Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh, Spurckh, Spurck, Storckh, Spor], Johann Graf von; Feldmarschallleutnant [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanměstetz]
[Eine umfangreiche Neubearbeitung in acht Teilen ist in Vorbereitung]
Sporck[1] wurde um 1601 – nach anderen am 6.1.1600 – in Westerloh[2] als Sohn westfälischer Bauern auf einem Meierhof[3] geboren. Sporck soll angeblich früh zum katholischen Glauben konvertiert sein,[3a] was aber nicht stimmig ist, denn er stammte aus einer „altkatholischen Familie“, wie auch seine Leichenpredigt deutlich hervorhebt.[3b]
Er war eines der seltenen Beispiele eines Aufstiegs von ganz unten (neben Schoch, Werth, Haes und Druckmüller). 1619 war er Rekrut im bayerischen Heer in Werl,[4] 1631 war er noch Kornett[5] im Regiment[6] Bönninghausen[7] gewesen, 1633 hatte er unter Werth[8] als Rittmeister[9] gedient, war 1636 aber bereits Obristwachtmeister[10] im Arkebusierregiment[11] Del Maestro. In der Schlacht von Wittstock[12] am 4.10.1636 und noch vor August 1637 war er Obrist.[13]
Der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt entsandte Sporck im Februar 1637 zu Hermann Georg Abt von Fulda,[14] der sich von hessen-kasselischen[15] Truppen bedroht fühlte. Fulda[16] wurde im März dieses Jahres von hessen-kasselischen Truppen überfallen.
Im März 1637 wandte sich der Rat der Stadt Nordhausen[17] wegen der Einquartierung von Soldaten Sporcks sowohl an Melchior von Hatzfeldt als auch an den Rat der Stadt Mühlhausen.[18] In diesem Monat wurde ein Verhör wegen des Überfalls kaiserlicher Soldaten auf Kaufleute in Salza[19] durchgeführt.[20] Der Landrichter Heubel hält fest: „Den 24. März ist Obrister Spork von Saalfeldt[21] marchiret, Rudolstadt,[22] Rembda[23] vorbey und zu Dienstedt[24] mit einer starken Parthey Nachtquartier genommen, mit anbrechenden Tag mit gar guter Ordre gegen Erffurth[25] gegangen, woselbst er etzliche Pferde, 5 Bürger, darunter ein Rathsherr, Herr Juch genant, gefangen, auch viel Viehe genommen, im Rückwege das Nachtquartier zu Groß-[26] und Kleinen Hettstadt[27] genommen. Der von Boseck und ich sind zue ihme geschickt und umb gute Ordre zue halten und baldt zue marchiren zue bitten, welches er auch gethan, 4 gefangene Bürger wieder losgelassen, dem Rathsherrn aber bis Bösneck[28] mitgenommen, woselbst er 50 thlr: Ranzion[29] ufbringen müssen“.[30] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587 – nach 1642][31] notiert in seiner „Thüringer Chronik“: „Den 30. März [Datierung jeweils nach a. St.; BW] ist der Keyserliche Obriste Sporck gegen Abend mit etzlichem Volcke vor Salza kommen und Quartier in der Stadt genommen|begehret|. Als aber der Rath solches abgeschlagen, sind die Soldaten mit Gewalt eingefallen, das Erfurtische Thor eröffnet und gewaltig in die Stadt gedrungen. Die Bürger aber haben sich gewehret, drey Soldaten todt geschossen und viel verwundet und also den gantzen Haufen mit Gewalt aus der Stadt geschlagen, sind die Nacht in Großgottern[32] und Schönstedt[33] blieben. Den 1. [April] sind diese Soldaten nach Mühlhausen[34] gezogen“.[35] „So ist von dem Keyserlichen General Hatzfeldt dem Obristen Sporck auf zwey Regimenter die Grafschaft Schwartzburg zum Quartier und Contribution[36] assigniret. Die sind auch im Anzuge. So wird auch von deme zu Heldrungen[37] liegenden Keyserlichen Commendant Contribution und Proviant gefordert. Den 1. April sind die Sporckischen Soldaten von Mühlhausen nach Bleicherode[38] gezogen, haben im Durchmarche den armen Leuthen zu Holzthaleben[39] etzlich Viehe und andres genommen“.[40] „Den 6. April sind wir von dem Keyserlichen Obristen Sporcken nach Frankenhausen[41] beschrieben, da uns angezeiget, dass wir auf 10 Compagnien Fußvolck und 3 Compagnien Tragoner in der Grafschaft Schwartzburg nebst den Städten Mühlhausen und Nordhausen Musterplatz und die Werbegelder geben sollen“.[42] „Den 28. Mai, war der heilige Pfingsttag, ist der Obriste Spurck anhero nach Ebeleben[43] kommen und Mittag gehalten“.[44]
Die Regierung zu Halberstadt[45] wandte sich im Juni wegen der Beschlagnahme der Wagen des Elias Estmahn durch Obristleutnant Sporck an den Feldmarschall.[46] In diesem Juni hatte sich Obrist [!] Sporck beim Rat von Langensalza[47] wegen eines Überfalls auf kaiserliche Soldaten beschwert, während der Rat seinerseits beim Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen Beschwerde führte.[48] Sporck stand im Juli bei Helmstadt[49] und beschwerte sich bei Hatzfeld über die Einquartierung in der Grafschaft Schwarzburg.[50]
Vom August 1637 stammt die Beurteilung Sporcks durch Moritz Adolf von Dehn für Melchior von Hatzfeldt.[51]
Am 6.3.1638 schrieb der kaiserliche Generalleutnant[52] Gallas[53] aus seinem Hauptquartier in Sternberg[54] an Ferdinand III.,[55] laut kaiserlichem Befehl wurden die Regimenter Sporck und Sparrenberg zusammengezogen und reformiert.[56] Bei Happe heißt es: „Den 11. [21.3.1638] ist der Keyserliche Obriste Spurck mit einem Regiment Reutern zu Kelbra[57] ankommen“.[58] „Eodem [die] [23.3.; BW] der Obriste Spurgk mit vielen Reutern und Pagagi zu Abtsbessingen[59] still gelegen. Den 15. sind sie von dar hinweg gezogen“.[60]
Im Sommer 1639 rückten Truppen unter Königsmarck aus dem Thüringischen nach Süden bis nach Schweinfurt[61] vor. Anfang September wurde Sporck von ihnen bei Münnerstadt[62] geschlagen und dabei ins Gesicht geschossen.[63] Nach Kontributionszahlungen rückten Königsmarcks Reiter wieder ab.[64]
1640 hatte Sporck ein neues bayerisches Regiment erhalten. In diesem Jahr wurde der französisch-weimarische Obrist Eckart bei Gelnhausen[65] durch Sporck gefangen, der größte Teil seiner Einheit niedergehauen und er selbst starb in Würzburg[66] an einer Stichverletzung.[67]
Im Februar 1641 hatte Piccolomini[68] mehrfach an den Kaiser geschrieben und über seine Verfolgung der Schweden und Weimarer in Franken berichtet, in deren Verlauf der Feind am 6.2. in einem Gefecht zwischen Sporck und den Weimarern bei Schwabach[69] verjagt und von den Kroaten,[70] die dabei eine größere Anzahl von Pferden erbeuteten, verfolgt wurde.[71]
„Zu gleicher Zeit [Winterquartier 1640/41; BW] lagen in Lauingen[72] demontierte Reiter und die Bagage[73] vom Werth‘-, Spork‘- und Neuneck’schen Regiment, im ganzen bei 4000 Mann und 2000 Pferde. Da die Stadt unmöglich eine solche Last auf die Dauer hätte ertragen können, so wandte sich Herzog Wolfgang Wilhelm [v. Pfalz-Neuburg; BW][74] wieder um Abhilfe an seinen Schwager, Kurfürst Maximilian[75] (9. März 1641). Letzterer antwortete am 18. März, er wisse wohl, was die Pfalz (Neuburg) von Freunden und Feinden ausgestanden habe, nachdem aber der Feind sich gleichsam vor der Türe befinde und man demselben zu resistieren, auch die Pfalz und andere getreue Untertanen zu schützen, auf alle Mittel bedacht sein müsse, so sei von zwei Übeln das kleinere zu wählen und man müsse lieber ein Übriges tun, als den Feind ganz Meister werden lassen. Seine eigenen Lande seien ebenso hart betroffen. Die Untertanen mögen zur Geduld ermahnt werden, den Truppen aber werde man gute Ordnung und Disciplin und Vermeidung aller Exorbitantien[76] einschärfen und die Delinquenten ernstlich bestrafen lassen. –
Ebensowenig Erfolg hatte eine nach München geschickte Botschaft. Dieselbe wurde beim Kurfürsten wegen wichtiger Geschäfte gar nicht vorgelassen, im Kriegsrate aber mit leeren Worten hingehalten. – Am 22. März sieht man sich in Neuburg[77] zu neuen Klagen veranlasst. Die an der Donau auf- und abmarschierenden Regimenter haben das Herzogtum »in desolation« gebracht. Die Untertanen zu beiden Seiten der Donau seien ausgesogen und ihr Eigentum verschleppt oder verwüstet, so dass die Leute im Elend herumlaufen oder daheim samt den Ihrigen vor Hunger und Kummer verschmachten müssten. Es sei ein Verfahren, wie es noch niemals gegen einen Reichsfürsten, nie oder selten gegen einen Feind praktiziert worden sei, während die Dillingischen, Fuggerischen und andere Untertanen verschont würden, und »hausen, handeln und wandeln« könnten. Der General-Commissarius[78] Schäffer habe die Äusserung getan, es könne ihm seinen Kopf kosten, wenn die Bischöflichen »mit einigem Mann« über die gewöhnlichen Winterquartiere[79] belegt würden. – Auch diese offenbar etwas übertriebene Vorstellung fand kein Gehör. So musste die Regierung ihre Landstände[80] anweisen, zur Vermeidung der Execution[81] die Quartierlast geduldig zu ertragen. […] Für die Wörth’sche und Neuneckh’sche Bagage, die zum Glück bald wieder entfernt worden war, waren 2457 fl. 17 kr. aufgegangen. Diese Summen mussten von der Bürgerschaft in 15 Extraanlagen aufgebracht werden. Schliesslich wurde zwar auf Verwendung des Herzogs der fünfte Monat von der Contribution nachgelassen, aber, allein Lauingen hatte schon bezahlt und an eine Rückerstattung war nicht zu denken“.[82]
Sporck war die Führung eines „fliegenden Korps“ nach dem Muster einer schwedischen Abteilung unter Königsmarck anvertraut worden, mit dem er 1642 in Thüringen und Sachsen eingefallen war. Der Schmalkaldener[83] Chronist Johann Georg Pforr [1612 – 1687] erinnert sich: „Item Den 13. Jan: hat der Obrist Sporck mit 300 Keyserlichen reutter<n> ein thumbprobst[84] von Cölln[85] biß anhero convoirt, welchen probst deß andern tageß von 40 bürgern nach Waßungen[86] begleidet worden“.[87]
Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald,[88] Georg Gaisser [1595-1655],[89] notiert in seinem Tagebuch unter dem 23.6.1642: „Vorbeizug einer militärischen Abteilung unter dem Kommando des Obersten Sperckh, die in Bräunlingen[90] übernachtet“.[91] Am 7.7. hält er den Vorbeizug einer Reiterschwadron[92] des Regiments Sporck fest.[93]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[94] aus dem von Eger[95] abhängigen Marktredwitz[96] notiert zum Juli 1642: „Unterdessen hat sich in der Pfalz – um Kemnath,[97] Falkenberg,[98] Tirschenreuth[99] und Waldsassen[100] – churbayerisches Volk – an die 1000 Mann [stark] – versammelt, den Schwedischen[101] aus Erfurt[102] zu widerstehen. Den 12. dito ist dann auch H[err] Oberst Sporck [von] Waldershof[103] [aus] mit etlichen Reitern hier vorbei und nach Waldsassen gegangen.
Den 13. Juli früh ist mit dem anbrechenden Tag von Thölau[104] (herüber) eine schwedische Partei aus Erfurt – an die 100 Pferd[e] stark – vor das Tor [ge]kommen. Sie haben von uns begehrt, daß man ihnen Futter, Bier und Brot hinaus(ver)schaffen sollte. Obwohl wir (zwar) anfangs nit wußten, ob es Feind[e] oder Freund[e], haben wir ihnen doch Bier, Brot, Käs[e] und Butter, auch [das], was an anderem Essen vorhanden [war] und – weil kein Hafer vorhanden – 4 Maß[105] Korn hinausverschafft. Sie haben sich auf den Wiesen zwischen hier und Oberrebitz gelagert, an selber Gegend viel junge Gerste(n) zum Futtern abgemäht und ziemlich[en] Schaden getan. Sie haben fast 3 bis 4 Stund[en] gehalten. Alsdann sind sie den Berg hinauf gegen Wunsiedel[106] marschiert.
Eodem die mittags zwischen 12 und 1 Uhr ist nach ihrem Aufbruch Herr Oberst Sporck mit 300 Pferden von Waldershof [aus] über Meußelsdorf[107] den Schwedischen stark nachgeeilt und hat sie zu Schwarzenbach[108] – wo sie, nachdem sie Quartier gemacht, abgesattelt, die Pferd[e] auf die Weide getan und sich ausgezogen, die Nacht über verbleiben wollten – angetroffen und überfallen. Do dann die Schwedischen in solcher Eil nit alle [haben] zu Pferd kommen können, sind ihrer 3 – darunter ein Leutnant[109] – totgeschossen und gegen 20 gefangen[110] worden. Obwohl die Bayerischen weiter(s) nachsetzen wollten, haben sich doch die Schwedischen etliche Male gewendet, etlich[e] Bayerische beschädigt und 5 gefangen mitgenommen. In diesem Lärm(en) haben die Bayerischen die Schwedischen in den Häusern gesucht und unter solchem Schein die Schwarzenbacher gar rein und sauber mit ausspoliiert.[111]
Wie dieser Lärm(en) vorüber [war] ist auch Herr Oberstwachtmeister[112] Melch[i]or Adam Moser, [der] Kommandant in Eger, mit 100 Pferden zu Schwarzenbach an[ge]kommen. Weil [aber] dann die Nacht herbei [ge]kommen war, haben sie weiter(s) nit nachsetzen wollen, sondern sind (miteinander) wieder zurückgekehrt. Dieser Einfall ist zu Schwarzenbach abends zwischen 5 und 6 Uhr geschehen.
Als nun dieses beiderseits vorgegangen [war], sind wir nit allein von den pfälzischen Beamten und churbayerischen Soldaten, sondern auch von einem e[dlen], festen Rat der Stadt Eger ein[z]ig und allein deswegen auf das äußerst[e] verhaßt und verfeindet worden, weil wir nach Erfurt um(b) Salva Guardi[a][113] geschicket und uns in Kontribution eingelassen. Sie gaben vor, wir hätten dadurch gleichsam(b) den Feind ins Land gelockt und [haben] uns für Rebellen, die es mit dem Feind hielten, öffentlich gescholten. Auch [haben] sie gedroht, uns mit Volk so stark zu belegen, daß wir aufs äußerst[e] ruiniert und im Grund verderbet würden.
Auf der anderen Seite(n) haben die Schwedischen vor[ge]geben, daß wir ihre Ankunft – während sie hier gefüttert – den Churbayerischen angedeutet und verraten hätten. [Da] wir so [zu] ihrem Überfall Anschläg[e] und Ursach [ge]geben, [haben] sie uns öffentlich gedroht, uns zu spoliieren und hernach in Brand zu stecken.
Wir [sind] also hie[r]durch in noch größere Gefahr geraten. Wir haben [dadurch] von Freund und Feind nichts Gutes zu hoffen [gehabt], sondern sind von beiden Teilen ganz unschuldig aufs höchste bedroht worden. [Darüberhinaus] haben auch noch die Schwarzenbacher fälsch vor[ge]geben, 3 Bürger von Rebitz wären mit den Churbayerischen zu Schwarzenbach eingefallen – was die Schwedischen für glaubwürdig ein[ge]nommen – , [obwohl] kein ein[z]iger Bürger zu den Bayerischen (nit) hinaus [ge]kommen ist.
