Schäringer, N

Schäringer, N; Rittmeister [ – ] Schäringer stand als Rittmeister im weimarisch-schwedischen Regiment Berghöfer.

„Während des 23. Novembers [1633; BW] hatten die Straubinger[1] Zimmerer die Donaubrücke, bei der ein Joch abgetragen worden war, wiederherzustellen. Am Abend jagten neun Kompanien Reiter und Dragoner unter dem Befehl des Obersten Perkhover und des Rittmeisters Schäringer über die Brücke, um Deggendorf[2] zu überrumpeln. Nachdem sie in Oberaltaich,[3] Bogen[4] und Metten[5] kurzen Aufenthalt gemacht, erschienen sie am Morgen des  24. November vor Deggendorf.

In der Stadt lag im Gegensatz zu Straubing kein reguläres Militär. Die Bürgerschaft war auf sich allein angewiesen. Sie hatte die Tore versperrt und die Mauern mit Wachtposten besetzt. Die beiden schwedischen Befehlshaber wollten sich, wie zwei Wochen vor der Belagerung von Straubing, durch eine List der Stadt bemächtigen. Sie gaben an, Kaiserliche, von der Armee des Generalleutnants Gallas zu sein. Die Deggendorfer trauten aber diesen Gästen aus Straubing nicht, ließen sie nicht ein, weil sie sich durch kein Patent-Beglaubigungsschreiben ausweisen konnten. Um nicht ungastlich zu sein und den Zorn der Soldateska zu beschwichtigen, servierten sie ihnen keine Deggendorfer Knödel,[6] sondern ein Viertelfaß Bier, Brot und Futter über die Schranken. Jetzt warfen die Schweden die Masken ab und forderten im Namen des Herzogs die Übergabe der Stadt. Den Bürgern fuhr der Schrecken in die Glieder. Die Männer des Rates verloren aber über dem Ruf ‚Der Schwed ist da, der Schwed’ nicht die Besinnung. Sie begannen mit den Feinden zu handeln und zu feilschen und zogen die Verhandlungen über die Bedingungen des Akkordes absichtlich in die Länge; Vielleicht war Jean de Werth in hilfreicher Nähe. Drei Stunden vergingen. Da verloren die Militärs die Geduld. Die einen begannen am Kramtor Leitern anzulegen, andere das Tor einzuhauen. Eine Salve der Wache warf die Angreifer nieder; der Feind zog sich zurück, indem er drei Tote liegen ließ.

Nun war es für den Rat der Stadt höchste Zeit, den Akkord abzuschließen. Die Summe, welche die Stadt als Brandschatzung zahlen sollte, war nur auf 2500 Gulden festgesetzt worden, runde 500 000 DM. Oberst Perkhover, dem sofort die Schlüssel der Stadt abgeliefert werden mußten, schwor ‚beim wahren Gotte, solch guet Regiment zu halten, daß niemand nichts layds geschehe, geschehen solle’. Die Bürger mußten sämtliche Waffen, Rohre, Flinten abliefern. Die Schweden besetzten die Tore und lösten die bürgerlichen Wachen ab. Die neun Kompanien Dragoner und Reiter bezogen in den Bürgerhäusern Quartiere und begannen darin bald arg zu hausen. Die Offiziere hatten schon damals ihre Mannschaften nicht mehr in der Hand. Auch gaben sie selbst das denkbar schlechteste Beispiel, namentlich wenn es sich um das Aufstöbern und Rauben von Kostbarkeiten handelte.

Der erste Befehl Perkhovers zwang alle Zimmerleute in der Stadt und Umgebung die Donaubrücke wieder herzustellen; denn es waren fünf Joche abgetragen worden, um die Donau für einen sich nähernden Feind unpassierbar zu machen. Die Offiziere drängten. Mit Hilfe einer Schiffbrücke, welche die Schweden heranführten, war das Werk bald getan. Es handelte sich nämlich für die Schweden darum, die Verbindung mit ihren bei Plattling[7] stehenden Truppen herzustellen und nach Österreich vorzustoßen“.[8]

