Steckenberg [Stechenberg, Stacheberg], Hans Dietrich von

Steckenberg [Stechenberg, Stacheberg], Hans Dietrich von; Obristleutnant [ – ] Steckenberg war 1632 Kommandant in Braunfels.[1]

Er war 1633 als Obristleutnant in Höxter[2] stationiert. Er überlieferte die an Wallenstein gesandte Post der ligistischen Befehlshaber dem kaiserlichen Kommandanten in Eger,[3] John Gordon.[4] Anscheinend hatte er sich den Dechiffrierschlüssel angeeignet, so dass er über den Inhalt der Mitteilungen kaiserlicher und ligistischer Befehlshaber gut informiert war. Bei einem Chronisten aus Höxter heißt es: „Im jahr 1633 den 5. Februarii ist gemelter obristlieutenant Stechenberg auß forcht der Braunschweigischen völcker, welche denselben einen einfall dröheten, nachdeme er zuvor die arme statt bis auff den eusersten gradt außgesogen, von hier nach Brakel[5] gezogen“.[6] Verheiratet war er mit Anna Catherina, Tochter des münsterischen Hofrichters Johann Caspar von Plettenberg. Durch die Erbschaft seiner Frau wurde er Herr auf Haus Ossenbeck im Kirchspiel Sendenhorst.[7]

In den Aufzeichnungen der westfälischen Stadt Hallenberg[8] erscheint er 1633 auch als Generalquartiermeister: „Eodem die, war der 7. Octobris [1633] ist der generalquartirmeister J. von Stacheberg anhero kommen, welcher alhir nachtquartir genommen und mit seinem comitat gleichfals von gemeiner stadt ausgezehret worden […]. Item den 7. Oktobris [1633] generalquartirmeister J. von Stacheberg … nachtquartir hir gehat und vil gekostet“.[9]

1634 war er Obrist unter Philipp von Mansfeld und galt allgemein als Günstling Lamboys. Im August 1634 hatte er Haus Landskron[10] im jülich-bergischen Land ausgeplündert.

„Am 17. [1.1640; BW] bespricht der Rat [von Münster; Münster; HHSD III, 537ff.[11] BW] die von Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der inzwischen wieder seine schwedische Bundesgenossenschaft erneuert hat, drohende Gefahr. Von 1.000 Stadtsoldaten sollen 200 durch die Geistlichkeit bezahlt werden, die sich aber dagegen sträubt. Nach einer Umfrage im Rat wird vor anderen der Obrist Hans Dietrich von Steckenberg als Kommandant bevorzugt (7. Februar), jedoch mit der Bedingung, daß er aus Landesmitteln besoldet werden möge und den Landständen wie der Stadt den Eid schwören müsse. Er sei aber nur ‚im Notfall‘ anzunehmen“.[12]

„Der Domdechant Mallinckrodt und der münstersche Kanzler Hermann von Merveldt weilten als Deputierte der Landstände beim Grafen Wahl in Hamm[13] und bringen ‚gefährliche Avisen‘ mit, wonach die Hessen in Dorsten[14] einen Überraschungsangriff auf Münster planen. Deswegen seien drei Kompanien Landschaftssoldaten auf Bürgerservis einzunehmen. Die Gilden willigen ein, doch über die Person des neuen Kommandanten wird heftig disputiert. Die Gilden wollen einen ‚qualifizierten Patrioten‘ wie etwa Steckenberg, gegen den der Licentiat Viehoff Bedenken geltend macht (angeblich sei über ihn dreimal ‚Malefizrecht‘ gehalten worden). Sie sprechen sich gegen den Bruder [Johann Joachim; B. W.] des Grafen Wahl aus, ’so zu Lemgo[15] nominirt‘ (er sei ‚widerwertiger Religion‘) und wünschen eher Obrist Reumunt oder den Droste [Johann Beveren; BW] von Twickel, der zwar nicht so kriegserfahren sei, zu dem sie aber als einem ‚fürnehmen adelichen Landsassen‘ besseres Vertrauen haben (30. Oktober)“.[16]

Im Novenber 1640 hatte sich auch Dietrich von Plettenberg, Dompropst in Münster, bei dem kaiserlichen Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt für Steckenberg verwandt, um dessen Wiedereintritt in den kaiserlichen Kriegsdienst zu erreichen, die auch Kurfürst Ferdinand von Köln befürwortete. Zugleich informierte er ihn über Steckenbergs Auseinandersetzung mit Georg I. von Hessen-Darmstadt wegen der Verleumdung von Steckenbergs Person.[17]