In solcher Gefahr haben wir Tag und Nacht fast allerorts zu schreiben und zu schicken gehabt, um uns allerseits zu purgieren und unser[e] reine Unschuld zu bezeugen. [so sind] wir dann auch auf [die] Interposition des H[errn] Brigadeleutnant Nicola de Quesnoy, des Landrichters zu Waldeck[114] und [des] H[errn] Rittmeister Hans Wilhelm von und zum Brand mit H[errn] Oberst von Sporck(en) [wieder] ausgesöhnt worden, der uns [dann] auch mit schriftlicher Salva Guardi[a] versehen [hat]. Auf der anderen Seite(n) haben wir gleichfalls nach Erfurt schicken und doselbst [die] Attestation des Rats zu Schwarzenbach und [die] des H[errn] Hauptmanns zu Wunsiedel – daß keiner unserer Bürger bei dem Einfall zu Schwarzenbach [dabei] gewesen, viel weniger, daß wir an solchem Überfall Rat und Tat haben sollten – bei H[errn] Kommandanten doselbst ablegen und übergeben lassen ! [Dort haben wir dann auch wieder etwas Gnad[e] erlangt, aber bei den pfälzischen Beamten, die uns gleichsam(b) für Landesverräter gehalten und nichts mehr an Viktualien heran[ge]lassen haben, wie auch bei der Stadt Eger, unser[er] lieben, hohen Obrigkeit, haben wir keine Gnade finden [können]. Bei ihr [hat] unsere Unschuld auch gar nit angenommen werden wollen. Dahero [waren] wir [in] dieser Zeit so veracht[et] und gleichsam(b) von jedermann verlassen, daß [es] kein Wunder gewesen, wenn wir in unserem großen Elend vergangen wären; denn im ganzen Land [ging] ein allgemeines Geschrei: ‚Heut wird man Rebitz plündern !'[115] ‚Morgen wird man es in Brand stecken !‘ ‚Die Churbayerischen werden heut mit 600 (Mann) hineingelegt, die alles verheeren und verzehren !'[116] […] Den 26. dito [August, BW] ist H[err] Oberst von Sporck mit [etwa] 600 Reitern bis nach Erfurt gestreift und hat von dort Vieh, etliche Bürger – darunter auch einen Bürgermeister – gefangen mit zurück und nach Kemnath gebracht“.[117]
Bei dem Schmalkaldener Pforr heißt es: „Den 10. Octobr: ist der Obrist Spurgk mit etzlich hundert man vor Meinungen gerückt und weil darin der Obristleutenand Baltzer Rüdiger mit 200 reutter<n| und 100 mußquetirer<n> gelegen und darauß die Francken unter der contribution gehalten, hat er, Sporgk, solchen ort drey tag mit stücken[118] hefftig beschossen und uber 60 kranatkugel[119] /: darvon eine in die kirchen uff eines Keyßerlich[en obristleutenant krab geschlagen und den daruff gelegen[en stein zerschmettert :/ in die statt geworffen, hat aber unverrichter dingen abziehen müßen“.[120]
Im November 1642 erschien Sporck wieder, wie Leopold berichtet: „Den 22. dito ist H[err] Oberst von Sporck mit 500 churbayerischen Reitern aus Franken herauf auf Helmitz (= Helmbrechts[121]) und Schwarzenbach [ge]kommen. Den 23. dito ist er zu Rehau[122] gelegen [und] dann auf Asch gegen Zwickau[123] [zu ge]gangen“.[124] „Den 26., früh vor Tag(s), [ist] Herr Oberst von Sporck wieder zurück- und um(b) Waldsassen [herum] an[ge]kommen. Eodem sind 2 Parteien von Sporckischen hie[r] vorbei gegen Wunsiedel [zuge]gangen. […] Den 28. ist eine kaiserliche Partei von etlich 30 Pferden hie[r] vorbei [und] auf H[errn] Oberst Sporck(en) zu [ge]langen. […] Den 1. Dezember sind etliche Sporckische Reiter zu Seußen[125] eingefallen, [haben] aber nur dem Schricker einen Ochsen hinweggenommen. […] Den 3. dito ist der Regimentsquartiermeister[126] vom Oberst Sporck mit 9 Pferd[en] hier(bei) vorüber [ge]gangen. Als sie nach Weißdorf[127] [ge]kommen, haben sie in dem Wirtshaus doselbst gefüttert. In dem ist eine schwedische Partei von etlich[en] 20 Pferden, die sie ausgekundschaft[et hat], über sie [ge]kommen, hat alsbald Feuer zum Fenster hinein [ge]geben, die Wirtin erschossen [und] den Quartiermeister samt 4 Reitern und 9 Pferden gefangengenommen. Die übrigen sind zu Fuß davongeloffen“.[128]
Im Dezember lag Sporck in Tirschenreuth. Von dort berichtete er Melchior von Hatzfeldt und dem neu gewählten Bischof von Würzburg, Johann Philipp von Schönborn,[129] über die Lage bei Leipzig[130] und den Überfall auf Langenfeld.[131]
Auch die Hinrichtung eines Gefangenen hielt der Chronist aus Marktredwitz fest: „Es hat [zu] dieser Zeit H[err] Oberst von Sporck zu Tirschenreuth einen gefangenen Kornett[132] henken lassen. Dieser hat jedermann – Geistliche und Weltliche – zu Tirschenreuth angeschrien und sehnlich gebeten, wegen seiner bei dem H[errn] Oberst vorzubitten,[133] daß er beim Leben erhalten werden möge; wie er denn auch versprochen, daß er solches der Stadt wiederum(b) verschulden und zu der Kirche(n) doselbst(en) 600 Taler verschaffen wollte. Dahero [haben] die Herren Jesuiten doselbst, obwohl er lutherisch [war] und von seiner Religion nit weichen wollte, um(b) sein Leben sehr eifrig gebeten, aber nichts erhalten können. Deswegen haben sie es anders(t) angegriffen. Sie haben alle Schulknaben und Mädlein in der ganzen Stadt genommen, sind nochmals vor den Oberst(en) gekommen [und] sämtlich (mit den Knaben und Mädlein) um(b) des Gefangenen Leben [willen] vor dem Oberst auf die Knie gefallen [und] haben über alle (lamentierliche) Maßen gebeten. Sie sind aber abgewiesen worden. Ingleichen [hat] die ganze Stadt und Bürgerschaft gebeten. Aber [auch] sie [ist] nit gehöret worden. Letz[t]lich haben die Jesuiten alle schwangeren Weiber in der Stadt genommen, welche alle in Trauerkleidern erschienen [waren], den Oberst durch einen demütigen Fußfall um(b) Fristung des Gefangenenlebens zu bitten; wie denn auch des H[errn] Oberst Gemahlin selbst(en) starke Vorbitt[e] eingelegt [hat]. Aber alle miteinander haben keine Barmherzigkeit und Gnad[e] erlangen können. Er ist bei seiner gefaßten Meinung verharret und [hat] diesen Menschen mit jedermanns Weinen, Trauern und Wehklagen hinrichten lassen.
Obwohl die Churbayerischen wegen des Feinds von Mitterteich[134] und Oberst Sporck selbst(en) gegen Eschenbach[135] und Neuhaus[136] etwas zurückgewichen, ist er doch den 7. dito mit seiner Reiterei wieder herauf [und] mit dem halben Teil nach Tirschenreuth, mit dem anderen nach Waldsassen gerückt. Weil ihn die Waldsassener (alsbald) nit gutwillig einlassen wollten, hat er die Tor[e] einhauen und mit Gewalt hineindringen lassen.
Weil diese churbayerischen Völker, ohne den Troß [an] die 300 [Mann] stark, [in] diesen Orten gelegen, sind die Parteien täglich gegen den Feind aus[ge]gangen. [Es] sind da viel[e] Scharmützel[137] vor[ge]gangen. Bisweilen wurden Gefangene eingebracht, bisweilen auch ziemlich [viel] Reiter verloren“.[138] […] „Ingleichen ist auch Oberst Sporck zu Tirschenreuth mit seinen Völkern auf[ge]brochen und gegen Neumark[t][139] hinaus marschiert. Vorher haben sie auf etlichen Dörfern um(b) Wunsiedel das Vieh mit hinweggenommen“.[140]
„Auch der waghalsige Obrist Johann von Sporck war auf Kundschaft ausgeritten und brachte in Erfahrung, daß ein Teil der weimarschen Kavallerie unter dem Generalmajor[141] Reinhold von Rosen einen Anschlag auf das Städtchen Balingen[142] unternommen hatte. Obwohl er nur über 530 Pferde verfügte, war er willens, es mit Rosens Reiterei, die auf 1100 Reiter geschätzt wurde, aufzunehmen und überfiel – nach dem Vorbild Werths – in der Nacht des 7. November [1643; BW] die Gegner im Flecken Geislingen [!],[143] wo sie Quartiere bezogen hatten. Um Mitternacht wurden die ausgestellten Wachen überrascht, der Ort in Brand gesteckt, ‚und dardurch vornehmlich im Feuer viel Leute, Pferde und Cornet verdorben, ein guter Theil Reuter nidergemacht, über 200 gefangen, wie auch 300 Pferde bekommen worden‘. Rosen selbst, der sich mit abgesessenen Reitern und Dragonern[144] in ein im Dorf gelegenes festes Haus gerettet hatte, kam mit wenigen Leuten und nur drei Standarten[145] zur Armee zurück“.[146] Dieses Ereignis hielt auch der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[147] in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“ fest: „Kurtz nach eingang deß Wintermonats / nemblich den 8. dieses / hat sich der berühmte Soldat Reinhold von Rosen mit 4 Regimentern / als seinem eigenen / dem Guebrianischen [Guébriant; BW] / Ohmischen [Ehm; BW] / vnd Toll-Rosischen [Volmar v. Rosen; BW] Dragonern / in gesampt bey 1200. Pferde starck / vor der Statt Bahlingen sehen lassen / solche mit den seinigen zu besetzen vermeint / vnd aber (weil sie allbereit mit Beyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts dann Kraut vnd Loth geständig seyn wollen) widerumb zu rück weichen müssen. Hat sich also vngefähr auf eine halbe stund weit in das Dorff Geißlingen erhoben / in meinung die nacht über daselbst zu verblieben.
Als nun der Chur-Beyerische Obriste Sporck / welcher damals mit 500. Pferden gegen Rottweil[148] gehen vnd der Weimarischen ihr Vorhaben außkundtschafften sollen, solches in erfahrung gezogen / hat er zu 11. Vhren in der Nacht vnversehens mit 300. Reuttern in besagtes Dorf Geislingen hinein gesetzt / droben berührte 4. Regimenter mehrern theils auffgeschlagen / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obrister Wachtmeister / 2. Capitain-Leutenanten[149] / etliche Corneten / vnd viel andere / neben 8. Fähnlein[150] gefangen. Vber diß / weil mehr gemelter Herr Obr. Sporck vnter vorhabendem Einfall die übrigen Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbe zugleich an 4 Orten anstecken lassen / hat sich begeben / daß viel Pferd vnd anders im Fewer verdorben / auch mehr nit / als was mit dem von Rosen in das vnweit davon entlegene Schloß geflohen / davon kommen“.[151]
Der Zeitzeuge Bürster schildert die Ereignisse unter dem 11.11.1643 in Geißlingen aus seiner Sicht: „Nachdem nun abermahlen die völlige Weinmarische armada jüngst widerumb über Rhein dem künzigerthal herauf für Rothweil geruckt, ist generalmaior Rosa mit ohngefahr 1000 pferden und 200 tragoner uff Schemberg,[152] volgends uff Geißlingen, negst bey Balingen gelegen, alla nachtquatier gemacht, seinen officirn befohlen, daß sie die beygehabte cavallarie biß ungefahr umb mitternacht absattlaten und dan die pferd widerumb fertig halten sollten. Indeßen kombt obrister Sporck [103] mit 500 pferden selbiger refier an, nimbt ungefahr von besagten Geißlingen ainen Roßischen wachtmayster[153] sambt ettlichen uff recognition geschickten reutern gefangen, fast darauf nachkomen kunstschaft[154] die resolution, den find in bemelten posten anzuegreifen, maßen in der nacht ohngefahr umb ain uhr beschehen; haben die unsrigen den flecken gleich aller orten in brandt gescteckt, bey diser occasion 8 standarden, 22 hoher und nider officier, in 1700 gemainter anspenniger[155] gefangen, vil nidergemacht und ain zümbliche anzahl in angesteckter hayßer verbränt, daß also von 4 regimenter die beste völker ruiniert; uff welches generalmaior Roßa zue mehrernannten Geißlingen sich in daß schloß reteriert, darinnen sich salviert und nachgehends widerumb uff Rothweil zue der armee komen. Von den bayerischen reichßvölkern ist allain der rüdtmayster Brandt, Sporckischen regimentß gefangen worden“.[156]
Weiter heißt es bei Wassenberg: „Nach eroberung gemeldter Statt [Rottweil;[157] BW] als die Frantzös-Weimarische Armee zu Tutlingen[158] / vnd in den umbliegenden Flecken / vnd Dörffern / die Quartier zu nehmen in Werck begriffen gewesen / selbige zum theil auch schon bezogen / ist das Reichs-Heer sampt denen zusammen gestossenen Chur-Beyerischen / wie auch Ihr Durchl. [Karl IV.;[159] BW] von Lothringen am 13. 23. zu Simmeringen[160] ankommen / vnd den schluß gemacht / ihren Feind in seinem Nest zu überrumpeln; massen dann solches glücklich außgerichtet / vnd die Vortrouppen / welche Herr Johan von Weerd [Werth; BW] geführt / im vollem Gang auf den Feind loß geeilet / vmb die Stücke sich her gedrähet / die Wacht / so darbey / nidergemacht / ermeldte Stücke neben dem Posten auf dem nahe der Statt gelegenem Berge genommen vnd behalten; auch auff jenseits durch die Donaw gangen / vnnd die Herren Generalen vmbringt / biß man mit den Regimentern auffm Fusse nachkommen.
Wie der von Rosen das schiessen gemerckt / hat er sich eilends mit etwas Reutterey auffgemacht / in meinung dem Hauptquartier sich zu nähern; als er aber den Feind in vollem Felde haltend gesehen / die Flucht ergriffen / womit er auch entkommen. Die Frantzosen zu Fusse neben 10. Weimarischen Regimentern haben sich ins Stättlein Möringen[161] begeben, seyn aber vom Obr. Sporcken verfolgt / deren etliche geschlagen / 8. Cornet vnd alle Bagage ihnen abgenommen worden. Das Fußvolck / dessen 7. Regimentern / vnd bey 2500. Mann starck gewesen / hat zwar der Stücke erwartet / jedoch hernach alle ihre Generalspersonen sich für Gefangen ergeben / also daß mit denselben in 400. vornehme Herren / vnd vnter denen deß Marschalls de Vittri 2. Söhne bekommen worden. Die andern hohe vnd nidrige Kriegesbeampte / geschützwerck / Fußvolck / vnd Bagage / wie auch ein zimlich theil der Reutterey / ist alles im stich geblieben / die übrigen in solcher furcht zerstrewet geflohen / daß sie nirgend gnugsam sichern Rückweg vor den Schwartzwäldern zu finden gewust.
Angehend die Beutte / hat man einen Monat Solde an barem Gelde / führ mehr als hundert tausend Cronen Silbergeschirr / über die massen stattliche Rosse / köstliche Kleinodien / prächtige Kleidungen / vnd dergleichen / bekommen. Auff jetzt gegebenen vnd hart empfundenen streich folgte noch ein anderer / dessen man sich so leicht nit versehen hette / in dem nemblich die Chur-Beyerische Völcker vor Rothweil gangen / vnd solche Statt sich also gefast / daß sich Ihre Fürstliche Gn. Hertzog Friederich von Würtenberg[162] an den Herr Feld-Marschall Freyherr von Mercy der gestalt ergeben / daß selbige / auch dero hohe vnd andere Kriegsbeampten frey sicher mit Sack vnd Pack abziehen möchten / so auch vergünstiget vnd zugelassen worden. Worbey gleichwol der außziehenden Bagage in etwas schaden gelitten / vnangesehen der Herr Feld-Marschall etliche Soldaten deßwegen niderschiessen lassen.
Dieses wird Ihr. Fürstlichen Gn. zum ewigen Ruhm nachgeschrieben / daß ob zwar in einem einigen Tage mehr als neun hundert schüsse auß Stücken auff ihn beschehen / gleichwol die gemachte Lücken jedesmals mit guter ordnung wider verbollwerckt worden.
Vnter gemeinen Soldaten haben sich biß auff tausend Gesunde vnd etwas Krancke befunden / so sich vnterstellen[163] müssen / vnd alle Fähnlein beneben anderm Gute dahinden zu lassen gezwungen worden“.[164]
Sporck nahm am 24.11.1643 an der Schlacht bei Tuttlingen[165] der Franzosen und Weimarer gegen die Kurbayerisch-Kaiserlichen teil.
„Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall [Franz v.; BW] Mercy hatte sich am 14. November bei Malmsheim[166] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen vereinigt, hatte zu Balingen mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter unter dem Befehl des Generalwachtmeisters Zahradecky,[167] die vom Rheine herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[168] nach Sigmaringen, wo sie am 23. November anlangten.
Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant Graf Rantzau übernommen hatte, ihre Winterquartiere bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen; Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei im Städtchen Mühlheim an der Donau[169] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.
Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[170] während die Bagage nach Riedlingen[171] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbündeten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen[172] der Quartiere‘ die Avantgarde, die aus 1000 kommandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen [Caspar v.; BW] Wolff und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[173] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.
Die Artillerie der Franzosen war einen Flintenschuß entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten, wenn er sich der Geschütze bemächtige,[174] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp [Wilhelm v. Epp; BW], hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[175] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ‚solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard[176] kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen, wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin, eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb und La Pierre sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.
Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[177] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[178] Meßkirch und Villingen[179] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.
Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille, Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron, der Baron de Sirot und der Marquis de Montausier – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck, Kluge, Kohlhaas, Nothafft, Tiffel und de Folleville ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.
Vergebens bemühte sich Mazarin, die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster[180] schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbbruch entkommen und fand bei Erlach, dem Gouverneur von Breisach,[181] ein Asyl. Hugo Grotius meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[182]
Im Dezember 1643 hatte Sporck seine Winterquartiere bei Schwäbisch Hall[183] genommen.
Bekannt geworden ist der militante Katholik Sporck, einer der wenigen „Soldaten von Fortune”, auch durch die Hexenverfolgungen in seinem Regiment. Noch als Herr auf seinem aus den Kriegsgewinnen erworbenen Gut Hermanmestetz[184] ließ er nach dem Krieg einen Taschendieb nach der Folter, obwohl dieser leugnete, Zauberer zu sein, auf dem Galgen mit einer eisernen Kette erdrosseln. Bei seinen Untertanen stand er allerdings selbst im Verdacht, über zauberische Kräfte zu verfügen. Sporck hatte Anfang Mai 1644 in Schwäbisch Hall die Schwemmung und Verbrennung von sechs als Hexen verdächtigter Soldatenweiber der unteren Dienstgrade und einer Marketenderin[185] angeordnet, alles ohne Rücksprache mit dem Regimentskommando. Da keine der dreimal nackt und gefesselt in die Kocher geworfenen Frauen unterging, wurden sie unter der Folter verhört, nach dem „Geständnis” enthauptet und verbrannt. Die Siebte gestand ohne Wasserprobe; sie wurde ebenfalls hingerichtet.[186] „Während des 30jährigen Kriegs lag Hanns von Spork, unter Kurfürstlicher Durchlauchtigkeit in Bayern, Obrist, dahier im Quartier. Dieser hat jedes Weib seiner unterhabenden Soldaten, welche er in den Argwohn und Verdacht gezogen, als wenn sie eine Unholde oder Hexe wäre, durch seinen Profos[187] und desselben Steckenknecht[188] fingernackend ausziehen, und gänzlich, auch ohne Bedeckung weiblicher Scham, entblößen, die linke Hand und den rechten Fuß, wiederum den linken und die rechte Hand, kreuzweise zusammenbinden, mit einem langen Strick um den Leib umgeben, und sie alsdann, in Gegenwärtigkeit vieler Personen, von Soldaten und Bürgern, Männern und Weibern, unterhalb des Weilertors, da vor der Zeit das Wachhäuslein gestanden, in den Kocher werfen und einsinken lassen, den Strick aber hielt der Profos in der Hand; wann sie nun untergesunken, und nicht auf dem Wasser schwimmend geblieben, hat er selbige für kein solch Weib gehalten, da sie aber nicht in das Wasser hinuntergesunken, sondern auf dem Wasser geschwummen, hat sie müssen herhalten, ist demnach aus dem Wasser gezogen, zum andern- und drittenmal obgemeldeter Maßen geschwemmt und gebadet, darauf auch schrecklich tortiert und gefoltert, und auf ausgepreßte Bekenntniß mit dem Schwert bei dem Hochgericht[189] hingerichtet und folgends verbrannt worden”.[190] In einer Zeitungsmeldung hieß es dazu: „Dieses grausame Los traf in den Monaten März und Mai des J. 1644 ihrer sechs, darunter eine Lieutenantin, deren Namen nicht genannt ist, aus dem Herzogtum Holstein gebürtig 34 Jahr alt und der evangelischen Lehre zugetan … Desgleichen am 28. Mai eine Wachtmeisterin und eine Marketenderin. … Am 30sten Mai meldete sich sogar aus Einfalt und Angst Morgens noch kurz vor dem Abmarsch der Sporkischen Reuter ein junges Weib von 21 Jahren aus Hessen gebürtig, von selbst als eine Hexe, in der Hoffnung, dadurch falls sie im Verdacht wäre, ihr Leben zu retten. Aber vergeblich, auch sie wurde gebadet, und da sie nicht untersank, hingerichtet und verbrannt, von ihren beiden Mädchen aber das jüngere in das Spital aufgenommen, und das ältere einem Gürtler,[191] Ezechiel Grünewald zur Kost verliehen”.[192] Um den üblen Eindruck dieser Schandtat zu verwischen, bot Sporck Bürgern, die sich freiwillig bereit erklärten, sich baden und schwemmen zu lassen, Geld an; nur der Jude Löb, Löble genannt, in Untersteinbach ließ sich dreimal schwemmen, wobei er fast ertrank, und erhielt 12 Thlr. Belohnung.
Im Januar 1645 lag Sporck in Windischeschenbach[193] und informierte Franz von Mercy von seinem Marsch nach Oelsnitz[194] und Schloss Voigtsberg.[195] Mercy selbst hatte Hatzfeldt mitgeteilt, Sporck sei im Anmarsch auf Böhmen.[196] Der Chronist Leopold aus Marktredwitz hielt fest: „Am Heiligen Christtag ist der churbayerische Oberst Sporck mit 800 Reitern und 400 Dragonern zu Eschenbach[197] gelegen, hat andern Tags unterhalb Wiesau[198] Rendezvous gehalten und [am] selben Abend sein Quartier zu Mitterteich genommen. […] Eodem [27.12. a. St., BW] ist der Oberst Sporck durch Eger, zu dem dort noch mehr Volk gestoßen ist. Er hat auch viel[e] Leitern und Zimmerleut[e] mit Hacken und anderen Sachen mitgenommen, um die Schwedischen zu Plauen[199] und Ölsnitz zu überrumpeln. Als er aber auf Neu(n)kirchen[200] [ge]kommen war und in Kundschaft gebracht, daß die Schwedischen diesen Anschlag vermerkt [haben] und die Bayerischen in guter Bereitschaft (er)warteten, wozu diese Nacht auch noch eine so grimmige, große Kält[e] gewesen [ist], daß ihm 3 Reiter erfroren waren, ist er den anderen Tag ohne Verrichtung wieder über Eger zurück und dann in sein Quartier nach Neuhaus und Eschenbach [ge]gangen.
Weil er auch den Boten – einen Bürger von Adorf[201] – , der die schwedischen Schreiben ausgetragen, gefangen bekommen hat, hat er ihn auf dem Markt zu Eger henken lassen wollen. Wie er dann schon unter dem Galgen gewesen, ist er aber [doch noch] erbeten worden“.[202]
Im März 1645 sandte Ferdinand von Köln[203] seinem Bruder Maximilian I. einen ausführlichen Lagebericht: „E. L. erinnern sich vngezweifelt zu wass endt dieselbe vor diesem von mir freuntlich begert, dass durch den Veltmarschalcken Grauen von Holtzapfel [Holzappel; BW] eine diuersion[204] gegen das landt von Hessen furgenommen werden möge. E. L. habe ich auch hinwiederumb zu erkennen geben, dass derselbe vnangesehen wegen bey vorigen Jahrs Campagnien durch den Veltmarschalcken Grauen von Geleen[205] E. L. Reichs Armada auss hiesigen Craiss zugefuhrten Succurs die Regimenter vnd compagnien zimblich geschwecht, dannoch solche anstalt gemacht, vardurch Er den Hessischen general Maicus [Maior ?] Gysen [Geyso; BW] ahn sich gezogen vnnd verursacht, dass derselbe von dero sonsten besorgter coniunction mit dem Khönigsmarck oder anderen Reichsfeinden abgehalten worden. Weiln nun dardurch die manschaft etwass weit abgeführt, unndt der feindt dohero anlass genommen, sich einiger Päss unnd vesten heuseren auf Jehner seithen Rheins im landt von Berge zubemegtigen, vmb die correspondentz auss westualen biss ahn unnd über den Rhein von mir abzuschneiden, hat der general wachtmeister Sparr theilss dieser seiten Rheins noch vberplibne Volcker so viel deren immer zu entrahten, zusammen gezogen erstlich eine von den Hessen ahn Rhein oberhalb Düsseldorf[206] gegen den Neusser[207] Fahr aufgeworfene Schantz[208] geschluhtet, ferrers die hauser Beyenburg[209] und Huikeswagen[210]recuperirt vnnd eingenommen. Vnterdessen aber der Obrist Rabenhaupt auss allenn dieser seithen Rheins habende hessischen guarnisonen die Volckher zue ross unnd fuess zusamen gezogen vnd in der nacht vom 18. auf den 19. dieses meine vnderhalb Collen unweid von Neuss gelegene Statt Zonss[211] mit Canonen, Feuermorsen[212] vnnd stücken per forte angegriffen, aber solchen wiederstand befunden dass, obzwarn er alle pforten bis auf die letztere mit schiessen und petarden[213] eröfnet, dannoch mit schaden wieder abweichen müssen, dessen gleich wol vnerachtet Er sich noch mehrers gesterckt, alles geschutz auss Neuss gnohmen vnnd vorgestrigen nachts sich wiederumb von newem dafur begeben vnndt selbigem orth mit noch grösser Furi dann vorhin steetigen canonieren, auch hineinwerffung bomben und granaten abermahlen gewaltsamblich zugesetzt auch auf gemachte bresche etliche sturmb gethan,[214] endtlich gleichwol auch durch dapfere gegenwehr vnnd weilen inmittels der generalwachtmeister Sparr in der nähe wieder ankommen vnnd bereitz einige Reutterey auf diese seith gesezt, wierumb mit verlust etzlicher haubtleuth auch einer zimblichen anzahl volckher abzuweichen genöthiget worden. Ob nun zwarn die gefahr, welche hiesigem meinem Ertz Stift vnnd sonderlich der Statt Collen dahero angetröhet, für dismahl insoweit abgewendet, weilen dannoch zu besorgen, man auch die nachricht hat, es werde der Maicus Gysen heraussgehen, vnnd sich der sachen mit annehemen, alss welches Ime auch vmb so viel leichter, weilen Er die Böninghaussische [Bönninghausen; BW] und andere ahn der hand vndt solchen falss man dieser endts ohne anderwertliche hülff zu widerstehen nit bastant sein würde, vnd dan Ich berichtet, dass E. L. ohne dass dero Obristen Storkhen [Sporck; BW] befelch ertheilt haben solten, sich gegen Hessen zu auanciren, So habe dieselbe Ich bey so bewandten sachen vmb dero rath vnnd that freuntl. bruderlich pitten unnd dohin ersuchen wollen, Sie geruhen ahn dero Generalitet befelch ergehen zu lassen, dho der Maisus Gysen dem Rhein zugehen würde, dass alsdan gleichwie von hirauss beschehen, also von E. L. Reichs Armada vermittelss einer gleichmessigen Caualcada[215] der feind von seinem bösen vornehmen mich dieser endts gantz zu ruiniren abgehalten werde. Vnnd thue gegen E. L. mich dessen vmb so viel mehrers getrösten, weil dieselbe mit mir vnnd ich mit Iro in dem ainig, dass ob zwarn daß friedenswerck alss viel immer möglich zu befürdern vnndt neben Ihro ich dohero den punctum satisfactionis pester massen poussiren[216] zu helfen mich erklert, dannoch vnderdessen man sich vor gewalt moglichst schutzen vnnd nicht gar von land und leuth vertrieben (!) lassen solle, habs E. L. in freuntlich vertrauen vnuerhalten wollen“.[217]
Am 6.3.1645 kämpfte Sporck in der Schlacht bei Jankau.[218] Sporcks Reiter hatten zuvor die Avantgarde gebildet und Fühlung mit den Schweden gehalten, die über Kaaden[219] auf Pilsen[220] vordrangen, am 2.3. über die Moldau setzten und das kaiserliche Heer am 5.3. bei Jankau stellten. Am 6.3. war es zu der verhängnisvollen Schlacht gekommen. Sporck geriet schwer verwundet bei Iglau[221] in schwedische Gefangenschaft. Er wurde aber bald ausgelöst. Die Kaiserlich-Bayerischen hatten fluchtartig das Schlachtfeld verlassen. So schrieb der Zeitgenosse Wassenberg in seinem „Florus“: „Was aber die von berührtem Treffen flüchtige Keyser. Reutter anlanget / seynd theils derselben auf Prag / vielmehr aber auff Iglaw / dahin auch der Obristen Sporck mit aller mühe gebracht / vnd daselbsten geheilet zu werden hinterlassen worden / gegangen / von dar aber gegen Krems[222] / vnd eine Meil weges davon in vnterschiedlichen Dörffern / sich widerumb etwas zu erfrischen / auff die 2000. Soldaten / vnd bey 4000. Pferde / mit vielen Dienern eingelägert. Weil sie nun in denselben Lagerställen etlich 1000 Eimer Wein bey den Bauwren gefunden / sich daher mit zu vielem sauffen überladen / vnd schlechtlich Hauß gehalten / ist hievon durch den Landman dem Feind / so dazumal bey Znaym[223] gewesen / kundschaft gebracht worden / der dann von stund an tausend Pferde dahin abgefärtiget / welche vmb Mitternacht an 6. Orten eingefallen / meistes nidergemacht / viel gefangen / worunter der Graff von Hollach / vnd viel mehr andere hohe Beampten / auch 3000. Pferde überkommen“.[224]
In der Schlacht bei Alerheim[225] (3.8.1645) zeichnete sich Sporck, der am 11.7. zum Generalwachtmeister befördert worden war, nach Werths Bericht besonders aus und wurde zum Rapport nach München entsandt.[226]
Gegenüber Franz von Mercy hatte Maximilian I. schon 1644 erklärt, Werth habe anscheinend „wenig Lust mehr zum Handel“ und sei auch nicht mehr „der alte Werth“. Künftig solle Mercy solche Kavalkaden Sporck oder einem anderen „tauglichen subject“ anvertrauen.[227] Dass Wrangel und Turenne 1646 die Reichsarmee für ihren Einfall hatten umgehen können, hatte Hatzfeldt nach dem üblichen Schuldabwälzungsprinzip allerdings auf das Versagen Sporcks zurückgeführt. Dieser hatte sich nach einer Meldung Werths damals mit dem Gedanken getragen, das kurbayerische Heer zu verlassen und Dienst im Westfälisch-Niederrheinischen Kreisheer zu nehmen.
