Sachsen-Lauenburg, Rudolf Maximilian Herzog von

Sachsen-Lauenburg, Rudolf Maximilian Herzog von; Generalfeldzeugmeister [18.6.1596 Ratzeburg-1.10.1647 Lübeck]

Rudolf Maximilian, Herzog von Sachsen-LauenburgRudolf Maximilian von Sachsen-Lauenburg stand als Obrist unter Wallenstein in kaiserlichen Diensten.[1]

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Sennfeld[2] bei Schweinfurt[3] heißt es für den Januar 1625: „Im January ist ist 1 Companie Sachsischs Lauenburgische Reuter 1 Tag und 2 Nacht hier gelegen. Kosten den gemeinen Mann 1113 fl., dem Herrn Rittmeister wegen der Anspannung 120 fl“.[4] In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Gochsheim[5] bei Schweinfurt ist für den Juli 1625 festgehalten: „Im July sind 2 Companie Sachsen-Lauenburgische Reuter 2 Nacht hier gelegen, haben den gemeinen Mann gekostet 1284 fl, an Pferden mitgenommen 6, kosten 167 fl“.[6]

„Ärger mit des bayerischen Maximilian Liga, die ihrerseits Grund zu schriller Klage zu haben glaubt und auch wirklich hat. Denn Wallensteins Obersten, die während des Herbstfeldzuges von 1626 im Reich blieben, treiben es dort nach altem Brauch; besonders einer der Lauenburger Herzöge, Rudolf Maximilian. Seine Soldaten quälen die Stadt Erfurt,[7] obwohl sie dem Frömmsten unter den Frommen, dem Treuesten unter den Reichstreuen, dem Kurfürsten von Mainz zugehörig. Protestschreiben des Mainzers an den Kaiser; flehentlich ernste Ermahnungen des Kaisers: am guten Willen der Kurfürsten sei so sehr viel gelegen; Antwort Wallensteins, er werde strengstens tun, was er könne, um die Soldateska im Zaum zu halten, und habe es stets getan. Ja, was er kann, das tut er wohl … Gleichzeitig an Harrach: »dies kommt allein von Bayern, denn er will nicht, daß der Kaiser mächtig im Reich ist …«“[8]

Der Romancier Alfred Döblin schreibt in seinem Wallenstein-Roman: „Rudolf Maximilian, der Sachsen-Lauenburger, ein haarschaukelnder Kentaur, langschenklig, stieß seine Fahnen im Erzstift Mainz in den Boden, ließ die rotblutigen Glotzaugen rollen, donnerte, schrie, kehlte Spießgesellen heran, Grauen verbreitend. Er war eine Röhre, ein Rinnsal, ein Kanal, Wein und Biere flossen von Morgen bis Abend über ihn; er war wie ein Schimmer, ertrank nicht drin, schlug um sich, wie ein Fisch. Der Erzbischof suchte ihn zu besänftigen, ließ ihm Proviant, Furage zufahren; er stopfte, was man ihm gab, ohne zu danken, behielt den Hunger. Seine Backen blaurot geädert; die Söldner sahen es mit Freude. Reich war das goldene Mainz. Kleine Detachments erbrachen Kirchen; wie Rudolf Max sagte, aus Verzweiflung. Und eines Sonntags machte sich der Herzog selbst auf, ging auf Lüttich[9] zu. Da hatten seine Leute trefflich geworben, und als sein Quartiermeister kein Handgeld weiter hatte und die Reiter ins Saufen kamen, schenkte Max ihnen den Markt von Lüttich und die sechs einstrahlenden Hauptstraßen. Die Pferde standen parat. Die Bürger waren auf der Hut. Als man einige Pikeniere totgeschlagen hatte, andere aus Schenken Weinfässer fortrollten auf geraubte Karren und Wagen, wurden die widerstrebenden Bürger, die sich zu Hilfe kamen, umringt. Mordiogeschrei und Getümmel in die Finsternis hinein. Alarm die Glocken. Bei Morgengrauen saß das Untier, der barhäuptige Herzog, flüchtig in der Sakristei des Sankt Lambrechtklosters auf den Stufen; die mitleidigen Mönche wichen angstvoll vor ihm aus, dem schnaubenden schweißflutenden, der sich entstellt den Brustharnisch schlug. Der Bürgermeister von Lüttich nahm sich drohend und höhnisch seiner an, heimlich in der Frühe zu ihm gelassen. Knirschend mußte der Lauenburger sich gefangen geben. Pferde Wagen Leute Soldateska im Stich gelassen. Knirschend mußte er sich vom Bürgermeister und Stadtsekretär die Knie binden lassen. Dann wie ein Kalb in den Sack gesteckt, auf einen Packwagen des Klosters geworfen, von Mönchen gefahren aus der tumultuierenden Stadt über die Grenze. Fünfhundert Gulden hatte er dem Bürgermeister aus seinem Säckel geben müssen. In Mainz wurde er nicht stiller, warb sechstausend Mann zu Fuß, eintausendfünfhundert zu Pferd“.[10]