„Am 6. November schwören die beiden neuen Kompanien dem Rat den gewöhnlichen Eid. Den Deputierten aller Leischaften werden am 14. ernstlich die Verteidigungsmaßregeln vorgetragen und die Kandidaten für die Stadtkommandantur vorgestellt. Die Gilden mißtrauen dem Domdechanten von Mallinckrodt und dem Bruder des Feldmarschalls und argwöhnen, man trachte danach, dem Rat das Regiment aus den Händen zu nehmen. Velen schlägt Steckenberg vor, der auch eine Empfehlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm vorlegen kann. Der Rat übernimmt den Auftrag, dies der Regierung mitzuteilen. Die Fahnen der ‚jungen Gesellen‘ werden gemustert, und die Reiterkompanie des Rittmeisters Gerhard von der Recke wird auf drei Monate eingenommen, weil die hier sonst stationierte Kompanie zur Steggen abkommandiert ist. Am 26. November kommen die Kompanie von Twickel und zusätzlich eine vierte unter Hauptmann Hoffmann in die Stadt, deren Musterung erfolgt. Wegen der Person des Kommandanten sendet der Rat ein Schreiben an den Kurfürsten. Die Gilden und die Gemeinheit der Bürger begehren Stecken-berg, der nur von der kaiserlichen Generalität dependiere und dazu ein ’sonderlich hochverstendiger und des Kriegs wolerfahrener Mann‘ sei. Gegen die Wahl der fürstlichen Räte sind sie sehr mißtrauisch (‚were inen sonsten das Werck fast verdächtig‘). Man wolle aber Kaiser und Landesherrn ’nit offendiren‘ (29. November). Obrist Steckenberg beschwert sich über den Ratsherrn Viehoff wegen Verleumdung. Dieser erklärt, er besitze ein vertrauliches Schreiben von einem ‚guten Cavalier‘, das er aber nicht vorzeigen will, und verweigert Steckenberg eine Entschuldigung, da er seine Bedenken geheim offenbart habe“.[18]

„In außerordentlicher Ratsversammlung beschließt man, dem Kurfürsten und dem Grafen Hatzfeldt[19] getrennt zu schreiben, daß Münsters Bürgerschaft den Obristen Steckenberg als Kommandanten bevorzuge. Der Freigraf Lubbert Meyer soll sich auf Stadt-kosten auch um Auskunft an den vormaligen Stadtkommandanten Wilhelm von Westphalen wenden (2. Januar). Eine Legation zum Kurfürsten nach Köln übernehmen der Bürgermeister Dr. Forckenbeck und der Licentiat Viertenhalben“.[20]

„Aufsehen erregt ein Rencontre des Obristen von Steckenberg mit seinem Kapitänleutnant Matthias Westphalen, der dabei schwer verletzt wird (9. September [1645; BW]). Der Obrist wendet sich unter Berufung auf seine Privilegien an die kaiserlichen Gesandten Graf Nassau und Dr. Isaak Volmar, die sich für ihn einsetzen, worauf der Rat ihnen die Urteilsfindung überläßt (18. September)“.[21]

Im Protokoll des Rats der Stadt Münster vom 9.9.[1645; BW] heißt es: „Als sich gestrigs abends, wie herr burgermeister Ploniß in hac congregatione referirt, zugetragen, daß herr Dietrich von Steckenberg, gewesener Kayserlicher obrister, jetzo seinem angeben nach in königlich Hispanischer bestallung (wie er sich auch Kayserlicher bestallung berühmet und dafür ausgaben) sich verhaltend, gestrigs abends spät in Stapelbergs behausung einen, seinen capiteinleutenant N., gröblich ins haupt verwundet und wie deswegen an ihne, herrn burgermeister, klag kommen und er daruff Dieterich Vorberg, reytenden diener, sampt dem adjutanten angeschickt und in arrest nehmen und sagen lassen, er mögte sich alda in der herberg inhalten, der obrister druff freventlich geantwortet haben solte, er hette die brüe von den herrn, were inen nit underworfen, so ward zuvorderst des adjutanten Petern [Fischer] bericht erfordert.

Daruff referirt vorerst Peter … adjutant, daß er gesterabends in namen des rhats dem herrn obristen Steckenberg angemeldet, es were den herrn des rhats clagend anbracht, daß er einen ins haupt zu todte verwundet hette, deswegen were er befellicht, ime anzumelden, daß er hiemit in arrest genommen sein solte biß zu weiterem bescheide. Druff Steckenberg geant-wortet, er were ein Kayserlicher obrister, dem rhat nit underworfen, hette die brüe von der statt, das solte er nur sagen, hette auch sein degen ime langen lassen.

Henrich Höcker, reytender diener, berichtet uff selbige meinung wie der adjutant. Dietrich Vorberg, reytender diener, berich-tet uff selbige meinung und daß herr obrister Steckenberg sich starckmütig dörfen vernehmen lassen, nachdem der adjutant ime den befelch des rhats oben ufm gemach angedeutet ghabt, den er druff der frawen angedeutet, umb des obristen pferd und guet in arrest zu behalten, welchs der obrister hörend gsagt: Ihr hundsfötter, langt mir meinen degen ! ob er, der obrister, darmit seine oder des rhats diener gemeint, könne er nit sagen, were weggangen.

Meister Johan Hölscher, barbirer, vocatus et interrogatus super vulnere,[22] berichtet, daß der verwundter capitein-leutenant drey schwere und gefehrliche wunden ins haupt, auch eine im arm empfangen, also daß die hirnpfand ausstünde, oben ein stück vom hirnpfand[23] ab und weg, und dazu zwei wunden ins haupt gehawen, also daß es seines ermessens fast gefehrlich, hab derwegen meister Berndten Bödding, barbirer, mit zur cur adhibirt.