Am 29.1.1647 wurde Sporck bei der Belagerung Weißenburgs[228] in den Mund geschossen.[229]
„In diesem Jahre [1647; BW] drohte eine neue Einquartierung. Der Sporck’sche Regimentsstab[230] sollte nach Wolfratshausen[231] kommen und unterhalten werden. Am 20. Februar schreibt Sorhamer [Pflegschaftsverwalter von Wolfratshausen], daß die Bauernschaft durch Plünderungen, Durchzüge, Hagel usw. vollkommen verarmt sei. Im Markt, der seit 1632 noch kaum halb erbaut sei, seien weder Futter noch Streu vorhanden, da erst am 14. Februar 900 Köpfe und 400 Pferde durchgezogen seien. In vielen Häusern gäbe es kein Brot und viele Familien lebten nur vom Kredit bei Bäckern und Bierbrauern. Am 21. Februar schreibt er, es sei ganz unmöglich, aus der Bevölkerung seines Bezirkes einen Monatsgehalt von 1300 Gulden für den Sporck’schen Regimentsstab herauszubringen“.[232]
1647 fiel Sporck in Ungnade, weil er zusammen mit Werth versuchte, das kurbayerische Heer nach dem Ulmer Waffenstillstand[233] dem Kaiser zuzuführen. Bereits am 16.5. hatte Maximilian I. – wahrscheinlich, um ein Exempel unter den unzufriedenen Offizieren zu statuieren – den Kriegskommissar Siegershofen angewiesen, nähere Informationen über den Obristleutnant Matthias Renz[234] vom Regiment Sporck einzuziehen, der wegen unverantwortlicher, aus Anlass des Waffenstillstands geführter Reden arrestiert worden war. Angeblich saß der Obristleutnant wegen Verrats in der Festung Ingolstadt ein.[235] In seiner Verteidigung hatte Renz seine Unschuld beteuert, seine bisher geleisteten Dienste angeführt und um Entlassung aus seinem Amt nachgesucht, was auch bald geschah. Renz muss allerdings um den 9.7. herum noch im Amt gewesen sein.[236] Außerdem soll Renz das Regiment Sporck erhalten haben;[237] bei Königsmarcks Überfall auf die Kleinseite von Prag im Sommer 1648 wurde er gefangen genommen.[238]
Am 5.7.1647 meldete der in Werths Übertrittsvorhaben eingeweihte kaiserliche Obrist Jung [Jungen; BW], Kommandant in Passau,[239] dem Beauftragten des Statthalter von Oberösterreich, Franz Albrecht Graf von Harrach, und Martin Greysing, Propst des Prämonstratenser-Klosters Schlägl,[240] dass die gesamte (!) bayerische Armee in der Nacht Bayern verlasse und nach Böhmen gehe: „Die ganze bairische Armee wird durchs Bisthum gegen Krumau[241] in Böhmen gehen und heute nachts oder morgen früh das Hochstift schon betreten. Dabei haben E. Hochw. vernünftig zu erachten, wie schwer uns dieser unverhoffte, erst vor zwei Stunden angedeutete Marsch auf die erst ausgestandene starke Quartier fallen thut, und halte ich dafür, dass es nunmehr um das Hochstift gethan sei. Weiter schrieb er dem Propst: 13 Regimenter hat er (Werth) über die Donau albereit gebracht, alle generales bei sich, darunter der Holz und Geling [Gayling v. Altheim; BW], so nicht gewollt, dabei sein sollen. Ziehen pro maximo an, dass sie Reichsvölker seien und die Clausul des armistitii, dass sie sollen abgedankt werden. Solches ihnen billich vorher hätte zu wissen gemacht werden. In der Nacht vom 5. auf den 6.7. meldete ein Bote in Schlägl: „Die Regimenter liegen alle um Deggendorf[242] und Vilshofen[243] herum und dürften wohl noch diese Stund aufbrechen, wo nicht, doch morgen gar früh, und General de Werth zwar mit dem Volk stark fortmarschieren, die Bagage aber hernach, und wird mehr Ungelegenheit machen als das Volk. General de Werth hat sich zwar erboten, gut Regiment zu halten, und (aber) haben gemeldte Soldaten über 2000 Pferd in Baiern weggenommen, auch alle bairische Beamte, so sie angetroffen, ausgeplündert; sein ganz kaiserlich geworden“.[244]
„Am 6. Juli – noch immer in Ungewißheit, ob die Gegenmaßregeln seiner Kommissare zu einem Erfolg führen würden – schrieb Maximilian in vorwurfsvollem Tone an seinen kaiserlichen Schwager, dem er eine Aufzeichnung über Werths ‚Revolte‘ beilegte. Es gehe ihm tief zu Herzen, daß Werth, ‚welcher sein Aufnemmen und Wolfart von niemandt alß von mir, auch sovil große Gnaden und Guetthaten empfangen‘, wider ‚gehabte scharpfe Ordinanz‘, wider Pflicht und Eid, wider seine dem Kurfürsten persönlich getane ‚starcke sincerationes[245] und contestationes'[246] sich unterstanden, ‚dergleichen ungebürliche Sachen‘ am Kaiserhof durch den Grafen [Ernst Salentin v.; BW] Salm[-Reifferscheidt; BW] verhandeln zu lassen, indem er ‚den meisten und besten Theil der Cavallerie‘ zum Abfall verleiten wolle. Jan von Werth habe die Generäle Gayling und Holtz[247] genötigt, ihm zu folgen, und dadurch den Kurfürsten – wegen der Nähe der schwedischen Armee – in höchste Gefahr gebracht, zumal er öffentlich bekanntgegeben habe, der Waffenstillstand mit beiden Kronen sei durch Maximilian gekündigt. Am schmerzlichsten sei ihm, daß man am Kaiserhof Werths ‚Prozedur‘ gutgeheißen und Werth und andere Offiziere durch Verheißungen dazu animiert habe; Werth berufe sich auf ‚expressen Bevelch‘ der Majestät selbst. Man hätte ihm, dem Kurfürsten, berichtet, die Kaiserlichen planten, nach Entsetzung von Eger in Bayern Generalrendezvous zu halten zu halten und sich seiner und seiner Minister lebendig oder tot zu versichern – was er indes nicht glauben wolle. Da er durch seine Gesandten [Jost Maximilian v. Gronsfeld u. Dr. Johann Krebs; BW] am französischen Hofe eine Vereinigung der katholischen Häupter und Stände betreibe, müsse sein Werk auf Schwierigkeiten stoßen. Der abgefallene General habe vor wenigen Tagen erst in München versichert, er werde treu bleiben; weil nun gleich darauf das Gegenteil erfolgt, ‚khan ich anderster nicht erachten, alß daß er erst nach solchem von Euer Mayestät Hoff auß zu dieser Desertion de novo mueß aufgefrischt worden sein‘. Da er befürchte, Schweden und Franzosen würden ihm die Schuld an der ‚Revolta‘ beimessen, frage er nach, woher die Ungnade auf hin gefallen und wessen er sich zu versehen ?
Um die Regimenter zum Aufbruch zu bestimmen, hatte Werth den früher ergangenen Befehl Maximilians zum Marsch in die Oberpfalz benützt; aber als er Vilshofen zum Sammelpunkt bestimmte, mußte er den Generalen und Obristen gegenüber mit offenen Karten spielen. Diese – oder doch die meisten von ihnen – wußten vom ersten Tag des Marsches an, daß es dem Kaiser zugehe und der Einsatz des beginnenden Spieles ein verwegen hoher sei. Holtz folgte nur unter Zwang, aber die Generalwachtmeister Sporck und Gayling waren durchaus mit Werth einverstanden. Aus Vilshofen schrieb Gayling am 6. Juli 1647 an den in der Oberpfalz stehenden Generalwachtmeister Druckmüller, alle Regimenter seien willig, ihrem General der Kavallerie zu gehorchen, und bereits im Marsch begriffen. Der ‚Herr Gevatter und Bruder‘ werde hoffentlich auch den kaiserlichen Befehlen folgen und sich dem Kaiser ‚alß unserm höchsten Haubt alß ein getrewer Vasal und Reichscavalier bezaigen, die Sach nicht länger difficultiren‘ und baldigst aufbrechen. Man werde sich ‚bey der lieben Posteritet nit alein ein unsterblichen Renommé erweckhen, sondern auch von der Römisch Kayserlichen Mayestät alle hohe kayserliche Gnaden und Recompens[248] allergnädigst zu erwarthen haben‘. Aus dem Schreiben des Obristen Jung sei der einzuschlagende Weg ersichtlich. Gayling war also völlig eingeweiht und einverstanden; gleichwohl war sein Verhalten für das Mißlingen der Absicht Werths bestimmend, da er sich wenige Tage später an die Spitze der Gegenbewegung stellte“.[249]
Als Werth – wohl auch unter dem Einfluss seines Feldkaplans Gerhard Vjnhoven (1596-1674) – meuterte und mit einigen seiner Offiziere und Truppen den Wechsel ins kaiserliche Lager vollzog, zumal damit auch nach Anweisung Ferdinands III. eine Rangerhöhung verbunden war, „nach Gestalt der Personen und Meriten angeblich sogar in Ländern“,[250] erklärte ihn Maximilian I. am 4.7. – noch am 5./6.7. hatte man im kaiserlichen Lager angenommen, dass Werth die gesamte bayerische Armee hinter sich habe – zum meineidigen, treulosen Verräter und ließ eine Kopfprämie von 100.000 Rt. auf ihn und von 1.000 Rt. auf Sporck aussetzen.[251] Selbst der noch in den Spanischen Niederlanden weilende Piccolomini[252] wurde durch seinen Vertrauten Formarini am 10.7.1647 aus Budweis[253] „aufgeklärt“: Werth, Sporck und andere bayerische Offiziere hätten 7000 Reiter und 3000 Fußsoldaten [!] zum Übertritt in kaiserliche Dienste verleitet und in aller Stille die Donau überschritten, wo sie, ihrer Erzählung nach, vom kurfürstlich bayerischen Kommissär eingeholt wurden, wonach dessen Zureden in einem großen Streit endete. Jene hätten die Rückkehr verweigert, Werth und Sporck sich mit 50 Reitern hinter die Stadtwälle gerettet. Die Soldaten mussten kehrtmachen nach Passau und seien vor die Wahl gestellt worden, sich entweder im Kampf totschlagen zu lassen oder in die Dienste des Kurfürsten zurückzukehren. Angeblich habe Maximilian eine Belohnung von 10.000 Rt. für denjenigen ausgeschrieben, der ihm Werth und Sporck lebend vorführt.[254] Rudolf Graf Colloredo schrieb sowohl Hatzfeldt[255] als auch Piccolomini,[256] Werth sei zum kaiserlichen General und Sporck zum Feldmarschallleutnant[257] befördert worden.
Gegenüber dem Kriegszahlmeister[258] Johann Christoph Württinger (Wirttinger) hatte Holtz Werth, Sporck, Salm, Graf Spaur, den Schwager Werths, und Walpott von Bassenheim als Hauptverschwörer bezeichnet; auch Fleckenstein wurde in diesem Zusammenhang genannt, was Holtz allerdings nicht glauben wollte. Nach der Darstellung des Auditors[259] Königsfelds gegenüber Maximilian hatte Werth Puecher (dessen Regiment auf Moosburg,[260] Freising[261] und Berchtesgaden[262] verteilt war), Winterscheid und Beltin nicht getraut, so jedenfalls nach Darstellung von Holtz. Nach Aussage des schwedischen Reichszeugmeisters Wittenberg gegenüber Kütner hätten vor allem Gayling von Altheim, La Pierre und Fleckenstein ein schlechtes Verhältnis zu Werth gehabt, was jedoch darauf schliessen lasse, dass Maximilian I. von dem Vorhaben Werths gewusst habe.[263]
Im Schreiben Gayling von Altheims an Andreas Kolb von Raindorf, Vilshofen, 1647 VII 06, hieß es noch, dass alle um Vilshofen liegenden Regimenter bereit wären, Werth zu folgen, so auch Sporck, Holtz und Marimont, und dass er Hoffnung habe, dass dieser bald aufbrechen werde.[264] Als Werths Revolte gescheitert war, musste sich auch Sporck in Richtung Böhmen absetzen. So war der Deggendorfer[265] Stadtbote nach Straubing[266] entsandt worden, da die durchziehenden Soldaten Werths Anstalten machten, die Stadt anzugreifen.[267] „Im Joh. de Wert und Spork’schen Aufruhr sind den hiesigen Bürgern 10 Postpferde abgenommen worden; es scheint, daß beide Generale hier auf ihrer Flucht nach Oesterreich durchmarschirt sind; denn die älteren Bürger beschweren sich bei der Regierung wegen der vielen Wachdienste, da die jungen nach Cham[268] abmarschieren mußten; auch befanden sich viele kranke und verwundete Krieger hier nebst einem österr. Erzherzoge[Ferdinand Karl (1628-1662)]“.[269]
Sporck muss noch versucht haben, was ein wichtiger Bestandteil des Planes gewesen war, die abgefallenen Weimarer gegen Zusage eines 4-fachen Monatssoldes in kaiserliche Dienste zu bringen. So war er mit 200 Reitern in Franken aufgetaucht.[270] Wie der Würzburger Bischof Johann Philipp von Schönborn[271] seinem Bamberger Amtsbruder Melchior Otto Voit von Salzburg mitteilte,[272] sei Sporck mit einigen hundert Reitern bei Kronach[273] ins Thüringische gegangen, „der mainung die weymarische volckher an sich zu bringen, bei denen ist aber ein schwedischer obrister undt auch monsieur d’Avangour ankommen, mit der intension und mainung selbige ad interim zur schwedischen armee zu zihen, biß nachmahl die sach mit ihnen verglichen, undt widerumb zum französischen corpo gebracht werden mögten“. Nach Wrangels Schreiben an Steinecker, den Kommandanten in Schweinfurt, war zunächst auch La Pierre bei Sporck.[274] Generalkriegskommissar Schäffer hatte auf Willesons Rat hin mit Billigung des Kurfürsten an Johann Philipp von Schönborn geschrieben, um den Arrest auf die in Franken liegenden Vermögen Sporcks zu betreiben. Dadurch sollten eventuelle Ansprüche der Soldaten Sporcks wegen der von ihm und seinen Offizieren begangenen Unterschlagungen befriedigt werden.[275] Sporcks Pfandbesitz in Unterpleichfeld[276] und im Stift Fulda wurden dem finnischen Obrist Ermes zu Erfurt[277] geschenkt. Sporcks Arkebusier-Regiment[278] war 1645 mit 1.153 Mann bzw. Pferden,[279] im Februar 1647 mit 1.133 Mann bzw. Pferden[280] angegeben und damit das stärkste Regiment überhaupt. Schon 1637 hatten sich scharenweise hungernde Eichsfelder in Mühlhausen[281] Sporck angeschlossen.[282]
„Am 10. Juli fand sich abends Werths Stallmeister [Johann Wilhelm v. Harff; BW] mit sechs Reitern und zehn Pferden in Aigen[283] ein, nachdem er arretiert gewesen, aber die Wachen durch ‚einen guten Trunckh von seines Herren Wägen‘ betrunken gemacht hatte. Er berichtete, daß Werths Bagage noch unangegriffen, die Sporcks jedoch ausgeraubt sei; Sporcks Gattin[283a] [Abb. rechts] werde beim Generalwachtmeister Gayling in Verwahr gehalten. ‚Er hätte auch mit seinen eigenen Augen gesehen, daß Obristwachtmeister, Rittmeister und andere Offiziere weinend den Herrn von Werth betauret und gesagt, daß sie diesen redlichen Mann verlieren müssen‘. Anstifter der Meuterei seien Holtz, Marimont und Gayling, die noch eine halbe Stunde vor Werths Flucht versprochen hätten, mit ihm zu gehen. Auch Werths Page und Sporcks Leibbarbier flüchteten, denen Propst[284] Martin [Greysing; BW] mit ‚Roß und Boten bestermaßen forthalf‘ „.[285]
Im Schreiben des Propstes von Schlägl an Jungen vom 11.7.1647 hieß es: „Nun wissen E. Hochw. und ist bekannt, dass wenig verruckter Zeit Ihre Kaiserl. Majestät per mandatum avocatorium[286] die Reichsarmee von kurfürstl. Durchlaucht in Baiern mit beigehender Erinnerung ihrer Pflichten lassen abfordern, beinebens auch durch andere Mittel selbe beizubringen sich bearbeitet. Inmassen dann alles bereits in ein solches modell gegossen gewesen, dass die Herrn Generales und Obristen sich dahin vereinigt, mit der Cavalleria und theils Fussvolk herüber zu gehen. Indem aber dies jetzt gehörtermassen incaminierte Werk die Fortstellung erreichen sollen, ist das ganze Wesen wieder in eine Dissolation[287] gerathen. Etliche Obristen haben dasjenige, wozu sie sich verwilligt gehabt, zurückgestossen und den Völkern zu meutinieren[288] Anlass geben, dadurch dann der ganze Handl zu Wasser worden. Als nun beide Generales, Joan de Werth und Sporkh, gesehen, dass ihr volmeinendes Vorhaben rückgängig worden, haben sie nichts desto minder ihre Seiner Majestät und dem hochlöbl. Haus Oesterreich geleistete Pflichten in Obacht nehmen wollen und mit Hinterlassung aller ihrer bagage und vieler Pferde, weil die meutinirer allbereit angefangen, diejenigen Officiere und Reiter, welche herumb zu gehen gewillt gewesen, vor die Köpf zu schiessen, zu Rettung ihres Leibs und Lebens salviren müssen und ist H. General de Werth nächst verwichenen Abend (Montag am 8. Juli) umb 4 Uhr zu Röhrnbach[289] aus dem Hauptquartier, nachdem er sich gestellt, als gienge er hinaus aufs Feld spazieren, unter dessen aber etliche seiner Leut abseits mit ungefähr 50 Pferden reiten lassen, hinter einem Bergl zu Pferd gesessen und eilends sich gegen den Klafterwald gewendet und selbigen Abend umb 9 Uhr noch in meines mir anvertrauten Klosters Markt Aigen angelangt. Ich zwar, um diesen Handl nicht wissend, als ichs von Herrn Grafen von Harrach mit ihm zurückkommenden Trompeter verstanden, habe ihn alsobald durch meine Leut einladen lassen; dessen er sich bedankt und ohne Verlierung einer Zeit dem Pass (von Aigen nach Untermoldau,[290] gewöhnlich Schläglerpass genannt) zugeeilet und in der Nacht umb 12 Uhr nach Wuldau (U. Moldau) kommen und daselbst geblieben, allwo er bis morgens um 6 Uhr gewest und dann nach Krumau fortgeruckt. – Darauf Erchtags (Dienstags) den 9. hujus Herr General Wachtmeister Sporkh sammt 2 Corneten und 3 Dienern früh zwischen 6 und 7 hernach gefolgt deme ich zur Consolation der Benachbarten und des gemeinen Manns, weilen alles in grossem Schrocken gewest, umb die Gewissheit des Hereinmarsch willen ein Feldwegs entgegengeritten, welcher mir dann mit ziemblichen Umbständen den Verlauf dieser Dissolution erzählet und also ingleichen fort über den Pass und nach Kru-mau geritten, allwo er Herrn von Werth noch angetroffen. – Gestern (am 10.) abends aber zwischen 5 und 6 Uhr ist mehr besagten Herrn Joh. de Werths Stallmeister mit bei sich habenden 6 Personen und 10 Pferden gefolgt, welcher bericht, dass er Erchtags abends ungefähr um 7 Uhr, nachdeme er zuvor bei vielernannten v. Werths bagage und zurückgebliebenen noch 65 Pferden und Wägen von 2 Lieutenanten und 50 Reitern als Geling- und Lapierischen Regimentern verwacht gewesen, durch diese feinte aber, dass er denen Officieren von seines Herrn Wägen einen guten Trunkh Weins geben, davon sie ziemblich berauscht worden, und er also, seinen Vorthl ersehend, mit gehörten Personen und Pferden eschapiert, und, obwohlen verlauten wollen, dass beeder Generalen bagage wäre geplündert worden, so bericht doch dieser, dass Herrn v. Werths noch unangegriffener, jene aber (Sporks) totaliter ausgeraubt seindt, und seine Frau beim Obrist Geling verwahrter angehalten werde, mit angeheftem Vermelden, dass eine Viertelstund hernach, als Joan de Werth fort gewest, beede Herren Grafen von Salmb, Obristwachtmeister vom Werthischen Regiment, und Hans Reichardt von Starhnberg [Starhemberg; BW], – welchen zwar der Stallmeister nit gekannt, doch leider allen erzählten Umbständten nach gemelter H. v. Starhnberg vermutlich muss gewesen sein – , bei der Armee ankommen, in Vorbeireitung aber des Gelings Regiments ihne, Obrist Geling, gefragt, wo das Hauptquartier wäre, welches er ihnen zwar notificiert, ehe sie aber kaum recht dahin gelangt, hat er einen Rittmeister vom Lapierischen Regiment mit 200 Reitern dahin geschickt, welche alsobalden bedeuten Grafen von Salmb, – eigentlich weiss ich nit, ob Herr von Starhnberg auch mit gewest – , gefangen genomben und nach München geführt. Was nun ferners aus diesem Handl werden wird, lasse Euer Hochw. hierinfalls als hochverständig judiciern. Sonst, wie mir H. Sporkh selbst erzählt, haben Höchsternannt Ihre Churfürstl. Durchlaucht auf seinen Kopf 10, auf Joan de Werths Kopf 20tausend Thaler geschlagen“.[291]
Sporcks Regiment erhielt der bisherige Obristleutnant im Regiment Kolb von Raindorf, Heinrich Zink. „Auf Befehl des Kurfürsten kehrten die Regimenter in ihre alten Quartiere zurück und wurden gemustert; dabei brach Ende Juli im Regiment Sporck noch eine Meuterei los, deren drei Rädelsführer im August in Eggenfelden[292] durch den Strang endeten“.[293]
Aus seiner Neutralität und den Ulmer Verträgen hatte Maximilian I. nicht den gewünschten Nutzen ziehen können.[294] Zudem hatten ihn die Vorgänge um die vom kaiserlichen Hof und der spanischen Partei unterstützten Desertion Werths und Sporcks die Schwäche seiner eigenen Position und die Unzufriedenheit seiner Offiziere deutlich vor Augen geführt,[295]so dass es zur Rekonjunktur mit Habsburg im September 1647 kam. Am 3.10. teilte Ferdinand III. seinem Oberkommandierenden Holzappel mit, auf ausdrücklichen Befehl Maximilians I. werde die Vereinigung beider Armeen nicht eher vollzogen, bis dieser Kenntnis von der Ratifikation des »Münchner Vertrages« habe, d. h. bis Werth und Sporck aus der Armee entfernt seien, wohl wissend, dass Holzappel auf deren Verbleib bestand, während der Kaiser die Abberufung bereits angeordnet hatte.[296]
Am 6.10. eröffnete der Kaiser Maximilian I., dass Werth und Sporck abberufen worden seien,[297] die am 30.9. in Begleitung Holzappels nach Prag geritten waren, was für die Kurbayerischen einen Affront darstellen musste. Der Mitverschwörer Creutz wurde mit seinem Obristleutnant und Obristwachtmeister am 7.10. ebenfalls nach Prag beordert.[298]
Wertvolle Zeit hatten die Kaiserlichen zu Beginn des Feldzugs in Böhmen mit Warten auf Werth vertan. Außerdem musste noch die Frage geklärt werden, ob Werth und Sporck im Falle der Gefangennahme unter das kaiserlich-schwedische Kartell von 1642 fielen.[299] Am 14.10. erhielt Werth für die ihm noch zustehenden 190.000 fl. die Herrschaft Benatek;[300] Sporck wurde in den Freiherrnstand erhoben und erhielt die Herrschaft Lissa[301] zugesprochen. Sporcks Regiment wurde angeblich Hans Wilhelm Freiherr Zobel von Giebelstadt, Obristleutnant und Obrist, übertragen,[302] der sich nach einem Ort bei Würzburg nannte und einem der ältesten fränkischen Rittergeschlechter entstammte, der aber als Regimentsinhaber in den uns bekannten Akten nicht auftaucht.