„Besondere Schwierigkeiten ergaben sich dann, wenn man mit kaiserlichen Truppen konfrontiert wurde. Einerseits unterstanden diese nicht der Befehlsgewalt des bayerischen Kurfürsten, andererseits konnten die kaiserlichen Offiziere sich bei Beschwerden der bayerischen Verwaltungsbeamten darauf berufen, daß die Bewohner der Unterpfalz von Rechts wegen keine bayerischen, sondern kaiserliche Untertanen waren.

So wurden im Februar 1627 die pfälzischen Ämter Mosbach[11] und Boxberg[12] sowie der Kraichgau[13] von den Reitern des kaiserlichen Obersten Herzog Rudolf Maximilian von Sachsen-Lauenburg heimgesucht, die die Bevölkerung mit zahlreichen bedrängten. Als [Heinrich v.; BW] Metternich deswegen den Herzog gütlich ersuchte, die pfälzischen Untertanen zu verschonen, bewilligte dieser es zwar, jedoch nur zum Schein, wie Metternich nach München berichtete. Der Statthalter ließ daraufhin etliche Grenzdörfer mit Waffengewalt gegen die Eindringlinge verteidigen, zu einem lückenlosen Grenzschutz aber standen ihm nicht genügend Truppen zur Verfügung.

Erst eine Intervention des bayerischen Kurfürsten beim Kaiser und bei dessen General Wallenstein Anfang März sorgte in dieser Angelegenheit für eine Besserung. Trotzdem berichtete Metternich noch am 6.6.1627 nach München, daß er täglich mit den Offizieren des kaiserlichen Regiments Lauenburg sowie der bayerischen Reiterregimenter Schönberg [Schönburg; BW] und Kronberg [Cronberg; BW] (die alle an den nördlichen und östlichen Quartieren der Unterpfalz lagen) wegen der Quartiere zu streiten hatte, damit die pfälzischen Untertanen verschont blieben“.[14]

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Gochsheim bei Schweinfurt heißt es für den April 1627: „Den 15. April. Sind 7 Cornet Reuter unter Rudolph Maximilianus von Sachsen-Lauenburgs Regiment, auf ein mahl hierher komen, den Kirchhoff und Erthalische Schloß aufgebrochen, alle Thüren, Thruhen, Kisten und Kasten zerschlagen, an baaren Geld, Kleidung, Ziehn Werck, Gedreyd und andern Sachen geraubt und mit genommen. Welches auf 35 000 fl. geschätzt wird. Haben das Dorff an dreyen Orten an gesteckt, davon 8 Bäu verbrandt, Sind Ihro Fürstl. Gnaden [Ehrenberg; BW] zu Wirtzburg[15] dasselbig mahlen in Meynberg[16] gewesen“.[17]