„Der durch seine gewagten Bravourstücke bekannte Jean de Werth erhielt den Auftrag, den Platz gegen den Wald hin abzuriegeln. Er rückte auf das Nordufer der Donau über Bogen und Oberaltaich vor und schloß die Gäubodenstadt [Straubing; BW] von dieser Seite ein. General Aldringen zog mit der Hauptmacht über Plattling und Aiterhofen[9] heran. Er lagerte sich in der Nähe des heutigen Bahnhofs. Seine Truppen schoben sich in Laufgräben gegen die Mauern der Stadt vor. In der Nacht zum 26. März brachten sie vor dem Steinertor 10 schwere Geschütze in Stellung. In der Stadt lagen zwei schwedische Regimenter, über die Oberst Perkhover das Kommando führte. Als dieser die Vorbereitungen zum Sturm sah und da er fürchtete, daß die Straubinger Bürger eines Tages mit Hilfe der bayerischen Truppen über die 800 Mann schwedische Besatzung herfallen würden […], gab er weiteren Widerstand auf und unterzeichnete die Kapitulation. Es wurde ihm freier Abzug gewährt, ein Aprilscherz !

Als nämlich die Schweden mit Sack und Pack und Seitengewehr zu Fuß nach Regensburg abziehen wollten, wurden sie zur Revanche für die gleichen Vorgänge im November 33, bei der Übergabe der Stadt an den Herzog, gefangen genommen und zum Eintritt in die kaiserliche Armee gepreßt. 300 Mann von den 800 der Besatzung traten sofort über, 300 folgten, nachdem sie mehrere Stunden in Gefangenschaft gewesen waren; der Rest, vor allem die Offiziere, wurden als Kriegsgefangene auf die Festung Schärding gebracht. Man wollte mit ihnen offensichtlich die bayerischen Gefangenen vom Vorjahre freipressen“.[10] Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Inmittelst wurde Straubingen von den Kays. Bayerischen hart belägert / mit 8. oder 10000. Mañ uñ mächtig beschossen. Der Obr. Berghauer und Commandant darinnen thäte zwar mit seinen bey sich habenden 800. Mañ starcke Gegenwehr / war auch wol willens sich biß auff den letzten Mann zuwehren und den Ort nach aller möglichkeit zu defendiren und zuerhaltẽ / da er aber doch endlich den Gewalt sahe / und wie mit 10. Stücken Geschütz an einem Ort der Mauren eine so grosse Pressa geschossen / und alles zum Sturm fertig war / und dz er sich auch wider einen solchen Gewalt länger nit auffhalten könnte; als hat er sich zum glücklichẽ Accord erbotten / welcher ihme auch verwilliget / daß er nemlich neben seinen bey sich habenden Soldaten mit Sack uñ Pack / Untergewehr und Pagagy abziehẽ / doch auch die Reuter absitzen / und mit Zurücklassung der Pferdt hinziehẽ möchten / verwilliget. Es ist aber über die Nichthaltung sehr geklaget worden, dañ die Bayerische / so bald sie in die Stadt kom̃en / hatten sie diejenigẽ, so zuvor I. Kay. M. und der Catholischen Liga gedienet / derẽ bey 300. gewesen / widerumb zu ihnen zu tretten genötiget / die andern aber gepresset / dz sie sich meistentheils bey ihnen unterstellen müssen / alle aber ohne Unterschied außgeplündert / auch die Weiber ihnen von den Seiten gerissen unnd genothzüchtiget. Die Officirer aber allesampt in Arrest genom̃en“.[11]

[1] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.

[2] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.

[3] Oberaltaich, Benediktiner-Kloster in Bogen [LK Straubing-Bogen].

[4] Bogen [LK Straubing-Bogen], HHSD VII, S. 102ff.

[5] Metten [LK Deggendorf].

[6] Zur Erinnerung an die Beschießung am 24.11.1633 wurden einige Kanonenkugeln am Rathaus eingemauert oder an Ketten aufgehängt, die im Volksmund „Deggendorfer Knödel“ genannt wurden. SIGL meint hier die nicht erfolgte Abgabe von Kanonenschüssen auf Berghöfers Truppen.

[7] Plattling [LK Deggendorf]; HHSD VII, S. 588f.

[8] SIGL, Wallensteins Rache, S. 59ff.

[9] Aiterhofen [LK Straubing-Bogen].

[10] SIGL, Wallensteins Rache, S. 68.

[11] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 207.

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