Als der bayerische Feldmarschall Jost Maximilian von Gronsfeld sich Holzappels Lager bei Zwickau[303] näherte, hatte er – zumal er sehr nachtragend war und ein Zusammentreffen mit Werth zu großen Schwierigkeiten im bayerischen Heer geführt hätte – samt seinen Offizieren, nach den Anweisungen Maximilians I. handelnd, die Abberufung von Werth, Sporck, die vor seiner Ankunft noch beim kaiserlichen Heer in Zwickau gewesen sein sollen, und Creutz, dessen Name auf Weisung Maximilians I. überall an den Quartiergalgen[304] angeschlagen wurde, gefordert. Das galt nicht nur für die Protestanten Gayling von Altheim und Holtz, sondern auch für den geübten Denunzianten Generalkommissar Schäffer. Werth hatte im kaiserlichen Lager gewütet, falls der Generalkriegskommissar ihm in die Hände fiele, „wolle er ihn in Stücke hauen, die Stücke in einen Sack tun und an den Galgen hängen lassen“.[305]Gronsfeld lehnte es ab, an der Seite von Verrätern zu kämpfen, was angesichts seiner eigenen landesverräterischen Beziehungen zu Spanien wie Hohn anmutet. So wurden auf seine Anzeige hin alle missliebigen Offiziere, die als Anhänger Werths galten, nach Prag abberufen.
Ihm war sicherlich nicht verborgen geblieben, dass Sporck am 12.10.1647 wegen seiner Tapferkeit im Kampf gegen die Schweden von Ferdinand III. in den Freiherrenstand erhoben worden war, während er selbst seit 1634 um die Rückerstattung seiner Auslagen kämpfte und keinen „Rekompens“ für seine Leistungen erhalten hatte, es sei denn, die Ernennung zum Statthalter von Ingolstadt[306] und Feldmarschall war als solcher anzusehen. Nach der „Zwickauer Chronik“ sollen sich Sporck und Werth jedoch schon bei Zwickau beim Rendezvous beider Armeen befunden haben: „Im Anfang des Octobris / nach dem die Chur-Bayerische Armada unterm Herrn General und Graffen von Gronsfeld / mit in die 30 Stücken Geschützes um Rockezahn[307] angelanget / ist folgenden Tages die Union beyder Armaden / als der Kaiserlichen unter dem Herrn Feldt-Marschal Graff von Holz-Apffel / Herrn Johann von Wehrt / und Herr General Leutenant Sporck die Bayerische aber / unter genanten Gronsfeld / zwischen Satz[308] und Caden[309] geschehen / und die Kaiserlichen allein ohne die Officirer und Chur-Bayerischen […] 10000 zu Pferd / und 6000 zu Fuß starck befunden worden. Darauff beyde denen Schwedischen über den Böhmerwald gefolget / und den nechsten Weg auff Zwickau genommen / allda sind sie in denen nähesten Dörffern stillgelegen / und haben an und umb den Ort / da zuvor beschriebener grosser Wetterstein geschlagen worden / Randesvous gehalten; von daraus sind die Kaiserischen der Stadt gegen Morgen auff den bergen / gegen Eckhardsbach[310] / Auerbach[311] / jenseits der Mulden / etc. die Bayerischen aber / welche in die 8000 starck geschätzt worden / dieser Seit derselben in die Quartier gezogen / etliche Regimenter neben den Stücken und Artolleri / sind gantz an den Stadtgraben herumb gezogen.[312] Als sie wieder auffgebrochen / haben sie ihren March nach Crimmitschau[313] / Schmöllen[314] / etc. genommen; Zwischen Altenburg[315] und Zeitz[316] haben sie sich wieder in etwas verlegt / und etliche hundert Pferd aus dem Altenburgischen Fürstenthumb auffzubringen begehrt. In diesem Zug ist abermals viel Ruin durch Brand / Abnam / und dergleichen Gewaltthätigkeiten ergangen / und waren in sonderheit die Bayrischen Tragoner so boßhafftig / daß sie auch in Zwickau / unerachtet ihr Obrister / welches der Obriste Zinck seyn solte / für ihnen herritte / nach denen Bürgers Leuten / die auff der Mauer hinaus sahen / zum öffteren so Feuer gaben / daß auch Ziegel von den Dächern fielen“.[317]
Der bayerische Kurfürst, so teilte Ferdinand III. begütigend seinem Oberkommandierenden Holzappel mit, erteile zwar „absonderliche Ordinanzen“ (!), doch möge er sich dadurch nicht beirren lassen, sondern „dissimulieren“[318] und gute Worte geben,[319] da dieser nach wie vor auf Werth und seinen Anhang nicht verzichten wollte. Noch am 14.12. schrieb Holzappel an Ferdinand III., dass „die beyde von Werth und Sporck wieder zu der Reuterey kommen mögen, massen ohne dieselbe wenig frucht von gemeldter Reuterey zu gewarten“.[320] Am 3.10. teilte Ferdinand III. seinem Schwager mit, er habe seinen Feldmarschall angewiesen, dass alle Offiziere, die mit Werth, Creutz und Sporck – Schoch fehlte dagegen – in seine Dienste getreten seien und von Gronsfeld genannt würden, abberufen würden. Holzappel habe das schon veranlasst und viele nach Prag geschickt. Doch sei von den Kurbayerischen auf offenem Marsch ein Wachtmeister Sporcks von der Truppe entfernt worden, was großen Ärger zwischen beiden Kommandierenden verursacht habe. Ferdinand III. ersuchte darum, solche Vorgänge in Zukunft vermeiden zu wollen.[321] Noch im November und Dezember gingen zwischen Wien bzw. Prag und München Briefe um die Wiedereinsetzung Werths und Sporcks hin und her, was jedoch an der starren Haltung Maximilians I. scheiterte.[322] Am 10.12. schrieb der Kurfürst sichtlich erregt seinem Schwager, die Wiederzulassung Werths und Sporcks würde nur dazu führen, dass der größere Teil seiner Offiziere und Soldaten „von dieser ganzen Partei davon gehen und der Ruin seines Heeres daraus folgen würde“.[323] Gronsfeld war neben Gayling von Altheim, Druckmüller und Schäffer wohl die treibende Kraft im bayerischen Hauptquartier. Am 26.2. wurde die Wiedereinsetzung Sporcks von seiner Generalität erneut abgelehnt, desgleichen am 4.3. Werth habe geschrieben, falls er nicht bald im kaiserlichen Dienst Verwendung finden sollte, dass er „sich entschliessen müeste, wie er sein sach auf eine andere weiß anzustellen. Damit er nun gleichwol auß ungedult sich nicht verlihren möchte, also habe Ew. Ksl. Maj. es allergehorsamist vorstellen sollen, ob nicht ein mittel zu ersünnen, durch welches ihme geholffen und Ew. Ksl. Maj. dienst und hohes ansehen befürdert werden khöndte“.[324] Erst im Mai 1648 konnte Sporck nach Ausstellung eines entsprechenden Revers in Regensburg[325] wieder zur kaiserlichen Armee stoßen.[326]
Als Maximilian I. sich schon am 24.11.1647 bei Ferdinand III. darüber beklagte, dass der kaiserliche Feldmarschall-Leutnant Pompeio bei Witzenhausen[327] unter Verlust von 1.000 Pferden überfallen worden sei,[328] hatte dieser die Gelegenheit benutzt, um auf die Notwendigkeit der Wiedereinsetzung Werths und Sporcks hinzuweisen. Johann Reichard Graf von Starhemberg, kaiserlicher Hofkriegsrat und Obrist, war im Zusammenhang mit der Meuterei Werths mit „gewissen eigenen Handbriefln des Kaisers und offenen Patenten an die baierischen Reichsvölker“ festgenommen worden.[329] Im März 1648 sollte er in München erscheinen und die Wiederzulassung Sporcks (zusammen mit dem Sukkurs unter Puchheim, der am 7.4. bei Abbach[330] zu Holzappel stieß) fordern. Am 21.3. teilte Maximilian I. der bayerischen Generalität die Wiederzulassung Sporcks mit, nachdem keine Einwände durch die Generäle erhoben worden waren.
Gronsfelds rechte Hand Schäffer hatte zusammen mit der Straubinger Regierung kaiserlichen Soldaten den Durchzug untersagt, was die Aufklärung nördlich der Donau, die bei der kaiserlichen Armee ohnehin im Argen lag, weiter erschwerte und die Auffüllung der Regimenter durch Remontierte und Neuangeworbene aus Böhmen durch Heranführung über Regensburg und Straubing unnötig verhinderte.[331] Auch das Erscheinen Sporcks, der auf Verlangen Maximilians I. am 8.4. den entsprechenden Revers unterschrieben hatte, wurde entsprechend verzögert. Sporck versicherte darin, Maximilian I. allen Respekt erweisen zu wollen, das Vergangene ruhen zu lassen und keinen aus der bayerischen Armee zu kommandieren. Die mit ihm abgefallenen Offiziere durften ebenfalls nur mit zur kaiserlichen Hauptarmee gebracht werden.[332] So meldete Krafft am 29.4. Holzappel, dass Sporck zwar mit seiner Leibkompanie vor der Reichsstadt Regensburg eingetroffen sei, die Kurbayerischen ihn aber (auf Weisung Gronsfelds) nicht passieren ließen.[333]
Wie empfindlich Gronsfeld im Umgang war, obwohl er selbst kräftig austeilen konnte, zeigt auch ein Schreiben an Maximilian I., in dem er sich über einen Brief des von ihm verachteten adligen Emporkömmlings Sporck beschwerte, weil dieser ihn immer nur „den Gronsfeld“ genannt habe, was den adelsstolzen Feldmarschall besonders zu kränken schien. Den von Sporck gewünschten Pass könne er ohnehin nicht ausstellen, fügte aber hinzu, „und wan ichs gleich thun khöndte, wurdte ichs doch disem groben baurn flögl nit thuen“,[334] eine unfeine Anspielung auf Sporcks Abstammung von Bauern zu Westerloh im Delbrücker Land. „Während sie in den Hungerlagern hinter der Donau festlagen und abwarteten, was Schweden und Franzosen als nächstes tun würden, vertrieben sich bayerische und kaiserliche Offiziere die Zeit mit lautstarken Streitereien um Rang und Vortritt“.[335]
Bei Ferdinand III. setzte Sporck seinen Aufstieg weiter fort. 1647/48 kommandierte er kaiserliche Truppen in Böhmen, wurde in den Freiherrenstand erhoben und erhielt als Ausgleich für seine finanziellen Verluste die Herrschaft Lissa.[336] Nach dem Krieg nahm er an Feldzügen in Polen, Siebenbürgen und Ungarn, am Oberrhein und in Belgien teil.
1657 ist seine Teilnahme an der Belagerung Krakaus und dem Einzug des polnischen Königs und dessen Gemahlin in Krakau bezeugt. 1661 kämpfte er in dem unglücklich verlaufenen Feldzug gegen die Türken in Siebenbürgen.
1664 zeichnete er sich in der Schlacht bei St. Gotthard an der Raab[337] aus. Der Kaiser ernannte ihn zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Kavallerie und erhob ihn in den Reichsgrafenstand. 1672 führte er den Oberbefehl über die gesamten kaiserlichen Truppen bei der Niederschlagung des Aufstands in Ungarn.
1674 hatte er sein Winterlager in Brilon[338] und erwirkte den Freibrief für den elterlichen Hof.
1675 verließ er die kaiserliche Armee und zog sich auf seine böhmischen Güter zurück.
1679 starb er als Reichsgraf, kaiserlicher General der Kavallerie und einer der reichsten Großgrundbesitzer Böhmens auf Schloss Heřmanměstetz. Sein Vermögen soll sich auf etwa 3 Millionen fl. belaufen haben.
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] STIEVE, Sporck, S. 264ff.; LAHRKAMP, Sporck; HONSELMANN, Sporck; RÖSEL, Sporck; BEDÜRFTIG, Dreißigjähriger Krieg, S. 210; RIEZLER, Meuterei I, II.
[2] Westerloh, heute im Ortsteil Schöning v. Delbrück [LK Paderborn].
[3] Meierhof: „Zur frühesten Geschichte des späteren Grafen habe ich allerdings ein paar Anmerkungen zu machen. So schreiben Sie, Sporck sei auf einem Meierhof in Westerloh-Schöning geboren worden. Damit wird zwar klar, dass er aus bäuerlichen Verhältnissen stammte. Jedoch suggeriert der Begriff Meierhof, dass es sich um einen größeren Hof gehandelt habe. Tatsächlich handelte es sich bei dem Sporck-Hof um einen paderbörnisch fürstbischöflich eigenbehörigen Bardenhauer Hof. Die Bardenhauer-Höfe des Delbrücker Landes wurden zwischen 1400 und 1550 gegründet und galten als Viertelmeier. Die Hofgröße reichte in der Regel gerade aus, um allein von der Landwirtschaft leben zu können. Der Sporckhof war nach dem Landkataster von 1672 zwar für einen Bardenhauer relativ groß und hatte 33 Morgen Land. Allerdings gehörte dazu kein wertvolles Ackerland. Ein Drittel des Landes bestand aus Wiesen, zwei Drittel aus Kampland. Der Hof war dem Fürstbischof von Paderborn eigenbehörig. Es handelte sich also um einen unfreien Bauern“. Freundl. Hinweis v. Herrn Manfred Köllner, 25.7.2022.