Das Verzeichnis der Unkosten des benachbarten Reichsdorfs Sennfeld bei Schweinfurt hält für den April 1627 fest: „Den 15. Aprill sind 4 Cornet Reuter unter Herrn Rudolph Maximilians von Sachsen Lauenburgs Regiment auf einmal alhier gelegen, die Kirchen alsbald aufgebrochen, darinnen alle Thüren, Kisten und Kästen zerschlagen, an Kleitungen, Zinnwerck und andern Sachen geblündert und mit genommen, Oeffen, Fenster, Dachungen und alles, was Schirm Werck in Heußern, zerschlagen. Hat kost 5000 fl. Ahn Pferden mit genommen uff die 9, kost 300 fl“.[18]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[19] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 26. April [6.5.1627; BW] ein Hertzog von Sachsen Lauenburg, mit etzlichen tausend Mann zu Ross und Fuße in Arnstadter[20] Gebiethe ankomen, darumb wir hier in großen Ängsten gewesen. Der Hertzog von Sachßen, heißt Rudolff Maximilian, hat bey sich gehabt 1000 Pferde und 6000 Mann zu Fuß. Haben im Ambt Gehren,[21] Arnstadt, und wo sie hingezogen, grausam übel gehandelt, alles geplündert, die Leuthe geprügelt, theils gar mitgenommen, und anders nicht gethan als die ärgsten Feinde, Türcken und Tartern. Zu Weißensee[22] haben sie das Thor mit Gewalt aufgeschlagen, und etzliche Häuser geplündert, auch 12 Pferde den Bürgern darselbst aus den Stallen genomen. Auch die beyde Bürgermeister, Tobias Gitbieren und Johann Heylingen, wie auch den Syndicum und noch einen Raths Herrn mit weg geführet, das Dorf Gorsleben[23] bei der Sachsenburg[24] haben sie gantz abgebrant“.[25] „Den 16. Mai [26.5.1627; BW] sind 5|etzliche| Compagnien Reuter, Hertzog Rudolf Maximillian von Sachßen Lauenburg zustendig, in dem churfürstlich sächsischen Ambt und Stadt Weißensee mit Gewalt Quartier genommen“.[26] „Den 11. Mai [21.5.1627; BW], als die Pappenheimischen kaum hier weg gewesen, sind von Hertzog Rudolf Maximilian von Sachsen Lauwenburg 1000 Reuter aber in hiesiger schon gantz verderbten Herrschaft ankommen, 4 Compagnien Reuter. Die haben sich gelegt in Rockstedt,[27] Bellstedt,[28] Oberspier,[29] Niedernspier,[30] Thalebra,[31] Hohenebra,[32] Gundersleben[33] und Himmelsberg,[34] darüber wir abermahls sehr bestürtzet und betrübet. Den 12. Mai [22.5.1627; BW], weil wegen eußersten Armuth man den sachßen-lauwenburgischen Reutern die geforderte Contribution nicht geben können, hat der Oberste Wachmeister Copan [Kapoun v. Swoykow; BW] mit einer Compagnie Reutern sich in Sondershausen[35] gelegt, das Schloss und Stadt, alles bewachen und das Feld bewachen lassen, dass niemand aus- oder einkommen und etwas salviren können, welches großes Schrecken verursachet. Den 13. Mai [23.5.1627], war eben der Heilige Pfingsttag, Rittmeister Bacon willig mit einer Compagnien Reutern unter der Frühe Predigt in