Schulenburg, Albrecht von der

Schulenburg, Albrecht von der; Obristleutnant, Obriststallmeister [1609 Apenburg – 25.8.1642 Salzwedel] Schulenburg, der Sohn des Dietrich von Schulenburg [1571 – 1618],[1] Erbsasse[2] auf Apenburg,[3] Betzendorf[4] und Rittleben,[5] stand als Oberstallmeister in schwedischen Diensten.

Der Naumburger[6] Floßmeister und Advokat Johann Georg Maul[7] [? – nach 1656] berichtet: „Den 31. 8cti [= October] 1632, bey Ankunfft Ihro Maj[estät] ist mir derselben Ober-Stallmeister von der Schulenburg einlogiret worden, mit 8 Persohnen und 12 Pferden, und hat bis auf den 10. 9br. [= November] gedauert, das kostete

56 f 12 g in einen Banquet den 4. 9br. [= November], kurtz vor der Lützner Schlacht, als derselbe den Fürsten Franz Albrecht v[on] Sachsen, Fürst Ernst v[on] Anhalt, den Graf [Kaspar; BW] v[on] Eber- und Lobenstein und andere Cavall[iers] mehr zu Gaste hatte, 32 Essen nebst vielen Confect habe ich geben müssen, nach dem er es 2 Tage vorher mir angesagt. Den Tag nach dem Banquet hat Hertzog Frantz Albrecht, als sie zum Frühstück bey mir waren, schlagen wollen mein Weib“.[8]

Der Schweriner[9] Dompropst und Ratzeburger[10] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „Nachdem der Fridlender[11] den 26. Oct. von vnser Reuterey zue Eulenberg[12] in großer Confusion wieder vber deme Pass getrieben, hatt Er erfahren, dass der Koning zue Naumburgk[13] angelangett, dahero Er alsobald mitt allem volk vf Leiptzig gerücket, vnd wie der Koning mitt seinen bei sich habenden 18,000 Man immer fort näher Leiptzig sich gemacht, vnd der feindt solchs erfaren, ist er den 5. Nov. dem Koning mit 34,000 Man biss näher Lützen[14] vnde Weißenfels[15] entgegen gezogen, vnd hinter dreyen Graben, die sie vfgeworfen, die nacht in Bataglia[16] gehalten biß morgens früe vmb 7 Vhr; Da der Koning immer näher gerücket vnd mechtig mit stücken vf sie gespielet, dass sie den ersten graben verlassen vnd in den andern sich reteriren müssen. Weiln aber der Koning so hefftig vf sie getrungen, haben sie nicht ohn verlust vieles volkes an beiden seiten die graben quitiren vnd sich in eine offentliche Bataglia stellen müssen, da dann das Treffen erst angangen. Vnd weill der Koning gar zue furios hineingesetzt vnd sechs Obr. Leutenant von des feindeß Trouppen mitt dem degen erstochen, ist er durch den linken arm geschossen, dass der Knoche fast abgekommen, dahero er den Zuegel schießen vnd fallen lassen, auch daß mutige pferdt nicht mehr halten können, welchs zur seiten außgangen. Wie solchs deß Konings Stalmeister einer von der Schulenborgk vnd behertzter Cavallier siehet, eilet er mitt 13 oder 14 pferdten zum Konige vnd bittet, er müge à part kommen, nimbt den Zügel deß pferdes in die handt vnd reiten fort. Indem trifft ein gantz regiment Courassier an dieselbe, worvnter einer herfürreitet, der Ihr Ko. Mayt. gekannt, zue ihm eilet vnd setzett ihm die pistole an die rechten seiten vnd gibt feur, dass auch der Koning alsobald hervnter sinckett. Wie der Stalmeister daß sihet, setzet er seine pistole demselben vnter daß Bruststück vnd gibt ihm den rest wieder. Wie sie aber zue starck treffen, muss er den Koning verlassen vnd sich reteriren, da der Konig noch 4 schuss vnd einen stich bekommen. Ist auch lang vnter den feindt gewesen, biß er vfs hembd außgetzogen.
Der Stallmeister aber nimmt also bald ein Regiment Reuter, schlegt den feind zurücke vnd bekombt den Konig wieder, lesset ihn also bald vf einen Munitionwagen legen vnd bedecken, daß eß vnter der Armee nitt erschallen, vnd wan nachfrage kommen, wor der Konig, hatt Er bald an dießem, bald an jenem ortt gewiesen vnd gesagt, das der Konig befholen, sie solten jeder an seinen ortt redtlich fechten, biß der feindt entweder erlegt, oder sie alle todt, vnd dahero so nahe vf vnd an den feindt getrungen daß sie allererst, da sie nur 5 schritt mehr von einander gewesen, fewer gegeben. Dieses hatt gewehret von 3 Vhr früe biß 8 Vhr zue Abendß, daß keiner mehr hatt sehn können, vnd ist kein augenblick vom schießen still geworden. Vnd weill der feindt fast noch einmall so starck alß der Konig gewesen, hatt er sein volk besser secundiren können vnd sind die Vnsern darüber sehr abgemattet worden, doch haben sie daß alleß nicht geachtet. Es sindt Regimenter die 10, 12 mall getroffen, vera sunt quae dico. Deß Konigs leibregiment hatt funfzehn mall getroffn, dahero eß auch kaum noch hundertt vnd etzliche man starck.
Weil eß aber nacht worden, ist der feindt auß dem felde gewichen vnd hatt 40 stück geschütz mitt aller munition vorlassen, vnd sich vf Leiptzig reiteriren müssen, vnd weren nuhr 1,000 frische pferde gewesen, die nachsetzen können, hetten sie die gantze Armada erlegt. Deß feindeß Reuterey ist bald im anfang außgerissen vnd geflogen.
Indem kombt der Papenheimb,[17] der sonsten mitt 4 Regimentern zue fuß vnd zwey zue pferdte nach Westphalen commandirett, von Halle[18] wieder zuerück, vermeint auch die außreissende Reuter wieder in ordnung vnd zum Stande zue bringen. wie aber solchs vnmöglich, setzett Er in großer Furi vf deß Konings eintzige regiment, da Er alsobald im anfang geblieben vnd 15 schusse bekommen. Wie seine Reuterey daß sihet, gibt sie auch die flucht vnd werden meistentheilß niedergehawen vnd bleiben also fast in einer Stunde die beiden groseßten helden die itzo die welt gehabt. Der Konig ist zue Naumburgk vnd Papenheimb zue Leiptzig balsamirett worden. Sobald papenheimb todt, ist deß feindeß gantzes Volk verzaget worden. Der feindt hatt vber 10,000 man vf der walstatt vnd der Koning 4,000 man gelassen. Weil der feindt aber mehr frischer Soldaten alß die Vnsrigen gehabt, alß haben sie von den Vnsrigen 14 oder 15 Fendlein“ (Fähnlein) auch etzliche Cornet bekommen vnd die Konigliche vom feind derselben nicht so viel, auß oberwehnten vfsachen. Der Konig hatt kein wapen anziehen wollen vnd wie Er hochlich darumb gebethen, hatt er geantwortet: ‚Ach lieben leute, ach lieben leute, waß krenket Ihr mich doch mitt den waffen, der ich gar zue schwer fellig. Ich bezeuge vor Gott, daß ich vor seine ehre, seine liebe tewr erkauffte gemeine vnd vnsere religion fechte; hatt mir nuhn Gott mein ende itzo gesetzett, welches ich fast vermuthe, so wirdt kein waffen helfen, wo nicht, wirdt Er mich woll behueten’. Wie er auch von dero Gemahlin abscheid genohmen, haben sie bitterlich geweinet, daß sonsten niemalen einer gesehen.
Eine Zeitt hero sindt des Konings aller beste pferde niedergefallen, haben 3, 4 Tage gestanden, weder gefressen noch gesoffen, nur den Kopf vnter die Krippe gehengt, alß gleichsamb des tewren vnd werthen heldenß todt betrawrend, vnd hingefallen, vnde sagt der Stalmeister Er habe sie alle vffschneiden vnd gleichsamb anatomiren lassen, habe aber an keinem daß allergeringste zum tode gefunden.
Wie die Schlacht angehe sollen, ist deß Konings beste pferdt zweymall mitt ihm gestrauchelt, daß es niemalß gethan, da hero der Konig auch gesagt: „daß wirdt mir nicht viel guts bedeuten vnd wirdt mir diese Schlacht schwer ankommen.“
Alß auch vor dreie Wochen dem Konig ein priester[19] ein bettbuch dediciret vnd ihme heftig vnd vber gebühr darin außgestrichen vnd geschmeichelt haben, hatt der Konig dermaßen darvber geeifertt, daß er erstarret vnd wie er wieder zue sich selber kommen, hatt er diese nachdenkliche wortt geseufftzet: ‚Hilff ewiger Gott, was machen die Leute auß mich. Soll ich dan ein irdischer Gott sein, der ich ein sterblicher mensch gleich andern bin? Nuhn ich bin gewiss, Gott wirdt mich darumb bald vonn hinnen nehmen, welchs ich auch von Herzen begere, damitt dass sie sollen lernen vff Gott bawen vnd nicht vff menschen. Er wirdt dennoch die seinigen nicht verlassen, besondern den feindt seiner gemeine mechtig stürtzen’. – Das sindt ja warlich woll nachdenkliche wortt“.[20]