[3a] Konversion: „Sie schreiben außerdem, dass Sporck zum katholischen Glauben konvertiert sei. Auch wenn ich diese These verschiedentlich gelesen habe, halte ich sie doch für praktisch unmöglich. Bereits 1604 wurde des Hochstift Paderborn, zu dem der Sporckhof gehörte, mit Gewalt rekatholisiert. Dietrich von Fürstenberg, seit 1585 Erzbischof von Paderborn, hatte in diesem Jahr sein Ziel erreicht. Selbst wenn Sporck – was weder erwiesen, noch wahrscheinlich ist – evangelisch getauft worden wäre, wäre eine Konversion nicht mehr nötig. Als er in den Krieg aufbrach, war der Hof und seine Bewohner sicher katholisch. Das Delbrücker Land hat zwar, wie wir aus einer Kirchenvisitation von 1575 wissen, durchaus lutherische Tendenzen gehabt. Doch blieb das Delbrücker Land – im Gegensatz zu den Städten Paderborn und Salzkotten – weitgehend katholisch. Für eine Konversion gibt es also keine Grundlage“. Freundl. Hinweis v. Herrn Manfred Köllner, 25.7.2022.
[3b] SCHILLING, Caspar Adalbert, Klag-Predig Von Weyland deß … Herrn Johann Deß H. Röm: Reichs Grafen von Sporck/ Der Röm: Käys: Majest: Kriegs-Rath/ General über die Gesambte Cavalleria und Obristen zu Roß … Hochseeligster Gedächtnuß Heroischen Thaten/ Fürtrefflichen Tugenden/ und seeligen Hinscheiden auß dieser Welt. Prag 1679. [VD17 1:032616L].
[4] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.
[5] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[6] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[7] Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.
[8] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.
[9] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[10] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[11] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.
[12] 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.
[13] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[14] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 98.
[15] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[16] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[17] Nordhausen [Kr. Nordhausen]; HHSÖ IX, S. 305ff.
[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 45; Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[19] Niedersalza [Stadt Nordhausen]; HHSD IX, S. 304.
[20] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 269.
[21] Saalfeld [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].
[22] Rudolstadt [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].
[23] Remda [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].
[24] Dienstedt [Ilm-Kreis].
[25] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[26] Großhettstadt [Ilm-Kreis].
[27] Kleinhettstadt [Ilm-Kreis].
[28] Pößneck; HHSD IX, S. 342f.
[29] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.
[30] HEUBEL, Bl. 166-167; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[31] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[32] Großengottern [Unstrut-Hainich-Kreis].
[33] Schönstedt [Unstrut-Hainich-Kreis].
[34] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[35] HAPPE II 98 r – 98 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[36] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[37] Heldrungen [Kyffhäuserkreis]; HHSD XI, S. 205f.
[38] Bleicherode [Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 53.
[39] Holzthaleben [Kyffhäuserkreis].
[40] HAPPE II 100 v – 100 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[41] [Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.
[42] HAPPE II 103 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[43] Ebeleben [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 84f.
[44] HAPPE II 103 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[45] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[46] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 46.
[47] (Bad) Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.
[48] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 85.
[49] Helmstedt; HHSD II, S. 219ff.
[50] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 269; Schwarzburg [Kr. Rudolstadt]; HHSD IX, S. 395ff. Vgl. bei Erwähnungen bei HAPPE, mdsz.thulb.uni-jena.de.
[51] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 6.
[52] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossidierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[53] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[54] Sternberg [Kr. Sternberg]; HHSD XII, S. 120f.
[55] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[56] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 565.
[57] Kelbra [LK Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 236f.
[58] HAPPE II 194 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[59] Abtsbessingen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 1.
[60] HAPPE II 195 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[61] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[62] Münnerstadt [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 485ff.
[63] HAHN, Chronik, S. 513.
[64] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 126.
[65] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[66] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[67] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 521.
[68] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[69] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.
[70] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“
[71] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1163.
[72] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[73] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[74] Vgl. KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm.
[75] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.
[76] Exorbitantien: Verstöße, Verfehlungen, Ausschreitungen. Graf Georg Friedrich von Hohenlohe Weikersheim vsah den Begriff mit folgender erläuternder Auflistung; KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 117: „eigenwillige[ ] Einquartierung, Geltexactionen [Geldforderungen], Pressuren, Abnehmung des noch übrigen Vorraths an Vivers [Lebensmittel], Entführung der Pferdt und Viehß, Verohnsicherung der Straßen, Raub, Plünderung, Mord, Quehlung der armen Laith und andern dergleichen ohnleidentlichen Insolentien“. Stadtarchiv Nördlingen Kriegsakten 1634/II, fol. 186: „Ordnung. Wie es mit der Verpflegung / deren Soldaten zu Roß vnd Fuß / Welche im heyligen Röm: Reich in den Quartiren vnd Quarnisonen in Ihrer Kays: Majest: dienst sich befinden / observirt vnd gehalten werden solle“, ausgestellt von Gallas, Heilbronn, 1634 X 04. Wider dise verordnete verpflegung sollen die Stände vnd deren Vnderthanen / weder von den Obristen / noch deren vnderhabende Officirern oder Soldaten zu Roß vnd Fuß / durch gewalt oder sonsten auff einigerley weiß noch wege getriben vnd beschwert werden. Da auch dergleichen durch Officirer oder gemeine Soldaten beschehen / oder durch betrohung vnnd würckliche thätlichkeiten gesucht werden wolte: So ist ihnen Ständten vnd deren Vnderthanen hiemit erlaubt / wie nicht wenigers auch die straiffenden partheyen / so in: oder ausserhalb der Quartier vnd auff den strassen rauben / plündern / vnd andere Exorbitantien verüben / so gut sie können vnd mögen / in verhafft zu nemmen / vnd ein solches gehöriger orten zu berichten / damit wegen deren abstraff vnd aller vngelegenheiten verhütung die verfügung gethan werden mögen. Desgleichen wurde das Ausreiten mit Ober- u. Untergewehr aus den Quartieren oder das Einfallen in andere Quartiere mit Strafen an Leib u. Leben bedroht. Über Tillys Soldaten wird im Frühjahr 1626 in der Goldenen Aue berichtet: Seine Truppen „sind anfänglich gar fromm gewesen und haben sich bedeuten lassen, dann aber schlimmer und ärger geworden, haben endlich kein gut Wort mehr gegeben, sich selber Quartier genommen, alles aufgezehret, Kisten und Kasten aufgebrochen und aus Häusern, Kirchen, Böden, Kammern und Ställen alles geraubt und mitgenommen“. HILLER, Heringen, S. 127. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271f., über die Truppen Bindtaufs 1626: „Doch war hiebey keine Ordre, was man denen Soldaten oder Officiern geben sollte / sondern ein jeder forderte alles mit der Schwere nach eignen Gefallen. Was für Müh / Unlust und Beschwerligkeit / ja auch Hunger / die Bürger wegen dieser Einquartirung ausgestanden / ist nicht genug zu beschreiben. Denn etliche wöchentlich zu 10. 15. ja auch zu 25. Thalern und wohl darüber geben müssen / daß es manchem Bürger die Zeit / da sie hier gelegen / 100. 200. 300. ja wohl 500. Gülden gekostet; wie es denn auch nach Abzug derselben der Stadtschreiber Schüßler aus der Roll zu Rathhause insgesamt überschlagen / da diese Einqvartirung weit über 30000. Gülden gestanden. Ja da sie nur einer Witbe 486. Gülden 9. Gr. 5. Pf. gekostet / so ist leicht daraus abzunehmen / was der gesamten Bürgerschafft auffgangen sey. Welche denn so wohl als das Rathhaus gäntzlich erschöpfet / daß mancher Bürger von Hauß und Hof gejaget worden / auch musten etliche wie die Hunde von den Soldaten sich schlagen und prügeln lassen. Und weil sonderlich auch Pest und eine grosse Theurung anfiel / daß ein Scheffel Rocken 2. Thaler / 1. Scheffel Gersten 2. Gülden oder 2. Thaler und der Hafer 16. Groschen galt / war bey manchem Bürger nichts mehr übrig / als das liebe Leben. Ja da fast gantz und gar nichts mehr zum besten / wurde E. E. Rath gezwungen / etliche Haupt-Verschreibungen ihres Einkommens zu versetzen / und zu Sangerhausen und anderswo etzliche 100. Gülden darauff zu borgen / dafür sie Wein / Rocken und Hafer kauffen musten / damit biß zum Aufbruch die Soldateska zu unterhalten / welcher / nachdem sie 22. Wochen hier gelegen / den 13. Julij erst erfolget. In solcher Zeit wurde nun nicht allein alles / was in der Stadt war / aufgezehret / sondern es kam auch noch dieses hinzu / daß / weil die Reuter mit den Pferden fast alle Grasung vor den Thoren abgehütet hatten / die Bürger das meiste Vieh abstehen musten / welches so wohlfeil ward / daß man eine Kuhe um 4. Güld. kauffen konnte / dadurch dann die Bürger vollends um das ihrige kom̃en sind“. Im März 1634 schrieb Reichskanzler Oxenstierna: „Der General könne nur dann ehrlich leben, wenn er sein angewiesenes bestimmtes Quartier habe, woraus er das Nötige beziehe. Die Generale seyen dazu meist homines von der Fortune, die ihren Staat anders nicht führen könnten, auch weder Land noch Leute hätten, und wenn sie es schon besässen, so sey ihnen nicht zuzumuthen, davon zu leben und dabei zu dienen, sie müssten dann selnst mit Desordre leben. Der General könne also den Obersten oder Soldaten, wenn er auch auf diese Weise lebe, nicht strafen: der Oberst müsse also entweder betteln o d e r d i e Q u a r t i e r e m i ß b r a u c h en. E s s e y e n L e u t e, d i e n i c h t a l l e i n amore patriae et libertatis d i e n t e n, s o n d e r n e t w a s z u g e w i n n e n. Der gemeine Reiter könne nicht leben von seiner Gage; gleichwohl habe kein Regiment nach des Königs Tod ‚meutenirt’. Die Noth zwinge sie zum Rauben; dieß missbrauchten also die leichtfertigen Vögel. Man müsse also den Soldaten bezahlen, dann werde das Andere selbst fallen. Wolle man alle Exorbitantien gleich mit Henken strafen, so sey es schwer, die Hände mit solchem Blut zu besudeln, da der Soldat nicht zu leben habe. Erfolge die Bezahlung – sagte Oxenstierna und er statuiere dann bei den Exorbitantien doch kein Exempel, so solle man von ihm sagen, er habe gelogen wie ein leichtfertiger Vogel !“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 2, S. 91.
[77] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[78] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.
[79] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[80] Landstände: Vertreter gewisser Bevölkerungsgruppen, die zusammen mit dem Landesherren die Herrschaft ausübten: weltliche Adlige (Ritter), geistliche Adlige (Prälaten) und meist Städte, die auf den Landtagen berieten. In der frühen Neuzeit verlieren sie ihre Mitwirkungsrechte zum Teil an den Landesherren.
[81] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen.
[82] RÜCKERT, Lauingen II, S. 27f.
[83] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.
[84] Dompropst: vornehmster Würdenträger im Domkapitel, der das größte Einkommen bezog, der das Kapitalvermögen verwaltet, die Einkünfte auf die Mitglieder und ihre Diener verteilt und nach außen hin die Interessen des Domkapitels vertritt. Das Gleiche gilt für die Pröpste der Stiftskirchen. Der Dompropst hatte den Vorsitz bei den Sitzungen, die Rechtsprechung über das Chorpersonal. Ab dem späten Mittelalter war er nicht mehr unbedingt Mitglied des Kapitels und residierte auch nicht in der Stadt. Ab 1574 war ihm eine halbjährige Residenzpflicht auferlegt. – Die Stelle war unbesetzt (Vakatur) vom 25. August 1630 bis 1646.
[85] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[86] Wasungen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.
[87] WAGNER, Pforr, S. 160.
[88] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].
[89] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.
[90] Bräunlingen [Schwarzwald-Baar-Kreis].
[91] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 897 (2. Auflage 1984, heute noch erhältlich bei Stabsstelle Archiv von 79002 Villingen-Schwenningen).
[92] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[93] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 914.
[94] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[95] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[96] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[97] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[98] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.
[99] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[100] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.
[101] schwedische Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber/ und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. O. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.
[102] Erfurt; HHSD IX, S. 100f.
[103] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[104] Thölau, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[105] Maß Korn: ca. 18 Liter (Wunsiedel).
[106] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[107] Meußelsdorf, heute Ortsteil von Marktredwitz.
[108] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].
[109] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[110] Gefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“.
[111] ausgeraubt, ausgeplündert.
[112] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[113] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:
Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet,
6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«
[114] Waldeck [LK Tirschenreuth].
[115] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Die schwedische Garnison in Augsburg hatte die lutherischen Bürger aufgefordert, „Gott mit uns“ auf die Türen zu schreiben, um sich vor Plünderungen zu schützen; ROECK, Als wollt die Welt schier brechen, S. 248. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kan nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, daß wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, daß wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt‘ „. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die aber von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: Von Gottes gnaden (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Allerdings waren selbst schwedische Feldprediger unter den Plünderern zu finden; MITTAG, Chronik, S. 373. Der in altstädtischen Diensten stehende Magdeburger Daniel Friese und sein Sohn Friedrich über ihre vergeblichen Täuschungsmanöver; NEUBAUER, Magdeburgs Zerstörung 1631, S. 29-31: „Als nun die zwei Musketiere weg waren, nahm der Vater selig eine Axt und schlug den Ofen, Tür und Fenster selbst ein, riss auch das Stroh aus den Betten und streute es im Haus herum, warf auch die alten Inletts und Betten des Gesindes ins Haus, ebenso die Töpfe aus der Küche und ließ das Haus angelweit offen. Es sah aus, als denn die Furien hätten darin getobt, und war eine ziemliche Hilfe, so dass anfangs keiner ins Haus kam, da man allzeit annahm, das Nest wäre schon zerstört. Ferner ließ der Vater selig einen guten Schinken, Knackwürste, geräuchertes Fleisch und was wir an Essen hatten, auf einen Tisch in der Ecke des Hauses, doch so, dass man ihn zur Haustür herein nicht sehen konnte, setzen nebst ein paar Schleifkannen Bier, denn er dachte, wenn ja die Soldaten ins Haus kommen, so würden sie doch, wenn sie das Frühstück sähen, sich daran ein wenig aufhalten und wir uns besser verbergen könnten. Nichts desto weniger kamen Soldaten zu uns hinein, denn sie hatten im Vorüberlaufen die Mutter gesehen. Sie erwischten uns also alle in der Stube, fielen Vater und Mutter an und begehrten Geld“. […] Der Vater sorgte sich, „die Nachbarn möchten aus großer Angst die Soldaten zu uns herüberweisen. Denn sie schrien und tobten in dem Hause wie die bösen Geister und riefen ohne Aufhören nach Beute und Geld. Das hörten wir armen Leute in unserer Kohlenkammer und saßen still wie die Mäuse. Der Vater aber ging nach einer Weile wieder in das Haus und wollte sehen, wie es etwa bewendet wäre. Bald sahen ihn die Soldaten, schrien und liefen auf ihn zu. Die Mutter hörte das Geschrei und lief auch hervor und wir Kinder alle hinterdrein. Der Soldaten waren ungefähr sieben, alle mit brennenden Lunten, und redeten in fremder Sprache, so dass kein Mensch wusste, was sie sagten, nur dass sie stets in die Hände wiesen, wie man Geld zahlt. Da half nun kein Entschuldigen, der Vater mochte sagen, was er wollte, dass nämlich die Soldaten alles genommen hätten. Sie verstanden es nicht, sondern schossen zweimal im Hause nach ihm, Gott aber verhütete es, dass sie dem Vater Schaden taten, sondern in die Wand hinein […] Endlich redete der Vater auf lateinisch mit dem Offizier, dass ihm die Soldaten alles genommen und er also ihnen nichts geben könnte als Kleider, Leinwand, Zinn und dergleichen. Da wurden die wahnsinnigen Furien etwas beruhigt, der Offizier aber begehrte Geld, wo das wäre; dann wollte er die Soldaten alsbald wegführen“. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus nackter Existenznot verübt, da die Versorgung der Soldaten schon vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Der Hofer Chronist Rüthner weiß zu berichten, dass Borri fünf seiner Soldaten eigenhändig erstochen habe, die beim Plündern gefasst wurden; KLUGE, Hofer Chronik, S. 192: „Den 8. juni ist Zwickau mit accord übergegangen und aufgegeben worden, jedoch in auszug der schwedischen darinnen gelegene soldaten der accord nicht allerdings gehalten und fast meistentheils spoliret worden, unangesehen der kayßerliche general Borey 5 seiner eigenen leute über den raub erstochen“.