Großbrüchter[36] und Kleinbrüchter[37] gerücket, hat also eine sehr traurige Pfingsten geben. Den 14. Mai [24.5.1627; BW] eine Compagnie lauwenburgische Reuter alhier in Ebeleben[38] Quartier begehrt, ist aber noch abgewendet worden, haben ihnen 1 Fass Bier und 2 Eymer Wein geben. Den 15. Mai [25.5.1627; BW], als den dritten Pfingsttag, eine Compagnie von den sachßen-lauwenburgischen Reutern sich in Keula,[39] Urbach[40] und Großmehlra[41] gelegt. Es ist eine sehr große Noth. Das arme Volck laufet alles davon, der Acker bleibet unbestellet liegen, so ziehen die Soldaten von einem Orth zum andern und nehmen noch weg, was übrig ist. Den 16. Mai [26.5.1627; BW] haben wir alles Viehe von dem Fuhrwerge Peukendorf[42] weg genommen, theils nach Tennstedt,[43] Bruchstedt[44] und Bothenheilingen[45] gesandt, theils alhier zu Ebeleben behalten. Den 17. Mai [27.5.1627; BW]alles, was noch in Peukendorf vorhanden, vom Soldaten geplündert, Thür, Fenster und Ofen, alles zerschmissen worden. Den 18. Mai [28.5.1627; BW] die fröliche Post kommen, dass die Soldaten aufziehen solten. Den 19. Mai [29.5.1627; BW] die sachßen-lauwenburgischen Soldaten von hier weg gezogen, haben zu Sondershausen ihr Randevou gehalten, man hat ihne aber ohne allen erlittenen Trangsal viel geben müssen. Der Oberste Wachmeister, so zu Sondershausen gelegen, hat bekommen ein Pferdt vor 200 Rthl und 350 thl an Gelde, etzliche Fass Bier und 300 Brote bey dem Aufzuge. Der Oberste Lieutenant Pintauf [Bindauf; BW] hat von dem Arnstedter Theil bekommen auch ein schön Pferdt und 500 thlr am Gelde. Dieses Aufzuges hetten wir uns hoch zu erfreuen, aber es kommet itzo Post, dass wiederumb viel Crabaten in der Nähe, als im Ambt Volkeroda[46] ankommen, die auf uns zurücken wollen, will also unser Unglück noch kein Ende haben“.[47] „Den 23. Dezember [2.1.1628; BW] diese 3 Regimenter Marggräfische [Hans Georg v. Brandenburg-Kulmbach; BW] und sachsen-lauwenburgische Reuter gar unversehens alhier zu Ebeleben ankommen und Quartier haben wollen. |[R.] Es hat aber der Obrist-Lieutenant von dem Merodischen Volck anhero gesendet, der es von hiesigen Orthen abgewendet, und sind in das Amt Volkenroda gerücket und sich zu Körner,[48] Volkenroda, Menteroda,[49] Obermehler,[50] Großmehlra, Marolterode,[51] Mehrstedt[52] eingeleget, aldar sie den armen Leuthen eine traurige Weynachten bracht“.[53] „Den 18. Dezember [28.12.1627; BW] ist Zeitung von dem Keyserlichen Commissario Thame Vitzthumb [Dam Vitzthum v. Eckstätt; BW] kommen, dass Regiment keyserisch Fußvolck, als das Sultzische, brandenburgische [Hans Georg v. Brandenburg-Kulmbach; BW] und sachsen-lauwenburgische durch die Grafschaft Schwartzburg in die Erfurtischen[54] Dorfe marchiren sollen, dessen wir abermahls hoch betrübet“.[55]