Am 25.8./4.9.1633 war Schulenburg in der freien Reichstadt Mühlhausen[21] einquartiert“.[22]

[1] BÜNEMANN, Johann, Pflicht und Trost / im Leben und im Tode / aller Gottseligen Leyder und Streiter Christi : Bey dem Christ-Adelichem Leichbegängniß Des … Albrechts von der Schulenburg / Weylandz uff Apenburg / Betzendorff und Rittleben / Erbsassens ; Welcher am 15. Augusti in Saltzwedel selig in Christo Jesu entschlaffen / und am 25. Tage Octobris des vergangenen 1642. Jahrs / zu Apenburg in der Kirchen/ in sein RuheKämmerlein versetzet worden/ aus den Worten Pauli in der 2. an den Timoth. am 4 vers. 6. 7. 8. … vorgetragen … / Durch M. Johannem Bünemannum, uff der Alten-Stadt Saltzwedel Pastorem … Braunschweig 1643. [VD17 14:014381D]

[2] Erbsasse: mit erblichem Grundbesitz, Hausbesitz angesessener Vollbürger; Alteingesessener.

[3] Apenburg, heute Ortsteil von Apenburg-Winterfeld [Altmarkkreis Salzwedel].

[4] Betzendorf [LK Lüneburg].

[5] Rittleben, heute Ortsteil von Apenburg-Winterfeld [Altmarkkreis Salzwedel].

[6] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[7] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 160f.

[8] WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 112.

[9] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[10] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[11] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[12] Eilenburg [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 100ff.

[13] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.

[14] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[15] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.

[16] Schlachtordnung.

[17] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[18] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[19] Gemeint ist Fabritius, Dr. Jacob; Hofprediger, Generalsuperintendent [1593 – 1654].

[20] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 26ff.

[21] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[22] JORDAN, Mühlhausen, S. 71.

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