[116] BRAUN, Marktredwitz, S. 164ff.
[117] BRAUN, Marktredwitz, S. 174f.
[118] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette], halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5 – 9 cm), Rohrgewicht: 12 – 24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14 – 20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12 – 15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen „Halben [?; BW] Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[119] Granatkugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB]. => Granate: ein mit Schwarzpulver gefülltes Gefäß, das als Handgranate geworfen wurde. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Als der schwedische General Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu diesem Dienst Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere.
[120] WAGNER, Pforr, S. 161.
[121] Helmbrechts; HHSD VII, S. 282.
[122] Rehau; HHSD VII, S. 613.
[123] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[124] BRAUN, Marktredwitz, S. 175.
[125] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[126] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte.
[127] Weißdorf [LK Hof]; HHSD VII, S. 798f.
[128] BRAUN, Marktredwitz, S. 175f.
[129] HATZFELDT, Engelbert, Nr. 56.
[130] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[131] HATZFELDT, Engelbert, Nr. 269; Langenfeld, heute Ortsteil von Bad Salzungen [Wartburgkreis].
[132] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[133] Vorbitte, Fürbitte: Bitte bei jemandem für einen andern, um ihn vor einem Übel (z. B. vor dem Köpfen) zu bewahren, wohl hergeleitet aus der Vorbitte Christi für die, die ihn ans Kreuz schlugen (LILIENTHAL, Die gute Sache, S. 620). Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87, Anm.; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 115; JORDAN, Mühlhausen, S. 70, 91f., 260. KLUGE, Hofer Chronik, S. 199 (1642): „Den 1. februarii wollte der rumor- und rittmeister [Johann Adam Weyhel] einen beigoltischen [Daniel Beygott] reuther, so von Leimitz mit hereingebracht worden und mit denen andern 8. zuvor spielen müßen, vor dem Obern Thor an einen baum hängen assn, maßen der nagel schon eingeschlagen war. Dieser aber wurde von dem adel alhier endlich wiederum erbeten“. KLUGE, Hofer Chronik, S. 200: Hier wurden 2 Reiter wegen verschiedener Schwerstdelikte hingerichtet, ein adliger Beteiligter dagegen losgebeten. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 247; DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 48 Teilweise wurde der Delinquent auch begnadigt, wenn eine Frau Fürsprache einlegte und ihn heiratete. Vgl. die Erinnerungen des Pfarrers Klingsporn; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 229. STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 340f.: „Einem Soldaten namens Wölflin, der, weil er gestern ganz betrunken gegen den Befehl des Obersten hatte zum Beutemachen ausziehen und gegen die ihn daran Hindernden das Schwert ziehen wollen, zum Tode verurteilt schon zur Erschießungsstätte geführt war, wurde auf die Fürsprache aller Einwohner (ich hatte auch meine Bitten damit vereinigt, das Leben geschenkt“. Vgl. auch NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 81 (Kroate, der einen Amtsschreiber erschossen hatte). Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 – 1655], berichtet zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138.
[134] Mitterteich [LK Tirschenreuth].
[135] Eschenbach i. d. OPf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.
[136] Neuhaus a. d. Pegnitz [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 504.
[137] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[138] BRAUN, Marktredwitz, S. 176f.
[139] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[140] BRAUN, Marktredwitz, S. 180.
[141] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[142] Balingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 61ff.
[143] Geislingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 142f. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 165: Der kaiserliche Obrist u. Kommandant v. Philippsburg, Bamberger, an Hatzfeldt, Nov. 1643, spricht von Geisingen !
[144] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[145] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen.
[146] LAHRKAMP, Werth, S. 136.
[147] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[148] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[149] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[150] Fähnlein: militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10 – 15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.
[151] WASSENBERG, Florus, S. 544f.
[152] Schemmerberg, heute Ortsteil von Schemmerhofen [LK Biberach].
[153] Wachtmeister: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers und der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen und Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet.
[154] kundtschaft.
[155] Einspänniger: a) Kriegsknecht mit einem Pferd; fürstlicher Diener, Stadtknecht; auch Einspänner; b) Eigentümer eines kleinen bäuerlichen Besitzes, der meist nur Handdienste leistet; c) reitender Bote, Geleit- und Meldereiter.
[156] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 172.
[157] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[158] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.
[159] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[160] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff. ?
[161] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.
[162] Friedrich Herzog v. Württemberg-Neuenstadt [19.12.1615 Stuttgart–24.3.1682 Neuenstadt am Kocher].
[163] Untersteckung, Unterstoßung: (zwangsweise) Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene.
[164] WASSENBERG, Florus, S. 545ff.
[165] Vgl. die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[166] Malmsheim [Renningen, Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.
[167] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr von Zahrádecký z Zahrádek; Feldmarschallleutnant [ – 1647].
[168] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.
[169] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.
[170] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.
[171] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.
[172] aufschlagen: aufheben, überfallen; gewaltsam öffnen.
[173] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.
[174] Maximilian I. erlegte die erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu referirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.
[175] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.
[176] Hazard: Glück, Wagnis.
[177] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.
[178] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[179] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[180] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[181] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[182] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.
[183] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[184] Heřmanměstetz [Heřmanův Městec, Bez. Chrudim]; HHSBöhm, S. 189f.
[185] Marketender/Marketenderin: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.
[186] RIEGLER, Reichsstadt Schwäbisch Hall, S. 71, Anm. 204; MIDELFORT, Witch-Hunting, S. 76f.
[187] Profoss: Militärischer, vielfach gefürchteter Offiziant, der die Einhaltung der Kriegsbestimmungen und Befehle, der Lager- und Marschordnung überwachte. Der Profoss zeigte die Zuwiderhandelnden beim Befehlshaber an, nahm sie fest, stellte sie vor Gericht und vollstreckte das vom Kriegsrichter (dem Auditeur) gesprochene Urteil. Er ersetzte dadurch den Scharfrichter, der nicht immer beim Regiment vorhanden war. Dabei unterstützten ihn Knechte und Gehilfen wie der Profosslieutenant. Es gab einen Profoss für jedes einzelne Regiment und einen Generalprofoss (auch „Generalgewaltiger“ genannt) für die gesamte Armee. Der Profoss hatte ferner die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel vor den Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Er überwachte gegen eine Abgabe der Händler oder Marketender den Lagermarkt. Zudem oblagen ihm die Einrichtung der Latrinen und die Reinigung des Feldlagers von den Fäkalien, die Entfernung toter Tiere. Einmal pro Woche wenigstens sollten die Quartiere durch die Huren und Trossbuben gereinigt werden, zur Aufsicht wurde auch der Hurenwebel (aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses) herangezogen. Mitglieder des Trosses, der immer wieder Gesindel aller Art anlockte, konnten zudem zu den kräftezehrenden und verachteten Schanzarbeiten und anderen Hilfsarbeiten herangezogen werden. Hier hatte der ihm unterstellte Hurenwebel die Aufsicht. Diese wichtige Funktion war für einfache Soldaten die wohl einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit. Der Hurenwebel besaß einen eigenen Leutnant als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt. Der Profoss und dessen Leutnant sollten zudem beim Verlassen der Quartiere die Huren und die Trossbuben aus den Quartieren vertreiben und dafür sorgen, dass alle Feuer gelöscht waren. Seine Aufgabe war es auch, die Gefangenen hinter dem Regiment herzuführen. Er erhielt monatlich 30 fl. (Kavallerie) bzw. 60 fl. (Fußtruppen). LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk; Schwedisches Kriegs-Recht; BERG, Administering justice, S. 6. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“.
[188] Steckenknecht: Gerichtsdiener, Büttel. Die verachteten Steckenknechte beim Militär waren dem Profos untergeordnet; sie überwachten und verhafteten verdächtige Söldner, sorgten zudem mit den Trossweibern für die Latrinenreinigung. Aus dem Kreis der Steckenknechte wurde der „Stockmeister“ gewählt, der die Gefangenen verwahrte. Teilweise wurden 13- bis 14jährige als Steckenknechte angenommen; Straffällig gewordene Soldaten wurden zu Steckenknechten degradiert. Schwerverbrecher konnten begnadigt werden, wenn sie als Steckenknechte dienten. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Bauersmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“.Üblich waren beim Stab 12 Rt. Sold im Monat (GALLETTI, Geschichte, S. 301), was etwa einem Einkommen von 9 Monatslöhnen eines bäuerlichen Dienstboten entsprach. Vgl. auch DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 26ff.
[189] Hochgericht, Galgen: Vorrichtung zum demonstrativen abschreckenden Vollzug der schimpflichen Todesstrafe durch den Henker und Wahrzeichen der „hochnotpeinlichen Gerichtsbarkeit“ des Gerichtsherrn. Er bestand aus zwei aufrecht stehenden Pfosten mit einem Querholz, bisweilen aus drei Pfosten mit Querhölzern oder aus einem Pfosten, in den ein Querholz rechtwinkelig eingelassen war. Man unterschied zwischen Kniegalgen, Schnellgalgen, Soldatengalgen (Quartiergalgen, der in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet werden musste) und Wippgalgen (LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. Die Galgen befanden sich zumeist außerhalb der bewohnten Orte in einem Waldgebiet auf dem Galgenberg. Die Errichtung oder Ausbesserung galt als anrüchig. Deshalb mussten alle beteiligten Zünfte Hand anlegen oder es entschied das Los. Galgen, mit einer kreisförmigen Untermauerung, auf der die Pfeiler mit den Querbalken standen, nannte man Hochgericht. Der Verurteilte musste mit dem Henker auf einer Leiter zu einem der Querhölzer hinaufsteigen, um zunächst aufgeknüpft, dann durch Wegziehen oder Umstoßen der Leiter getötet zu werden. Bei Einquartierungen wurde als drastische Abschreckung auf einem öffentlichen Platz der Quartiergalgen zur Schnelljustiz errichtet. Es lag im Ermessen des Henkers, ob der Tod durch Genickbruch rasch oder durch Strangulation langsam eintrat. Ihm stand auch die Verwertung des Körpers [Armesünderfett oder Blut als Heilmittel, Diebsfinger (vgl. WOLF, Niederländische Sagen, S. 364-365) etc.] zu. Der Hingerichtete blieb je nach Delikt oft lange sichtbar hängen, dem Verwesungsprozess bzw. den Hunden, Raben und den Witterungseinflüssen preisgegeben. Der abgefallene Leichnam wurde zumeist auf dem Galgenberg verscharrt.
[190] Stadtarchiv Schwäbisch Hall 4/3,fol. 987; DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 285f. Vgl. SCHRAUT; BEUTER, Hexenwahn, S. 398.
[191] Gürtler: „Handwerker, dessen Beschäftigung bey dem ehemahligen häufigern Gebrauche der Gürtel darin bestand, die Gürtel und Wehrgehenke mit Messing, Kupfer, Gold und Silber zu beschlagen; aus welchen nachmahls die Gelbgießer, Nadler, Clausurenmacher u. s. f. entstanden sind“ [ADELUNG].
[192] BUCHNER, Anno dazumal, S. 137f.: KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben”, S. 288f.
[193] Windischeschenbach [LKNeustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 824.
[194] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.
[195] Voigtsberg [Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 262.
[196] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 261.
[197] Eschenbach i. d. OPf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.
[198] Wiesau [LK Tirschenreuth].
[199] Plauen; HHSD VIII, S. 279ff.
[200] Neukirchen [Kr. Chemnitz]; HHSD VIII, S. 245f.
[201] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.
[202] BRAUN, Marktredwitz, S. 229f.
[203] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand.
[204] Diversion: Ablenkungsmanöver, Vorstoß auf einem Nebenkriegsschauplatz, unerwarteter Angriff.
[205] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[206] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[207] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[208] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[209] Beyenburg [Stadt Wuppertal], HHSD III, S. 72f.
[210] Hückeswagen [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 350f.
[211] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.
[212] Feuermörser: Geschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Nach Pflummern konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68.
[213] Petarde, petar: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[214] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631, von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.
[215] Cavalcade: Reiterzug, Ritt, Kriegzug.
[216] poussieren: drängen, beschleunigen.
[217] Ferdinand von Köln an Max., Bonn, 1645 III 25; ENNEN, Ferdinand, S. 33f.
[218] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226. 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.
[219] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.
[220] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[221] Iglau [Jihlava]; HHSBöhm, 214ff.
[222] Krems an der Donau [Statutarstadt]; HHSÖ I, 363ff.
[223] Znaim [Znojmo]; HHSBöhm, S. 688ff.
[224] WASSENBERG, Florus, S. 609.
[225] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f. 3.8.1645: Die Schlacht von Alerheim, oft auch Zweite Schlacht bei Nördlingen genannt, war eine Schlacht des Dreißigjährigen Krieges, die am 3. August 1645 in und um Alerheim zwischen der französisch-weimarisch-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen stattfand und mit einem französischen-alliierten Sieg endete. Vgl. SCHEIBLE, Alerheim.
[226] LAHRKAMP, Werth, S. 158, 159.
[227] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2796, fol. 486 (Entwurf): Maximilian I. an Mercy, München, 1644 XII 07.
[228] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[229] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 721.
[230] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes.
[231] Wolfratshausen [LK Bad Tölz-Wolfratshausen]; HHSD VII, S. 828f.
[232] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 52f.
[233] Vgl. dazu IMMLER, Kurfürst Maximilian I.
[234] BENTELE, Protokolle, S. 214.
[235] OSTERMAIR, Ingolstadt, S. 23; Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[236] ZIEGLER, Dokumente II, S. 1234.
[237] RIEZLER, Meuterei II, 218; unter Matthes v. Rentz bei ENGELBERT, Hatzfeldt, erwähnt.
[238] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1228, S. 389.
[238a] Eleonora Marie Katerina v. Fineck.
[239] Passau; HHSD VII, S. 571ff.
[240] Schlägl [BH Rohrbach]; HHSÖ I, S. 109f.
[241] Böhmisch Krumau [Český Krumlov]; HHSBöhm, S. 53ff.
[242] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.
[243] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.
[244] PRÖLL, Flucht, S. 312.
[245] Sincerationes: Aufrichtigkeiten.
[246] Contestationen: Bestätigungen.
[247] WÖLLPER, Georg Friedrich von Holtz, unter: http//www.koni.onlinehome.de; HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz.
[248] Rekompens: Entschädigung, Gegengeschenk, Entgelt.
[249] LAHRKAMP, Werth, S. 176f.
[250] Angeblich in einem Schreiben, dass Salm aus Wien mitgebracht hatte, u. was durch die Übertragungen an Werth u. Sporck bestätigt wurde.
[251] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2909, fol. 107, 108 (Entwurf): Maximilian I. an die Generäle u. Obristen, München, 1647 VII 04; LAHRKAMP, Werth, S. 175; RIEZLER, Meuterei I, 86. Vgl. den Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebücher II, S. 1119 (19.7.1647): „Der Wachtmeister teilt folgende Neuigkeit mit: General Joh. von Wörth und Oberst Sporckh gingen in den kaiserlichen Heeresdienst über, es folgte mit seinen Dragonern Oberst Kreuz, den der Regensburger Kommandant in der Stadt aufnahm und beschützte, bis er sich sicher mit den Kaiserlichen vereinigen könne. Deswegen schickte der Herzog von Bayern ein Schreiben an die andern Führer seines Heeres und versprach 10.000 Taler, wenn einer Joh. von Wörth gefangen nehme und ihn ausliefere (sisteret). Sieh‘ da, welch sonderbare Änderung“.
[252] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[253] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[254] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1060: Formarini an Piccolomini., Budweis, 1647 VII 10.
[255] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 249.
[256] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1062; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 346.
[257] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[258] Kriegszahlmeister: Leiter oder sonstiger Rechnungsbeamter bei einem Kriegszahlamt oder einer Kriegskasse.
[259] Auditor (Regimentsschultheiß): militärischer Justizbeamter: Richter eines Unterkriegsgerichts, der für sämtliche militärische Gerichtssachen innerhalb eines Regimentes und dessen Trosses zuständig war. Mit dem Unterkriegsgericht stand der Auditor einer Instanz vor, die im 17. Jahrhundert das genossenschaftliche Schultheißengericht (vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 54ff.) ablöste, und so war der Auditor kein erfahrener Söldner, sondern ein ausgebildeter, nicht dem Regiment angehörender Jurist (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 141ff.), der aus der Beamtenschaft des Kriegsherrn rekrutiert wurde. Er unterstand dem Befehl des Obristen, erhielt aber nur 20 Rt. samt Gebühren pro Monat und war deshalb empfänglich für „Verehrungen“, zumal auch er meist mit Familie, immer aber mit Gesinde und einem Soldatenjungen reiste. Er wurde in der Regel auf die Initiative des Feldmarschalls bzw. des Obristen hin tätig. Ihm waren zwölf Geschworene und ein Gerichtsschreiber zugeordnet. Der Auditor bedurfte der Erfahrung in Inquisitions- und Kriegsprozessen sowie in bürgerlichen und natürlichen Rechten, genoss aber teilweise ein recht fragwürdiges Ansehen. Die nach den Grundsätzen des Militärstrafrechts verhängten Urteile betrafen zumeist Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung. Todesurteile wurden teilweise, insbesondere bei entstehenden Unruhen in der Truppe, dem Kommandeur vorgelegt und nach dessen Bestätigung in der Regel öffentlich vollstreckt. Vgl. auch STIELER, Auditeur, über seine Erfahrungen in der brandenburg-preussischen Armee; dazu BERG, Der Spate.