Demnechst erscheint Susanna, als Matthiae Westphalens vulnerati hausfraw, repetirt ihre gestrigs abends an herrn burgermeister gethane clag und sagt nochmaln, wie daß der herr obrister Steckenberg gesterabend seinen diener an ihren man geschickt und gütlich begeren lassen, er mögte ime zu sprechen, dan er hette mit ime zu reden. Wie aber ihr man ins haus kommen, hette er sovort seinem diener befolen, die thür zuzusperren, hette daruff sovort iren man mit dem degen überfallen und so starck und groblich verwundet, daß er am leben befahret. Ihr man were dessen, was der obrister der diffamation oder schmehung halben ime vorghalten, geleugnet und gesagt, daß er an den sachen unschuldig, dan vielmehr, daß die geworbene soldaten sich gegen iren man vernehmen lassen, der herr obrister hette bei inen wie ein schelm ghandelt, dan er sie uff Kayserliche bestallung angenommen, solten aber königlich Spanischen dienst thun. Ihr man hette auch kein gelt empfangen“.[24]

Dass allgemein kein Interesse gerade am harten spanischen Kriegsdienst bestand, zeigt sich auch darin, dass Stechenberg, der im Auftrag Lamboys im Westfälischen ein Kürassierregiment anwerben sollte, die Werbung als kaiserliche ausgab, während sie für Spanien gedacht war.[25]

Stechenberg erscheint 1645 noch einmal in einer etwas zwielichtigen Rolle. „Da nicht nur Peschwitz und Wendt, sondern auch von dem Obristen Baron Steckenberg – einem alten Kameraden Bönninghausens, der mit ihm unter [Philipp v.; BW] Mansfeld gedient hatte[26] – über dessen drohende Werbung [für Frankreich, BW] Anzeige gemacht wurde, sandte man Steckenberg zum Grafen Velen. Steckenberg hatte Befehl, für den General Lamboy ein Regiment Knechte zu werben, doch wurde ihm ein Teil seiner Leute durch Bönninghausen abspenstig gemacht. Velen traf mit Steckenberg zwar die notwendigen Anstalten, sich Bönninghausens Person zu versichern, meldete aber den Gesandten, er könne dem Kaiser wenig nützliche Dienste leisten, weil er nicht über einen Taler zu disponieren hätte und ihm überall die Hände gebunden seien. Er müsse sich von dem Oberkommissar von Blumenthal gleichsam kommandieren lassen, der ohne Vorwissen der Generalität die Verteilung der Kontributionen regele, wodurch er die Völker in Schaden bringe. […] Wie Bönninghausen später berichtete, war der Anschlag Velens, der ihn verhaften lassen wollte, im Hause Volmars ‚auskommen‘. Dort habe sich der Obrist Steckenberg, der die Aktion befehligen sollte, ’sich etwas laut vermerken lassen, daß man die bestimmten Völker auf den Abend zum bewußten Werk in Bereitschaft halten solle. Dieses habe des Servien Weib, so die Volmarin besucht, gehört, alsbald von derselben Urlaub genommen und ihrem Mann solches angezeigt, der ihn durch den französischen Residenten habe warnen lassen‘. Weil der hessische Konvoi, der ihn von Münster habe holen sollen, von den Kaiserlichen geschlagen gewesen, habe der französische Resident, bei dem er sich aufgehalten, ein Geschrei ergehen lassen, daß er schon aus der Stadt und salviert sei. Er wäre aber noch neun Tage darüber in Münster gewesen, bis ein anderer Konvoi zwei Meilen vor der Stadt angekommen sei, wozu ihn der Herzog von Longueville mit vielen Wagen hinbegleitet hätte“.[27]

[1] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.

[2] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[3] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[4] Vgl. die Erwähnungen bei WORTHINGTON, Enigma.

[5] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[6] NEUWÖHNER,Im Zeichen des Mars, S. 94.

[7] Sendenhorst [LK Beckum]; HHSD III, S. 683.

[8] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[9] BRUNS, Hallenberg, S. 272.

[10] Landskron [Gde. Lohrsdorf; Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 195f.; LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 306.

[11] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[12] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 92.

[13] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.

[14] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[15] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.

[16] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 94.

[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 134.

[18] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 95.

[19] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 86: Münster an Hatzfeldt, sich bei Ferdinand von Köln für Steckenberg als Kommandanten von Münster zu verwenden (Anl.: Schreiben der Stadt Münster an Ferdinand von Köln).

[20] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 96.

[21] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 106.

[22] gerufen und befragt wegen der Verletzung.

[23] muss heißen Hirnpfanne: für Hirnschädel (cranium), eigentlich der gesamte Schädel mit Unterkiefer.

[24] LAHRKAMP, Stadtmünster. Akten, S. 104f.

[25] LAHRKAMP, Stadtmünster. Akten, S. 105; STEINWASCHER, Osnabrück, S. 31.

[26] Stechenberg hatte den Heiratsvertrag der Tochter Bönninghausens mit Imperiali als Zeuge unterschrieben; LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 306, Anm. 35.

[27] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 342ff.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.