Schnell, Johann
Schnell, Johann; Obristleutnant [ – ] Johann Schnell [ – ] war kurbayerischer Hauptmann, dann Obristleutnant unter Gronsfeld und später unter Schellhammer.
In einer Klageschrift aus Umstadt[1] [Hessen-Darmstadt] heißt es: „Den 20. Martii [1635] ist ein hauptmann Johann Schnell aus gräflich Gräßfeldischen und nachmals Schellhammerischem regiment der ligistischen armee mit 200 kommandierten musketieren allhier ankommen, die Wormbserischen allhier noch gewesenen 40 musketiere samt ihrem leutnant abgelöst. Diese einquartierung hat die bürger gewaltig verderbt und ihnen ein groß sterben verursachet“.[2]
Gronsfelds Kroaten lagen in Umstadt und verübten Gräueltaten in den Dörfern der Umgebung: „Inmittelst haben sich etlich kompagnieen Crabaten in unseres gnäd. fürsten und herrn ohne das zum öftern mit brand und plünderung beschädigte städtlein Reinheim[3] gelegt, solches ganz in grund ruiniert, mit den leuten übel gehauset und also geängstiget, daß, was nicht gestorben, doch mehrenteils auf den tod liegt. Und befinden sich anjetzo auch 7 kompagnieen Crabaten zu Zwingenberg[4] an der Bergstraß, welchem städtlein sie gleichfalls den garaus machen, alle überbliebene früchte verfüttern und beneben alle mühlen auf dem lande hin und wieder berauben, frucht und mehl und pferd hinwegnehmen. Darbei sie es aber nicht bewenden lassen, sondern täglich in die dörfer fallen, die dahin sich gleichsam aus zwang wiederum begebene blutarme bauersleut barbarisch und unchristlich traktieren, auch um alles, was sie in dieser stadt mit hunger und kummer erhalten und gleichsam den räubern aus den zähnen gerissen, bringen tun. Auch darf sich kein mensch auf dem feld, ja nicht vor der stadt allhie sehen lassen; beschädigen und hauen die leut auf den tod, zwingen auch unmenschlicher weis, ihre eigene excrementa – salva venia – zu verschlingen, gestalten in Pfungstadt[5] beschehen. Dannenhero der feldbau ganz liegen bleibt und sowohl die saat als schnitt in den weingärten hochschädlicher maßen verhindert wird. Zu Umstadt, alda die kaiserlichen garnisonen fort und fort bleiben und nach anzeig der beamten also sich verhalten, daß sie, wann sie nicht pflicht halber bleiben müßten, bereit vor langer zeit sich salviert und entwichen wären, wird gedachter feldbau vorsätzlich verhindert und niemand von dem daselbst liegenden kommandanten des Cronsfeldischen regiments vor die porten hinausgelassen, er gebe dann in ein- und ausgehen sein weißpfennig. Wöchentlich aber soll deswegen die stadt ihm, kommandanten, 30 reichsthaler erlegen. Wann nun dergleichen exaktionen ohne das sich nicht gebühren und wider kais. majestät ausdrücklich verbot laufen, zumalen aber den armen leuten, als die das brot nicht mehr zu essen haben und fast mehrerteils gestorben und verdorben, zu erlegen unmöglich fallen, so erforderts neben der billigkeit die christliche lieb, in eines freunds land leidenlich und nicht so tyrannisch zu traktieren“.[6]
1638 ist das Meising’sche [?][7] Regiment, dem Schnell angeblich jetzt angehörte, in Gundelfingen stationiert: “ »würdt ihnen eben auch den Garauss machen«, meint der Berichterstatter“.[8] „Besonders schlimm hatte das Meising’sche Regiment in Gundelfingen[9] gehaust, »so unchristlich, das es bei öffentlichen Feinden nicht hätte ärger zugehen können«. Das fürstliche Schloss mit Kasten wurde, was zuvor bei den verschiedenen Einquartierungen niemals vorgekommen war, geplündert und die Amtsregistratur mutwilligerweise zerstreut und verdorben. Schuld daran trug hauptsächlich der Oberstleutnant Johann Schnell. Dieser stellte auch bei seinem Abzuge an die Stadt die unbillige Forderung, ihm die Lieferungen ins Feldlager noch zu leisten wie im Quartier“.[10]
[1] Groß-Umstadt [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 189.
[2] Nach „Verzeichnis aller derjenigen Regimenter zu Roß und zu Fuß“, die vom 8.9.1634 bis zum 10.6.1635 in Umstadt lagen; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 157.
[3] Reinheim [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 372.
[4] Zwingenberg (Bergstraße); HHSD IV, S. 486f.
[5] Pfungstadt [Kr. Darmstadt]; HHSD IV, S. 365.
[6] Bericht über die jüngst vergangene kaiserliche Einquartierung (1635); HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 139f.
[7] Meusingen [Meusinger, Meising], Johann Georg von.
[8] RÜCKERT, Lauingen II, S. 14.
[9] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.
[10] RÜCKERT, Lauingen II, S. 15f.
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