[260] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.
[261] Freising; HHSD VII, S. 209ff.
[262] Berchtesgaden [LK Berchtesgaden]; HHSD VII, S. 83f.
[263] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 523 (Ausfertigung): Kütner an Maximilian I., Feldlager vor Eger, 1647 VII 10.
[264] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 164 (Ausfertigung).
[265] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.
[266] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[267] Stadtarchiv Deggendorf Kammerrechnung 1647, fol. 35.
[268] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[269] BAUER, Deggendorf, S. 64.
[270] BECK, Schweinfurt, Sp. 77.
[271] Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.
[272] Staatsarchiv Bamberg B 48/181 (Ausfertigung): Johann Philipp von Schönborn an Melchior Otto Voit von Salzburg, Würzburg, 1647 VIII 21.
[273] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[274] BECK, Schweinfurt, Sp. 79.
[275] RIEZLER, Meuterei I, S. 88, Anm. 2.
[276] Unterpleichfeld [LK Würzburg].
[277] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[278] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.
[279] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2393, fol. 574-576′: »Designatio der reichsvölckher zu ross und fueß wie selbige den 21. Novembris anno 1645. den 10. Aprilis anno 1646 hiervon herrn Teisinger ain copi zum erzherzogen [Leopold Wilhelm] zur conferenz mitgeben worden«.
[280] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2953, fol. 70-70′: »Summarischer extract auß denen hirbey ligenten regimenter eingeschickhte specificationen […] eingeschickht den 28. Februarii 1647. Bei dieser eingabe manglen beede als Werth und Jung Kolbischen regimentern lista«.
[281] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[282]KNIEB, Dreißigjähriger Krieg II, S. 50, bzw. MEHLER, 30jähriger Krieg, S. 22.
[283] Aigen im Mühlkreis [BH Rohrbach].
[284] Propst: I. zumeist gewählter Vorstand des Domkapitels, der zusammen mit dem Domdechanten zu den Würdenträgern gehört.
II. Leiter des Chorherrnstifts, der das Kapitalvermögen verwaltet.
III. der dem Abt folgende Vorgesetzte, bei einigen Orden der Vorsteher eines Klosters, der dann den Rang eines Prälaten einnimmt und gleich nach dem Bischof kommt. Er wird von einem Bischof geweiht. Es handelt sich dabei um die Abtsweihe, denn ein regulierter Propst fungiert als solcher.
[285] LAHRKAMP, Werth, S. 180.
[286] per mandatum avocatorium: durch Abberufungserlass.
[287] Dissolution: Auflösung.
[288] Meuterei, meutination, meutation: Meuterei. Meutereien waren schon kurz vor dem eigentlichen Dreißigjährigen Krieg eine ständige Begleiterscheinung innerhalb der Heere. Der hessen-kasselische Obrist Widmarckter schildert die z. T. drakonische Niederschlagung mehrerer Meutereien (1617) in Frankreich; GRÄF, Söldnerleben, S. 116f.: „20. Hatt Brearts Compagnia im Furüberzihen für Grand [ bei Sauvigny; BW] meinem Quartir meutiniren wollen, aber durch meine Gegenwart abgeschreckt worden. 21. Montaults Compagnia so auß Anregung Brearts Soldaten meutiniren wollen. Darzu ich kommen und zum Theill mitt harten, zum Theill mitt gutten Worten zu Frieden gesprochen. Darauf ihn Brearts und Effern Quartir geritten, die Soldaten fur mich gefordert, ihnen Fehler verwiesen und nach vorhergangener Demütigung, verzihen und also an dem Ort diese beyden Mutinationen gestillet. Alß ich aber von dannen in mein Quartir nach Andelot reitten wollen, treffe ich hart fur Brearts Quartir im freien Földe deß Obristen Fendlein in Schlachtordnung ahn, so gleichfallß meutiniren wollen. [fol. 204v] Auf welche ich so balde mitt bloßem Degen geeilet, in die Schlachtordnung geritten und manchen gutten Streich fließen laaßen und die Anfänger dieser Meutination begehret, deren sie mir auch endlich 2 volgen lassen. Hab solche dem Provos gelieffert und befohlen, mitt ihnen nach dem Quartir Andelot zu eylen, dahin ich mich gleichfalß verfüget. Beyde arme Sünder von dem Flecken führen lassen und, weill damals mein Scharfrichter entlauffen, dem einen dass Leben geschenkt, wofern er den andern erwürgete. So er acceptiret, sich an seinen Gesellen gemacht und nach großem Wiederstand sein Meister worden, auf der Erde erwürget und volgents stranguliret. Den toden Cörper hab ich ahn einen Hügell setzen und einen Brieff Meutinirer an die Brust hefften lassen, damit er von den Soldaten und Regiment gesehen wurde“. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“. LAHRKAMP, Werth, S. 71f.: „Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; BW] im Regiment Gayling [von Altheim] eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler, in Bodendorf und um Breisig. Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt; einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert.“ Vgl. auch die Schilderung einer Meuterei und ihrer Niederschlagung (Mai 1642) unter dem Regiment Wolf von der Lippe; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 222f. Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 563ff., über die Meuterei französischer Truppen in Breisach (März 1644) wegen des seit 8 Monaten ausgebliebenen Solds. Johann Heinrich (Freiherr) von Bartels ist bekannt geworden durch den hart bestraften Aufruhr in seinem Regiment im Winter 1648/49 in Hilpoltstein. Nach Grimmelshausens Darstellung, der 19 Hinrichtungen erwähnt, waren La Pierre und Elter, unter dem Grimmelshausen Regimentsschreiber war, mit der Niederschlagung der Meuterei beauftragt; Kelletat, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212. Einer der Meuterer ging als „Oliver“ durch Grimmelshausen in die Literatur ein. Das Dragonerregiment Bartels hatte 1647 übrigens nur einen Ausländeranteil von 9, 6 %; KAPSER, Militärorganisation, S. 67; bzw. S. 64ff. Das Theatrum Europaeum Bd. 6, S. 778, berichtet: „Bey vorhabender Exauctoration / hat sich unterdeß Herrn Obristen Barthels Tragoner-Regiment (so vor diesem Herr Obrister Creutz gehabt / und in der Abdanckung nicht begriffen) als welches mit der 3. Monatlichen Bezahlung nicht zu frieden seyn wollen / ein unvermutheter Auffstand ereygnet / daß der Obrist und Obrister Lieutenant von ihnen entreitten müssen; darauff die Rebellen sich in das Schloß Hilpoldstein retiriret: Weilen nun des Herrn Generals und Feldmarschallen von Enckefort [Adrian v. Enckevort (1603-1663); BW] Excell. in continenti etliche hundert Mann zu Roß und Fuß auff sie außcommandirt / diese auch das Schloß umbsetzt / und Stücke auffgeführt, haben sich die Empörte Mittwochs den .. April gutwillig ergeben. Darauff hat man das Regiment im freyen Feld zusammen geführt / disarmirt / von newem schweren / etliche Rädelsführer gefangen nehmen und aufhencken lassen. Als solches geschehen / ist mehrgedachtes Tragoner-Regiment / biß auff weitere Ordre / hinwiederumb auß einander gelegt / und folgenden Freytags das commandirte Volck nach Amberg / auch in andere dero Quartiere zurück gezogen. Sonsten ist unterm Dato 22. Aprilis st: vet. Nachricht eingelangt / daß / nach dem die Rebellen von mehrbenanntem Barthlischen Tragoner-Regiment durch Gewalt wiederumb zum Gehorsamb gebracht / geviertheilt / 14. Reuter / theils gehenckt und enthauptet / viel unredlich gemacht / und ohne Abschied fortweg gejagt worden“. Im „Springinsfeld“ (KELLETAT, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212f.), heißt es: „Unter währendem Stillstand wurde unser Regiment nach Hilpoldstein, Heideck und selbiger Orten herum gelegt, da sich ein artliches Spiel unter uns zugetragen. Denn es fand sich ein Korporal, der wollte Obrister sein, nicht weiß ich, was ihn für eine Narrheit dazu angetrieben; ein Musterschreiber, so allererst aus der Schul entlaufen, war sein Secretarius, und also hatten auch andere von seinen Kreaturen andere Officia und Ämter; viel neigten sich zu ihm, sonderlich junge ohnerfahrne Leut, und jagten die höchsten Offizier zum Teil von sich, oder nahmen ihnen sonst ihr Kommando und billige Gewalt; meinesgleichen aber von Unteroffizieren ließen sie gleichwohl gleichsam wie neutrale Leut in ihren Quartieren noch passieren; und sie hätten auch ein Großes ausgerichtet, wenn ihr Vorhaben zu einer anderen Zeit, nämlich in Kriegsnöten, wenn der Feind in der Nähe, und man unserer beiseits nötig gewesen, ins Werk gesetzt worden wäre; denn unser Regiment war damals eins von den stärksten und vermochte eitel geübte, wohlmontierte Soldaten, die entweder alt und erfahren, oder junge Wagehälse waren, welche alle gleichsam im Krieg auferzogen worden; als dieser von seiner Torheit auf gütlichs Ermahnen nicht abstehen wollte, kam Lapier und der Obriste Elter mit kommandierten Völkern, welche zu Hilpoldstein ohne alle Mühe und Blutvergießen Meister wurden, den neuen Obristen vierteilen, oder besser zu sagen, fünfteilen (denn der Kopf kam auch sonder) und an vier Straßen auf Räder legen, 18 ansehnliche Kerl aber von seinen Prinzipal-Anhängern zum Teil köpfen, und zum Teil an ihre allerbesten Hälse aufhängen, dem Regiment aber die Musketen abnehmen, und uns alle auf ein neues dem Feldherrn wieder schwören ließen“. „Das blutigste Schauspiel dieser Art aber, welches 14 Tage lang die Umgebung mit neuen Kriegsunruhen ängstigte, spielte sich im Juli 1650 in Anhalt ab. Durch unklare Nachrichten über die Absichten der Schweden aufgebracht, nahmen die unter dem Befehle des Oberst-Lieutenants Israel Isaaksohn, welcher als ein habsüchtiger und roher Mensch bekannt war, hier einquartierten Reiter ihre Offiziere plötzlich gefangen und forderten stürmisch Sold und Abschied. Nur mit genauer Not entging Isaaksohn dem Tode; da er nachwies, dass der das nötige Geld zur Ablöhnung noch nicht zur Hand habe, wurde er entlassen unter der Bedingung, dass er ihnen dasselbe in Erfurt verschaffe. Er begab sich aber sofort zu den Truppen, welche mittlerweile von Süden zur Unterdrückung der Rebellion in Bewegung gesetzt waren, liess die Aufrührer, deren Anzahl noch etwa 450 Mann betrug, umzingeln und an 33 Rädelsführern trotz seines gegebenen Wortes und trotz des Wehegeschreis der Soldatenweiber erbarmungslos das Todesurteil vollstrecken“. LORENTZEN, Schwedische Armee, S. 188f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Vgl. die Schilderung einer Meuterei und ihrer Niederschlagung (Mai 1642) unter dem Regiment Rabe Wolf von der Lippe; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 222.
[289] Röhrnbach an der Alz.
[290] Untermoldau => Dolní Vltavice (Unterwuldau, ab 1918: Untermoldau), Ortsteil von Černá v Pošumaví [Český Krumlov].
[291] PRÖLL, Flucht, S. 314ff.
[292] Eggenfelden [LK Rottal-Inn]; HHSD VII, S. 158.
[293] LAHRKAMP, Werth, S. 181.
[294] BAUSCH, Platanus Bd. 2, S. 346. Die Münsterschwarzacher Klosterchronik gibt die durchaus zutreffende zeitgen. Einschätzung wieder: „Maximilian nahm an, daß jener [Waffenstillstand] mehr der Beschleunigung des Friedens, der katholischen Sache und seinem eigenen Vorteil schade als nütze, wie er erhofft hatte. Auch wurde er durch häufige Drohbriefe der Reichsstände überredet“.
[295] LAHRKAMP, Werth, S. 188f.; RIEZLER, Baiern V, S. 628; Vgl. den Bericht an die Generäle wegen des Ulmer Stillstands, 1647 VIII 03, im THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 1080.
[296] KOCH, Deutsches Reich Bd. 2, S. 317. Vgl. die Instruktion Fs III für Lobkowitz, Prag, 1647 IX 26, für dessen Gespräche mit G., was Werth u. Sporck betraf; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1647/9/22 1/2 (Kopie aus dem Ftl. Lobkowitz’schen Archiv zu Raudnitz). Zu dem kaiserlichen „Handbriefl“ für Werth LAHRKAMP, Werth, S. 191.
[297] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2890 (tom. 656), fol. 289 (Ausfertigung): Ferdinand III. an Maximilian I., Prag, 1647 X 06.
[298] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 86-87 (Ausfertigung): F III an H., Prag, 1647 X 07.
[299] Staatsarchiv Stade Rep. 32 II Nr. 8, fol. 12 r: Schwedisches Kartell v. 1642; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 572 (Ausfertigung): Wrangel an Holzappel, Hauptquartier [o. O.], 1647 IX 29; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 210 (Ausfertigung): H. an Sporck u. Werth, 1647 X 16; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 215-219 (Ausfertigung): H. an Wrangel, [Schmiedeberg], 1647 X 16.
[300] Benatek [Benátky, seit 1950 Benátky nad Jizerou], HHSBöhm, S. 26f.
[301] Lissa a. d. Elbe [Lysá nad Labem]; HHSBöhm, S. 341f.
[302] WREDE, Wehrmacht III, S. 545.
[303] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[304] Soldatengalgen: Quartiergalgen, der in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet werden musste, da das Errichten eines Galgens als ehrenrührig galt. => Galgen.
[305] Zit. bei LAHRKAMP, Werth, S. 181.
[306] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[307] Rokytzan [Rokycany], HHSBöhm, S. 522f.
[308] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[309] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.
[310] Eckersbach, heute Stadtteil von Zwickau.
[311] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.
[312] HERZOG, Chronik Bd. 2, S. 474: Die „24.000 Mann starke bairisch-kaiserliche Armee (…) hielt in den umliegenden Dörfern, wo sie den Bauern schändlich mitspielte, Rasttag“ (21.10.1647).
[313] Crimmitschau [Kr. Werdau]; HHSD VIII, S. 53ff.
[314] Schmölln [Kr. Schmölln]; HHSD IX, S. 391ff.
[315] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[316] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.
[317] SCHMIDT, Zwickau, S. 698f.
[318] dissimulieren: sich verstellen, verheimlichen.
[319] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170 (Ausfertigung), fol. 422-432 (chiffriert): Ferdinand III. an Holzappel, Prag, 1647 X 29.
[320] Zit. bei SAMBRAUS, S. 27, Anm.
[321] RIEZLER, Meuterei II, S. 237.
[322] LAHRKAMP, Werth, S. 192f.; RIEZLER, Meuterei II, S. 238f.
[323] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2890 (tom. 656), fol. 390 (Entwurf): Maximilian I. an Ferdinand III., München, 1647 XII 10.
[324] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Friedensakten 56 b, fol. 95 r – 95 v (Ausfertigung): Holzappel an Ferdinand III., Abbach, 1648 IV 07.
[325] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[326] SAMBRAUS, Feldzug, S. 72f., Anm. 3. Wie aus Fernemonts Bericht über die Schlacht bei Zusmarshausen, 1648 V 19, hervorgeht, war Sporck bereits wieder im Einsatz; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1648/5/12 (Ausfertigung).
[327] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.
[328] LAHRKAMP, Werth, S. 192.
[329] RIEZLER, Meuterei II, 221; PRÖLL, Flucht, S. 318; LAHRKAMP, Werth, S. 182.
[330] Bad Abbach [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 56.
[331] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 177, fol. 251-255 (Ausfertigung): Krafft, kaiserlicher Kommandant v. Regensburg, an Holzappel, Regensburg, 1648 IV 28. Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, 220.
[332] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Friedensakten 56 b, fol. 101-104 (Kopie): Revers des ksl. Feldmarschallleutnants Sporck, Prag, 1648 IV 08.
[333] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 177, fol. 268-269 (Ausfertigung): Krafft an Holzappel, Regensburg, 1648 IV 29.
[334] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2961, fol. 360 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Wertingen, 1648 V 02. ? SAMBRAUS, 73, Anm. 73.
[335] ENGLUND, Verwüstung, S. 500.
[336] Lissa a. d. Elbe [Lysá nad Labem, Bez. Nimburg]; HHSBöhm, S. 341f
[337] St. Gotthard an der Raab [Szentgotthárd, slowenisch Monošter)], westungarische Grenzstadt im Komitat Vas.
[338] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.