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Gochsheim bei Schweinfurt heißt es für den April 1628: „30. Aprill ist 1 Companie Sachsen-Lauenburgische Reuter unter Herrn Rittmeister Anihus 2 Nacht hier gelegen. Kostet den gemeinen Mann 860 fl. Haben Herrn Rittmeister geben müßen 50 rthl., an Pferden mit genomen 6. Kosten 160 fl“.[56] Das Verzeichnis der Unkosten des benachbarten Reichsdorfs Sennfeld bei Schweinfurt hält für den April 1628 fest: Den 30. Aprill ist eine Corporalschafft Sachsen Lauenburgische Reuter 1 Nacht alda gelegen, kosten die Gemeind 108 fl“.[57]

„Im April 1628 legte der kaiserliche Kommissar Johann Rudolf von Berken im Namen des Generals Wolf von Mansfeld und des Generalkommissars Ossa der Stadt Wimpfen[58] auf, zwei Kompanien des Reiterregiments Lauenburg innerhalb ihrer Mauern aufzunehmen. Etliche lauenburgische Reiter waren bereits vorher gewaltsam in die schon mit bayerischen Reitern des Regiments Courtenbach [Cortenbach; BW] belegten Wimpfener Dörfer eingedrungen. Weil der Reichsstadt 1622 im Übergabeakkord zugesichert worden war, daß sie nur mit bayerischen Truppen belegt würde, ließ Metternich den Kommissar Berken auffordern, von der Einquartierung Abstand zu nehmen. Trotzdem zogen die kaiserlichen Reiter nicht ab und versuchten mehrmals, zur Nachtzeit die Stadtmauern von Wimpfen im Tal zu übersteigen. Die Bürgerschaft der Reichsstadt bat [Heinrich v.; BW] Metternich unter Berufung auf die pfälzische Schutz- und Schirmherrschaft um Hilfe, woraufhin die bayerische Garnison im Wimpfen verstärkt wurde. Nachdem wegen dieser Angelegenheit sowohl Metternich als auch die Wimpfener an Maximilian geschrieben hatten, befahl dieser dem Statthalter am 14.5., keine kaiserliche Einquartierung in Wimpfen zu gestatten und notfalls die dortige Garnison noch weiter zu verstärken. Obwohl Metternich umgehend Mansfeld, Ossa und den Herzog von Lauenburg von diesem Befehl des bayerischen Kurfürsten in Kenntnis setzte, blieben die kaiserlichen Truppen um Wimpfen liegen und begannen sogar eine regelrechte Belagerung der Stadt. Auf Befehl des Herzogs von Lauenburg legten sich 70 Reiter vor den Stadttoren auf die Lauer, beschossen die Wachen an den Toren, hieben einige Wimpfener Untertanen, die auf den Feldern vor der Stadt arbeiteten, nieder und verwüsteten die Felder. Bei Gefechten zwischen ihnen und den bayerischen Garnisonssoldaten gab es auf beiden Seiten etliche Verwundete und zwei Tote. In der Stadt wurden bereits die Lebensmittel knapp. Alles deutete darauf hin, daß die kaiserlichen Truppen, die täglich Verstärkungen erhielten, Wimpfen mit Gewalt einnehmen wollten.

Der Herzog von Lauenburg lud den Syndikus und den Schultheißen von Wimpfen zu einer gütlichen Beilegung des Konflikts nach Heilbronn[59] ein. Als diese jedoch dort ankamen, wurden sie kurzerhand gefangengenommen und am 25.5. unter starker Bewachung nach Memmingen[60] zum General Mansfeld abgeführt.

Obwohl die benachbarten Reichsstädte, wie zum Beispiel Heilbronn, sich ebenfalls weigerten, Reiterei aufzunehmen, wurde ihnen von den Kaiserlichen nicht so zugesetzt. Wie Metternich nach München berichtete, lagen ihm Erkenntnisse vor, daß der Herzog von Lauenburg zu diesem Vorgehen von den Württembergern aufgehetzt worden sei, die der Stadt Wimpfen noch nicht verziehen hatten, daß sie sich im Jahr 1622 gleich zu Anfang des pfälzischen Feldzuges Tillys den Bayern ergeben und damit der protestantischen Sache schweren Schaden zugefügt hatte. Dafür wollte man sich jetzt an den Wimpfenern rächen und ihnen zugleich die Wertlosigkeit des bayerischen Schutzes, unter den sie sich gestellt hatten, vor Augen führen.

