenbocks regimentt, unndt siehet, daß die kürißier auff sie drengen wollen. Ihr Kön: Maijtn aber treffen persönlich mitt dem regiment, weill dessen obrister in den fuß war geschossen, undt führet sie ohne wapffen an, in lederm koller und liedern hosen angezogenn. In diesem treffen mit den schmålendischen reutern sindt Ihr Kön: Maijth geblieben undt sein pferdt war in den halß geschossen. Daßelbe kam wiedder mit den pistolen undt die eine pistole wahr bluttigh. Alß das pferdt wieder kam, da machet man ein muthmaßung, daß Ihr Kön: Mttn. geblieben weren. In zwo stunden darnach hat man Ihr Kön: Maijttn leib, und die kleider davon außgezogen, gefunden, mit zehen wunden geschossen, gehawen, verwundt und mit drei bluttigen hembden angezogen. In dem Ihr Kön: Mtth. war geblieben, verlohr die sonne ihren schein und schiene nicht mehr biß in die vierde woche. Undt der dicke nebel blieb auch etliche wochen bestehen. Also endeten Ihr Königl. Maijttn. mit grossem rhumb sein leben vor das liebe evangelium, daß auch das firmament des himmels ein anzeigung uber des großmechtigen königs trübseligen abgangk undt hinfall gegebenn. Ob nun gleich Ihr Kön: Mttn dero leben ritterlich gelassen, seindt doch die soldaten nicht erschrocken gewest, sondern den feindt wie die lewen angefallen undt Ihnen die stücke abgenohmen undt den feindt geschlagen. Der general Pappenheimb ist auch auffs lezte mitt seinen troppen darzue gekomen unndt beßer wollen machen alß der Wallsteiner. Ist aber auch so empfangen wie die andern, hat auch gleichsfals mit seinem leben bezahlen müssen. Und seindt also durch Gottes gneedige hülffe außm freijen feldte geschlagen. Des feindtes armada ist geschetzet auff 46000 man unndt Ihr Kön: Maijttn auff 16000 mann. Es seindt des feindes stücken geblieben 18 halbe carthaunen undt alle Ihr munition waagen sambt 25 fänlein. Die unßerigen haben verlohren 33 fähnlein.

Alßo haben Ihr Kön: Mttn auch nach ihrem todte gesieget, wie zuvohr in ihrem leben. Undt seindt zu beiden parthen auff der wahllstadt blieben 6000 mann. Die catholischenn haben zur losungh gehabt: JESUS MARIA. Unndt Ihr Königl. Maijttn habenn gehabtt: GOTT MIT UNS“.[5]

Der schwer verwundete Steenbock – er war in den Fuß geschossen worden[6] – wurde nach der Schlacht in Mühlhausen[7] einquartiert. Dazu heißt es in der Thomas-Chronik aus der freien Reichstadt Mühlhausen:  „Den 5. Dez. [15.12.; BW] ist der Oberst Steinbock auf vorgehende Order, so bei jüngst vergangenem Treffen bei Lützen hart verwundet und bis er restituirt, einlogiert worden und sollen ihm zur Kur dienliche Mittel suppeditirt werden“.[8]

[1] 1. Schlacht bei Breitenfeld am 17.9.1631: Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf u. die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. Der englische, in kursächsischen Diensten stehende Söldner Poyntz äußerte sich sehr kritisch über das Verhalten seines Kriegsherren u. der kursächsischen Soldaten; POYNTZ, Relation, S. 58: „The Duke my maister seeing so many fall about hym was amazed, beeing not vsed in person to see such hot play: and of himself very timorous began to retire in tyme, and gave up his com̃aund to his Generall Arnem, and rid in hast 6 miles of to Ilingburg [Eilenburg; BW] to a Castle hee had, which did much discourage his Army, to see hyme runne as it were from them; for presently after his departure, Tilly though hee was bravely with the King of Sveue for two hours together, sent the best part of his Infantery to charge home the Saxon Troopes, who beeing young Cavalliers and Gallants and who had never seene a battaile fought, and seeing themselves drop, and the bullets fall so thicke, and their Duke gonne, threw away their Armes, and fled“. HAPPES Zahlen in der „Thüringischen Chronik“ mit 40.000 Mann auf beiden Seiten [MDSZ, I 207r] liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte v. 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen u. 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen u. 2.000 Schweden ums Leben gekommen. Zeitgenössische Flugschrift „Relation / vnd nunmehr recht gründlicher Bericht / von dem Grossen Haupt Treffen vnd Grimmigen Schlacht so … den 7. Septbr. Anno 1631 zu Breitenfeld … gehalten. 1631″, zitiert bei RUDERT, Kämpfe, S. 74: „Die Todten liegen von Leipzig an biß auf die Hohe Leine / seynd noch viel lebendige vnter den Todten / denen Hände vnd Füsse abgeschossen seyn / bitten umb das Jüngste Gericht man soll sie nur todt schiessen / daß sie ihrer Marter loß kommen / wollen sie sich laben / müssen sie Christen Blut trincken“. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 432ff. [Quellen 400-422]; KAISER, Politik, S. 446ff.

[1a] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden u. Hessen-Kasselischen unter Gustav II. Adolf u. den Kaiserlichen unter Wallenstein. Nach WILSON, Lützen, S. 217, betrug die Stärke der kaiserlichen Armee 22.775 Mann, von denen 19.175 an der Schlacht teilnahmen. Die Stärke der schwedisch-hessen-kasselischen Armee betrug nach WILSON, Lützen, S. 220, 19.608 Mann, von denen 18.738 an der Schlacht teilnahmen. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs u. dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung u. Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v-302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. WILSON, Lützen; SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff. Vgl. www.ra.se/kra/0425.html; 0425 a Sveriges krig, Krieget i Tyskland 1628-1648) unter 0425:03:107 „Keÿserliche Schlacht Ordnung Wie solche durch den General Walenstein ist gestellet vnd gehalten worden den 6. Novembris Anno 1632. vnd diese Schlachtordnung ist bestanden in nachfolgenden Nehmlichen 26,000 Mann Zue Fues, 2000. Dragons, 8000 Curassier, 5000 Herquebuss: 3000 Croat: insumma 44,000 Mann, die Fronte ist breit 979 Ruthen Reinlandisch macht 4895 Pass“. – Lützen [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 286f.=> Quellen 50-89.

[2] BRZEZINSKI, Lützen, S. 21.

[3] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[4] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[5] TEITT: Eine Internet-Edition: Jöns Månsson Teitts Kriegszüge mit Gustav II. Adolf, 1621-1632, unter www.krieg.historicum.net.

[6] Vgl. SEIDLER, Lützen, S. 111.

[7] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[8] JORDAN, Mühlhausen, S. 250.

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