Angesichts dieser Vorgänge unterstellte Maximilian Ende Mai 1628 die bayerischen Regimenter in Franken, Schwaben und am Oberrhein dem einheitlichen Kommando des Obersten Schönberg (in Franken), mit dem Metternich korrespondieren sollte. Der bayerische Kurfürst schrieb persönlich zweimal an den kaiserlichen Generalkommissar Ossa, der schließlich die Aufhebung der Blockade von Wimpfen veranlaßte, nachdem klargeworden war, daß Maximilian wegen dieser Stadt notfalls auch eine größere militärische Konfrontation mit den kaiserlichen Streitkräften in Kauf nehmen würde“.[61]

„Einen neuen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen mit kaiserlichen Truppen Ende Juli 1628, als die lauenburgischen Reiter eigenmächtig ins Amt Boxberg einfielen und dort tagelang die Bevölkerung terrorisierten. Metternich schickte 100 Soldaten aus Heidelberg[62] und mobilisierte dazu den Ausschuß der Ämter Mosbach und Boxberg, um die kaiserlichen Reiter zu vertreiben. Als diese davon erfuhren, gingen sie daran, sich im Flecken Wölchingen bei Boxberg zu versammeln, um Widerstand zu leisten. Dort trafen die bayerischen Soldaten und der pfälzische Ausschuß zwei Kompanien an, die auf den Rest des Regiments warteten. Es kam zu einem Gefecht, bei dem die lauenburgischen Reiter genötigt wurden, unter Zurücklassung ihrer Bagage ihr Heil in der Flucht zu suchen. Die Lage in der Unterpfalz und den angrenzenden Gebieten entstannte sich im Verlauf des Sommers 1628, als Wallenstein die kaiserlichen Regimenter aus Schwaben und Franken nach Sachsen und Brandenburg verlegte, um weitere Konflikte mit den katholischen Bundesgenossen zu vermeiden“.[63]

In der „7. Newen Vnpartheyischen Zeitung“ heißt es in einer Meldung aus Franken vom 17./27.2.: „Das Schweedische volck ist auff etlich meil wegs vmb Würtzburg[64] nach dem Stifft Bamberg geführt worden / Forchheimb[65] mit macht anzugreiffen / haben vor ihrem abzug vil Kirchen zierden mit genommen / vnd zu Schweinfurdt verkaufft / auch gantze Rechen- vnd Schuldbücher zerrissen / vnd verbrandt / haben auch das Capuziner Closter zu Marienthal abgetragen / mit erden außgefült / vnd stuck darauff gepflantzt / Herr Tylli vnnd Altringer [Aldringen; BW] führen das im Reich vnd Oberlandt ligende volck nach der Obern Pfaltz / dahin auch das volck so vmb Augspurg[66] ligt / neben dem Hertzog von Sassen Lauenburg sampt dem gschütz aufbrechen wirt“.[67]

Rudolf Maximilian von Sachsen-Lauenburg ist wegen der Einnahme Donauwörths[68] am 6./7. April 1632 in Erinnerung geblieben. „Von Nürnberg[69] marschierte der König über Schwabach[70] und Weißenburg[71] weiter in Richtung Donauwörth. Die ehemalige Freie Reichsstadt, die Maximilian von Bayern 1607/1609 an sich gebracht hatte, wurde von 2.000 Mann ligistischer Truppen und 500 Mann bayerischer Landfahnen unter Herzog Maximilian von Sachsen-Lauenburg gehalten. Die Schweden besetzten am 6. April den die Stadt dominierenden Schellenberg, von dem aus ihre von Lennart Torstensson mit brillantem Erfolg eingesetzte Artillerie dem Gegner schweren Schaden tat. Die erbitterten Kämpfe zogen sich bis in den nächsten Tag hinein, als die Reste der ligistischen Truppen sich auf das rechte Donauufer zurückzogen. In den Straßen der Stadt metzelten die Sieger zahlreiche Soldaten und Zivilisten nieder, bei der überaus gründlichen Plünderung machte man wenig Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken. 1.000 Gefangene wurden zwangsweise in die schwedische Armee eingereiht, ‚aber als papistische Bayern rissen sie innerhalb von weniger als drei Tagen wieder aus, sobald sie die Herdfeuer ihrer heimischen Hütten rochen‘ „.[72]

In den Erinnerungen des schottischen Söldners Monro heißt es: „Herzog Rudolf Maximilian von Sachsen-Lauenburg lag in der Stadt mit 1 500 Soldaten, 500 Bauern der Landmiliz zu Fuß und 500 Reitern. Als er sah, daß S. M. gekommen war, ihm einen Besuch abzustatten, war er entschlossen, die Stadt, solange es ihm nur möglich wäre, zu verteidigen, und er ließ mit Kanonen und Musketen auf uns feuern. S. M. veranlaßte daraufhin, vor dem Tor Artillerie in Stellung zu bringen und über die Brücke hinweg hinüberzuschießen. Da machte der Feind voller Tapferkeit einen Ausfall, vertrieb die Schweden, die zur Deckung der Geschütze eingesetzt waren, und vernagelte die Zündlöcher der Kanonen. Ein schottischer Hauptmann namens Semple wurde für das Versagen der Schweden verantwortlich gemacht, die ihn aber allein zurückgelassen hatte. Da er befürchtete, gefangen zu werden, folgte er törichterweise den Burschen nach, und nachdem wir den Feind zurückgeschlagen hatten, kam der Hauptmann dafür in Arrest, bis man ihn dann vor dem Kriegsgericht anhörte. S. M. ließ darauf unverzüglich Batterien auf dem Berg in Stellung gehen, um ein langes steinernes Gebäude auf der anderen Seite des Flusses unter Feuer nehmen zu können. Dort lag eine Anzahl von Infanteristen und Reitern, die aus Bayern gekommen waren, um die Garnison zu verstärken. Aber ihr Einrücken in die Stadt war durch unser rechtzeitiges Kommen verhindert worden. Unsere Geschütze feuerten so heftig darauf, daß das Haus zertrümmert und die Besatzung gezwungen wurde, das Gebäude unter Verlust vieler Leute zu räumen. Als sie draußen waren, feuerten unsere Kanonen heftig auf die Stadttore und Mauern und richteten beim Feind großen Schaden an. Bei Einbruch der Nacht befahl S. M. Oberst Hepburn, mit seiner Brigade zu einer Brücke etwa eine Weile flußaufwärts von Donauwörth zu marschieren, den Fluß zu überqueren und dann das der Stadt gegenüberliegende Ufer der Donau zu besetzen, denn S. M. dachte, der Feind würde auf dieser Seite seinen Druck verstärken, um zu entkommen. Der Oberst kam noch vor Mitternacht an und stellte unsere Musketiere in je 100 Mann starken Gruppen an den günstigsten Orten auf, um den Feind anzugreifen. Unsere Pikeniere und die Fahnen wurden zu drei starken Kampfverbänden zusammengefaßt und erhielten den Befehl, für den Fall eines Alarms in Bereitschaft unter Waffen zu bleiben. Nachdem wir unsere Wachen und Vorposten aufgestellt hatten, griff der Feind bei Tagesanbruch unsere Stellungen mit 800 Musketieren an. Das Gefecht setzte bei den Musketieren ein. Wir stießen dann mit allen Kampfgruppen der Pikeniere in den Feind hinein und kämpften solange, bis wir sie soweit hatten, daß sie die Waffen wegwarfen und um „Quartier‘ riefen. Um sich in Sicherheit zu bringen, zogen sich einige in die Stadt zurück, doch sie wurden von unseren Leuten bis in die Straßen hinein verfolgt und dort niedergehauen, während andere den Weg freimachten, damit die Streitkräfte S. M. von der anderen Seite her eindringen konnten, so daß der größte Teil des Feindes in der Wut jämmerlich niedergehauen wurde. Die Stadt wurde verwüstet und völlig ausgeplündert. Auch einige Soldaten, die mit Mönchen und Jesuiten über die Brücke zu entkommen suchten, wurden verfolgt, eingeholt und zum größten Teil niedergehauen. Etwas mehr als 300 Mann wurden gefangengenommen. Von der Garnison waren über 500 Soldaten gefallen, einige ertranken auch in der Donau, und etwa 1 000, die mit dem Leben davongekommen waren, wurden zwangsweise in unsere Regimenter eingereiht. Aber als Papisten in Bayern rissen sie in weniger als drei Tagen wieder aus, sobald sie den Rauch aus ihren väterlichen Hütten rochen“.[73]

Rudolf Maximilian selbst konnte mit einem Teil der Verteidiger über die Donaubrücke entkommen.

Er verstarb am 1.10.1647 in Lübeck.[74]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. die Erwähnung bei KELLER; CATALANO, Diarien.
[2] Sennfeld [LK Schweinfurt].
[3] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[4] WEBER, Geschichte, S. 199.
[5] Gochsheim [LK Schweinfurt] ; HHSD VII, S. 239.
[6] WEBER, Geschichte, S. 197.
[7] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[8] MANN, Wallenstein, S. 376f.
[9] Lüttich [Liège; Belgien].
[10] DÖBLIN, Wallenstein, S. 280f.
[11] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kr.]; HHSD VI, S. 533f.
[12] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.
[13] Kraichgau; HHSD VI, S. 427f.
[14] MAIER, Unterpfalz, S. 81f.
[15] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[16] Mainberg [Gem. Schonungen, LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f.
[17] WEBER, Geschichte, S. 197f.
[18] WEBER, Geschichte, S. 200.
[19] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[20] Arnstadt [Ilm-Kreis].
[21] Gehren [Ilm-Kreis].
[22] Weißensee [Kreis Sömmerda].
[23] Gorsleben [Kyffhäuserkreis].
[24] Sachsenburg [Burgenlandkreis].
[25] HAPPE I 106 v – 107 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[26] HAPPE I 108 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[27] Rockstedt [Kyffhäuserkreis].
[28] Bellstedt [Kyffhäuserkreis].
[29] Oberspier [Kyffhäuserkreis].
[30] Niederspier [Kyffhäuserkreis].
[31] Thalebra [Kyffhäuserkreis].
[32] Hohenebra [Kyffhäuserkreis].
[33] Gundersleben [Kyffhäuserkreis].
[34] Himmelsberg [Kyffhäuserkreis].
[35] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[36] Großbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[37] Kleinbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[38] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[39] Keula [Kyffhäuserkreis].
[40] Urbach [Unstrut-Hainich-Kreis].
[41] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].
[42] Peukendorf [Kyffhäuserkreis].
[43] Tennstedt [Kyffhäuserkreis].
[44] Bruchstedt [Unstrut-Hainich-Kreis].
[45] Bothenheiligen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[46] Volkeroda [Unstrut-Hainich-Kreis].
[47] HAPPE I 109 r – 110 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[48] Körner [Unstrut-Hainich-Kreis].
[49] Menteroda [Unstrut-Hainich-Kreis].
[50] Obermehler [Unstrut-Hainich-Kreis].
[51] Malteroda [Unstrut-Hainich-Kreis].
[52] Mehrstedt [Unstrut-Hainich-Kreis].
[53] HAPPE I 124 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[54] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[55] HAPPE I 129 v – 130 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[56] WEBER, Geschichte, S. 198.
[57] WEBER, Geschichte, S. 200.
[58] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[59] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[60] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[61] MAIER, Unterpfalz, S. 88f.
[62] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[63] MAIER, Unterpfalz, S. 90f.
[64] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[65] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[66] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[67] ADRIANS, Journalismus, S. 145.
[68] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[69] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[70] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.
[71] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[72] JUNKELMANN, Gustaf Adolf, S. 411f.
[73] MAHR, Monro, S. 166f.
[74] Lübeck; HHSD I, S. 153ff.
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